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Sootsungtück auf den planer See. Drei Berliner  , zwei Brandenburger   Naturfreunde ertrunken.
Ein eulsehliches Boolsvnglück. bei dem fünf Personen den Tod des Erlrinkens fanden, ereignete sich am Sonnlag vor­mittag gegen lv Uhr in unmittelbarer Nähe der Znscl Vuhnen- wcrder, die im Breitlingsee, einem Teil des Planer Sees bei Brandenburg   liegt, wir erfahren über dos furchtbare Unglück folgende Einzelheiten. Die Insel Buhnenwerder im Breitlingsee ist zur wannen Jahreszeit wegen ihrer günstigen und reizvollen Lage das Ziel vieler Wassersportler. Aus der Insel, die sonst un- bewohnt ist, hat der VereinDie Naturfreunde" ein eigenes Heim. Hauptsächlich an Sonnabenden und Sanntoaen herrscht dort immer ein reges Leben. Die Brandenburger Naturfreunde kommen dann in ihren Booten herüber, um zusammen mit auswärtigen Mit- gliedern der Vereinigung die frei« Zeit auf der Insel isu verbringen. Am gestrigen Sonntag hatten die Brandenburger  , wie es beinahe jeden Sonntag vorkommt, Besuch aus Berlin  . Vormittags gegen% 10 Uhr wurde zur Ueberfahrt von Brandenburg   nach Buhnenwerder gerüstet. Bei ziemlich hohem Wellengang verließen mehrere vollbesetzte Paddel, und Ruderboote das Ufer. Die Fahrt oerlief zunächst trotz des Sturmes ohne Zwischenfäll«. Alle Boot«, außer einem mit acht Personen besetzten Ruderboot, das sehr tief ging, hatten bereits Buhnenwerder erreicht. Das letzt« Boot befand sich noch etwa 150 Meter vom Ufer der Insel entfernt, als plötzlich laute Hilferufe erönten. Mehrere Wellen waren in das sehr ties­gehende Boot geschlagen, das zu sinken droht«. Die Bootsinsassen warfen zunächst die Gepäckstücke ins Wasser. Wenige Augenblick« später aber geschah das entsetzliche Unglück. Das Boot hatte so viel Wasser gefaßt, daß es ganz zu sinken drohte. Alle Insassen sprangen ins Wasser und hielten sich am Bootsrand fest. Vom Ufer aus war de? Vorfall bemerkt worden und ein Boot eilte sofort zu Hilf«, ffüns von den mit den Wellen Kämpfenden verließen bald die Kräfte, sie versanken vor den Augen der herbeieilenden Retter. Zwei Berlinerinnen, die sich in ihrer Todesangst mit aller Energie am Bootsrand festhielten, die Kontoristinnen Ida Lips und Martha Schmidt aus Berlin   konnten gerettet werden, ein weiterer Boots- insasse, der Arbeiter Buge aus Brandenburg   konnte sich selbst durch Schwimmen in Sicherheit bringen. Sofort wurden alle Boot« flott- gemacht und trotz des immer stärker wehenden Vturmes unausgesetzt nach den Verunglückten gesucht. Die Hiobsbotschaft wurde schließlich
an das Polizeiamt weiter gegeben, das seinerseits Tergungsverfuche nach den Ertrunkenen anstellen ließ. Bis in die Abendstunden hinein wurde nach den Verunglückten vergeblich gesucht. Die Namen der auf so tragische Weise ums Leben gekommen sind: 1. Erna Sodoma. 18 Jahr«, Kontoristin, Berlin   N.. Prinz-Eugen- Straß« 16. 2. Margarete Otto  . 21 Jahre, Arbeiterin, Berlin   N., Pantstr. 8. 3. Georg Prinzke, 19 Jahre, Stellmacher, Berlin   N., Buchstr. 8. 4. Max Loppach. 23 Jahre, Brandenburg  , Krakauer Landstr. 16. 5. Karl Beiß, 32 Jahr«, Arbeiter, Brandenburg  , Nollendorfer Straße 44. Am heutigen Vormittag wurde bei ruhigem Wetter die Suche nach den Ertrunkenen fortgesetzt, ohne daß es bisher gelang,«ine der Leichen, die wahrscheinlich weit abgetrieben wurden, zu bergen öootsunglück auf öem Wannfee. Ein weiteres schweres Bootsunglück ereignet« sich am Sonntag aus dem großen Wannsee   in der Näh« vom Schwanenwerder. Trotz des hohen Wellenganges hatte sich ein mit vier Personen bc- setztes Boot des RuderklubsB a l t i c" auf dos Wasser hinaus- gewagt. Dos Boot wurde von einer Welle seitlich gefaßt und eh« es die Insassen verhindern konnten, zum Kentern gebracht. Alle vier stürzten ins Wasser und kämpften verzweifelt mit den Wellen. In diesem Augenblick passierte zufällig«in Motorboot die Unfallstelle. Der Besitzer,«in K a u f m a n n 5). K r« u z i g e r aus der Triststraße zu Berlin  , machte sich sofort an die Rettung der Verunglückten. Es gelang ihm, drei Personen in sein Boot zu ziehen. Der viert« Insasse. ein 17 Jahre alter Kaufmann Horst Cordt aus der Luisenstraß« 14 hatte inzwischen das Bewußtsein verloren und war untergegangen. Alle Versuchs, ihn noch zu retten, schlugen fehl und mußten wegen des Sturmes ausgegeben werden. Der 19jährige Kurt Wiegcrt aus der Elsasser Straße 26 erlitt nach seiner Rettung einen schweren Nerven- Zusammenbruch. Er mußte in das Lichterfelder   Kreiskrankenhaus überführt werden. Schließlich trug sich noch«in drittes Bootsunglück auf dem Müggelsee zu. Ein mit drei Personen besetztes Segelboot schlug um und die Insassen stürzten ins Wasser. Der Vorfall war vom Ufer aus beobachtet worden und ein Boot eilt« zur Rettung herbei. Alle drei Personen konnten glücklich geborgen werden.
Stresemann vnö llttwm. Em Beleidigungsprozcst des Außenministers. Plauen  (Vogtl.), 22. November.(LZ.) Vor dem Großen Schöffengericht in Plauen   begann heute morgen unter Vorsitz von Amtsgerichtsdircktor Goldbcrg die Verhandlung gegen den Plaucner Rechtsanwalt Arthur Müller wegen Beleidigung des Reichs- außenministers Dr. Stresemann. Müller hatte gegen Dr. Strese- mann den Borwurs erhoben, daß erein Verbrechen gestützt und der Korruption Vorschub geleistet habe". In einer An- zahl Artikel, die zum großen Teil imFridericus" erschienen waren, hatte Müller noch weitere Beschuldigungen erhoben. Die Staats- anwaltschaft griff nun von Amts wegen ein und erhob gegen Müller Anklage wegen Beleidigung. Reichsoußcnminister Dr. Stresemann hat sich dem Verfahren als Nebenkläger angeschlossen. Der Anklage liegt folgende Vorgeschichte zugrunde: Im Jahre 1920 war Dr. Stresemann Mitglied des Aufsichtsrats der E v a p o- rator-Gesellschaft gleich anderen führenden Männern der Industrie, wie Kommerzienrot Friedrich vom Reichsoerband der dsuischen Industrie, dem jetzigen Reichsbankpräsidenten Dr. Schacht, Geh.-Rat Schweighoeffer vom Reichsoerband der deutschen   Industrie, den Generaldirektoren Siller, Flach, Boenhold, Petersen u. a. in. Die Evaporator-A.»G., an deren Spitze die Brüder Litwin standen, hatten im Sommer 1920 rund 29 Waggon Schrott von der italie- Nischen Regierung erworben. Es handelte sich um deutsche   Granaten, die unbrauchbar gemacht und Italien   zugesprochen worden waren. Die Evaporator-Ai-G. kaufte dieses Metall, um es nach dem Eisen- werk Kladno   in der Tschechoslowakei   auszuführen. Diese Schrottmengen gingen dann aber nicht an das genannte Werk, sondern anderes Altmaterial, das aber an der Grenze ongehatten und beschlagnahmt wurde. Die Direktion der Evaporator-A.-G. wandte sich nun, nachdem man bereits beschwerdeführend das Reichs- wirtschoftsgericht angcrusen hatte, an Dr. Stresemann und bat ihn, die Angelegenheit dem Neichswirtschaftsminister zur Entscheidung vorzulegen. Dr. Stresemann tat dies, erhielt aber nach einiger Zeit die Mitteilung, daß die Beschlagnahme ausrechterhaltcn werde, und teilte dies der Direktion der Evoporator-A.-G. mit, ohne weitere Schritte in dieser Sache zu tun. Müller beschuldigte nun den Reichs- außenminister derKorruption� und machte ihm ebenfalls den Vor- wurf, daß Stresemann   mit denJuden Litwin sich geduzt und enge Freundschaft unterhalten" habe. Weiter aber will der Angeklagte die ganze politische Tätigkeit des Ministers, die er öffcnt- lich in abfälliger Weise kritisiert hat, zum Gegenstand einer Gerichts- Verhandlung machen. Er hat auch behauptet, daß die Evaporator- A.-G. seinerzeit nicht zerstörte Granaten nach der Tschechoslowakei  ausgeführt habe, sondern, daß Waffen nach Polen   ver- schoben worden seien. Aus dem Eröffnungsbeschluß geht hervor, daß Müller In einem Brief an die Deutsche Volks partei   und an den Alldeut- jchen Verband sowie an die Dcutschnationale Partei geschrieben hat, Dr. Stresemann habe in das schwebende Versahren gegen Litwin eingegriffen, so daß es versandet sei. Er habe damit eine verbreche- rischc Handlung gedeckt und der Korruption Vorschub geleistet. Der Angellaatc vertrat die Ansicht, er müsse so weitgehend auf Dinge eingehen, die seine Behauptungen stützten und die Vorgeschichte seiner Briese an die Deutsch  « Volkspartei erklären. Das Gericht verlas hierauf einen Brief Müllers an die Deutsch  « Volkspartei vom 31. Juli 1925, in dem der Angeklagte im Anschluß an den Präsidentschaftswahlkampf im Jahre 1925 bc- hauptet, daß Dr. Stresemann das Sichcrhcitsangebot von Locarno   ohne Befragung des Kabinetts gemocht habe, ohne mit den Deutschnationalen in Fühlung zu treten. Dr. Stresemann habe darüber entweder seiner Parkes falsche Angaben gemacht oder geduldet, daß in der Oeffentlichkeit falsche Angaben darüber verbreitet wurden, und zur Verteidigung dieser Politik sich objek­tiver Lügen bedient habe. Eine Politik, die mit Lügen ver. teidlgt werden müsse, könne aber nicht dem nationalen Interesse des Volkes dienen. Am 10. September 1925 schrieb Müller wieder an die Deutsche   Voltspartei, Ortsgruppe Plauen   i. V.. und erklärte, daß man den Behauptungen seines Briefes vom 31. Juli nicht entgegen« getreten sei, daß also seine, Müllers, Behauptungen als richtig an- erkannt würden. In diesem Stil hat der Mann noch eine Reihe weiterer Briefe geschrieben, bis Stresemann Strasantrag stellte. Der Angeklagte erklärte darauf: Das Ausschlaggebende sei für ihn die Haltung Stresemanns gewesen, der schwarzwelßrot rede und schwarzrokgold handele. Stresemann   sei bis 1918 Mitglied des Alldeutschen Verbandes ge- wefen. dem Müller in leitender Stellung angehörte. Seit dem Aus- tritt Stresemanns aus dem Alldeutschen   Verband sei Dr. Stresemanns Linksentwicklung offenbar geworden. Trotz des Widerspruchs des Vertreters Stresemanns beschloß das Gericht, die Verteidigung Müllers nicht einzuschränken und sein politisches Platdoyer fortsetzen zu lassen. Der Angeklagte erklärte weiter, daß Dr. Stresemann«m Ichre 1919 erst in der Demotratischen Partei unterkommen wollte und dann die Deutsche Volkspartei   gegründet habe. Er, Muller, fei in eine Kampfstellung gegen Dr. Stresemann gegangen, weil viele gute Deutsche auf die Phraseologie Dr. Stresemanns herein- gefallen seien.Ich wußte um seine Beziehungen zu internationalen Juden." Der Angeklagte ging dann aus das Abkommen von Locarno   ein. Der Alldeutsch  «Ver band von Plauen   habe damals gefordert, Stresemann wegen seiner Eigen- Mächtigkeit vor den Staatsgerichtshof zu stellen. Die Verhandlung geht weiter.
volksparteiliche Illusionen in Sachsen  . Sie wollen einen Rechtsblock mit Altsozialisten. Der Landesausschuß der Deutschen   Volts- partei Sachsens   nahm am Sonntag eine Entschließung zur Regierungsbildung an, in der eine Regierungsbildung mit den Linkssozialisten entschieden abgelehnt wird. Der Landes- ausschuß fordert eine Koalition von D e u t s ch n a t I o n a l c n bis einschließlich Altsoziali st en und drückt sein Bedauern darüber aus, daß die Altsozialistsn dazu nicht bereit sind. Die Entschließung gibt' selbst zu, daß es unter diesen Umständen bis auf weiteres an einer Mehrheit für eine Neubildung der Regierung fehlt. Für alle weiteren Verhandlungen habe als oberster Grundsatz zu gelten, die Bildung einer Linksregierung zu verhindern.
Hürgerburgfrieüen in Zrantreich. Poincare   nnd Hcrriot auf gemeinsamer Redetour. Paris  . 22. November.(Eigener Drahtbericht.) Bei der Ein- weihung einer Fortbildungsschule in Tarbes   hat Ministerpräsident Potneorp, am Sonntag eine Rede gehalten, die in einen Appell für die Aufrechterhaltung dernationalen Einheit" ausklang. Poincare  führte aus. daß gegenwärtigdieLageebenso ernstsei wie im Kriege: wie damals müsse man sich ohne Rücksicht auf die eigene Parteirichtung um einen Führer scharen und unter Hint- ansetzung aller Parteirücksichten nur das nationale Interesse Frank- reich- Im Auge haben. Herriot. der Poincare   begleitete, schloß sich besten Worten an und erklärte, daß.wenn die Mutter krank sei, sich die Söhne nicht am Krankenlager streiten dürften". FaschistenkrawaN«n Luxemburg  . An der luxemburgisch-franzö- sischen Grenze bei Deutsch-Oth   kam es in der Nachc zum Frei- tag zwischen italienischen Jaschiste» und Antisaschisten zu Zu- sammcnstößen. in deren Verlaus der 28 Jahre alte Bellanoli durch «neu Schuß niedergestreckt wurde._______.
Der Tag öer Toten. Der gestrige Totensonntag war von gutem Wetter begünstigt und so zogen ungezählt« Scharen Leidtragender zu den Friedhöfen. Einen ungeheuren Besuch hatte der Friedrichsfelder Friedhof zu verzeichnen, wo unser« Parteigenossen die Gräber von Singer, Auer und Wilhelm Liebknecht   besuchten, während die Kommunisten sich demonstrativ um die Gräber Karl Liedknechts und Rosa Luxemburgs bewegten. Für den verstorbenen Schöpfer der Reichsverfassung Hugo Preuß   hatte der Kreizvercin Wedding des Reichsbanners eine Gedenkfeier veranstaltet. Genosse Franz von Puttkamer sprach auf dem Urnen fr iedljos in der Gerichtstraße Gedentwort«. Zu einer eindrucksvollen Gedächtniskundgebung für die un- zähligen Toten des Weltkrieges gestaltete sich die Toten- seier des Kreisvereins Berlin-Treptow des Reichs- banners Schwarz-Rot-Gold, die auf dem Friedhof des Krema- toriums Baumschulenweg gestern Taufende von Republikanern zusammenführte. Es war ein imposante« Bild, diese Schar wehr- hafter Republikaner ein entschiedenes Bekenntnis zu Frieden und Freiheit oblegen zu sehen. Die Ansprache des Genosien Lutz war vom Geiste der Verständigung getragen, war«ine Ab- sage an die unselige Haß- und Revanchepolitik der ewig Gestrigen. Das Reichsbanner werde sich mit aller Energie dafür ein- setzen, der deutschen   R ep u b l i k und den breiten Masten des Volkes den Frieden zu erhalten. Der Redner erinnerte daran, daß die Kriegshetzer noch immer ihr altes Sündenhandwerk fortbetreiben. Trotz der entsetzlichen Er- fahrungen des mörderischsten oller Kriege haben diese Leute noch nicht gelernt, daß Menschenblut zu kostbar ist, um für Kriegsinter- esten verspritzt zu werden Die Kundgebung endete mit Gesang und der Niedcrlegung eines Kranzes mit den schwarzrotgoldenen Farben. Unter starker Anteilnahme der Bevölkerung veranstaltete der Neuköllner   Kreisverein des Reichsbanners seine Totengedenkseier auf dem Ehrenfriedhof am Mariendorser Weg. Gemeinsam mit dem Reichsbund für Kriegsbeschädigten hatte das Reichsbanner zu dieser Feier ausgerufen. Zu Tausenden schloß sich die Bevölkerung aus dem Wege zum Friedhof dem Zuge an. An den Gräbern der Gefallenen sprach vom Reichsbund Kamerad M e n d e und vom Reichsbanner Kamerad B a r z a n t i, die in bewegten Worten an die Schrecken des Krieges erinnerten und auf- forderten, mit aller Kraft für die Erhaltung des Friedens zu kämpfen. Auf den Gräbem wurden Kränz« mit Schleifen in den Reichsfarben niedergelegt.. Der Gauvorstand des Reichsbanners ließ im Laufe des gestrigen Tages am Denkmal des Freiherrn v. Stein einen Kranz mit schwarzrotgoldener Schleife für denB o r k ä m p f e r der deutschen Einheit und Freiheit" niederlegen. Die kleine Demonstration wurde in der verkehrsreichen Leipziger Straße  sehr beachtet. Der Zehlendorfer   Kreisoerein des Reichs- banners hatte zum erstenmal eine in schlichtesten Formen gehaltene Totengedenkseier veranstaltet, an der sich Zehlendorfer   und Dahlemer Kameraden beteiligten. Am Vormittag vor dem Gottesdienst waren Kränze mit schwarzrotgoldenen Schleifen in den Kirchen zu Schlachtensee und Zehlendorf   niedergelegt worden, sehr zum Er- staunen der Kirchenbcsucher, denen ein solcher Anblick ungewohnt war. Am Nachmittag, als sich die nationalen Verein« auf dem Friedhof versammelt hatten, marschierte eine starke Abteilung mit entrollten Fahnen gleichfalls zum Friedhof und legte an dem Denkmal der Kriegstoten einen Kranz mit schwarzrotgoldener Schleife nieder. 5ür die Gefallenen aller Nationen. Auf dem englischen Friedhof in Stahnsdors ver­sammelte gestern dieVereinigung ehemaliger Kriegs- gefangener" ihre Kameraden, uni an den Gräbern der ehe- maligen Feinde eine kurz« Feier zu veranstalten. Schlicht stehen die weißen Sandsteintafeln gleich einer Kartenregistratur im Halbkreis um die wuchtigen Torpfeiler. Inmitten des Gräberfeldes wächst ein noch oben zugespitztes Kreuz in den grauen Himmel. Vorn auf dem Kreuz ist ein Schwert das Symbol de» Krieges angeschlagen. Abgegrenzt wird das Sondfteintafeifeld von einem wuchtigen quadratischen Steinblock, unter dem oereint in einem Grabe die unbekannt Verstorbenen ruhen. An das Kreuz tritt Kamerad Rasenberg und spricht herzlich mitfühlende und auf- rüttelnd« Worte zum Gedenkender Gefallenen aller Nationen. Unsere ehemaligen Feinde stehen zur selben Stunde drüben in England und Frankreich   an den Gräbern unserer Käme- raden, versöhnt durch die Macht des Todes, zusammengebracht durch den Wahnwitz des Krieges. 11 Millionen Bäter, Sohn«, Brüder, vor deren Grab niemano in Liebe gedenken kann. Millionen, auf denen der weiß« Sandstein lastet, und die niemand mehr haben, der ihrer gedenkt. Draußen ader in den Schützengräben gingen oft unlere Gedanken über die Grabengrenzen hin zu den Franzojen oder Enzländern, die gleich uns ihrem unsichtbaren Schicksal ent-
gegenharrten. Mensch flüchtet« vor Mensch in die Gräben. Laßt über den Nationalitätcnhoß hinaus wieder die Liebe wachsen. Im Gedenken an die Gefallenen aller Nationen rufen wir hinaus in die Welt: Es muß Frieden sein. Ueber die Nationen hinweg muß Liebe uns verbinden." Am Sockel des Kreuzes legten Kameraden einen Kranz im Namen derBereinigung ehemaliger Kriegsgefangener" nieder. Die kurze Feier am Grabe der ehemaligen Feinde, an der auch Ver- treter der englischen   und belgischen Botschaft teilnahmen, war ein starkes Zeichen der im Grauen des Weltkrieges geläuterten intcr- nationalen Solidarität.___ Kommunistischer Zusammenstoß mit Schutzpolizei  . Die Kommunisten veranstalteten am gestrigen Totensonntag auf dem Michaelkirchplotz. mittags gegen 143 Uhr, eineJung- arbeiterkundgebung", die sich mit dem sogenanntenKongreß der Werktätigen" beschäftigte. Im Anschluß an dies« Kundgebung be- wegten sich mehrere Demonstrationszüge des Roten Iungsturms und der Kommunistischen Jugend zum Lichtenberger Friedhos der Rcvolutionsgefallenen. Ein Zug kam in der Königsberger Straß« mit einem Polizeioffizier des Kommandos Friedrichhain in Äonslikt. der von mehreren Jiingsturmleuten tätlich angegriffen wurde. Der zu Hilfe eilende Inspektionskommandeur wurde von den Demonstranten beschimpft und persönlich belästigt. Das Begleitkommando griff mit dem Gummiknüppel ein und säuberte nach einigem Widerstand der Komunisten, die sich u. o. mit den Fahnenstangen zur Wehr setzten, die Straße. Verletzungen erheb- licher Art sind nicht festgestellt, auch wurden keine Sistierungen vorgenommen. Die fortgesetzten Rüpeleien der Kommunisten sind auf die Dauer nicht mehr zu ertragen. Sie stellen in Wahrheit einen Mißbrauch der Versammlungssreihcit dar, gegen den sich zu wehren die Republikaner allen Anlaß haben.
Schwere Unwetter in Europa  . Au» den verschiedensten Teilen Europas   kommen Meldungen von außerordentlich schwerem Unwetterschaden. In der Gegend des Wald- und Kochelsees in Bayern  herrschte in der Nacht zum Sonntag ein überaus heftiger Föhn. Gewaltige Wasserhosen jagten bis weit ins Land hinein. Die Ortschaften S ch e e d o r f und Unterau wurden am stärksten mitgenommen und weifen schwere Verwüstungen auf. Die Häuser gleichen vielfach Ruinen. Auch am Königsee   tobte ein furchtbarer Wirbelsturm, der erst am Sonntag vormittag nachließ. Im Kanton Tessin in der Schweiz   wurden infolge der heftigen Regengüsse der letzten Wochen an verschiedenen Stellen große Ueberschwemmungen hervorgerufen. In B r e g e n z am Bodensee   hat der Sturmwind den F r ü h z u g der Linie Benzau B r e g« n z aus den Gleisen g e- warfen, wobei sechs Wagen entgleisten. Zwei Reisende wurden leicht verletzt. Im Se m m e r i n g und Schneeberggebiet wüteten drei große Waldbrände, die enormen Schaden anrichteten. In Spanien   sind schwere Unwetter niedergegangen. Fast all« Flüsse sind über die Ufer getreten. Es werden zahlreiche U n- fälle gemeldet. Neun Fischerboote zerschellten an den Uferfelsen von Sanlucar. Mehrere Menschen sind ertrunken. Ein völkischer Mörder fliichtig. Der deutsch  -völki sche Stadtverordnete Werner Dietz- Altona, der im vorigen Jahre seinen Schwager, den Kauf- mann Vollrath in Boberz. erschossen hatte, ist flüchtig geworden. Dietz, der gegen das Urteil der ersten Instanz Revision eingelegt hatte, wurde in der erneuten Verhandlung vor dem Altonaer   Schwur- gericht zu zwei Jahren Gefängnis verurteill: der gegen ihn erlassene Haftbefehl wurde aufgehoben. Dietz hatte hierauf wiederum Revision beim Reichsgericht eingelegt. Die Tragödie am Posilippo  . Die Leiche der bei dem Seilbahnabsturz be! Pafilisipo in der Nähe von Neapel   ertrunkenen Dame ist bei Santa Lucia aus den, Meere gefischt worden. Wie festgestellt wuxde, handelt es sich um eine Baronin Helene Parisch, die mit dem Schweizer  Musiker Cherbullier verheiratet war und in Ehur wohnt«. Da sie lungenleidend war, hatte sie sich i» die Behandlung de» Schweizer   Arztes Dr. Gruemhoch begeben, der auf der Insel La Gosola bei Posilippo eine Villa besitzt. Nachdem es nach verschiedenen oergeblichen Versuchen gelungen war. trotz des Sturmes die kleine Insel mit einem Boot zu erreichen, fand man Dr Gruem- bach in seinemArbeitszimmererschossen vor. Er hatte sich durch einen Revolverschuß getötet
Groß-Serliner partemachrkchten. 13. Ärei« Tempelhof Marlendorf. Der Kursus htf Ocii Dr. Sckiröder wird vs» heute(Montag) auf Freitag, den 28. Rov. verlegt. Vegwu piurttUch 7*/| Uhc.