Die Philosophie des Landstreichers.
Ich besitze nichts," sagte dieser Mann, und ich arbeite nichts. Ich lege eine Ehre darein, die einzige, die ich befize, den Beweis zu erbringen, daß man dennoch leben kann." Ich lächelte ahnungsvoll. " D nein," wehrte der Mann ab. Unter diesen Worten ist nicht zu verstehen, daß ich betrüge und stehle. Ich will nicht sagen, daß moralische Bedenken mich davon abhalten, wohl aber meine Faul heit und meine Aengstlichkeit. Ich scheue nichts so sehr wie die Be tätigung, vor allem wenn sie mit Aufregung verbunden ist, und ich fürchte nichts so sehr wie die Unfreiheit, am meisten aber die Gefängniffe." So erbetteln Sie sich Ihr Geld?" warf ich ein. Nur leuchtet mir nicht ein, inwiefern diese Art der Eriſtenzfristung Ihrer Sehn jucht nach Bequemlichkeit sonderlich entgegenkommen fönnte. Sie müssen an Hunderten von Türen pochen, müssen treppauf und treppab gehen, und wieviel Tage wird Ihr Arbeitskalender aufzuweisen haben, die nur überaus dürftige Erträge liefern."
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Rundschaft zu verscherzen, bei den Kollegen in Mißtredit zu geraten, ausgesperrt oder bestreift zu werden, feine neue Stelle zu finden, sich von der Konkurrenz erbrüden lassen zu müssen. Mein Tag ist frei. Er gehört mir ganz allein. Ich habe immer Ferien. Ich bin Unlängst habe ich einen jungen Menschen kennengelernt, der ja immer auf Urlaub. Ich muß nie ins Geschäft, habe nie Briefe zu eigentlich nur ein gewöhnlicher Bagabund und Bettelmann war, der schreiben, habe teine Pflichten zu erfüllen, feine Aufgaben zu beaber durch die Bewußtheit, mit der er seine soziale Gesinnung bewältigen, brauche mich um nichts zu fümmern. Ist der Gedanke stätigte, und durch die Konsequenz, mit der er sie durchführte, sich nicht herrlich, feinen Beruf zu haben, an Bureaustunden nicht gedoch weit über das Niveau bloßen Landstreichertums erhob und in bunden zu sein, von früh bis abends träge sein zu können! Ich die Welt praktischer Lebensphilosophie hineinragte. bin auch an feinen Raum gebunden. Herbergen und leberbleibsel vom Mittagessen gibt's überall in Europa . Aber Ihre Sonderwünsche", sagte ich. Sie wollen nie ein Buch lesen, nie in ein Rino gehen, nie ein Glas Bier trinken?" Gelegentlich", sagte der Bettler geringschäßig.„ Dann bettele ich eben einmal zwei oder drei Stunden länger. Aber nur ganz selten scheint es mir von Vorteil zu sein, die Mühe, die ich für den Erwerb des Geldes aufbringen muß, gegen solch ein Bergnügen einzutauschen. Darin ist ja eben mein Fanatismus für die Losgelöstheit von allen Bindungen begründet, daß ich mir teine Arbeit denken kann, deren Erträgnis so luftbereitend ist, wie die Mühe unluftbereitend ist, die für sie aufgebracht werden muß. Es ist schöner, sich in einer großen Wohnung als in einer Höhle aufzuhalten. Aber ich halte es für vernünftiger, in einer Höhle zu hausen, als sich mit den Lasten zu beschweren, die mit dem Erwerb und der Erhaltung einer großen Wohnung verbunden sind. Da wird irgendeine große Maschine gebaut. Um die Maschine bauen zu tönnen, müssen andere, fleinere Maschinen in Betrieb genommen werden, die die Bestandteile der großen Maschine liefern. Die große Maschine und die fleinen müssen in Häufern stehen, deren Rohstoff mit Hilfe von Maschinen zubereitet wird, zu deren Herstellung andere Maschinen benötigt werden, die in Häusern stehen. Um der großen und um der fleinen Maschinen willen müffen Hunderte von Kontobüchern geführt werden, die unter Benugung von Maschinen hergestellt werden, für die Häuser nötig find. Bo fängt das an? Bo hört das auf? Die große Maschine aber löst lediglich die Aufgabe, Millionen von Druckknöpfen pro Tag auszufpeien. Ich verzichte auf die Druckknöpfe und befreie damit Tausende von Maurern, Tapezierern, Zimmerleuten, Fabritarbeitern und Bureauangestellten aus der Debe ihrer dunklen Zimmer, aus ihrer Geschäftigteit und haft heraus, in die Weite des Lichts, in Muße und Beschaulichkeit." Ich mußte die Unterhaltung abbrechen. Mich rief die Arbeit. Der Bettelmann lächelte. D, würde er erst erfahren haben, daß es Räuze gibt, die die Gedankengänge von Philosophen seines Schlages zu Bapier bringen, statt sich ihrer zu bedienen, er würde aus dem Kopfschütteln nicht herauskommen.
" Reinen einzigen," sagte der Mann fast begeistert, der mir nicht das gebracht hätte, was ich von ihm forderte. Ich weiß mohl, es gibt Bettler, die das Betteln als Beschäftigung auffaffen, die einen zuweilen gar nicht so uneinbringlichen Beruf daraus machen. Was find das für fnittrige Gesellen! Wie verbürgerlicht sind sie, wie ange fressen von Kaufmannsgesinnung! Was haben die noch mit der herrlichen Bagabundage zu tun! Meine Rechnung ist einfach und nüchtern: Ich brauche tagsüber eine Taffe Morgenkaffee, eine Schüffel Mittagessen, ein paar Abendbrotstullen und ein Nachtlager. Das Nachtlager und den Kaffee beziehe ich von den Herbergen. Ich brauche dafür 35 und 5 Pfennig: find 40 Pfennig. Das find aber auch die einzigen Geldmittel, die ich benötige. Es ist eine Aleinig keit, diesen Betrag zusammenzubekommen. Selten nimmt mich sein Erwerb länger als höchstens zwei Stunden in Anspruch, oft nur eine halbe. Ist er in meinen Händen, so ist der Hauptteil meines Tagewerts vollbracht. Ich denke dann nicht mehr daran, einen Pfennig Geld von einem Menschen zu verlangen. Ich brauche es nicht. Es nügt mir nichts. Ich habe fein Interesse an ihm. Ich gehe dann spazieren. Ich bummele herum. Ich trödele. Bis zur Mittags zeit. Dann lasse ich mich beköstigen. Ist es schon gar nicht so müh felig, eine fleine Summe Geldes geschenkt zu bekommen, so ist es noch viel leichter, zu einem Teller Essen zu gelangen. Auch das Abendbrot macht mir feine Sorge. Ich habe für die Menschen nicht viel übrig. Ich halte fie für die lächerlichen Clowns ihrer ein gebildeten und andressierten Bedürfnisse, für die verknöcherten Knechte ihres Geizes in großen Dingen. Aber ich muß ihnen zugute halten, daß sie in den kleinen Dingen, die ich von ihnen begehre, gar nicht so tnauferig find. Von ihrer Bereitwilligkeit, eine Schüssel Suppe und ein beschmiertes Brot zu verschenten, fann eine Armee von Bettlern leben."
Sie müssen effen, was Sie bekommen", sagte ich. Sie müssen mit dem Bett vorlieb nehmen, das Ihnen angewiesen wird. Wie fläglich ist es um Ihre so gerühmte Freiheit bestellt, wenn Sie nicht einmal die Freiheit der Entschließung in bezug auf die Wahl Ihrer Nahrung und Ihres Nachtlagers befizen."
Ich esse, um fatt zu werden, und schlafe, um ausgeruht zu sein", erwiderte der seltsame Mann. Ich bin in diesen Dingen nicht verwöhnt. Sie intereffieren mich nicht. Aber bebenten Sie, mas ich eintausche: Unendliche Freiheit Befreit sein von Tau fenden, Zehntausenden von Sorgen, die den Bürger brüden: von ber Sorge, die Steuern, die Miete, das Licht, die Heizung, die Gehälter, das Telephon nicht zahlen zu können, von der Sorge, im Geschäft etwas nicht richtig zu machen, die Gunst des Chefs oder die der
Der glücklichste Tag ihres Lebens. Eine englische Zeitsdrift bringt auf Grund einer Umfrage und früherer Aeußerungen von hervorragenden Männern eine Zusammenftellung, welchen Tag die Männer für den glücklichsten Tag ihres mort, die er der Zeitumg gab. Sie lautete: Wenn der glücklichste Lebens halten. Recht charakteristisch für Bernard Sham ist die AntTag meines Lebens bereits der Vergangenheit angehören würde, dann würde es sehr schlimm bestellt fein. Ich bin davon fest über zeugt, daß mir dieser Tag moch bevorsteht und hoffe, daß ich ihn Tolstoi hat einmal darauf hingevielleicht noch erleben werde. wiefen, daß er einen besonders bemerkenswerten glücklichen Tag nicht gehabt habe. Ich glaube," fügt er hinzu, daß der Mensch ben Tag als feinen glücklichsten bezeichnen fann, an dem er seine geistige Aufklärung oder feine feelische Erhebung verfpürt." Auch biefe Aeußerung ist für Tolstoi bezeichnend. Gabriele d'Annunzio hat es sich nicht nehmen lassen, als den glücklichsten Tag feines Bebens ein politisches Ereignis zu bezeichnen, nämlich den Tag, an dem Italien siegreich aus dem Weltfriege hervorging. Der berühmte Gelehrte Rutherford, dem es zuerst gelang, ein Atom zu zertrümmern, erklärte, daß die Möglichkeit, in das Innere der Materie einzubringen, etwas fo Erhabenes für ihn gewesen sei, daß er in diesem Augen
blid wohl das größte Blüdsgefühl empfunden habe, menn man über. haupt inftande fei, die Größe des Glücksgefühls abzumessen. Ruther ford ist der Anschauung, daß ein Mensch nicht die Möglichkeit befize, rückblickend auf viele Jahre den Augenblick zu erfassen oder innerlich festzulegen, an dem er sich am glücklichsten gefühlt habe. Glück habe die besondere und wunderbare Eigenschaft, daß der Mensch immer glaube, in dem Augenblick am glücklichsten zu sein, wenn er sich überhaupt glücklich fühle. Man kann also dann von dem größten Glück sprechen, wenn man tatsächlich aus diesem Augenblick des Glücksgefühls die Ueberzeugung gewinnt, daß es sich auch um ein würdiges Objekt gehandelt habe. Nach dieser sehr feinen philosophi schen Definition erklärte er dann, daß der würdigste Augenblid, in dem er sich glücklich fühlte, der gewesen sei, als er zum ersten Male ein Heliumatom zu zertrümmern vermochte. Lloyd George erwiderte recht melancholisch: Welches der glücklichste Tag meines Lebens gewesen ist, weiß ich nicht. Vielleicht ist es der Tag meiner Geburt gewesen, vielleicht der Tag meines Todes." Dostojewski soll nach einer Mitteilung der Zeitschrift einmal eine Aeußerung getan haben, daß der Mensch im Leben überhaupt nicht einen glücklichsten Tag haben könne, sondern nur einen verhältnismäßig wenig unglüdlichen Tag. Glücklich sei der Mensch erst barin trifft er mit Blond George überein wenn er das Leben überwunden habe.
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Ein merkwürdiges Echo.
Zwei Meilen von Mailand , in einer ebenen und feineswegs romantischen Gegend, befindet sich die Billa Simonetta, berühmt durch ihr Echo, welches alle anderen derartigen bekannten Schallerscheinungen überbietet. Ein aufmerksamer Tourist, der vor einigen Jahren die Villa besuchte, beschreibt sie folgendermaßen: Traurig und einsam liegt das große Gebäude zwischen feuchten Wiesen, die beständig unter Wasser stehen, hohe Baumreihen nehmen ihm die Luft und hüllen es in einen fast immerwährenden Dunst. Im inneren Hof der drei Flügel befindet sich das berühmte Echo. Man stellt sich in ein Fenster der zweiten Etage eines Seitenflügels. Der hier hervorgebrachte Schall wird von dem gegenüberliegenden Flügel, in welchem sich feine Deffnung befindet, zurückgeworfen. Man tann bis zu 50 Pralltönen zählen, welche auf einen Pistolenschuß folgen. Sie beginnen in sehr martierter Weise und verringern sich allmählich, bis sie sich zuletzt in undeutliches Gemurmel verlieren. Trotz des überraschenden Effekts ist doch ein einfaches Waldecho mit nur zwei ober brei Wiederholmgen viel schöner. Mit dem Echo hat man viele interessante Versuche angestellt, so namentlich in betreff harmonischer und melodischer Klänge; allein das Echo bleibt stumm bei den Tönen der Flöten, der Klarinetten, Oboen, Geigen usw. Dagegen wird ein Posaunenstoß mit wunderbar startem Effett zurüdgeworfen. Es gehört also ein scharfer Ton dazu, um das vielfältige Echo hervorzurufen. Man hat bei den angestellten Versuchen die Erfahrung gemacht, daß sich das Echo um sechs Rüdpraltungen verminderte, seitdem hinter der Mauer, welche den Schall zurückwirft, eine innere baufällige Galerie abe gebrochen wurde.
Eine Geschichte des Cöffels. Unter dem Titel„ te englische Silberlöffel" hat ein englischer Löffelsammler Norman Gast eine Geschichte des englischen Löffels veröffentlicht, die bis in die frühsten Zeiten zurüdreicht. Der Verfasser sucht nachzuweisen, daß schon der heilige Dunstan , der Erzbischof von Canterbury , eine Fabrit zu Glastonbury unterhielt, in der goldene und filberne Löffel angefertigt wurden. Auch König Alfred der Große soll persönlich Modelle für Silberlöffel entworfen haben. Der älteste erhaltene Silberlöffel ist der sogenannte Krönungslöffel", der fich im Tower befindet. Gast besitzt selbst die größte Sammlung alter englischer Löffel, die bisher zusammengebracht wurde. 200 berühmte Beispiele der Löffelkunst sind abgebildet. Wie hoch folche Stüde bezahlt werden, zeigt eine fürzlich erfolgte Bersteigerung bei Chrifties, auf der ein filberner Löffel des 15. Jahrhunderts für 2100 Mart zugeschlagen wurde.
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