möglich zu machen und die Bildung eines B ü r g e r b l o ck s, einer Rechtsregierung, zu erzwingen. Maßgebender Einfluß der Deutschnationalen auf die Außenpolitik, auf die Zoll- und Steuerpolitik, auf die Sozialpolitik des Reiches— ist es notwendig ausfuhrlich darzustellen, was das bedeutet? Es handelt sich um Fragen der Verteilung des Volkseinkommens, um Milliardenwerte, aber auch um die höchsten Güter desFriedensund derRepublik. Indessen scheint es nicht, als ob die Bäume der Deutsch - nationalen in den Himmel wachsen sollten. Stresemann kann nicht mit ihnen gehen, ohne seine Außenpolitik zu zer- stören und Marx nicht, ohne seine Partei schwerer Zerrüttung auszusetzen. Gegen die Drohung des Grafen Westarp, er werde' kein Spiel mit wechselnden Mehrheiten mehr gestatten, also alle Vorlagen, sux die die Sozialdemokratie nicht zu haben ist, ohne Rücksicht auf ihren Inhalt ablehnen, haben wir schon das nie versagende Rezept genannt: die Regierung soll eben auf Vorlagen v e r z i ch t e n, die sie nur mit Hilfe der Deutsch - nationalen durchbringen könnte. Für das Volk kann das nur ein Vorteil fein. « Links von der Re-gierung der Mitte steht die Sozial- demokratie. Ihre Taktik ist von jener der Deutschnatio- nalen grundverschieden. Sie empfindet nicht den Drang zur sogenannten„Futterkrippe", dem Herr H e r g t jüngst wieder in Liegnitz so bewegten Ausdruck verliehen hat. Sie denkt auch nicht daran, die Vorlagen der Regierung anders zu behandeln, als sie es nach ihrem sachlichen Inhalt ver- dienen. Sie beabsichtigt nicht, die Regierung zu stürzen zu dem Zweck, die Mitte zur Koalition zu zwingen, wie es die Deutschnationalen als ihre Absicht verkündigen. Das Schicksal der Regierung Marx hängt unter solchen Umständen von ihrer eigenen Geschicklichkeit ab und von dem Grade der Einsicht, die sie den Röten des schaffenden Volkes entgegenbringt. Es hängt natürlich auch von ihrem eigenen Willen ab, sich, so wie sie ist, z u b e h a u p t« n u n d d u r ch- zusetzen. Jener Teil der hinter ihr stehenden Presie, der ihren Willen zur Selbsterhaltung in Zweifel zieht, indem er immer wieder mögliche neue Regierungskombinationen er- örtert, erweist ihr keinen guten Dienst. Trauen sich die Parteien der Mitte die Kraft zur Führung nicht zu, dann müssen sie die Führung anderen über. lassen. Wollen sie das nicht, so müssen sie versuchen, selber zu führen, so lange es geht. O Zu den wichtigsten Aufgaben des Reichstags gehört auch seine eigene Reform. Für ein Volk, das eine gewisie Kulturhöhe erreicht hat, ist die parlamentarische Demokratie die einzig mögliche staatliche Lebensform. Wort wirklicher Parlamentarismus herrscht, ist das Reden nicht Selbstzweck, sondern dos notwendige Mittel zur Herbei- führung von Beschlüssen. Auch die parlamentarische Arbeit bedarf der Rationalisierung. Unter der tatkräftigen Führung des Reichstagspräsiden- ten, unseres Genossen L ö b e, sind nach dieser Richtung schon erhebliche Fortschritte gemacht worden. Man darf aber sagen, haß im Reichstag immer noch zuvielgeredet wird. Da- durch bringt sich der Reichstag um seine Wirkung bei den Massen des Volkes, die von seinen Verhandlungen doch nur durch die Presse erfahren können. Sie können es nicht mehr in ausreichendem Maß, wenn sich die Fülle der in den Ausschüssen und im Plenum gehaltenen Reden so häuft, daß kein Blatt mehr in der Lage ist, ausreichend über sie zu berichten. Einen schweren Mißstand bilden insbesondere die unzäh- ligen langen Reden der kleineren Fraktionen vom äußersten rechten und linken Flügel, Reden, die gewöhnlich kein Mensch anhört und über die auch die Presse der Redner selbst nur in ein paar Zeilen berichtet. In solchen Fällen artet der Parla- inentarismus?n einen ganz sinnlosen Redebetrieb aus.
Niemand will den kleinen Fraktionen das Recht parla- mentarischer Redefreiheit beschränken— aber ihre Art, zu tun, als ob sie den ganzen Reichstag für sich gepachtet hätten, nötigt, sie daran zu erinnern, daß auch andere da sind, und daß ein Parlament nicht nur das Recht zu reden hat, sondern auch die Pflicht, zu arbeiten. Das Parlament, die gewählte Vertretung des Volkes, soll die Werkstatt sein, in der für das Volk, für seine arbeitenden, notleidenden Massen Nützliches geschaffen wird. Das ist der Leitgedanke für die parlamentarische Arbeit der sozial- demokratischen Reichstagsfraktion.
(dskar und Strefemann-�lttentäter. Liebesgaben für die Braven. Dem„Berliner Tageblatt" wird von einem ihm als ab- solut zuverlässig geltenden Gewährsmann folgende erbauliche Geschichte berichtet: Der Prozeß gegen die merkwürdigen Leute, die ein Attentat gegen Stresemann vorbereiten wollten, hat mit ihrer Frei- sprechung geendet. Im Laufe der Verhandlung kam das Gericht zu der Ueberzeugung, daß diese Leute nicht ernst zu nehmen seien. Damit sinken sie in das Dunkel zurück, aus dem sie sich durch Groß- sprechereien vergeblich herauszuheben versucht haben. Aber s o- lange sie interessant schienen, haben sie eine merk- würdige Anteilnahme erweckt. Prinz Oskar von Preußen hak dem Angeklagten Lorenz 50 Zlgaretken mit einem freundlichen Brief in die Untersuchungshaft geschickt. Derselbe Prinz Oskar, der dem Parteitag der Völkischen ein Vegrüßungs- telegramm sandte. Stresemann hat sich als Freund des ehemaligen Krön- prinzen besonders um dessen Wiederkehr nach Deutschland bemüht. Er wird es deshalb für ganz selbstverständlich hal- ten, daß der Bruder seines Freundes von Oels jetzt Liebesgaben an den Mann schickt, der wegen geplanten Attentats auf ihn, Herrn Stresemann. in Untersuchungshaft sitzt. Eine Liebe ist der anderen wert. Schafft Stresemann dem Oskar seinen Bruder wieder, so schafft Oskar Zigaretten für den, der Stresemann killen will. Das ist Hohenzollern - Ordnung! Tagung ües Zentrums. Die Stellung zu Republik und Reichsbanner. Wirtschaftliche und kulturelle Probleme. In Erfurt tritt heute der erweiterte Parteiausschuß des Zentrums zu einer Tagung zusammen, die einen Parteitag ersetzen soll. Der Parteioorstand hielt dazu am Sonnabend ein« Sitzung ab, in der Reichstagsabgeordneter Ivos und Reichskanzler Dr. Marx sprachen. Abg. Ivos führte noch einem Bericht der TU. u. a. aus, das Zentrum fühle sich mit verantwortlich für das, was die deutsche Re- publik sei und was sie werden solle. Die Republik lebe aber noch in dem Verantwortungswillen des gesamten Volkes und aller jener Parteien, die sie tragen sollten. Von der im Artikel 151 der Verfassung behandelten Ordnung des Wirtschaftslebens sei man n o ch w e i t entfernt. Man müsse die Auffassung ablehnen, als ob Wirtschaft allein Grundlage des Staates fein könne. Man könne sich nicht genug wundern darüber, mit welcher Gelassenheit die Trustbildungen nationaler und internationaler Art von der deutschen össentlichen Meinung aufgenommen würden. Hier handele es sich letzthin um die Hoheit des Staates und um einen Aufsaugungsprozeß, von dem breite Schichten'des Mittel- standes getroffen würden. Der Staat müsse hier rechtzeitig seinen Einfluß aufrechterhalten. Es müsse verhindert werden, daß die gesetzlichen Bestimmungen zum Schutze der Arbeitskräste unbeachtet bleiben. Der Redner wandte sich danach der kulturellen Gesetzgebung zu und erklärte, was die Zentrumspartei auf diesem Gebixte erstrebe, habe mit Herrschastssucht der Kirche, kultureller Engherzigkeit und Konzessionspolitik nichts zu tun. Die von der Weimarer Verfassung erstrebte Freiheit des Gewisiens und die Freiheit der Bekenntnisse müßten erhalten bleiben. Zum Reiches chulgefetz erklärte der Redner, daß das Zentrum die konfessionelle Schule wegen der Einheitlichkeit der Erziehung wegen.
Reichskanzler Dr. Marx sagte nach dem TU.-Berkcht u. a.. Unsere Partei ist in allen Ständen und Ländern fest davon über. -euat. daß der Wiederausbau unseres Volkes und Reiches n u r a u s der Grundlage der Weimarer Verfassung erioigeit kann. Auch über unsere Parteigrenzen hinaus hat sich das Per- ständnis für die Richtigkeit unserer staatspolitischen Haltung gesepigt. Weite Kreise, die der deutschen Republik bisher ablehnend gegen- überstanden, haben sich zu ihrer Anerkennung durchgerungen. Ta- gungen großer Beruss- und Wirtschastsverbände in den letzten Wochen, sowie innere Vorgänge im deutschen Parteileben sind Ve- weis dafür. Der Bestand der deutschen Republik ist gesichert. Die staatlichen Machtmittel sind stark genug, jeden Versuch eines Um- sturzes niederzuhalten. Auch die Zentrumspartei als Partei lehnt aufs schärfste jene Verbände ab. die sich als Kampfverbaiü« gegen den Bestand der heutigen deutschen Republik wenden. Wir wünschen den Zeitpunkt herbei, daß die Methode, mit politischen Kamps- verbänden Politik zu machen, verschwindet. Das Reichsbanner. dessen Tätigkeit in den Monaten der Umsturzgesahr von rechts eine Notwendigkeit geworden war, wird die ihm gesetzte Aufgabe. den Schutz der Verfassung gegen jedwede G-sahr, gelost haben(?> Unter den kulturellen Fragen wird die Lösung der«chul frage in der nächsten Zeit im Vordergrund stehen. Unsere Parte, wird von deutschnationaler Seite und gerode von deutsch - nationalen Katholiken der Vorwurf gemacht, als sei es unsere Schuld, daß ein die christlichen Belange respektierendes Reichs- schulqesetz noch nicht zustandegekommen sei. Gegen diese Vorwurfe muß ich schärfste Verwahrung einlegen. Sie sind unwahr: denn jene, die sie erhoben, wissen genau, daß das zahlenmäßige Stärkeverhältnis im deutschen Reichstag der Erleoigiiny eines unseren Belangen Rechnung tragenden Reichsschulgesetzes bis- her nicht günstig war. Mögen auch manche Katholiken mit der vorn Zentrum geführten allgemeinen Politik nicht einverstanden sein, in der so wichtigen kullurellen Frage des Reichsschulgcsetzes sollten alle Katholiken einig sein. Die Zentrumspartei wird nach wie vor der Schaffung eines Reichsschulaefetzes, der Sicherung der k o»- fessionellen Schule im ganzen Reiche ihre größte Sorge widmen. Neuer Reichsbannerprozeß. Vorbild Striegau — Grevcsmiihlcn? Am 26. November findet in dem Städtchen Hassel- selbe im Harz ein Prozeß gegen 14 Angehörige des Reichsbanners statt, denen zur Last gelegt wird, im Sep- tember 1925 einen Landfriedensbruch begangen und dabei ver- schieden« Stahlhelmleute mißhandelt zu haben. Die Staatsanwaltschaft hat nicht weniger als 122 Zeugen auf- geboten. Die Verteidigung, die in den Händen der Rechtsanwälte Dr. B a ere nspru n g- Magdeburg und P hi l i p p s- Braun- schweig liegt, will nachweisen, daß ein planmäßiger U e b e r- soll vom Stahlhelm auf das Reichsbanner erfolgte. und daß auch hier wie in Striegau und Grevesmühlen nicht die Angreifer, sondern die Angegriffenen zur Rechenschaft gezogen werden sollten. Da von der Verteidigung auch annähernd 166 Zeugen aus- geboten werden, ist mit einer Prozehdauer von mindestens zwei Wochen zu rechnen. Unterwerfung üer Rrbelteroppoßtion. Schljapnikow und Mcdwediew. Moskau . 30. Oktober. (Telegraphenagentur der Sowjetunic n.) Das Mitglied des politischen Bureaus M o l o t o w machte vor der Konferenz der Kommunistischen Partei der Sowjetunion außerhalb des Programms die Miteilung,.dab Schljapnikow und Med- w e d i e w, die Führer der sogenannten Arbeiteropposition,, an da, Zentralkomitee und die Zentralkommission eine Erklärung gerichtet haben, in der sie die Schädlichkeit ihrer eigenen srak- tionellen Tätigkeit zugeben und sich von den von ihnen vertretenen unrichtigen Ideen lossagen. In einer Sonderkundgebung des Zentralkomitees und der Zentral- kontrolltommission wird der weitere Zerfall des Oppositionsblockes festgestellt, was einen vollen Sieg der Idee der Einheit der kom- munistischen Partei bedeute. Die Erklärung Schljapnikow? und Medwediews wird in der„Prawda" veröffentlicht.
Die heilige Phrase. Don Paul Gutmann. Mitunter wird eine Situation durch eine zufällige Anekdote besser beleuchtet als durch eine weitschweifige Darstellung. Anekdoten sind gewissermaßen die Zeitlupen der Ereignisse. Deshalb verdient, ob wahr oder nicht, die Aussage jenes Zeugen Heller im Küstriner Femeprozeß unserem Gedächtnis einverleibt zu werden, wonach die Devise:„Gott mit uns" auf dem Rücken des mit dem Koppel- schloß geschlagenen Gröschke noch lange nach der Mißhandlung zu lesen gewesen sei. Die Anrufung Gottes als Schutzpatron der viehischsten Roheiten ist zwar nicht neu— in seinem Namen wurden Millionen sogenannter Ketzer und Teufelsbesessener er- mordet—, aber in unserer aufgeklärteren Zeit hat die Phrase der Frömmigkeit bei der Begehung eines Verbrechens immerhin eine pikante Note. Mag der Spruch:„Gott mit uns" auch ohne Ab- ficht des Mißhandelnden auf das Hinterteil seines Opfers geraten sein» die scheinheilige Phrase auf dem Leibriemen, der das Mord- messer trägt, hat Millionen das Kriegshandwerk oerklären sollen, sie wuchert noch immer in den Gehirnen derjenigen, denen das Alte unantastbar ist oder der anderen in ihrem Gefolge, die Gott sagen und die Befriedigung ihrer egoistisch-sadistischen Triebe meinen. Eine ebenso niederträchtige Phrase verlangt, daß der patriotische Deutsche im Franzosen den Erbfeind zu erblicken habe, wie es die Deutschnationalen auf einem ihrer Verbandstage dekretierten. Ist der Begriff des Feindes schon etwas Verwerfliches, so steht die Verewigung eines Hasses nicht nur mit dem üblichen Wortchristen- tum in Widerspruch, sie ist auch die niedrigste, teuflischste Regung menschlicher Besessenheit. Wir erinnern uns noch von der Schule her, diesen unverständlichen Begriff eingebläut bekommen zu haben, nun klammert sich eine große Partei an ihn, obwohl ihre Hand- lungen ihn wiederholt Lügen gestraft haben. Wie bequem ist eine derartige Phrase, um die Kritik der Massen einzuschläfern. Daß einer unser Feind ist, muß schließlich bewiesen werden, der Begriff Erbfeind setzt aber als bekannt einen geschichtlichen Verlauf voraus. Was aber die Geschichte betrifft, so sind gewisse Deutsche gewohnt, jegliche Lüge, nur weil sie überkommen ist. als Wahrheit hin- zunehmen. Der Hauptheld der nationalen Phrase, F r i d e r i c u s, hat es bekanntlich nicht verschmäht, mit dem Erbfeind zu paktieren. Er hat der Abtrennung alter Reichslande, wie Flandern , Elsaß und Lothrin- gen, für willkommene)ilfe, in alle Ewigkeit zugestimmt. Er hat die Sprache des Erbfeindes fast ausschließlich gesprochen und seine Dichter und Philosophen turmhoch über die gleichzeitig lebenden deutschen gestellt. Er hat den Erbfeind in jeder Hinsicht geliebt und sogar seine Lieblingshunde mit Kosenainen des Erbfeindes bedacht. Er hat seinen Gefühlen und Gedanken nur in der Sprache des Erbfeindes dichterisch Luft gemacht. Dieselbe Partei aber, die den
Haß gegen den Erbfeind verewigt sehen möchte, hat sich In Fridericus, dem Freund des Erbfeindes, einen Heiligen geschaffen. dessen Bild nunmehr die gebräuchlichste Markensorte der Republik ziert. � Schund und Schmutz lautet ebenfalls eine jener Phrasen, womit politische Heuchelei und psäffisches Muckertum die Regungen freier Moral und persönlicher Glaubensstärke zu brandmarken und zu vernichten sucht. Während die Zote aus zahlreichen Bühnen triumphiert, in Kabaretts die schamlosesten Gemeinheiten unter dem Gewieher eines dankbaren Publikums vorgetragen werden, soll der Dichter, der Freund der Wahrheit oder der bildende Künstler, dem die Nacktheit Religion ist, zum verdächtigen Gesellen gestempelt werden. Es ist nicht wahr, daß der Schund mit jenem üblen in Vorbereitung befindlichen Gesetz getroffen werden soll; denn jähr- hundertealte Erfahrung hat bewiesen, daß gerade mit dem Schund das Muckertum sich am besten verträgt. Wer aber den Armen dient, wer Gott im Herzen trögt und nicht auf den Lippen, wer überzeugt ist, daß ein Kamel eher durch ein Nadelöhr geht, als daß ein Reicher in den Himmel kommt, der wird gekreuzigt oder ver- brannt oder erschlagen wie Jesus , wie Johann Hus , wie Arnold von Brescia , wie Thomas Münzer oder auf den Index gesetzt wie Emile Zola. „helärengespräche" im Kleinen Theater. Während die Herren der Regierung das Gesetz gegen Schund und Schmutz und Witz und gesunden Menschenverstand und andere gute Gottesgaben aushecken, sorgt Herr Marcellus Schiffer dafür, daß wir noch einmal lachen. Wir lachen über seine Revue„Hetärengespräche", weil ganz klar wird, daß die strengen Leute oben an der Spritze sich mit Unrecht über unsere Verworfenheit entrüsten. Nein, es liegt kein Grund vor, um uns mit einem neuen Gesetz zu verbarrikadieren, wir werden auch ohne Zwangsjacke anständig bleiben. Nur der niedrigste Splcger sieht Greuel und Unmoral, wo es eigentlich etwas zum Lachen gibt. Marcellus Schiffer macht sich weidlich lustig über diese Borniertheit. Die ganze Revue geht dagegen. Es ist eine Revue ohne Revue- tlamauk, ohne Pleiteunkosten, ohne argentinische und andere exotische Koryphän. Es ist Berlin , das die Schnauze aufreißt und trotzdem gemütlich bleibt. Friedrich Holländer parodiert die parodisllicyen Worte durch eine Musik, die durch das ganze Kommersbuch und all« Gassenhauer stolpert. Dann kommt die Aufführung, die an vielen witzigen Einfällen reich ist. Man höre Marga L i o n und Fräulein Brock und L a n d s h o f f singen, obwohl sie nicht singen können. Dann schmettert Herr G e r r o n gewaltige Töne und ein Chor von gar nicht dressierten Girls tanzt so possierlich ungeschickt, das wir höchst zufrieden sind. Entschließt sich der Revuedichter, anstatt des langweiligen zweiten Teiles, für den feine Phantasie nicht mehr ausreichte, jetzt einen neuen und aktuelleren zu schreiben, dann ist die Berliner Revue, die im Metropoltheater lebendig gekitzelt werden sollte, im Kleinen Theater wieder erstanden. m. Yi.
3n der yumboldi.hochschule spricht Dr. R. PotoniS am DIenttag, 8 Uhr Seorgenstr. 30131(mit Lichlbildern) über:.Italien und seine Bulkane".
wenn EK öoch einmal käme! Monarchisten sprießt ein Zukunftsveilchen: Einmal kehrt vielleicht ER doch zurück! Warten wir gehorsamst noch ein Weilchen, Kommt uns dennoch das ersehnte Glück! Ach, schon übt ER wieder Reden, Reden, Daß in Doorn es durch die Bäume gellt. Denn wie gern zerschmetterte ER jeden, Der sich etwa ihm entgegenstellt! Ja, so zieht sich durch gewisse Träume Süße Sehnsucht schwarz und weiß und rot. (Frellich zittern Deutschlands Eichenbäume, Denen SEINE Säge wieder droht!) Klempnerläden werden aufgewienert, Prächtig funkeln soll der Brustbelag. Potsdams jungfräulicher Adel dienert Eine Stunde Hofknix jeden Tag. Es versammelt sich das Wild in Haufen, Daß ER es bequemer schießen kann. Abgediente Schranzen aber kaufen Neue bunte Uniformen an. Wilhelms alte Marmorbadewanne Wird mit frischen Dreadnoughts angemalt. Oskar Hoecker singt dem großen Manne Ein Poem, daß jedes Auge strahir. Kriegerbünde üben in Paraden: „Kerle, schmeißt die Beine weiter'raus!" Und ein Unterricht wird gar nicht schaden Ueber unser Hohenzollernhaus. Doch das Volk? Das Volt bezahlt die Kosten, Wie ihr's aus der Weltgeschichte wißt. Deutsche Republik, sei auf dem Posten, Wenn der Wilhelm oor den Toren ist! _ Henning Duderstadl. Leber Laalol« France spricht Professor Eduard ZSechZIer, der Ordinär!»» iiir romanische Literatur an der UniversstSI am Dienstag 7 Uhr im Plenarsaal des ReichSwirtschastSral», Belleoucslrahe 15. Heinrich Illar.n wird aus Einladung der Volksbühne am 8. November, nbendS 8 Ubr, in der Singakademie aus seinen Werken vorlesen. Eintritts« karten zum Preise von 1 M. in den VerkausSslillen der Bollsbübne. Segen die Schmuh- nnd Schundgesetzvorlage sprechen Mittwoch 8 Uhr im ebcmalsgen Herrenhaus, Leipziger Straße Z, aus Veranlassung des Bunde» entschiedener Schulresormer Arthur Höllischer, Pros. Paul Oestreich , E. v. Ossetzky, Gerda Wehl. vte Itenregeluog de» Sexualleben» In Sowletruh'aud bebandelt Dr. Magnus Hir ichseid im Rabmen der Veranstaltungen der Sc- sellschatt der Freunde des neuen Rutzlaird am Donnerstag. 8 Uhr, im „Russischen Hos-, Georgenstraße 22. Die Libtlothek von Lenlograd bat sür AuSbauzwecke und Vermehrung des Bücherbestandes von der Sowjctreglcrnng t Million Rubel erhalten. ES ist daraufhin beschlossen worden, an das Bibliothettgebäude einen neue» Flügel anzubaue».