rationsjahr noch um je 100 Millionen größer geworden sein. I sichern will, die volksparteiliche Presse erklärt, es sei über| ten. Die Folge war eine 2nflage gegen Hitler und Effer wegen So reich auch die kurze Geschichte der Deutschnationalen Partei haupt nichts vereinbart worden. Versammlungssprengung, beide murden jedoch von der an Tatsachen ist, die ihre rücksichtslose Gewinnsucht Die Kölnische Zeitung " spricht von„, Quertreibereien", Straffammer außer Verfolgung gesetzt, wogegen die Staatsanwaltaufzeigen, so läßt sich ein klareres Bild als das dargelegte von sie wendet sich mit diesem Worte aber nicht gegen die Deutsch- schaft Beschwerde beim Obersten Landesgericht München einlegte. ihrer vor nichts zurückschreckenden Habgier kaum finden. nationalen und auch nicht gegen diejenigen, die den Deutsch - Von diesem Gericht wurde Hitler nunmehr von der Anklage wegen nationalen helfen, der Regierung das Regieren unmöglich groben Unfugs freigefprechen, Effer dagegen zu zwei Wochen Haft zu machen, sondern gegen das Zentrum, das mit der verurteilt. Außerdem ist in dem Urteil die für zwei Monate beBolkspartei in der Regierung sitzt und gegen die Sozialdemokratie, die sich auf Wunsch des Reichskanzlers zur sa chlichen Mitarbeit an der Gesetzgebung bereit erklärt hat. In der Tat, auch ,, das harmloseste Gemüt" sieht, was da gespielt wird. Es ist die alte Unterminierungs- und Zersetzungsarbeit, die die Bolkspartei gegen jede Regierung betreibt, in der die Deutschnationalen nicht vertreten sind.
In den Berhandlungen mit dem Generalagenten für Reparationszahlungen wurde es ferner möglich, zu vereinbaren, daß die für die genannten Reparationsjahre zusätzlich zu leistenden 300 Millionen Mark ganz für Sachlieferungen Verwendung finden sollen ein Zugeständnis, das in Anbetracht der ungeheuren Arbeitslosigkeit und unserer schlechten Wirtschaftslage besonders zu begrüßen ist. Ein meiteres Abkommen fonnte im Laufe der Verhandlungen dahin getroffen werden, daß die verpfändeten Einnahmen nur so lange gesperrt bleiben, bis die in jedem Monat fälligen Haushaltszahlungen bewirkt wird, wodurch die Liquidität der Reichskasse wesentlich gestärkt wird.
Die uneinige Mitte. ., Kölnische Zeitung " gegen Große Koalition. Wie Herr Scholz, der volksparteiliche Fraktionsführer, ist auch die ,, Kölnische Zeitung " jeder Bindung der Mitte nach links start abgeneigt. Sie schreibt:
Da mit den verschiedenen Behauptungen über Koalitionsverhandlungen viel Verwirrung angerichtet wird, sei ganz kurz festgestellt, wie die Dinge im Augenblick laufen: in der vorigen Woche hat es Verhandlungen zwischen den Regierungsparteien und den Sozialdemokraten überhaupt nicht gegeben, sondern der Reichskanzler Dr. Marg hat für sich allein mit den Sozialdemokraten Besprechungen gehabt und über diese Besprechungen den Regierungsparteien berichtet. Die Regierungsparteien sind übereinstimmend(? Red. d. ,, V.") der Auffassung gewesen, daß der Reichskanzler mit der Sozialdemokratie in feiner Weise Verpflichtungen eingegangen sei, die weder für den Abgenblick oder für die Zukunft den Regierungsparteien die geringste politische Bindung auferlegen. Sie waren auch der Meinung, daß eine solche Bindung nicht eingegangen werden könne, sondern daß es sich lediglich darum handle, von Fall zu Fall, wie man es schon immer großen Oppositionsparteien gegenüber getan habe, Borbesprechungen mit ihnen über ihre etwa mögliche Unterstüßung der Regierung zu veranstalten. Wenn die Sozialdemokraten ihrerseits behaupten, daß der Reichskanzler ihnen das Versprechen gegeben habe, die gesetzgeberische Arbeit der Regierung auf die Grundlage einer Mehrheit zu stellen, die aus der Mitte und der Sozialdemokratie, also den Parteien der sogenannten Großen Roalition, bestehe, so ist das ein Mißverständnis, das sie mit dem Reichskanzler klären müssen, das aber von den Regierungsparteien weder formell noch sachlich gewollt ist, noch anerkannt wird. Diese wollen vielmehr die völlige Freiheit in ihrem sachlichen und taktischen Vorgehen gewahrt wissen. Damit entfallen alle Voraussetzungen für Verhandlungen in Richtung auf die Große Koalition. Im übrigen wird die Verbreiterung der Regierung nach links im gegenwärtigen Zeitpunkt nur vom Zentrum betrieben, und die Sozialdemokratie benutzt mit Freuden diese Schwäche der derzeitigen Regierungsfoalition durch das Zentrum, um wieder einmal die Schuldfrage über das Scheitern der Großen Koalition aufwerfen und die Schuld daran diesmal der Deutschen Volkspartei zuschreiben zu können. Indessen ist diesmal die Sache derart durchsichtig aufgezogen, daß auch das harmloseste Gemüt nicht auf diese Quer treibereien hineinfallen wird.
So stellt sich immer deutlicher heraus, daß die Mitte als Ganzes überhaupt nicht verhandlungsfähig ist. Nicht nur will jeder etwas anderes, sondern auch das, was vereinbart ist, wird von den verschiedenen Parteien ganz verschieden ausgelegt. Das Zentrum will die Große Koalition, die Bolkspartei von der Gruppe um Cremer abgesehen- will sie nicht. Der Reichskanzler trifft eine Vereinbarung mit der Sozialdemokratischen Partei, die den Fortgang der parlamentarischen Arbeit gegenüber der deutschnationalen Sabotage
Zweierlei Maß.
Von Hans Bauer.
Der Nachhall zweier Mordprozesse, die das Augenmerk der Deffentlichkeit in hohem Maße auf sich lenkten: des Feme - und des Eisenbahnattentäterprozesses, wirft sich noch immer in der Presse aus. Und da haben sie rechts nun etwas ausgefnobelt, von dem sie das Recht herleiten, sich in moralische Positur zu werfen und ein strenges Sittenamt auszuüben. Sie haben nämlich festgestellt, daß links zweierlei Maß angelegt worden ist, und so wenig sie wohl gegen die doppelte Moral, auf der sich nicht selten ihre ganze geistige Eristenz aufbaut, an sich etwas einzuwenden haben, so meinen sie doch, sie in diesem Falle, der nicht ihrer ist, festnageln zu müssen.
Es ist wahr, daß wir Küstrin und Leiferde verschieden bewerten, aber im Gegensatz zu jenen nicht aus persönlichen, sondern aus weltanschaulichen Gründen. Leiferde wies 21 Tote auf, Küstrin selbst inklusive der vielleicht noch nicht ans Tageslicht geförderten erheblich meniger. So grenzenlos oberflächlich es aber ist, den inneren Wert eines Künstlers etwa nach seinen äußerlichen Erfolgen zu bemessen, so banal ist die menschliche Bewertung eines Uebeltäters nach der bloßen Wirkung seiner Tat.
Die Femeverbrecher hatten das volle Bemußtsein ihrer Tat, sie waren roh und grausam, unmenschlich und blutrünstig ohne Notwendigkeit und mit Ueberlegung. Ihre Taten und sie sind ein Untrennbares, ein sich Bedingendes, sind eine Einheit. Sie wollten die Hinrichtungen, die ihr Zweck waren.
Die Leiferdeverbrecher waren ursprünglich nicht brutal und grausam, sondern hungrig und obdachlos. Sie wollten nicht die Tat, sondern Brot, und bedienten sich ihrer schließlich als Mittel, um zum Brot zu fommen, sie nahmen fie in Rauf. Ein Gericht ist keine Erziehungs-, sondern eine Bestrafungs- und Abschreckungsanstalt. Es war feine Pflicht, zu einem harten Urteil zu kommen, und fraglich ist nur, ob es zum härtesten kommen mußte. Aber darum geht es nicht. Die öffentliche Meinung nämlich ist eben kein Gericht und sieht nicht wie dieses ausschließlich das angerichtete Unheil, sondern auch das Herz an. Das der Küstriner war vom Willen zu Bestialitäten besessen, das der Leiferder vom Willen zum erträglichen Leben. Diese hätten nur allzu gern auf die Toten verzichtet, deren Klageschreie ihnen die Ohren zerrissen, die Küstriner wollten die Toten, an deren Qualen sie sich meideten. Manche rechts stehen zu den Küftriner Scheußlichfeiten, niemand links steht zu denen von Leiferte, aber ein Geschychnis verdammen, heißt noch nicht, auf die Erkenntnis der Motive seines Zustandekommens verzichten zu wollen. Die Küstriner kann men sich in jeder sozialen Lebenslage nur als herz- und geistlose Rohlinge vorstellen, die unfertigen Buben von Leiferde aber wären, als Milionärsföhne geboren, gewiß manierliche Menschen geworden, die nie daran gedacht hätten, 21 Menschen in den Tod zu jagen.
Nun könnte man aus alledem schließen, daß wenigstens zwischen Volkspartei und Deutschnationalen ein einigermaßen zärtliches Verhältnis besteht. Wie wenig aber auch dies der Fall ist, zeigt folgende Notiz der ,, Nationalliberalen Correspondenz":
Die parteiamtliche deutschnationale Korrespondenz pöbelt in einem Tone gegen die NLC., den wir nur als Stalljargon bezeichnen können. Im übrigen bestätigt sie nur das bekannte Wort, daß derjenige Unrecht hat, der schimpft. Wir sehen also auch fachlich feinen Anlaß, der deutschnationalen Korrespondenz zu
erwidern.
Gezänke und Gezeter auf allen Seiten. Kunterbuntes Durcheinander. Politik der Mitte.
Der Korb.
Zentrumsabsage an den deutschnationalen Freier. Köln , 18. November.( Eigener Drahtbericht.) In ber Kölnischen Volkszeitung" wendet sich der preußische Landtagsabgeordnete eß, der Führer des Zentrums, in der Schulfrage entschieden gegen die deutschnationale Forderung, die Schulfrage zum Gegenstand eines Voltsentscheids zu machen. In seiner Polemik tommt Heß zu sehr interessanten Schlüssen, die In seiner Polemik kommt Heß zu sehr interessanten Schlüssen, die zeigen, daß man auch im Zentrum einzusehen beginnt, daß in Weltanschauungsfragen Wege der Verständigung gegangen werden müssen. eß betont, daß, wie gegenwärtig die politischen Kräfte in Deutsch land verteilt seien, es vollkommener Unsinn wäre, ein Schulgesetz durch Majorisierung der einen oder anderen Seite erzwingen majorität auf seiten der Freunde oder der Gegner der fonfessionellen zu wollen. Man könne dabet ganz dahingestellt sein lassen, ob die Schule wäre. Auf jeden Fall würde jede Minderheit sehr erheblich sein. Nach Lage der Sache könne in Deutschland ein Schulgesetz nur auf dem Wege der Verständigung erreicht werden, wobei jedem das recht sein müsse, was dem anderen billig dünke. Der Schlüssel zur Lösung der Frage liege in jener Berfassungsbestimmung, nach der es das Recht der Eltern sei, die Erziehung der Kinder zu bestimmen. Heß bestreitet dann, daß mit den Deutsch nationalen überhaupt ein das Zentrum befriedigendes Schulgesetz geschaffen werden kann. Er verweist dabei auf die Vorgänge bei der Beratung des Volksschulverwaltungsgefeßes im Jahre 1906, wobei die damaligen Konservativen, Freifonservativen und Nationalliberalen das Zentrum von vornherein bis zuletzt bei den Beratungen im Landtag ausgeschlossen hatten.
Völkische Brüder.
Versammlungssprenger Hitler und Genossen. München , 18. November. ( Eigener Drahtbericht.) Wie er= innerlich, fonnte im Februar dieses Jahres eine vom„ Nationalsozialistischen Volksbund" mit den Referenten Reventlow und Graefe angesetzte Versammlung im Hofbräuhaus nicht durchgeführt werden, weil Hitler und Esser den Saal zum großen Teil mit ihren Leuten besetzt hatten und durch fortwährende Rufe zur Geschäftsordnung Reventlow am Sprechen verhinder
Jawohl, mit zweierlei Maß ist zu messen, weil wir, im Gegensah zum Gericht, nur einerlei Norm anwenden dürfen: die des verstehenden Herzens.
Das Ende der Geishas in Japan .
Ein altes Wahrzeichen des japanischen Kaiserreiches wird verschwinden. Das japanische Kultusministerium hat umfangreiche Maßnahmen getroffen, die sich gegen den ausgebreiteten Mädchenhandel richten und die Verschleppung armer, ahnungsloser Mädchen zumeist aus ländlichen Distrikten verhindern sollen. Zu dieser Maß regel wurde die japanische Regierung durch die letzte Statistik veranlaßt, aus der hervorging, daß insgesamt in ganz Japan nicht weniger als 362 000 sogenannte„ Teehäuser" existieren, deren tatsächlicher 3wed ja jedem Japanreisenden bekannt ist. Die Bedienung in diesen Häusern besteht aus Kellnerinnen, den Geishas, deren Bekanntschaft der Anfömmling in Japan meistens zu allererst zu machen pflegt, von deren entzückendem Wesen, Liebenswürdigkeit, Schönheit, Grazie ja so viel berichtet wurde. Wer aber Gelegenheit hat, hinter die Kulissen zu blicken, der erfährt, daß diese armen Mädchen, deren es nach der Statistik rund 842 000 in Japan gibt, unter einem recht mäßig in jene Provinzen des Reiches, deren Bevölkerung unbetraurigen Lose zu leiden haben. Gewissenlose Agenten reisen berufsmittelt, aber finderreich ist, und schließen mit den Eltern der Mädchen Kontrakte, nach denen diese sich auf 15 bis 25 Jahre, also geradezu auf Lebenszeit, verpflichten müssen.
Auf diese Art sind die Mädchen natürlich mit Haut und Haren ihren Ausbeutern verfallen. Sie kommen in noch jugendlichem Alter mit dem Agenten in die Stadt und genießen daselbst allerdings recht forgfältige Erziehung. lernen sogar Literatur und Sprachen, vor allem aber Tanzen, Singen und Konversation. Sobald die Geisha, zu der man heimlich das Mädchen derart gemacht hat, etwa 16 oder 17 Jahre geworden ist, wird sie ihrem Berufe zugeführt, d. h. man schickt sie zu Festlichkeiten und Banketten, wo sie zur Aufheiterung der Gäste durch ihre Kunst dient, oder die Geisha wird einem Teehause verkauft, in dem fie offiziell als Kellnerin, in Wirklichkeit aber nur zur Gesellschaft der männlichen Besucher, dient. Bei dem Uebergangssystem, in welchem Japan gegenwärtig begriffen ist und wobei in Handel und Industrie so viele Arbeitskräfte, auch weibliche, von= nöten sind, will man nicht die Schmach auf sich fitzen lassen, daß ein so großer Teil der weiblichen Bevölkerung der Prostitution zugeführt wird. Die neu erlassenen Gesetze bedrohen nicht allein den Mädchenhandel mit den allerschwersten Strafen, sondern sie untersagen den Bestand von Geishaschulen überhaupt und ordnen an, daß in keinem Etablissement neue Geishas mehr aufgenommen werden dürfen.
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willigte Bewährungsfrist Essers, die er anläßlich einer Verurteilung - ebenfalls wegen Bersammlungssprengung erhalten hatte, widerrufen.
Gestern früh ist Dr. Paul Lensch nach längerem schweren Leiden an Herzlähmung gestorben. Lensch war im Jahre 1873 in Potsdam geboren und hatte sich in jungen Jahren der Sozialdemo fratischen Partei angeschlossen. Er wurde Redakteur der Freien Presse" in Straßburg und ging dann nach Leipzig , wo er Redakteur, später Chefredakteur der„ Leipziger Bolkszeitung" wurde, aus der er 1913 ausschied. Als Journalist und Reichstagsabgeordneter stand er auf dem linten Flügel der Partei, bis im Laufe des Krieges sein stürmischer Gesinnungsumschwung erfolgte. Lensch , der noch von Hänisch zum Universitätsprosessor ernannt worden war, ließ sich von Stinnes zum Chefredakteur der„ D. A. S." machen und schied aus der Partei aus. Aber auch seine Stellung bei der„ D. A. 3." erwies fich bald als unhaltbar, Lensch mußte sie verlassen, blieb aber außenpolitischer Mitarbeiter des Blattes. Eine Wandernatur, die sich wohl nie und nirgend ganz daheim gefühlt hat, ein ewig Ruheloser hat seine Ruhe gefunden.
Mussolini und die Wissenschaften.
Eine Rede unmittelbar vor dem Attentat. Im Pariser„ Quotidien" berichtet der Professor Berne von der Pariser medizinischen Fakultät über seine Erlebnisse in Bologna , wo er als französischer Delegierter an einem internationalen Kongreß zur Förderung der Wissenschaften teilgenommen hatte, der von Mussolini während seines dortigen Aufenthaltes unmittelbar vor dem angeblichen Attentat eröffnet wurde. Er sagt, daß die französischen Delegierten bei ihrer Ankunft in Bologna den Eindruck erhalten hätten, sie wären in einer dem Wahnsinn verfallenen Stadt eingetroffen. Mussolini , der zunächst eine und eine Kopfbedeckung mit einem 30 Zentimeter langen Reiher. faschistische Parade abnahm, trug eine phantastische Operettenuniform Seine Eröffnungsrede auf dem wissenschaftlichen Kongreß versetzte die Teilnehmer in maßloses Staunen. Er führte unter anderem aus:
,, Ich glaube nicht, daß ich die Ehre verdient habe, in diesem Gelehrtenkongreß den Vorsiz zu führen, denn ich habe bisher nichts für die Wissenschaft und für die italienischen Gelehrten getan. Ich erkenne jedoch gern an, daß ich viel für sie tun muß, denn ich erwarte piel von ihnen. Ich erwarte viel von den Chemikern, die noch giftigere Gase als die bisher entdeckten erfinden müssen, damit wir unsere Feinde leichter besiegen fönnen. Ich erwarte viel von unseren Aerzten und Chirurgen, die die Pflicht haben, die großen Erfahrungen, die sie aus dem letzten Kriege gezogen haben, wieder anzuwenden, wenn der Tag kommt."
Professor Berne fagt weiter, daß er Bologna bald nach dem Attenta: verließ, daß er aber schon vordem dazu entschlossen wu weil ihm die ganze Atmosphäre unerträglich war. Er und alle mit ihm abgereisten Teilnehmer des wissenschaftlichen Kon gresses atmeten befreit auf, als sie den freien Boden der Schweiz wieder betraten. Er hat aus Italien den Eindruck gewonnen, daß die faschistischen Banden einem Kollettiv wahnsinn verfallen sind, der ohne Beispiel in der Geschichte irgendeines anderen Volkes ist, und daß sie nicht nur bereit sind, Mussolini in seinen außenpolitischen Abenteuern zu unterstützen, zu denen er gezwungen ist, um sein wankendes Prestige zu konsolidieren, sondern daß sie diese Abenteuer obendrein noch herbeisehnen und nur auf eine Parole warten, um sie zu provozieren.
Roman Der Weg des blinden Bruno" unter anderem noch„ Uferdasein"," Das Leben im Dunkel" und" Die Tür ins Unmögliche" geschrieben hat, zwei Kapitel aus seinem neuen Roman G. F., der Abenteurer", starte Proben seiner tiefschürfenden Schaffensart. Dann las er aus seinen„ Kleinen Romanen der gründlichen Phantasie" drei Arbeiten, von denen die Geschichte vom Ende zweier glücklicher Menschen und dann die Geschichte eines Bettelmönches erkonnte er nicht beißend genug wiedergeben, weil diese Geschichte seiner schütternd wirkten. Seine Dirnenparodie„ Die Bahnbrecherin" cütigen, etwas tastenden Stimme nicht liegen mag, vielleicht auch, weil sie noch viel zu gütig für eine Parodie ist. Als Lezztes gab er ein Kapitel aus„ Dem Weg des blinden Brune", die zarte Novelle vom Liebesfest des blinden Jungen und der Dirne. Der Beifall für den Dichter war reich und start; ein jeder ging wohl nachdenklich und dankbar davon. B. Sch.
Das Museum der Preußischen Geologischen Landesanstalt Berlin N 4, Invalidenstr. 44, ist bemüht, in den einzelnen Abteilungen auch die charakteristischen Landschaften Norddeutschlands und den Zusammenhang dieser charakteristischen Landschaftsformen mit dem geologischen Aufbau des Landes zur Darstellung zu bringen. So ist z. B. im Saal des norddeutschen Flachlandes der Lüneburger wählt, wie in diesem Flachlande noch einzelne Aufragungen des Kallberg", das Wahrzeichen Lüneburgs als ein Beispiel dafür geälteren Gebirges auftreten. Dieser mächtige Gipsfelfen des„ Kalfberges steht im ursächlichen Zusammenhang mit dem Auftreten der Sole bei Lüneburg , auf der die uralte Salzindustrie und Bedeutung dieser Stadt beruht. Der Gipsfelsen ist das Deckgebirge des Salzlagers und ist zusammen mit diesem aus mehreren Kilometern Tiefe in die Höhe gepreßt worden.
Ein Reichsmuseum für Gesellschafts- und Wirtschaftskunde. Die hervorragenden Schilderungen auf dem Gebiete der Gesellschaftsund Wirtschaftskunde auf der Großen Ausstellung Düsseldorf 1926 haben in vielen Kreisen den Gedanken wachgerufen, diese wertvollen Arbeiten in einem Museum zu sammeln, das fortgesetzt auf dem laufenden gehalten werden soll, um so die Möglichkeit zu geben, die Probleme der Gesellschafts- und Wirtschaftskunde zu ſtudieren. Oscar von Miller, der Schöpfer des Deutschen Museums in München , hat auf diesen Gedanken besonders hingewiesen. Die Verhandlungen mit den Reichs- und Staatsbehörden, und besonders auch mit der Industrie, sind soweit gediehen, daß am 19. November die Gründungssigung des Reichsmuseums für Gesellschafts- und Wirtschaftsorganisationen sind dazu eingeladen. kunde in Düsseldorf stattfinden kann. Auch die großen Arbeitnehmer
In der Humboldt- Hochschule, Dorotheenstr. 12, hält Dr. A. Scharff aur Sonnabend, 8 Uhr, einen Vortrag mit Lichtbildern: Das Grab des Zutanchamun".
PP
Mufitchronit. In dem 1. Konzert nach Rüdfehr von ihrer Auslandsa reise bringt die Sing- Alabemie unter Leitung von Prof. Georg Schumann am Zotensonntag Mozarts Requiem" und Georg Schumanns" Totenklage" abend Nachmittag 4%, Uhr, findet eine Vorausführung statt, im Saale der Sing- Alademie, abends 7 Uhr, zur Aufführung. Sonn
Oskar Baum als Vorleser. Der blinde Dichter Oskar Baum las am Dienstag im bunten Vortragssaal des Sturm aus seinen Werfen. Seine schlanken nervösen Fingerspitzen ließen die Punktschrift lebendig werden, die für ihn seine Arbeit festhält. Eine symGefühl, das ihn nie die Verbindung mit den aufmerfiamen Bu- liche Führungen im Alten Museum ( Kretisch- mykenische Goldgefäße- pathische Erscheinung mit durchgeistigtem Gesicht und einem feinen hörern verlieren ließ. Ein Seher mit starkem inneren Gesicht, der so viele Sehende erst ein Stückchen ihrer Welt sehen lehrt. Als erstes las der Dichter, der neben dem im Vorwärts" erschienenen' funde( Turfan- Sammlungen
Museumsführungen. Am Sonntag, vorm. 10-11, 1hr, finden amt
Dr. Köfter), im Kaiser Friedrich Museum( Riemenschneider und Hans Reinberger Dr. Bange) und im Museum für Bolter Dr. Waldschmidt) statt.