Donnerstag
4. November 1926
Unterhaltung und Wissen
nein, nein:„ das wird Geld fosten! Mit den schwer verdienten Ar
Selber Bellage
des Vorwärts
Als Parteisekretär nach Berlin . bettergrofchen müffen wir sparfam umgehen," war feine Antwort. neuem leſen; die Haushälterin lädt ihre Wut wieder auf ben
Nachstehende Schilderung bringen wir aus dem in diesen Tagen im Friefen Berlag. Bremen , erscheinenden biographischen Roman Eines Menschen Weg" von Emil Felden , der unter Benugung bisher zum Teil nicht zugänglichen Materials das Leben des verstorbenen Reichspräsidenten schildert.
Der Umzug war für die fünf Kinder ein Fest. Ein richtiger Umzug", fagte Georg. Man fuhr ja in der Eisenbahn. Ganz, ganz lange, so daß es schließlich langweilig wurde. Bater, wann kommt denn Berlin ?" hieß es immerzu. Schön war es aber doch, denn man az im Zuge zu Mittag, Mutter hatte allerhand mitgenommen. Da verging die Zeit.
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Endlich fuhr man im Lehrter Bahnhof ein. Jedes Kind nahm ein Päckchen, Vater zwei große Koffer, auch Mutter und Großmutter trugen etwas. Nein, was waren viele Menschen auf der Straße! Und wie viele Droschfen fuhren und Elektrische. Wie be täubt standen die Kinder und schauten das ungewohnte Leben und Treiben an. Achtung!" rief der Bater. Sie stiegen in die Elet trische ein. Wie furchtbar groß war Berlin . Man fuhr und fuhr es wollte fein Ende nehmen durch viele, viele Straßen und über große Pläge. Aber den Kaiser, nach dem die Kinder aus schauten, fahen sie nicht. Endlich tam man in Rummelsburg an, wo Bater die neue Wohnung gemietet hatte. Borläufig mußte man freilich bei Hermann Müller unterschlüpfen, der wenige Monate vorher aus Bremen gefommen war. Gleich gingen die Eltern mit den großen Kindern zur neuen Wohnung. Es war ein großes Haus. Hinten heraus waren Baltone. In jedem Stockwerke wohnten zwei Familien. Biele Kinder waren da. Das war fein, da würde man feste spielen können.
Bater lief wieder fort, um nach dem Möbelwagen Ausschau zu halten. Erst gegen Abend fam er zurück. Bom Möbelwagen wußte man am Güterbahnhofe nichts. Darob Jubelgeschrei bei den Kindern: nun durften sie auf dem Boden schlafen. Drei Nächte hindurch, solange dauerte es, bis der Möbelwagen antam und ausgeladen wurde. Alles half mit. Bater stellte die Bettstellen auf, schlug Nägel in die Wände, brachte Gardinen an, hängte die Bilder auf, und schon am Abend war man soweit, daß zum großen Leidwesen der Kinder im eigenen Heim übernachtet werden konnte.
Am nächsten Morgen ging Ebert zum Parteivorstande. Dieser bewohnte in der Lindenstraße im vierten Stockwerk eines Hauses, in dessen Erdgeschoß Zubeil eine Wirtschaft betrieb, ein einziges großes Zimmer. Darin arbeiteten Pfannkuch, Auer, Molkenbuhr und Gerisch. Dieser und Auer waren schwer tranf; Pfannkuch war ein alter Mann, Molkenbuhr, ein kluger und tüchtiger Mensch, eine mehr passive Natur. Die beiden Vorsitzenden Bebel und Singer wollten darum jüngere Kräfte im Parteivorstande haben, die die immer wieder in Parteifreisen geäußerten Wünsche auf gefteigerte Anregung und größere Biegsamkeit erfüllen sollten. Man wollte dem Spottwort Ehrhardts, der Parteivorstand sei doch kein Rentamt, ein Ende machen.
Die Kollegen begrüßten Ebert freundlich. Er besprach seine Tätigkeit mit ihnen. Er sollte Gerisch bei den Kaffengeschäften unterſtüßen, die Parteipresse durchsehen und eine Bartelstatistik schaffen. Ohne Baudern setzte er sich an den Schreibtisch und fing an zu arbeiten. Nun stand er auf und ließ die Augen suchend umherschweifen. Moltenbuhr mertte es. Suchen Sie etwas?" fragte er ihn.
Jawohl, die Schreibmaschine."
„ Die Schreibmaschine?" fragte Moltenbuhr. Er war ganz verblüfft, begann zu lachen.
Jawohl, die Schreibmaschine," entgegnete Ebert, über das Lachen erstaunt.
" Da tönnen Sie lange suchen; wir haben feine." ,, Wir haben keine Schreibmaschine? Ja, aber... wie sonderwie fonber bar! Ihr seid ja geradezu rückständig. Müssen die Berichte und Briefe wirklich mit der Hand geschrieben werden?" ev „ Selbstverständlich," antwortete Pfannkuch. Auer und ich schreiben sogar die Anschriften für die Zirkulare."
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„ Wie umständlich!" entsetzte sich Ebert. Wie macht ihr es denn mit dem Kopieren der Briefe?"
" Briefe topieren wir nicht." „ Das ist ja ein geradezu unmöglicher Betrieb," sagte Ebert. Bfannfuch aber meinte, man sei solange ohne Schreibmaschine aus gekommen, man würde es also auch weiterhin ohne eine solche machen können. Sprechen Sie mit Singer," riet Molkenbuhr, friegen Sie ihn rum. Meinesteils bin ich mit der Anschaffung der Maschine einverstanden." Und Gerisch:" Vor allem müssen Sie
Auer bearbeiten. Der fällt vom Stuhle, wenn er Sie hört. Er
drückt nämlich den Daumen sehr fest auf den Beutel."
Bo tann man telephonieren?" wollte Ebert nun wissen. " Ueberall, wo Sie wollen, nur hier bei uns nicht," lachte
Moltenbuhr.
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Aber. Ist das denn möglich!" fief Ebert. Singer trat ein. Moltenbuhr sagte zu ihm:" Ebert sucht Schreibmaschine und Telephon."
„ Nee, mein Lieber, das gibt es bei uns nicht," erflärte Singer seelenruhig.„ Telephon? Daß sich jeder Spigel hereinhängen und lauschen tönnte? Das wäre so was beim Bestehen des Sozialistengefeges gewefen!"
Na, die Zeit ist längst vorüber," wandte Ebert ein. " Wissen Sie, ob wir nicht über kurz oder lang ein neues Besetz erleben? Und Spiel gibt es jetzt wie damals," entgegnete Singer.
Das ist ein veralteter Standpuntt," sagte Ebert ruhig aber bestimmt.„ Wir müssen mit der Zeit gehen. Auch die ausgehenden Briefe müffen fopiert werden."
" Nein, lieber Genoffe," wandte sich Singer lebhaft dagegen. Unter feinen Umständen darf das geschehen. Jeder eingehende Brief muß sofort verbrannt, fein ausgehender darf kopiert werden. Scichts darf bei einer Haussuchung in die Hände der Polizei fallen. Oder wollen wir ihr unsere Genossen ausliefern?"
Da merkte Ebert, daß dem alten Rämpen die böse Zeit des Sozialistengesetzes noch immer in den Knochen steckte. Er sagte nichts mehr, setzte sich still an die Arbeit. Aber es stand bei ihm fest, daß Schreibmaschine und Telephon angeschafft werden müßten. Es braucht ja nicht gleich am ersten Tage zu sein. Nur Geduld! Langsam vorgehen! Auer, mit dem er nach ein paar Tagen die beabsichtigte Anfchaffung befprach, war für die Neuerung zwar zugänglicher. Aber
Ebert sprach mit Bebel.„ Sie haben recht," sagte dieser. Das Telephon müsse her, und das Kopieren der Briefeja, das jei auch zur Notwendigkeit geworden. Andauernd fäme es jetzt zu Unstimmigkeiten, weil man bei der ungeheuer anwachsenden Korrespondenz nach kurzer Zeit nicht mehr genau wisse, was man geschrieben habe. Aber die Schreibmaschine? Es fönne ja doch niemand darauf schreiben.
„ Ich kann's," widersprach Ebert.
„ Das ist etwas anderes. Dann bin ich für die Anschaffung vorläufig einer Maschine."
Troß Auers Knurren und Singers Widerstreben, der alles Unheil prophezeite, wurden Fernsprecher und Schreibmaschine an geschafft. Ebert flapperte vergnügt darauf und machte von allen Ausgängen Durchschläge. Bald hatten sich alle, auch Singer, mit der Neuerung befreundet. Es war wirklich eine praktische Sache. Das merkte er, als Ebert ihm sechs Durchschläge, die er ganz schnell haben mußte, im Nu herstellte. Nur Auer knurrte noch lange, daß es soviel Geld gekostet hätte...
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Das Unternehmermanifest.
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Wollen wir nicht ein Stück Weges zujammengehn?" ,, Wie lang wird das wohl sein?"
Gegen den
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BACHT
STUNDEN TAG
Kun, mindestens 9-10 Stunden täglich!"
Zeitungsverleiher.
( Eine tulturhistorische Studie.) Bon Kurt Offenburg.
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die in den
Es gab kaum ein beschwerlicheres Gewerbe, als das der Newsman d. h. der Neuigkeitenhändler 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts in der Weltstadt London ihr Handwerk trieben. Dazumal konnte noch nicht jeder gewöhnliche Bürger sich eine Morgenzeitung und Abendblatt leisten, denn die Beitungen waren noch kein billiges Voltsnahrungsmittel. Dafür gab es Leute, die die Zeitungen leih weise gegen Entgelt ins Haus brachten.
Schon beim Morgengrauen stehen sie vor den Druckereien, aus deren Keller der dumpfe Donner der Dampfmaschinen und Druckerpreffen rollt, und warten ungeduldig auf die Fertigstellung und Ausgabe der Morgenzeitungen. Hat der Newsman feine kostbare Last endlich unter dem Arm oder auf dem Rücken, so rennt er los und läßt seine Gabe auf den Weg fallen, wie der Fachausdruck lautet. Entscheidend bei diesem Handwerk ist die Schnelligkeit, denn schon eine Stunde nach Beendigung des Drucks müssen die Zeitun gen in den Händen der neuigkeitshungrigen Leser sein, und mögen fie an der Beripherie der Metropole wohnen.
Etwa um 8 Uhr ist der Newsman mit dem Austragen feiner Beitung fertig, nun aber beginnt eigentlich erst das Geschäft: er besucht seine Kunden, die nicht abonniert sind und die Zeitung nur leihweise für eine einzige Stunde erhalten. Das foftet zwar nur einen Benny, aber gegen einen höheren Preis können die Leser die Zeitung auch länger mieten. Dreißig bis vierzig Zeitungen fegt ein einzelner Newsman in Umlauf, und fiopft so an einem einzigen Tag an sechzig, hundert oder noch mehr Häuser an. Nachmittags werden die Blätter dann wieder eingesammelt, um mit der Post an die Abonnenten in der Provinz gesandt zu werden!
Nun beginnt die zweite Tour: die Ausgabe der Abendblätter. Sie erfordert wieder die ganze Aufmerksamkeit der Newsmen, diefer flinken und geplagten Burschen, die während sechs Monaten des Jahres wenn die Parlamentssigungen stattfinden überhaupt nicht zur Ruhe kommen, weil sie stets auf dem Sprung sein müffen, auch noch die zweite Ausgabe der Abendblätter an ihre Kunden zu
verteilen.
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Bei diesem Zeitungsverleihen gibt es dann manchmal die tomischsten Szenen. Der Newsman erscheint nach einer Stunde, um seine Zeitung wieder abzuholen und seinen Benny zu faffteren. Der Mieter aber, etwas phlegmatisch und noch nicht ganz ausgeschlafen, behauptet hartnäckig, daß erst eine halbe Stunde seit Ablieferung der Zeitung vergangen sei. Er läßt dem Newsman fagen, daß er warten oder später wiederkommen solle. Ein anderer Kunde, ein Stocktory, liest gerade die Rede feines" Abgeordneten und freut sich, wie die Whigs eine Abfuhr erhielten, da kommt die Haushälterin und sagt, daß daß der Newsman seine Zeitung wieder wolle und nicht länger warten fönne. Der Herr wird wütend,
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denn er muß nun noch einmal die ganze Parlamentsrede von Newsman ab, dieser flucht und frakeelt, daß der Herr eben jetzt zwei Bence statt einem Benny zahlen müsse. Inzwischen wartet ein dritter Kunde auf die Zeitung, der auch auf den Parlamentsbericht neugierig ist. Wo bleibt heute der verfluchte Newsman wieder?" fragt er seinen Diener. Erscheint dann endlich, mit einigen Minuten Berspätung, der Bielgeplagte, fährt ihn der alte Junggeselle an: Ich will meine Zeitung pünktlich auf die Minute! Wollt ihr nicht, so fann sie mir ein anderer bringen!" Der Newsman will aufklären, sich enschuldigen aber der Mieter, der einen Benny zahlt, findet es unter feiner Würde den Newsman anzuhören. So haben die Newsmen fast täglich die Ungeduld und schlechte Laune ihrer Kunden zu erdulden. Und wenn sie sich auch von morgens bis abends abheben, täglich fast zwanzig englische Meilen zurücklegen, ob es regnet oder schneit, die Sonne glüht, daß das Pflaster siedet, Nebel herrscht, daß die hand vor dem Gesicht nicht zu sehen ist: immer sind die Newsmen unterwegs. Und der Gewinn? Gerade genug, um sich das tägliche Brot zu ergattern, denn die vielen neuen Stiefel, die Verluste, die durch Borgen kommen, und übrig gebliebene und nicht absetzbare Eremplare müssen in Rechnung gestellt werden.
Es soll einmal vorgekommen sein, daß die Newsmen über die verspätete Zeitungsausgabe so in But gerieten, daß Setzer und Redakteure, um die Zürnenden zu bewichtigen, teinen anderen Rat wußten, als die legte Spalte mit irgendwelchem Saz zu füllen, nur damit die Zeitung fertig wird. Dem Publikum allerdings waren die finnlos zusammengewürfelten Fezen ein Rätsel, und erst in der nächsten Nummer konnte der Herausgeber die Auflösung dazu geben. Sonst werfen die Newsmen, bei verspätetem Drud, im allgemeinen nur die Fensterscheiben ein, denn für sie hat das Sprichwort Time is money" jene letzte Gültigkeit, die sonst dem Armen unbegreiflich bleibt.
Verkannte Tiere.
Man sagt gewöhnlich, so tapfer wie ein Löwe", aber im Ber hältnis zu ihrer Größe, Kraft und Kampfesausrüstung ist der Löwe fange nicht so tapfer wie z. B. ein Fuchs, ein Schwein oder sogar das demütige Schaf. Dies betont ein Zoologe, der die menschlichen Borurteile in der Beurteilung der Tiere untersucht. Er spricht dem Widder eine ganz besondere Tapferkeit zu und behauptet, daß dieses Tier jebem lebenden Wesen Troß bietet, er scheut sich nicht, einen großen Bullen anzugreifen, wenn er die Herde bedroht, und vermag ihn oft zu überwinden. Er verteidigt seine Schafe gegen den größten und wildesten Hund und sogar gegen Menschen. Der Kampf zwischen zwei fräftigen Widdern ist einer der stolzesten und zugleich graufigften Schauspiele und endet fast stets mit dem Tode eines der beiden Rämpfenden. Auch das Wildschwein ist außerordentlich tapfer, und man sagt von ihm, es sei das einzige Tier, das mit einem Tiger aus derselben Quelle zu trinken wage. Schweine sind überhaupt arg Derleumdete Tiere, sie sind z. B. viel weniger gefräßig als ein Ranarienvogel; auch sind sie nicht so dumm wie man annimmt, fondern haben schon Intelligenzproben" gegeben, die denen des Affen und des Hundes wenig nachgeben. Die sprichwörtliche Faulheit der Schweine ist ebenfalls eine Verleumdung, denn es gibt manche Teile Europas , in denen die Schweine hart und eifrig arbeiten. Richtiger wäre es zu sagen, so faul wie eine Kaze", denn die Kazen sind wirklich sehr träge. Sehr verkannt wird auch der Esel; wenn man ihn zum Sinnbild der Dummheit gemacht hat, so tut man ihm Unrecht. Er ist gewöhnlich schlauer als das Pferd. ad Wenn man den Esel in einem eingezäunten Raum einsperrt, dann muß man sehr darauf achten, daß das Gitter verriegelt ist, denn er wird es sofort aufstoßen, um heraus zu fommen, während das Pferd an dem Zaun entlangläuft und selten das Tor findet. Wenn das Pferd von wilden Tieren angegriffen wird, dann rennt es aus Leibeskräften davon. Der Esel aber sucht sich einen günstig ge= legenen Platz zur Dedung und leistet dann dem Angriff mit seinen mächtigen Hufen Widerstand. Der Bär gilt als besonders brummig"; er ist aber mit Ausnahme des Polarbären eines der luftigsten und gutmütigsten Tiere, das sich leicht zähmen läßt, wenn es freundlich behandelt wird. Die Blindheit" der Fledermaus, die ebenfalls sprichwörtlich ist, verkennt die überaus scharfe Sehtraft dieses Tieres, von dem man sagen kann, daß es mit der ganzen Haut fieht, fich im tiefsten Dunkel zurechtfindet und die winzigsten Insekten erkennt.
Der Mensch und das Antlitz der Erde.
Bei der Reftoratsübergabe der Handels Hochschule Berlin hielt der neue Rektor Prof. Dr. Georg Wegener einen interessanten Vortrag über das Thema„ Der Mensch und das Antlig der Erde ". Der Redner ging davon aus, daß der Mensch als eine Erscheinung der Erdoberfläche ebenso wie alle anderen irdischen Erscheinungen unter dem Einfluß der geogra= phischen Umgebung stehe. Sei dieser Einfluß seit langem bekannt und burchforscht, so sei das nicht im selben Umfange mit dem umgelehrten der Fall, dem umgestaltenden Einfluß des Menschen auf das Bild der Erde. Der Redner führte zunächst aus, wie in der Landschaft unseres deutschen Vaterlandes taum noch ein charakteristischer Zug vorhanden sei, der nicht die umgestaltende Hand des Menschen erkennen ließe. Selbst die Form unserer Meeresküste werde bewohners mit den Sturmfluten bestimmt. Aehnlich beeinflußt sei durch den heroischen, Jahrhunderte langen Kampf des Küstendas Erdbild bereits bei allen Bollkulturvölkern Europas .
Aber nicht nur hier und in der Gegenwart sei dieser Einfluß zu ertennen. Der Rebner nahm als ein Beispiel Aegypten , das schon zur Zeit der Pharaonen aus einem tropischen Urwaldsumpf in die heutige offene Kulturlandschaft verwandelt worden sei. Aehnlich Mesopotamien, Indien , China , das Mittelmeergebiet, das vom Altertum bis zur Gegenwart außerordentlichen landschaftlichen Umgeſtaltungen unterworfen worden sei.
Prof. Wegener führte dann aus, innerhalb welcher Grenzen auf verschiedenen Gebieten der Geographie diese Einwirkungen des Menschen bereits zu beobachten und in der Zukunft möglich seien. zwei Faktoren feien am Werte, in der Zukunft diese Umgestaltungen des Erdbildes durch den Menschen noch ins ungemessene zu steigern; Die Fortschritte der Technik und die ungeheure Vermehrung der Menschen. Zwar sei es die Technik, die die Mittel zu dieser Umgeftaltung liefere; aber sie handele doch nur als Werkzeug im Dienste des Wirtschaftslebens. Das Wirtschaftsleben aber sei die Domäne der Handels- Hochschule. Und so eröffene das angeschlagene Thema gerade für die geographisch- wissenschaftlichen Arbeiten dieser Hochschule befonders fesselnde Perspektiven.
Schmetterlingsschongebiete. In verschiedenen Ländern existieren bereits Schongebiete für Vögel. Das sind vielfach ausgedehnte Waldungen, wo zahlreiche Vogelarten, die senst der Bernichtung anheim fallen würden, in veller Sicherheit leben und sich fortpfanzen können. Die Londoner „ Daily News", die Grund zu der Befürchtung haben, daß die schönsten und seltensten Falter über furz oder lang, bem immer rücksichtsloser sich gebärdenden Sammeleifer zum Opfer fallen müffen, treten fett langer Zeit lebhaft ein für die Schaffung von Schongebieten auch für Schmetterlinge. Sie können sich jetzt rühmen, erreicht zu haben, daß die Londoner Gesellschaft Linné" sich entfchloffen hat, zwei große Parks zu erwerben, in denen der Flora und Fauna ausgiebigfter Schuß zuteil werden soll. In diesen beiden Parts follen zugleich auch die ersten Schmetterlingsschutz- und fchongebiete erſtehen.