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Kirchhöfe, wenn auch GeistNche an TinSscherungsfeiern teklnehmen dürfen, sosern nicht ein Sprecher ohne Talar vorgezogen wird, gegen Urnen nach Möglichkeit ab. Nur in ländlichen Gegenden, auch hier nur verhältnismäßig selten, wird die Beisetzung von Aschenkapseln im Grabhügel eines nahen Anverwandten gestattet. So blieb und bleibt es den Gemeinden vo/behalten, alle Gemeindesriedhöse in UrnevfriedhSfe mit Krematorium umzuwandeln und neue Bei- setzungsstätten dieser Art einzurichten. Das erste Berliner   Kre« matonum wurde auf dem Genieindefriedhof in der Gerichtstraße er- baut, cheute werden allein hier täglich im Durchschnitt 15 bis 2l1Leichcn eingeäschert, ebensoviele>n Baumschulenweg, etwas weniger in Wilmersdorf  , zusammen also täglich etwa 40 bi» St) Leichen. Durch die technische Vervollkommnung der Oefen ist die Verbrennnngs- dauer aus eine halbe Stunde gesunken. Das Krematorium in der Gerichtstraße mußte mehrfach umgebaut werden, um Schritt zu halten mit der Technik. Der die in Straßenbreit« angrenzenden Wohnhäuser der Adolsstroße überragende Schornstein belästigt in keiner Weise durch Geruch oder Rauch. Die Anwohner haben sich auch längst gewöhnt an das für sensible Gemüter peinlich« Gefühl der Verbrennung von Menschenkörpenr in unmittelbarer Nähe. Der Urnensriedhof in der Gerichtslraße ist heute der größte und schönste Berlins  , nähert sich mit seinen haushohen, zum Teil bis in di« Krone hinauf von Efeu umsponnenen Bäumen trotz des umgebenden steinernen chäusermeers schon dem Charakter des Waldfnedhofes. Di« Reihengrabhügel sind bis auf«twa hundert verschwunden, ebenso die meisten asten Erbbegräbnisstätten. So wird fast das ganze Gelände von Urnen in der verschiedensten Form und Lagerung ein- kgnommen. Neben dem System der Urnenballe und des Urnenhaines ist eine vielbenutzte Neuerung die an zwei Seiten des Friedhofquadrates unter freiem chimmel mit einfachsten architek- tonischen Mitteln erbaute, für mehrere tausend Urnen berechnete Urnenwand, die sich harmonisch in dm Urnenhain   eingliedert. Viele Anhänger der Feuerbestattung ziehen aber die Beisetzung der Aschen- reste oder die Aufstellung der Urne abseits von den Nischen für Massenaufbewahrung vor. Man sieht zahlreiche schmucklose Namen- steine, aber auch Sandsteinmonumcnte von oft hohem künstlerischen Wert. Kalter Marmor und Granit sind so gut wie gar nicht ver­treten, wetterfeste heimische Steine wie Sandstein, Kalkstein, Muschel. kalk werden bevorzugt, ksandwerkskunst. nicht mehr Fabrikware ist die Losung. * Wir decken Urnenfelder au» grauer Vorzeit auf und nehmen, zu dm Bestattungsgebräuchen de, Altertum» zurückgekehrt, daran ein wksienschaftliches Interesse, indes au» Scherben das Häuflein Toten- osche in alle Winde fliegt. Den Aschenurnqn der Neuzeit wird es, worüber wir nicht unnütz nachdenken sollen, in ferner Zukunft mcht besser ergehen. Da» ist der Lauf der Welt.
Eine neue berliner   Verkehrsanleihe. Nachdem soeben die DerNner hoch, und Uniergrundbahn auf dem amerikanischen   Markt sür die Neubauten im Berliner   Schnellbahn- wesen eine Anleihe von ungefähr 60 Millionen Mark aufgenommen hak, will seht auch die Straßenbahn den Anleihemurkl für ihre Zwecke ausnutzen. Der Magistrat unterbreitet der Stadtverordneten. Versammlung eine Vorlage, die die Uebernahme der Bürgschaft für eine von der Berliner   Skroßenbahn-Betriebs-G. m. b. G. aufzu­nehmend« Inlandsanleihe im Betrage von 60 Mit» lionen Mark vorfleht, lieber die näheren Bedingungen der Anleihe werden in der Vorlage noch keine Mitteilungen gemacht. Zur Begründung wird in der Magistratsvorlag« darauf hin- gewiesen, daß die dauernde Steigerung der städtischen Abgaben, di« «W'Sttaßenbahn zu leisten hat, es der Gesellschaft nicht mehr erlaubt, nnigleichem Maße wie in den Jahren 1924 und 1925 die Er- na'uerungsarbeiten und auch die Enveitevungen aus den laufenden Betriebseinnahmen zu decken. Di« Vorlage gwt an, daß bereits für das Jahr 1926«in Anleihebedarf von 13 Mil- lionen Mark erforderlich fei, der sich im Jahre 1927 mit Rücksicht auf die starken Erweiterungsbauten auf 34,7 Millionen Mark erhöhen wird. Selbstverständlich beabsichtigt der Magistrat, durch die Auf- nahm« einer solchen Anleih« auch die Betriebsmittel mit seinen ge- walligen Ausgaben im Berliner   Verkehrswesen entsprechend auf. zufüllen. Man muß sich vor Augen halten, daß allein die im Bau befind- lichen Arbesten an der Nord-Südbah'n und der A E G.- B a h n Kosten von mindesten» 80 Millionen Mark verursachen. In den -nächsten Wochen wird ein« neu« Vorlage über die Inangriffnahme der Schnellbahn Lichtenberg   Alexanderplotz erwartet, deren Kosten mit rund 75 Millionen Mark veranschlagt werden. Hin- zu kommt, daß di« Hochbahn für die bauliche Erneuerung ihrer An- lagen, soweit sie dem immer stärker werdenden Verkehr nicht mehr gewachsen sind, jedenfalls nicht unerhebliche Beträge benötigt. Rechnet »nan dazu, daß gleichzeitig in Berlin   di« Elektrifizierung der Stadt-undRingbahn in Arbeit ist, die mit rund 156 Millionen Mark oeranschlagt wird, so kommt man zu ganz gewaltigen Summen. Dabei wird niemand behaupten können, daß dies« Arbeiten in Irgend- einer Weis« nur über das Allernotwendigste hinausgehen. Sie stellen erst«inen Anfang dar. Nachdem der von der Sozialdemokratie seit langem erstrebt« Zusammenschluß der Berliner   Dertehrsunter- nehmungen jetzt erreicht Ist, muß und wird in die Arbeit«in be- scheunigt«, Tempo hineingebracht werden.
Roheitsakt eines Kutschers. Einen Krüppel absichtlich überfahren. Es ist schwer zu glauben, daß ein Wagenführer einen Menschen absichtlich überfährt. Der folgende ausregende Fall, der sich am Frestag nachmittag um 3 Uhr vor dem Hause Hermann- straße III zu Neukölln abgespiett hat, scheint aber beweisen zu wollen, daß es doch derartige unbegreiflich rohe Menschen gibt. An jener Stelle schleppte sich ein 86 Jahre alter Töpfer Viktor Kl. aus der Ionasstraße, der an beiden Beinen gelähmt ist, mit großer Mühe über den Fahrdamm, um die andere Straßenseite zu gewinnen. Da kam ein mit zwei Füchsen bespannter Arbeitswagen, dessen Führer den hilflosen Greis unbe- dingt sehen muhte, in übermäßig schneller Fahrt daher- gefahren. Rücksichtslos behielt der Führer seine Fahrtrichtung bei, ohne auch nur im geringsten auszuweichen. Im nächsten Augen- blick lag der Greis unter den Rädern. Das empörte Publikum suchte das Gespann anzuhalten, der Kutscher schlug sedoch wie wild auf die Pferde ein, jagt« davon und entkam uner- k a n n t. Der Ueberfahrene wurde zunächst in einem benachbarten Lokal geborgen, mußte dann aber wegen der Schwere seiner Der- letzungen nach dem Krankenhaus gebracht werden. Angaben zur Ermittlung des unmenschlichen Kutschers, eines etwa 56 Jahre alten Mannes mit kurzem dunklen Vollbart, nimmt die Kriminalpolizei im Zimmer 63 de« Polizeiamts Neukölln entgegen. Auch Augen. zeugen des Vorfalles werden gebeten, sich dort zu melden. Nochmals:Die verlängerte Polizeistunde." In unserem Artikel.Die verlängerte Polizeistunde' hat sich insofern ein Fehler«ingeschlichen als der angeführte Frage- bogen über di« Erfahrungen mit der verlängerten Polizeistunde. den wir erwähnten, nicht von den Gastwirten, sondern vom entralverband der Hotel  -, Restaurant- und(Jas 4- n g e st e ll t e n an seine Mitglieder verschickt worden ist. Die .Deutsche  (Bastwirte-Zeitung', Amtliche« Organ de» Verbandes der Gast- und Schankwirte sür Berlin   und Umgegend', greift den Zentralverband in der heftigsten Weise an, spricht in beispielloser Hetz« von einem.Dokument für schnödesten und zugleich für straf- baren vertrauensmißbrauch' und fabuliert vonabsoluter Gewissen- losigkeit' der attackierten gewerkschaftlichen Organisation. Und
weshalb das ganz« Theater? Well der Beiband sochkich« Fest­stellungen über die Resultate der so herbeigewünschten.langen Nacht' von seinen Mitgliedern erbeten hat. West wichttger al» dies hysterische Geschrei derGastwirte-Zeitung' ist der absurde Zustand, den das offizielle Organ' der Gastwirte verteidigt, der von einem Großteil seiner Abonnenten als durchaus unrentabel abgelehnt wird. Der Artikel der.Gastwirte-Zeitung' ist so ein Schlag in das eigene Gesicht. Die messten kleinen Gastwirte gehen in der Frage des Mißerfolges der verlängerten Polizeistunde mit den Angestellten durchaus konform.
Tretet ein ins Reichsbanner! Das Sieichsbanner Schwarz-Roi-Gold will im Laufe dieser Woche an alle diejenigen beranlrelen, die bisher dem Reichs- bann er zwar iympatbilch gegenüberstanden, aber noch nicht den Weg zu aktiver Mitarbeit und zur Mitgliedichaft gelunden» haben.'<$* fei dabei hier daraui bingewteien, das, neben den aktiven Mitgliedern, die an allen Veranstaltungen teilnehmen. auch passive Mitglieder geführt werden, dl« da« Reichsbanner dei seiner ideellen und geistigen vrdest unterstützen und ihm auch sonst hllsreich zur Seite stehen. Sei» RepudManer, der eS ernst mit seiner Verpflichtung gegenüder de« vulksflaat«eint, sollte daher seine Pflicht, sich bei dem Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold(S. 14, Sebaftiaustr. 37-38) anzumelden, versämueu.
die Weiterführung Üer Norö-Süübahn. Vorläufig bis zur Grenze von Britz  . Der bereit» seit längerer Zeit gesichert« Plan, di«Nord-Süd- bahn in Neukölln   im Auge der Berg- und der Wallerstroße von der Ionosstraße bi» zur Grenzallee weiter- zuführen, geht seiner Verwirklichung entgegen. Der Magistrat beantragt jetzt bei der Stadtverordnetenversammlung die Zustimmung zu dersofortigenInangriffnahme d e r V ora r b« i t« n und die Bewillig» nq der erforderlichen Geldmittel in Höh« von 6 166 666 Mark. Di« Aueführung dieser Neuköllner Endstrecke der Nord-Südbahn schafft die Möglichkeit, dort den Südrlngver- kehr der Reichsbahn an das Schnellbahn««tz onzu- schließen. Tin solcher Anschluß bringt dem Berliner   Verkehrs- wesen eine sehr wünschenswerte Berbesserung und kann auch die Rentabilität der Nord-Südbahn günstig beeinflussen. Die Länge der Endstrecke von der Ionosstraße bis zur Grenzallee beträgt nur 1666 Meter. An der Kreuzung mit dem Slldring wird ein Um- steigebohnhof gebaut, der nach dem abgeänderten Entwurf nach Süden verschoben ist, so daß er unmittelbar unter der Ring- bahnüberführung liegt. Gleichzeitig wird die Ringbahnüber- (ührung umgebaut, damit die jetzt durch die Ueberführung ehr«ingeschnürte Bergstraße so verbreitert werden kann. wie der durch sie flutende starke Verkehr es erfordert. An dem End- punkt Grenzallee wird die Nord-Südbahn mit einer Rampe tn das am Neuköllner   Echiffahrtskanal liegende städtische Grundstück ein- biegen, auf dem ein Betriebsbabnhof zur Aufstellung der Züge vor- gesehen sst. Der Magistrat wünscht die sofortige Inangriffnahme der Bauarbeiten, weil sie Erwerbslosen die ersehnte Be- schästigung bringt. Don den 6 166 666 Mark können bei 236 666 Togewerken 556 666 Mark au» der produktiven Erwerb»- losenfürsorge gedeckt werden, so daß noch 5 566 666 Mark au« An- leihemitteln zu decken wären. Hiervon sollen 2 756 666 Mark durch Darlehen von Staat und Reich und die übrigen 2 866 666 Mark durch eine neue Anleihe beschafft werden. Die Magistratsvorlag« steht bereit» für die nächste Stadwerordnetensitzung auf der Tages- orvnung.
ßamilientragoüie in Serlin N. Die Ehefrau«iedergeschosien. Selbstmord des Täters. Eine furchtbare Familientrayodie spielte sich gestern abend gegen �48 Uhr tn dem Hause Stockholmer Straße 36 ob. Der S4iährige Arbetter Otto Sell gab nach einem vorangegangenen Streit aus einem Revolver auf seine 31jährige Ehefrau Charlotte zwei Schüsse ab und stürzt« sich dann selbst au» fünf Stockwerk Höhe in den Lichtschacht hinab, wo er tot liegen blieb. Wir erfahren hierzu folgendes: In dem Haufe Stockholmer Stroh« 36 wohnt fett einiger Zell  im Parterre zur untermiete das Ehepaar Sell mit einem fünfjährigen Kind«. Wäbrend die Ehe zunächst sehr harmonisch ver- lies, kam es tn letzter Zeit häufig zu erregten Auseinandersetzungen zwischen den Eheleuten. Die Edezwiftigteiten spitzten sich so zu, daß der Ehemann am Montag dieser Woche seine Sachen packte und die Wohnung verließ. Seil bereute sein Vorgehen aber bald und suchte am Bußtag eine Aussöhnung herbeizufübren. Die Folge waren aber neue Auseinandersetzungen, so daß der Mann unoer- richteter Sache davongehen mußte. Am Sonnabend abend erschien Sell abermals und hörte, daß feine Frau in der im fünften Stockwerk gelegenen Waschküche beschäftigt sei. Er begab sich nach oben, um nochmals eine gütliche Beilegung des Zwiste» zu oersuchen. Wieder aber kam es zu Streitigkeiten. In feiner Erregung zog S. plötzlich einen verborgen gehaltenen Revolver und gab auf seine Frau zwei Schüsse ab, von denen einer den rechten Oberarm traf und der andere in das rechte Becken eindrang. Schwerverletzt brach Frau S. blutüberströmt zusammen. Als Selle sah, was er angerichtet hatte und annahm, daß er seine Frau getötet hatte, schwang er sich über das Treppengeländer und stürzte sich in den Lichtschacht hinab. Inzwischen waren Hausbewobner auf den Knall und das Aufschlagen des Körpers auf den Fußboden aufmerksam geworden. Sie eilten herbei, sahen, was geschehen war, riefen die Polizei und einen Arzt und alarmierten die nächst« Rettungsstelle in der Dadstraße. Der Arzt konnte bei Selle nur noch den Tod infolge Halswirbel- fäulenbruchs und schwerer innerer Verletzungen feststellen. Frau S. wurde schwerverletzt in das Birchow-Kranken- baus eingeliefert. Der Bewohner des Haufe» hatte sich über den schrecklichen Vorfall eine begreifliche Erregung bemächtigt, die noch lange nachzitterte._ Kommunistischer Ueberfall. An der Ecke der Adalbert- und Köpenicker Straße wurde ln der Nacht zum Sonnabend gegen 12 Uhr ein Wagen der Straßen- b a h n Ii n i« 3 von etwa 56 b i» 86 Kommunisten, die einen politisch Andersgesinnten verfolgten, an- gehatten. Di« Kommunisten drangen in den Wagen ein, und es entspann sich eine Prügelet, ln deren Verlaus eine unbekannt ge- bliebene Person verletzt und vier Fensterscheiben eingeschlagen wurden. Da» herbeigerufene Uebersallkommando war bald zur Stelle, konnte sedoch nur noch den 19jShrigen Glaser Fritz E. au» der Reinickendorfer Straße festnehmen, da sich die anderen Täter bereit» aus dem Staube gemacht batten. E. wurde der Abteilung 1 A de» Polizeipräsidium» zugeführt. Wenn dl« Kommunisten sich zur Austragung ihrer Raushändel Wildwestmethoden bedienen, bei denen gänzlich unbeteiligte« Publikum sowie öffentliche« Eigentum zu Schaden kommt, so dürfen st« sich nicht wundern, wenn sie ein anderes Mal von den Behörden scharf angefaßt werden.
hochsckmlwahlen an der Handelshochschule! An der Handels- hochschult Berlin   finden am 25. und 28. November die Wahlen zur Studentenvertretung statt. Wir fordern alle sozialdemokratischen Studenten der Handelshochschule und die Kommilttonen. die der sozialistischen   Bewegung nahestehen, aus. die Lsste der vereinigten LinkenRepublikanischer Block', Liltennummertz, zu wählen, aus der die sazialistischen und pazifistischen Studenten an sicherer Stelle kandidieren. Wahlrecht sst Wahlpflicht.
der Kampf üer TaufenÜmartscheinbefltzer. Mau bietet sich Ohrfeigen an. vor dem 29. Senat des Kammergerichts standen drei Termine an, bei denen es sich wieder um Zivilklagen von Tauscndmarkschein- besitzen, gegen die Reichsbank handelle. Bei den beiden ersten Sachen, die unter dem Rubrum Iäntsch gegen Reichsbank' undWinter gegen Reichsbank' liefen, handelt« es sich um R« st i t u t, o n s- klagen, durch di« ein« Wiedereinsetzung des bereits durch Reichs- g«richtsurtell abschlägig beschi«denen Aufwertungsoersahoens gefordert wurde. Bei der dritten Sache, di« unter dem RubrumSchwank gegen Reichsdank' geführt wurde, handelte es sich um«in« Be- rufungsverhandlung. Der Kläger   hatte gegen die Reichs- dank Leistungskiag« aufAufwertungderrotgestempelten Tausendmarkscheine erhoben und führte zur Begründung an. daß das neu« Reichsbankgesetz ungüttia sei, weil es einer«nsschädi- gungslofen Enteignung gleichkomm«. Di« Reichsbant Hab« während des Krieges die Bevölkerung zur Goldablieferung aufgefordert und dabei versprochen, daß es wieder zurückgegeben würde. Hierin werde «in« Täuschung und unberechtigte Bereicherung erblickt. R.-A. Kügler als Vertreter der Reichsbant bestritt dies« Darlegungen und betonte. daß da» neue Reichsbankgesetz zu Recht bestehe, was auch das Reichs- gerichtsurteil anerkannt habe. Dt« Reichsbank habe nie versprochen, das Gold zurückzugeben, sondern nur rrn Namen des Reiches ge- handett und selbst keinerlei Verpflichtung übernommen. Ein« uner- laubte Handlung seitens der Reichsbant komme asso überhaupt nicht in Frage. Des weiteren bestritt der Vertreter der Reichsbank, daß die allen Tausendmarkschein« Schuldverschreibungen gewesen seien. Di« einschlägig« Literatur stehe auf dem Standpunkt, daß sie nurGeldzeichen darstellten. Die Entscheidung tonnt« nach den bisherigen Urteilen des Reichsgerichtes nicht zweifelhaft sein, sie lautete auf Abweisung der drei Klagen. Nach der Beweisaufnahme für die drei Stteitsachen gegen die Reichsbank kam es aus dem Korridor zu lebhasten Auseinander- setzungen zwischen den Angehörigen der Auswertungsoerhände, die in zwei Richtungen gespalten sind und sich auf das heftigst« gegenseitig befehden. Schließlich bot man sich Ohrfeigen an. Zum Austrog dieses Backpseisenduell» kam«» jedoch nicht, da der Iustizwachrmeister die Aufwertungskonkurrenten auseinandertrieb und den Korridor räumte.
Kanarien unö Tauben. Ein Treffpunkt erftklafstger Sänger ist jedes Jahr gegen Weih- nachten die große Allgemein« Ausstellung des Vereins K a n a r i a'. gegründet 1882, die diesmal imDeutschen Vereins- haus', Landsberger Straße 89, stattfindet. Die Liebe zum Ka- narienvogel, der besonders in Deutschland   gezogen wird, ist bei allen Bölkern ziemlich tief eingewurzelt. Sogt man doch, daß allein im Vorjahre 366 666 Kanarienvögel die Reise über den großen Teich angetreten haben. Amerika   ist aber nicht nur ein Liebhaber von Kanarienvögeln, es beansprucht auch sehr oft etwas Neues und verlangt jetzt den reinen gelben Kanarienvogel. Der wurde mal vor Hunderten von Jahren, als man vornehmlich auf Farbe sah und nicht den Gesang besonder» beachtete, in Spanien   in Nein- kultur gezogen, wie noch viele Gemälde beweisen, auf denen die reich« Dame den quittegelben Kanarienhahn auf dem Zeigefinger der rechten Hand hätt. Unter den Gesangskanarien war«mst der so­genannt« Harzer Roller der bevorzugt«, er ist inzwischen durch den sogenannten Hohloogel verdrängt worden. Die Sportzüchter des Vereins.Kanaria' machen es sich zur Aufgabe, den Gesang zu veredeln, und sie fanden heraus, daß der grüne Vogel, der in seinem Federkleide dem Wildling, dem echten Kanarienvogel am ähnlichsten ist, den tiefften Sänger abgibt. Von den ausgestellten 132 Ka- nanenvögeln waren 13 gelbe, jedoch nicht rein gelbe, sondern solche mit dunklen Abzeichen, serner waren 51 Schecken und KS grüne vorhanden.. * Diesmal ist es eine wahre Riesenschau, die derKlub Der» liner Taubenzüchter 196 8' in Erbes Festsälen, Hasen- Herde, seinen Bewuchern bietet. Ueber 3666 kleiner Ausstellungs- teilnehmer sind eingetroffen, ohne die zurückgewiesenen Ausländer, deren Einfuhr in letzter Stunde wegen Seuchengefahr verboten wurde. Aber auch die heimischen Züchter bieten ausgezeichnetes und reichliches Material. Der Riesenrömer, ursprünglich in Paris  gezüchtet, aber hier oerbessert, Ist allein mit 86 seiner schönsten Ver- treter vorhanden, dann die ihm verwandt« Montanbautaube. Die Ausstellung bringt viel interessante Tier«, die sich durch eigenartige körperliche Reize auszeichnen. Die Huhntauben ähneln zum Bei- spiel in Gestalt und Kopsform sehr stark dem Huhn, die Nürn- berger und französischen   Bagdetten, wovon die ersteren einen aus- gesprochen popageienartigen Kops besitzen, verdanken ihren Namen ihrer Heimatstadt Bagdad   und ein Kalis war ihr erster Züchter. Die englischen Carrier(Warzentauben) haben um Augen und Schnabel richtige Fleischrosetten, die wie eine Art schmuckhafter Verzierung wirken. Unter den Kröpsern sehen die Amsterdamer Ballons ungemein possierlich aus, besonders im Stadium der Ekstase. Sie pusten bei solchen Anlässen den Kropf zu einem Riesenballon ouf, betten den Kops mtt der Gelenkigkeit eines indischen Joghi nach hinten und zittern dazu aus Leibeskräften. Sehr hübsch sind auch die Pfautauben, bi« ein richtiggehende» Rad schlagen, das am Ende noch dazu Noturondulatlon trägt. In den Residenz-Festsälen, Landsberger Straße, ist die heimischeBerliner Lange' Alleinherrscherin in einer Ausstellung des Spezialklubs longschnäbe- liger Tümmler. In 456 Exemplaren zeigt der Klub, was er in den 19 Jahren seines Bestehens an edlem Material gezüchtet hat. Na- türllch fehlt es auch hier am nötigen Geld und trog aller Liebe und Sorgfalt können diese Menschen ihre kleine Liebhaberei nicht nach ihren Wünschen ausbauen. Aber sie lassen es sich, trotz allem, nicht verdrießen. Selbstmorde bei Reichswehr   und Schutzpolizei. Erst In der Nummer vom Sonnabend snjh konnten wir von dem Aufsehen erregenden Selbstmord eines Reichswehr  - m a j o r s. der sich in seiner Wohnung in der Goethestraße 17 er- hängte, berichten. Sonnabend früh hat wieder ein Angehöriger der Reichswehr   Hand an sich gelegt. An der Ecke B l a n k e n b u r g e r u n d G o s l a r e r. S t r a ß e zu Steglitz ertönte morgens kurz vor H4 Uhr ein weithin vernehmbarer Knall. Kurz daraus fanden hier Borübergehende den 22jährig«n R e i ch s w e h r s o l d a t e n Willy Fromm aus Fürstenwalde, der beim 9. Retterregiment diente, mit durchschossener Schläfe bewußtlos auf der Erde liegend vor. Der Schwerverletzte, der noch schwache Lebenszeichen von sich gab, wurde In da» Schöneberger Krankenhau» gebracht, wo er kurz nach der Einlteferung starb. Da» Motto zu der Ver- zweiflungstat ist, wie da» bei so vielen Selbstmorden in der Reichs� wehr, unbekannt! In der Kaserne in der Friesenstraße erschoß sich der P o l i z e i u n t e r w o ch t m e i st e r Beter von der 3. berittenen Bereitschaft. Das Motiv zur Tat ist Liebestummer. Di« Leiche wurde nach dem Staatskrantenhause übergeführt.
Die Slndtverordnelenversammluug ha: ihre nächste Sitzung am Donnerstag um\5 Uhr.
guien Kaßee maclien. Der IraucKt keine sieben Sachen: farbe/�RSrxe, Duft und Kraft �Skber 8 Carlsbader ibm fdiafft