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gnädigst bereit, den ,, hierfür zuständigen" Stellen jede ge­wünschte Auskunft zu erteifen. Borerst aber hat man die Lesart ins Land gefeßt, daß die ungeheuerliche Unterstützung eines Blattes, das dauernd Fehlbeträge aufweist, aus dem ., Geheimfonds" des Auswärtigen Amtes stamme und daß dieses Amt über die Verwendung des Geheimfonds teine Rechenschaft schuldig sei!

Der Reichstag als die Vertretung des gesamten Boltes hat den geheimen Dispositionsfonds bewilligt. Diese Bewilli­gung geht aus von dem Zutrauen, daß der Fonds für die besonderen Zwecke des Auswärtigen Amtes verwendet würde. Die laufende Unterstüßung von mehr oder weniger volts. parteilichen Blättern gehört aber sicher nicht in den Kreis der Aufgaben, für den der Reichstag   jene Mittel zur Ber­fügung stellte. Herr Stresemann wird also der ,, hierfür zu ständigen Stelle", nämlich dem Reichstage, wohl oder übel übel jede gewünschte Auskunft geben" müssen. Selbst wenn er die Mittel ganz oder zum Teil aus Industrie­quellen wieder ersegt bekommen haben sollte.

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Die Angelegenheit berührt aber nicht nur das Amt Dr. Stresemanns. Sie trifft auch die Reichskanzlei. Ist es richtig, daß der Anfang der Unterstützungsaktion schon in die Zeit der Kanzlerschaft Dr. Luthers fällt? Daß der pollsparteiliche Staatssekretär Luthers, Dr. Kempner, die Angelegenheit gemeinsam mit dem Reichsaußenminister in Fluß gebracht hat? Ist es ferner richtig, daß Dr. Marg gegen die Zahlung der Gelder Broteft erhob? Die fnappe Re­gierungserflärung schweigt über diese Dinge. Dies Schwei­gen darf doch wohl als Bestätigung gedeutet werden?

Es ergibt sich also eine etatsrechtliche Frage, ob der Dispofitionsfonds des Auswärtigen Amtes tatsächlich zur willkürlichen Verwendung bereitstehen darf oder ob nicht auch für ihn gewisse Linien innegehalten werden müffen. Darüber hinaus aber erhebt sich die politische Frage, ob die Reichsregierung die ihr bewilligten Mittel überhaupt zu dem Zwecke verwenden darf, die Breffe in einem ihr gefälligen Sinn zu beeinflussen. Die Meinung, es sei wün­schenswert, daß die Regierung ein sozusagen offiziöses Blatt zur Verfügung habe, ist nicht unbestritten. Immerhin läßt sich über die Frage diskutieren. Die Norddeutsche All­gemeine Zeitung", die Vorläuferin der DA3.", hat jahr­zehntelang allen Regierungen feit Bismard zur Verfügung geftanden. Das Urteil über ihr Offiziosentum ist nicht immer sehr schmeichelhaft gewesen, befonders nicht in jenen Kreisen, in denen noch etwas nachflang von der wirklich politischen Unabhängigkeit der Journalisten. Aber man wußte doch, mit wem man es zu tun hatte, wenn man die Norddeutsche Allgemeine" zur Hand nahm. Man wußte, daß das Blatt jeder amtlichen Erklärung oder Verdunkelung zur Verfügung stand. Und man wußte auch, daß ein Mann wie Wilhelm Liebknecht   diesem Blatte. schleunigst den Rücken tehrte, als er deffen politische Käuflichkeit entdeckte.

Wenn also die Reichsregierung ein offiziöses Blatt vom Charakter der alten Norddeutschen Allgemeinen" wieder haben will, dann soll sie es offen betennen. Sie soll aber nicht Schleich   wege gehen und aus geheimen Fonds unterſtüßen, die nach außen zwar als privattapita­fitische Unternehmungen erscheinen und die Interessen der Privatwirtschaft auch z. B. in Arbeiterfragen auf das rüd­fichtslofefte vertreten, während sie in Wirklichkeit vom Reiche aus Reichsmitteln ausgehalten werden.

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Dienste von großkapitalistischen Verlagen tätigen Redakteure| windung der vorliegenden Note uns zufommen fonnte. Sie fragen, vor Gesinnungszwang zu schüßen. Galt dem Wunsche, ob der Gesetzentwurf ,, verbefferungsbedürftig" fei. Es fragt fich, ob daß die politische Tendenz des Blattes für politische er verbesserungsfähig ist oder ob er nicht in feiner inneren Struttur Mitarbeiter flar zu erkennen sei und nicht einseitig gewechselt abwegig ist und deshalb Berbefferungen an ihm lehten Endes belang­werden dürfe, ohne dem Mitarbeiter die Möglichkeit zu los blieben.... Ihre Frage: Halten Sie das Gesetz in vorliegender geben, sofort ohne Gefährdung seiner Existenz von der Mit Form für die Gefährdung des freien Schaffens für Schrifttum Antwort: Unbedingt!"... Ihre Frage: arbeit zurückzutreten. Das Tarifwerf, das zwischen den be- und Verlag?" teiligten Verleger- und Redakteurverbänden abgeschlossen und Halten Sie es für ertragbar, daß ein einzelnes Land eine für allgemein verbindlich erklärt worden ist, verpflichtet die Schrift auf die Liste seßen und damit für das ganze Reich verbieten Antwort: Ich bin für feine unbedingte Diktatur des Verleger oder Verlagsanstalten für Tageszeitungen, die fann?" grundsägliche Einstellung" des Blattes im Dienstvertrag der Reiches über die Länder, aber auch für feine Diftatur der Länder über. das Reich. Die Entscheidungen von Landprüfstellen dürften auf alle Redakteure unzweideutig mitzuteilen. Fälle nur für den betreffenden Bandbezirk Geltung besitzen und müßten auf Gegenentscheid der Reichsstelle aufgehoben werden. Ich verweise auf den Parallelfall des Potemkin- Filmes." Selbst in den Kreisen des Zentrums stößt der Gesetz­entwurf auf teine Gegenliebe. Es scheint, daß sich die geistigen Bäter des Entwurfs bald mit den Deutschnationalen allein auf weiter Flur befinden werden.

Wo sind die Verleger in Deutschland  , die diesen von ihrer Organisation abgeschlossenen Tarifvertrag ausgeführt haben, wo sind die Verträge, in denen die grundsätzliche Einstellung" niedergelegt ist? In Berlin   ist faum einer von ihnen aufzufinden und im Reiche schon gar nicht. Der Fall der ,, DA3." aber ist wieder ein Beweis dafür, wie notwendig ein Schutz der Redaktion gegen gewisse Beeinflussungsver­fuche von außen her ist. Die Gefinnungspresse, die das offizielle Sprachrohr von Barteien oder Wirtschaftsver­bänden sein will, wird solchen Beeinflussungsversuchen leicht widerstehen. Gefährlich aber werden für die Gesinnungs­forruption des Volkes jene Organe, die nur als Geschäfts­unternehmungen bestehen und deshalb jeder Einwirkung in­dustrieller oder sonstiger Geldgeber preisgegeben werden.

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Die Reichsregierung ist dem Reichstag, und durch ihn dem ganzen Volfe verantwortlich. Sie soll sich die reine Fradweste bewahren. Sie darf nicht durch heimliche 3uwendungen- mögen sie nun in die Millionen oder nur in die Hunderttausende gehen zur Korruption der Presse beitragen. Sie wird deshalb Rede stehen und Abhilfe schaffen müssen.

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Sie darf es ruhig einem System Mostau oder Mussolini   überlassen, die Presse im Inland zu fnebeln und dafür ausländische auch deutsche!- Blätter mit Subsidien zu beglücken!

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Katholiken gegen das Schundgeseh.

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Das Ergebnis einer Zentrums- Rundfrage. Die Germania  " hat eine Reihe von Führern des katholischen Schrifttums aufgefordert, zum Schmutz- und Schundgesez Stellung zu nehmen. Die Antworten lassen, wie das Blatt mitteilt, übereinstimmend erkennen, daß der vorliegende Gesetzentwurf in seiner jetzigen Fassung auch bei den im katholischen Literatur- und Kulturleben führenden Persönlichkeiten starten Bedenken begegnet. Aus den Buschriften, die die Germania  " veröffentlicht, sind die Aeuße= rungen des bekannten Jesuitenpaters Mudermann und des bayerischen Landtagsabgeordneten und Dichters Leo Weismantel   besonders beachtenswert.

Mudermann führt u. a. aus:

Durch das vorliegende Gesetz zur Bewahrung der Jugend vor Schund- und Schmuhliteratur fann wohl in einigen, wahrscheinlich feltenen, Fällen erreicht werden, daß ein der Jugend gefährliches Buch auf den staatlichen Inder gesetzt wird. Da dieser Inder öffentlich ist, wird durch ihn zunächst eine ungeheure Retlame für das betreffende Buch gemacht. Auch Jugendliche werden ohne Schwierigkeit die Titel dieser Bücher erfahren. Da es außer dem persönlichen Raufaft noch viele andere Möglichkeiten gibt, in den Be­fiz der verbotenen Bücher zu gelangen, so ist nicht einzusehen, welchen Nutzen das Gefeh bringen könnte. Wenn schon einmal ein maß gebendes Urteil ausgesprochen wird, ein Buch sei Schund und Schmuh, dann möge man folgerichtig ein solches Machwert überhaupt ein ziehen und einftampfen. Nur dies hilft wirklich.

Nach dem allen ergibt sich aus den Vorgängen auch eine journalistische Frage. Auch der Redakteur und mit arbeiter eines Blattes muß wissen, welchen Zweden er seine Arbeit und seine Feder leiht. Die liberale Theorie von der absoluten Freiheit des Journalisten hat durch die kapitalistische In der Zuschrift Leo Weismantels heißt es u. a.: Entwicklung des Zeitungswesens längst eine grundlegende Ich halte Maßnahmen, unter Umständen auch ein Gesetz in dieser Korrektur erfahren. Die Forderung nach einem Jour- Richtung für notwendig. Den vorliegenden Entwurf aber nalisten gesetz galt vor allem der Notwendigkeit, die im sehe ich nicht als eine geeignete Grundlage an, aus der eine Ueber­

Den unbekannten Toten.

Die Gräber schmückt ihr heut der Toten, die ihr kanntet und die auch lieb und teuer find, weil fie euch Eltern, Bräute, Kinder, Freunde waren, eh' sie der Tod von eurer Seite riß. Und ihrer still gedenkend steht ihr vor ihren Gräbern.

Ich aber will der Toten heut gedenten, die ich nicht kenne und deren Namen ich nicht weiß, bis auf den einen, den ich trage, und die des Lebens heilge Glut mit diesem Namen von einer Gene­ration zur anderen überliefert haben.. bis sie nach Jahrhunderten an mich gelangte.

Meiner Vorfahren will ich heut gedenken. Kein Stammbaum gibt von ihnen Kunde, wann sie geboren wurden, wann sie starben, und welche Taten ihres Lebens Inhalt waren. Denn arme Menschen kennen feinen Stammbaum. Sie tennen nicht den Dünkel der Ge­schlechter". Sie kennen nur der Armut Not und Blage. Darum weiß ich nicht, wer meine Ahnen waren, und weiß es dennoch und

ich kenne sie!

Mein Vater war ein armer Ziegelmacher, so wie sein Vater, den ich noch kannte und der mir Buben oft erzählte, wie er zur Binterszeit in harter Arbeit Fron beim Bahnbau dort und da sein Brot verdiente. Hier ist mein Stammbaum schon zu Ende. Doch weiß ich, daß mein Urgroßvater, auch der Arbeit folgend, durch die Gaue zog und, wo er Arbeit fand, sich redlich mit ihr mühte. Und auch sein Vater war der anderen Knecht, der um geringen Lohn für Sie die Arbeit tat, gleich feinem Vater, feinem Urgroßvater. Und wenn sie auch nicht alle Ziegel machten, Dämme für die Eisenbahnen bauten, so trug der eine Sand und Kalf herbei zum Bau von Häusern, Brücken und Palästen, der andere streute wiederum die Saat in Felder, die ihm nicht gehörten, und barg die Ernte dann in fremde Scheunen. Ich kenne meine Ahnen Mann für Mann und sehe sie im Getste. Es waren Arbeitsmenschen, die für andere werkten. Ich kenne auch die Frauen, deren Schoß die Kinder sich entrangen, meine Ahnen. Es waren Bauernmägde, Dienstmädchen, Näherinnen, Waschfrauen.

Es waren Arbeitsmenschen, die Frauen wie die Männer. Ihr Leben war ein Ringen mit der Not und eine Kette harter, harter Arbeitstage. Gar manchen zwang wohl auch die Not, daß er als Bagabund durchs Leben und die Lande zog; als Landsknecht   sich für Sold verdingte und für die" Herren" focht und starb. Und manche ihrer Frauen mußten auf dem Schloß dem Herrn, dem sie leibeigen waren, gefügig sein, weil es das Recht" und auch sein Sinn ver­langte. Zur Robot trieb der Büttel fie mit Spott und Peitschen­schlägen an, den Zehent trugen fie in Demut in vollen Körben, in das Schloß zum Herrn, dem Grafen, Bischof oder Abt. Jahrhunderte Das waren meine Ahnen. Sie sind tot, verschollen. Ich weiß nicht, wo sie lebten, welchen Grund sie pflügten und mit ihrem Schweiße nezten. Doch ich weiß, daß sie des Lebens munderbare

hindurch.

Glut gleich einer Fackel weitergaben, bis sie an mich gelangte, daß ich lebe, damit ich sie an andere lodernd weiterreiche.

Mein Gruß gilt diesen Toten, meinen Ahnen, die namenlos nach ihrem Tode wurden und deren Leben hart und elend war. Sind fie nicht unser aller Ahnen?

Heinrich Holet, Wien  .

Der Keuschheits- Brunner gegen das Schmuhgesetz! Die Deutsche Gesellschaft von 1914" Deranſtaltete einen Diskussionsabend über das Schmuz- und Schundgefeß, der durch ein Referat des Professors Dr. Karl Brunner eingeleitet wurde, und an dem namhafte Persönlichkeiten der verschiedensten Parteirichtungen und Anschauungen zu Worte tamen.

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den Gesetzentwurf aus, der in der Deffentlichkeit eine große Be= Brunner sprach sich sehr energisch gegen den zur Debatte stehen­unruhigung hervorgerufen habe. Er sei fagte er tan, durch unklare Begriffsbestimmung die gesamte Literatur zu dazu ange­kontrollieren. In der Monarchie wäre ein derartiger Gesezentwurf direkt undenkbar gewesen. Des weiteren bedauerte Brunner, daß infolge der verkehrten Regie des Gesetzgebers der Jugendschuh in Gefahr und in Mißtredit gebracht worden sei. Ferner bezweifelte gebe, wie es in den Begleitschreiben zu dem Gesezentwurf heiße. Biele dieser Schriften seien bereits eingegangen und nicht mehr im Handel zu haben, also nicht mehr zu erfassen. uf der Liste der verbotenen Schundhefte, die dem Entwurf beigegeben worden jei, befände fich durchaus gute Literatur. Auf der ersten Schundlifte feien auch gute Zeitungsromane von ersten Schriftstellern angegeben, die in billiger Aufmachung verlegt worden seien. Die wirklich ge­fährliche, aber der Jugend gar nicht zugängliche erotische Schund­eine Geschmackzenjur einzurichten, die der Redner, wie er selbst be= literatur werde trotzdem nicht erfaßt. Das ganze Gesetz versuche tonte, während seiner Amtstätigkeit als Dezernent im Polizei­präsidium stets abgelehnt habe. Das Gesetz sei der Ausdruck der Anschauungen eines engstirnigen Volksschullehrers, der überall korrigieren müsse. Auch zu der Organisation der Prüfstelle und der Beteiligung der Kirche als Sachverständige machte der Redner zahl­reiche Bedenken geltend.

Gegen den Rechtsblock.

Eine Warnung des ,, Deutschen  " zur Arbeitszeitfrage.

Der Deutsch   e", das Organ des Herrn Stegerwald, fetzt fort, was Stegerwald in seiner Rede in Osterfeld   gegen die Deutschnationalen begonnen hat. Er macht den Deutsch­nationalen und unausgesprochen auch der Deutschen Volks­partei- flar, daß sie auf keinen Fall damit rechnen könnten, in einem Bürgerblock die Arbeitszeitfrage im Sinne der Scharfmacher zu lösen. Er schreibt:

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,, Es gibt Leute, die glauben, wenn die Große Roalition

ohne die Sozialdemokratie zustande fäme, würde die Lösung der Arbeitszeitfrage den Forderungen der Unter nehmer eher gerecht werden. Leute solchen Glaubens fönnten fehr leicht eine schwere Enttäuschung erleben. Ohne für oder gegen die Einbeziehung diefer oder jener Partei in die Große Roalition einzutreten, fei mit aller Offenheit gefagt, daß jede Partei, ganz gleich welcher Richtung, mit dem stärksten Willen der christlich nationalen Arbeitnehmerschaft zu rechnen hat, die Arbeitszeitfrage in einer, nicht nur für die fogenannte ,, Wirtschaft", sondern auch für die Arbeitnehmer­fchaft tragbaren Form zu lösen. So wie die Arbeitszeit­frage heute von den Unternehmern praktisch gelöst wird, kann es unmöglich weitergehen."

Man wird abwarten müssen, ob der Einfluß der christ­lichen Gewerkschaften in der Arbeitszeitfrage in den Regie­rungsparteien sich stärker erweisen wird als in der Frage der Erwerbslosenfürsorge.

Bayern   gegen das Reich.

Bayerische Volkspartei   und Koalition.

Wie der ,, Demokratische Zeitungsdienst" erfährt, trifft es zu, daß der bayerische   Ministerpräsident held bei feiner An­wefenheit in Berlin   die Absicht zu erkennen gegeben hat, den Staatsgerichtshof anzurufen. Der bayerische   Minister. präsident glaubt vor dem Staatsgerichtshof das Reich antlagen zu können, den Bestimmungen des Artikels 8 der Weimarer Verfassung  zuwider gehandelt zu haben, und zwar lautet dieser Sag: Nimmt das Reich Abgaben oder sonstige Einnahmen in Anspruch, die bisher den Ländern zustanden, so hat es auf die Erhaltung der Lebensfähig­feit der Länder Rücksicht zu nehmen."

Bemerkenswert ist die Darstellung der deutschnationalen Partei Korrespondenz, in der gesagt morden ist, daß es Helds Bestreben fei, vor allem die Bayerische   Boltspartei aus der Regierungstoalition des Reichstags herauszulösen. Damit fei nicht nur für die Deutschnationalen, sondern auch für die Mittelparteien eine neue Situation geschaffen. Die Einstellung der Deutschnationalen in dieser Frage dürfte die sein, daß sie durchaus entschlossen sind, die Berechtigung der bayerischen Forderungen anzuerkennen und hieraus die Folgerungen zu ziehen.

| Frau Dorsch, ihre ungeheuer liebenswürdigen, ja sogar bezaubernden Borstadttalente wirklich eingetettet werden, wenn sie diefes Virtuosenstück hinlegt. Wirklich, die Leistung ist fabelhaft, sie bort sich durch das Stück, obwohl fie eine ununterbrochene Reihe von Berstößen gegen ihre Begabung und den befferen Geschmack begeht. Ebenso ist Herr Harald Paulsen   an eine Rolle gefettet, die ihm gar nicht paßt, und die er trotzdem schmeißt. Er hat nändió einen grünen Jungen zu spielen, zunächst ein fleines Lumplein, daß allmählich zur Tugend fommt, weil es Liebesfeuer fängt. Serr Baulsen ist seinem schauspielerischen Temperament nach der Mann für die forschen Lebemänner. Naivität muß er heucheln, in einer fabelhaften Leidenschaft schließlich explodieren und parodistisch wettern. Man verlangt von ihm Anstrengungen, während das Legere seine Art ist. Wilhelm Dieterle   gar ist so verfettet und vernietet in eine unmögliche Rolle, daß man beinahe die Rolle mit dem Schauspieler verwechselt und vermeint, es stehe da ein ganz trockener Schauspieler auf der Bühne. M. H.

Die Uraufführung von Hauptmanns Dorothea Angermann" in Wien  . Die Wiener   Uraufführung von Gerhart Haupt= manns Dorothea Angermann" in dem von Mar Reinhardt geleiteten Theater in der Josephstadt fand Darstellung stürmischen Beifall. Hauptmann wurde lebhaft ge= feiert und mußte nach jedem Att auf der Bühne erscheinen. Schmutz und Schund. Preisfrage: Welche der beiden Stellen fällt unter das Gesez vom Schmuk und Schund:

" Das Kleid, das ihren frisch knofpenden jugenddrallen Leib in edelster Keuschheit umspannte, ließ Geheimnisse ahnen, deren finn­verwirrende Schwüle in Edgars Seele Stürme trug...."

Oder

Sie besaß einen einwandfreien Bopo."?

( Aus der neuesten, dem Schmuggelek gewidmeten Nummer d. Simpliziffimus".)

Bolfsbühne. Die Uraufführung des heiteren Märchenspieles, umiti Bumst i oder Goldelse   und der gute Fridolin" findet am 24., naomittags 3 Uhr, im Theater am Schiffbauerdamm unter der Regie von Viktor Schwannele statt.

Gret Palucca   mit ihrer Gruppe wird am Sonntag, 28., bormittags 11%( nit 12) Ubr, in der 3. Zanzmatinee ber Boltsbühne im Theater am Bülowplat neue Tänze vorführen. Einlaßkarten 1,30 M.

Gesellschaft für freie psychoanalytische Forschung. Am 22., abds. 8 Uhr. spricht Dr. Walter Kluge über Die Zugendtrife der Frau und die Psychoanalyfe im Guttmannfaal des 3ihnärztehauses, Bülowstr. 104. Unkostenbeitrag 50 Pfennig.

Pflege deutscher Kunst findet zugunsten der Sonntagstonzerte für die Straf Im Rahmen der Beranstaltungen der Gemeinnügigen Vereinigung zur

Deval heißt Die Frau in der Kette". Es ist natürlich Schauspieler in Ketten. Dieses Stück eines Franzosen namens die verliebte Dame, die nun durch einen besonderen Trid den Mann ihres falschen Herzens überwinden will. Sie engagiert sich nämlich einen Liebesfriedensstörer, der immer dann in Aktion zu treten hat, wenn die Sache brenzlig wird. Da der erste Liebhaber ein lederner Kerl ist, der dem engagierten Friedensstörer nicht ein paar hinter die Ohren haut, so läuft die Geschichte natürlich zugunsten des an­geworbenen Jünglings aus. Er war erst ein Kommis im Dienste einer galanten Frau und landet, wie zu erwarten war, unter ihrer in ein schmieriges Französisch umgesetzt und wieder ins Deutsche  Bettdecke. Die Idee ist ganz lustig, wenn sie nur nicht gar so dumm übersetzt und dann wieder in eine besondere Sprache nochmals über- burger Bezirks des NWBBS.- Berlin  . Die Ausstellung ist als mortatlich fetzt worden wäre, damit das Theater am Kurfürsten damm seine Bombenpremiere für Frau Käthe Dorsch   hat. Aber es ist doch ganz überflüssig zu sagen, daß die Talente der

genen am 27., abends 8 Uhr, im Herrenhaus ein Vortrag des Prof. Wilhelm Doegen  , Direktor der Lautabteilung an der Staatsbibliothek, über Stimmen der Böller" mit Laut- und Lichtbilddemonftrationen statt.

öffnet, die veranstaltet ist von der Interessengemeinschaft" des Charlotten In der Klause, Kantstr. 25, wurde eine Kunstausstellung er wechselnde Dauerausstellung gedacht und soll dazu beitragen, der in den Künstlerkreisen herrschenden Not zu steuern. Sie ift täglich, auch Sonn­tags, von 1,11 Uhr borm. geöffnet. Der Eintritt ist frei.