pflichtig sind. Die türkische Presse— wenn auch augenblick- lich einigermaßen beruhigt durch das offizielle Dementi Italiens — bespricht dieses Thema sehr lebhaft. Die Kon- stantinopeler offiziöse„Republique", eine französische Ausgabe des Regierungsblattes„Dschumhurjet", schreibt, Italien bereite� einen Krieg gegen die Türkei vor und beabsichtige, Adalia zu besetzen. Es ist ein offenes Geheimnis, daß Mussolini gewisie choff- nungen hegt auf eine Uebertragung des jetzt französischen S y r i e n- Mandats an Italien . Allerdings scheint ja aus der von Musiolini ersehnten Besprechung mit B r i a n d nichts zu werden. Die italienische Außenpolitik strebt schon seit langem eine neue Tangerkonferenz an, um dort das Pariser Tangcrabkommen von 1923 revidieren und eigene Forderungen durchsetzen zu können. Auch die unmittelbar vor der Völkerbundstagung 1926 eingetretene Verschärfung in der Tangerfrage, veranlaßt durch Primo de Rivera , war teil- weise eine der Folgen Mussolinischer Orientpolitik und des kurz davor geschlossenen italienisch-spanischen Vertrages. Wie dem auch sei, Syrien und Tanger bleiben Zielpunkte Mussolinischer Orientpolitik. Aber auch handelspolitische Zwecke verfolgt Mussolini im nahen Orient. Schon seit dem Ende des Welt- krieges macht die Expansion des italienischen Handels im öst- lichen Mittelmeere und im Schwarzen Meere unaufhaltsame Fortschritte. Nach einer Statistik der Angora-Regierung liegt der Handelsschiffverkchr der Türkei zum großen Teil in italle- nischen Händen. Noch mehr: die italienischen Schiffe pflegen mit den kaukasischen Küsten der Sowjetunion einen leb- haften Verkehr. Bekannt ist, daß die Entente schon 1919 das Mandat über Georgien den Italienern überlassen hatte: in der Zeit aber, wo die Gefahr des Weiterbleibens britischer Okkupationstruppen im Kaukasus handgreiflich war. Es war also klar, weshalb Nitti, ans Ruder gekommen, auf das georgische Mandat verzichtete. Aber der italienische Handel hatte den Weg im Kaukasus für sich geebnet: er pflegt mit den russischen und transkaukasischen Vertretern des Handelsmono- pols gute Beziehungen. Sogar in P e r s i e n und Afgha nistan dringt der italienische Handel vor.
Jaule Ausreden! Die Gerichtsbehörde dementiert den Prinzen Qskar. Auf die Nachricht hin, daß Prinz Oskar von Preußen dem einen der beiden Stresemann-Attentäter, Lorenz, Zigaretten in das Untersuchungsgefängnis ge- sandt habe, hat der Prinz bekanntlich die Mitteilung ver» breiten lassen, er habe angenommen, daß Lorenz, der ihm mitgeteilt hatte, daß er wegen einer„nationalen Tat" in Untersuchungshaft sitze, in eine Schlägerei verwickelt gewesen sei. In dieser Mitteilung wurde weiter gesagt, daß der Prinz bei der Gerichtsbehörde angefragt habe, ob die An- gaben zuträfen und der Betreffende einer kleinen Zuwendung würdig sei. Nachdem dies bejaht worden fei, hätte der Prinz 50 Zigaretten gesandt. Die Schuld an dem Skandal sollte die Gerichtsbehörde haben. Im Gegensatz zu der prinzlichen Darstellung erfährt nun- mehr der„Reichsdienst" an unterrichteter Stelle, daß die Uebersendung der Zigaretten an Lorenz durch den Prinzen an das Untersuchungsgefängnis erfolgte, mit der Bitte, sie Lorenz auszuhändigen, wenn hiergegen keine Bedenken be- stünden. Von einer vorherigen Anfrage, ob Lorenz wegen einer„nationalen Sache' in Untersuchungshaft fei, und ob er des Geschenks würdig sei, von der in der Mit- teilung des Prinzen gesprochen wird, ist dem Untersuchungs- richter nichts bekannt. Eine andere Behörde kommt aber als Empfängerin einer solchen Anfrage nicht in Betracht. Die unterrichtete Stelle wirft dem Hohenzollernsproß also nichts weniger vor als eine ebenso böswillige wie feige Verleumdung der Gerichtsbehörde. Der Hohen- zollernskandal wird immer schöner!
Die Jnüiskreten. Sie wollen sich auch noch beschweren. In der„Deutschen Tageszeitung" von gestern abend konnte man einen Artikel lesen, der die Ueberschrift trug:„Immer wieder Indiskretionen". Die Ueberschrift schien anzudeuten, daß die„Deutsche Tages- zeitung" Stellung nehmen wollte zu den unverantwortlichen Indiskretionen der deutschnationalen Presse über die Be- ratungen des Auswärtigen Ausschusses. Man konnte aus der Ueberschrift mutmaßen, daß die„Deutsche Tageszeitung" eine neue deutschnationale Indiskretion ver- öffentlichen wolle. Aber solche Vermutung ging daneben. Die„Deutsche Tageszeitung" wollte sich über Indiskretionen beschweren. Nicht etwa über die der Deutschnationalen, sondern über an- gebliche Indiskretionen des Demokratischen Zeitungsdienstes über die Wahlrechtsoorlage des Reichsinnenministers. Es ist der„Deutschen Tageszeitung" recht gut bekannt, daß es üblich ist, daß Reichsminister die ihnen nahestehende Presse über ihre Absichten informieren. Von einer Jndis- kretion dabei zu sprechen, ist lächerlich. Man mußte eine Indiskretion anderer erfinden, um die eigene unverantwortliche Indiskretion aus dem Auswärtigen Ausschuß zu verbergen. Der klagende Ausruf:„Immer wieder Indiskretionen" steht der„Deutschen Tageszeitung" sehr gut an._ Die Enverbslosenfürsorge. Erhöhung um 1a und 10 Proz.» Einbeziehung Jugendlicher, voller Zuschlag dem vierten Kind. Im Sozialen Ausschuß des Reichstags wurden bei den Abstimmungen über die Erhöhung der Unterstützungssätze die Anträge der Sozialdemokraten und Kommunisten aus SV Proz. Steigerung abgelehnt; ebenso der sozialdemokratische Eventualantrag auf 36 Proz. Erhöhung für die Hauptunterstützungsempfänger und 26 Proz. für den Familienzuschlag. Angenommen wurde der Antrag der Regierungsparteien, die Bezüge der HauMnterstützungs- empfänger bis zum 31. März 1S27 wie folgt zu erhöhen: 1. Für Erwerbslos« über und unter 21 Jahren, die keine Familienzuschläg« beziehen und nicht dem Haushalt eines anderen an- gehören, um IS Prozent: 2. für alle übrigen Hauptunterstützungsempsänger inn 10 Prozent. Genossin Schroeder begründet« alsdann einen Antrag, die jugendlichen Erwerbslosen in die Unterstützung e i n z u- beziehen, soweit sie bereits Erwerbsarbeit ausgeübt haben. Der Antrag wurde angenommen. In der weiteren Abstimmung wurde nach der Regierungsvorlage beschlossen, die Höchstsätze so zu gestalten, daß dag viert« Kind den vollen Zuschlag erhält. Bei Beratung der Bedürftigkeitsprüfung fordert Genossin Schroeder erneut die Streichung dieser Vorschriften. Die Ausschußberatung geht Freitag weiter. Di« Verabschiedung der Erwerbslofenfürforge im Plenum ist Freiwg nachmittag zu erwarten.
Das Arbeitsprogramm des Reichstags. Wichtige Vorlagen der Reichsregierung. Der Reichstag wird auch In seiner diesjährigen Wintertagunz ein sehr umfangreiches und bedeutsames Arbeits- Programm zu erledigen haben. Reben zahlreichen Initiativ- antragen und Interpellationen der einzelnen Parteien wird er sich mit folgenden wichtigeren Vorlagen der Reichsregierung beschäftigen müssen: R a ch t r a g s e t a t für das Jahr 1626, enthaltend insbesondere das Arbeitsbeschaffungsprogramm. Ordenllicher Haushalts- entwurf für 1927, dessen erste Lesung noch im Dezember 1926 vorgenommen werden soll, Spiritusmonopol, Verlängerung des Provisoriums über den Finanzausgleich zwischen Reich,
Ländern und Gemeinden. Gesetzentwurf betr. Wartegeld� empfänger, Vereinsgesetzentwurf. Reichsdienst- strafordnung, Gesetz über Geschlechtskrankheiten. Gesetz über den Schutz der Jugendlichen bei Lustbarkeiten. Gesetzentwurs über Schmutz und Schund, Gesetzentwurs über Zusammenfassung des Reichsrechts. Gesetzentwurf betr. Ueber- Prüfung der D e r f a s s u n g s m ä ß i g k e i t von Gesetzen. Novelle zum Pressegesetz betr. Parlamentarier als verantwortliche Re- dakteure, Gesetzentwurf über die Depots und Depositenverkehr. Gesetzentwurf über die Reichswohnungszählung, Gesetz- entwurf über die Entlastung des Reichsgerichts. Gesetz- entwurf betr. Anwaltsgebühren in Armensachen. Vorlagen betr. die Arbeitszeitsrage. Arbeitsgerichtsgesetzentwurf. Ge- setzentwurf betr. Beschäftigung von Arbeiterinnen vor und nach der Niederkunft, Vorlagen betr. Erwerbslosenunter. stützung, Reichsfuttermittelgesetz. Ein Teil dieser Vorlagen soll bereits bis Mitte Dezember vor der Vertagung des Reichstags erledigt sein. Der neue Reichspreffechef. Die amtliche Mitteilung. Amtlich wird gemeldet: Der Reichspräsident hat den Leiter der Presseabteilung der Reichsregierung. Ministerialdirektor Dr. Kiep, zum Zwecke des Wiedereintritts in den Auswärtigen Dienst von seinen bisherigen Dienstgcschästen entbunden. Gleichzeitig hat der Reichspräsident den Dirigenten der Presseabteilungen, Vortragenden Legationsrat Dr. Zechlin unter Beförderung zum Ministerialdirektor zum Leiter der Presseabteilung der Reichs- regierung ernannt. * Der den Berliner Genossen gut bekannte Dr. Zechlin ist 17 Jahre alt. Er ist seit 1963 im Dienst des Auswärtigen Amtes, für das er vor allem lange Jahre im Orient tätig war, in Aegypten . Marokko und auch in Spanien . 1919 trat er in die Presseabteilung ein. Großes Aussehen erregte Anfang April 1923 seine Verhaftung in Düsseldorf durch französisches Militär, mitten aus einer Auskunft. erteilung an die in- und ausländische Presse. Zechlins Nachfolger als Dirigent der Presseabteilung wird vor- aussichtlich ein dem Zentrum angehörender Beamter des Aus- wärtigen Amtes. Dr. Kiep, sein Amtsvorgänger, geht an die Londoner Botschaft, um den Botschaftsrat Dufour-Feronce zu ersetzen, den der Völkerbund zum Direktor im Genfer Sekretariat berufen hat._
Kpd ..Taktit. Sie laßt die politischen Gefangenen im Stich. Welchen Wert die KPD . ihren eigenen Anträgen beimißt, zeigt wieder einmal folgender Fall: Der Ausschuß des Preußischen Land- tages hatte sich am Donnerstag mit einem Antrag der KPD. zu beschäftigen, der die Behandlung der politischen Ge- f a n g e n e n betraf. Die Ausschußmitglieder der KPD. erschienen zur Sitzung erst, als die Aussprache über den Antrag beendet und die Abstimmung bereits vorgenommen wurde. So sieht das Interesse der KPD . aus, das sie denjenigen entgegenbringt, die infolge der Putschtaktik der KPD. hinter Ge- sä'.igrns- und Zuchthausmauern schmachten!
Neuwahlen in Dänemark . Die Mehrheit der Linken gesprengt. Kopenhagen , 4. November. (Eigener Drohtbericht.) Der Reichs- tagsausfchuß zur Beratung der Krisengesetzvorlage der dänischen Sozialistenregierung hat seine Verhandlungen beendet, ohne daß es zu einer Einigung der Linken gekommen sst. Die bürgerlichen Radikalen beschnitten die von der Regierung vorgeschlagenen Hilf?» maßnahmen so stark, daß weder die Minister noch die sozioldemo- kraiischen Fraktionsredner ihnen folgen konnten. Damit hat der Regierungsoorschlag keine Mehrheit im Folkcthing und die am Sonnabend beginnend« zweite Lesung wird mit der Auflösung des Folkething durch die Regierung enden.
die Hanü. Von Paul Piechowsti. Aus einer Bant im Körnerpart zu Berlin -Reukölln lehnt ein blinder Proletarier. Vor ihm sein treuer vierbeiniger Begleiter, der Kops des Hundes ruht auf des Herren Knien. Beide verharren völlig regungslos. Vielleicht denken beide nach. Der«ine über den Knochen, den er gestern oerschluckte, der ander« an die Zeit, da er noch sehen konnte. Aber die Morgensonne rieselt daher und durchwärmt wohlig dw Glieder. Es ist, wie wenn in ihren strahlen die vergrämten Züge des Blinden glatter würden, wie wenkl auf seinem Antlitz seine Seele zu leuchten beginn«. Und da, während ich genauer hinschaue, sehe ich, daß des Blinden Hand leise über den Kopf des Hundes kost. So ganz, ganz leise. Wie eine Mutter mit ihren Lippen über ihr Kind küßt, wie«in Kind über die Stirn des kranken Baters behutsam fährt, so lieb und leise streichelt des Blinden Hand. Er hat sein Gesicht zur Sonne gehoben. Es ist, wie wenn Sonne und Seele sich liebten auf diesem zer- brochenen Proletarierantlitz und e» verklärten wie in sellener Schön«. Sein grauer Bart und sein weißes Haar leuchten in der Sonne, und diese Liebe in seinem Antlitz schenkt sich weiter. So wunderlieb und weich streichell seine Hand. Mit verhaltenem Atem schaue ich, um dieses Bild ganz in mich auszunehmen, um es nie zu vergessen. Seht nur, keines Engels Hand kann milder und linder kosen als dieser Proletarier über den Kopf seines Hundes. Und seht nur, wie die runzlige welke Hand zittert und leuchtet. Von so viel innerer Bewegung wird sie geführt. In dem Zittern und Leuchten ist es mir, als formten sich Lippen aus tiefsten Poren, und es entströmt dieser Hand... wie ein Stille- werden nach so viel heißem Daseinskampf... wie ein Gesättigtsein nach soviel Hunger und Sehnen... wie das Ausklingen und Aus- münden eines ganzen Menschenlebens: ich habe dich lieb... Und dann bin ich erschüttert meiner Wege gegangen. Aber am Abend, als alles schlief und ich selber zur Ruhe gehen wollte, und im Stillesein der Tag, der gewesene, durch mein« Seele brauste, kam der Blinde zu mir gegangen und strich leise mll zitternder Hand über mich hin. Da ging es mir warm durch die Seele, und ich beugte mich tief in mir selber. Und weiter kamen gegangen all« die Menschen, mit denen der Tag mich zusammengeführt, und all« Bitterkeiten des Tages verblaßten, lösten sich auf wie in Well« und Traum. Und weiter kamen gegangen die Meinen, die mir mein Leben bereiten, und zuletzt mein Kind, das seinen Kops auf meinen Knien schaukelt«. Und da beugte ich mich ganz tief und ganz nieder, und meine.Hand fing an zu zittern und zu leuchten. Seht, sie bewegt sich leise... So ganz, gcmz leise liebkosend hin und her.. und nun öffnet sie sich sanft wie aus heiligem Erschauern und wie zu 2lndacht und Gebet: ich habe dich lieb.,.
/lntwort an yerrn von Soöe. Auf das von uns teilweise veröffenllichte Schreiben des frühe- ren Generaldirektors der Museen von Bode wegen der m a g a- zinierten Kunstwerke in den Schlössern des vor- maligen Königshauses sendet der Finanzminister Höpker-Aschoss eine Entgegnung, der wir folgendes entnehmen: .Sie versuchen, in dem Brief wieder an der Tatsache vorbei- zugehen, daß im Wesentlichen von Ihnen im Jahre 1919/26 Ver- cinbarungen über die Kunstwerke des Hauses Hohenzollern getroffen worden find, die auch Sie noch 1923 als grundlegend angesehen haben, und daß diese Vereinbarungen für den Staat später äußerst hinderlich gewesen sind, da sie Verzichtserklärungen auf die wertvollsten Kunstwerke des vormaligen Königshauses enthiellen. Roch bei den Verhandlungen im Jahre 192S haben Sie, von der Gene- raloerwallung der Staatsmuseen zur Unterstützung bei Vcrhand- lungen über Kunstwerke hinzugezogen, entscheidend gegen die Ab- sichten und Interessen der Staatsverwaltung gehandelr, indem Sie dem vormaligen Königshause von dem Tauschgeschäst, das Sie unterstützen sollten, abgeraten haben. Es ist danach wohl erklärlich, daß gegen die Beteiligung Ihrer Person auf feiten des Staates bei Verhandlungen mit dem vormaligen Königshause Bedenken vor- lagen. Sie kommen weiter auf Ihre Behauptung zurück, die Fachleute der Staatsmuseen seien bei der Sichtung der Gemäldedepots— auf die Depots hatten S i e 1926 verzichtet— nicht zugezogen worden. Tatsache ist, daß der stellvertretende Direktor der Ge- mäldegalerie im Lause der letzten Vergleichsoerhandlungen über die Kunstwerke(September 192S) das Hauptgemäldedepot im Schloß Niederschönhausen eingehend durchgesehen und die für den Staat wichtigen Bilder bezeichnet hat. Tatsach« ist ferner, daß Sie selbst während dieser Verhandlungen(Juli 1923) den nachstehenden Brief an einen Referenten der Generaloerwaltung des vormaligen Königs- Hauses gerichtet haben: „Euer Hochwohlgeboren bitte ich zu entschuldigen, daß ich das Verzeichnis der kunsthistorisch interessanten Magazinbilder in den Schlössern Eharlottenburg u. s. f., deren Verkaufswert nur ein mäßiger ist, nur in dieser Form an Sie einreiche, da ich mir nicht klar war, an welche offizielle Adresse ich es einzureichen hätte. Unsere Bitte geht dahin, daß diese Bilder, die nur einen kunst- historischen Wert haben, der alten vor etwa sechs Iahren von uns eingereichten Liste der für die Museen bei einer Auseinander- setzung mit dem Königshause besonders erwünschten Kunstwerke mll hinzugefügt werden mögen. Bei der Abfassung jener Liste waren uns die Schloßmagazine und ihre Bilder noch nicht zu- gänglich gewesen. W. v. Bode. Diesem Brief lag ein Verzeichnis von Bildern aus verfchie- denen Gemäldcdepots(Galerie Sanssouci, Schloß Eharlottenburg, Möbelspeicher Eharlottenburg, Schloß Niederschönhausen ) bei, die einer Ihrer Mitarbeiter im Einverständnis mit der Krongutsoer- waltung besichtigt hatte, auf Grund Ihres Brieses wurden die auf- geführten Bilder fast sämtlich für den Staat gesichert. Sie werden mir zugeben müssen, daß Ihre jetzige Behauptung:„Nicht bekannt ist es mir dagegen, daß bei der Aussonderung der dem Staat zu-
fallenden Gemälde aus den Schlössern und Gemäldedepots die Fach- leute der Staatsmuseen hinzugezogen seien" mit den angeführten Tatsachen nicht in Einklang zu bringen ist."
Ausstellung allerer Berliner Kunst. In der B i l d n i s s o m m- lung der Notionalgalerie am Schinkclplatz wurde gestern mittag eine Ausstellung von Gemälden und Zeichnungen älterer Berliner Künstler eröffnet. Prof. Dr. Hans M a ck o w s t y, der die Sammlurm zusammengestellt hat, wies in einer kurzen An- sprach« auf die Bedeutung der alten Berliner Kunst, ihren vaterländischen Charakter und ihren Wirklichleitsstnn hin. Die Aus- stellung, über die wir noch ausführlich berichten werden, bleibt vier Wochen lang täglich von 9 bis 3 Uhr geöffnet. Stimmen zum Schmutz- und Schundgesetz: Karl Henkel! schreibt:„2>er Entwurf des Gesetzes gegen Schmutz, und Schund" mahnt zum gesetzlichen Schutz gegen«chwund der' Freiheit von Kunst und Schrifttum. Starke Sicherungen tun not, um das Wir- kungsfeld hier abzugrenzen. Wer als„Sachverständiger" der Be- Handlung heikler Grenzfölle zwischen jeweiliger staatsmoralsscher und unbefangen künstlerischer, darum aber keineswegs unmoralischer Weltbetrachtung gerichtlich beigewohnt oder sie überhaupt alz kullurell Interessierter verfolgt hat, muß schon aus Gründen sachlicher Rein- lichkeit dafür eintreten, daß Wortlaut, Auslegung und Anwendung eines derartigen Schutzgesetzes selbst ausreichend gegen Mißverstand und Fehl- oder gar Tcndenzurteil geschützt sind. Darum soll sich der Gesetzgeber verpflichtet sühlen, den berufenen Anwälten des geistigen Lebens und seinen maßgebenden Berbänden als mitentscheidender Stimmen entsprechend Gehör zu leihen und zu verschaffen."— Marie von B u n s e n:.Kampf gegen Schmutz und Schund, aber auch Kampf gegen gessttge Bevormundung jeglicher Art."— Jakob Wassermann :„Selbstverständlich schließe ich mich der Opposition gegen das drohende Gesetz an. Ich weiß zu genau, was es bedeutet: nämlich Einengung durch starre Paragraphen für den frei schaffenden Geist und heimlichere Wege und Schlupflöcher für das Ungeziefer der Literatur, das damit keineswegs vernichtet wer- den kann."— Alfons P a q u e t:„In einer Gesellschaft, die den Staat und das Recht als Kampfobjekte betrachtet, Halle ich viele Ge- setze, die im Entwurf einen Schein von Bernünftigkeit für sich haben, für gefährlich, denn der höchst fraglichen Wahrscheinlichkell, daß sie das Geringste bessern werden, steht die sichere Aussicht au'«ine neue Machtvermehrung der Polizei und der Rechtsverdreher gegenüber. Bei den Verhältnissen, unter denen wir zu leben haben, hatte ich ein Gesetz„zur Bewahrung der Jugend vor Schund- und Schmutz- schriften" für wertlos. Desha'b betrachte ich auch den Gesetzentwurf mit Mißtrauen und hoffe, daß es gelingen wird, ihn zu Fall zu bringen."_ JJtaj Utarinfteig ist, 77 Jabre alt, in Köln gestorben, ffr Set sich als Silfmtnleitcr, unter anderem in Leipzig und Köln.>o«!e als Beifasser einer Tbeatergefwichte und weherer dramaturgiichen Zchristen einen Namen gemacht. ?u der Komödie findet am 8. abends'1,12 llhr fiir die Berliner S ch a u i p i e.1 e r bei freiem Eintritt eine Ausfübrung der.« e- I a n g e n e n* von Bourdet statt. Tie Karlen find bei den Obleuten der einzelnen Tbeaier»rbältiich. Bestellungen müssen bis zum 6. nachm. 1 Uhr bei den Obleute» eingereicht werde».