Nr. 551+43. Jahrgang
2. Beilage des Vorwärts
Herunter mit dem Getreidezoll!
Verbilligt das Brot.
Steigert den Absatz der Jndustrie.
In den nächsten Wochen wird sich der Reichstag von neuem| Iung der Getreidezollfrage erfolgen würde. Diese mit der Festsetzung der Getreidezölle zu beschäftigen haben. Das Hoffnung ist bitter getäuscht worden. Offiziell haben die Kompromiß der Regierungsparteien vom Juli dieses Jahres läuft Verhandlungen mit Kanada noch nicht begonnen, und die Aussprache am 31. Dezember ab, und jezt müssen bald die neuen Berhand- mit Bolen kommt nicht über den toten Punkt hinaus. Selbst mit Lunger: beginnen, um für die Zeit danach eine endgültige Re- den hohen autonomen Getreidezöllen, die der Reichstag der Reichs gelung zu treffen. Diese endgültige Regelung fann nicht gut in regierung als Druckmittel in die Hand gab, war es nicht möglich, einer einfachen Berlängerung der jetzt geltenden Zollfäße für Brot- mit den beiden Ländern zu vertraglichen Abmachungen zu kommen. getreide( 50 m. für die Tonne) bestehen. Betrachtet man die Preis. Ob daran mehr der Einfluß der deutschen Schutzzoll- Interessenten entwidlung im ersten Bierteljahr des Erntejahres 1926/27, so ergibt oder die Schwierigkeiten auf seiten der anderen die Schuld trugen, fich, daß wir ist schwer zu entscheiden. Jedenfalls ist der Schwebezustand allmählich unerträglich geworden. Die dauernd beschränkte Dispositionsfähigkeit des Handels führt zu einer Berteue rung der Ware, und die immer weiter verschleppten Verhandlungen geben der schutzzollbegeisterten Bureaukratie des Reichsernährungsministeriums stets neue sogenannte handelspolitische Vorwände für ihre Zollpolitif.
ganz ungewöhnlich hohe Getreidepreise gehabt haben; ihnen ist auch eine entsprechende Teuerung von Mehl und Brot gefolgt. Es betrugen die Reichsdurchschnittspreise pro 3entner:
im
1924
1925
f. Roggen f. Beizen f. Roggen f. Belgen Auguft. 8,14 10,30 9,67 12,05 September 10,17 11,85 8,81 11,12 Ditober 11,46 11,48 8,84 10,79
˚
1926
f. Roggen f. Beizen 10,10 13,92
10,71
13,52
11,48
13,88
Der gegenwärtige Roggenpreis liegt also um 40 roz., der Weizenpreis um 30 Broz über den entsprechenden Breisen des Borjahres. Die Preise sind so hoch, daß trotz der geringeren Ernte der Geldwert des durchschnittlichen Ernte ertrages eines Heftars beträchtlich gestiegen ist. Nimmt man an, daß die Landwirtschaft ihr Getreide nach den folgenden Monats. prozentsägen verkauft, August... September
Ditober
November.
Januar
Dezember...
8 Broz.
12
"
12
9
10
10
Februar. März.
April.
Mai Juni Juli
.
11 Proz. 11
8453
Neue Konfumenten für die Industrie.
Angesichts der derzeitigen Lage der deutschen Wirtschaft muß die Arbeiterschaft jetzt eine endgültige Regelung fordern, die die gegenwärtigen Säße erheblich ermäßigt. Die Preis. entwicklung dieses Jahres hat ihr insofern recht gegeben, als auch die bis zum 1. Auguft geltenden Säge von 30 m. und 35 M. für die Tonne Roggen bzw. Weizen der Landwirtschaft einen ange messenen Ernteerlös gegeben hätten. Und die jetzt wieder einsetzende Erschwerung der industriellen Lage macht es erforderlich, der Industrie neue Konsumenten zuzuführen. Die Rückführung der Getreidezollsätze auf das Niveau, das ursprünglich 1925 von den Bollpolitikern des Bürgerblocks festgesezt worden war, ist die mindest forderung, die im Interesse einer Gejundung des deutschen Wirtschaftslebens erhoben werden muß.
( biele Zahlen, bie seinerzeit Herr Dr. Fensch vom Deutschen Land. Die Siedlungskrise im britischen Weltreich.
wirtschaftsrat auf Grund von Buchführungsergebnissen ermittelt hat, scheinen uns den Vorzug vor denen zu verdienen, von denen kürzlich das Institut für Konjunkturforschung ausgegangen ist), so ergibt sich für die ersten brei Monate des Erntejahres für die in diesen Monaten verwandten 32 Broz. des Ernteertrages folgende
Einnahmenfteigerung pro Heffar
für 1924/25 bei einem Durchschnittsertrag v. 13,5 dz cin Wert v. M. 87,65, 1225/26 17,2 97,40 . 1926/27 15.8 109,70.
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Beim Weizen ergeben sich entsprechend
für 1924 bei einem Ernteertrag von 16,4 dz pro ha M. 116,90,
1925
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1926
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21
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19
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150.90, 167,25.
Während also die Getreidepreise um 30 und 40 Proz. über den Breisen des Vorjahres liegen, liegen die Erlöse der Landwirtschaft ( infolge der verringerten Ernte) noch um 10-15 Broz, über den Borjahrserlösen. Gleichzeitig dürften auch die Erlöse aus den tierischen Produkten noch günstiger geworden sein, so daß in diesem Jahre von einer besonders ungünstigen Lage der Landwirtschaft teine Rede mehr sein tann, zumal wenn man bedenkt, daß die Kartoffelpreise zurzeit etwa 70 Broz. über den Vorkriegspreisen liegen, und daß die hohen Preise für Zucker auch der zuderrübenbauenden Landwirtschaft ein wesentlich besseres Jahr bringen werden, als das vorige Jahr war. Andererseits ist noch immer für
die Industrie feine grundlegende Besserung erfolgt. Gewiß hat der englische Bergarbeiterstreit zu einer Anregung der Wirtschaft geführt, die Hunderttausenden, die sonst ar. beitslos geblieben mären, die Wiederaufnahme der Arbeit ermöglichte. Gewiß werden die Nachwirkungen dieser fünstlichen Konjunkturwelle noch in das nächste Jahr hinüberreichen. Daß aber die Lage tritisch ist, hat gerade der letzte Berliner Arbeitsmarkt. bericht nur allzu deutlich gezeigt. Worauf es jetzt ankommt, ist vor allem die Stärtung der Rauftraft des städtischen Konsumenten für industrielle Produkte. An dieser Kauftraft zehren die hohen Lebens mittelpreise in ungebührlichem Maße. Eine Ermäßigung der Getreidezölle um 20 m2. für die Tonne würde immerhin monatlich etwa 10 Millionen Mart neuer Kauftraft in die Industrie leiten.
Als seinerzeit die Getreidezölle in ihrer jetzigen Höhe festgelegt wurden, hoffte man allgemein, daß demnächst in Handelsperttags verhandlungen mit Polen oder Kanada eine endgültige Rege
-
Dienstag, 23. November 1926
Nachfrage besteht, tommen aus dem Mutterlande so gut wie überhaupt nicht mehr, sondern aus den fontinentaleuropäischen Ländern. Bon den ,, Siedlern" aus dem Mutterlande aber, großenteils früheren Angehörigen des städtischen Mittelstandes, befürchtet man, daß sie früher oder später Schiffbruch erleiden würden, um als Lohndrüder auf dem industriellen Arbeitsmarkte wieder aufzutauchen. Jede Siedlungspolitit großen Stils muß im übrigen vorläufig schon an dem Marktproblem scheitern. Das britische Reichswirtschaftsfomitee hebt in einem Bericht über den Handel mit Lebensmitteln aus den Dominien hervor, daß die Bevölkerung der Vereinigten Staaten von Nordamerika auf 400 Millionen anwachsen müsse, um nach Maßgabe der gegenwärtigen Einfuhrverhältnisse soviel englische Waren zu verbrauchen, wie die tolonien. Zum Leidwesen der Bevölkerung der Dominien finden 27 millionen Bewohner der Selbstverwaltungsdagegen ihre Erzeugnisse nicht annähernd so guten Absatz im Mutterlande. Jeder Bewohner der britischen Inseln ist z B. durchschnittlich im Jahre 100 epfel, 70 Apfelfinen und 30 Bananen. Von den Aepfeln fommen 38 aus den Bereinigten Staaten, 25 aus dem Bereinigten Königreich, während nur 19 aus Kanada und 8 aus Australien und Neuseeland eingeführt werden. Bon den Apfelfinen stammen 57 aus Spanien , 7 aus Palästina und 3. aus Südafrika . Mittelamerika liefert 18 Bananen, 7 tommen von den fanarischen Inseln und 5 von Jamaika . In jedem Falle hat alfo eine fremde BersorgungsDominien um so schmerzlicher, als gerade der Obstverbrauch in Eng. quelle die beherrschende Stellung inne. Das ist für die land rasch wächst. Der Wert der Obsteinfuhr des Bereinigten Königreichs betrug im Jahre 1924 45 Millionen Pfund Sterling, fast piermal so viel wie 25 Jahre vorher.
Die britische Reichssiedlungskrife steht in unlöslichem Zusammenhange mit der britischen Reichswirtschaftsfrife im allgemeinen. Es handelt sich hier um Probleme, die im Rahmen des brinschen Weltreiches überhaupt nicht mehr gelöst werden können, sondern sich zu Problemen der gesamten europäisch- amerikanischen feit der Union wirft sich seit dem großen Kriege mit gewaltiger Kulturwelt auszuwachsen begonnen haben. Die UnabhängigBucht auf die mehr oder weniger immer noch im Stadium überlebter Kolonialwirtschaft festgehaltenen übrigen überseeischen Tochterstaaten Englands nachträglich aus. Dominien brauchen Bewegungsfreiheit sowohl für den Absah ihrer Erzeugnisse auf allen nichtbritischen Märkten wie für die Heranziehung geeigneter Einwanderer aus allen Teilen der europäisch- amerikanischen Kulturwelt.
D. C.
Mit unerwarteter Schnelligkeit sind die erst seit menigen Wochen schwebenden Berhandlungen zwischen Deutschland und Frankreich über die Bildung eines Rohaluminiumfartells zum Abschluß gelangt. Zwischen der deutschen Alumiumindustrie und schon seit langer Zeit eine Art Interellengemeinschaft. der Aktiengesellschaft Neuhaufen in der Schweiz bestand ja die dadurch zum Ausdruc tam, daß beide Firmen sich gegenseitig über die jeweiligen Preise geeinigt haben. Auch die fürzlich vor genommene Breissentung für Hüttenaluminium, die von den deutschen Erzeugern angeregt worden ist, wurde im Einverständnis mit der schweizerischen Gruppe vorgenommen. Die maßgebenden europäischen Erzeuger find also in der Organisation vertreten: für Deutschland die dem Reich gehörenden Werte Lauta und Innmerte und das im Besiz der Farbenindustrie befindliche Bitter felder Werk; für die Schweiz die Aftiengesellschaft Neuhausen, für England die British Aluminium Co. und für Frankreich die Aluminium Française. Das Ge schäftsbureau befindet sich in Neuhausen in der Schweiz , während der Aufsichtsrat seinen Siz in Paris hat.
F
Zu viel Land zu wenig Menschen! der starke Rüdgang der Auswanderung von Eng Zu den eigentümlichsten Erscheinungen der Nachkriegszeit gehört land nach den überfeeischen Teilen des britischen Welt reiches, trok immer nachdrücklicherer Begünstigung durch öffentliche Körperschaften. Nach der letzten Bolkszählung fommen auf eine Quadratmeile( gleich etwa 2,5 Quadratkilometer) im Bereinigten Königreich 389 Personen in England und Wales allein 600 hingegen meniger als zwei auf dem australischen Festlande, 2,45 in Ranada und 2,27 in Neuseeland . Die füdafrikanische Union , die 473 000 Quadratmeilen umfaßt, hat eine Bevölkerung von nur 6928 000 Menschen. Von den 58 778 900 Briten , die über ihr Weltreich verstreut find, leben nicht weniger als 47 300 000 im Vereinigten Königreich , einschließlich Jrlands. Seit Mai 1922 ist nun bas britiſche Reichs lieblungsgefeß in Kraft, wonach sich das Mutterland im Rahmen einer Gesamt ausgabe von drei Millionen Pfund Sterling jährlich bis zur Hälfte ihre Ansiedlung in den Dominien beteiligen will. Mit den einan allen öffentlichen Unterstügungen für britische Auswanderer und zeinen Dominien wurden in der Folge besondere Siedlungs-( benannt nach dem Schazsekretär Mellon, der gleichzeitig Präsident abfommen getroffen; das wichtigste davon ist das, das im April 1925 mit der australischen Bundesregierung zu ſtandekam. Diese wurde dadurch instandgesezt, den einzelstaatlichen Regierungen zu billigem Binsfuß mit Anleihen in einer Gesamthöhe von 34 Millionen Pfund Sterling beizustehen, um in ihren Mutterlande, wozu 34 000 Familien gehören sollen, anzusiedeln. Gebieten im Laufe von fünf Jahren 450 000 Einwanderer aus dem
Der Bericht des britischen Uebersee- Siedlungs- Komitees für das Jahr 1925 fommt nun aber zu dem Schlusse, daß die bisherigen Ergebnisse der Reichssiedlungspolitik weit hinter den Erwartungen zurückblieben. Trotzdem die Fahrpreise nach allen Häfen der Dominien für unterstüßte Auswanderer start herabgesetzt worden waren, im Falle Kanadas von 15 auf 3 Pfund Sterling( von 300 auf 60 M.), und in ebendem Maße auch die Eisenbahnfahrpreise ins Innere, blieb die Auswanderung im Vergleich zur Borkriegszeit unbedeutend. Im Jahre 1913 hatte England 285 045 Menschen an die überseeischen Teile des Reiches abgegeben: im Jahre 1924 wandten sich nur mehr 32 217 Auswanderer dorthin, und ganz außerordentliche Anstrengungen öffentlicher Unterstützungen fonnten diese Ziffer 1925 erst wieder auf 105 225 heraufschrauben. Statt der 3 Millionen Pfund Sterling, die das Uebersee- Siedlungs- Komitee jährlich ausgeben darf, fand es im Jahre 1925 nur Gelegenheit zur Aufwendung von 497 935 Pfund Sterling.
Worauf ist dieser offenbare Mißerfolg der britischen wachsende Abneigung der Arbeiterschaft in den Dominien gegen Reichsfiedlungspolitik zurückzuführen? In erster Linie auf die jegliche unterstützte Einwanderung aus dem Mutterlande. Landwirt fchaftlich geschulte Kräfte und Hausangestellte, für die allein eine starte
Der größte Aluminiumerzeuger der Welt, die Aluminium Company von Amerika , zu der auch der bekannte Mellon- Trust diefes aluminiumproduzierenden Unternehmens ist) hat sich dem Syndikat nicht angeschlossen. Angeblich sollen formale Gründe mit Rüdsicht auf die Gesetzgebung in den Bereinigten Staaten für die Ablehnung maßgebend gewesen sein. Von den übrigen Aluminiumherstellern in Europa ift Norwegen , das unter amerikanischer Kontrolle steht, und Italien , das wahrscheinlich ein eigenes Kartell bilden wird, außerhalb des Synditats geblieben. Bahlenmäßig verfügt das europäische Kartell über eine Erzeugung von zirfa 85000- metertonnen auf Grund der Angaben für das Jahr 1925. Bei dieser Ziffer ist Deutschland mit annähernd 25 000 Tonnen beteiligt, während für das Jahr 1926 nach Meldungen der Reichswerte selbst mit einer Erzeugung von mindestens 45 000 Tonnen gerechnet werden muß. Die Vereinigten Staaten fontrollieren einschließlich ihrer Erzeugung in Kanada und in Norwegen 95 000 Tonnen. Der Mellon- Trust will mit Hilfe feiner neuen Anlage in Kanada insgesamt auf eine Jahreserzeugung von 150 000 Tonnen
tommen.
Die dem Kartell angeschlossenen Firmen haben die Absicht, die Preise und den Ablaß au fontrollieren und außerdem gemeinsam thre technischen Erfahrungen auszutauschen. Daneben soll statt des bisherigen Konkurrenztampfes eine großzügige gemeinschaftliche Werbetätigkeit für den Berbrauch von Aluminium in allen Ländern entfaltet werden. Vor allem will man den Konsum in der Elettroindustrie mit Rücksicht auf das Kupferfartell und in der Sinnfoliefabritation in Anbetracht der nicht vorgesehen, und man braucht daher auch nicht an eine Preishohen Zinsturse fördern. Eine Kontrolle der Erzeugung ist bisher erhöhung zu glauben, meil ja die Hersteller, die der neuen Organi fation angehören, viel eher darauf bedacht sein müssen, den Umsatz
F.KUKENTHAL
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A BC
Haben Sie in letzter Zeit unfere TUFUMA geraucht? Im Gefchmack befonders blumig und mild,
in der Packung unferem altberühmten Sortiment angepaẞt, fo ift fie feit einigen Wochen auf dem Markt!
6 Pfg.
ein mäßiger Preis für eine folche Qualität.
TUFUMA A- BATSCHARI
CIGARETTENFABRIK A G