Der JustiAmmifter greift ein. Sein Vertreter verhandelt mit dem Oberstaatsanwalt. — Dieser nimmt die Anträge des Nebenklägers ans!
Im Landsberger Femeprozeß gab es heute vormittag zu Dcginn der Verhandlung ein« Ueberraschung. Gestern abend war bereits Oberjustizrat W i r t h vom preußischen Justizministerium eingetroffen, der den Oberstaatsanwalt zu sprechen wünschte. Die beiden Herren konferierten heute früh eine Dreiviertelstunde und es hieß zunächst, daß Oberstaatsanwalt Rohrlack entschlossen sei, den Antrag auf Wiedereröffnung der Beweisaufnahme zu stellen. Er hielt dann aber doch erst seine Anklagerede und stellte zum Schluß die Eventualanträge, in denen er, wie er ausdrücklich betonte, die von Rechtsanwalt Dr. Löwenthal ge> stellten, vom Gericht aber abgelehnten Anträge aufgriff, und zu den seinen machte. Diese Tatsache erregte im Gerichtssaal g e- radezu Sensation, da sich gestern nachmittag der Ober- staatsanwalt bezüglich des Beweisantrages des Nebenklägers völlig passiv verhalten hatte. Man war allgemein der An- ficht, daß die veränderte Haltung des Staatsanwalts das Resultat der Unterhaltung vor Beginn der Verhandlung war. * BS. Landsberg. 11. November. Der Beginn der heutigen Verhandlungen verzögerte sich, da Oberstaatsanwalt R o h r l a ck vorher eine halbstündige Konferenz mit einem gestern abend in Landsberg eingetroffenen Vertreter des Justizministeriums hatte. Justizrat Hahn stellte eingangs einen Antrag, aus den Lands- beraer Beiakten festzustellen, daß Frau G S d i ck e am 21. Juni ISLZ bereits einen Haftentlassungsantrag für ihren Mann gestellt, daß sie also gewußt habe, wo ihr Mann sich aufhielt. Hierauf erteilte der Vorsitzende dem Oberstaatsanwalt Rohr» lack das Wort zu seinem Plädoyer: Die Empörung über die Munitionsschiebung in Küstrin erfaßte damals Offiziere ebenso wie Mannschaften, denn ein Offizier und «in Feldwebel hatten es versucht, die Munition cm die Todfeinde der Arbeitskommandos, die Kommunisten, zu verschieben. Erwiesen ist, daß Schulz mit Oberst G u d o v i u s über die Munitionsschiebung und die Verhaftung der Täter gesprochen hat. Wenige Stun- den später wurde der Leutnant Dabkowski mit Feldwebel G ä- dicke nach Fort Tschernow gerufen, und gleichzeitig spricht Schulz mit dem Leutnant Hayn in einer Konditorei über die Angelegen- hsit und schickt Hayn nach Tschernow, Klapproth wird ihn be- gleiten und alles ander« ausführen. Bei seinen späteren Vernehmungen hat Hayn den Inhalt des Gesprächs immer mehr abgeschwächt. Während er zuerst sagte, er sei überzeugt gewesen, daß Gädlcke be- seitigt werden sollte, erklärte er zuletzt, er habe Schulz so verstau» den, daß Gädicke nur eine Abreibung bekommen sollt«. Die An- llag« steht und fällt mit der Tatsache, ob Hayn bei seiner ersten Vernehmung die Wahrheit gesagt hat. Ich halte die Anklage gegen Hayn aufrecht und stütze mich auf die Vorgeschichte dieser Aussagen. Hayn hat seine erste Aussage mit den Worten em- geleitet:«Zch will die volle Wahrheit sagen." Er hat mcht unter dem Druck eines drohenden Haftbefehls seine ausführlichen Mitt- teilungen gemacht. Der Staatsanwalt schilderte dann den Ueberfall auf Gä. dicke durch K l a p p r o t h und betonte, daß selbst der Angeklagte Hayn erklärt habe, er sei der Ucberzeugung, daß Klapproth mehr wollte, als Gädicke bloß verprügeln. Klapproth habe die feste Absicht gehabt, den Feldwebel Gädicke um die Ecke zu bringen. Alle Umstände sprechen dafür, daß man einen Mord planvoll überlegt hat. Dafür spricht auch die Tatsache, daß Gädicke in das m e n» schon leere Fort gelockt worden war. Man wollte ihn dort ohne Aufsehen töten, um einen Uebersall vortäuschen zu können. fttapprolh ist des versuchten Mordes schuldig. Hayns Beihilfe ist nur sehr gering, aber sie ist doch nicht wegzuleugnen.Er hat die Tat gefördert. Dabei ist es gleich- gültig, ob er innerlich widerstrebte oder nicht. Wenn er zuerst be- hauptete, er sei freiwillig von der Tat zurückgetreten, so ist das nur
insoweit richtig, als der Rücktritt nicht freiwillig erfolgt ist, sondern durch Leutnant Dabkowski notwendig bewirkt wurde. Der Angeklagte Schulz bestreitet seine Tat und behauptet, er habe sich für Gädicke und Janke eingesetzt und will Hayn nie den Auftrag gegeben haben, Gädicke zu beseitigen oder ihm eine„Ab- rcibung" zu geben. Schulz wollte mit den ordentlichen Gerichten nichts zu tun haben, wenn irgend etwas in der Truppe vorgefallen war. Wenn er Oberst G u d o o i u s den Vorschlag machte, die Leute zu verhaften, so wollte er offenbar nur das Gesicht wahren, während er innerlich ganz anders dachte. Daß Schulz ein Mann ist, dem man solch eine Tat zutrauen kann, ergibt sich ans den Bekun- düngen des Zeugen Becker. Aus dieser Aussoge geht hervor, daß Schulz im Fall G r ö s ch k e mit dem Gedanken gespielt hat, den Mann um die Ecke zu bringen. Bei Hayn wußte Schulz, daß dieser ein Freund Schlageters, ein Mann aus dem Ruhrkampf war, auf den er sich verlassen konnte. Ich bin daher der Ansicht, daß Schulz genau so schuldig ist wie die beiden anderen. Rechllich wird er der Anstiftung und Beihilfe zum Morde beschuldigt. Hat Schulz den Hayn angestiftet, so ist es sicher, daß er auch den Klapproth angestiftet hat. Es kommt also Anstiftung zum Versuch des Mordes bei ihm in Frage. Dabei fragt es sich, ob Klapproth nicht selbst den Willen gehabt hat zum Töten und ob er nicht zu Schulz kam und sagte:„Ich will den Gädicke um die Ecke bringen". Dann würde Mittäterschaft bei Schulz in Frage kommen. Gleichgültig für das Strafmaß ist es aber, ob An- ftiftung zum Versuch oder Mittäterschaft bei Schulz festgestellt wird. Nun zum Strafmaß. Bei Klapproth kommt zweifelsohne versuchter Mord in Frage. Die Mindeststrafe in solchem Fall beträgt 3 Jahre Zuchthaus. Sie ist bei einem Manne wie Klapproth zu gering, so beantrage ich gegen ihn 5 Jahre Zuchthaus. Der Angeklagte Hayn hat seine Schuld zu verdunkeln gesucht. Das nehme ich ihm nicht übel, dagegen verdenke ich ihm, daß er auch die Straftaten der beiden anderen zu bemänteln versucht hat. Ich beantrage gegen ihn eine Strafe von 1% Jahren Zuchthaus. Der Angeklagte Schulz muß h ä r te r bestraft werden als der Angeklagte Klapproch, da er sich bei der ganzen Sache im Hintergrund gehalten und die Fäden Im Dunkeln gezogen hat. Ich beantrage gegen Ihn eine Zuchthausstrafe von 7 Jahren. Falls das Gericht nicht die volle Ueberzeugung von der Schuld der Angeklagten erlangt hat, habe ich eine Reihe weiterer V e we i s a n t rä g e. Ich beantrage zu laden den Oberleutnant v. Grolmann, Major Buchrucker, Feldwebel B oldt, Hauptmann G u t k n e ch t, Leutnant V o ß, sowie die zum Tode verurteilten Stein und Aschenkamp, ferner Rechtsanwalt T e ß n e r aus Liegnitz zum Beweise für die Tatsachen, die in den Beweisanlrägeo des Herrn Rechtsanwalt Dr. Löwenlhal näher angegeben sind. Ferner beantrage ich, den Untersuchungsrichter Dr. Grast« erneut zu laden, da die Ablehnung seiner Vernehmung mit der Strafprozeßordnung nicht in Ucbercin klang zu bringen ist. Er soll über das Ermittlungsergebnis in den Fällen Sand und W i l m s Aussagen machen. Ich behaupte, daß ich daraus belastendes Material gegen die Angeklagten erbringen werde. Falls das Gericht diesen Antrag ablehnen sollte, stelle ich den Cventual- antrog, die Verhandlung auszusehen und sie mit der in Berlin schwebenden Sache Wilms zu verbinden. Bors.: Herr Oberstaatsanwalt, der Konflikt mit Rechtsanwalt Dr. Löwenthal ist dadurch entstanden, daß er Beschlüsse des Gerichts nicht respektiert hat. Sie beantragen erneut, den Unter- suchungörichter Dr. G r a s k e zu laden, nachdem das Gericht be- schloßen hat, ihn nicht zu vernehmen. Oberstaalsanwalt: Ich bin mir nicht bewußt, daß ich einen Gerichtsbeschluß angesachten habe. Ich habe lediglich bezüglich des Untersuchungsrichters Grasks»eine Feststellung gemacht und einen neuen Antrag gestellt. Bors.: Ich weise den Angeklagten Klapproth darauf hin, daß er bezüglich des Nebenklägers Gädicke auch wegen Körperverletzung mittels hinterlistigen Ueberfalls und einer das Leben gefährdenden Behandlung verurteiU werden kann. N.-A. Dr. Sack: Mit dem Standpunkt des Herrn Oberstaatsanwaltes bezüglich feines Antrages, Rechtsanwalt Teßner zu laden, werde ich mich im Plaidoyer grundsätzlich auseinandersetzen.
pomcarö gegen eine politische Aussprache. Vertagung aller 5K Interpellationen auf das nächsteJahr Paris . 11. November.(Eigener Drahibexicht.) Vorläufig sind anläßlich des am Freitag stattfindenden Zusammentritts der Kammer nicht weniger als 56 Interpellationen eingereicht. Poincarä wird aber ihre Vertagung auf� nächstes Jahr verlangen, da er die Zeit bis zum 1. Januar ausschließlich mit der Diskussion des Budgets ausfüllen will. Die sozialistische Kammergruppe wird ihren Unmut über dieses selbstherrliche Treiben Poincarts durch allgemeine Stimmenthaltung kundgeben. Bisher war es Brauch, daß die erste Sitzung nach den Parlamentsferien durch eine längere Aussprache über die Probleme der äußeren und inneren Politik ausgesüllt wukde. Das wäre diesmal um so mehr angebracht ge- wesen, als gerade in der auswärtigen Politik In den letzten Mona- ten entscheidende Dinge geschahen, die für die Zukunft der franzö- fischen Politik von größter Bedeutung sind. Aber auch diese Debatte dürft« ausfallen. Sogar der Diskussion der In den letzten Tagen eingebrachten Interpellation über die jüngsten französisch. italienischen Zwischenfälle wird sich Poinrart widersetzen. Eine Aussprache darüber Im Par- lc-ment dürfte deshalb kaum vor Ende Januar oder gar Februar zu erwarten sein, da im Januar eine Reihe anderer, früher ringe» brachter Interpellationen über die von Poincarö aus dem Weg der Vellmachtsdekrete vorgenommenen einschneidenden Veränderungen in der Verwaltung der Diskussion harren. Was die Diskussion der Schuldenabkommen mit Washington und London anbelangt, so werden sie aller Voraussicht nach an letzter Stelle im Parlament zur Sprache kommen. Da in der Regierung selbst Meinungsverschiedenheiten über die Oppor- tunität der Ratifikation bestehen, so hat es Poincarä in keiner Weise mit einer Parlamentsdebatte darüber eilig. Goribalüi wirü abgeschoben. Paris , 11. November. (Eigener Drahcbericht.) Die Unter. suchung gegen Garibaldi sowohl wie gegen die spanischen Separa» tjsten scheint ihrem Ende entgegenzugehen. Es verlautet, daß beide Assären End« der Woche gleichzeitig ihren Abschluß finden werden. Gegen Garibaldi wird ein Ausweisungsbefehl erlassen, und er wohl noch vor Ende dieser Woche über die französische Grenze aboeschoben werden. Der Direktor der Pariser Sicherheitspolizei hatte am Mittwoch abend ein« Besprechung mit dem Iustizminister Dcrthout Unter den Dokumenten, die in der Wohnung Garibaldis beschlagnahmt wurden, sollen sich, wi« versichert wird, solche von .sensationellem Inhalt" befinden.
Bluktae Wahlzwischensalle In Mexiko sollen zehn Menschen» .leben gefordert hoben. 2« Personen sollen verletzt worden sein. L 1
Tödliches Spielzeug. Fn Krölpa in Thüringe », stolperte ein achtjähriger Knabe über leinen Holzsäbel.!Her Säbel durchbohrte ihm die Brust und tötete ihn aus der Stell«. Was mögen sie wohl gespielt haben?— War er der Generalissi- mus„unseres" Heeres, war er, durch Auszählen bestimmt, im „feindlichen" Heer?— Oder mußte er der Gendarm sein, der die kühnen Räuber in des Waldes düsteren Gründen jagte?— Vielleicht hat Vater ihm den Säbel schön geschnitzt, vielleicht hat die Mutter ihm noch ein rotes Band als Degsngehenk geschenkt.— Und dann lag er auf der Erde, von seinem Spielzeuge getötet, die Mutter kam von der Arbeit gelaufen und warf sich jammernd über den kleinen Körper, den sie am Morgen noch in ihren Armen geherzt hatte.— Acht Jahre erst war der Bub alt, vielleicht war er ei» „Friedenskind". Aber bald hatten die Eltern alle Schrecken der Kriegsjahre vergessen, und im Kinderspiel lebte das grausigste aller Erleben wieder auf: es wurde wieder Krieg gespielt. Und die Eltern schenkten wieder das Spielzeug, das tödliche, dem in den vergangenen Jahren hekatombenweise die Menschen zum Opfer gefallen waren: Kanonen und Gewehr und Säbel--- bis eines Tage» dieser kindliche, kindische Holzsäbel sich in dle Brust des Kindes grub. Ob sie dann wohl an alle die vielen gedacht haben mögen, die auch gefallen sind, gefallen, weil sie gleich nach dem Wiegenlied der Mutter auf des Vaters Knien ritten zu dem schönen Lied: „Wer will unter die Soldaten, der muß haben ein Gewehr"?—
Fertigstellung der Autorufanlage. In diesem Monat soll nun endlich die Berliner Autorufanlage in Betrieb genommen werden. Das Polizeipräsidium und der Magistrat haben mit der Autoruf-A.-G. einen Konzessionsoertrag ab- geschlossen. Roch diesem Vertrag ist die Autoruf-Gesellschast berechtigt, in Groß-Derlin nach und nach insgesamt 200 Autorufsäulen auf, zu- stellen. Die ersten dieser Säulen— ungefähr 50— kommen in den westlichen Bezirken Eharlottenburg, Wilmersdorf und Schöneberg zur Aufstellung. Die Arbeiten an dieser Anlage haben schon angefangen. Der größte Teil der notwendigen Licht-, Kraft» und Telephonkabeln sind schon gelegt, und an einigen Stellen sind bereits die Fundamente oer Säulen fertiggestellt worden. Es ist beabsichtigt, die Autoruf- anlog«, die sich in Potsdam schon seit mehreren Monaten recht gut bewährt hat, am 22. November der Oeffentlichkeit zur Benutzung zu übergeben. Auch die Zentrale in der Markgrafenstroße 22 wird bis zu diesem Zeitpunkt vollständig fertig sein. Mit dieser Zentrale ver- binden die Fernsprechämter den Teilnehmer auf das Verlangen: „Autoruf" und von der Markgrafenstroße aus wird dann die in der nächsten Nähe des Anrufers gelegene AutoHaltestelle benachrichtigt, die sodann einen Kraftwogen entsendet. Di« restlichen 150 Säulen, die auf die anderen Bezirke Groß-Rerlinz verteilt werden, sollen von Monat zu Monat fertiggestellt werden, so daß bereits im April 1927 die Anlage in allen Bezirken in Betrieb ist.
RaubüberfaU in öer Wohnung. Ter Täter als angeblicher Schurnger entkommen. Am Mittwoch abend gegen 7 Uhr wurde die 27 Jahre alte Frau Charlotte Wroges, die mir ihrem Mann in der Melanchthonstraßc 7 im vierten Stock des Seitenflügels wohnt, von einem Einbrecher überfallen. Als sie in Abwesenheit ihres Mannes bei Näh- arbeiten in der Stube saß, hörte sie ein Geräusch am Schloß der Korridortür. Sie ging nach dem Flur hinaus und sah sich einem fremden Manne gegenüber, der mit einem Nach- schlüssel bereits eingedrungen war. Der Einbrecher stürzte sich sofort auf die Frau, würgt« sie am Halse und versetzte ihr mehrere Boxhiebe aus die Brust und den Magen. Schwer getroffen taumelte sie, raffte sich aber wieder auf und lief hilferusend hinaus. Als die Flurnachbarin« öffnete, um nachzusehen, was es gäbe, stürzte die Ueberfollene in deren Wohnung hinein und fiel der Nachbarin halb bewußtlos in die Arme. Der Nachbar und andere Haus- genossen stellten den fremden Mann, der aus der Wohnung wieder heraus kam und wollten ihn festnehmen. Da erklärte er, es handle sich um eine Familienangelegenheit und zeigte auch eine Invaliden- karte vor, die auf den Namen eines Mechanikers Paul Meyer aus der Frankfurter Allee lautete. So glaubten ihm die Leute und ließen ihn gehen. Erst als Frau Broges wieder zu sich kam, klärte sich der Irrtum auf. Sie erklärte nämlich, daß sie einen Schwager namens Meyer gar nicht habe. Jetzt eilten die Hausgenossen nach dem 28. Revier und machten Anzeige. Der Einbrecher war ober schon längst spurlos verschwunden. Die Ermittlungen ergaben, daß die Jnvalidenkarte gefälscht oder gestohlen sein mußte. Die Ueber- fallene ist bettlägerig krank und in ärztlicher Behandlung.
Tödlicher Unfall. An der Ecke der Berliner Straße und Kaiserallee in Wil- m e r s d o r f fuhr ein Lastkraftwagen gegen eine dort haltende Kraftdroschke. Ein an der genannten Ecke sich befindender Feuermelder wurde dabei umgerissen. Unglücklicherweise geriet die dort stehende ZSjährige Ehefrau Thea Modern zwischen Feuermelder und Kraftdroschke und erlitt so schwere Quetschungen, daß sie nach dem Krankenhaus in der Achenbachstraße gebracht werden mußte, wo sie bald darauf starb. Die Leiche wurde beschlagnahmt. Staffelung der Rundfunkgebühren. Sicherlich ist der Einheitspreis von 2 M. als Gebühr für den Rundfunk die einfachste Lösung der Gebührenfrage, damit»st aber nicht gesagt, daß sie auch die gerechteste ist. Immer mehr zeigt es, sich, daß viele Hörer heute kaum noch In der Lage sind, diese ver- hältnismäßig kloine Summe zu zahlen. Geldknappheit wie auch Un- Zufriedenheit mit dem Programm sind die Faktoren, die eine Ver« Minderung der Hörerschaft herbeizuführen. Eine Staffelung der Ge- bühren wäre ratsam. Die Frage ist allerdings, nach welchem Prinzip soll diese Staffelung eingeführt werden. Der Vorschlag, den vor einige,» Tagen eine Berliner Zeitung machte, nämlich die Staffelung nach der Größe des Apparats vorzunehmen, hat trotz seiner Klarheit Mängel.- Es»pird gesagt, daß man beispielsweise mit einem Vierröhren- � opparat mehr Stationen hören kann als mit einem kleinen Detektor, dem Berlin bereits Schwierigkeiten macht. Di« Staffelung würde sich dann nach dem Prinzip, je größer die Leistung, desto höher die Entschädigung, vollziehen. Uirberücksichtigt bliebe jedoch dabei f»l- gendes: Die Größe des Apparates ist noch lange kein Maßstab für die finanzielle Leistungsfähigkeit feines Besitzers. Auch ein Arbeits- loser kann einen Vier- oder Fünfröhrenapparat besitzen, den er sich' selbst mühsam in besseren Zeiten zusammengcbastelt hat. Er wäre trotzdem nicht in der Lage, die Gebühren zu zahlen. Andererseits hat auch die Schematisierung nach Berufen, die Rußland anwendet, ihre Nachteile, denn in den verschiedenen Berufen gibt es ebenfalls große Unterschiede im Einkommen. Eine Staffelung nach der Steuer- crklärung wäre vielleicht am gerechtesten, würbe aber einen zir großen Verwaltungsaufwcmd erfordern. Da aber die Gesamthörer- zahl in Deutschland noch immer außerordentlich groß ist und die Post demnach über die Einnahmen aus dem Rundfunk durchaus nicht zu klagen hat, so wäre eine allgemeine Ermäßigung der Gebühren vorzuschlagen. Auch bei einer Verminderung auf die Hälfte könnte die Post bei der heutigen Zahl der Hörer mit dem Reingewinn wahrscheinlich zufrieden fein. � Der indische INesfias. Die religiös« Gesellschaft der Freunde(Quäker), die Weltjugendliga, der Bund der Kriegsdienst- gegner und der deutsche pazifistische Studentenbund hotten in die Hohenzollernschule eingeladen, wo Herr Tarin ha Sinha aus Kalkutta in dem typischen Englisch des Orientalen, dos oft am Ohr des Deutschen vorbeigeht, über Mahatma Gandhi sprach. Der Jünger Gandhis redst«.von der Wahrheit, der Demut und der Friedfertigkeit, diesen drei Waffen, die schier Unglaubliches erzwungen haben auf religiösem, politischem und sozialem Gebiet. Mit der Freude an einer gewissenhaften Ausführlichkeit entwarf der Redner«in Lebensbild Gandhis , des indischen Reichen, dessen Herz den Armen gehört, die er nicht nur theoretisch, sondern auch praktssch liebt,— denn er teilte alle seine Güter aus— und dessen Arbeit an seinem eigenen Volk vielfach als Weltmission gedeutet wird.
Maffenverhastung von Kohlenfthiebeen. Duisburg . 11. November. (WTD.) Die hiesig« Kriminalpoliz-k ist einer großen Sckieberaktion auf die Spur gekommen, die mit Aus- fuhrbewilligungen des Reichskohlenkommissars betrieben worden ist. Eure größere Anzahl solcher Ausfuhrbewilligungen wurde beim Kohlensyndikat in Essen und Duisburg auswärttgen Firmen verkaust. Daraufhin fanden dann so zahlreiche Kohlenver- schiffungen nach dem Auslande statt, daß es der Polizei auffiel. Di« Feststellungen ergaben, daß sich an der Grenze in Emmerich stets ein Mann einfand, der die vom Kohlenfyndikar ausgestellten Mus- ftihrbewilligungen vorzeigt«, worauf die Schiffe ungehindert die Grenz« passierten. Die Scheine gingen dann wieder an das Kohlen- fyndikat zurück, ohne daß man den Betrug gemerkt hätte. Es wurden von der Polizei mehr als,-50 Personen, Firmeninhaber und Angestellte ermittelt und zum Teil festgenommen, nach ihrer Vernehmung aber wieder aus freien Fuß gesetzt. Auch Ange- stellte von Firmen, die dem Kohlensyndikat angehören, sind in diese Angelegenheit, die täglich weitere Kreise zieht, verwickelt. Ein« größere Anzahl beladener Kohleirkähne wurde von der Polizei beschlagnahmt.
Eisenbahnnnfälle in der Tschechoslowakei . Prag , 11. November.(TU.) In einem Vorortbahnhof von Prag kamen heute nacht 16 Waggons ins Rollen und fuhren in der nächsten Station auf einen Nachtzug. Durch den Anprall entgleisten fünf Waggons, vier wurden schwer beschädigt. Der Signal- bremser des Lastzuges- wurde verletzt.— In der Nähe von Saaz löste sich auf offener Streck« die Kuppelung eines Lastzuges. Der erste Teil d-s Zuges mit der Lokomotive fuhr in gleichem Tempo iveiter, die abgerissenen Wagen blieben etwas zurück. Als dann die Strecke stärker abschüssig wurde, fuhren sie mit voller Wucht in den Stamm- zug. Mehrere Waggons wurden beschädigt und aus den Geleisen ge- warfen. Dabei wurde ein Mann des Zugpersonals schwer verletzt. Der Personenverkehr konnte bis heute vormittag nur durch Umsteigen aufrechterhalten rverden. Der Schaden ist sehr groß. Deutschlands Reiseverkehr in der Luft. In den Monaten April bis August 1926 benutzten rund 38 000 Personen die Flugzeuge der Deutschen Lufthansa zum Reisen. Auf den einzelnen Flugtag ent- fallen somit rund 250 Passagiere. Das mitgefllhrte Gepäck hatte ein Gewicht von 250 000 Kilogramm. Die Briefmarkensammlung Nikolaus II. Die sehr wertvolle Briefmarkensammlung des letzten Zaren, die auf irgendeine Weife dem Zugriff der Bolfchewistsn entgangen war, ist jetzt in den Ver» einigten Staaten aufgetaucht, wo sie zum Verkauf angeboten. werden soll.,-J