Donnerstag
25. November 1926
Unterhaltung und Wissen
Champion.
Bon Paul J1g.
-
Als Timmermann feinen epochemachenden" olympischen Sieg errang, wurde er plöglich Gegenstand genealogischer Betrachtungen. Nicht nur die nationale, die Presse aller Kontinente beschäftigte fich mit ihm. Sein Ruhm reichte von Hertogenbosch bis Sydney . Die Berichterstatter entdeckten wunderbare Zusammenhänge. Wendungen wie:„ Schon als fünfjähriger Knabe pflegte er im Fluge über alle Gräben zu setzen," Mit zwölf Jahren erblickte er im Läufer von Marathon sein erhabenstes Borbild" waren an der
Tagesordnung. Aber auch seinen Vorfahren wurden dergleichen Tugenden nachgerühmt, namentlich jenem Feldscher Timmermann, der nach der Schlacht bei Moot im Dauerlauf die erste Kunde vom Falle der Nassauer nach Hertogenbosch brachte.
Kurz, Zimmermann wandelte sich vom Namen zum Begriff. ,, Der läuft wie Zimmermann!" ward zur stehenden Redensart. Junge Mütter, wenn sie die Arme ausbreiteten, um die ersten Schritte ihrer Kleinsten zu überwachen, riefen selig: D, min soet Timmermannfche!"
Seit Piet Paaltjens hatte in den Niederlanden fein Name solche Bolkstümlichkeit erlangt. Es versteht sich von selbst, daß die Königin ihn eigenhändig zu seinem weltbewegenden Sieg beglückwünschte und schalthaft durchblicken ließ, daß es ihr eine große Freude sein werde, bei seinem fünftigen Erstgeborenen Patin zu stehen. Die Rückkehr von der Olympiade nach Hertogenbosch gestaltete sich zum Bolksfest. Timmermann wurde vom Bahnhof im Triumph zum Rathaus getragen, wo ihn der Schultheiß in begeisterter Ansprache als Zierde der Stadt willkommen hieß. Er wußte nicht, wie ihm geschah. In allen Auslagen waren Bilder des berühmten Läufers zu sehen. Das originellste zeigte ihn im Schoße der Familie. Als dreizehntes Kind( Ironie des Aberglaubens!) eines spindeldürren Schneidermeisters und dessen rundlicher Gattin war er bis dato dem väterlichen Berufe treu geblieben. So viele Hertogenboscher liefen in Hosen herum, die der gefeierte Champion genäht und gebügelt hatte. Ein anderer als der übliche Fettglanz lag auf diesen Kleidungsstücken. Die Schneiderei Zimmermann nahm denn auch einen ungeahnten Aufschwung, obwohl der neugebadene Weltmeister nicht länger mit gefreuzten Beinen auf dem Ladentische faß. Schon war er ummorben von amerikanischen Filmgesellschaften, und nur fein echt niederländischer Bürgerstolz hielt ihn davon ab, den fünfbis sechsstelligen Dollarlocumgen Folge zu leisten. Hatte er nicht ohnebies herrliche Aussichten?
Einen Monat später ereignete sich die Katastrophe. Uneingeweihte, das heißt, sämtliche Zeitungsschreiber, gaben feine fulminante Niederlage gegen den Kanadier D. Hara Pingpong als Ursache an. In Wahrheit lief es auf eine simple Liebesgeschichte hinaus.
Timmermann hatte einen Schulfreund Oliver van der Butte, der den Hertogenboscher Goldschmiedstreifen angehörte. Ihm verdankte Der ehemalige Schneiderlehrling seine sportliche Ausbildung. Oliver versuchte den Freund erst für das Bogen zu intereffieren. Als er ihn durch die Arbeit am Bunching- Ball genügend vorbereitet wähnte, forderte er Timmermann eines Tages zum Kampfe heraus, in den dieser nur zaudernd einwilligte. Um das zaghafte Bürschchen zu reizen, brachte er ihm gleich einen zünftigen Kinnhafen bei. Die Wirkung war verheerend. Der Anfänger taumelte an die Wand, spuďte Blut und fiel in Ohnmacht. Hierbei erreichte ihn sein Schicksal in Gestalt der Jungfrau Birginie van der Butte, die fich um den Ohnmächtigen mühte und ihm, als er die Augen furchtsam wieder aufmachte, eine noch weit gefährlichere Bunde schlug. Wie aber hätte ein Schneidergefelle die Liebe der vornehmen Sportlady gewinnen sollen?
Da feßte ein, was in feinem Lebensabriß zu finden war: ein heroisches Ringen mit seines Körpers Erbärmlichkeit. Faustkampf? Nein. Dazu war er entschieden zu schmächtig. Aber weshalb sollte er es nicht mit seinen Beinen wagen? Leichtfüßig gleich einer Gazelle, versuchte er sein Heil mit Laufen. Er hätte es wohl auch als Modekünstler probieren fönnen. Was aber war in den Augen eines Mädchens von heute selbst ein Poiret im Bergleich zu Carpen
tier? Von anderen Künstlern gar nicht zu reden!
Bald sah ihn die reizende Butte mit ganz anderen Augen an, und zweifellos hätte er sein höchstes Ziel erreicht, wenn nicht zur Unzeit Pingpongs Herausforderung gefommen wäre.
,, Sie werden den Kanadier schlagen, nicht wahr? Ach, bitte, bitle, mir zu liebe," drang Virginie graufam, rekordlüstern auf den jüngsten Helden der Arena ein, der sich so gerne einige Zeit unumstritten der Sonne feines Ruhmes erfreut hätte. Statt erst sein Glück zu starten, ihr fühn zu entgegnen:„ Nach unserer Hochzeit, jal" trat ber unfelig Liebende schweren Herzens gegen feinen gefährlichsten Rivalen an. Das Handicap war zu groß, denn Bingpong tämpfte ja nur um den Weltmeistertitel, den er spielend gewann. Timmermann brach vor dem Ziel kläglich zusammen. Er fehrte nicht mehr nach Hertogenbosch zurück. Der stolzen Virginie van der Buite vor die Augen zu kommen, durfte er vollends nicht wagen. Sie hätte ihn vielleicht mitleidig gefragt:„ Gedenken Sie wieder in die Werkstatt Ihres Vaters einzutreten?" Um den eben noch himmelhoch Gefeierten entstand ein furchtbares Vakuum. Selbst die Filmleute wollten nichts mehr von ihm wissen. Was mochte gar die Königin, der Schultheiß seiner Vaterstadt von ihm denken?
Sic transit gloria mundi.
-
zum Opfer fielen, durch eine Diät angreifen fönne und müsse; aber in diesem Jahre erfuhr man durch die Großtat zweier deutscher Forscher Minkowity und von Mehring in Straßburg , daß der Sig" der Erkrankung die irgendwie gestörte Bauchspeicheldrüse ist, ein unter und hinter dem Magen gelegenes Organ, dessen in den Nahm man einem Tier die Drüfe heraus, wurde es zudertrant, wenn Darm gelangender Drüsensaft das Hauptagens der Verdauung ist. auch nur wenige Stunden- denn dann starb es; nahm man ihm einen Teil, blieb es am Leben, murde aber zuckerfrant. Und so erfuhr man in stetigem Fortschritt, daß diese Drüse das wesentliche Organ für die Verwertung des zu verdauenden Zucers und die Mehle ist, wenn auch nicht durch jenen Verdauungsfaft, sondern ein zweites von ihm produziertes Substrat. Bor wenigen Jahren haben dann zwei Forscher in Toronto in Kanada die Konsequenz der Gesamt
Das neue Kreditsystem.
In Berliner Geschäften wird jetzt ein neues Krediisystem eingeführt.
Herg
Ausgabe von
Kreditheften
Marx
Ihren kann ich feinen kredit mehr geben, Sie haben Ihre Reichstanzler Marg: Bedaure vielmals, Herr Hergt, Partei schon bei der Dawes- Abstimmung um allen kredit gebracht!"
-
-
resultate der Neuzeit gezogen und aus den in der Zwischensubstanz der Zellen der Drüse gelegenen Inseln" die ebenfalls ein Deutscher, Langerhans, entdeckt hatte einen Saft" dargestellt das inzwischen weltberühmt gewordene Insulin", das heute, in Händen aller Aerzte der Kulturwelt, die Behandlung der Zuckerkrankheit insoweit umgewandelt hat, als man, wenn auch unter strenger Einhaltung individuell angepaßter Diät, folgende großen Leistungen für ben Kranten aufweist: Es fann in schweren Fällen, die vordem absolut verloren waren, Hilfe bringen; es fann aus schweren" Fällen leichtere machen; es tann die Fähigkeit, Mehle usw. die sogenannten„ Kohlenhydrate" zu verarbeiten, heben, so daß der Patient im Lauf der Zeit mehr als vorher an diesen Substanzen schablos zu sich nehmen darf. Das sind ganz enorme Dinge und des Nobelpreises wert, den die Entdecker und Erfinder dafür erhalten haben. Jedoch zwei Nachteile in sich: nur zwei, aber fie wiegen doch. Erstens: und nun kommt vorläufig noch das Aber": es hatte das Insulin war sehr, sehr teuer und ist es trog Reduktion des Preises auf etwa den sechsten Teil des Beginns auch heute noch, und zweitens: es muß einge s prigt werden, weil es anders nicht wirft und das mehrere Male am Tage.
-
-
1
-
-
-
ist es daher wieder einmal ein fundamentaler Fortschritt Aus diesen praktischen und vielen wissenschaftlichen Gründen der wieder einmal einem deutschen Forscher zu verdanken ist: Prof. Frank in Breslau , einem Assistenten eben jenes Minkowsky, den mir oben gepriesen hat auf einem vom bisherigen ganz abweichenden Wege eine Substanz gefunden und ausgeprobt, die diese beiden Nachteile ausschaltet. Ein durch chemische Ueberlegungen gefundenes, in einer Berliner Großfabrik hergestelltes und in einigen bazu berufenen Kliniken in langer mühevoller Arbeit ausprobiertes Präparat, das mit dem Insulin an fich gar nichts zu tun hat: das Taufe jüngst erhalten leiftet folgendes: es ist nur etwa ein Drittel Synthalin"- diesen Namen hat es in der wissenschaftlichen so teuer wie zuletzt und jetzt das Insulin und Mund aus genommen wie jedes andere Medikament; das Sprizen fällt völlig meg.
--
-
es wird vom
-
Bon jetzt ab ist es dem Publikum in den Apotheken zugänglich, und damit wird eine neue große Aera der Behandlung der Zuckerantwortungsvolle Arzt darf nicht einseitig Enthusiast sein frankheit beginnen. Aber pieder ein Aber": jedoch der ver er darf ein enthusiastischer Therapeut sein, aber nicht ein therapeutischer Enthusiast man gebe sich nicht der Hoffnung hin, daß nun ein jeder Zuckerkranker geheilt ist, wenn er ein paar Tabletten genommen hat und daß er essen kann, was er will, und daß er ohne ärztlichen Rat seinen" Lebenswandel gehen darf. Davon ist teine Rede: Seine Diät muß ihm nach wie vor auf den Leib geschrieben werden; die ganz besonders schweren Fälle eignen sich vorläufig noch nicht für das" Synthalin", weil es in größeren Mengen genommen sogenannte" Nebenwirkungen" hat, die einen Schaden stiften können, den der Nutzen nicht aufwiegt. fann im Einzelfall entscheiden, ob der Fall für Nur der Arzt die Synthalin" behandlung sich eignet; nur er Neues Mittel gegen die Zuckerkrankheit. darf und tann die Dosierung bestimmen, und nur nicht etwa die beliebte Apothefenanalyse", die den an sich ganz gleichgültigen Prozentgehalt" an Zuder bestimmt, nur er darf der Menschheit sehr, sehr viel mehr Gutes tun, als er es bisher und muß die Verantwortung tragen. Mit dieser aber wird er trotz Wissens und Könnens imftande war.
Wie schnell vergißt die Welt ihre Favoriten. Zwei Wochen nach seinem selbstgewählten Tod( er hängte sich auf!) sprach niemand
mehr von Zimmermann.
-
-
Wie war in Köln .. Wenn vor einigen Hunderten von Jahren ein Männlein oder Weiblein ernstlich frant wurde und sich an einen Medizingelehrten wandte mit der Bitte, ihm zu helfen, so gehörte zu den Mitteln, mit denen dieser versuchte dem Wesen der Erfrantung näher zu kommen, auch- genau wie heute die Untersuchung des Harns. Aber er hatte mur zwei Mittel ihn zu prüfen: fein Ansehen es sind zahlreiche Bilder großer Meister bekannt, die uns solche Sarnbeschauer" demonstrieren und furchtbarer Gedanke: ihn zu tosten! Welch' ungeheurer Weg von dieser in wiffenschaftlicher wie ästhetischer Beziehung so primitiven Methode zum heutigen Wissen und Können auf diesem Gebiet.
-
-
-
Und dennoch: man war schon damals, und gerade mit dieser Methode, in der Lage eine Krankheit zu erkennen, in deren Wesen man erst seit noch nicht 50 Jahren eingedrungen ist: die Zuckertrantheit. Bis zu diesem Zeitpunkt dem Jahre 1889 tannte man wohl die Symptome, wußte man aber auch das erst damals etwa 50 Jahre daß man die Erkrankung, der viele Menschen
-
er
-
" 1
"
Das Museum des Mars.
Beilage des Vorwärts
Jahrtausende verflossen aber die Erde hat ihr Marsmuseum. Es befindet sich im astronomischen Museum, das wieder in den Räumen der Treptower Sternwarte seinen Platz gefunden hat. Man steht in etwas gehobener Stimmung das Wort„ Marscusstellung" wirkt auch auf nüchterne Gehirne, am Eingang des Saales. Bon den Wänden grüßen große Bilder des bekannten Lauf der Gestirne veranschaulichen, und in Glasschränken liegen die Sternes zum Willkommen, ringsherum stehen Apparate, die den Bücher und Bilder, die im Lauf der Zeiten über den Nachbar im All veröffentlicht wurden.
Der Führer erläutert das Material, erzählt, daß der Mars etwas mehr als halb so groß sei wie die Erde, daß seine Atmosphäre der unsrigen in etwa 16 Kilometer Höhe entspräche, daß die Pole Eistappen tragen wie unfere. Der Tag ist nur eine halbe Stunde
-
länger, daß Jahr 687 Tage lang. Zwei Monde hat der Mars , Phobos und Daimos, jeder etwa 10 Kilometer im Durchmesser haltend. Auf der Erde betrage die Durchschnittstemperatur +15 Grad Celsius, für den Mars gab Arrhenius - 17 Grad an. Das ist entschieden zu wenig. Wenn auch die Durchschnittstemperatur nahe am Gefrierpunkt liegen mag, so rechnet man doch für den Marsäquator eine Tageswärme von+14 Grad. Nachts fühlt sich uilerdings wegen der dünnen Luft die Oberfläche stärker ab, als es auf der Erde der Fall ist.
Besonders danken muß man es der Leitung der Ausstellung, paß fie fast alle Marsliteratur der Welt zusammengebracht hat. Die ältesten, noch vor Erfindung des Fernrohrs geschrieben, deutsch oder in ehrwürdigem Latein verfaßt, beschäftigen fich mit der astrologischen Bedeutung. Im ältesten Buch der Sammlung, 1595 nach arabischen Quellen gedruckt, ist er als Kriegsgott dargestellt mit dem Bers:
3u streit on onseuberfent bin ich bereit Als auch allhier erzengt mein fleŋdt, Meine find machen mannigen haß,
Sn wissen nit wie warumb oder was.
Bald beschäftigte sich auch die ernste Wissenschaft mit dem Nachbarplaneten. 1609 erschien das Kepler - Buch: De motibus stellae martis, in dem Kepler feine ersten beiden Geseze aufstellt und sich theoretisch darüber klar wird, daß wir manchmal Stücke der Nachtfeite des Planeten zu sehen vermögen, er uns also nicht völlig treisrund erscheint.
Dann kommt das erste Fernrohr und mit ihm Galilei . Galilei sah auf der Marsoberfläche nichts wie mir der Sohn des Leiters der Warte, Dr. F. S. Archenhold, erzählte, hat man seine Beobachtungen nachgemacht und festgestellt, daß man mit seinen Rohren wirklich nichts erkennen tann. Die erste Marszeichnung mit Flecken stammt von Fontana.( 1636, doch ist der Fleck wahrscheinlich nur ein Fehler des damaligen Fernrohres), auch war Fontana der erste, der die Phasen des Mars allerdings stark übertrieben
-
zeichnete.
Soweit die Geschichte der Forschung. Augenblicklich bildet sich auf dem Marsnordpol eine Eistappe, während sich die Südpoltalotte in schönster Auflösung befindet.
Als jemand die längst erwartete Frage nach den Bewohnern des Mars stellte, meinte der Führer lächelnd:„ Es ist möglich, daß Leben da existiert. Und wäre die Luft etwas dünn, aber wahrscheinlich würden Marsbewohner, menn es folche geben sollte, wegen der dicken Erdluft nicht an eine belebte Erde glauben."
Ein Ikarus am Hof Jwans des Schrecklichen.
In den Archiven des Moskauer Rreml ist soeben eine Aufzeichnung über einen Flugversuch entdeckt worden, der am Hofe des Baren Iwan des Schrecklichen im Jahre 1560 stattgefunden hat. Der Chroniſt beschreibt diefe merkwürdige Begebenheit folgendermaßen: Eine ungeheure Menschenmenge hatte sich vor der Kirche in der Mosfauer Alrandrostaja Sloboda versammelt. Oben auf dem Kirchturm stand Nikischka, der Knecht des Bojaren Lupatom. Dieser Nifischka hatte dem Zaren melden lassen, daß er vom Kirchturm herabfliegen werde, ohne sich dabei zu verlegen. Der Zar hatte zu diesem Schaufpiel die englische Gesandtschaft eingeladen und versprochen, persönlich zu erscheinen. Bon weitem sah man einen Streligen, der mit lauter Stimme die Antunft des Zaren meldete. Iwan kam in einem Schlitten, der von sechs Pferden gezogen wurde. Er bestieg den mit kostbaren Pelzen belegten Thron und war zuerst sehr ungehalten darüber, daß feine Gattin noch nicht da war. Bald erschien auch der Schlitten Ihrer Majestät, der mitten in die Menschenmenge hineinfuhr. Der Bar lachte, als er den Schrecken der Beute sah, und drohte der Zarin scherzend mit dem Finger. Die englische Gesandtschaft, die hinter dem Thron stand, entsandte zum Baren einen Dolmetscher. Dieser troch auf den Knien zum Thron heran und meldete, daß die Engländer fich weigerten, einem Schauspiel, das den sicheren Tod eines Menschen bedeute, beizuwohnen. Der Bar antwortete fein Wort, sondern stieß die messerscharfe Spize seines Stabes in die Schulter des Boten, der blutüberströmt zusammenbrach. Dann gab der Zar dem wartenden Nitischta ein Zeichen. Der Senecht hatte fich große Flügel angelegt. Auf den Wint Jwans befreuzigte er sich und stürzte sich in die Tiefe. Die Menge schrie vor Entfeßen auf. Aber es geschah ein Wunder: aus feinen Händen wuchs ein riefengroßer Pilz.( Wahrscheinlich war es ein primitiv fonstruierter Fallschirm.) Zum großen Staunen der halben und landete unverlegt am Boden. Die Engländer eilten zum Buschauer fonnte sich der Knecht tatsächlich wie ein Vogel in der Luft Thron und gaben ihrer Bewunderung Ausdruck. Der äußerst gutgelaunte Bar fagte zu seinem Leibtrabanten: Ich möchte wissen, ob ein solches Wunder im Bande der ungläubigen Engländer möglich ist." Nitischka strahlte und wurde von den Leuten auf den Schultern herumgetragen. Dann rief der 3ar mit lauter Stimme: Die verfluchten Engländer sollen den Moskauer Baren beneiden." Plötzlich aber wurde freuzigte sich und sagte mit erstickter Stimme: Das ist nicht Gottes sein Gesicht finster. Er nahm seinen pelzumbrämten Hut ab, beWert. 3wei Trabanten stießen den Unglücklichen auf die Kinie und schlepplew Er stieß den Stab auf und befahl, Nitischka vorzuführen. ihn vor das Antlig des Despoten, dessen Gesicht dunkelrot vor But geworden war. ,, Sieh Dir das Kreuz an," schrie der 3ar ,,, der Mensch ist kein Vogel und darf keine Flügel haben." Dann fügte er mit furchtbarer Stimme hinzu:„ Laßt ihn sofort föpfen!" Nikischka frummen Säbel der Kopf abgeschlagen. Der englische Gesandte wollte wurde fortgeschleppt, und vor der Kirchentür wurde ihm mit einem aber den seltsamen Apparat faufen. Er ist schiau," sagte der Zar und befahl dem Leibtrabanten: ,, Die Flügel, die vom Teufel erdacht find, werden morgen nach der Meffe öffentlich verbrannt."
"
pfähle der ausgestorbenen Indianerstämme find nicht nur als ZeugTotenpfähle als Straßenschmud. Die reichgeschnitten Totennisse der Religion dieses Boltes, sondern auch als Kunstwerte von Be deutung, und man ist glücklich, wenn man bei uns einen solchen Pfahl für das Museum erhält. Der Direttor des fanadischen Staatsmuseums, Harlan 3. Smith, hat nach einem Bericht der„ Umschau" angeordnet, daß die indianischen Totenpfähle durch Imprägnieren wetterfest gemacht und dann an den Straßen und Bahnlinien aufIm zweiten Bande von Laßwiz' berühmten Marsroman" Auf gestellt werden. Er hat kein rechtes Zutrauen zu dem Museumszwei Planeten" ist ein Kapitel dem auf dem Mars befindlichen besuch der Bevölkerung und will daher die Betrachtung dieser Denk„ Erdmuseum" gewidmet. Wer den Roman fennt, weiß, wie meister mäler erleichtern. Es sind bisher 17 solcher Pfähle aufgestellt worden, baft das Museum dieser unsicher tastenden Wissenschaft geschildert und demnächst sollen an den Bahnlinien 33 dieser interessanten Zeugist. Ein irdisches Gegenstück kannte der Autor ja noch nicht. nisse der amerikanischen Geschichte sich erheben. Vom fahrenden Zug Aber das war 1897, als der Roman geschrieben wurde. Damals aus tann man also dann die sonst in den Museen verborgenen fah man die( heute bestrittenen) Marsbewohner als eine um Jahr. Sehenswürdigkeiten bewundern, und im Auto fann man in furzer tausende vorgeschrittene Raffe an. Sei das nun, wie es fei auf Beit an den Pfählen vorbeifahren, von denen mehrere hundert jeden Fall ist das Erdtempo schneller. Seit 1897 find noch nicht- mählich als Straßenzierde aufgerichtet werden sollen.