Der Erfolg unserer Werbewoche. Bisher 40 000 neue Mitglieder» 44 000 neue Leser! In einer Zeit schwerster Wirtschaftskrise und der Arbeitslosigkeit von Millionen hat die Sozial- demokratische Partei ihre rote Werbewoche angesetzt und durchgeführt. Mit dankenswertem Eifer sind unsere Partei- genossen in den meisten Bezirken ans Werk gegangen, um bei den Gleichgültigen neues Interesse für den sozialistischen Kampf zu erwecken und der sozialdemokratischen Presse neue Leser zu gewinnen. Bis zum 3. November wurden beim Parteivorstond aus den einzelnen Bezirken gemeldet: 40 693 neue Mitglieder, darunter SZZS Frauen, 44 238 neue Abonnenten für die Parteipresse. Diese Zahlen sind nur vorläufige. Es ist zu er- warten, daß sie noch wesentlich sich steigern werden, denn aus keinem Bezirk konnten bisher die Meldungen aus allen Ortsvereinen mitgeteilt werden. Aus dem weiten Bezirk Brandenburg zum Beispiel liegen erst aus 132 von ins- gesamt 415 Ortsoereinen Meldungen vor. Bom Bezirk Breslau hoben erst 153 von 255 berichtet. Aus der Pfalz konnte erst das Resultat von 60 Ortsvereinen über- mittelt werden, während das von den restlichen 150 Ortsver- einen noch aussteht. Auch aus Württemberg werden noch 230 Ortsvereine als fehlend gemeldet, während der Bezirk Niederrhein erst aus 6 von insgesamt 11 Unterbezirken die Resultate angeben kann. Bon den Parteizeitungen stehen die Angaben von 50 Blättern noch gänzlich aus, und die Zahlen- angaben der übrigen sind ausdrücklich als noch nicht abge- schlössen bezeichnet. Auch in der Roten Woche vom März 1914 zeigte sich, daß das endgültige Resultat erst längere Zeit nach dem Schluß der Arbeit festgestellt werden konnte,, und daß nach dem ossi- ziellen Abschlußtermin noch eine sehr starke Steigerung der zunächst gemeldeten Zahlen eintrat. Wir können also auch diesmal damit rechnen, daß die an sich schon ä u ß e r st günstigen vorläufigen Meldungen durch noch weit günstigere abgelöst werden. Sie zeigen uns, daß die alte Werbekraft der Partei und die Werbefreudigkeit der einzelnen Parteigenossen keineswegs nachgelassen hat. Das ist be- sonders erfreulich in dieser Zeit der s ch w e r st e n w i r t» s ch a f t l i ch e n Not, die es unendlich vielen Arbeitet* familien fast unmöglich macht, sich auf dauernde finanzielle Verpflichtungen festzulegen. Auch die Hetze der Kom- m u n i st e n, die gerade in den Jndustriebezirken während dieser Woche mit besonderem Nachdruck betrieben wurde, hat eine wesentliche Hemmung der Werbearbeit nicht erzielt. Vielmehr konnte oft beobachtet werden, daf* die maßlosen Be. schimpfungen, die die Kommunisten an Stelle sachlicher Gründe zu setzen pflegen, auf weite Kreise der Arbeiterschaft geradezu abstoßend gewirkt und somit das Gegenteil von dem erreicht haben, was damit beabsichtigt war. Die so erfreulich eingeleitete Werbearbeit kann mit der Werbewoche nicht abgeschlossen sein. Unsere Genossen im Lande werden aus den Erfolgen, die sie erzielt haben, neuen Anstoß herleiten, mit verstärkter Kraft an dem weiteren Aus» bau der Parteiorganisation und an die weitere Verbreitung unserer Presse zu gehen. Dazu Glückauf!
Robert dißmann . Ankunft des„Colnmbus".— Die Trauerfeier. Die Leiche Robert Dißmanns wird nach der am heutigen Donnerstag fälligen Ankunft des Dampfers„dolmnbus" in Bremen von Vertretern des Verbandsvorstandes der Metallarbeiter in Empfang genommen und nach Stuttgart übergeführt werden. Am Sonntag, vormittag 10 Uhr, ist im Stuttgarter Siegle-Haus eine große Trauerfeier, an der Vertretungen des Reichstags, der sozial- demokrattschen Fraktionen, des Parteivorstandes, des Jnternatio- nalen Metallarbeiterbundes und der verschiedenen Metallarbeiter- organisationen teilnehmen. An die Trauerfeier schließt sich ein großer Trauerzug zum Pragfriedhof an, wo die Bestattung erfolgt. » In Dißmanns Kämpferleben nimmt seine Arbeit im Metall- arbeiterverband einen besonderen Platz ein. Gerade im Metall- arbeiteroerband wogte noch dem Krieg die Meinungsfehde überaus stürmisch. Auf dem Meiallarbciterkongreß in Stuttgart (1913) hatte die unabhängig-kommunistische Opposttion die Mehrheit. Sie wählte ihren Wortführer Robert Dißmann mit einigen seiner Freunde in den Verbandsvorstand. Als im Gewerkschaftsbund die Forderung nach Jndustrieverbänden erhoben wurde, fand sie in Diß- mann ihren rücksichtslosen Verfechter. Mit seiner ganzen Leidenschaft setzte er sich für sie ein und es ist ihm persönlich sehr nahe gegangen, als sich der Breslauer Gewerkschaftskongreß gegen die so heiß ver- fochtenc und für ihn selbstverständliche Sache entschied. Nahe stand er vor allen Dingen immer der Neugestaltung der Sozial- gesctzgebung. In schier unendlichen Verhandlungen und Aus- einandersetzungen ist es ihm mit seinen Fraktionskollegen gelungen, die Fürsorge für die Erwerbslosen fortgesetzt zu verbesiern. Dazu kommt sein Wirken In der internationalen Arbeiterbewegung, vor allem im Internationalen Mctallarbeiterbund. Auf dem Hauptgebäude des Metollarbeiteroerbandes in Stutt- gart slattert die rote Fahne halbmast als Zeichen der tiefsten Trauer. Mit seinen Kollegen und Kameraden, den Metallarbeitern, trauert in Deutschland die Partei um den Abgeordneten und Kampf- genossen. Auch im Auslande fiihlt man den Verlust, den die Arbeiter- bewegung mit dem Tode Robert Dißmanns getroffen hat. * In einer Beileidskundgebung des Allgemeinen freien Angestell- tenbundes(AfA) an den Deutschen Metallarbeitcrverband heißt es il a.: Unsere freigewerkschaflliche Angestelltenbewegung Hot Robert Dißmann besonders nahegestanden, da er mit zu den Ar- beiterführern zählte, die die Notwendigkeit einer restlosen organisa- torischen Erfasiung der kaufmännischen und technischen Angestell. t e n im Interesse der vollen Schlagkraft der gesamten Arbeiter- bewegung rechtzeitig erkannt haben. Es war ihm mit zu danken. wenn gerade in der Metallindustrie das Zusammenwirten des Deutschen Metallorbeiterverband mit den zuständigen AfA-Ver- bänden ein besonders inniges geworden ist. Pressechef Zechlin. Die Ernennung des bisherigen Dirigenten der Presseabteilung der Reichsregierung. Geheimrat Dr. Zechlin zmn Ministerialdirektor und Leiter der Presseabtoilung, an Stelle Dr. Kiep», der als Botschaftsrat nach London geht, ist grundsätzlich beschlossen und dürft« im Laufe des heutigen Tages erfolgen.
Die Niederlage der<tooliöge-partei. Im Kongreß ein Fortschrittler ansschlaggebend.
Washington , 3. November. (Eigener Drahtbericht.) Die ersten Ergebnisse der am Dienstag stattgefundenen Wahlen zeigen, daß die orthodoxen Republikaner ihre Kontrolle über den Senat eingebüßt haben. Der Ausgang der Wahl ist ein schwerer Schlag für Prä- sident Coolidge . Die Demokraten können in folgenden Staaten Ge- winnc zu verzeichnen: New Jork, Massachusets, Kentucky , Maryland und Missouri . In vielen anderen Staaten sind die republikanischen Mehrheiten schwer erschüttert. Die voraussichtliche Zusannncn- setzung des neuen S e n a t s, der im März zusammentritt, wird sein: Republikaner 47, Demokraten 47, Farmerpartei 1. Unter den 47 Republikanern sind jedoch 7„Insurgenten", die mehr mit den Demokraten als mit den Republikanern stimmen werden. Eine Reihe von Staaten benutzte die Gelegenheit der Wahl zu Volksabstimmungen über das Alkoholverbot. Die Gegner der Pro- hibition haben in New Park, Kalifornien , Illinois und anderen Staaten gesiegt. Diese Abstimmung hat keine praktische Bedeu- tung, weil das Alkoholverbot Bundessache ist. New Jork , 3. November. (WTB.) Nach den bisher bekannt- gewordenen Ergebnisien haben die Demokraten im Repräsentanten- Haus 6 Sitze gewonnen, d. h. sie werden immer noch 30 Sitze weniger haben, als notwendig wäre, um die Mehrheit zu be- sitzen. Es wird angenommen, daß in dem neuen Kongreß die söge- nannten republikanischen Dissidenten oder Fort- schrittler, die in Iowa und Wisconsin einen Senatssitz gewonnen haben, eine ausscklaggebende Rolle spielen werden. Die republikanische Mehrheit im Senat ist nach den bisherigen Ergeb- nisten auf 6 Sitze zurückgegangen. Eoolidge wird kaum wieder Präsident. New Port. 3. November. (EP.) Im Senat haben die Republi- kaner bis jetzt 47 Sitze, die Demokraten 40 und die Sozialisten einen. Zufolge der Niederlage der Republikaner ist man der An-
ficht, daß Präsident Coolidge sich in einer zu schwierigen Stellung befindet, um bei der nächsten Präsidentenwahl als Kandidat auf- zutreten. Der Gouvemeur von New Jork, der Demokrat Smilh, gilt dafür als aussichtsreichster Kandidat. Da er aber Katholik ist und der K u- K l u x- K l a n geschworen hat, daß ein Katholik nur über die Leichen seiner Mitglieder hinweg die Stufen des Weißen Hauses besteigen könnte(!), rechnet man im Falle einer Kandidatur Smith mit bewegten politischen Zeiten. Vom deutschen Zeitungsjungen.zum USA. -Scnator. New Park, 3. November. (WTB.) Der Richter Robert Wagner am Obersten Gericht, der den republikanischen Senator Nadsworch mit 150 000 Stimmen Mehrheit schlug, kam im Alter von acht Jahren mit seinen Eltern aus Deutschland nach den Vereinigten Staaten . Er war Zeitungsoerkäufer und studierte später die Rechtswissenschaft. Das Amt als Senator ist das höchste, was ein Eingewanderter bekleiden kann. Der Mahlfteg in SchottZonö. Gesamtgewinn in Großbritannien 200 Mandate. London , 3. November. (Eigener Drahtbericht.) Das end- gültige Ergebnis der schottischen Wahlen läßt den Sieg der Arbeilerpartei noch größer erscheinen. Danach hat die Arbeiter» parte! in Schottland insgesamt 47 Sitze gewonnen. Die Kandidaten der Arbeiterpartei waren insbesondere in Glas- g o w und E d i n b u r g, wo sie je acht neu« Sitze gewannen, und im Bergbaugebiet erfolgreich. Dagegen wurden in dem radikal eingestellten Bezirk Kirkwood ein Parlamentsmitglied und fünf weitere Kandidaten der Arbeiterpartei geschlagen. Der Gesamt- gewinn der Arbeiterpartei bei diesen Wahlen in England, Wales und Schottland erhöht sich damit auf 200 Sitze.
Deutscbnationale gegen Erwerbslose. Zchärfster Kampf gegen die Arbeitszcitbcgrenzung! Auf ihrem letzten Parteitag in Köln hat die Deutsch - nationale Partei durch ihren Renommierarbeiter Koch versichert, daß sie sich in der Fürsorge für die not- leidenden Erwerbslosen von keiner anderen Partei über- treffen lasse. Die Praxis aber widerspricht diesen Versiche- rungen. Die deutschnationale Reichstags- fraktion lehnt die Verbesserung der Er- werbslosenfürsorae ab. Auch die deutschnationale Presse tut das gleiche. Die Vorschläge der Reichsregierung über die Aenderung der Erwerbslosenfürsorge, die weit hinter dem zurückbleiben, was selbst die bürgerlichen Mittelparteien als erforderlich erachteten, werden daher von der„Deutschen Tageszeitung" als„ein sehr weitgehendes Zugeständnis an die Forderungen der Gewerkschaften und der Sozialdemo- kratischen Partei" bezeichnet. Wester heißt es in diesem Aufsatz: „Aber u. E. streifen oder überschreiten auch schon die gestern angebotenen Zugeständnisse der Reichsregierung die Grenze dessen, was vom Standpunkt der Reichsfinanzen und der Wirtschaft zu verantworten ist." Die Deutschnationalen suchen also selbst die von der Re- merung angebotenen Verbesserungen zu verhindern. Der Grund dafür liegt in dem Wunsch, die L ö h n e z u d r ü ck e n. Am Schluß des Artikels wird ausdrücklich darauf hinge- wiesen, daß „eine weitere allgemeine Erhöhung der Erwerbslosenunter- stiitzung die an sich schon sehr geringe Spanne zwischen den Unter- stützungssätzen und den in der Landwirtschast gezahtten Barlöhnen noch weiter verringern und die Gefahr einer Entblößung der Landwirtschaft von Arbeitskräften verschärfen muß." Bei dieser Arbeiterfeindlichkeit der Deutschnationalen nimmt es nicht wunder, daß in dem gleichen Artikel den Be- strebungen auf Begrenzung der Arbeitszeit, die van den Gewerkschaften aller Richtungen, also auch von den christlichen Gewerkschaften, denen sogar deutschnationale Ab- geordnete angehören, der s ch ä r f st e Kampf angekündigt wird!_ Der unschuldige(dskar. Eine Zigarcttcnfendung auf Veranlassung des Gerichts? Die Affäre des Prinzen Oskar, der einem der beiden Stresemann-Attentäter eine Schachtel Zigaretten nebst freund- lichem Begleitschreiben in das Untersuchungsgefängnis schickte, wird immer merkwürdiger. Sie wird jetzt vom„Tll."- Bureau von bevollmächtigter Seite folgendermaßen dar- gestellt: Bor längerer Zeit erhielt der Prinz von einem Mann aus dem Untersuchungsgefängnis einen Brief mit der Bitte um Zigaretten. Die Bitte wurde damit begründet, der Prinz habe dem Betreffenden vor Jahren Arbeitsgelegenheit verschafft und ihm dabei eine Zigarette geschenkt. Jetzt sitze er wegen einer„nationalen Tat" in Untersuchungshaft, sähe aber seinem Freispruch entgegen. Der Prinz nahm an, daß die„nationale Tat" mit irgendeiner Schläge- rei zusammenhinge, fragte bei der Gerichtsbehörde an, ob die An- gaben zuträfen und der Betreffende einer kleinen Zuwendung würdig wäre, und schickte ihm, nachdem die» bejaht wurde, 50 Zigaretten mit einigen Begleitzeilen. Selbstverständlich hatte der Prinz keine Ahnung davon, daß der Bittsteller im Verdacht eines Attentats- Versuches gegen den Herrn Reichsaußenminister stände. Danach würde die Verantwortung für diesen neuesten Hohenzollernskandal die G c r i ch t s b e h ö.r d e treffen. Der Prinz läßt erklären, er würde die Zigaretten nicht geschickt haben, wenn er gewußt hätte, wessen der Mann beschuldigt war. Seltsam, daß er sich nicht danach erkundigte, noch seit- samer, daß die Gerichtsbehörde ihm das verschwieg. Die Sache dürfte nun zunächst, den preußischen Justiz- minister interessieren.
Streit unter Nonarcbiften. Protesterklärungen gegen Ehrhardt. Ueber die Frage„Republik oder Monarchie" hat sich der Kapitän Ehrhardt nach seinem Eintritt in den Stahlhelm in folgendem Sinne geäußert: 1. Die Frage der S t a a t s f o r m spielt zurzeit keine Rolle. Grundsätzlich Anhänger der Monarchie, treten wir für eine Volksmonarchie ein. 2. Für diejenigen, die„die Front in,Deutschlands schwer- ster Not führerlos im Stich gelassen haben, werde die junge nationale Bewegung keinen Finger rühren, um sie auf den Thron zurückzurufen". Dazu erläßt der Natioualverband Deutscher Offiziere eine entrüstete Erklärung, in der gesagt wird„Volksmonarchie" sei so gut wie Republik , die Fürsten hätten nicht die Front oerlassen, der Treueid für sie sei unzerreißbar. Nicht minder aufgeregt erklären sich die„Vereinigten Vaterländischen Ver- bände", Firma v. d. Goltz gegen Ehrhardt. Für ihn und seine Erklärung hat sich aber die Bundesleitung des Stahl- --Helms- ausgesprochen.—.—..-- Inzwischen geht auch der Streit zwischen dem AlldeulscherP' Verband uud dem Iungdeutscheu Orden fröhlich weiter,'$ worüber die beiderseitigen Organe spaltenlang berichten. Also, allgemeine Katzbalgerei!
verhastet. In der Umgebung von Paris Hot die Kriminal- Polizei bei zahlreichen Spaniern, die der katalonifchen Bewegung nahestehen, gehaussucht, aber nichts Verdächtiges gesunken.
Das Schlachtopfer von Doloona. Angeblich mit dem Täter verwechselt. Rom , 3. November. (TU.) Man rechnet mit der baldigen Verhaftung eines Anarchisten, der kurz nach dem Attentat in Bs» logna ein Telegramm ausgegeben haben soll:„Bin gesund!" Der von der Polizei bereits Verfolgte hat die gl e i ch e Statur wie der als Mörder niedergestochene Zamboni. Eine zweifelhafte Mordgefchichte. Mailand , 3. November. (EP.) In dem ioskanischen Dorfe Bado bei Livorno haben zwei Kommunisten, Vater und Sohn, auf Faschisten geschossen, die an ihrem Haus vorbeizogen. Ein Faschist wurde getötet und vier andere mehr oder weniger schwer verletzt. Die Faschisten umzingelten darauf das Haus und steckten es in Brand. Die beiden Kommunisten konnten zwar entfliehen, wurden aber heute morgen verhaftet. Ein weiterer Faschist ist seinen Verletzungen erlegen. Von Livorno sind P o- l i z e i und Faschistenführer nach Vada abgegangen. Nur Faschisten dürfen lehren. Mailand . 3. November. (EP.) Der„Popolo d'Jtalia" meldet den Ausschluß aller fasrtzistenfeindlichen Profes- s o r e n aus den Universitäten und sonstigen Bildungsinstituten, namentlich jener Gelehrten, die anläßlich der M a t e o t t i» Affäre ein antifaschistisches Manifest veröffentlicht haben. Gleich- zeitig wurde die Bildung einer sajchistifchen Geheinr Polizei genehmigt. Neue Ausschreitungen gegen Frankreich . Paris , 3. November. (Eigener Drahtbericht.) In Tripolis ist es zu neuen, bedeutend ernsteren antifranzösischen Kundgebungen als in Ventimiglia gekommen. Italienische Faschisten drangen in das französische Konsulat und z c r- störten sämtliche Einrichtungsgegenstände. In Benghasi zwangen sogar die städtischen Behörden den französischen Konsul, die italienische Flagge auf dem Konsulat zu hissen. Beide Konsuln haben sofort dem französischen Botschafter in Rom tele- graphisch berichtet, worauf der Botschafter bei der italienischen Re- gierung Beschwerde geführt hat. Staatssekretär Grandi, der von den Zwischenfällen noch nichts wußte, hat dem Botschafter die Eni- schuldigung der italienischen Regierung ausgesprochen. Gleichzeitig hat der französische Botschafter wegen der Zwischenfälle in B e n t i- m i g l i a Einspruch erhoben. Es wurde ihm erklärt, daß die italienischen Lokalbehördcn sich bereits bei dem französischen Konsul in Ventimiglia entschuldigt hätten. Die Pariser Abendblätter melden, daß in Ventimiglia weiterhin große Erregung herrscht. Am Mittwoch haben faschistische Banden die Straßen der Stadt durchzogen und die Annexion von Nizza durch Italien verlangt. Die italienischen DeHörden haben für die Verletzung der Exterritorialität des Konsulats und das Eindringen der Faschisten in den französischen Teil des Bahn- Hofs ihre Entschuldigung ausgesprochen und den französischen Konsul gebeten, dein Vorgang weiter keine Bedeutung beizulegen, da der Faschist, der vom Balkon des Konsulats eine Rede gegen Frankreich hielt, unzurechnungsfähig fei.