Neuregelung preußischen Studentenrechts.
Die Absichten der Regierung.
Der Preußische Landtag hat im Frühjahr durch eine Entschlie Bung das Staatsministerium ersucht, die Verordnung über die Bildung der Studentenschaften vom 18. Septem. ber 1920 umzugestalten und unter poller Aufrechterhaltung der studentischen Selbstverwaltung Sicherheiten dafür zu schaffen, daß die in den letzten Jahren an mehreren Universitäten zutage getretenen Fälle gröblicher Korruption und schweren mi brauchs studentischer Aemter und Gelder sich in Zukunft nicht wiederholen. Außerdem hatte der Landtag das Staatsministe rium ersucht, die Verordnung so umzugestalten, daß die studentischen Rechte aller voll immatrikulierten deutschen und auslandsdeutschen Stubenten in vollem Umfange gewahrt werden, insbesondere da durch, daß in Zukunft alle österreichischen Studenten und die, vom Reftor als solche anerkannten, auslandsdeutschen Studenten zur Studentenschaft gehören sollen, und dadurch, daß die preußischen Studentenschaften fich fernerhin lediglich mit solchen außerpreußischen Etudentenschaften foalieren dürfen, die in gleicher Weise zusammengefeßt find wie fie selbst. Diese legte Entschließung hat infofern besondere Bedeutung, als eine Reihe preußischer Studentenschaften aus dem Kreise der auslandsdeutschen Studenten bisher nur die völkischen Studenten als Mitglieder zugelassen und außerdem alle preußischen Studentenschaften sich, anstatt mit der gesamten österreichischen Studentenfchaft und mit der gesamten deutschen Studentenschaft der Tschechoslowakei sich zu verbinden, sich nur mit den völkischen Gruppen dieser Länder foaliert haben.
Die fozialdemokratische Landtagsfraktion hat an das Staatsministerium eine Anfrage gerichtet, was es zur Durchfüh rung des Landtagsbeschlusses getan habe. Kultusminister Dr. Becker hat nunmehr geantwortet, daß die Aufstellung neuer Rassenordnungen, die die ordnungsmäßige Ver mögensverwaltung der Studentenschaften sicherstellen, angeordnet fei. Zu der Frage der Mitgliedschaft der einzelnen Studentenschaften und der Koalitionsfrage hat der Minister ertlärt, daß er dem preußischen Staatsministerium den Entwurf einer Aen derung des Studentenrechts porlegen werde. Um 3weifeln, wie sie durch die rechtliche Ausdeutung des Wortlauts des Landtagsbeschlusses entstehen fönnen, vorzubeugen, erscheint es jedoch dem Minister erwünscht, vorher eine Besprechung der Angelegenheit mit dem Kulturausschuß des Landtags her beizuführen. Dieser Wunsch dürfte auch von den Regierungsparteien in weitgehendstem Maße geteilt werden, die ihrerseits bereits beschlossen haben, die Frage im Kulturausschuß zur Sprache zu bringen. Das Ministerium ist durch die Abgeordneten der Regierungsparteien und durch die Vertreter der nichtvölkischen studentischen Verbände in Kenntnis darüber gesetzt, daß die bisherige Nichtdurchführung der Landtagsbeschlüsse in den Kreisen der freiheitlichen Studentenschaft lebhaftefte Beunruhigung hervorgerufen hat. Um so mehr wäre es zu wünschen, daß das Ministerium nunmehr den guten Ankündigungen auch in türzester Frist die entsprechende Ausführung folgen läßt, die den unerquicklichen Berhältnissen in der deutschen Studenten schaft ein Ende macht.
Wenn man Alimente zahlen muß.
Erst jetzt wird bekannt, daß nach der Urteilsverfündung im Prozeß gegen die Eisenbahnattentäter ron Leiferde einer der Hauptzeugen, Windmann aus Schöttmar , unauffällig aus dem Berhandlungssaal heraus verhaftet wurde. Der Grund dieser Festnahme war in einer Forderung auf 5500 Mart zu suchen, die Windmann wegen nicht gezahlter Alimentationsge= bühren schuldete. Windmann, der gemeinsam mit dem Zeugen Schröder die Attentäter zur Anzeige gebracht hat, war vor einigen Tagen die Belohnung in Höhe von etwa 13 000 m. zugestellt worden. Da er sich nunmehr im Befih von Geldmitteln befand, während er vorher arbeitslos war, versuchte das Gericht, die bisher ausstehende Forderung einzutreiben. Es wurde ihm von einem Hildesheimer Gerichtsvollzieher ein Schuldtitel über 5500 m. vorgezeigt. Windmann äußerte fich dem Gerichtsvollzieher gegenüber, daß er die ihm wegen der Anzeige ausgezahlte Belohnung bereits seinem Bater geschenkt habe, der ihn während seiner Arbeitslosigkeit vollkommen unterhalten und unterstützt habe. Da er sich aus diesem Grunde zahlungsunfähig erflärte, wurde er vorläufig in Haft genommen. Windmann erklärte sich schließlich bereit, mit dem Gerichtsvollzieher am heutigen Freitag nach Schötmar zu fahren, wo er das Geld durch seinen Bater auszahlen lassen werde.
Ein neues deutsches Großflugzeug.
Auf dem Berliner Flughafen wurde gestern ein neues drei motoriges Großflugzeug der Preise vorgeführt. Es handelte sich um eine Maschine der Rohrbachwerte, die bisher ausschließlich Seeflugzeuge herstellte und nun zum erstenmal auch mit einem Landflugzeug den Wettbewerb mit den sonstigen Flugzeugkonstruktionen aufnahm. Im Gegensatz zu den ebenfalls aus Ganzmetall hergestellten Junkers- Flugzeugen ist die neue Maschine aus glatten Blechen zusammengenietet und besitzt nur offene Profile. Zum Bau wurde Duraluminium verwendet. Die Motorenleistung ist so bemessen, daß die Maschine auch nach Ausfall von 50 Broz. der Motorstärke noch flugfähig bleibt. Jeder der eingebauten drei wassergekühlten Motoren leistet 250 Pferdestärken. Mit dieser Maschinenleistung wird eine Geschwindigkeit von 200 Kilometer in der Stunde in einer Höhe von 2000 Metern und einer Nutzlast von 400 Zentnern erreicht. Die Brennstofftants find in den dicken Flügeln untergebracht. Der 5 Meter lange Fahrgastraum vermag zehn Baffagiere aufzunehmen. An dem leider nicht besonders ge schüßten Füherstand ist Plaz für. zwei Piloten. Besonders be merkenswert ist, daß es bei dieser Maschine zum ersten Male gelang, das Motor und Propellergeräusch vom Fahrgastraum fernzuhalten. Das Flugzeug selbst hat eine Spannweite von 26 meter bei einer Länge von 16,3 Meter und einer Höhe von 4½ Meter. Es besitzt ein Eigengewicht von 4100 Kilogramm. Die Maschine wird am 5. November auf der Strede Berlin- Lübed- Kopenhagen- Malmö eingesetzt werden. Rundflüge zeigten, wie sicher die Maschine in der Luft fliegt, daß fie nach verhältnismäßig furzem Anlaufweg sich vom Boden abhebt und mit außerordentlicher Leichtigkeit und Sicherheit zu landen vermag. Ein besonderer Borzug ist es, daß die Maschine als Hochdecker gearbeitet ist, so daß der diese neuen dreimotorigen Flugzeuge find nur eine Etappe auf dem Wege zu dem Großflugzeug, das vielleicht hundert und mehr Ber. fonen befördern fann und durch dessen Verwendung der Flugverkehr wirtschaftlicher und die Flugpreise vielleicht auch billiger werden. Heute ist das Fliegen immer noch das Vorzugsrecht einiger weniger. leber diese Tatsache täuscht auch das Anwachsen der Personenflugfilometer nicht hinweg. Erst dann, wenn das Flugzeug Maffen beförderungsmittel geworden ist, wird es seine wahre Mission erfüllen fönnen.
Ueberblickt man die bisherige Geschichte der deutschen Studentenschaft, so wird man mit Bedauern feststellen müssen, daß diese Or ganisation zwar viel politischen Lärm verursacht hat, sach- Fahrgast den freien Blick auf die überflogene Landschaft hat. Auch liche Erfolge aber bisher infolge ihrer Struttur nicht aufzuweisen vermochte. Die bei der bekannten Notlage vieler Studierender bedeutsamen wirtschaftlichen Fragen werden längst ven anderer Seite her geregelt, und dem Ausland gegenüber hat die deutsche Studenten schaft durch ihr halsstarriges Auftreten gleichfalls feine Erfolge zu erzielen vermocht. Im Gegenteil, die Wahl des tschechoslomatischen Staatsbürgers Thon zum Vorfizenden der deutschen Studenten schaft ist im Auslande peinlich empfunden worden.
Demgegenüber ist es besonders erfreulich, festzustellen, daß bei der Genfer Tagung der Bölferbunds- Studentenvereinigungen Referendar Preuß, ein Sohn des verstor benen Innenministers, zum Vorsitzenden dieser großen, etwa 25 Staaten umfassenden Organisation gewählt worden ist, und daß die Re daktion einer ab Januar erscheinenden internationalen studentischen Zeitschrift dem Borsitzenden des Verbandes sozialistischer Studen ten Deutschlands und Desterreichs, Dr. Otto Friedländer , über tragen werden ist. Aus alledem ergibt sich, daß bei einer entsprechenden Vertretung der deutschen Interessen dem Auslande gegenüber es auch den deutschen studentischen Kreisen durchaus möglich ist, fich die Achtung und das Bertrauen des Auslandes zu erwerben.
Wenn, was zu hoffen und auch dringend zu fordern ist, die Neuregelung des preußischen Studentenrechts erfolgt ist, so wird die deutsche Studentenschaft vor die Frage geftellt fein, ob sie als rein private Vereinigung, innenpolitisch und außenpolitisch isoliert, fich auf ein unreifes Hurratreiben beschränken will oder ob sie ge. willt ist, auf der Basis einer restlosen Berwirklichung des großdeut. schen Gedankens mit all den freiheitlich gesinnten Studenten zufammenzuarbeiten, die sich in ihrem Denken und Handeln mit der überwiegenden Mehrheit des Boltes verbunden fühlen und die fried. liche Berständigung zwischen den Völkern als eine der vornehmsten Kulturaufgaben der deutschen Studenten betrachten.
Ein gemeingefährliches Gaunerkleeblatt Wie ein Bauer um sein Hab und Gut gebracht wurde. Durch eine Betrügerbande wurde der Landwirt Julius Bloch um sein Hab und Gut gebracht. Er hatte sich im Oftober 1923 ent schlossen, sein in Gorgast bei Küstrin gelegenes über hundert Morgen großes Bauerngut zu verkaufen und hatte dafür 250 Stüc Ilse- Bergbauaktien, die damals einen Wert von etwa 60 000 Gold
mart hatten, erhalten.
Bloch beabsichtigte, bald darauf nach Amerika auszuwandern. um sich dort eine Eristenz zu gründen. Er mußte alfo die Aftien verkaufen und wollte sich Dollars beschaffen. Durch Bermittlung geriet er nun an ein Schminblertonfortium, das sich vor dem Schöffengericht Charlottenburg wegen dieser und anderer Geschäfte" zu verantworten hatte. Bloch erhielt tein bares Geld, sondern einen Sched über 16 000 Dollar auf eine ameri. fanische Bank und wurde auch von dem Gaunerkleeblatt nachh Hamburg und direkt aufs Schiff gebracht. In Amerika mußte er aber die Erfahrung machen, daß der Scheck wertlos war. Durch Bermittlung des deutschen Generalfonfuls in Ohio wandte fich Bt an seinen Namensvetter, den Berliner Rechtsanwalt P. Bloch, der fich mit dem jezigen Angeklagten, dem Bankier" Gustav Peter jen, den, Direttoren" Spieß und Schandelle, in Berbindung fezte. Um dieser Strafverfügung zu entgehen, fanden sie sich zu einem Vergleich bereit und erboten sich, Bloch 10 000 Dollar bar zu zahlen. Das war aber nur eine Bertröftung; denn es war von ihnen nichts herauszubekommen, und der Landwirt ist um sein gefamtes Vermögen gebracht worden. Als die drei Spießgesellen nunmehr in Haft genommen wurden, stellte es sich heraus, daß die Seele des Unternehmens" Petersen war, der noch eine ganze Reihe Don Betrügereien auf dem Kerbholz hatte. Er hatte in der Inflationszeit eine Er. und Importgesellschaft und gleichzeitig Kredit bant gegründet, die in einer früheren Kneipe ihr Geschäftslotal hatte. Die Er- und Importgesellschaft bestellte Waren aller Art, wie Autos, Molle und Brillanten, und gab Wechsel, die mit dem ,, Giro " der Bant versehen waren. Auf diese Weise wurden die Lieferanten getäuscht, und die erlangten Waren, wurden sofort gegen bar verschleudert. Auch der Sched an Bloch war über die Bant" gegangen. Das Schöffengericht verurteilte Petersen zu 2½ Jahren Gefängnis und nahm ihn auch sofort in Haft, da er nach Ber büßung einer Untersuchungshaft von 9 Monaten gegen Sicherheitsleistung wieder freigelassen worden war. Spieß und Schandelle, die nur die Rolle der Werkzeuge bei dem Gaunertrid Petersens gespielt hatten, erhielten je 6 Monate Gefängnis
Schwere Schlägereien.
Das Meffer spielte abermals eine Rolle bei einer Schlägerei, hier fehrten ein 30 Jahre alter Chauffeur Johann Walter und die gestern abend in der Besselstraße einen Auflauf verursachte. sein Begleiter Müller bei einem Schantmirt ein, um Abendbrot zu essen. Den Wagen ließen sie vor der Tür stehen. Da machien fich mehrere junge Burschen an den Lampen des Autos zu schaffen. Als Walter das wahrnahm und die Burschen wegmies, beschimpften sie ihn und wurden gleich darauf auch tätlich. In den Auflauf, der fich bildete, gerieten unversehens auch der 31 Jahre alte Händler Untermann aus der Lindenstraße und feine gleichaltrige Che frau. Beide erhielten, obwohl sie mit der Schlägerei nichts zu tun hatten, mehrere Stiche und mußten sich auf der Rettungsstelle verbinden lassen. Als die Polizei fam, liefen die Uebeltäter davon
und entfamen unerkannt.
Bewußtlos aufgefunden wurde vor dem Hause Lügowufer 20 ein 49 Jahre alter Tafelbecker Adolf Sch. aus der Nollendorfstraße. Er hatte Kopfverlegungen, die auf der Rettungsstelle verbunden werden mußten. Nachdem er die Besinnung wiedererlangt hatte, gab er an, daß er in einem Lotal mit einem ihm befannten 47jährigen Schloffermeister wegen Frauen in Streit geraten sei. Im Laufe der Auseinandersehung habe der Meister eine große Wäsche telle ergriffen und ihn damit troß seiner Gegenwehr so übel zu gerichtet, daß er auf der Straße zusammengebrochen sei.
wieder ein Raubüberfall.
D
Frau Gertrud R. aus der Stettiner Straße. Sie wartete bort gegen Im Humboldthain überfallen wurde gestern eine 24 Jahre alte 10 Uhr auf ihren Mann, der von seiner Arbeitsstelle tam. Als er nicht gleich erschien, ging fie ein paar Schritte in den Hain hinein und hier auf und ab. Plöglich sprang ein Mann von etwa 25 Jahren aus dem Gebüsch heraus. Mit vorgehaltenem Revolver zwang er die Frau unter Drohungen, sich ruhig zu verhalten, padte fie, fchleppte fie in das Gebüsch hinein, vergewaltigte fie dert, raubte ihr drei Ringe von den Fingern, wandte sich dann unter neuen Drohungen fort und entfam in der Dunkelheit. Der Räuber ist etwa 1,70 Meter groß und trug eine Seglermüße und einen dunklen Schlüpfer.
" Bolt und Zeit", unsere illustrierte Wochenschrift, liegt der heutigen Postauflage bei.
Bon der Straßenbahn überfahren. In der Nacht vom Donnerstag zum Freitag ereignete fich in Ruhleben ein schwerer Straßenunfall. der Reichswehrsoldat A. Mieride vom 9. Infanterieregi metn geriet unter einen Straßenbahnwagen der Linie 54. Beide Beine wurden ihm abgefahren. Der Berunglückte fand im Spandauer Krankenhaus Aufnahme. Sein Zustand ist sehr ernst.
Jm Bericht der Bezirksverfammlung Neukölln ist noch nachzu. tragen, daß unsere Frattion gegen die Errichtung eines Warenhauses am neuregulierten Hermannplay nichts einzuwenden hat. Die geübte Krift richtete fich nur gegen die Art, wie dieses Projekt zustande gekommen ist und daß das Bezirksamt Neukölln sowohl wie die Bezirksversammlung nunmehr vor vollendeten Tatsachen stehen.
Grubenunglüd in Hamborn . Ein schwerer Grubenunfall ereignete sich in der vergangenen Nacht auf der Schachtanlage 4 bis 8 der Zeche Friedrich Thyssen in Hamborn , in dem in einer Rapfeltammer unter Tage zwei Schlosser durch Brandgase erstidten. Ein dritter Schleifer fam auf der Flucht vor den Gasen zu Fall und zog sich dabei einen schweren Schädelbruch zu. Er mußte fofort ins Krankenhaus gebracht merden. Der Brand fonnte bald gelöscht werden, so daß eine Gefahr für die Belegschaft nicht mehr vorliegt. Die Bergbehörde hat die sofortige Befahrung der Unfallstelle und eine Untersuchung über die Ursache des Unglücks eingeleitet.
Freireligiöse Gemeinde. Sonntag vormittag 11 1hr, Babbel- Alee 15. Vortrag des Herrn Dr. K. Sturm: Der Einfluß der franzöfifchen Stultur auf Deutschland . Harmonium: Intermezzo aus Cavalleria rusticana ( Mascagni ), Gäste willkommen,
Sport.
Die erste Nacht im Sportpalaft.
Das Feld gesprengt. Nebe- Gottfried führen!
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Die erste bewegte Nacht bes Berliner Sechstagerennens t abgefchloffen. Sie brachte Jagben und Stämpfe, die viel erwarten lassen. Die Opfer find nicht ausgeblieben: bei einer Jagd nach Mitternacht gelingt es ebe Gottfried, das ganze Feld zu über. runden. Be: der Einleitung zu dieser Haz stürzen beim Ablösen Hahn- Tietz. Tietz bemerkt man bald wieder im Felde, Hahn bleibt verschwunden und muß später das Rennen überhaupt aufgeben. Der Sturz am leßten Sonntag dürfte doch nicht so harmlos gewesen sein und der gestrige hat das übrige getan. Der prächtige Liez sezt als Erfagmann das Rennen fort.
Bon 11 bis 12 Uhr hat das Feld weitere 38,160 Kilometer zurückgelegt. Dann tritt das schon eingangs Erwähnte ein. Tieg Hahn stürzen, Tieß wird seines Partners endgültig beraubt. Später geht die Jagd los, bei der Rebe Gottfried den Sieg durch Ueberraschung davontragen. Horder stürzt und muß ebenfalls die Ueberrundung hinnehmen. Eine ganze Anzahl Mannfchaften erhalten Verwarnungen...
Die erste Wertung.
Eine Stunde nach Rennbeginn hat das Feld 39,485 Kilometer zurückgelegt. Nebe fann den ersten Spurtsieg für sich verbuchen vor Golle, Horan und Aerts. Den 2. Spurt gewinnt Knappe nor Bauer, Horder und Behrendt. Horder versucht in der letzten Runde noch aufzutommen, muß sich jedoch mit dem dritten Blazz begnügen. Tieß fiegt schön im 3. Spurt gegen Rieger, Fride und Golle. Van Hevel ist der Mann des 4. Spurts vor Knappe, Buschenhagen, Lacquehan. 5. Spurt: 1. Junge gegen Nebe, Lewanow und Golle. Gottfried läßt im 6. Spurt Hahn, Lorenz und Bauer hinter sich. Nebe, Gottfrieds Partner, vermag im folgenden Spurt eben. falls den ersten Plaz vor Lemanom, Stolz und Junge zu belegen. Im 8. Spurt holt Miethe die ersten fünf Punkte vor Hahn, Horder und Buschenhagen. Golle fährt dann im neunten den Sieg knapp gegen Rieger, Tonan: und Lewanow heraus. Endlich der 10. Spurt, den sich Bauer ver Knappe, Buschenhagen und Huschke holt. Die 2- Uhr- Nachtwertung
bringt in den einzelnen Spurts folgende Ergebnisse: 1. Spurt: 1. Tonani, 2. Horder, 3. Stolz, 4. Marcillac. 2. Spurt: 1. Bauer, 2. Buschenhagen, 3. Blanchonnet, 4. Nebe. 3. Spurt: 1. Rieger, 2. Gottfried, 3. Lewanow, 4. Tonani. 4. Spurf: 1. Knappe, 2. Buschenhagen, 3. Nebe, 4. Behrendt. 5. Spurt: 1. Junge, 2. Hor= der, 3. Berschueren, 4. Lacqueban. 6. Spurt: 1. Nebe, 2. Buschenhagen, 3. Golle, 4. Fride. 7. Spurt: 1. Tonani, 2. Gottfried, 3. Horder, 4. Lewanow. 8. Spurt: 1. Nebe, 2. Buschenhagen, 3. Behrendt, 4. Knappe. 9. Spurt: 1. Lonani, 2. Rieger, 3. Gottfried, 4. Stolz. 10. Spurt: 1. Knappe, 2. Bauer, 3. Buschenhagen, 4. van Hevel.
Der Stand des Rennens nach den beiden ersten Wertungen ist nun folgender: 1. Gottfried- Nebe 39 Punkte. Eine Runde zurüd: 2. Knappe- Rieger 36 Buntte. 3. Bauer- Junge 28 Punkte. 4. Lemanom- Buschenhagen 28 Punkte. 5. LorenzLonani 20 Punkte. 6. Horder- Horan 14 Bunfte. 7. Huschte- Golle 13 Punkte. 8. Behrendt- Stolz 9 Punkte. 9. Aerts- van Hevel 7 Punkte. 10. Fride- Berschueren 5 Punkte. 11. Koch- Miethe 5 Punkte. 12. Blanchonnet- Marcillac 3 Punkte. 13. Wambst- Lacquehan 2 Punkte. Erfaßmann: Tieß.
Bei einer Jagd in den frühen Morgenstunden verlieren StolzBehrendt, Blandhonnet- Marcillac eine weitere Runde. Die erste Strafrunde wird verhängt: Huschte- Golle find die ,, Glücklichen"! Bis 6 Uhr früh( Beginn der bis 12 Uhr mittags währenden Neutralisation) find 297,330 Rilometer gefahren.
Groß- Berliner Parteinachrichten.
11. Areis Schöneberg Friedenau. Die Abteilungsleiter werden gebeten, heute, Freitag, den 5. November. zwifchen 8 und 6/2 Uhr abends, in der Spedition, Belziger Straße. bestimmt Blatate abzuholen
54. Abt. Sonnabend, den 6. November, abends 7, Uhr, Funktionärkonferenz bei Caspar, Gueridefte. 1.
136. Abt. Reinickendorf - Ost. Sonnabend, den 6. November, abends 7 Uhr, wichtige Funktionärligung im Lokal Megler, Residenzftr., Ede Bantower Allee. Erscheinen fämtlicher Funktionäre unbedingt erforderlich.
Die ersten Ergebnisse in der Erhebung der Erwerbslosenfürsorge vom 2. Juli d. 3. wurden fürzlich im Reichsarbeitsblatt" veröffentlicht. Die Erhebung verfolgte den 3wed, die Alenderungen der Arbeitslosenunterstüßung beim Uebergang vom gegenwärtigen zum Lohntlassensystem zu ermitteln. Aus dem statistischen Material fönnen wir auch auf die Lohnhöhe in Deutschland einige Schlüffe ziehen. Erstreckt sich die Erhebung auf fast 1,6 Millionen Hauptunterstüßungsempfänger, d. h. auf eine außerordentlich große Bahl von Arbeitnehmern, deren Wochenverdienst in ihrer letzten Arbeitsstelle in diefer Statistit enthalten ist. Im„ Reichsarbeits blatt" wird zwar davor gewarnt, die Erhebung als Lohnstatistik aufzufaffen, weil die Arbeitslosen nur einen Ausschnitt der Arbeitnehmerschaft darstellen und die Lohnangaben aus ganz verschiedener Zeit herrühren. Indessen wird im Reichsarbeitsblatt" selbst erklärt, daß der gewählte Stichtag( 2. Juli) mit seiner großen allgemeinen Arbeitslosigkeit fast alle Berufsgruppen und gerade auch die qualifizierten Arbeiter trifft, weshalb die Statistit u. E. Stüßpunkte für die Feststellung auch der Lohnhöhe au geben vermag.
Bedauerlicherweise verfügen wir über feine umfassende Lohnftatiftit. Die Statistit über die Entwicklung der Tarifverträge gibt über das wirkliche Lohneinkommen feinen ausreichenden Aufschluß. Die verdienstvolle Lohnerhebung des ADGB . im vergangenen Jahre erfaßte nur 125 000 Personen. So sind die porhandenen Auskünfte über die Lohnhöhe recht mangelhaft; bie gegenwärtige Erhebung, wenn sie auch für einen anderen Zwed burchgeführt wurde, tann daher eine nüßliche Ergänzung bieten.
Auch die neue Statistit verrät nicht das wirkliche Lohneinkommen, sondern den Bruttoverdienst der Arbeiter, das heißt, den normalen Verdienst der Bollarbeiter bei regelmäßiger Arbeitszeit einschließlich etwaiger Buschläge( Atford-, Prämien, Leistungs-, Familienzuschläge) und ohne Abzüge für Steuern und Sozialabgaben. Das wirkliche Lohneinkommen, auch der Bollarbeiter, wat in der Regel erheblich niedriger als bie neue Statistit es angibt, zumal seit dem Stichtag vom 2. Juli die Löhne infolge des großen Arbeiterangebotes im wesentlichen fintenbe Tendenz zeigen. Auf Grund der Angaben von 1,6 Millionen Arbeitnehmern wurde also festgestellt, daß der wöchentliche Normalbruttoverdienst biefer( später als arbeitslos unterstützten) Arbeitnehmer 33,09 Mart betrua. davon der durchschnittliche Bruttoverdienst 36,29 Mart, der der weiblichen Arbeitnehmer 20,29 Mart. Der Bruttoverdienst der Erwachsenen beträgt 33.57 M., davon der der männlichen 36,71 M.. der der weiblichen 20,63 m., der der Ingendiichen 16,81 mart, davon der der männlichen 18,39 M., der der weiblichen 13,95 m.
Was die einzelnen Lohntlaffen anbelangt, fo find am dichtesten besetzt bei den Männern über 18 Jahre die Lohnflaffen von wöchentlich 29 bis 30 Mart, bei den Frauen über 18 Jahre die Lohnflaffe von 19 bis 20 Mart, bei den Jugendlichen bis zu 18 Jahren die Lohntlassen von 14 bis 15 Mart. Aus der Erhebung geht hervor, daß von den erwerbslosen Männern nur 45,33 Proz. teine zuschlagsberechtigten Angehörigen haben, des weiteren, daß die Kopfzahl der zuschlagsberechtigten Angehörigen fast ebenso hoch war, wie die der Haupt
unterstügungsempfänger.