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Die aufgelöste! Denkschrift des Innenministeriums.- Die seit einigen Tagen angekündigte Denkschrift des preußischen Innenministers über den B u n d W i k i n g" und denSportvereinOlympia" ist gestern dem Preußischen Landtag   zugegangen. Die Denk- schrift ist ein dickes Buch; sie umfaßt nicht weniger als 40 Seiten zusammenfasiende Darlegungen und weitere 147 Druckseiten aktenmäßige Anlagen. Aus der Fülle des Materials können hier zunächst nur einige Stich- proben wiedergegeben werden. Nach der Denkschrift ist der Bund Wiking   am 2. Mai 1923 in Müpchen gegründet und dort In das Vereinsreglster eingetragen wyrden. Führer des Bundes ist der Putschkapitän Ehrhardt. Solange er sich verborgen hielt, das heißt bis Ende 192S, waren Kapitänleutnant a. D. K a u t t e r und später ein Major Wahl Leiter des Bundes. Dieser»Bund Wiking  " ist nichts anderes als die geheime Aortseßung der ZNarlnebrigad« Ehrhardt  . die im Frühjahr noch dem Kapp-Putsch aufgelöst war und später als.Organisation Consul  (O.E.)" neu gegründet wurde. Nach außen hin sucht der Bund das zwar abzuleugnen, aber in vertraulichen Rundschreiben von Bundesführern und Bezirks- leitern wird daraus gar kein Hehl gemacht. In Mecklenburg  führt der Wikingbund noch heute den Namen»Brigade Ehrhardt  ". Im Februar 1924 beschlagnahmte die Polizei in Hamm   umfang- reiches Material, das den Beweis für die militärische G l i e- derung, Schulung und Ausrüstung des Wikingbundes lieferte. Bei der Gelegenheit wurden auch Materialien gesunden, aus denen unzweifelhaft hervorging, daß der Bund als letztes Ziel den gewaltsamen Umsturz der republikanischen Verfassung vorbereitete. Zu diesem Zweck hatte er bewaffnet« Orts- g r u p p e n gegründet und auch Waffenlager systematisch im Reichs- gebiet verteilt. Ein in Hamm   gefundenes Rundschreiben der Gruppe II des Bundes faßt die Pläne der Organisation dahin zu. fammen: »Der Bund   Wiking ist revolutionär. Unbeschadet der Fehl- schlage des Jahres 1923 muß der unbedingte Tatgedanke und der Wille zur Wacht lebendig erhalten werden. Unser Ziel bleibt das- selbe: Beseitigung der Weimarer Verfassung   und des Bersailler Vertrages und Schaffung eines freien völkischen Staatswesens. Wir lachen all derer, die Putsche und Verschwörungen an- stellen, und all derer, die Putsch« und Verschwörungen verfolgen; denn wir sind unserer Stunde, der Stunde der nationalen Revo- lution. gewiß, die kommen wird, weil sie das Natürliche ist." Das in Hamm   vorgefundene Belastungsmaterial hat schon den General Geeckt als damaligen Inhaber der vollziehenden Gewalt während des militärischen Ausnahmezustandes veranlaßt, den Bund für das gesamte Reichsgebiet aufzulösen. Auch der Oberreichsanwalt hat ein Ermittlungsverfahren eingeleitet, das jedoch solange sich hinschleppte, bis auf Grund der Hindenburg  -Amneftie derStaatsgerichtshof zum Schutze der Repu- blik" das Verfahren auch dem Buchstaben nach einstellte. In einer ausdrücklichen als..geheim" und»nicht für die Oeffent- lichkeit bestimmt" erklärten Dienstanweisung, die der Be- zirksleiter des Bundes für Westdeutschland,». Ficht« in Kastel, herausgab, und in der ausdrücklich hervorgehoben wird, daß sie»auf Grund der von der Bundesleiwng herausgegebenen Richtlinien und Befehle" zusammengestellt sei, wird strengste Geheimhaltung allen Führern zur unbedlngken Pflicht gemocht, da»sie Abhandlungen enthält, deren Bekanntwerden den Bund in seinem Bestand gefährden kann". In dem Kapitel »Ziele und Aufgaben des Bundes" heißt es unter anderem: »Wir wollen eine auserlesene Schar sein, eine schlag­kräftige Waffe in der Hand des Führers... Wir Wikinger  wollen überzeugte Vorkämpfer der völkischen Idee sein, innerlich reif und restlos erfaßt von dem Sinn und InHall des Wikinger- tums. gleichzeitig fähig, dereinst als gute Soldaten unserem Führer die Möglichkeil zur Durchsübrunq seiner Ideen zu geben... Die Zugehörigkeit zu unserem Bunde im Sinne dieser Kampf- und Lebensgemeinschaft ist ein« heilige Verpflichtung, die nur durch den Tod gelöst werden kann." Ganz ähnliche Gedankengänge wie in dieser Dienstanweisung aus Kassel   sind auch in Schriftstücken enthalten, die bei Mit- gliedern des Bundes in Breslau   gefunden wurden. In einer »Beilage zur praktischen Führerausbildung' vom Herbst 1923 er. teilt der Kasseler Bezirksleiter v. Fichte den ihm nachgeordneten Führern des Bundes folgende Weisung: »Wer aus den alten Krieg, kenntnisten stehen bleibt, wird uns Wikingern nie ein Führer fem, wenn es gilt, die Trupp« im modernen Gefecht wirklich zu führen... Es ist also eine Kameradschaftspslicbt, daß diejenigen Wikinger, die Führer sein sollen, sich auch ernstlich mir den Ausgaben des Führers be- schäftigen. Dazu gehört in erster tlni« die Kenntnis der Waffen und ihrer Verwendung. Was liegt uns Wikingern bei den?luf- gaben, die unserer harren, wohl näher als das Studium de» Nah- kämpfe», die schönste aller Sampsesarten! Wir müflen Männer beranbilden, die das Handgemenge meistern, also insanteristisch« Arbeit leisten können."
i putsthbünöe. Antwort an den Staatsgerichtshof. Der Bund betreibt offen die militärische Ausbildung seiner Mtiglieder, verwende« dabei Bezeichnungen aus der früheren Armee(Gefreiter, Unteroffizier, Vizefeldwebel usw.), es wird Ur- laubssperre verhängt, Parole und Losungswort periodisch bestimmt. Bei der militärischen Ausbildung wird die»Ausbildungs- Vorschrift für Infanterie. Teil II" und das Buch»Der Infanterist" von Hauptmann Hub« zugrunde gelegt. Der Bund verwahrt l i ch feierlichst dagegen,»oberflächlichen soldatischen Firnis" zur Schau zu tragen oder nur»militärische Spie- l e r e i" zu treiben. Er bezeichnet sich vielmehr selbst immer wieder als militärischen Verband, der gute Soldaten herausbilden will.»Unbedingker Gehorsam ist erstes Gebot. Treue zum Führer oberstes Gesetz." so heißt es in einer Wiking-Erklärung vom Sep- tember 1923 in der Sonderbeilage desStahlhelm". In B r e s l a u ist der Polizei auch die Anweisung für den Zungwiking in die Hände gefallen. Danach wird der Jüngling, der in den Iungwiking aufgenommen wird, mit folgender Formel ver- pflichtet: »Sie sind mit dem heutigen Tag« in denIungwiking" aus- genommen. Sie verpflichten sich freiwillig zu w>. bedingtem Gehorsam gegenüber Ihren Führern, zu regelmäßiger Teilnahme an allen Veranstaltungen des Bundes, zu treuer Ko- meradfchaft gegenüber allen Knappen, und Verschwiegenheit über alle Sachen, die den Bund betreffen." Die besondere Bedeutung dieser Verpflichtung soll sich, wie es in den Anweisungen weiter heißt, auch in ihrer äußeren Hand- h a b u n g dem Iungwikingmann(Knappen) einprägen. Sie soll daher»zweckmäßig bei Nacht stattfinden unter Der- Wendung von Fackeln". Diese Verpflichtung zur Ver- schwiegenheit gilt auch weiter, wenn der junge Mann aus dem Wikingbund ausgetreten ist! Die Knappen vomIungwiking" werden auch unter- richtet". Worin? Nach Ziffer 193 dieser Iungwitingregel kom- men als wichtigste Unterrichtsstoffe in Frage: Waffengattungen, ihre Verwendung. Gewehr 98. feine Lei- stung und Behandlung. Handgranaten und ihre Verwendung. Maschinengewehr als Infanteriewafse. Schießlehre in den Grund- begriffen. Das Wesen des modernen Gefechts. Flieger, Tank, Gaskampf und ihre Abwehr." Zweifellos find diese Gegenstände zum Unterricht vor Iüng- lingen besonders geeignet, die Achtung vor der bestehenden repu- blikanischen Verfassung und vor den Gesetzen der Republik   zu steigern! Offenherzig sind die Herrschaften aber nur, wenn sie»er- traulich miteinander verkehren. So sagt der Werwolfführer Kloppe in Halle in einem Brief vom 24. September 1923 an den Wikingführer v. S o d« nst e r n- Berlin im Nebenamt Re- dakteur der»Deutschen Zeitung" das gemeinsam« Ziel sei die Schaffung einer so starken Herrschaft der Verbände,daß es uns möglich ist. national feindlichen Regierungsstellen die Faust an die Gurget zu sehen, aber doch nur dann, wenn wir in der Lage siW», auch durchzudrücken. Ganz ähnlich wie der Bund Wiking betätigt sich der unter Führung von Oberst v. Luck stehend« verein.Olympia". der mit dem Bund Wiking ein« engere Arbeitsgemeinschaft ein- gegangen ist. Auf Grund des Materials, das ihm vorlag, hat der Innenminister beide Vereinigungen verboten und dieses Verbot auf das R e p u b l i k s ch u tz g e s e tz ge­stützt, weil ganz ohne Zweifel die Verbände sich als G e h e i m- bünde mit staatsfeindlichen Zielen darstellen. Außerdem aber bilden sie m i l i t ä r i s ch e Verbände mit militärischen Uebungen, die das Gesetz zur A u s f ü h- r u n g des Friedensvertrages verbietet. Deshalb sind sie a u f g e l L st im Sinne dieses letzteren Gesetzes. Wegen des ursprünglichen Verbotes haben sie den Staatsgerichtshof zum Schutze der Republik als Beschwerdeinstanz angerufen, und dieser hat als Dreimännerkollegium das V e r b o t auf- gehoben und in der Begründung sich bemüht, alle b e- lastenden Umstände möglich st harmlos auszu- legen. Da das Dreimännerkollegium aber in e i l i g e n Fällen zu entscheiden hat,«ine Beschwerde aber, die im Mai eingelegt und im Oktober entschieden wird, nicht mehr als eineiliger" Fall anzusehen ist, hat der Minister des Innern auch noch die Entscheidung des G e s a m t s e n a t s des Staatsgerichtshofs angerufen. Praktisch bleibt die Entscheidung des Staats- gerichtshofs ohne Einfluß, da die Auflösung der Verbände auf Grund des Friedensvertrages erfolgte und gegen diese Verfügung ein Rechtsmittel nicht zu- lässig ist.
Gtto Sraun und öas Serufsbeamtentum. Das Ende einer Verleumdung. Der preußische Ministerpräsident Genosse O t t o B r a u n hat sich in einer Rede auf der Tagung des Bundesausfchusses des Allgemeinen Deutschen Beamtenbundes am 18. Oktober gegen das unverantwortliche Treiben reaktionärer Beamten gewandt und auf die Erbitterung hin- gewiesen, die hierdurch in weiten Kreisen der Bevölkerung ausgelöst worden ist. Er sagte dabei: Diese Stimmung, die durch einzelne reaktionäre Beamte in weiten Volkskreisen ausgelöst worden ist, kann der Berufsbeamtenschaft zum Verhängnis werden. Es dürfte nicht ausgeschlossen sein, wenn im Verfolg derartiger eklatanter Vorgänge, die die ganze Oeffentlichkeit gegen einzelne Beamte auf- bringen, einmal von einer Stelle der Antrag auf Volksen«- scheid über Aushebung des Berufsbeamtentums gestellt würde. Ich glaube nicht, daß ein solcher Volksentscheid dann für die Beamten günstig ausfallen würde, um so mehr als bedeutende Wirt- schaftskreife glauben, alle wirtschaftliche Not käme daher, daß wir zu viel Beamte haben und der Beamte alles auffrißt, was die Wirtschaft verdient und erarbeitet." Aus dieser wohlgemeinten Warnung haben verschiedene Presseorgane einen Angriff Brauns und der Sozialdemokratie auf das Berufsbeamtentum gemacht. So wagt u. a. die Deutsche Po st g e we r k s ch a f t". das Organ des Christ- lichen Postbeamtenverbandes, der jetzt auch zum Deutschen Beamtenbund gehört, folgendes: Wenn der preußische Ministerpräsident sagte, daß er es nicht für ausgeschlossen Halle, daß wegen nicht genügender Verfassung»- treue vonreaktionären Beamten" einmal von einer Stelle der Antrag aus Volksentscheid über Aufhebung de» Berufsbeamtentums gestellt werden würde, und daß ein solcher VolkseMscheid nach seiner Ansicht nicht günstig für die Beamten ausfiele, dann können wir darin nur den Niederschlag einer Grund st immung erblicken, die eine solche Entwicklung nicht ungern sehen würde." Und weiter: Wer ist imstande, darin etwas anderes als die Ankündigung zu erblicken, daß in.einem von der Sozialdemokratie be- herrschten Staate«in Berufsbeamtentum überflüssig ist?" Zu dieser Verleumdung hat Genosse Braun in einem Brief vom 10. November an den Genossen S t e i n k o p f Stellung genommen. Er sagt darin folgendes: Der Artikel derDeutschen Postgewerkschaft" enthält eine falsche und irreführende Auslegung meiner Ausführungen über das Berufsbeamtentum. Ich habe ausdrückllch erklärt, daß eine gut ausgebildete, zuverlässige Bernfsbeamtenschaft für den heutigen republikanischen volksstaat noch wichtiger sei, als -für den früheren Obrlgkeilsfwal. und daß sonach ich und meine Partei jederzeit für die Beibehaltung de» Berussbeamtenkums in allen Zweigen der öffentlichen Verwaltung eingetreten sind. Ich habe aber weiter auf die Gefahren hingewiesen, die dem Berufs- beamtentum aus dem Auftreten einzelner reaktionärer Be- a m t e n und ganzer Beamtengruppen, wie durch rücksichtslose Der- tretung einseitiger Beamteninteressen unter Nichtberücksichtigung der allgemeinen Volksnot erwachsen. Wenn die obengenannte Zeitschrift aus dieser Warnung eine Gegnerschaft gegen das Berufsbeamtentum herausliest, dann hat die Redaktion dieses Blattes mich entweder nicht oerstanden, oder will zu durchsichtigen Zwecken mich nicht verstehen. Bräun. Wir glauben, daß damit einer Verleumdung, die gerade jetzt beginnt durch die bürgerliche Presse zu laufen, der Kops zertreten ist._
Die DartbolomSusnacht. Erschütternde Einzelheiten aus Genua   und Mailand  Aus C h i a s s o wird uns berichtet: Der Polizeichef von Genua  , Alfonso de Silva, ist seines Amtes enth o b e n worden. Die Gründe für dies« Absetzung müssen in dem strengen Befehl des Polizeichefs gesucht werden, das Haus des sozialistischen   Abgeordneten R o s s i zu bewachen und zu verteidigen. Nach einem heftigen Feuergefecht zwischen den Zoll- wachen und den Faschisten ist der Polizeiches dazu gezwungen worden, der Zerstörung und Einäscherung der Häuser der Abge- ordneten R o s s i und C a n e p a, des Direktors des.Lavoro", feinen passiven Beistand zu verleihen. Der stellvertretende Generalsekretär der faschistischen Partei Gerardo Bonelli, au» Rom   in Genua  angekommen, um dort die Regierungsrepressalien zu leiten, ebenso wie der frühere Schatzmeister der Partei M a r i n e l l i von dem Generalsekretär T u r a t i zu demselben Zwecke nach Mailand  entsandt worden ist, hat trotz der Erklärung des Belagerungszustandes durch den Präfekten   und trotz des Widerstandes des Polizeichefs auf der Ausführung feines Programm» b e st a n d e n. Er forderte, daß die durch das Dazwischentreten der Polizei vorübergehend unter­brochene»Skaatslekiion" mit der äußersten Strenge wieder aufge- nommen würde. Zu diesem Zwecke wurden die Polizisten, die Zollwachen und die Aussichtsbeamten zurückgezogen. In der Hauptstraße der Stadt, der Bia Roma, haben faschistische Milizen eine Absperning von mehreren hundert Metern Ausdehnung vor- genommen. Daraufhin stürmten die faschistischen Stoßtruppler zur Vollendung der tags zuvor unterbrochenen Zerstörung des Hauses R o f f i s in dieses hinein und warfen alles, was die Wohnung eyt- hielt: Möbel, Bilder, Kücheneinrichtung usw., auf die Straße. Auf die so entstandenen Trümmerstapel gössen die Faschisten B.e n- z i n, steckten das Ganze in Brand und verließen dann die Stätte ihres traurigen Tuns. Als sie aber kurz hinterher wahrnahmen, daß die Feuerwehr diesen Brand zu löschen begann, stürmten sie wieder zurück, verlrieben die Löschmannschaften und begossen die Möbel aus» neue mit Benzin. Ein dichter Zuschauerkreis war von ferne Zeug« dieses abstoßenden Schauspiels. Danach wurden die Wohnungen des Abgeordneten Canepa, des bekannten Iourna- listen Giovanni Anfaldo und anderer Oppositionsmllglieder zerstört. Viel« der von dem faschistischen Gesindel Gesuchten haben sich zur rechten Zeit in Sicherheit bringen können. Mailand   ist heute das Heerlager unzähliger Flüchtlinge aus dem nördlichen Italien  . Die beiden Krankenhäuser von Genua  sind mit Verwundeten überfüllt, die Gefängnisse sind bis unter da» Dach mit verhafteten friedlichen Bürgern besetzt. In Mailand   zählt man gegenwärtig mehr als 890 Verwun- d e t e. Zwei Redakteure, Scolarini vomAoanti", der auch als Karikaturist bekannt ist, und L e o n« t t i von der konununisti- scheuUnits", wurden mit Knüppeln derart mißhandell. daß sie sich in bedenklichem Zustande befinden. Vor dec Galerie in Mailand   schrie der faschistische Janhagel bis zur völligen Heiser- keit:N a ch P a r i s! Nach Paris  !" In Rom   werden täglich die Maffenverdaftungen fortgesetzt. In den hohen faschi  - stischen Kreisen hat man Grund zur Furcht und zur Wut; man glaubt nämlich zu der Annahme berechtigt zu sein, daß der plan zum letzten Attentat im Schöße der faschistischen Partei selbst aus- gebrütet nrnctai ißt.
Urteilsbegründung in Landsberg  . (Urteil siehe 1. Seite.) In der Urteilsbegründung heißt es: Die Ereignisse der Ver. gangenheit find in dieser Schwurgerichtspericde in vier Femepro- zessen an uns vorübergezogen. Für das Gericht bestand die große Schwierigkeit darin, die Ereignisse aus einer Atmosphäre heraus- zunehmen, in die sie durch äußere Beeinflussung hinein- getragen waren. Was von der presse zu halten ist. haben wir in diesen Tagen erlebt.(Der Vorsitzende spricht mit erhobener, nervös zitternder Stimme.) In diesen Tagen, in denen der Vorsitzende an einem Tage über den grünen Klee gelobt wurde, während man am anderen Tag« die Hilfe de» Iusti, minister» in Anspruch nahm. Was ist nun vorgefallen? Ein«hemaliger Feldwebel namens G ä d i ck e hat um schnöden Gewinn willen ihm an- vertraute Munition an die verschoben, die seiner Einstellung nach seine Feinde waren, und er hat die verraten, denen er Treue gelobt hat. Ein verächtlicher Mensch! Was Wunder, daß in Klapproth, der viel für die Arbeitskommando» und für da» Vater- land getan hat. die Empörung über diesen Menschen emporstieg, daß er bei der nächsten Gelegenheit den Verräter niederschlug, gleichgültig, was daraus wurde. Oberleutnant Schulz soll ihn dazu angestiftet haben. Das Gericht hat eine ganze Anzahl von Zeugen hierzu vernommen. Auch diejenigen, die im Bureau des Schulz beschäftigt gewesen sind, haben nach dieser Richtung! hin keine belastenden Aussagen machen könne».
Das Gericht hat alle Anträge geprüft, auch die des Herrn Ober- ftaatsanwalls reckivivus Löwenthal. Es hat sich auch durch seine letztgestellten Anträge nicht davon überzeugen können, daß etwas Neues hierzu bekundet werden könnte. Belastend bleibt das Gespräch zwischen Oberleutnant Schulz und Leutnant Hayn, da» dieser bei seiner ersten Vernehmung dem Untersuchungsrichter mitgeteilt hat, in einer Zeit, als er von Sorgen um fein« Frau und fein Geschäft erfüllt war. Es ist sehr wahr- scheinlich, daß sich H a y n damals in einer Erregung befunden hat, in der er für feine Worte nicht voll einstehen konnte. Niemals aber kann man aus diesen Mitteilungen des Angeklagten Hayn folgern, daß Schulz ihn ongestistet hat. hier steht Klapprolh. In einer anderen Sache ist«r zu 13 Jahren Zuchthaus verurteilt worden. Er konnte ein Todesurteil erwarten. Dieser ehrlich« alt« Soldat! Ist nicht anzunehmen, daß, wenn die Dinge so gewesen wären, wie immer behauptet wurde, Klapproth sich gesagt hätte:»Wenn ich für meinen Offizier ein- trete, so kann er auch für mich eintreten!" hat man denn in Deutsch  - land gar kein Verständnis mehr für aufrechte Männer? Klapproth hat mit keiner Silbe gesagt, daß er von Schulz zu irgendeiner Tat angestiftet worden sei. E» bleibt schließlich also nur übrig dl« Tot de» Angeklagten Klapproth, eines um das Vaterland verdienten Manne», gegen den Gädicke. dessen Charakter ich schon gezeichnet habe. Schul- big ist Klapproth einer das Leben de» anderen gefährdenden Händ- lung, denn das wissen wir aus anderen Sachen, daß Klapproth nicht gerade sauft zupackt."