Hr. 534 ♦ 45.?ahrgang
1. Seilage ües vorwärts
Ireitag, 12. November 1426
Dreimal im Jahr beginnt in den Haushalten e!n großes Auf. und Umräumen. Das ist in der Zeit vom Sommer zum Winter, wenn die Wlntersachen hervorgeholt werden, in der Zeit vom Winter zum Sommer, wenn die Sommersachen wieder In ihr Recht treten. und nach dem Weihnachtesest, wenn die neuen Geschenksachen ein» geräumt und Alte» aussortiert werden muß. Die alten Sachen. Natürlich ist das mit dem Ausfortieren eine eigene Sache. Wie soll heul« der schlcchlbczahlte Arbeiter und Angestellt«, von den Arbeitslosen gar nicht zu reden, aussortieren, da er alles, was er hat, bis zum äußersten ausbrauchen muß, um e» schließlich ol» Lumpen dem Lumpenhändler für einige wenige Pfennig, zu über» antworten? Aber von diesen bedauerlichen und leider auch allzu zahlreichen Fällen abgesehen, gibt e» doch noch genug Familien, die tatsächlich in der Lage sind, Dinge au, ihrem Berbrauch auozu- scheiden, die keineswegs einen Verbrauchswert eingebüßt haben. Und gerade deshalb, weil man weiß, daß sie doch Immer noch etwas wert sind, trennt man sich nicht von den Dingen, weil man sich immer wieder sagt: Vielleicht kannst du e» doch noch brauchen. So staut sich besonders in älteren Familien, die lange eine und dieselbe Woh. nunq innehaben, allmählich eine Unmenge von Sachen auf, die an. gebltch immer noch mal gebraucht werden können, im Drund« ge» nommen aber von Jahr zu Jahr liegenbleiben, überhaupt nicht mehr benutzt, in den meisten Fällen vollkommen vergessen werden, dl» sie dann eine» Tage» bei einem Großreinemachen oder bei den drei genannten Anlässen zur größten Ueberroschung der Haussrau oder der Familieiunitglied« wieder an» Licht de» Taae» treten. Dann werden sie gereinigt, gebührend bewundert und bestaunt, und schließlich wieder im Keller, auf oem Boden oder In den Schränken verstaut. So geht da» Jahr um J«hr, und die Sachen werden nicht besser vom vielen Lagern. Aber zu derselben Zeit sitzt irgendwo «in« armselige Familie, ein» arm« Mutter oder Witwe, die. wenn st« die Sachen nur hätten herzlich froh wären. Wie aber sollen die Sachen an die Armen und Bedürftigen herankommen, wenn die Eigentümer ste krampfhaft festhallen und sich nicht von ihnen trennen mögen? Wir sollten in unserem Alltagsleben den Begriff der gegen- seitigen Hilfe zu gehöriger Geltung bringen und aus der stumpfen Gleichgültigkeit und der trägen Gedankenlosigkeit mehr herausgehen. Der Arme soll den Aermeren helfen, wo er e» irgmdwi« tun kann. Und gerade jetzt bei der großen Arbestslosigkeit. wo es in den Winter hineingeht, und die am schlechtesten Ernährten am allernotwendig. sten erwärmender Kleidungsstücke bedürfen, läßt sich sehr viel tun, ohne jegliche Ausgabe oder Aufwendung.
In erster Linie sind Kleider, und Wäscheschränke die Tresore für allerlei zurückgesetzte Sachen. Da findet sich so manches Stück, das noch einmal getragen werden sollte und nicht getragen wird. Da hängen Hindersachen, au» denen die Kinder herausgewachsen sind. Sie sind zurückgehängt worden, um vielleicht noch emmal zu diesem oder jenem Zwecke Verwendung zu finden. Um sie zum Flicken zu verwenden, sind sie zu schade. So bleiben sie hängen und nehmen unnütz Raum in Anspruch. Wie manches Kind könnte mit einem Winterkleid oder Mantel versehen werden, wenn wir uns dazu aufraiien wollten, uns von den Sachen zu trennen, dir als Ballast in den Spinden hängen, solange, dl» sie schließlich doch ein- mal zu den Lumpen wandern, nachdem st« den Motten ol, Brul- ställen gedient haben. Von der überlebten kleinbürgerlichen Aus- bewahrungv- und Sammlungswut sollten wir uns freimachen. Der Modewechscl überholt die einmal abgelegten Sachen bald. Lassen wir sie nicht veralten und oerstauben, sondern trennen wir uns rechtzeitig davon, solange sie noch gebraucht werden können. Dieser Appell richtet sich besonder» an die Sopsarheiler, die selten ihre Kleidungsstücke gänzlich auftragen können, wie es etwa bei vielen Handarbeitern geschieht. Aber auch fo mancher Handarbeiter hat Sachen, die er nicht auftragen kann oder solche, au» denen die grohgewordenen Kinder herausgewachfen sind und von kleineren Kindern noch sehr wohl gebraucht werden können. Appell an die Hausfrauen! Da» sind Dinge, um dl» sich die Männer weniger kümmern und ganz den Anniea iit)ftiatzCn Di» Frauen, die sich in einigermaßen gesicherten Verhältnissen befinden, deren Männer nicht unter der Arbeitslosigkeit zu leiden haben, müssen sich ausrassen, sich die Not in kinderreichen Aamilien. deren Ernährer seit Monaten arl>eitslo» sind, vor Augen halten und sich von diesen: oder jenem Stück trennen, da» für sie. außer einen» gewissen Gefühlswert, wert. los ist. Und wenn sie ein übrige» tun wollen, setzen sie die Sachen die sie weggeben wollen, zuvor noch ordentlich instand. Nur wo Zeit und Gelegenheit davon abhalten, kann davon abgesehen werden. Auf oll« Fälle aber, ibr Frauen, nehmt unverzüglich«In« iveu«' ralrevision eurer Kleiderschränke vor, sortiert au», wa» abgelegt ist, seid nicht gar so engherzig dabei, schafft Platz in euren Schränken, räumt gründlich aus. Da» Ueberflülsig« und Entbehrlich« wird nachgesehen, in ein Bündel gepackt und zur Abholung bereitgehasten. Wer nicht weiß, wohin damit, fragt in seiner Abteilung unaussällig nach oder bei einer Genossin aus der Woblfahrtskommilsion feine» B«. zirkes. Di« Wohlsah rt»ämt«r der Etadlbezirk« haben verschiedent- sich Einrichtuimen getroffen zur Annahm« von Kleidungestücken und zu Ihrer Herrichtung, so daß sie an Bedürftig« abgegeben wer, den können. An Abnehmern fehlt es nicht. « Worauf e» onkcmmt, Ist rasche« Handeln, bevor diese Anregung wieder in Dergesienheit gerät. Unsere Posiiion als Verdienende verpflichtet un» al» Sozialdemokraten zumal, den Nichtsverdienenden zu helfen. Die Not ist groß! Und sollten die Kommunisten unseren Appell zur gegenseitigen Hilfe hämisch glossieren und die radikalere Forderung stellen, allen Familien Arbeitsloser neue Kleidungsstücke zu geben, anstatt ge. tragener, so lasien wir un» dadurch nicht beirren, well schließlich ein verfügbarer getragener Mantel über der Kleidung besser ist. als »in neuer, der gedacht und erwünscht, in einer langen Resolution hängt.
kein Zreibaü im Engelbecken! Den Streit um das Freibad iin Enaelbccken will der M a g i st r a t dahin entscheide», daß er den Plan ausgibt. Er ist setzt zu der Ansicht gelaugt, daß der ganze Eniwurs der Kette von Grünanlagen aus dein Gelände de» zugeschütteten Luisenstädtischen Kanal», in die da» Engelbeckenfreibad sich einfügen sollte, n o ch e i n« mal geprüft werden müsse. Beabsichtigt wird, die Freibad « anlag« dem Engelbeckci» fernzuhalten und hierzu eine andere Stelle des Kanolgeländes zu wählen. Dagegen will man au dem Gedanken festhalten, auf dem Engelbeckenaalände wenigstens eine Kinderspielwiese mit Plansch» decken zu schaffen. Vorläufig handelt es sich nur um Anregungen, über die noch keine Beschlüsse gefaßt sind. Bezirk Kreuzberg für da» Freibad . In dieser Woche hielt die Bezirksversammlung zwei Plenarsitzungen ab, in denen sie sich mit dem Etat beschäftigte, der dann am Mittwoch angenommen wurde. Eine vom Ausschuß vorgelegte Eni» schließung sprach sich dafür au», daß Magistrat und Stadtverordnete an dem Plan eines Freibades in dem an der Nordwest«!? des Bezirks gelegenen En gel decken im Interesse der Voltegesundheit sesthalten mögen. Di« ausgiebig« Debatte über dies» Entschließung brachte die Vertreter der Dcutschnationalen und des Zentrums sehr in Harnisch . Der eine betoute, daß keinerlei Notwendigkeit eines Bades sür die dortige Gegend vorliege, da dgs Stadibad Friedrichshain an der Schillingbrücke ausreiche, der anbete sprach von einer Brüskierung der Kathollken, deren Andacht beim Kirchgang in die nahe Mlchaelkirche gestört würde, wenn im Engelbecken«in Freibad erstehe. Genosse Litt« wies daraus hin. daß das Stadibod Friedrichshain feit langem nicht mehr ausreicht, zumal ja vor dem Kriege nedeu dem Hallendade dort«in stark besucht«, Flußbad bestand. Dem Redner des Zentrums er« widert« er, daß ma» in anderen Städten in katholischen Kreisen ander« denke. Zum V�Ifpiel in Dresden l>abe niemand daran Anstoß genommen, daß vor der katholischen Hofkirch« Männer und Frauen In der Elb« srei baden. Auch sei das Karnevalsireiben in der Gegend de» Kölner Dom » am größten. Mit den Stimmen der Svzioldemokmten, Demokralen und Konrmunlsten wurde die Aus« schubentschließung angenommen. Die Versammlung stimmte der vom Bezirksamt gemachten Dringlichkeitsvorlage, den Spielplatz an der Katzbach st raß« auszubauen, zu. Die kommunistische» Wald- und Wiesenonträg« betr. Hohenzollern » obfindung und den sogenannten Kongreß der Werktätigen wurden abgelehnt. Eine blutige Geburtstagsfeier. Peine Frau in der Trunkenheit erschlagen. Unter dem dringenden verdacht, in der Trunkenheit seine Frau mit einer Bicrslalche erschlagen zu haben, wurde gestern mittag der Z? Jahr« alte Max Sch endet au» der Ru ppin er Str. 20 sestgcnommcn. Schendel, der mit seiner Frau im hohen Erdgeschoß des Quergebäudes tu Stube und Küche hauste, gab den anderen Mietern durch lärmende Austritte in leiner Wohnung schon wieder- Holl Veranlassung zu Beschwerden. Dienstag abend feierte er mit seiner Frag allein deren Geburstag. Dabei ging es wohl ziem- lich hoch her. Spät abends trat eine verdächtige Ruhe ein. Gegen Mitternacht aber hörten die Hausgenossen wieder Lärmen und Schreien in der Wohnung, kümmerten sich ober nicht weiter darum. Gestern mittag erschien Schendel nach ziemlich angeheitert auf dem S2. Revier und tollt« mit. daß sqtn« Frau zu Hause entweder tot ?d«r betrunken liege. Er habe sie wietzarhalt geschüttelt, sie Hab» sich ober nicht gerührt. So glaube er wohl, daß sie tot sein werde: er koenm», um da» zu melden. Die Beamten begaben sich sofort nach der Wohnung, um den Totbestand seslzustellen. Sie fanden die Frau in einer Blutlache im Bette biegen. Unter dem Bett lag ein« Bierilosch« mit abgebrochenom Halse. Andere Flaschen und auch Preßkohlen, di» vielleicht auch ol? Hieb, oder Durswaffen benutzt worden sind, lagen in der Stube zerstreut umher. Die Frau hatte zwischen der Nase und einem Zluge«in« Aerlejjung von einem stumpsen Schlag« und blutige Wunden an der«-tirn. Di« Hausgenossen berichtete,, über den Lärm, den sie gegen Mitter, nacht gehört hatten. Schendel selbst will vo» nichts mehr wissen. Er wurde unter dem dringenden Verdacht des Totschlag» varläusig in Hast deHalten, di« Leiche der Frau beschlagnahmt und zur Lbdul- tio»„ach dem Schauhause gebracht.
Die Wunder der Klara van Haag. 11] Von Johannes Duchholtz. Au» dem Dänischen übersetzt von Erwin Magnus . Der Zolloerwalter von Knarreby hatte sich tn Frau Wang» Pensionat ein Zimmer gemietet, und die Gnadige nahm ihre Mahlzeiten in der Küche ein. Anscheinend befand sie sich wohl hier und fühlte sogar eine besondere Freude, wenn sie Malle Düse» Manieren nachahmte, die Z�hne mit einem Splitter au» der Vrennholzkist« reinigte und den Kasse« in die Untertasse goh. Namentlich letztere» Manöver, da» ermöglicht«, den Kaffee in langen Zügen zu schlucken, paßte der Gnädigen gut. Dann konnte sie sich mit erneuter Wut auf da» Räumen stürzen. Malle Duse zog die ersten beiden Tage ein saures Gesicht über dies« Hetze, die ihr überflüssig erschien. Nachher aber hatte sie gleichsam ihre unverzagte Jugend wiedergewonnen. Auf einmal brach sie in Singen aus. Scl)recksn einflößend in feder Beziehung, aber von großer, entflammender Kraft sowohl für st« wie für die andern. Roh wie Kriegergeschrei durchschnitt es da» Zollamt vom frühen Morgen bis zum späten Abend, unablässig, ob- wohl das Lied nur«inen einzigen Vers hatte, bis jedes schwere Möbelstück schimmerte. Teppiche ausgebreitet. Bilder und Gardinen aufgehängt waren, bis überall gefirnißt, lackiert, gewaschen und geplättet war, und di» schwere Luft des Zoll- amts so leicht und frisch mar wie die. die vom Belt herem- strömte. Erst da schloß sie ihren Gesang mit einem Geheul und dankte umständlich und immer wieder, als ob sie einen Ferienaufenthalt bei Frau van Haag genossen hätte. Da waren auch die Gnädig« und Hedwig so zufrieden wi» Gott am siebenten Tage. Aber zuleich waren sie müde wie Sklaven. Dia Gnädige setzte sich auf den Rand des Küchentisches. Hed- wig auf den Stuhl zu ihren Füßen. Sie tranken noch eine kleine Taste Kaffee, stießen an und lachten sich Mut zu. Da beugte sich die Gnädig« vor. setzte einen ausgestreckten Zeige- finger auf Hedwigs Brust und fragte:..Wer war er?" „Wer? „Er," sagte die Gnädige und machte in der Luft cme wundervoll getreue Nachahmung von Sohan Fol»' Gruß. Hedwig wurde glühend rot und sagte:„Ich weiß wirklich nicht, wa» gnädig« Frau meinen." ..Hast du nicht den kleinen Mann mit dem großen Hut spielen gehört,
„Er Ist nicht klein." fuhr es au« Hedwig heraus. Da lachte die Gnädig«. „Jetzt frage ich nicht mehr, mein Kind. Obwohl ich den Mann wohl kennen würde. Solch«in Spiel habe Ich noch nie gehört! Nur eines: Ist er hier in der Stadt?" „Ja." sagt« Hedwig mit gesenktem Kopf. „Merkwürdige Stadt!" sogt« di« Gnädige und schwieg «in« Weile. Ihr« Augen wurden kuntsl. Ihre Gedanken gingen wohl wieder zurück zum Tage ihrer Ankunft: aber gieich darauf war sie weiter geeilt und sagt«:„Aber Hedwig! Was sagte denn dein Vater?" „Ich sollte vielmals grüßen." sagt« Hedwig mechanisch. Die Frage hatte sie erwartet. „Grüßen— solltest du, nichts als grüßen! Was sagte Kasper Egholm? War er nicht sehr erstaunt?" .Doch." „Nun. sonst nichts?" „Ach, Vater hat soviel anderes zu denken." „Aber er erinnert« sich meiner doch?" sagt« die Gnädig« ganz enttäuscht. Hedwig hatte ihre Notlüg« wohl überdacht, e, tonnte nicht anders sein, das mußt« gesagt werden! Aber es peinigte sie. daß die Lüge weiter um sich greifen sollte. Sie begann un- sicher zu erzählen, daß ihr Dater nicht wie andere sel. „Nein, natürlich ist er nicht wie andere," sagte die Gnä- dige mit einem Lächeln.„Aber wie ist er denn?" „Ja, das ist nicht leicht zu sagen." Hedw'g schob olles andere beiseite und dacht« nur an seinen letzten schändlichen Einfall mit Elvert als Mann der Bllrstenblndertochter: aber die Geschichte konnten andere Menschen nicht verstehen: die würde zu unglaublich, zu unwahrscheinlich aussehen: und des, halb zog sie es vor. von den Erfindungen ihres Dater» zu reden. Die Schamröte stieg ihr in die Wangen, als sie sich erinnert«: wie er vor«inigen Jahren«in« Maschine verfertigt hatte: Turbine nannte er sie. sie stand in einem Boot, das mit alten Lappen und mit Stücken von Dachrinnen und dergleichen geflickt und gestopft war. Und die Leute standen zu Hun> derten am Strand«, denn er hatte ja gesagt, daß si««itz reines Wunder wäre. Aber sie bekamen nur einen Mann mit Ruß und Schmutz im Gesicht zu seden. einen barbeinigen Mann, der im Boote saß. heizt«, sich anstellte und vor der ganzen Welt lächerlich macht«. Hedwig sah stammend auf; aber der Zorn. d«n si« selbst fühlte, hatte keinen Widerschein aus di« Stirn der Gnädigen geworfen. Es war nur lebhaftes Interesse zu spüren.
Da ging Hedwig zu der Schilderung über, wie Egholm es gemacht hatte, als er sich ein Haus baute. Er hatte, wie sie mit versagender Stimme erzählt«, das Material vom ab- gerissenen Armenhaus gekauft, lieber dreißig Lasten Balken und Bretter, Fenster und Türen. Dachsteine und Mauersteine und der Schult aller Welt. Verfault und voll Schwamm das ganze. Er, Sivert und Ditiöv Plök hatten darauf diese morschen Balken senkrecht in ein paar Crdlöcher gestellt und Bretter al» Wände dazwischengenagelt. Roch nie hatte man In der Welt eine solche Art zu bauen gesehan. Ja. wenn es noch kür Hühner oder Schwein« gewesen wäre, aber für Menschen! Di« Leute in der Stadt lachten natürlich auch, daß sie beinahe platzt«»!. Es war damals kein Vergnügen, sich auf der Straß« zu zeigen, wenn man Egholms Kind war. S.vert hatte zu seinem Vergnügen eine ganze Mass« Bretter ge- sammelt, auf denen noch di« Tapete saß. Die hatte er gerade nach dem Bahnbofsweg hinaus angenagelt.„Die Leute sagten. unser Hau« sei das einzig« auf Erden, dos auswendig tape- ziert wäre." Hedwig schöpft« tief Atem: die Gnädige sagt« still!»Und ihr wohnt immer noch in diesem amüsanten Haus?" „Vater hatte den Einfall, es mit einer Lage Kalkputz zu bewerfen und hinterher zu weißen. Aber was nützt es. daß die Fäulnis oerborgen ist. wenn jeder Mensch in Knarreby sich bis in ewige Zeiten erinnert, daß sie da ist?" „Mein liebes Kind. Ich verstehe deine Anklage nicht. Wenn dein Vater kein Geld hat— und das hat er wohl nicht dann kann er sich ja nicht die teuren Materialien kaufen." „Wenn man keine ordentlichen Sachen kaufen kann, dann läßt man es überhaupt bleiben- Wir hätten ja weiter zur Miete wohnen können: aber Dater wollte das Gefühl ge- nUchen, Gutsbesitzer zu sein, desien b>n ich sicher, deshalb kaufte er das Stückchen Boden, als es billig zu haben war. Und auf das Armenhaus bekam er ja drei Monate Kredit." Nun machte Hedwig ihren Vater so schlecht, wie sie konnte, und das wirkte gerade entgegengesetzt ouf Fxau von Haag. In ihrer Phantasie bildet« sich eine Gestalt von dem ewig unruhigen, dem stets strebenden. d«n mut g die überwältigende U ebermacht der Armut bekämpfende� Mann. Und es fehlte nicht viel, daß diese Gestalt eine Idcalgestalt war. Wie göttlich verschieden war er doch jedenfalls von ihrem eigenen Mann». Himmel! Welches Unrecht sie doch erlitten hatte, daß si««in so unbrauchbares Votarial zwischen die Hände bekam! Fortsetzung folgt.)