tragen werden. Die berufliche Ausbildung, Fortbildung und Anpaffung der Erwerbslofen, insbesondere der Jugendlichen, soll mit verstärkten Mitteln gefördert werden.
In der Einzelaussprache weist
Abg. Giebel( S03.)
mit Nachdruck darauf hin, daß die Klagen über den Nachweis der Bedürftigkeit in der Erwerbslosenfürsorge immer häufiger werden. Die Regierung und die Regierungsparteien halten aber an dem Grundsatz fest, daß die Bedürftigkeit geprüft werden müßte, weil die Unterstützung aus öffentlichen Mitteln gewährt werde. Wie steht
es aber damit? Aus öffentlichen Witteln stammen die Unterstügungen
nur zum fleineren Teil, mehr als die Hälfte wird durch die Beiträge der Unternehmer und Arbeiter aufgebracht. Alle Gewerkschaften verlangen die Beseitigung dieses Grundsages, der nur in Deutschland aufgestellt wird. In England beispielsweise wird kein Nachweis der Bedürftigkeit verlangt, trotzdem die Leistungen beträchtlich höher und vor allem viel sozialer find als in Deutschland . Der sozialdemokratische Antrag auf Befeitigung des Bedürftigkeitsnachweises ist leider abgelehnt worden. Der von den bürgerlichen Parteien jetzt gestellte Antrag läßt die bisherigen Mißstände zum größten Teil bestehen. Der Redner zeigt an einer Reihe von Beispielen, zu welchen Zuständen die Handhabung des Bedüftigkeitsnachweises heute führt. Der Redner verlangt weiter die Beseitigung der Pflichtarbeit, die gleichfalls außer ordentlich schädlich für die Arbeiter und ebenso für die Angestellten wirke.( Bravo bei den Soz.)
Abg. Räbel( Romm.) feßt sich gleichfalls für die Beseitigung des Bedürftigkeitsnachweises und der Pflichtarbeit ein. Man zwinge beispielsweise Tabatarbeiter zu schweren Arbeiten im Walde, beim Straßenbau usw.; wozu fie gar nicht geeignet seien. In den meisten Fällen könne die Befreiung von solchen Pflichtarbeiten, die für die Betroffenen außerordentlich schädlich seien, nicht erwirkt werden. Der Reichstag müffe jetzt für Abhilfe sorgen.
Zu den Ausschußforderungen in bezug auf die Bezugsdauer und die jugendlichen Erwerbslosen spricht
Abg. Frau Schröder( Soz.):
Der Reichsarbeitsminister hat hier gefagt, daß es etwa 30 000 Jugendliche gäbe, die bereits Erwerbslosenunterstützung bekommen. Um zu wissen, was diese Bahl bedeutet, müssen wir die Gesamtzahl der arbeitslosen Jugendlichen kennen. Aus der Praxis wissen wir, daß diese jungen Menschen zum größten Teile sich nicht selbst erhalten fönnen. In einer Entschließung des Allgemeinen Deutschen Ge Ge werkschaftsbundes in Breslau wird mit Recht ausgeführt, daß das Angebot von Lehrkräften die Zahl der Lehrstellen heute weit übersteigt, für die Unternehmer bietet es heute nicht genug Anreiz, die Jugendlichen in Arbeit zu nehmen. Den Jugendlichen, die eben die Schule verlassen haben, muß geholfen werden, daß fie ihre Sträfte erhalten um später zu tüchtigen Menschen zu werden. Darum müffen fie bei Erwerbslosigkeit unterſtügung erhalten.
Zu den vielen wirtschaftlichen und förperlichen Schädigungen, die die Jugendlichen bei Erwerbslosigkeit erleiden, tritt noch die furcht bare moralische Schädigung. Erst heute Morgen ist eine Witwe zu mir gekommen, der ihr 19jähriger Junge erklärt hat, er würde sich aufhängen, wenn er nicht bald wieder Arbeit bekomme. Es ist ein grausames Verlangen, daß Arbeitern, die taum in der Lage sind, fich selbst zu erhalten, noch die Pflicht auferlegt wird, auch die jugend lichen Erwerbslosen vollkommen durchhalten zu müssen. Sie( zur Mehrheit gewandt) wollen den jugendlichen Erwerbslofen die Pflicht zum Besuch der Fortbildungsschule auferlegen. Wir sind vollkommen damit einverstanden, es ist ja unfere alte Forderung, daß die Zeit der Erwerbslosigkeit der jugendlichen Arbeiter zu ihrer Fortbildung benutzt werde. Aber fönnen Sie es von den jungen unterernährten und schlecht befleideten Menschen verlangen, daß sie auch noch zur Fort bildungsschule gehen?
Der Reichsarbeitsminister hat behauptet, die die Ziffern über die Ausgesteuerten übertrieben seien. Aber die Mitteilungen über die Zahl der Ausgesteuerten in einer Reihe von Städten wie in Breslau , Altona und Frankfurt a. M. lassen doch schon erkennen,
daß die Zahlen weit höher find, als sie der Minister angegeben hat. Dafür spricht auch die Tatsache, daß der Finanzminister die Ausgaben für die Ausgesteuertenfürsorge mit 6 Millionen Mart beziffert hat. Auch wir wollen, wie es der Arbeitsminister bezeichnet hat, die Erwerbslosigkeit durch Arbeit beseitigen. Aber wir wissen doch, daß es heute nicht einmal in unserer Macht liegt, geschweige denn in der Macht der einzelnen Erwerbslosen. Wir müssen daher alles tun, um
Bon Lucian.
Die großen Beränderungen im Leben des einzelnen und der Völker pflegen im Anfang unbemerkt einherzugehen. Jede organische Entwicklung vollzieht sich mit der Ruhe der Selbstverständlichkeit. Wenn der 9. November sich für zahlreiche Deutsche aus der Reihe der Tage nur wenig hervorhebt, so liegt das daran, daß die Republit nicht, wie die Gegner behaupten, durch den berühmten Dolchstoß zustande tam, sondern als letztes Glied einer notwendigen Reihe von Geschehnissen. Ohne Pomp, ohne Aufmärsche, ohne jenes Theater, das die Eintagsschöpfungen tennzeichnet, war sie eines Tages da, weil sie mit elementarer Gewalt kommen mußte. Benn die Berge freißen, wenn die Machthaber in schimmernder Behr mit dem Säbel raffeln, so wird noch nicht einmal eine Maus geboren. Die deutsche Republit zog nicht mit dem Trompetengeschmetter des Siegers durchs Brandenburger Tor ein, sondern als Kind der tiefften Not pochte sie unscheinbar an die Türen, wie ein echtes Proletarier
find.
Dennoch ist der 9. November die unverrückbare Grenze zwischen einst und jetzt. Daß im Bewußtsein jedes einzelnen die Gegenwart sich scharf von der Bergangenheit abhebt, ist unleugbar. Es ist unmöglich, sich vorzustellen, daß Willfür eines Machthabers oder das underantwortliche Treiben einer im Dunkeln agierenden Clique jemals wieder das staatsbürgerliche Bewußtsein, das die Republit geschaffen hat, zum Schweigen bringen kann. Jeder einzelne unter uns, auch die, die es sich und andern nicht eingestehen, hat seit jenem denk würdigen Novembertag einen gewaltigen Schritt zur Mündigkeit getan. Unmöglich, daß freche Willkür wieder mit einem reifen Bolt Schindluder treiben darf, unmöglich jener Kastengeist, der das Volk in Herrscher und Untertanen getrennt hat. Es ist überflüssig, die Vorteile aufzuzählen, die die Weimarer Verfassung gebracht hat. Demokratie drückt sich nicht nur in einzelnen Vorrechten aus, sondern fie fennzeichnet das alltägliche Verhalten, den Lebensrhythmus einer Gemeinschaft. Der strammstehende Untertan, der Kriecher nach oben und der Treter nach unten, wie ihn Heinrich Mann geschildert hat, ist ein Symbol der Vergangenheit geworden. Wage es teiner, dieses Bolt herauszufordern. Das Bolt ist empfindlich geworden. Als vor einigen Tagen beim Sechstagerennen auf der Leinwand die Betanntmachung erschien, ein ungenannt sein wollender Gönner aus Dels habe für eine Runde fünfhundert Mart gestiftet, da erhob sich ein Tumult der Feindseligkeit, und Pfiffe und Rufe wie„ Bluthund!" gaben deutliche Kunde von der wahren Boltsstimmung.
Die Republik marschiert, und wir haben Grund, stolz auf sie zu sein. Schaudernd erleben wir es, wie ein einftmals freies Volt unter den Willen eines größenwahnsinnigen Machthabers gebeugt worden ist, wie Glaube und Moral dieses Bolkes, das an der Kultur der Welt die größten Leistungen vollbracht hat, mit Füffen getreten
dem deutschen Volte seine Arbeitskraft zu erhalten und in erster Linie den jungen Menschen und denen, die Monate und ein ganzes Jahr lang aus der Arbeit geriffen sind, helfen. Wir ersuchen Sie also, die Beschlüffe des Ausschusses so wie sie zuerst aufgestellt sind, anzunehmen.( Lebhafter Beifall bei den Soz.)
Nach weiteren furzen Ausführungen der Abg. Frau Arendsee ( Komm.) und Frau Teusch( 3.) wird zur Abstimmung geschritten. Inzwischen ist ein sozialdemokratischer Antrag eingegangen, für die von der Erwerbslosigkeit besonders betroffenen Gemeinden einen Ausgleichfonds von 1½ Millionen Mart bereit zu stellen.
dem, was das Reich leisten könne, zu finden. Wir sind dabei zu dem forgfältig überlegten Entschluß gekommen, daß eine Erhöhung von 30 Pro 3. wohl tragbar sei. Es war ja schon tagelang vorher bekannt, daß die Deutschnationalen aus hinterhältigen Gründen im Plenum für unseren Antrag stimmen würden. Gerade das hat uns veranlaßt, die namentliche Abstimmung über unseren Antrag zu verlangen.
Abg. Stoeder( Komm.): Wir halten es für selbstverständlich, daß die Deutschnationalen, die jetzt die Unterstützungserhöhungen um 30 Proz. beschlossen haben. nun auch die nötigen Mittel dafür bewilligen werden, denn wenn die Erwerbslosen das fich ihre ganze Entrüstung gegen die Deutschnationalen richten.
Annahme des sozialdemokratischen Antrags Opfer diefes parlamentarischen Schachspiels werden sollten, so würde
Das deutschnationale Manöver.
Die Abstimmung über den sozialdemo fratischen Antrag, die Unterstühungen für Hauptunterstühungsempfänger um 30 Pro3, die Familienzuschlage um 20 Pro3. zu erhöhen, ist auf Antrag der Sozialdemokraten namentlich. Nachträglich beantragen auch die Deutschnationalen namentliche Abstimmung darüber.
Das Ergebnis der Abstimmung ist die Annahme des fozialdemokratischen Antrages mit 205 gegen 141 Stimmen bei 8 Enthaltungen. Dafür haben neben den Sozialdemokraten auch die Deutschnationalen, die kommunisten und die Völkischen gestimmt.
Erklärung der Reichsregierung.
Dr. Brauns und gibt folgende Erklärung ab: Nun erhebt sich unter allgemeiner Spannung Reichsarbeitsminister
Die Reichsregierung hat natürlich zu diesem Beschluß des Reichstags noch keine Stellung nehmen können. Sie wird das sobald wie möglich tun. Ich bin aber von den anwesenden Regierungsvertretern zu der Erflärung ermächtigt
daß auf Grund der bisher über diesen Gegenstand gepflogenen Verhandlungen wahrscheinlich nicht die Möglichkeit für die Reichsregierung besteht, diesen Beschluß durchzuführen.
Abg. Graf Westarp( Dnat.):
Ich will erklären, warum wir für den sozialdemokratischen Antrag gestimmt haben. Es ist nicht anzunehmen, daß die Sozialdemokratie ernstlich mit einer Annahme ihrer Anträge gerechnet hat, zumal noch nicht ein flares Bild über die zur Verfügung stehenden Geldmittel geschaffen worden ist. Der fozialdemokratische Abg. Hoch hat im Ausschuß auch gar feine Genugtuung darüber geäußert, daß mit unserer Hilfe feine Anträge angenommen wurden, ja er hat uns dagegen deswegen der Obstruftion bezichtigt. Die Regierung und die Regierungsparteien sind den Sozialdemokraten immer weiter entgegengelommen, sie wollten offen bar mit wechselnden Mehrheiten die Borlage machen. Unter diesen Umständen haben wir durch unsere Abstimmung den Sozialdemokraten die Gelegenheit gegeben, zu zeigen, ob fie die praktischen und parlamentarischen Folgerungen aus der Annahme ihrer Anträge ziehen wollen.( Beifall bei den Dnat.) Wir konnten ihrer Anträge ziehen wollen.( Beifall bei den Dnat.) Wir konnten der Regierung und den Regierungsparteien nicht die Verantwortung dafür ersparen, wie sie sich zu den sozialdemokratischen Forderungen stellen wollen. Wir werden uns bei den übrigen Abstimmungen der Borlage stimmen.( Während diese Ausführungen von den DeutschStimme enthalten und in der Schlußabstimmung gegen die ganze nationalen mit Beifall begleitet werden, erregen sie im übrigen Haufe verständnisvolle Heiterfeit.)
Abg. Hoch( Soz.)
stellt gegenüber den falschen Behauptungen des Grafen Westarp fest, daß der sozialdemokratische Antrag im Ausschuß mit 11 gegen 10 Stimmen angenommen worden sei. Es bestand die Gefahr, daß die Parteitaktit der Deutschnationalen im Ausschuß nur dahin hätte führen können, daß die Erhöhung der Unterstützung für die ErwerbsTofen noch weiter hinausgezögert worden wäre. Unser Bestreben mußte dahin gehen, das zu verhindern und die Verbesserung der Erwerbslosenfürsorge zu sichern. Die heutigen Ausführungen des Grafen Westarp zeigen erneut,
Der
welches eigenartige Spiel von den Deutschnationalen mit der großen Not der Erwerbslofen getrieben wird. Der Reichsfinanzminister hat selbst erklärt, daß die Möglichkeit zur Aufbringung der Mittel für die Erhöhung der Erwerbslosenunterstügung gegeben fei. Wir haben uns bemüht, einen Ausgleich zwischen der Forderung auf 50 Proz. Erhöhung und
werden, wie einer dem andern mißtrauen muß, weil das Gift des Verrats und des Denunziantentums bis in das Innerste der Familien gedrungen ist. Mord und polizeiliche Willfür rasen, in der allgemeinen Not denkt jeder nur an den eigenen Borteil, und die
Furcht vor dem Nächsten erzeugt den Wunsch, ihm an Schlechtigkeit zuvorzukommen.
Der 9. November hat freilich nicht das Paradies auf Erden geschaffen. Er hat einen langen und schweren Weg eröffnet, der aus dem Chaos der Vergangenheit in eine lichtere Zukunft führen soll. Das Größte und Erhebenste aber, was er bewirkt hat, ist nicht das Fehlen der alten Fesseln, sondern der Umstand, daß es in meine und deine Macht gelegt ist, das Neue und Vollkommenere zu schaffen. Nicht einem angeblich von Gott gesandten, mit mystischen Zauberfräften begabten Führer oder einem Rat von sonstigen Machthabern vertrauen wir unser Schicksal an, sondern wir selber sind es, die in jeder Stunde und mit jeder verantwortlichen Handlung immer neu die Republik schaffen und ausbauen, die ohne uns eben auch nur ein Phantom, ein Nichts, sein würde, mit uns aber ein unerschütterliches Bollwerk der wahren Freiheit.
"
Herbstkonzert des Uthmann- Chors. In den„ Prachtsälen des Märchenbrunnen" gab der Uthmann- Chor unter der Leitung von Siegfried Günther sein Herbstkonzert. Es war die augenscheinliche Vorfeier zum 9. November. Das ganze Programm war fast ein ausschließliches Revolutionsprogramm. Allerdings, was man jo bei uns guten Deutschen unter Revolution versteht. Man denkt da nicht an die Guillotine, sondern an ein paar den Heinz Thiessen sehr geschickt mit der Melodie der Marseillaise abgeriffene 3öpfe und Achselklappen. Selbst Freiligtaths Weckruf", ausgeschmückt hat, gibt sich etwas zahm. Und beim Russischen Rotgardistenmarsch", von Scherchen bearbeitet, bringt erft die legte Strophe den richtigen dramatischen Aufschwung. Wir kommen" von Brümers ermutigend optimistisch, aber feineswegs vulkanisch;„ Ins Feld" von Tunk hat wenigstens einen warmen Unterton. Die größte Enttäuschung aber brachte Der Arbeitsmann" Dehmels, vertont von hat. Will denn der Pegasus der Herren gar nicht mehr steigen? Botho Frant, den Richard Strauß einstens ganz genial fomponiert Bedarf es dazu etwa eines näfelnden Leutnants oder der Kehrseite einer Fürstlichkeit? Das wäre schlimm. Da nehme man ein Beispiel an dem„ Klassiker" Uthmanns oder an dem noch moderneren Erwin Lendvai , dessen„ Die Erde lebt" ebenso viel überragendes Können als tiesinnerst brodelnden Geist verrät. Die zahlreiche Zuhörerschaft machte allerdings nicht diese Ansprüche. Sie bereitete dem tüchtigen Chor und seinem hochstrebenden Dirigenten begeisterte Ovationen. Quartett spendete eins der älteren spielfreudigen Werke von Das dem Chor längst bekannte treffliche Schubert Beethoven und Hindemiths Opus 16, deffen aufmerkſamſtes Ber folgen für die Hörer und den Tondichter mit seinem gewaltigen können und großen Ideen gleich ehrenvoll war. 5. M.
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Meldung besagte kürzlich, daß das japanische Vermessungsschiff Die größte bekannte Meerestiefe. Eine aus London kommende Madschu Maru" zwischen Ipsu und den Bonin- Inseln die tiefste
Präsident Löbe:
Abg. Graf Weftarp ist im Irrtum, wenn er von einer Schluß abstimmung spricht, in der seine Freunde anders als jetzt stimmen würden. Es gibt feine Schlußabstimmung, denn es handelt sich um fein Gefeß, sondern um ein Ersuchen an die Reichsregierung, dem dieſe ganz oder teilweise entsprechen kann.( Große Heiterkeit und Beifall bei den Regierungsparteien und links Rufe: Reingefallen!") Abg. Effer( 3.): Die Regierungsparteien befanden sich in einer schwierigen Lage, weil diese überaus ernste Frage, an der die ermsten der Armen aufs stärkste interessiert sind, von rechts und linfs parteipolitisch ausgenußt worden ist.( Lebhafter Beifall bei den Regierungsparteien.) Die Deutsch nationalen haben im Ausfchuß tatsächlich eine gelinde Obstruktion getrieben und diese Haltung hat durch ihre heutige Abstimmung eine Krönung gefunden, die tief bedauerlich ist.( Beifall.) Ihre Erwartung, bei der Schlußabstimmung sich forrigieren zu können, erfüllt sich nicht, sonst wären sie wohl nicht diesen Weg gegangen. Abg. Graf Westarp( Dnat.): Wir haben mit unserer Abstimmung den Erfolg gehabt, die verlogene Agitation der Sozialdemokraten zu entlarven.( Stürmische Zurufe von den Soz.)
Präsident Löbe: Es entspricht nicht den parlamentarischen Ges pflogenheiten, einer Partei verlogene Agitation vorzuwerfen.
Abg. Thiel( D. Bp.) wendet sich gegen die Ausführungen des Abg. Graf Weftarp. Die Deutschnationalen hätten im Ausschuß eine Bassivität gezeigt, die man in einer so wichtigen Frage nicht hätte erwarten sollen, ihre jetzige Haltung sei tief bedauerlich.
Abg. v. Guerard( 3.): Wir bedauern die Art und Form, in der die Deutschnationalen hier vorgegangen sind. Damit sind die Grunddie Deutschnationalen hier vorgegangen sind. Damit sind die Grundlagen unserer Anträge verschoben und ich beantrage die Beratungen abzubrechen.
In der Abstimmung über diesen Antrag, für den die Regierungsparteien stimmen, enthalten sich die Deutschnationalen der Abstimmung.
Im Hammelsprung wird darauf der Antrag bei 52 Enthaltungen mit 140 gegen 140 Stimmen, aljo mit Stimmengleichheit, unter großer Heiterkeit der Opposition abgelehnt. Heiterfeit der Opposition abgelehnt.
Bei den weiteren Abstimmungen gelangen mehrere der im Sozial politischen Ausschuß gegen die Regierungsparteien beschlossenen Bestimmungen mit den Stimmen der Sozialdemokraten, Kommunisten und Böltischen bei Stimmenthaltung der Deutschnationalen zur Annahme. haltung der Deutschnationalen zur Annahme. Ein Antrag Leicht( Bay. Bp.) auf 3urüdweisung der An gelegenheit an den Ausschuß wird mit 149 gegen 138 Stimmen bei 28 Enthaltungen abgelehnt.
Beschlußunfähig!
Daraufhin verlassen die meisten Mitglieder der Regierungsparteien den Saal und auf Ersuchen des Abg. Schetter( 3.) stellt der Präsident fest, daß mur 230 Abgeordnete im Saal sind, das aus also beschlußunfähig ist. Der Präsident schließt, bevor die weiteren Abstimmungen zur Erwerbslosenfürsorge erledigt werden konnten, die Sigung und beraumt sie auf 10 Minuten später an, auf deren Tagesordnung nicht mehr die Erwerbslosenfürsorgere steht.
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Die neue Sigung wird gegen 5% Uhr vom Präsidenten Löbe eröffnet. Die Gefeßentwürfe über die Wirtschaftsabkommen mit Finnland , Lettland , Schweiz und Frankreich werden ohne Aussprache dem Handelspolitischen und dem Auswärtigen Ausschuß überwiesen.
Einige Anträge aus dem Hause betr. Stundung der fälligen Steuerbeträge der Landwirtschaft werden werden. Steuerausschuß überwiesen.
Gegen 6 Uhr vertagt sich das Haus auf, Dienstag nachmittag
Stelle des Stillen Ozeans mit 9480 Metern festgestellt habe. Diese Meldung ist insofern unrichtig, als die tiefste Stelle des Stillen Ozeans bereits im Jahre 1912 von dem deutschen Vermessungsschiff Planet" auf der Reise von der Südsee nach Hongkong 40 Seemeilen östlich Nord- Mindanao( Philippinen ) einwandfrei mit 9788 Metern durch Grundprobe und Bodentemperatur festgestellt worden ist. Die Messung dieser Tiefe, die das Planet Tief " genannt wurde, bedeutete eine Höchstleistung, da es sich hierbei überhaupt um die größte bekannte Meerestiefe handelt. Bis dahin galt das füdlich der Mariannen- Insel Guam mit 9636 Metern von dem amerikanischen Vermessungsschiff Nero" im Jahre 1899 festgestellte sogenannte Nero- Tief" als die größte bekannte Tiefe. Das Blanet- Tief" gehört zu den Tieffeegräben, denen durch ihre Beziehungen zu den schweren Erdbeben besondere geologische und geomorphologische Bedeutung innewohnt.
Mehr Licht, mehr Arbeit. Wie die Beleuchtung auf die Arbeitsleistung einwirft, ist durch Versuche geflärt worden, über die in der „ Umschau" berichtet wird. Eine amerikanische Fabrik, die Kugellager herstellt, ließ ohne Wissen der Arbeiter an Stelle der alten Lampen größere Beleuchtungsförper etwa 3,50 Meter über dem Boden und in Abständen von etwa 3 Metern anbringen. Durch diese Verbesse rung der Beleuchtung wurde die Arbeitsleistung um 4 Proz. erhöht, wenn man Lampen von gleicher Lichtstärke wie früher einsetzte. Wurde aber die doppelte Lichtstärke verwendet, so betrug die Leistungssteigerung 8 Proz. Dabei vermehrten sich die Ausgaben für den stärkeren Stromverbrauch nur um 2,5 Proz
Ein ruffischer Prozeß um den Potemkin - Film. Der Berfaffer des Filmmanuskripts zum Banzerfreuzer Potemtin" Datschento und der Regisseur Eisenstein hatten für ihre Arbeit vom Staatlichen russischen Rinotruft nur eine einmalige Zahlung von je 750 Dollar erhalten. Wie jetzt aus Moskau gemeldet wird, hat das Volksgericht den Anspruch des Verfassers und des Regisseurs auf einen Anteil an dem geschäftlichen Erfolg als berechtigt anerkannt, und jedem eine Beteili gung von 1 Proz. an der Reineinnahme zugebilligt.
Berichtigung. In dem Bericht über die Aufführung von„ Seele über Bord" im geftrigen Abendblatt haben sich einige Fehler eins geschlichen, die hier teilweise berichtigt werden sollen. Es handelt sich spinne erklärt sich auch als ein Druckfehler. Es muß heißen:„ Er nicht um Spielsalat, sondern um Stilfalat, und die rätselhafte Zeit erschlägt, damit die Zeit stille steht, einen jungen Schüler."
Mädchen an höheren Lehranstalten für die männliche Jugend. Wie der Amtliche Preußische Pressedienst einer llebersicht des Breußischen Unterrichtsministers über die Bahl der Mädchen, die Ditern 1926 in die höheren Lehranstalten für die männliche Jugend aufgenommen worden sind, ents nimmt, betrug die Gesamtzahl der Mädchen in sämtlichen preußischen Provinzen 1631. Dabon wurden aufgenommen: in Gumnaften 200, in Realgymnaften 501, in Oberrealschulen 148, in Deutsche Oberschulen 12, in Progymnasien 8, in Realprogymnasien 80, in Realschulen 291, in Aufbauschulen 391.
Einen Rundgang durch die bekanntesten Berliner photographischen Ateliers an aufeinander folgenden Sonntag Nachmittagen veranstaltet die Buch- und Kunsthandlung Reug& Polla d im Laufe dieses Winters. finden vor einem geladenen Bublifum unentgeltlich statt. Die Buch- und Diese Veranstaltungen, die einen gesellschaftlichen Charakter tragen werden, Runsthandlung Reuß& Bollad nimmt Anmeldungen entgegen.
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