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Nr. 547 43.Jahrg. Ausgabe A nr. 279 Bezugspreis.

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Zentralorgan der Sozialdemokratischen Partei Deutfchlands

Redaktion und Verlag: Berlin SW. 68, Lindenstraße 3 Fernsprecher: Dönhoff 292–297.

Sonnabend, den 20. November 1926

Vorwärts- Verlag G.m. b. H., Berlin SW. 68, Lindenstr.3

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Schwieriger Streikabbruch in England Die Reichswehr der Republik .

Bezirksweise Verhandlungen.

Beschlüsse der Arbeiter: distriktweise Abmachungen- zentrale Bestätigung. London , 19. November. ( Eigener Drahtbericht.) Aus dem die Konferenz möge die Bergbaudistrikte sofort ermächtigen, in Bericht der Exekutive der Bergarbeiter, der am Freitag der Dele- Distrittsverhandlungen einzutreten; der Vorschlag giertenkonferenz vorlag, geht hervor, daß gegen die Regie- des Distrikts Südwales ging dahin, es den Distrikten freizu­rungsvorschläge 460 000, für ihre Annahme ftellen, felbft darüber zu entscheiden, ob sie den Kampf einstellen 313 000 gestimmt haben, so daß die Mehrheit gegen die oder fortführen wollen. Die Entscheidung über beide Borschläge Annahme 147 000 beträgt. Im Laufe der Beratungen wurde ftand abends um 9 Uhr noch aus. der Sekretär des Bergarbeiterverbandes Coot start an­gegriffen und ihm vorgeworfen, während der Ab­ftimmung, entgegen seiner Pflicht als Sekretär, durch öffentliche London , 19. November. ( WTB.) Die Konferenz der Berg­Meinungsäußerungen gegen die Annahme der Borarbeiterdelegierten nahm abends mit 502 000 gegen 286 000 Stimmen schläge Stimmung gemacht zu haben. Cook bestritt diese eine von Südwales eingebrachte Entschließung an, worin Borwürfe. allen Bezirken anempfohlen wird, unverzüglich mit den Gruben­befihern in ihren Bezirken die Verhandlungen wegen des Abschluffes neuer Cohuverträge zu eröffnen, doch soll kein Bezirk eine endgültige Regelung annehmen, bevor nicht eine natio­nale Konferenz abgehalten worden ist, der Berichte über alle Einzelverhandlungen vorgelegt werden follen. Der Bollzugsaus schuß wird morgen in früher Stunde zusammentrefen und dann der Delegiertenkonferenz um 9,30 Uhr einen Bericht erstatten, der befagt, nach welchen allgemeinen Grundsätzen die Bezirke ihre Berhandlungen führen sollen.

Während der Mittagspaufe der Delegiertenkonferenz erörterte die Exekutive die durch die Ablehnung geschaffene Cage und beschloß, der Delegiertenverfammlung einen neuen Borschlag zu unter­breiten. Dieser geht dahin, die Diftritte nach einer Urabftim­mung unter den zur Arbeit zurückgekehrten mit gliedern des Verbandes zu ermächtigen, Distriktsab­tommen mit den Unternehmern abzuschließen. Die auffrist diefer Distriktsabkommen foll im Gegensatz zu den bisherigen Vor­fchlägen nicht auf drei Jahre, sondern nur auf ein Jahr be­grenzt sein.

Außerdem lag der Delegiertenkonferenz ein Vorschlag von Lancashire vor, wonach die Diffriffe angewiesen werden sollten, den kampf fortzusehen. fortzusehen. Die Delegiertenversammlung lehnte jedoch beide Borichläge ab. Darauf wurden zwei neue Borschläge unterbreitet: Somerjet schlug vor,

Thoiry und Luxemburg . Sonntag Beginn der sozialistischen Vierländer . Konferenz.

Cook geht nach Rußland .

Die Erefufive der Bergarbeiter befchloß am Freitag, die Ein­ladung des Allrussischen Gewerkschaftsbundes zu dem im Dezember stattfindenden russischen Gewerkschaftskongreß anzunehmen und den Sefretär Coof als Gaftdelegierten nach Moskau zu entfenden.

in Brand gesteckt worden, die aus ihnen geraubten Papiere und

Ein Wort an die Widersacher.

Von Paul Löbe .

Die Vorschläge zur Republikanisierung der Reichswehr haben in nationalistischen Kreisen eine weitgehende Unruhe erregt und werden, da man ihre Berechtigung mit durch­schlagenden Gründen nicht erschüttern fann, in eine ,, Poli­tisierung" der Reichswehr umgebogen mit ihren unaus­bleiblichen Folgen für Disziplin, Ordnung, Pflichttreue und anderen soldatischen Tugenden.

Das ist eine beabsichtigte Entstellung unserer Vorschläge. Auch wir sind der Meinung, daß die Truppe, der der Staat Waffen in die Hand gibt und sie so aus der Mehrzahl der Be­völkerung heraushebt, ihr mit einem weitgehenden Ver­trauen eine weitgehende Macht einräumt, daß diese Truppe nicht einer Partei, sondern nur der Gesamtheit des Volkes dienen darf. Aus diesem Grunde hat die Sozial­demokratie dem Gesetz zugestimmt, daß für die Mitglieder der Wehrmacht das politische Wahlrecht ausschaltet, damit diese nicht in die Parteifämpfe hineingezogen werden.

Worum handelt es sich aber hier? Wir wünschen, daß die Reichswehr der Republit genau so ergeben ist, als das alte faiserliche Heer der Monarchie ergeben war. Jeder Ehrliche muß zugeben, daß diese Forderung berechtigt ist. Die Art, wie heute der Heereserjah ausgesucht wird, verhindert aber die Erfüllung dieser Forderung. Die Reichswehr ist nicht entpolitifiert" worden, wie Herr Geßler es selbst erstrebt. Wenn Reichswehrsoldaten im Manöver das inner­politische Heglied von der Brigade Ehrhardt fingen, so weift das auf den Geist hin, der in ihr lebt, und dieselben Kreise, die geneigt sind, darüber mit Nachsicht oder Schmunzeln hin

wegzusehen, würden aufschreien, wenn eine andere Truppe bei ähnlicher Gelegenheit die Internationale sänge. Da man die Meinung der Menschen nicht gewaltsam ändern und Liebe nicht erzwingen fann, wie die Rechtspresse dafür gesorgt werden, daß nicht. Die Gegner der heutigen ganz richtig betont, muß eben schon beim Heeresersaz Staatsform ein Privileg für Aufnahme in die Reichswehr bes fitzen. Ein solches Privileg scheint aber in vielen Orten vor­handen zu sein. Benn in Hanau Herr Major a. D. Wilhelmi, in Darmstadt der Hauptmann a. D. Moser,

feine Pflicht als Anwalt zu erfüllen und werde sich sogar per­sönlich gegen jedes 3wangsmittel verteidigen, wurde er wenige Stunden darauf verhaftet. Im ganzen wurden rund neunzig Personen, darunter eine Anzahl Rechtsanwälte und der frühere Am Sonntag vormittag tritt in Luxemburg die von der Staatssekretär im Justizminiſterium, Abg. Sanna Randaccio, Sozialdemokratischen Partei Deutschlands angeregte Kon- feſtgenommen. Mehrere Rechtsanwaltsbureaus sind geplündert und ferenz von Vertretern der sozialdemokratischen Parteien Akten wurden auf der Straße in großen Haufen verbrannt. in Büdingen der Kammerdirektor Weiner, in Naumburg Belgiens , Deutschlands , Englands und Frankreichs zur Er- Brivatbriefe selbst allerintimisten Charakters wurden unter den Reichswehr sind, vielleicht eine ganze Bureautätigkeit für ge­en nationalistischer Rechtsanwalt die Auskunftspersonen der örterung der durch den Eintritt Deutschlands in den Völker- Mitgliedern der Miliz herumgereicht und in den Cafés und an bund und die Besprechung von Thoiry aufgeworfenen öffentlichen Orten I aut vorgelesen. Die Druckereien des fath- tann die einseitige Auswahl nicht verwundern. Dann kommt eignete Auswahl der Reichswehrbewerber unterhalten, dann Fragen der auswärtigen Politik zusammen. Als Teilnehmer werden u. a. erwartet: die belgischen Sena drückten Golco", Organ der fardinischen Partei, wurden zerstört. start und gefund sind, immer besetzte Regimenter vorfinden, lischen Corriere di Sardegna" und des bereits unter­es vor, daß Angehörige linksgerichteter Familien, die groß, toren de Broudère, van Roosbroed, der Abgeordnete Pierard; Alle Vereinshäuser katholischer Bereinigungen, wie des fatholischen während die Mitglieder nationalistischer Jugendverbände, von Deutschland die drei Vorsitzenden der Sozialdemokratischen Universitätsklubs, der katholischen Pfadfinder usw., wurden zerstört. auch bei geringerer förperlicher Eignung, einen direkten während die Mitglieder nationalistischer Jugendverbände, Bartei Hermann Müller , Wels, Crispien, außerdem Der Erzbischof von Cagliari , Monsignore Biovella, hat ein ent- auch bei geringerer förperlicher Eignung, einen direkten Hilferding, Breitscheid , Sollmann, Robert Schmidt, Schiff; rüstetes Protestschreiben an den Papst gerichtet, der Attionär Uebergang aus ihrer Organisation in die Reichswehr finden. sowie als Vertreter der saarländischen Sozialdemokratie Nun stellen es die Anhänger der heutigen Werbeart so Schäfer; von England der frühere Minister Roberts, der der zerstörten Druderei des Corriere di Sar­Abgeordnete Cramp und der internationale Sekretär der degna" ist. Die Universität wurde von den faschistischen Studenten- Abstellung dieses Uebelstandes von uns vorgeschlagen werden. dar, als ob es ganz ausgefallene Gedanken wären, die zur Labour Party Gillies ; von Frankreich Léon Blum, Paul gruppen in Waffen befeßt, die jedem nichtfaschistischen Studenten und Die Herrschaften haben ganz vergessen, daß auch im alten Boncour, Bracke, Faure , Grumbach. Außerdem entfendet Profeſſor den Eintritt verwehrten. Die Stadt wurde militärisch Heer die Aushebung der Mannschaften unter Heranziehung das Bureau der Sozialistischen Arbeiter- Internationale eine durch die faschistischen Stoßtrupps unter Führung des Sekretärs des Heer die Aushebung der Mannschaften unter Heranziehung von Zivilkommissaren, von bürgerlichen Mitgliedern Bertretung nach Luxemburg . Die Dauer der Konferenz ist Fascio ", des Abg. Pili, besetzt. vor fich ging. Schon nach dem Reichsmilitärgesetz vom Jahre auf zwei Tage vorgesehen. 1874 wurde ben mit den ständigen Geschäften der Heeres ergänzung betrauten Behörden stets ein Verwaltungsbeamter oder ein besonders zu diesem Zwede bestelltes bürgerliches Mitglied beigegeben. Bei der Entscheidung für Befreiungen Riga , 19. November. ( Tul.) Die Nachrichten über die Wieder und Zurückstellungen, über Berlust von Vergünstigungen, über einsetzung von Mitgliedern der Sowjetoppo- Klaffifitationen der Reservemannschaften, der Landwehr und fition in Staatsämter bestätigen sich, und zwar werden der Erfahreserve mit Rücksicht auf häusliche und gewerbliche Rameneff, Soff, Jewdofimow, Sapronow, So. Verhältnisse, wurde die verstärkte Ersatzkommission mit vier folnitow, Schljapnitoff und Medwedem im biplo. bürgerlichen Mitgliedern ergänzt, welche die Kommunalbehör matischen Dienst Verwendung finden. Für zwei der genannten den bestimmten. Die Hinzuziehung ziviler Kommiffare oder Persönlichkeiten ist bereits das Agrement von asiatischen bürgerlicher Mitglieder bei der Entscheidung über die Heeres­Staaten eingegangen, zwei andere sollen im europäischen aufnahme ist also feine Novität. Sie war auch in der Wehr­Dienst Verwendung finden. Die Meldung über eine Wiederver- ordnung für das Königreich Bayern im Jahre 1889 vorge wendung Tropfis bestätigt sich hingegen nicht. Die Wahl fthrieben und man fann gegen unfer Verlangen deshalb keinen Bucharins in die Kommunistische Internationale ist bereits grundfählichen Widerspruch erheben. erfolgt.

Mussolinis Verhaftungswahn.

Die Hetjagd gegen die Arbeiterabgeordneten. Die Faschiftenregierung hat beschlaffen, alle sozialdemo­fratischen, magimalistischen und kommunistischen Abgeordneten, denen ja die Mandate bereits geraubt worden sind, in die Gefängnisse zu werfen. Neuerdings find die Genoffen Romita- Turin, Biofto­Brescia und Profeffor momigliano- Como verhaftet worden jowie der Republikaner Morea- Rom . Mit allem Eifer fucht die Polizei die Genoffen Treves und Pietro Nenni . Bis zum 14. November waren in das Mailänder Gefängnis San Bittore bereits 5000 politische Gefangene gebracht, so daß selbst die korridore und der Gefängnishof mit Gefangenen überfüllt find; viele der Berhafteten find schwer friegsbeschädigt oder durch die Mißhand­lungen des Faschistenpöbels verletzt. Selbstverständlich kann in dem Gedränge eine scharfe Disziplin nicht aufrechterhalten werden und so hört man aus dem Gefängnis sozialistische Kampflieder, Reden und Rufe gegen Mussolini und feine Banden er­fchallen.

Faschistische Gewaltorgien auf Sardinien . Aus Mailand wird uns berichtet:

Nach dem Sturmversuch auf das Haus des Abgeordneten Lussu, der dabei bekanntlich in der Notwehr das Milizmitglied Borrà erschoß und verhaftet wurde, gehen in Cagliari und auf Sardinien die faschistischen Ausschreitungen gegen Anders denkende weiter. Der Rechtsanwalt Marcello, der von Cuffu mit feiner Verteidigung beauftragt wurde, erhielt wenige Stunden nach diesem Auftrage ein Schreiben des faschistischen Abgeordneten Cao, de: ihn unter Drohungen aufforderte, das Mandat als Verteidiger niederzulegen. Ms Marcello darauf erwidert hatte, er beabsichtige

Stalins Verzeihung . Wiederverwendung der Oppositionsführer.

Die Kämpfe auf Java. Besorgnis vor Aufstandsverbreitung nach Sumatra .

Batavia, 19. November. ( WTB.) Ein Telegramm aus Sura farta meldet, daß vierzig Bewaffnete um Mitternacht einen Polizei­posten im Innern des Landes angegriffen haben, aber zurück geworfen wurden. Einer der Aufständischen, der gefangen ge­nommen wurde, erklärte, es sei beabsichtigt gewesen, eine Polizei faserne zu überfallen, um 92 Berhaftete zu befreien Durch die Maßnahmen der Behörden wurde der geplante Angriff vereitelt. In Djofjakarta sowie in den westlichen Teilen Javas herrscht Ruhe, nur fleine Blänteleien zwischen der Bo­lizei und den Aufständischen werden gemeldet, wobei ein Mann ge­tötet wurde. Ein Kanonenboot bewacht die Sundastraße, um eine Flucht der Aufstandsführer nach Sumatra zu verhindern.

Die heutigen Heeresergänzungsbestimmungen haben die Entscheidung über den Ersatz der Reichswehr ganz in die Hände der Truppenteile gelegt, besonders des Kompagniechefs, dem in§ 2 der Bestimmungen ausdrücklich anheimgegeben wird, persönliche Beziehungen auszunuzen". Da unsere Reichswehroffiziere aber nur monarchistische per­fönliche Beziehungen zu haben scheinen, so erfolgt eben die Ergänzung der Reichswehr durchweg im monarchistischen' Sinne. Wir wollen die Mitbestimmung, die Aufsicht und die Rontrolle der Zivilstellen wiederherstellen und berufen uns dafür unter anderem auf die Regelung der Heeresergänzung im österreichischen Bundesheer. Dort erfolgt die Werbung durch Heeresverwaltungsstellen, die in jedem Bundesland be­stehen, dem Bundesminister für Heerwesen untergeordnet find und auch von einem Offizier geleitet werden. Ihm zur Seite steht aber eine beratende Zivilfommission, die aus Mit­gliedern vom Landiag nach dem Berhältniswahlrecht gewählt wird. Auch das Bundesministerium für Heerwesen selbst hat