Nr. 314 43.Jahrgang
5. Beilage des Vorwärts
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Als der bekannte Münchener Soziologe Dr. F. Müller- Lyer in den letzten Oftobertagen 1916 mitten im Kriege, an dem er noch furze Zeit als Oberstabsarzt teilgenommen hatte, erst 59 Jahre alt von uns schied, war für seine Bücher eine schlechte Zeit. Ein Mann, der vor kurzem geschrieben hatte, daß aus dem Kriegsstaat ein Arbeitsstaat geworden sei, daß jeßt nach Hunderttausenden von Jahren des Vervollkommnungsprozesses der menschlichen Gesellschaft eine neue Aera beginne, in der die so mühsam erworbenen Kulturerrungenschaften durch den zielsetzenden Menschengeist zur Erhöhung der Wohlfahrt des Individuums benutzt werden würden, und daß der Mensch, der bis dahin der Sklave der Kultur, der Narr seines eigenen Geschöpfes, jezt anfinge, sich zum Herrn und Meister der Kultur zu erheben, konnte natürlich nicht mehr populär sein. Müller- Lyer selbst hat es wenig verdrossen, daß seine Anhänger von ihm abfielen, weil sie glaubten, der Krieg hätte bewiesen, daß es nichts sei mit dem Kulturfortschritt. Müller- Lyer maß die Zeit nicht nach Jahren, sondern nach Jahrtausenden, denn er wußte, daß die Welt nicht in sieben Tagen erschaffen war. Die Erdgeschichte, vom Gneiß und Glimmerschiefer über das Cambrium, Carbon, die Kreidezeit, das Tertiär bis zum Diluvium, in dem zum ersten Male die Spuren des Menschen auftreten, hatte ihn gelehrt, wie man Menschheitsgeschichte zu studieren hat, und er vergaß nie, daß die paar Tausend Jahre Weltgeschichte" nur einen fleinen Teil der Menschheitsgeschichte ausmachen. So fam er dazu, die naturwissenschaftliche Forschungsmethode auf die Soziologie anzuwenden; er erfand die phaseologische Methode, mittels deren er die Entwicklung der menschlichen Kultur studierte von ihren primitiven Anfängen an bis zur heutigen Zeit. Er betrachtete, im Gegensatz zu den Historikern, nicht die Entwicklung der einzelnen Bölker von ihren Anfängen bis zu ihrer Höhe und ihrem Untergang, sondern die Ent wicklung der soziologischen Funktionen, die Entwicklung der Wirt schaft, der Fortpflanzung, der sozialen Organisation, der Sprache, der Wissenschaft, Religion, Moral, des Rechts und der Kunst, unabhängig von den jeweiligen Trägern der Kultur. Das führte ihn zu der Erkenntnis, daß die Kulturentwicklung der Menschheit eine fortschreitende Bewegung ist und daß diese Bewegung gesetzmäßig in bestimmter Richtung fortschreitet. Die Aufdeckung dieser Richtungslinien des Fortschritts wird uns nun, nachdem wir uns der Kultur entwicklung bewußt geworden sind, ein Wegweiser ins Land der Zukunft. Bir ahnen wenigftens, wohin der Weg führen wird, und mir fönnen uns bestreben, den Richtlinien des Fortschritts zu folgen und so das Ideal: den vollkommenen Menschen im vollkommenen Staat durch das Mittel der Kulturbeherrschung zu verwirklichen.
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Auch heute noch, zehn Jahre nach dem Tode unseres Forschers, ist die Welt noch nicht geneigt, den von Müller- 2yer gebahnten Beg wieder zu betreten. Mehr denn je leugnet man den Fortschritt der Kultur und sieht vor dem Rückfall in die Barbarei, vor dem Kriege, nicht mehr den Unterschied zwischen dem halbtierischen Diluvialmenschen, der das Feuer noch nicht fannte, und dem heutigen maschinenbauenden Gegenwartsmenschen; man sieht nicht den großen Abstand zwischen der einstigen Horde und dem heutigen Staat, und man will nicht wahr haben, daß ein Unterschied zwischen dem Fetischanbeter und dem Philosophen besteht. Eigentlich haben nur die Sozialisten in heutiger Zeit nicht vergessen, an die Weiterentwid lung der menschlichen Gesellschaft zu glauben, aber wenn Müller- Lyer noch die russische Revolution und den Bolschewismus erlebt hätte, würde er auch den Kommunisten den Vorwurf machen, daß auch fie mit zu kurzen Maßstäben die Geschichte messen und daß sie sich hätten betören lassen durch den Wunsch, für sich ihre Ideale zu verwirklichen, die vielleicht erst in Jahrhunderten zu verwirklichen sind. Es liegt in der menschlichen Natur begründet, unser furzes individuelles Leben allzusehr zu überschäßen, aber jede Frucht muß reifen, bevor sie genußfähig wird. Wir können der Natur nur nachhelfen, den Reifungsprozeß beschleunigen und durch Zuchtwahl Pflanzen schaffen, die früher Früchte ansetzen.
und dann das große Werk verfaßt hätte. Aber davon wollte er nichts wissen, obwohl er den wissenschaftlichen Betrieb tannte und eine Reihe physiologischer Arbeiten veröffentlicht hatte, die heute noch von Bedeutung sind. Ich erinnere nur an die bekannten Müllerschen Sinnestäuschungsfiguren, die man in allen Lehrbüchern abgebildet
findet.
Sonntag, 31. Oktober 1926
ein Buch, das wegen seines ethisch- lebensanschaulichen Inhalts und der Begründung der„ euphorischen Philosophie" große Verbreitung gefunden hat. Das Buch enthält aber auch alles Wesentliche über die soziologischen Forschungen Müller- Lyers. Seinen Freunden fiel ein Stein vom Herzen, als der Sinn" das Licht der Welt erblickte. Nun konnte sein Hauptwerk, das auf zehn bis zwölf Bände berechnet war, zur Not ein Torso bleiben. Wenn trotzdem in den nächsten Jahren eine Reihe von Bänden fertiggestellt wurde, so verdanken wir das in erster Linie wohl der Gattin und fleißigen Mitarbeiterin des Forschers, deren Tatkraft es auch zu danken ist, daß nach dem Tode Müller- Lyers noch ein fast fertiger Band herausgekommen ist. Hoffentlich gelingt es ihr, dem vielen, das nur als Gerippe vorhanden ist, Fleisch und Blut zu verleihen, damit ein lebendiger Körper daraus werde.
Bon seinem dreißigsten bis fünfzigsten Jahre lebte Müller- Lyer fast ohne Verkehr, einsam als stiller Privatgelehrter nur seiner Wissenschaft und der Musik. Ehrgeiz und Ruhmsucht waren ihm völlig fremd und er hatte eigentlich die Absicht, nichts zu veröffentlichen, bevor er nicht seine Methode für sämtliche der genannten soziologischen Gruppen ausprobiert und sein ganzes Werk vollendet hätte. Es bedurfte aller Ueberredungskunst seiner Freunde, besonders seines Schülers und„ Evangelisten" um mit Schopenhauer zu sprechen Dr. Bohlen, der nun leider auch schon tot ist, ihn zu bewegen, die Phasen der Kultur" erscheinen zu lassen und vor allem den„ Sinn des Lebens und die Wissenschaft", Verlag erscheinen.
Wir können es uns an dieser Stelle versagen, näher auf das Werk Müller- Lyers einzugehen, da wohl in den meisten Arbeiterbibliotheken die Bücher Müller- Lyers vorhanden sind. Müller- Lyer hat so populär geschrieben, daß ihn jeder verstehen kann. Mit Absicht hat er sich an die Allgemeinheit gewandt, was ihm von gewisser Seite! verdacht wird, und man straft ihn dadurch, daß man ihn einen Popu larifator nennt und übersieht das, was an ihm neu ist. Es wäre vielleicht praktischer gewesen, wenn Müller- Lyer seine Forschungsergebnisse zunächst kurz in wissenschaftlichen Journalen veröffentlicht
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Eine Gedächtnisschrift für Müller- Lyer , herausgegeben von Frau Betty Müller- Lyer, wird in diesen Tagen im Langenschen
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