Nr. 549 43. Jahrgang
Weltwirtschaftliche Rundschau.
Das Fauftrecht des Krieges, die Wohlstand vernichtenden Inflationen in den europäischen Ländern haben die Grundlagen einer gefunden Gütererzeugung und kapitalverwer. tung in der Weltwirtschaft 3 er stört. Auf dem Wege zu ihrer Wiederherstellung hat der schußzöllnerische Selbstschuh, mit dem sich die Wirtschaftsnationen umgaben, die Anarchie in der Belt. wirtschaft vergrößert. Wie in den einzelnen Bolfswirt schaften die Staatsregierungen in die freie Wirtschaft ordnend eingreifen mußten, jo ergibt sich diese Notwendigkeit auch für die Gefamtwirtschaft der Völker. Die Arbeiterschaft darf dabei nicht tatenIos beiseite stehen. Sie muß zum Schuh ihrer Interessen und um den Sieg der Bernunft gegen privattapitalistische Gruppen und nationale Sonderinteressen sich aktiv an der Arbeit zur Rationali fierung der Weltwirtschaft beteiligen. Diese Woche tagte in Genf die Vorbereitende Weltwirtschaftstonferenz. Sie hatte die Aufgabe, das Programm der im Mai 1927 stattfindenden Weltwirtschaftskonferenz festzustellen und für diese allgemeine Richtlinien auszuarbeiten. Für den Erfolg dieser Konferenz find gründe liche Borarbeit und Materialordnung, aber auch eine flare Erfennt. nis der weltwirtschaftlichen Notwendigkeiten die entscheidende Boraussetzung. Die Vertreter der internationalen Arbeitnehmerschaft find mit einem scharf umrissenen Programm in der Vorbereitenden Konferenz hervorgetreten.
Borarbeiten für die Weltwirtschaftskonferenz. fich seit dem Kriege gestaltet haben, ist die wissenschaftliche BearbeiFür die Einsicht in die weltwirtschaftlichen Verhältnisse, wie sie tung des Materials, welche sich auf die Probleme der Weltproduf tion, des Welthandels, der internationalen Handels- und Zolpolitik usw. bezieht, ven großer Bedeutung. Wertvolle Borarbeit dafür haben schon früher der englische Balfour Bericht jowie die Berichte der englischen Kohlene, der Lebensmittel tommission geleistet. In Deutschland hat das Institut für Konjunkturforschung im laufenden Jahr zwei Unter fuchungen über Weltproduktion und Welthandel veröffentlicht, die allerdings nur bis einschließlich 1924 reichen. Das Internationale Arbeitsamt und der Bölkerbund waren von jeher bestrebt, Material für weltwirtschaftliche Probleme zu sammeln und zu verarbeiten. Außer den früheren umfangreichen Veröffentlichungen über die Weltproduktion und die Leistungsfähigkeit der Ine dustrie, die viel zu wenig beachtet wurden, legte das Inter nationale Arbeitsamt der Konferenz jetzt eine Arbeit über die internationale Lohngestaltung vor. Der Völkerbund veröffentlichte im vergangenen Jahr eine Untersuchung über den Welthandel, außerdem Denkschriften über die Entwid fung von nicht weniger als 62 Ländern, und hat jetzt eine Arbeit vorgelegt, in der er auch den Umfang der Weltproduktion zu schägen sucht. Fünfzig Spezialarbeiten des Bölferbundes behandeln verschiedene Probleme der Weltwirtschaft, vor allem die industrielle Broduktion und die Lage der hauptsächlichen Industrien. Auch das Internationale Landwirtschaftliche Institut in Rom hat der Konferenz Material geliefert.
Einige Ergebnisse.
Die Feststellungen des Völkerbundes find aufschlußreich genug: fie zeigen, daß die Rohstoffproduktion der Welt bei einer
So
fünfprozentigen Bermehrung der Bevölkerung seit 1913 im Jahre 1924 um 6,7 Pro3., 1925 um 16,8 Proz. größer, der Welt handel dagegen 1924 um 2 Pro3. geringer war, als vor dem Krieg, 1925 um 5 Broz. größer. Sehr ungünftig steht ber völkerungsvermehrung von 4 Proz. feit dem Krieg die RohstoffAnteil Europas an dieser Entwicklung, wo bei einer Beerzeugung in den Jahren 1924 und 1925 94 bzw. 104,5 Broz, der Welthandel aber nur 89 bzw. 94 Proz. der Borkriegsziffern erreichte. Für Europa ist bezeichnend, daß der Außenhandel in viel größerem Maße zurüd ging als die Produktion, was angesichts der gegenseitigen Absperrung durch Zölle und andere Maßnahmen wohl verständlich ist. In Amerifa und Asien ist im Gegenjah zu Europa nicht nur eine sehr gesteigerte Rohstoff. produktion, sondern in noch größerem Ausmaß die Er höhung des Welthandels festzustellen.
Sonntag, 21. November 1926
auch einen Zollabbau. Damit wird es allerdings einige Weile haben. Zu beachten ist immerhin, daß selbst die Internationale Handelskammer die Berücksichtigung der Interessen der Arbeit. nehmer, der Berbraucher und des Handels durch die internationalen Kartelle fordert, was ohne eine Kartellfontrolle nicht möglich ist. Auch der sowohl im französischen wie im internationalen Wirtschaftsleben maßgebende Großindustrielle und Wirtschaftspolitifer Loucheur hat jüngst eine internationale Kartellkontrolle als unerläßlich bezeichnet.
Die Forderungen der Arbeitnehmer.
fonferenz werden vom Internationalen GewerkschaftsDie Forderungen der Arbeitnehmer von der Weltwirtschaftse bund getragen, der diese nicht erst zu diesem Anlaß, sondern bereits seit vielen Jahren verkündet und vertreten hat. Wenn die Arbeitnehmer der Welt auch heute den Abbau der Zölle fordern, so wirit das freilich ganz anders überzeugend, als wenn er von den Bertretern des Kapitals verlangt wird. Forderte dach die Arbeiterschaft auch in Zeiten, wo die Wellen des Hochschutzzolls besonders hoch gingen und die Unternehmer sich mit Wünschen nach weiterer 3ollerhöhung nicht genug tun fonnten, die Abtragung der Sollmauern. Sie erkannten darin ein Mittel zum Weltfrieden und einen Ausdruck internationaler Solidarität. Die Arbeitnehmer fordern die Zwei Manifefte aus fapitalistischen Lagern. Durchführung der Währungsstabilisierung, womit fie Zwei Dokumente, wovon das eine für die Vorbereitende Welt- eine andere wichtige Forderung, die Stabilisierung der wirtschaftsfonferenz bestimmt war, haben die allgemeine Aufmerk. Preise, verbinden. Diese soll die Beständigkeit der Produktion famkeit der öffentlichen Meinung auf sich gezogen: das sogenannte und der Arbeitsgelegenheiten zu sichern helfen. In der RohstoffFreihandelsmanifest und der Bericht der Interfrage vertritt der Internationale Gewerkschaftsbund die Forderung nationalen Handelstammer an die Weltwirtschafts- der internationalen Berteilung der Rohstoffe. Die fonferenz. Im Freihandelsmanifest tommt die Erkenntnis, daß Arbeiterschaft wünscht ferner die Prüfung der Frage der Ein- und ber Belthandel fein Krieg, sondern ein Tauschprozeß und jedoch, daß das Rohstoffproblem ebenso wie die Frage der Ein- und Auswanderung durch die Weltwirtschaftskonferenz. Es scheint das Wohlergeben unserer Nachbarn bie Borbedingung unferes eigenen ist", zum Durchbruch. Trotzdem hat dieses Auswanderung und der landwirtschaftlichen Produktion von der theoretisch gehaltene Manifest viel von seinem Bert eingebüßt. Weltwirtschaftskonferenz nicht behandelt werden. Selbstverständlich Manifest mit Einschränkungen gegeben, später haben eine Anzahlungen zum Schuß sowohl der Konsumenten wie der Rechte der Die Unterschriften aus Frankreich und Italien waren bereits im ist, daß die Arbeiterschaft als Abwehr gegen die internatio nalen Kartelle die Einführung von Kontrolleinrichder Unterzeichneten ihre Unterschrift zurückgezogen. Der Präsident Arbeiterschaft fordert und diese Frage vor der Weltwirtschaftsder Bereinigten Staaten Coolidge erklärte, daß die im Manifeft bargelegten Grundfäße für Europa sehr wertvoll feien, fich für die fonferenz zu bringen wünscht. Endlich wurde vom Internationalen Bereinigten Staaten aber nicht eigneten. Am meisten leidet jedoch ich a its amtes, eines Organs für die Ausführung der von der Gewerkschaftsbund die Schaffung eines ständigen Wirtdas Manifest darunter, daß dieselben Leute, welche fich darin zu Weltwirtschaftskonferenz zu fassenden Beschlüsse und für die Forte einer internationalen Kundgebung zusammenschließen, in ihrem führung ihrer weiteren Arbeiten unter Teilnahme der Arbeiterschaft eigenen Sande nicht für den Abbau der Schutzölle eingetreten und der Konsumenten vorgeschlagen. sind. Die Internationale Handelstammer hat sich für die Hera b- jeung ber übermäßigen Bölle ausgesprochen und hierfür eine Anzahl tonkreter Borschläge gemacht: Abschaffung der ertzölle, Einheitlichkeit der Zolltarifflaffifitation, allgemeine Meift begünstigung, Abschluß von Tarifverträgen auf längere Zeit. Außer mit dem Zollproblem beschäftigt sich die Internationale Handelstammer mit der Rohstoff- und Kartellfrage. Sie verwirft Ausfuhrverbote und fordert den freien Gebrauch der Rohstoffe für alle Völker. Als Entgelt dafür sollen die Länder, die Rohstoffe hervorbringen und auch veredeln, in den Ländern, die ihre Rohstoffe abnehmen, eine verständige und günstige Bollbehandlung ihrer Beredlungserzeugnisse finden. Daß die recht unflaren Borschläge der Internationalen Handelskammer zu einer Lösung der Rohstoffrage führen fönnien, mird niemand behaupten. 3u ihrer Verteidigung fönnte man nur anführen, daß die inter nationalen Rohstoffprobleme für eine Lösung zurzeit noch nicht reif find.
Einiges Aufsehen hat die Stellungnahme der Internationalen Handelskammer in der Kartelffrage erregt. Sie ist den internationalen Kartellen sehr freundlich gesinnt und erhofft von ihnen Verbesserungen der Erzeugungsmethoden, beffere Ausnutzung des Produktionsapparates, Förderung der Rationalisierung wie
Die Forderungen der Arbeiterschaft sind die Forderungen der Stunde, Maßnahmen, die geeignet sind, die zerrissenen Fäden des Wirtschaftsverkehrs zwischen den Böltern wieder anzuknüpfen und die schlimmste Ausbeutung durch internationale Kartelle zu verhindern. Unbeschadet ihrer allgemeinen Ueberzeugungen, die eine ganz andere Organisation der Weltwirtschaft erheischen wärden, fann es sich die Arbeiterschaft nicht nehmen lassen, auch an der Lösung dieser für den Augenblick brennenden Fragen im Sinne der internationalen Solidarität mitzuarbeiten.
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A. H.
Das Programm der Weltwirtschaftskonferenz.
Die am 4. Mai 1927 zufammentretende Weltwirtschaftsfonferenz soll sich den Beschlüffen der vorbereitenden Konferanz zufolge in erster Linie mit der allgemeinen wirtschaftlichen Weltlage befassen und die Ursachen der gegenwärtigen Störungen im Handel und in der Industrie untersuchen. Unter den wirtschaftlichen Tendenzen, die den Belifrieden beeinflussen fönnen, dürften die handelssigund zollpolitischen wie auch die Kartellprobleme erörtert werden. Die
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