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Der Landsberger Prozeß.

Zusammenstöße zwischen Vorsitzenden und Berteidiger. B. S. Landsberg , 10. November.

Am heutigen Tage sollen die wichtigsten Zeugen dieses Prozesses vernommen werden. Bei der Belehrung der Zeugen machte Land gerichtsdirektor Dr. Weßling die Zeugen in ernster Form darauf aufmerksam, daß sie allen Prozeßbeteiligten, auch den Anwälten des Nebenflägers, Rede und Antwort stehen müßten.

Ebenfalls verbat es sich der Vorsitzende energisch, daß Zeugen im Gericht mit Schußwaffen hantierten. Hierauf teilte der Borsitzende folgendes mit: Das Gericht ist dem Nebenkläger außerordentlich weit entgegengetommen. Das Gericht muß aber nach dem Verhalten des Herrn Rechtsanwalts Dr. Lowen­thal befürchten, daß die Verhandlung ins Uferiose gerät, daher ge stattet es nur noch Fragen, die sich auf die Körper verlegung beziehen. Das Gericht hat auch die Macht­mittel, feinen Willen durchzusetzen.

Drohung gegen die Nebenkläger.

andere den Nordteil. Der Sekretär des Mailänder Fascio, Giam­paoli, hat die Einteilung der einzelnen Zerstörungszonen bereits vorgenommen. Die Heißsporne Albino Bolpis haben völlig freie Hand bekommen.

Den Karabinerie in Mailand ist es gelungen, die Zerstörung des Hauses des Senators Dr. Albertini zu verhindern. Völlig geplündert und zerstört wurden dagegen Arbeitszimmer und Woh nung des sozialistischen Abgeordneten Dugoni. Im Hause des früheren Leiters des Avanti", Pietro Nenni , teilten sich die faschistischen Horden in drei Angriffskolonnen und gingen dreimal vor. Die erste Kolonne hat sämtliche Möbel und Einrichtungsgegen­stände zertrümmert, die zweite fegte die Trümmer auf einen Haufen, wobei allerdings Wertgegenstände und Bücher verschwanden, und die dritte Kolonne zerstörte von Grund auf die gesamte Wäsche und das allerpersönlichste Hab und Gut des Geplünderten. Nicht beffer erging es dem Redakteur des Avanti", Dr. Gardenghi, dem man sämtliche Wäsche und persönliche Effekten methodisch mit Messern zerschnitten hat. Bielleicht sind Sie bereits im Besitze der telegraphischen Nachricht von der Plünderung der Wohnungen der sozialistischen Abgeordneten Treves, Gonzales und Ben­tini sowie des republikanischen Abgeordneten Chiesa. Glüd licherweise war die Mehrzahl der Betroffenen abwesend oder hatte sich rechtzeitig entfernt. Nur der Romanschriftsteller Mario Ma­riani wurde von den Angreifern gefaßt und verprügelt, ebenso der frühere befannte Karikaturist des Avanti", Scalarini. Es versteht sich, daß es sich hier bloß um einen kleinen Ausschnitt des Gesamtgeschehens und eine kleine Auswahl der Opfer handelt, denn in der Mehrzahl sind unbekannte arme Menschen betroffen worden, die im äußersten Elend leben. Man kann noch nicht sagen, wo dieser Kurs der faschistischen mit dieser Bartholomäusnacht die einzige Medizin gegen den Zusammensturz zu finden gehofft, den er so fürchtet. Der Faschismus ist bei seinen letzten Schraubenwindungen angelangt.

borgen habe. Die Angeflagie versicherte aber, daß fie alles restlos ausgegeben habe. Sie fei sehr vernascht gewesen. Täglid) brauchte sie neue feibene Strümpfe, fuhr mehrmals am Tage Auto, hatte sich auch einen tostbaren Belz und teure Kostüme angeschafft. Außerdem besuchte sie in Begleitung ihres totale. Das Schöffengericht mitte nahm eine Urkundenfälschung nicht Freundes und einer Freundin regelmäßig Wein und Bergnügungs­an, und verurteilte die Angeklagte lediglich wegen Unterschlagung zu drei Monaten Gefängnis. Weil sie die Straftat aus Leichtsinn begangen hatte und vor Gericht auch Reue zeigte, erhielt sie Be­währungsfrist.

Weitere Skelettfunde auf Pezzow.

Mau vermutet eine Begräbnisstätte.

BS. Auf dem von Herrn v. Kähne an einen Werderschen Obst­züchter verpachteten Ackerland bei Bezom sind in den letzten Tagen den Steletten eines erwachsenen Menschen und etwa dreier noch weitere Knochenteile gefunden worden, die zu Kinder gehörten. Auch diese Funde sind dem Institut für Staats­arzneifunde in Berlin zur Begutachtung eingesandt worden, wo bereits die neulich gefundenen Stelette untersucht worden sind. Es fonnte natürlich nicht mit Sicherheit festgestellt werden, daß ein Verbrechen nicht in Frage tommt, sondern daß es sich, zumal in Anbetracht der ausgegrabenen Rinderstelette, bei der Fundstelle um eine ältere Begräbnisstätte, vielleicht um die des in den Frei­heitskriegen verwüsteten Dorfes Teschtendorf gehandelt hat. Allerdings neigen die Sachverständigen zu der Annahme, daß die Knochen etwa 30 bis 50 Jahre alt find, während auf der anderen Seite feststeht, daß in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts an jener Stelle bestimmt feine Beisegungen mehr statt. gefunden haben. Die Schädelverlegung des einen Steletts foll nicht auf irgendeine Gewalttat, sondern auf Berwitterung oder führen sein.

Als R.-A. Dr. Löwenthal die Frage stellte, welche Mittel damit gemeint seien, erklärte der Borsigende, daß der Anwalt das zur Zeit merten werde. Ferner verkündete der Borsitzende, daß die gestern nachmittag von Dr. Löwenthal gestellten Anträge abgelehnt feien. R.-A. Dr. Falkenfeld: Ist es richtig, daß 1921 der Angeflagte Klapproth Heeresgut zu feinem Vater verschleppt hat und daß deshalb ein Verfahren eingeleitet wurde? Klapproth: Das Verfahren ist abgeschlossen. Gegen mich persönlich ist nie ein Verfahren gelaufen. Das ist eine pure Lüge. R.-A. Dr. Fallen­feld: Ich protestiere gegen diesen Ausdruck. Vorf.: Der Angefiagte hat damit wohl auch nicht Sie gemeint, sondern die Stelle, die Ihnen Bolitif enden wird. Soviel aber ist heute flar: der Faschismus hat sonstige Beschädigung, eventuell durch eine Pflugschar, zurückzu

diese Nachricht zugetragen hat.

Darauf wurde als erster 3euge Landgerichtsdirektor Braune vernommen, der die Boruntersuchung in den Femeprozessen geführt hat. Auf Befragen des Vorfizenden, was der Angefiagte Hann bei seiner ersten Aussage befundet habe, sagte der linter­suchungsrichter aus, daß er zu Anfang Hayn als 3eugen in der Sache gehört habe. Borf War Hayn bei seiner Vorladung er­regt? Zeuge: Er hatte Angst, daß ich ihn festhielt. Ueber die Be merkung des Schulz, daß Gäbide verschwinden" solle, konnte er feine Klarheit schaffen.

In seiner weiteren Bernehmung befundete Landgerichtsdirektor Dr. Braune: Hayn sagte auch, er hätte über die Bedeutung des Auftrages, den er von Schulz erhielt, feinen zwei fel gehabt. Borf.: Sie hatten alfo nach dieser Schilderung den Eindruck, daß Klapproth feine Mißhandlung, sondern einen be fohlenen Mord vorhatte? Zeuge: Daran fonnte fein 3weifel sein, das war der springende Punkt. Wir haben später noch ein zweites Berhör angestellt, bei dem ihm die erste Aussage noch einmal vorgelejen wurde. Er wiederholte im wesent lichen seine ersten Angaben, betam aber dann Bedenken. Vorf.: Wie hat sich Oberleutnant Schulz geäußert? Zeuge: Er hat energisch behauptet, teinen Auftrag bezüglich Gä­dides gegeben zu haben. Borf.: Wie verhielt sich Hann bei der Gegenüberstellung mit Schulz? Jeuge: Ich glaube, er blieb bei seinen Angaben.

Was der Verteidigung erlaubt ist.

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Was geschicht mit Garibaldi?

Paris , 10. November. ( Eigener Drahtbericht.) Das Haupt­interesse des am Dienstag zusammengetretenen Ministerrats lag in den Mitteilungen Briands über seine leßte Besprechung mit dem italienischen Botschafter. Leider sind der Preffe darüber nur sehr lafonische Mitteilungen gemacht worden. Einige Blätter behaupten, Briand habe erklärt, der italienische Botschafter habe der franzöfifchen Regierung vollauf befriedigende Berfiche rungen über die Bestrafung der Faschisten, die die Zwischenfälle von Bentimiglia hervorgerufen haben, gemacht.

Wieder ein Raubüberfall.

Ein auswärtiger Kaufmann schwer verletzt.

In der Nacht vom Dienstag zum Mittwoch gegen 2 Uhr wurde in der Königgräßer Straße unweit des Anhalter Bahnhofs der 41 Jahre alte Kaufmann Sch. aus der Fasanenstr. 9 zu Chemniß, der sich geschäftehalber in Berlin aufhält, von zwei zuhältern überfallen und zu Boben geslagen. Die unerkannt entfommenen Täter müssen den Ueberfallenen schon längere Zeit beobachtet haben. Jedenfalls hatten fie es auf seine Barschaft und Wertsachen abgesehen. Auf die Hilferufe Sch.s, der sich fräftig zur Wehr setzte, eilten Borübergehende hinzu; darauf ergriffen die Strolche schleunigst die Flucht. Der Ueberfallene, der eine ich mere Kopfwunde erhalten hatte, wurde zur nächsten Rettungsstelle gebracht, wo er einen Notverband erhielt. Gerade in letzter Zeit häufen sich Ueberfälle und Anrempelungen in der Gegend des Anhalter Bahnhofs. Bornehmlich in den, zu später Stunde recht dunklen Nebenstraßen hält sich viel ahnungslos vorübergehendes Opfer stürzt und es auszuplündern ver­fucht. Erst fürzlich wurde ein Kaufmann, der in der Gegend ohn­mächtig zusammenfant, von hilfsbereiten Samaritern" um 400 M., die er in seiner Brieftasche trug, erleichtert.

Garibaldi ist am Dienstag nicht verhört worden. Man wartet die Ankunft des fatalonischen Separatistenführers Macia aus Perpignan ab, der im Laufe des Mittwochs in Paris eintreffen soll. Die französische Regierung scheint sehr in Not, was sie nach Be­endigung des Verhörs mit Garibaldi anfangen soll. Eine rechtlichtscheues Gesindel auf, das sich im gegebenen Augenblick auf ein liche Handhabe, ihn zu bestrafen, hat sie nicht, da er nicht gegen die französischen Gesetze verstieß. Man hatte anfänglich ge­gelaubt, ihn ohne weiteres über die Grenze abschieben zu können, aber die Nachbarstaaten Frankreichs scheinen diese dunkle Ber­sönlichkit dankend abgelehnt zu haben.

Militärische Vorbereitungen Italiens an Frankreichs Grenzen?

R.-A. Dr. Sad: Herr Zeuge, ist es richtig, daß Mertens bei seiner ersten Bernehmung Ihnen fagte, er wolle Sauerzapf, der Mertens nicht fannte, aus horchen? R.-A. Dr. Löwenthal: Ich beanstande diese Frage. R.- 2. Dr. Sad: Haben Sie die Welt­Paris, 10. November.( Eigener Drahtbericht.) Die Action" bühne" auf Veranlassung des Rechtsanwalts Faltenfeld bestellt? Française" bestätigt am Dienstag die Melbung mehrerer französischer Jeuge: Ich glaube ja, denn ich wollte im Fall Kowalewski Material Provinzblätter, nach denen Italien gegenwärtig im Begriff fei, haben. R.-A. Dr. Sad: Wußten Sie, daß Mertens demessi- seine Garnisonen in Piémont und Ligurien zu schen Bolts freund" Material angeboten hatte? Jeuge: Da R.- 21. perstärfen. An Alexandrien sei ein neues 11. Armeekorps zu­von hatte ich gehört. Borf.: Brauchen wir denn das? Dr. Sad: Ich muß das sagen, um zu zeigen, wie die Deffentlichkeit fammengezogen. Die Pläge von Coni und Alberga hart an der systematisch vergiftet worden ist. R.-A. Dr. Löwenthal: Die Fragen franzöfifchen, Grenze. würden zurzeit zu Angriffszentren sollen nur den abwesenden Mertens diskreditieren. Ich ausgebaut. würde vorschlagen, daß ich Mertens hierher lade. Bors.: Bielleicht haben Sie mehr Glück, auf meine Ladung ist er nicht gefommen.

R.-A. Dr. Löwenthal: Herr Beuge, hatten Sie auch die Auf­fassung, daß Hayn die Wahrheit sagte, als er befundete, er sei vom Versuch zurückgetreten, und bestand damals noch haft gefahr für Schulz? 3euge: Das war Sache des Oberstaatsanwalts. Angefl. Hann: Ich habe ja nur beim Untersuchungsrichter aus­gefagt, um nach Hause zu kommen. Bors.( scharf): Und zwar alles das, was der Untersuchungsrichter wollte. Herr Untersuchungs. richter, wollen Sie zugeben, daß Sie einen 3wang auf Hann aus­geübt haben? Zeuge: Hann sagte, er wolle die Wahrheit sagen, aber er bitte, ihn nicht zu verhaften. Darauf sagte ich, ich würde mich darüber erst später entscheiden.

Zu großen Zusammenstößen tam es in der weiteren Bernehmung des Zeugen Stantien. Der Vorfihende drohte, von seinen Macht­mitteln gegenüber dem R.- 2. Dr. Löwenthal Gebrauch zu machen, und dieser wiederum erklärte, daß er die Vertretung der Nebenklage niederlegen werde. Rechtsanwalt Dr. Löwenthal, Bertreter des Nebenklägers: Herr Zeuge, haben Sie einmal eine Reparaturwerfft att unter fich gehabt? Zeuge: Ich beanstande diese Frage, und zwar aus Gründen der Landesverteidigung. Herr Borfitzender, ich befinde mich hier in einem inneren Konflikt, denn ich weiß wirklich nicht, ob ich alle diese Dinge sagen darf. Bors.: Sie können wirklich antworten. Zenge: Also gut, in Spandau wurden unter meiner Leitung Autos repariert. R.-A. Dr. Löwenthal: Sind dort auch Autos verändert worden? Bors.: Herr Rechts anwalt Dr. Löwenthal, es fällt mir schwer, es auszusprechen, wie ein Rechtsanwalt, der sich seiner Aufgabe bewußt tft, hier das Bericht aufhält. R.-U. Dr. Cowenthal( erregt): Ich behaupte aber, daß diese Fragen zur Sache gehören, denn

ich behaupte weiter, daß dort Aufos, die zu Straftaten benutt worden waren, umgeändert worden sind, um sie unfenntlich zu machen. Jeuge: Das ist unglaublich, was Sie mir da unterschieben wollen. Mit meinen Willen und Wissen ist das niemals geschehen. R.-A. Dr. Löwenthal: Haben Sie an Ihrer Werkstatt nicht einmal, als eine Ententebesichtigung stattfinden sollte, ein Firmenfchild mit der Aufschrift aufgehängt: Stantien u. Co."? R.-A. Dr. Sad: Auch das ist eine unerhörte Beschuldigung, und ich verstehe nicht, daß der Herr R.-A. Dr. Löwenthal den Mut hat, mit diesen Dingen zu kommen. Sagen Sie ruhig, Herr Zeuge, daß es geschehen ist, denn Sie haben es doch nur aus nationalen Gründen getan. Es geschah, um der Entente, wenn sie mit ihrer Kom­mission anfam, nicht zu zeigen, daß tort die Autos der Arbeits: fommandos ständen. Jeuge: Ein solches Schild ist hingehängt worden, ich selbst habe es jedoch nicht angebracht.

Es wird geplündert und gemordet!

Das unglückliche Italien .

Chiasso , 10. November.( Eigener Drahtbericht.) In Mailand gehen in den lezten Tagen die dunkelsten Gerüchte über das plög liche und spurlose Verschwinden einer ganzen Reihe von Persön lichkeiten um, die vielleicht dasselbe Los wie Matteotti ge troffen hat. Die unerhörtesten Gewaltatte werden in ben volt reichen Bierteln fortgefeßt. Man bangt um das Schicksal Schia vellos, des bekannten sozialistischen Organisators der italienischen Textilarbeiter. Die beiden Matteotti - Mörder Volpi und Bove Tomo haben erklärt, das revolutionäre Kommando über die Stadt fei in ihre Hände übergegangen; der eine übernimmt den Süd, der

Tragikomisches vor dem Einzelrichter.

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Herr Wollmann, der irgendwo in Moabit eine Ga ft wirtschaft hat, ist der festen Ueberzeugung, daß in seinem Lekal nicht folches Kroppzeug" entsprechende Handberoegung-, sondern durchaus anständiges, höchst seriöses Familienpublifum ver­tehrt. Da fäme sowas nicht vor..." Mit lüsternen Gästen usw. Was ist denn nur los? Warum muß Herr Wollmann, dem ein gepflegter Bollbart die angezweifelte Soliditiät verleiht, so energisch für die fittlichen Belange seiner Schanfstätte in die Schranken treten? Mit Berlaub, Herr W. steht vor dem Moabiter Einzel­richter, weil er ein Mädel unter 18 Jahren in seinem Betrieb be schäftigte, was bekanntlich ohne besondere Genehmigung gesetzlich unzulässig ist. Deswegen erhielt W. zwei Strafbefehle über je 30 M. Herr W. fann und will nicht bezahlen. Und das Mädchen set doch bei ihm nicht verdorben worden. Wieder entsprechende. Handbewegung. Der Richter, ein milder freundlicher Herr, der so aussieht, wie man fich in wohlmeinenden Journalen die Justiz vor­stellt, ermäßigt die Strafe auf 10 M. Der Mann mit dem seriösen Familienpublikum danft erfreut und geht. Um Frau Mauter Plaz zu machen.

Kennen Sie Frau Mauter? Sie kennen die gute Frau be­stimmt. Jeder kennt sie, sie ist in unzähligen Eremplaren vor­handen. Es ist der Typ des weiblichen perpetuum mobile". Die Frau, die nie den Mund halten kann. Frau Mauter ist eine ver witwete Kleinbürgerin, die sich in Ermangelung anderer Bedürfnisse auf Rafteen und Tulpenzucht gelegt hat. Der Schupowachtmeister Bär, ein sonst durchaus friedlicher Gefeßesmächter, bemerkte vom Balkon der Mauterschen Wohnung einen Wafferfall, der sozusagen die öffentliche Trockenheit ernstlich gefährdete. Frau M. goß Blumen, fie goß fo heftig, daß unten auf ebener Straße das Bublifum langfam, aber ficher einregnete. Bachtmeister Bär zückte den Bleistift, und die Mauter erhielt einen Strafbefehl über 3 M. Natürlich beruhigte sie sich damit nicht, sondern ging zum Einzel­richter. Der Wachtmeister macht seine Aussagen. Hei, wie Frau Mauter dazwischen fährt: Bitt' schön, Herr Wachtmeister, ich hab' gefagt: Gehen Sie nach oben zu Müllers, da plätscherts erst richtig Dom Balkon. Go wahr ich hier stehe, das habe ich gesagt." Der Richter winkt ab. Aber Frau Mauter spricht weiter. Schnell das Urteil. Ermäßigung auf 1 M. Der Richter ist eine milde Seele. Aber Frau Mauter ist keineswegs zufrieden. Unaufhörlich Proteste murmelnd, geht sie zur Tür hinaus.

Sie brauchte täglich neue Seidenstrümpfe.

Am Schulzann erhängt.

Straßenpassanten machten heute morgen an der Ede Elisabeth­firch- und Aderstraße einen graufigen Fund. Am Zaun der 13. Ge­meindeschule hing mit einer Schlinge um den Hals eine weib liche Leiche. Polizeibeamte stellten fest, daß es sich um die 82jährige Greisin Karoline Michalte handelte, die einen Ausweis bei fich trug, auf dem als Wohnort das Siechenheim in Spandau vermerkt war. Unzweifelhaft liegt ein Selbst. mord vor. Die Leiche wurde beschlagnahmt und in das Schauhaus gefchafft.

Mit Gas vergiftet. Heute vormittag wurde die in einer Konditorei in der Greifswalder Straße 2 angestellte zwanzigjährige Klara Boschwig und die neunzehnjährige Lotte H. bewußtios auf­gefunden. Beide schliefen in einem zu einem Schlafzimmer ein. gerichteten Kellerraum und famen des Vormittags nicht zum Bors schein. Man fand die Mädchen in dem mit Gas angefüllten 3immer bewußtlos vor. Durch einen Wagen des städtischen Rettungsantes wurden sie in das Krantenhaus am Friedrichshain geschafft, wo sie bedenklich darniederliegen. Allem Anfcheine nad) liegt ein Unglücksfall vor, doch ist die Polizei noch mit der weiteren Klärung des Vorfalles beschäftigt.

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.Schmetterlings- und Insektenbörse." In dem Bericht unser gestrigen Abendausgabe über die Stauf und Tauschbörse der Schmetterlingssammler ist leider eine Reihe Ramen stümmelt wiedergegeben woorden. Der blauschillernde südameri fenische Riesenfalter heißt nicht Morphos, sondern Morpho, und es gibt deren eine ganze Anzahl Arten. Die langgeschwänzten Ritter" Linnés führen den Gattungsnamen Bapilio", statt Celias lese man Colias, statt Sphitgiden: Sphingiden, und die Pieriden sind mit Berliner Kalitte", der Kohlweißling, zu ihnen. nichten durchweg Hochgebirgsfalter, sondern es gehört auch unsere

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Kindervorstellungen im Trianontheater. Bei den alljonnabend­lich stattfindenden Märchenaufführungen hat man es im Trianon­theater verstanden, auch den Kleinsten im Parkett das gesprochene Wort verständlich zu machen. Sprecherin ist für die Märchenfee, die den Kindern die so schönen Geschichten erzählt; die bühnenmäßige Darstellung geschieht von stummen, pantomimifch mitwirkenden Schauspielern. Man überhebt so die Stleinen der Schwierigkeit, die sprechenden Personen zu verstehen, sondern konzentriert ihr Interesse auf die stummen Bergänge auf der Bühne und weist der Märchenfee gewissermaßen die Rolle des Erffärers zu. Die Art der Ausführung hat bei den jugendlichen Theaterbesuchern viel Antlang gefunden. Ein entsegliches Unglück bei Washington.

New York , 10. November.( TU.) In Laplata bei Bashington vernichtete ein Sturm das Schulhaus. Aus den Trümmern wurden fünfzehn Rinderleichen geborgen. Weitere verwundete Kinder liegen in Washingtoner Hofpitälern. Der Sturm drückte die Schule wie ein Kartenhaus zusammen. Entfeßliche Szenen spielten fich ab, als bekannt wurde, daß die Schule vernichtet jei. Das Inglüc passierte, als die Lehrerin gerade die Kinder entlassen wollte, Ausbruch des Vulkans Izales in San Salvador .

San Salvador, 10. November. ( WIB.) Ein Strom flüssiger Lava, der 400 Bards breit ist, ist von dem Bultan Izalco in der Landschaft Matazana heruntergeströmt und hat sich über ein weites Gebiet ausgebreitet. 57 Personen fanden den Tod. Die Einwohner der angrenzenden Dörfer fliehen aus Angst vor ciner Erneuerung des Bultanausbruches.

Dampfer Sinnes 73 als Schmugglerschiff. Seit längerer Zeit hatte, wie bie neue Badische Landeszeitung" meldet, die deutsche Bollbehörde die Befagung des Dampfers Stinnes 73, der auf dem Rhein den Verkehr zwischen dem Elfaß und Deutschland versieht, im Berdacht, Schmugglerware mit sich zu des Schiffes förderte eine Menge Sett und viel Litor land eingeschmuggelt werben follten. Das Schiff fomie utage, die in Straßburg aufgegeben waren und nach Deutsch­die Schmuggelwaren wurden sofort beschlagnahmt.

Das Bedürfnis, als große Mobedame zu gelten, hat eine 26jährige Kontoristin Fanny S. vom rechten Wege abgebracht. Mangelhafte Kontrolle ermöglichte es ihr, jahrelang immer tiefere Griffe in die ihr anvertraute Geschäftstaffe zu tun. Die Fehlbeträge verbedte sie durch falsche Anweisungen über Geschäftsausgaben, unter denen besonders hohe Beträge an die Bortolasse eine große Rolle spielten. Als dann fürzlich eine gründliche Revision einfezte, stellte sich ein Fehlbetrag von mehr als 9000 Martführen. Eine dieser Tage in Marau vorgenommene Untersuchung heraus. Fanny war in der Verlagsabteilung eines Warenhaus fonzerns beschäftigt und dort mit 16 Jahren eingetreten. Sie genoß großes Vertrauen, so daß fie fchließlich die Berwaltung der Staffe betam. Jetzt war sie angeklagt megen Unterschlagung und Urfunden­fälschung. Der Borsigende wollte ihr nicht glauben, daß sie so große Beträge restlos verbraucht hätte, da sie bei ihren Eltern wohnte und von ihrem Gehalt von 180 Mart monatlich ohnehin die Hälfte als Taschengeld für sich hatte. Er fragie die Angeklagte daher eindringlich, wo sie das Geld auf der Spartaffe oder sonstwie ver

Jug- und Aufozufammenstoß. Wie aus Heusion in Teras ges meldet wird, stieß ein Eisenbahnzug mit einem Auto zusammen, mobei neun ẞersonen ums Leben gekommen und 25 schwer verlegt worden sind.