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Dienstag

23. November 1926

Unterhaltung und Wissen

Die Heiligsprechung.

Erzählung von Otto Krille.

Der Meister feufzte, als das Dienstmädchen wie gewöhnlich am Bormittag den gefüllten Briefforb auf den alten Bauerntisch in der Ede des Ateliers stellte und geräuschlos verschwand. Sicher wieder taufend Richtigkeiten, die viel Zeit beanspruchen und die Schaffens ftimmung beeinträchtigen! Die fleinlichsten Dinge von der Schatten­feite des Ruhmes, die einem doch niemand abnehmen fann. Der Kernfluch, mit dem er den Pinsel hinwarf und sich anschickte, den Weizen von der Spreu des Briefsegens zu sondern, galt zur Hälfte den Schreibern, zum anderen Teil seiner eigenen Schwäche, die ihn doch nicht ruhig weiterarbeiten lassen würde, bevor er nicht alle Süllen erbrochen und ihrer Geheimnisse beraubt hatte. Mit Be­hagen zerriß er die Geschäftsanzeigen der Kunsthändler, eine kleine Späte, aber doch wohltuende Rache für jahrelange Demütigungen. Schreiben der Akademie, Gesuche un Befürwortung eines Stipen diums, es war der altgewohnte Einlauf, der da verschwenderisch auf den Tisch quoll. Endlich winfte wie eine verlockende Frucht unter raschelndem Laub ein Briefchen mit eigensinnig steilen, faft männlichen Schnörkeln. Er betrachtete intereffiert die antiquiert vor­nehme Form des Umschlags. Vielleicht entschädigte er für den ganzen übrigen Blunder. Leopoldine G..., Billa Pussy am... see" stand auf der Rückseite. Was will also diese Leopoldine ?

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,, Hochverehrter Meister! Die Zeitungen verkünden Ihren Ruhm bis in meine Einsamkeit. Wenn ich auch fast zwei Jahrzehnte feinen persönlichen Anteil mehr an dem Kunstleben unserer geliebten Isar­stadt nehmen konnte, so hängt doch mein Herz noch zärtlich an allem, was an die schöne Zeit, unsere schöne Zeit erinnert. Alle Namen aus jenen Tagen weden unnennbare Gefühle. Schmeichle ich mir doch, vielen heute geschäßten Künstlern und auch Ihnen, verehrter Meister, eine gute und auch nüzliche Freundin gewesen zu sein. Ich hege die vielleicht unbescheidene Hoffnung, daß Sie sich meiner fleinen, aber für jene Zeit nicht unwesentlichen Dienste erinnern. Nur darum wage ich es, Ihnen die Bitte zu schreiben, die mir schon lange das Herz drückt.

Während eines mehrtägigen Ausfluges an den mir nun zur Heimat gewordenen... see malten Sie einmal ein nach dem Urteil Ihrer Freunde gut gelungenes Brustbild von mir. Da es damals für Sie eine schöne Talentprobe war, fand ich nicht den Mut, Sie um Ueberlassung des Bildes zu bitten. Heute, da mir das Glück ein ruhiges und forgloses Leben geschenkt hat, wäre mir das Bild nicht nur tröstlicher Abglanz meiner verflossenen romantischen Jugend, sondern auch ein liebes Andenken an den verehrten Meister.

Sollte es Ihnen möglich sein, mir mitzuteilen, wo sich das Bild befindet, oder, was ich taum zu hoffen wage, es mir zu verschaffen, so würde niemand glücklicher fein als Ihre ergebene Pussy.

Erinnerung ist mein einziges Glüd."

Wir traus und zierlich das alles auf den kleinen Bogen zu­sammengebrängt war! Der Meister lächelte. 3hm war, als seien die Buchstaben winzige Marionetten, die einen der alten, halbvergeffenen Walzer auf dem lila Papier in verhaltener Grazie tanzten. Er lehnte fich mit heiterer Stirn zurüd und sann. Pussy! Leopoldine ...! Mein Gott, er war auch jung gewesen, aber so groß war die Schar der Frauen doch nicht, die ihm die Jahre des Ringens verfüßten. Und doch wollte es ihm nicht glücken, das Bild dieser Leopoldine G... von den Schleiern der Vergessenheit zu befreien. Er drehte und drehte das Briefchen, bis mit einem Male ein herrlicher Sommer­morgen am see vor seinen Augen stand. Kein Zweifel, fie war es, die ihre Freunde Pussy nannten. Daß er nicht sofort an sie gedacht hatte! Sie allein von allen Mädchen, die er gefannt hatte, fonnte solche artige Briefchen schreiben, sie, die Geliebte und mütter­liche Freundin zugleich sein fonnte, weil sie fast zehn Jahre älter war als er! Bussy, die Seelsorgerin, wurde sie auch von den jungen Akademiefüchsen genannt, weil es ihr Stolz war, mit ihrer Gunst eine Art Borsehung für den Beglückten zu verbinden. Wehe dem, der sich einfallen ließ, zu faulenzen, wenn er sich ihrer Freundschaft erfreute, und wehe dem Talentlosen! Ihm sagte sie unerbittlich, daß es für ihn besser sei, das ehrfame Handwerk des Anstreichens zu pflegen, als den aussichtslosen Kampf um die Gunst der spröden Artemisia fortzusetzen. So tam es, daß ihr Tadel gefürchtet und ihr Lob begehrt war, und zwar in einem Maße, dessen sich kein Akademieprofessor erfreuen fonnte. Pussy liebte, Pussy nähte, Pussy räumte das Atelier auf. Buffy kritisierte, Pussy war der gescheiteste und uneigennüßigste Ratgeber.

Ja, ein Stüd jenes Fleißes, der Genie heißt, verdankte der Meister wohl ihr.

Jener Sommermorgen am. fee erwachte mit allen Lichtern wieder in ihm. Der herrliche Duft vom See, über die Obstbäume hinweg im strahlendsten Sonnenschein die Bergwand, weitab von dem kleinen Gasthof das Geschrei und Gelächter der Kameraden und ihrer Freundinnen, und vor ihm Pussy, frisch wie der Morgen selbst, das Haar aufgelöst und den entzüdenden Hals durch die kofett ge öffnete Bluse seinen Blicken preisgegeben. Als büßende Magdalena öffnete Bluse seinen Blicken preisgegeben. Als büßende Magdalena selle er sie malen, hatte sie mit übermütigem Scherz verlangt und dazu einen Augenaufschlag getan, der Buße und Versuchung in eins zusammenfchmolz. Das fertige Bild hatte in jedem Pinselstrich die Dankbarkeit des Schöpfers ausgedrückt.

Die Erinnerung machte dem Meister warm. Bergessen war die Arbeit auf der Staffelei. Er schritt sich wiegend durch das Atelier, pfiff zahllose Melodien vor sich hin, blieb dann plötzlich wieder stehen und lachte laut auf.

Wo aber war das Bild hingekommen? Befand es sich unter dem Berge von Skizzen und anderen Kunstabfällen, die er bei seinem Umzug in die bürgerliche Welt des Billenbesizers großmütig seinem Leibhändler hinterlassen hatte? Dann war faum eine Hoffnung, es wieder aufzufinden. Wie war es nur möglich, daß der Mensch so die Reliquien seiner heiligen Stunden mißachten und in Verlust gehen lassen konnte! Und wie wertvoll, menschlich und künstlerisch wertvoll jene Zeit gewesen war, empfand der Meister mit stürmischer Gewalt in dieser Stunde. Ach, noch einmal schaffen können nach dem Impuls des Augenblicks, ohne an die Forderungen der Deffentlichkeit, die muffigen Ronventionen des berühmten Akademielehrers gebunden zu jein! Wie wohl es tat, wieder einmal an die Zeit der Freiheit nur erinnert zu werden!

In diese Betrachtungen fuhr plötzlich ein Donnerschlag der Er­fenntnis, der den Meister vor Freude und Erwartung beben ließ. Hatte nicht die Frau Oberin des Klosters am... fee, wo er feit seiner Studienzeit regelmäßig im Sommer ein paar Wochen zuzubringen pflegte, ihm vor einigen Monaten geschrieben, ob er die Kiste mit

Malgerät, Entwürfen, zehnfach übermalten Pappdedeln und Lein­wandfezzen noch brauche, obschon sie jahrelang nicht angerührt worden sei. Wenn Pussys Bildnis noch vorhanden war, fonnte es nur in jenem Grab seiner ersten Talentsplitter enthalten sein. Wie gut, daß er nicht mehr an den Brief der Oberin gedacht hatte, sonst wäre sein Beschluß, den Inhalt der Kiste verbrennen zu lassen, wohl längst ausgeführt.

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Ganz in verwunderlichem Gegensatz zu seinem Abscheu vor dem Briefschreiben saß Meister Franz Xaver in weniger als drei Ge­dankenspannen am Tisch und teilte Frau Leopoldine G... in Villa Pussy am. fee in fast jugendlich zarten Sätzen mit, daß ihr Bildnis sich vermutlich in ihrer nächsten Nähe befinde, daß er sich freue, fie wiederzusehen und daß er sie am Mittwoch nachmittag 2 1hr 30 Minuten auf der kleinen Bahnstation am See, wo er ankomme, erwarte, um mit ihr das Kleinod zu suchen.

Als der Brief bereits zur Post war, tamen dem Meister Be­denken, ob er sich damit im Hinblick auf seine Frau und die heran­wachsenden Töchter sowie seine Stellung als Afademieprofessor nicht eine anstößige Extravaganz geleistet habe, diese Erwägungen tamen indessen zu spät. ( Schluß folgt.)

Die Subsidien der DAZ.

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2007

Das Geld vom Auswärtigen Amt ist eingetroffen. Jetzt einen fräftigen Schimpfartikel gegen die Regierung, um die Unabhängigkeit der Presse zu beweisen!"

Niederländisch- Indien.

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Sumatra , namentlich an der Nordspize, in Atschin, an der Tages­Während in früheren Jahrzehnten Kämpfe der Holländer auf ordnung waren, hatte sich in Java die Bevölkerung, deren Sanft­mut stets hervorgehoben wurde, scheinbar mit ihrem Schicksal aus­gesöhnt. Bor mehr als hundert Jahren hatte es auch dort einen langwierigen Krieg gegeben, der aber 1830 mit dem Erfolge der Holländer endigte. Wenn jetzt ein kommunistischer" Aufstand aus­gebrochen ist, so kann man diese Erhebung wohl auch als eine Folge des Weltkriegs ansehen: die Verwendung nichteuropäischer Soldaten, die rücksichtslose Bekämpfung der Auslandsdeutschen, die Tatsache, daß der Krieg mit der Enthronung dreier mächtiger Herrscher geschlechter endete, alle diese Momente müssen auch in naiv den­fenden Köpfen Phantasien von Unabhängigkeitsmöglichkeiten aus­gelöst haben, zumal wenn Beschwerden über Behandlung durch die Kolonialmacht vorhanden sind. Die Kämpfe der javanischen Kom­munisten" werden wohl schwerlich zur Erringung von Freiheit zipien ihrer Kolonialregierung einer Durchsicht zu unterziehen. führen; hoffentlich sind sie für Holland eine Mahnung, die Prin Der wohlmeinende Verfasser des Kapitels Niederländische Kolonien" in dem wenige Jahre vor Kriegsausbruch heraus­gegebenen Sammelwert Nederland" führt das Wort eines Kolonial­ministers an: Es ist etwas Wunderbares, daß ein so kleines Land ein so großes Kolonialreich größer als Deutschland und Destere reich- Ungarn zusammengenommen beherrschen kann." Die Er flärung hierfür liegt in dem Umstande, daß die Inbefignahme durch die 1602 errichtete Ostindische Kompagnie zu einer Zeit erfolgte, wo asiatische Völker noch leicht zu besiegen waren, und daß die Biel­heit der einheimischen Fürstenregierungen ein Ausspielen des einen gegen den anderen ermöglichte. Immerhin war Ende des 18. Jahr hunderts nur Java fester Besitz geworden, während auf den anderen großen Inseln Sumatra , Borneo , Celebes nur Handels­fattoreien mit geringem Landbesig vorhanden waren. In die eigent liche Landesverwaltung mischte fich die ausschließlich auf Handels­gewinne bedachte Kompagnie so wenig als möglich. Anfang des 19. Jahrhunderts übernahm der holländische Staat die Erbschaft der Gesellschaft, mußte allerdings von 1811 bis 1815 den Besiz den Engländern überlassen, bis der Pariser Frieden die Inseln den Holländern zurückgab. Nach der Niederschlagung des 1825 ent­brannten Aufstandes in Mitteljava- Dichotschakarta und Surakarta wurde die Macht der inländischen Fürsten sehr beschnitten. Im Laufe des 19. Jahrhunderts hat dann die militärische Besetzung und friedliche Durchdringung aller Teile des Archipels stetige Fort fchritte gemacht allerdings in jenem tapitalistischen Geiste, den die Kolonialaeschichte aller europäischen Völker aufweist. Bekannt ist, daß ein Beamter der indischen Kolonialverwaltung auf Grund seiner 17jährigen Tätigkeit auf Java in diese Zustände hineinleuchtete: der Roman Max Havelaar " von Multatuli ( Pseudonym für Edouard Dekker) hat nicht mur in Holland , sondern in allen zivili­sterten Staaten das größte Aufsehen gemacht.

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Java, das mit der kleinen öftlich gelegenen Insel Madura ein Berwaltungsgebiet bildet, erreicht mit seinen 2400 Quadratmeilen nur ein Viertel von der Fläche Sumatras und der dazugehörigen Pleinen Inseln, ist aber wegen seiner Volkszahl und feiner mirt­schaftlichen Bedeutung die führende Insel. Dies geht schon aus der

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Beilage des Vorwärts

Bevölkerungsziffer hervor: mehr denn 30 Millionen gegenüber 4 Millionen auf Sumatra . Zahlen, die in dem angeführten Standardwerk gegeben werden, lassen die Verteilung der Volkszahl Javas auf die verschiedenen Rassen wie folgt erscheinen: Europäer 65 000, darunter aber 53 500 in Niederländisch- Indien geboren, in anderer europäischer Nationen zusammen. Chinesen sind auf Java Europa geboren 7000 Holländer, der Rest setzt sich aus Mitgliedern 300 000 vorhanden, Araber 20 000. Sie sind entweder die rechte Hand" des Europäers oder, im Handel tätig, doch gibt es auch chinesische Grundbefizer. Dieser geringen Gesamtzahl fapitalfräftiger Individuen steht nun die Millionenzahl( 30 Millionen) Eingeborener gegenüber, die den Boden bebauen, in den Zuckerfabriken arbeiten usw. Ihre wirtschaftliche Kraft ist gering. Welche Werte und Ge­Java- und Sumatratabat hatten einen Verkaufswert von 70 Mil­minnstadien vorkommen, lehrt eine Ziffer aus dem Jahre 1907: lionen Gulden, während der Produktionswert sich auf 56 Millionen Gulden belief.

Die Eingeborenen gehören zur malaiischen Rasse; nach der Sprache unterscheiden sie sich in Javaner( Mittel- Java ), Sunda nesen( West- Java) und Maduresen( Ost- Java und Madura). Sie find Anhänger des Islam ; nachdem 1405 die Mohammedaner sich des Landes bemächtigt hatten, verfolgten malaiische und arabische Geist­liche die alte indische Religion( Buddhismus , Tempelruine Boro­Budor) und zwangen den Unterworfenen ihre Religion auf. Die Widerstrebenden wanderten nach der nahen südlich gelegenen Insel Bali aus, wo noch heute der Buddhismus seine Anhänger hat. Für die Erforschung der vormohammedanischen Zustände auf Java liefert daher Bali eine besonders wertvolle Ausbeute.

Hamsuns erste Amerikareise.

P. D.

Aus der ersten deutschen Biographie des nordischen Dichters Rnut Hamsun von Carl David Marcus, dic foeben im Soren Verlag, Berlin- Grunewald, erschienen ist.

Nachdem er der Schuhmacherei überdrüssig geworden war, be­gann er seine Wanderjahre; er tritt in einem Fischerdörfchen als Kohlenauslader auf, er reist durch das halbe Land, verweilt nirgends besonders lange, wird von der Not und von einem inneren Drang vorwärts getrieben. Während dieser Wanderjahre war er Lehrer, Angestellter bei einem Landrat, Steinbrecher, Wegabeiter u. a. m. Einmal war das Glück ihm gewogen, er fand einen Mäzen, der ihn auf eine Auslandsreise schickte.

Nach all diesen Erwerbsversuchen und sicherlich manchen heim­lichen Schreibereien wird er der Verdienstmöglichkeiten seines Heimatlandes überdrüssig, greift den alten Familiengedanken wieder auf und wandert, 22 Jahre alt, nach Amerika aus, zunächst in der Absicht, Prediger der Unitaristensefte zu werden. Das soll ihm nicht gelungen sein, und nun beginnt dasselbe Leben wie in Norwegen , nur unendlich viel schwerer, lebensgefährlicher, der furchtbare Kampf eines Emigranten um seine Eristenz, um sein Leben unter Ausübung jeder denkbaren und undenkbaren Arbeit. Aber alle, die Hamsun während dieser seiner ersten Amerikaperiode fannten, erzählten, daß sie selten einen so hübschen jungen Menschen gesehen haben, der so mit wißigen Einfällen überraschte und über eine so glänzende Laune und ansteckende Lebensfreude verfügte. In seinen Freistunden arbeitete er schriftstellerisch. Es ist nicht ausgeschlossen, daß er glaubte, in der gewaltigen Menschenmasse Ameritas leichter ein Publikum zu bekommen, als in dem uns befchreiblich schmach bevölkerten Baterlande. Es wird von ihm berichtet, daß er wie ein Berserker schrieb, dann alles zerriß, was er während der Nacht verfaßt hatte, weil es in feiner Weise dem entsprach, was er mit dem geschriebenen Wort hatte sagen wollen. Schließlich aber brachen seine Kräfte. Eines Abends, als er mit gewaltiger Stimme auf einem Basar in Minneapolis Auktio­natordienste verrichtete, fühlte er, wie etwas in seiner Brust entzmei Aerzte stellten die Diagnose: galoppierende Schwindsucht und nur fprang; er fing an Blut zu spuden, wurde bettlägerig, und die noch etwa drei Monate Leben! Er müßte sich sofort auf den Weg machen, wenn er Norwegen noch erreichen wollte.

Knut Hamsun machte sich wirklich auf den Weg, ohne sich besonders darum zu fümmern, was die Aerzte festgestellt hatten. Er gebrauchte eine höchst merkwürdige Kur, auf die er sich zum Glück fein Patent geben ließ. Er stellte sich nämlich auf die Loko­motive, die drei Tage brauchte, um New York zu erreichen, und ließ während der Fahrt den starken Luftstrom in seine Lungen ein­dringen. Er selber behauptet, daß er bei seiner Ankunft in New York schon halbwegs gesund war. In Norwegen wurde er, nach­dem er sich einige Monate ausgeruht hatte, vollständig gesund; die Diagnose dürfte unrichtig gewesen sein. Das war im Sommer 1885.

Maße als gerade im Reiche der Technit der Spruch, daß das Beſſere Der Kampf um die Dampflokomotive. Nirgends gilt in höherem der Feind des Guten sei. So ist es auch kein Wunder, wenn an einer so ehrwürdigen Maschine, wie es heute die Dampflokomotive schon iſt, immer wieder herumgedoktert wird, um ihr Leben, das durch jüngere. und erfolgreichere Konkurrenten arg bedroht ist, zu verlängern. Auf der Berkehrsausstellung in München war im vergangenen Jahre eine Hochdruckdampflokomotive zu sehen, die für eine Betriebs­Spannung von 60 Atmosphären eingerichtet war und mit Recht be­wundert wurde. Die bisher im Betriebe befindlichen Maschinen arbeiten nur mit Ueberbrucken von 10 bis 15 Atmosphären. In diesen Tagen hat nun die Deutsche Reichsbahn bei der Berliner Maschinen­fabrit A.-G. vorm. Schwarzkopff eine Dampflokomotive für einen Betriebsdruck von 100 Atmosphären in Auftrag gegeben. Man er­wartet von dieser Maschine, die für eine Dauerleistung von 2000­Pferdestärken gebaut wird, große Ersparnisse an Kohlen, und man erhofft eine wesentliche Steigerung der Betriebssicherheit und andere Vorteile. Diese Versuche zeigen, wie stark der Wettbewerb der ein­

zelnen Fabriken und Systeme untereinander ist.

Jahre 1924 wurde zum erstenmal in Deutschland eine Turbinen­Auf der großen Eisenbahnausstellung in Seddin bei Berlin im lokomotive gezeigt. Sie war nach dem System des Schweizers 3oelly bei Krupp in Essen erbaut worden und bildete das Glanzstüd der Ausstellung. Bon der Einführung dieser Maschinen versprach man fich Rohlenersparnisse von 30 bis 50 Broz. Nunmehr hat die Münchener Lokomotivfabrit von Maffei eine ähnliche Maschine für eine Leistung Don 2500 Pferdestärfen gebaut, die jetzt mit ihren Versuchsfahrten be montiert. Die Welle trägt fowohl die Vorwärts. als auch die Rück­gonnen hat. Die Triebturbine ist über dem vorderen Drehgestell wärtsturbine. Bei einer Stundengeschwindigkeit von 120 Kilometern macht die Welle nicht weniger als 150 Umdrehungen in der Sefunde, also 9300 Umdrehungen in der Minute. Der Abdampf wird in den zu beiden Seiten des Kessels eingebauten Oberflächenfondensatoren niedergeschlagen und von hier in den Speisewasserbehälter geführt. Alsdann muß er mehrere Borwärmer durchwandern, bevor er wieder in den Kessel zu neuer Arbeitsleistung gelangt. Der Tender ist als Be­rieselungstühlanlage ausgebildet, um das zur Kondensation nötige Kühlwasser ständig auf der gewünschten Temperatur zu halten.

Hochdrucklokomotive und Turbinenlokomotive ringen miteinander, jedem Falle aber handelt es sich um eine Revolutionierung des um die fünftige Gestaltung der Dampflokomotive zu bestimmen. In Dampflokomotivenbaus. W. M.

Die Vögel als Wetterpropheten. Die neueren Untersuchungen haben gezeigt, daß die prophetische Eigenschaft mancher Bogelarten in bezug auf einen kommenden Wetterumschlag von dem Druck der Atmosphäre auf ihre Nerven herrührt.