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der Schwarzen Reichswehr so beharrlich abgeleugnet worden Schwarzer ist. Selbst das Landsberger Schwurgericht das den Schöpfer und Führer dieser Arbeitstrupps", Schulz, frei­sprach, weil es ihm in dem zur Verhandlung stehenden Einzel­falle nicht nachweifen zu können glaubte, daß er den Befehl zur Ermordung des Gröschke gegeben hat in seiner Urteils­begründung ausdrücklich festgestellt, daß nach seiner Ueber­zeugung in diesen Arbeitstrupps" hoch verräterische Bestrebungen gegen die Republit schon zu früherer Zeit vorhanden waren, als das das Reichsgericht angenommen hat.

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Diese Arbeitstrupps", deren Angehörige in voller Reichswehruniform mit Flinten und Säbeln ausgerüstet und im Waffengebrauch wohl unterrichtet wurden, follten eine attive Ergänzung zur Sicherung von Ruhe und Ordnung" im Lande sein, so, wie sie der Durchschnittsmilitär aufzufaffen pflegt. Deshalb auch der planmäßig ge. züchtete Argwohn gegen ,, Spigel" und ,, Kommunisten "! Deswegen die Sucht, Berräter" zu beseitigen! Es hat keinen Zweck, heute noch Dinge verheimlichen zu wollen, die alle Welt weiß und von denen das Ausland leider früher und mehr gewußt hat, als man in Deutsch

land nur ahnen fonnte!

Freilich, im Etat der Reichswehr hat von den ungeheuren Mitteln, die für die Arbeitstrupps" aufgewandt wurden, nie das Geringste gestanden. Wohl aber sind aus Agrarier und Industriellentreifen reichliche Mittel gefloffen, um dem Gesindel Unterhalt zu schaffen, das unter Buch um dem Gesindel Unterhalt zu schaffen, das unter Buch­ruckers Führung im Verein mit den bayerischen Hitler - Leuten die Deutsche Republik an dem deutschen Wesen der Schulz und Klapproth, der Raphael und Büsching genesen lassen wollte! Man weiß aus den Verhandlungen des preußischen Untersuchungsausschusses einige der Quellen, aus denen diese Mittel flossen. Man weiß, daß der Direktor eines Stinnes­Wertes in Rüstrin sich sehr aktiv für die Finanzierung jener Formationen ins Zeug gelegt hat, und man weiß, daß diese Arbeitstrupps nicht nur in Rüstrin und Döberit, sondern über das ganze Reich verstreut waren. Wurde doch in dem Dresdener Prozeß wegen Unterschlagung beim Boltsnotopfer einwandfrei festgestellt, daß auch der Reichs­wehrkommandeur General Müller sich aus diesem Boltsnotopfer 10 000 Mart für die schwarzen" Organisa­tionen hatte auszahlen lassen.

Der Vorwand, daß diese Trupps hauptsächlich zum Schutz gegen erwartete Einfälle von außen gebildet und geduldet wurden, konnte hinter den verschlossenen Türen früherer Geheimverhandlungen vielleicht noch seine Wir fung tun. Nachdem aber einmal durch die Verhandlungen im Femeausschuß des Preußischen Landtages sehr wesentlich hinter die Kulissen geleuchtet worden war, hat die öffent­liche Verhandlung in Landsberg jetzt noch ein Uebriges ge­tan. Sie hat vor allem gezeigt, welcher Art der Per fonenfreis war, der zum Sturz der Republik und zur Errichtung der Dittatur bestimmte offizielle Unterstützung fand unter dem Vorgeben, daß er vaterländischen Verteidigungs­zweden" dienen solle. Die grauen erregenden Ein­zelheiten, die im Falle Gröschte in Landsberg zur Sprache famen, zeugen von einer Bertiertheit dieser Gesellen, wie fie taum noch überboten werden kann. Der Fall Gröschte ist nur ein einzelner unter vielen. Aber wenn man sich eriert, mit welcher Selbstverständlichkeit die Tatsache zu gegeben wurde, daß der etwas einfältige junge Mann, der in gutem Glauben zur Reichswehr ging und dann im Fort Gorgaft von den Arbeitern" des Herrn Geßler buth st a b. lich zu Tode gemartert wurde, so fann man sich eine ungefähre Vorstellung von dem machen, was diese Schlächter in schwarzer" Reichswehruniform angerichtet hätten, wenn der Buchrucker- Putsch von Erfolg gefrönt worden wäre.

Diese Burschen als von vaterländischem Idealismus be­feelt" zu bezeichnen, dazu gehört schon ein lle bermaßvon gutem Glauben. Das Berliner Schwurgericht unter

Müdigkeit.

Konzertumschau von Kurt Singer .

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Borsiz des Herrn Bombe hat in seiner geheimen Urteils-| stoß zwischen ihm und dem Abg. Prof. Hoetzsch gekommen sein, begründung, die zum Teil im Landtagsausschuß bekannt der auf die Gefahrenmomente der Thoiry- Politik hinwies. wurde. ganz offen zugegeben, daß die Arbeitskommandos sich Demgegenüber erklärte Dr. Stresemann, daß die Beratungen von aus scharf rechtsgerichteten Leuten zusam Thoiry mit dem damit zusammenhängenden Fragenkomplex natür­mensehten", und daß sie den preußischen Innen- lich nicht so schnell geregelt werben fönnten, er aber weiter. minister als Gegnet ansahen! Diese ihre Stellung zum hin die Hoffnung auf eine Verständigung hege. Die Pressestimmen preußischen Minister, des Innern wurde ihnen von dem des Auslandes ebenso wie das Interview eines führenden fran­Bombe- Gericht noch als mildernder Umstand anzösischen Wirtschaftlers und Politikers betrachtet er scheinbar feines­wegs als ein Aufgeben oder gar Versagen der in Thoiry ein­gerechnet! geleiteten Politik.

Es ergibt sich also die Tatsache, daß die Arbeitstrupps", Anschließend berichtete General von Pawels über die Fragen bei denen die größten Roheiten von Offizieren un­gestört, zum Teil sogar angeregt, verübt wurden, nur der Militärkontrolle und der Verbände in Deutschland . Trotz des aus scharfrechtsgerichteten Leuten sich zusammen. Hervorhebens der erreichten Erleichterungen war aber aus seinen feßten. Die Mörder des Gröschte, die Folterer dieses Ausführungen zu entnehmen, daß vorläufig die Aussicht Mannes und die Offiziere, die das alles sahen, billigten auf wirkliche Befreiung Deutschlands von der und nicht verhinderten, sind Anhänger der Rechts- Militärtontrolle mehr als steptisch zu beurteilen sei, parteien, und die prominentesten deutsch natio wobei die Frage der Wehrverbände noch völlig offen blieb. nalen Verteidiger treten für die Mordgesellen in die Dr. Stresemann wollte scheinbar nicht gern Näheres darüber be­Schranken. Sie wollen noch immer glauben machen, daß richten; denn er soll nur geäußert haben, daß die Auflösung der irgendein nationaler Unterton in dem Saufen der Prügel und Wehrverbände nur nebenfächlich in Thoiry erwähnt worden sei. dem Knallen der Revolver der Mordbuben mitgeflungen hätte. Briands Interesse hätte sich dabei vornehmlich auf ein Führer­Das ist eine Solidarisierung, wie sie nur bei An- buch des Stahlhelms " tonzentriert, das militärische Kom­mandos enthielt, das aber inzwischen vernichtet sein soll. Im übrigen hängern des blutigsten Monarchismus möglich erscheint. Aber das ist nur die eine Seite der Sache. Die an überließ Dr. Stresemann dem Reichsinnenminister die näheren Mit­dere ist wichtiger. Es fann nicht allein bei dem Urteil in teilungen über die Wehrverbände ng maba die Weg bern Musi Landsberg bleiben. Nach dem, was dort aufgedeckt wurde, Auf die Frage aus dem Ausschuß, wie sich die Regierung zur fann der Reichstag sich seiner Verpflichtung nicht ent- Burüdziehung ihres Verbotes gegen Olympia " und" Wiking" gründern, Schüßern und Förderern jener Arbeitstrupps". Beschlusses des Staatsgerichtshofes ihren Verbotbeschluß überprüfen ziehen, völlig reinen Tisch zu machen mit den Bestelle, erklärte Dr. Külz, daß die Reichsregierung auf Grund des Sie sind auch heute noch nicht sämtlich aus ihren Stellungen würde, wozu bisher leider noch keine Zeit gewesen sei! Wenn die entfernt. Die Mißhandlungen und der Mord bei Küstrin Reichsregierung alsdann zu dem Ergebnis käme, daß das Verbot sind nicht nur eine Angelegenheit der Kleinen, die jetzt vor aufzuheben sei, würde sie mit einer entsprechenden Anregung an dem Richter standen, nicht nur des Strafgesetzbuchs, sie sind die preußische Regierung herantreten. Er ließ aber eine weitere eine Angelegenheit des ganzen deutschen Boltes und seiner Frage offen, was die Reichsregierung tun würde, wenn Preußen Selbstachtung. Deshalb muß verlangt werden, daß die mo- fich solchen Vorschlägen gegenüber ablehnend verhalten würde." ralisch mitschuldigen Beamten bis in die höchsten Stellungen hinauf unschädlich gemacht werden. Nur dadurch fann wieder ein Mindestmaß an Bertrauen zu jenen Amtsstellen geschaffen werden, das sie durch eigenes Verschulden ver­loren. odnou oond al

Der Bericht enthält grobe unwahrheiten; aus der Art aber, wie er Wahres und Falsches vermischt, ist un­bedingt zu schließen, daß er von einem deutschnatio­nalen Ausschußmitglied verfaßt sein muß. Die offizielle Parteitorrespondenz der Deutschnationalen hat sich nicht gescheut, diesen Bericht zu veröffentlichen. Für die Deutschnationaler Landesverrat. Schädigung der Reichsintereffen, die durch ihn verursacht wird, trägt die deutsch nationale Partei die volle Schwere Indiskretionen aus dem Auswärtigen Verantwortung. Ausschuß.

Die Verhandlungen des Auswärtigen Ausschusses des Reichstags sind nach der Verfassung vertraulich. Selbst Reichstagsabgeordnete, die ihm nicht angehören, dürfen ihnen nicht beiwohnen. Vor den Türen des Sigungs­faals werden Listen ausgelegt, die die Namen der berech tigten Teilnehmer enthalten. Keiner, der nicht in ihnen ver­zeichnet ist, darf den Saal betreten.

Trogdem find schon wiederholt Indiskretionen über Einzelheiten der Beratungen in die Preffe gedrungen, die von uns stets gerügt worden sind. Denn erstens verstößt es gegen die Interessen des Reichs, wenn Berichts­feßen, die zu Mißdeutungen Anlaß geben, in die Deffentlich­feit geworfen werden, zweitens aber bedeutet ein solches Verfahren eine Schmugtonfurrenz gegen die an ständige Bresse, die selbstverständlich auch dann schweigt, wenn zufällig einer ihrer Redakteure als Mitglied des Auswärtigen Ausschusses über seine Verhandlungen genau unterrichtet ist.

Was bisher an Unzulässigem auf diesem Gebiet geleistet worden ist, wird weit übertroffen durch die offizielle Rorrespondenz der Deutschnationalen Partei, die es fertig bringt, über die letzte Sigung des Ausschusses folgenden Bericht zu veröffentlichen:

Nach Eröffnung durch den Abg. Hergt ergriff zunächst Reichs außenminister Dr. Stresemann das Wort, um in längeren Ausführungen die von ihm verfolgte Politik zu verteidigen. Soviel wir erfahren, soll es in der Aussprache später zu einem Zusammen­

erften, im melodischen Fließen des zweiten Sages, dem bekannteren Doppel- Geigentonzert ähnlich, nicht überlegen, fast ebenbürtig, dürfte es bald Gemeingut der Violinisten sein.

Emil Bohnte demonstriert, wie ein gesunder Mufiter an der Wie das Publikum, so die Preffe. Auch der überwältigend größte Routine wachsen fann. Er hatte jüngst alle Schwere abgeworfen und führte einen Till Eulenspiegel " mit aller geloderten Kraft des Arms Teil der Berliner Musik- Kritik hat das bürgerliche Herz springen und des Herzens auf. Busoni's Violinkonzert lebbe auf unter der hören, bersten sehen unter dem Eindruck einer Beethoven- Interpre­tation im Klemperer Konzert. Der Revolutionär wird gegrüßt, magischen Fähigkeit des Ur- Musikers Adolf Busch . Das Spielerische der Romantiker geächtet. Und einer versteigt sich zu der herrlichen wurde groß, das Einfache bedeutsam, und man bemerkte plötzlich eine Randbemerkung, Beethoven sei jetzt erst entdeckt worden. Gemach: finnfällige Beziehung zum Beethoven'schen Konzert aller Konzerte. das ist nicht immer vorteilhaft. Schon das Gefühl der Inter - Am Anfang aber stand eine neue Sinfonie( Nr. 3, op. 20) von Mar pretation", der Auslegung macht einen Kniefall vor Beethoven eistalt. Trapp. Wie ist er beim Meister des Kolorits, der Streicher Interessant auslegen, das ist eine Sache des Intellekts und der künstlich Verzierung, der Bläser- Einfälle in die Schule gegangen! Wie herrlich hochgeschraubten Kraft, ist ein Zeichen des Abfalls von der Ronvention, flingt da ein feinft geformtes, tändelndes, hochgestimmtes Orchester! ist ein Beweis dafür, daß zuviel des Guten den Blick für das Gute Trapp weiß zu singen, weiß zu fontrastieren, zu entwickeln, er bringt verdunkelt. Man kann durch solche Darstellungswunder Schwächen es fogar zu einem Gipfel noch im vierten Sag. Ueberwucherndes entblößen, die besser unter dem Schleier der Tradition verborgen Gefühl zieht Müdigkeit nach sich, die durch harmonische und klangliche blieben. An diesen Eitelkeits- Allüren franken die Aufführungen der Reize wieder verscheucht, durch starke Partien fugierter Themen mutig meisten Bruckner- Dirigenten zweiten und vierten Ranges; und auch getötet wird. Eine große Musizierfreude herrscht vor, ein ehrliches die Mahlerianer follten sich vorsehen. Geniale und kapellmeisterliche werden. Also wirklich ein Musiker, wenn auch im Schatten Richards Bekennertum auch in Regionen, die anfangen, geläufig oder fremd zu Mufit offenbaren plöglich Gesichter, die, adlig und grimmassierend, des Zweiten. der Einheit und der Bewunderung gefährlich werden. Es wäre der Untergang der Mufit, wenn Beethoven ,, gerettet" werden müßte, die doch den Besten ein Besitz ist wie Bach . Müdigkeit des Publikums, Müdigkeit der Kritik läßt beim Ruf des Andersseins aufhorchen, applaudieren. Aber der liebe Gott felber läßt sich für die Frommen nicht retten, nicht für die Ungläubigen. Und tommt eine so vitale Outfider- Kraft wie Klemperer dahingefegt, fo fann er wohl offenbaren, was ihm sein Gott Beethoven anvertraut hat. Aber es ist Auto­fuggeftion ob? Lüge, wenn das schlafende Bublifum erklärt, dies fei mun, von heut auf morgen, der neue Gott seiner selbst. Welche Ber­wirrung, welche Täuschung der Gefühle! Hier wie in der Neuen Man hat Kleiber in Buenos Aires gefeiert als zweiten Bülow, als zweiten Nitisch. Man hat ihn also zwischen zwei Bolen feftgeklemmt. Wie unsicher muß er sein, wenn er so hin- und her schwankt zwischen dem Klassiker und dem Romantiker, dem Hämmerer und dem Sänger, dem Rhythmißer und Bellantisten! Und läßt es wahrhaftig für Berlin nachdrucken!

Welt.

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In Bruno Walter's Herz lebt Beethoven mit der IV. Sinfonie als ein Gefühlsmensch. Wenn hier das typische Unterhaltungspublikum mit geht, so ist das ehrliche Gesinnung. Wer hat auch in seinem echten Pelz so schnell revolutionäre Gesinnung versteckt? Walter war an diesem Abend allerdings müde. Selten war die Gesamt­stimmung so flau. Turandot - Proben, Reichstags- Konzert, General­probe für das Abonnements- Konzert wie follte da die Spannkraft felbst dieses Arbeits- Fanatiters nicht nachlassen! So brachte es die stilistische Berworrenheit der Pulcinella- Suite( Pergolefe Strawinfty) nur in der humoristischen Jazz- Szene zu fpontanem Erfolg. Josef Schwarz sang Händel 'sche Arien so warm beseelt, so schön im gesponnenen Ton, mie selten; die Battistini - Nähe war zu spüren, und eine Nobelkeit des Vortrags drang durch, wie bei einem Menschen, der aller Podium- Eitelkeit entsagt hat. Das zweite Doppel­Konzert von Bach erfuhr seine Auferstehung in der Bearbeitung von Offip Schnürlin. In der Fraktur, in der Technit, im Schwung des

Bon der Ivo gün wäre zu sprechen, vom Rosé- Quartett, vom Guarneri- Quartett. Ihr kennt sie, wißt von ihrem Wert. Also fort zu den neuen Namen. Adi Bernard, Schülerin von Iturbi, erweist im Sturm" ihre pianistische Begabung. In leichtem und eleganten Anschlag, im schönst modellierten Ton offenbart sich ein frisches Musikertum, das noch schwärmen, Melodien streicheln, das noch romantisieren darf. Ich hörte die Anmut in so viel Salonstüden Ausdruck werden, daß ich, wenn dieses Talent ganz fertig ist, auf das Spiel Beethoven 'scher Sonaten und Basch'scher Fugen gespannt bin. Alice Landolt geht in der Liszt 'schen C- Moll- Sonate fast über die Grenze ihrer Fähigkeiten hinaus. Stört Mangel an förperlicher Dis. pofition die Dispofition dieses großes Wertes? Befonntes steht neben Gewolltem. Aber in diesen Augenblicken der Inspiration zwingt uns die Künstlerin zur Anerkennung, daß sie schon einen großen Ruf zu verteidigen hat. Arthur 3 ad tommt aus Amerifa. Wie er Bach fpielt, das ist schon ein bißchen amerikanisch- langweilig, von oben herab, oder doch nur beiseite. Borzüge dieser Abwendigkeit: bequemst funktionierende Hände, sauberer, fräftiger, gesunder, doch nicht sehr edler Ton. Er höre sich Piatigorffy und Földesy an. Georg Herbst aus Bremen wieder hat den Sinn für Schönheit, Ebenheit, Klangfülle des Tönens auf der Geige. In seinem Alter ( Vierziger) den Weg zum Virtuofentum zu beginnen, zeugt von unge= brochener Kraft. Wer von uns anderen Kritikern wäre dazu nicht fchon zu müde, den Wettlauf mit großen Lichtern und Schatten auf zunehmen? Herbst besteht in Ehren. Seine Technit ist vorsichtig, auch unsicher; Geschmad aber und Beseeltheit des Spiels ersehen diese Manto, besonders in den La- folia- Bariationen, die jedem Schüler eine prächtige Lektüre sein konnten.

ajatisdrens

Paul Caffirer, Biftoriaftr. 35, eröffnet am 7. eine Ausstellung von Ge­mälden von E. 2. Kirchner, die einen Ueberblid über die legten Schaffensjahre des Künstlers gibt.

Gerade die deutschnationale Partei und Presse ist geneigt, in jeder ihr nicht passenden Veröffentlichung über Entwais­nungs- und Bewaffnungsfragen einen Landesverrat zu erblicken; die Seuche der Landesverratsprozesse ist zum großen Teil eine Folge des Geisteszustandes, den sie züchtet. Hier be­richtet die offizielle Korrespondenz der Deutschnationalen un gescheut von Verhandlungen über diese heiklen Fragen, von Berhandlungen, die zudem durch die Verfassung mit dem Schuß strengster Vertraulichkeit umgeben find!

Der Arbeitsplan des Landtags.

Der Aeltestenrat des Landtags beschloß am Mittwoch die Anträge zur produktiven Erwerbslosenfür­forge zu beraten. In den folgenden Tagen stehen eine Reihe fleinerer Entwürfe zur Erledigung. Am Montag tommender Woche werden die Steuergeseße( Kraftfahrzeugsteuer, Hauszinssteuer und Gewerbesteuer) bzw. die zu diesen Gefeßen, beantragten Abr änderungen auf die Tagesordnung gefeßt werden, dazu die Vorlage. über die Ausgestaltung des staatlichen Besizes an Elettrizitäts­unternehmungen. Die erste Beratung des Städtebau. geseges ist für Donnerstag, den 11. November, in Aussicht ger nommen worden. Am 12. November soll dann eine Pause bis zum 29. November eintreten. Dann will der Landtag vom 30. November bis zum 11. Dezember wiederum tagen. Für diese Zeit steht in der Hauptfache die erste Lesung des neuen Haushaltes an. Die Weih nachtspause wird voraussichtlich am 11. Dezember eintreten und soll bis Dienstag, den 11. Januar anhalten.

Die Gesamtzahl der deutschen Studenten an allen deutschen Hochschulen betrug im Winterhalbjahr 1925/26 82 602; fie ist, wie wir der neuesten Statistik entnehmen, um 13 000 höher als in der Vor­friegszeit und gegenüber den beiden vorhergehenden Semestern um 1 bzw. 4 Proz. gestiegen. Die Zahl der Theologiestudierenden hat weiter abgenommen, und zwar gegenüber dem legten Semester bei den katholischen um 9 Proz. Vermindert hat sich auch die Zahl der Chemie- und Pharmaziestudierenden und der Volkswirtschaftler. Ebenso scheint der Bergbau immer weniger Studierende anzuziehen, dagegen hat das Studium der Hüttenfunde zugenommen. Am stärksten ist die Vermehrung der Studenten beim Studium der Bahnheilkunde, der Tierarzneikunde und der technischen Fächer. Die philologischen Fächer finden ebenfalls mehr Beachtung. Die weib lichen Studenten haben keine erhebliche Zunahme aufzuweisen; ihre Zahl beträgt 6983 gegen 6923 im vorhergehenden Semester. Die Bahl der Ausländer an den deutschen Hochschulen hat sich von 8597 auf 7804 vermindert.

Phonographische Sammlung der deutschen Bolkslieder. Geh. Rat Karl Stumpf , der Berliner Psychologe und Musikwissenschaftler, begründet hat, bereitet seit einiger Zeit eine lautschriftliche Samm­der in seinem Universitätsinstitute das erste Phonogrammarchiv. lung aller noch in Deutschland lebendig gebliebenen Bolkslieder vor. Der Anfang wurde jegt in Oberbayern gemacht. Mit Unterstüßung der Deutschen Akademie hat Dr. Karl Huber banerische Boltsmelodien mit der Schallwalze aufgenommen. Auf einer Reise durch die bane­rischen Alpen verhörte er die befanntesten Voltssänge, daran schloß sich eine Veranstaltung in München , bei der eine Reihe von dazu eingeladenen Gebirglern fang oder auf den Instrumenten Wolfs weisen spielte. Der Ertrag in neuem material war über alles Er. warten reich.

Eine Kirche für vier Bekenntniffe. Ein Gotteshaus, in dem sich vier verschiedene Bekenntnisse zur Abhaltung ihrer Gottesidenste ver­einigen, ist in einem amerikanischen Ort East Lansing in Michigan eingeweiht worden. Die Kosten für den stattlichen Bau sind gemein­fam von den Baptisten, Kongregationalisten, Methodisten und Presbyterianern aufgebracht worden, die sich hier zu einer Bolts. Pirche" vereinigen. Der Pastor der Kirche ist von allen gemeinsam an­gestellt und hält den Gottesdienst nach den verschiedenen Riten. Ueber dem Altar sind die Sinnbilder aller vier Bekenntnisse angebracht. Der Andachtsraum hat Blatz für 1300 Teilnehmer; außerdem gibt es noch eine Rapelle für Hochzeiten und Begräbnisse, einen großen Saal für Festlichkeiten, Studierzimmer und Unterrichtsräume.

Alexander Granach liest auf dem Heinrich Mann Abend des Verbandes Deutscher Erzähler am 7., abends 8 Uhr, im Reichstag bie Heinrich Mann liest die Novelle Der Jüngling".- Rovelle felicitas". Karten bei Bote u. Bod und A. Wertheim.

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Der Physiologe Charles Henry, bekannt durch seine Arbeiten über das Wesen der Statalyse und eine neue Farbenlehre, tit in Paris gestorben. Funde aus der Zeit der Bölferwanderung. Bei Ausgrabungen in der Nähe der ungarischen Stadt Szeged wurden annähernd hundert goldene Schmuditüde, edelsteinbesepte Kleider, Spangen, Goldplatten u. a. gefunden, bie nach Annahme des Direttors des Staatlichen Museums im fünften bis sechsten Jahrhundert unserer Zeitrechnung von den Gepiden während ihrer Stampfe mit den Avaren vergraben worden find.