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Reichsmillionen für Sportverbände.

Aber die Arbeitersportler werden ausgeschaltet. Aus Sportlertreisen wird uns geschrieben:

Seit Bestehen der Republik fördert das Reich die Leibesübungen, indem es den Spizenverbänden, darunter auch der Zentralfommission für Arbeitersport- und Körperpflege Beihilfen gibt. Die Reichs­regierung läßt sich in sportlichen Dingen durch den Reichsbeirat für förperliche Erziehung beraten und hat auch dessen Rat bei Verteilung der Beihilfen stets gehört. Eine Ausnahme das non wurde gemacht durch das Kabinett der Rechtstoalition unter Schiele und Schlieben. Während der ganzen Amtszeit des Herrn Schiele ist der Beirat nicht einberufen worden. Seinen Vor­fizenden, Staatssekretär Heinrich Schulz , hatte man bekanntlich aus dem Amt hinausgeefelt. Diese Zeit haben die bürgerlichen Sportler unter Leitung des früheren Staatssekretärs Dr. Lewald benutzt, um für sich eine Extramurst zu braten. In aller Stille haben sie mit den beiden deutschnationalen Ministern gefuhhandelt und erreicht, daß ihnen eine Million Reichsmart für die erste Bauperiode des Sportforums im Grunewald ge­währt wurde. Im Reichstage hatte man ebenfalls in aller Stille die bürgerlichen Parteien für den Plan zu gewinnen gewußt, so daß dort eine Mehrheit gesichert war. Ehe noch die Deffentlichkeit Lavon Kenntnis erlangt hatte, war die Forderung in der zweiten Lesung des Haushalts bewilligt worden.

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Das geschah zu einer Zeit, als der Arbeiter- Turn und Sportbund den Bau seiner inzwischen fertig gestellten Bundesschule schon begonnen hatte, ohne eine Reichs beihilfe erbeten zu haben. Die Bundesleitung hatte von einem Antrag abgesehen, weil bis dahin das Reich grund= sätzlich Beihilfen zu Bauvorhaben abgelehnt hatte und nach aus. drücklicher Erklärung des zuständigen Dezernenten auch an diesem Grundsatz festhalten wollte.

Die Arbeitersportverbände hätten sich mit dieser Haltung der Regierung abgefunden, wenn die Regierung ihrem Grundsatz selbst treu geblieben wäre. Nachdem sie aber von ihm abgewichen war, forderten auch die Arbeitersportler nicht nur grund­fäßlich die Wiederherstellung des Gleichgewichts, sondern sie be nötigten auch sehr dringend einer Beihilfe, weil die inzwischen ein getretene Wirtschaftskrise die finanzielle Leistungsfähigkeit der Mit­glieder start herabgedrückt hatte. Zur Fertigstellung des Baues mußten Darlehen aufgenommen werden, denn eine Abftoppung des Bauprogramms hätte zu einer starten Erhöhung der Baukosten geführt.

Als die Arbeitersportler von der Bewilligung der Million für das Sportforum hörten, stand nur noch die dritte Lesung des Haus. haltsplanes aus. Sie veranlaßten die sozialdemokratische Fraktion, einen entsprechenden Antrag zu stellen. Die dritte Lesung fand aber erft furz vor Beendigung des Etatsjahres ftatt, was zu einer erft kurz vor Beendigung des Etatsjahres statt, was zu einer Drosselung der Beratung führte. Anträge fonnten nicht mehr ge­stellt werden. Aber auch im neuen Etat hatte die Regierung feinen Posten eingestellt. So tam es, daß der Reichstag die Regierung in einer Entschließung aufforderte, zu prüfen, inwieweit eine Unterstügung vorbildlicher Bauvorhaben auf dem Gebiete der Leibesübungen sich empfehle. Gegebenenfalls sollte sie im Nachtrags­etat Mittel anfordern.

Todesstrafe für Schulz und Klapproth.

Die Strafanträge im Landsberger Prozeß.

BS.£ andsberg( Warthe ), 2. November 1926. Am Schluffe ihres zweistündigen Plädoyers stellten die Bertreter der Anflage im Landsberger Fememordprozeß folgende Straf­anträge: Oberleutnant Schulz wegen Unstiftung zum vollendeten Mord Todesstrafe. Erich Klapproth wegen gemeinschaftlichen Mordes Todesstrafe. Oberleutnant Raphael wegen Beihilfe zum vollendeten Mord zu 6 Jahren Zuchthaus, wegen Meineides zu 6 Monaten Gefängnis, umzuwandeln in 4 Monate Zuchthaus, wegen schwerer Körper­verlegung, nötigung und Anstiftung hierzu zu 2 Jahren Gefängnis, umzuwandeln in 16 Monate Zuchthaus , diese Strafen zu einer Ge­famtstrafe von 7 Jahren Zuchthaus zusammenzuziehen unter voller Anrechnung der erliffenen Untersuchungshaft. Vogel wegen Beihilfe zum vollendeten Mord zu der Mindest­ftrafe von 3 Jahren Zuchthaus, ferner wegen Meineides zu 6 Mona­fen Gefängnis, umzuwandeln in 4 Monate Zuchthaus , zufammen­zuziehen in eine Gesamtstrafe von 3 Jahren 3 Monaten 3uchthaus, unter voller Unrechnung der Untersuchungshaft. Willi klapproth wegen Beihilfe zum vollendeten Mord zur Mindeftstrafe von 3 Jahren Zuchthaus, unter voller An­rechnung der Untersuchungshaft. Glafer wegen Beihilfe zum vollendeten Mord zur Mindeft­ftrafe von 3 Jahren Zuchthaus, unter voller Anrechnung der Unterfuchungshaft. Schiburr wegen fortgefehter schwerer Körperverletzung und Jöfigung zu 1 Jahr 6 Monaten Gefängnis. Beder wegen Anftiftung zur schweren Körperverletzung und nötigung zu 9 Monaten Gefängnis. Fride wegen fort­gefehter Körperverletzung und Noiigung zu 6 Monaten Gefäng­nis. Grach wegen fortgesetter Körperverlegung und Rötigung zu 4 Monaten Gefängnis. Rohm von der Anklage der Körperverletzung und nötigung freizusprechen.

Fall nicht Gegenstand des Prozesses sei und untersagt den Geschwote. nen, diese Feststellungen zur Grundlage der Urteilsberatung zu machen.

Schulz der Anstifter.

Nachdem der Anflagevertreter sich mit den anderen Angeklagten beschäftigt hat, wendet er sich dem Angeti Schulz zu: Schulz bestreitet, daß er Klapproth und Büsching den Befehl zur Be­feitigung Gröschtes gegeben habe. Weder Anstiftung noch Beihilfe lägen in seiner Natur, lieber hätte er das selbst getan. Außerdem habe er von dem Fall Gröschte gar nichts gewußt. Die Frage ist nun, ob die Hauptverhandlung den Indizienbeweis erbracht mit Schulz richtig sind, dann besteht kein Zweifel daran, daß Schulz hat. Wenn die Angaben von Schrent und Beder über ihr Gespräch sich mit dem Gedanken getragen hat, Gröschte als kommunistischen Spion verschwinden zu lassen. Zu Unrecht hat die Berteidigung diese beiden als unglaubwürdig hingeftellt, denn nach zwei Jahren fann man nicht mehr alle Einzelheiten genau schildern. Beder hat m der Hauptverhandlung einen sehr guten Eindruck gemacht. enn seine Angaben von Schrent nur zum Teil bestätigt worden sind, so beweist das aber, daß auch seine übrigen Angaben richtig find, auch die Begründung, daß Schulz erklärt habe, er als Leiter der Organisation wolle mit der Sache nichts zu tun haben. Dadurch ist Gröschte ist auch getötet worden. Ist das aber auf Befehl von Schulz geschehen? Das ist der springende Bunft. Schulz war zwar in Gorgast, aber nicht in der Belle von Gröschte. Zweifel­los ift er aber von Raphael genau unterrichtet worden. Klapproth und Büsching waren seine Bertrauten. Weiter ist eine Reihe von Personen zur Ausführung dieser Tat verwendet worden, die nur von einer Stelle aus in Bewegung gesetzt werden fonnten. Büsching oder Klapproth fonnten das nicht veranlassen, dazu war Klapproth und Bogel von der Division in Berlin aus eine höhere Stelle erforderlich, wie ja tatsächlich der Befehl an Willi gegangen ist. Auf Grund der Beweisaufnahme ist mit Bestimmthelt anzunehmen, daß Schulz die Stelle war, die das veranlaßt hat. Dabei ist unerheblich, ob er es felbft getan hat oder durch seine Untergebenen. Er hatte ja auch ein erhebliches Interesse daran, daß dieser Fall nicht zur Kenntnis der Deffentlichkeit und damit der Entente tam, denn dann flog nicht nur das Kommando Gorgast, Im weiteren Verlauf der Vormittagsfizung in Landsberg sondern die ganze Abteilung Küstrin auf. Die versteckte Anstiftung wurde Oberleutnant Schrent vernommen, der gemeinschaftlich lag schon in feinen Aeußerungen zu Schrenf und Becker, die weitere mit Becker das Protokoll zum Fall Gröschte dem Oberleutnant Beihilfe in der Besorgung von Gift. Schulz hatte nicht nur den Schulz übergeben hatte. Er ist außerordentlich gewissenhaft in Tötungswillen, er hat auch den Befehl zur Tötung von Gröschte an seinen Aussagen und bestätigt die Hauptpunkte der Aussagen Beckers, Büsching oder Klapproth oder beide zusammen gegeben. Dieser Bes obwohl der Borfigende ihn mit einer auffallenden Barschheit be­fehl ist auch ausgeführt worden. Durch Ueberredung oder Mißbrauch handelt. Die Frage des Schulz an Becker:" Haben Sie schon ein- feines Ansehens hat Schulz auch beide veranlaßt, die Tat zu be mal einen Menschen getötet" und seine Bemerkung über die Moor­Beder unter dem Eindrud warnend angesehen hat, daß Schulz etwas Aussage in der Voruntersuchung beschworen hat. Raphael ift ferner des Meineids schuldig, weil er eine falsche löcher ist Schrent bereit zu beeiben. Ebenfalls daß er barauf gehen. Er ist der Anstiftung zum Morde schuldig. Gewaltsames plante. Oberleutnant Schrent bleibt bet feiner Dar- Aussage in der Voruntersuchung beschworen hat. Staatsanwaltschaftsrat Dr. Smeemann vertrat darauf die ftellung trop sehr erregter und immer wieder einfegender Borhal Anklage wegen Rörperverlegung und Mißhandlung und stellte die tungen des Bersihenden und verschiedener Interventionen der Ber diesbezüglichen Strafanträge. Anschließend daran stellte Oberstaats­teidigung. Der Angeklagte Schulz bezeichnet dagegen den Sach- anwalt Rohrlad die Anträge in der Mordanklage. Er betonte verhalt als unmöglich. hierzu, daß bei Schulz bie Anftiftung zum vollendeten Morde erwiesen sei und daß nach dem Gesetz der Anstifter wie der Täter be straft werden müsse. Auf Mord stehe nur eine Sühne, die Todes. strafe. Mildernbe Umstände feien nicht vorhanden. Das gleiche gelte für Klapp roth, der als Mittäter am pollendeten Mord wie der Täter bestraft werden müsse. Glaser habe nur in uner­heblichem Maße Beihilfe zum Morde geleistet, deshalb fomme bei ihm die Mindeststrafe in Frage, dagegen müsse Raphael viel anvertraut war, und meil Raphael sich über seine Pflichten hinweg fchärfer bestraft werden, weil ihm als Fortkommandanten Gröschte gesetzt habe. Strafmildernb fomme bei ihm nur in Betracht, daß er unter dem Einfluß von Schulz gestanden habe, der ihn in der Hand gehabt habe.

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verzichtet worden war, schließt der Vorsitzende vorläufig die Nachdem allseitig auf den Sachverständigen Oberft Gudovius Beweisaufnahme und läßt eine Pause eintreten.

Der Ankläger spricht.

Nunmehr ist der Nachtragsetat dem Reichstag zugegangen, aber es befindet sich tein Posten zugunsten der Arbeiter- Turn­imd Sportschule darin. Durch einen Rabinettsbeschluß Nach der Bause verzichtet der Vertreter der Anflage zunächst ift ein entsprechender Antrag des Reichsmini auf die Bernehmung der Zeugen Schmidt und v. Albert. In seiner steriums des Innern abgelehnt wardening der Fall Gröschte graufige Bilder aufgerollt habe. Schulz jei Anklagerede erklärt dann Oberstaatsanwalt Rohrlad zunächst, Gegen diese Iretende ungerechtigkeit erheben fein Durchschnittsmensch, sondern ein tapferer Soldat, der sich bei der nicht nur die Arbeitersportverbände den schärfften Proteſt. Die Bildung der Arbeitskommandos erhebliche Verdienste erworben habe, gesamte Arbeiterschaft ist stolz auf ihre neue Turn- und Sportschule mie auch die Arbeit der Arbeitskommandos zu loben fei, die bei und wird es nicht dulden, daß die Regierung der Republit ihr färglichem Lohn unter Einsegung ihres Lebens oft den Makelder minderwertigkeit aufdrückt. Sie wird es eine gefährliche Tätigkeit auf sich genommen hätten, wobei die Ber­nicht dulden, daß die alte Pragis des Kaiserreichs auch in der pflichtung zur Verschwiegenheit es mit sich gebracht habe, daß die Republik geübt wird, wonach dem Bürgertum scheffel. Mannschaft von den Führern in schärffter Weise vor Berrat gewarnt weise gegeben wird, während man der Arbeiterschaft nur den wurden. Rat gibt, sich den bürgerlichen Verbänden anzuschließen.

Der Regierung steht nicht das Recht zu, der Arbeiterschaft gute Lehren über ihr Verhalten zu erteilen, sie hat Gerechtig Peit gegenüber allen Schichten der Bevölkerung walten zu lassen. Hoffentlich fühlen auch die bürgerlichen Linksparteien, daß das Vor­gehen der Regierung für die Republif eine zu starte Belastungs. probe darstellt und helfen im Reichstag dabei, daß der Schaden wieder gutgemacht wird.

Der britische Arbeiterwahlsieg.

Vorbote der Parlamentswahl.

London , 2. November. ( Eigener Drahtbericht.) Die am Dienstag abend vorliegenden Ziffern über den Ausgang der Stadt­wohlen in England und Wales laffen den Erfolg der Arbeiterpartei noch größer erscheinen als die ersten Wahlergebnisse. Die Arbeiter­partei hat demnach 185 Size neu gewonnen und 35 verloren; der Gesamtgewinn ist 150 Size, wobei befonders folgende Ge­winne bemerkenswert sind: Birmingham 8, Manchester 7, Liver­pool 6 Site. Die Labour Party hat in allen Bergarbeiter Städten große Fortschritte zu verzeichnen. Das Arbeiterblatt Daily Herald" schreibt, das Ergebnis sei nicht nur ein Zeichen für die Macht der Arbeiterbewegung, sondern besonders dafür, daß die Flut im Steigen ist, die die Konservativen bei der Neuwahl des Unterhauses hinwegschwemmen werde.

Das Testament Lenins . Sein Urteil über Stalin und Trokki.

In dem Rampf zwischen Stalin und Troßri spielt feit langem das sogenannte Testament Lenins " eine große Rolle. Es wird jetzt auf Grund einer Publitation eines amerikanischen frühe­ren Rommunisten auch in der bürgerlichen Bresse veröffent­licht. Das Organ der ruffifchen Sozialdemokratie, der Sozialistische Bote" hat bereits im Juli 1924 darüber ausführliche An. gaben veröffentlicht. Sicher existiert ein solches Testament. Ob der in der Frankfurter Beitung" veröffentlichte Wortlaut voll. tommen authentisch ist, fann man bezweifeln, mindestens ist die Uebersehung ungenau. Tatsache ist aber, daß im Jahre 1924 bei den Verhandlungen des damaligen Parteitages bereits über dieses Dokument gesprochen wurde. Lenins Witwe, die Krup staja, bestand damals auf der Verlesung vor dem Plenum des Rongreffes; fie fonnte aber damit nicht durchdringen.

In diesem Teftament wird von Stalius Eigensinn und vor der Gefahr, die aus feiner Machtfülle als Generalsekretär der Partei erwachsen fann, gewarnt, ihm gegenüber Tropki als der weitaus Befähigteften bezeichnet, auch die übrigen Mäglieder des Zentralfomitees, wie Sinomjem und Bucharin , von dem Lenin fagt, er sei ein Scholaftifer und verstünde nicht dialektisch zu

Auf die Frage von Rechtsanwalt Dr. Sad, wie fich die Staats­anwaltschaft zur Frage der Aberfennung der bürgerlichen Ehren­rechte stelle, erwiderte Oberstaatsanwalt Rohrlad, wenn er das gewollt hätte, dann würde er das auch beantragt haben. Nach einer halbstündigen Pause begannen dann die Plädoyers der Verteidigung, soweit es sich um das Delikt der Körperverlegung handelt. Um 8% Uhr wurde die Verhandlung auf Mittwoch, 9 Uhr vormittags( Berteidigung der wegen Mordes Angeklagten) vertagt. Im Laufe des Nachmittags dürfte, wenn fein Zwischenfall eintritt, das Urteil gesprochen werden.

Anträge zum Fall Gädicke.

Der Anklagevertreter geht dann zum Fall Gröschte selbst über. Nach der Beweisaufnahme sei anzunehmen, daß Gröschte tein Kommunist war. Fünf Tage nach dem Eintritt des Gröschte sei Schulz in Küstrin angekommen und habe jene Unterredung mit Becker und Schrenf gehabt, bei der er die bekannten Andeutungen gemacht, pon Moorlöchern und von Gift gesprochen haben soll. Spä­testens am Tage danach sei er selbst im Fort Gorgaft gewefen und habe sich in Küstrin dann mit Klapproth und Büsching über die Beseitigung des vermeintlichen Spigels beraten. Für den 22. Juni, der zur Ausführung der Tat bestimmt worden sei, feien Willi Klapp­roth, Bogel und Glaser nach Fort Gorgaft aus Berlin und Frankememordprezeß gegen Klapproth, ayn und furt a. d. D. abfommandiert worden. Am Abend dieses Tages feien Klapproth. Büsching und Glaser im Auto in Gorgaft eingetroffen. Büsching habe die Belle erbrochen und Anstalten gemacht, Gröschte sofort niederzuschlagen, was Klapproth verhindert habe. Dann habe man Gröschte zum Auto gebracht und sei abgefahren. Auf der Fahrt set Gröschte dann ermordet und in einer Schonung verfcharrt worden. Daran, daß Gröschte von Büsching ermordet worden sei, bestehe tein Zweifel. Die Anklage bezeichne Erich Klapproth als Mittäter, Glafer, Raphael, Milli Klapproth und Bogel als Gehilfen und Schulz als Anstifter. Klapproth habe entgegen feiner Angabe sicher vorher schon gewußt, was mit Gröschte geschehen sollte, zumal nach den ganzen Vorbereitungen ein bloßer Abtransport des Gröschte nach einem anderen Fort ganz unwahrscheinlich war. Klapproth und Büsching hatten ja auch vielfach zusammen schwierige Aufträge ausgeführt, fie feien gute Freunde gewesen, auch wenn fie sich gelegentlich mal in die Haare gerieten. Auf Grund der Beweis­aufnahme sei klapproth als Mittäfer des gemeinschaftlichen Mordes schuldig.

Der Angeklagte Raphael habe als Fortkommandant schon zu einem früheren Zeitpunkt, als die Anflage es angenommen hat, nämlich spätestens nach Eintreffen von Willi Klapproth, Bogel und Glaser, von dem Plan gewußt. Er habe an der Bor. bereitung des Unternehmens mitgewirft. As der Anklage­vertreter den Fall Gädicke zum Vergleich heranziehen will, unterbricht ihn der Borsigende mit dem Einwand, daß dieser

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denken werden so eindeutig gekennzeichnet, daß man deut­lich aus dieser Charakteristik Lenins Ausdrucksweise wiedererkennt. Heute hat freilich dieses Dokument feine Bedeutung mehr. Bor Jahren mochte der Kampf zwischen Stalin und Trotti noch als ein persönlicher Stampf angesehen werden, seitdem find zu den persönlichen Gegenfäßen zwischen Troßfi- dem ehrgeizigen und eitlen Literaien und Stalin dem Unteroffizier- Bolsche­wisten soviel fachliche Gegenfäße hinzugekommen, fettdem hat sich der Kampf aus einem persönlichen so sehr zu einem politischen zugespitzt, daß heute ganz andere Gefichtspunkte in Frage kommen. In den Debatten in der russischen Partei spielt dieses Dokument heute teine Rolle mehr.

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Sozialdemokratie und Große Koalition. In einem Teil der bürgerlichen Bresse wird eine Rede des Genossen Löbe für die Große Koalition verbreitet, die von ihm niemals gehalten worden ist. Angeblich soll diese Stellungnahme auf der Bezirks. konferenz der schlesischen Sozialdemokratie am vergangenen Sonntag

Das Schwurgericht wird am Donnerstag, Freitag und Sonn­abend drei andere Prozesse verhandeln, und am Montag mit dem Schulz wegen Mordversuchs an dem Feldwebel Gädice beginnen. Rechtsanwalt Dr. Löwenthal- Berlin hat für diesen Prozeß die Ladung weiterer Zeugen beantragt, so eines gewissen Jo a chi m Feldmann, der befunden soll, daß Klapproth ihm erklärt habe:" Hüte dich, daß du nicht unter die Spikel fommit, denn es iſt leicht, einen Menschen um die Ede zu bringen. 3wei Schüsse in den Hintertopf genügen, um den Menschen garantiert tot zu friegen." Weiter soll der im Schweriner Fememordprozeß verwickelte Ober. leutnant Schöler geladen werden, bem ebenso schon bekannt gewesen sein soll, daß klapproth und Büsching auf Befehl von Schulz vermeintliche Spikel und Verräter umgebracht hätten. Klapp­reth foll sogar einmal auf einem Motorrad eine Leiche aus Küstrin hinaus befördert haben. Schöler soll auch angeben, daß er zu­fammen mit dem Oberleutnant Frhr. v. Senden und Oberleutnant von Grolmann fich öfters bei Major Buchrucker darüber beschwert hätten, daß Schulz fowie Klapproth und Büsching planmäßige Auf­träge zur Beseitigung von Verrätern ausgeführt hätten. Ferner soll der in Schwerin abgeurteilte Feldwebel Boldt als Zeuge darüber vernommen werden, daß er be: seiner Verpflichtung durch Oberleutnant Schulz darauf hingewiesen worden sei, daß Ungehorsam und Berrat schwer bestraft würden. Ebenso soll Boldt auch wissen, daß Klapproth, Büsching und Fehlbusch allgemein als Mord= tommissien( M.) bezeichnet wurden, daß derjenige, dessent­wegen fie irgendwo plößlich erschienen, reif" war, d. h. durch Selbstjustiz bestraft werden sollte.

in Breslau erfolgt sein. Diese Veranstaltung war lediglich den Dele. gierten und Berichterstattern der sozialdemokratischen Presse zugänglich, so daß die Berichte der bürgerlichen Organe nur aus zweiter Quelle stammen können. Ihr Wert ergibt sich damit von selbst. Richtig ist, daß sich Löbe in der Debatte gegen einen Redner wandte, der grundsäglich je de toalitionspolitit ablehnte. jede Ein Wort für die Große Roalition ist dabei nicht gefallen.

Ein französischer Konful in China getötet. Der französische Stonful Robert in Lungtschau ist während einer Automobilfahrt von mitische Chauffeur fonnten sich retten. Die chinesischen Behörden Räubern getötet worden. Ein anderer Franzose und der anna­haben in Bataillon zur Verfolgung der Räuber entsandt.

Der Verband für europäische Verständigung veranstaltete gestern eine Rundgebung im Reichstag. Es sprachen Schüding( Dem)., Wissell( Soz.), Kaas( 3.) und andere, unter ihnen der Bolks­parteiler Kahl, der zwar nicht an den ewigen Frieden glaubt, aber dennoch erklärte: Durch Machtpolitik ist die Weltstellung Deutsch lands nicht mehr zu gewinnen. Wer daran glaubt, ist entweder ein unheilbarer Idealist oder ein politischer Hochstapler."