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t>lt beörohte Geistesfreihekt. Ei« Gwtachte« der Dichtersettio« der Akademie. Die Sektion für Dichtkunst der Preußischen Akademie der Künste fühlt sich verpflichtet, zu demEntwurf eines Gesetzes zur Bc Währung der Jugend vor Schund, und Schmutzschriften' folgendes Gutachten abzugeben: Die Sektion für Dichtkunst würde nichts freudiger begrüßen als die A u s t i l g u n g alles Schundes und Schmutzes im Schrift tum, sie kann aber in dem vorliegenden Gesetzentwurf unmöglich ein geeignetes Instrument zur Erreichung dieses Zieles erblicken. So scheint der Sektion schon die zweckdienliche Zusammen setzung der vorgesehenen Prüfst ellen mit zu großen Schwierig keiten verbunden, als daß es möglich wäre, zum Urteil berufene und befähigte Instanzen zu schaffen. Außerdem würde das vorgesehene Abstimmungsverhälinis die dringende Gefahr in sich schließen, daß die Aertreter der llterarifch-künsllerischen Interessen jedesmal überstimint werden könnten: serner ist in der großen Anzahl der Länder- p r ü f st e l l e n für deren einheitliche Auffassung und Beurtei- lung nicht die geringste Gewähr besteht, trotzdem ihr Urteil für das ganze Reich gleich bindend sein soll! eine Quelle dauernder U n zuträglich keiten zu erblicken. Eine für das Volkswohl er- fprießliche Wirksamkeit dieser Unzahl von Prüfstellen verschiedener und dauernd wechselnder Struktur scheint völlig ausgeschlossen. Nur nebenher sei erwähnt, daß der Entwurf des Gesetzes auch nicht den leisesten Versuch macht, den BegriffSchund und Schmutz" zu umreißen, so daß das deutsche Schrifttum der willkürlichen Auslegung jeder einzelnen Prüfstelle ausgeliefert ist. Die Sektion kann also in dem Gesetzentwurf kein wirk- sames Instrument zur Bekämpfung des Schundes und Schmutzes im Schrifttum erkennen, sie muß aber um so nachdrücklicher ihre Stimme erheben, weil der Enttpurf ihres Er achtens geradezu unübersehbare Geslchrmomente für die Geistes freiheit in der deutschen Republik in sich birgt. Trotz der Versicherung, daß Schriftenwegen ihrer politischen, sozialen, ethischen oder weltanschaulichen Tendenzen als solche nicht auf die Liste gesetzt werden", muß befürchtet werden, daß diese gar nicht oder nur vage gezogene Grenzlinie häufig überschritten wird und infolgedessen wirkliche K u l t u r w e r k e auf den Index kommen. Die in dem Gesetzentwurf vorgesehen« Möglichkeit einer Berufung an die Reichsoberprüfstelle kann, auch wenn sie zum Er- folge führt, nach den vorgesehenen Bestimmungen den ungeheuren Schaden nicht, wieder gut machen, der inzwischen dem Autor moralisch und wirtschaftlich zugefügt worden ist. Das Gesetz ist obendrein auch überflüssig, denn die bestehende Gesetzgebung reicht bei richtiger Anwendung vollkommen a u s, um den wirklichen Schund und Schmutz zu treffen. Die Sektion für Dichtkunst weist zum Schluß darauf hin, daß im Falle der Annahme des Gesetzes beträchtlich« Summen für u n- produktive Zweck« aufgewendet und dadurch förderlicher Kulturarbeit entzogen werden. Die Sektion empfiehlt, mit diesen Summen gute Volksbücher und Volksbüchereien schaffen zu helfen und so Schund und Schmutz durch schöpfe- rische Leistungen zu verdrängen.

Seleiüigung tzinüenburgs. Tieben Monate Gefängnis! Vor dem Schöffengericht hatte sich der Redakteur Stahl derSoziallstischen Republik", des Kölner kommunistischen Organ», wegen Beleidigung des Reichspräsidenten zu verant- warten. Die Beleidigung erblickte da« Gericht in dem Abdruck de» GedichtesAchtung, Hunde!". Noch längerer Beratung verurteilte das Gericht den Angeklagten zu der hohen Gefängnisstrafe von sieben Monaten. DieRote Fahne" in Berlin hat be- kanntlich neun Monate für das gleiche Gedicht erhalten.

Zum Tode Srassins. Die Todesursache war Anämie(Blut- ormut), an der er seit längerer Zeit litt. Mehrere Blutübertra- gungen waren ohne dauernden Erfolg vorgenommen worden.

haben. Sie wirkt so gut wie jene Ausbausalze, die sich heute zwei Drittel oller Deutschen allmorgendlich einlöffeln. Sie wirkt also sehr körperlich, um nicht zu sagen animalisch, und trotzdem vergißt man bald, daß der von ihr ausgehende Reiz nur die Sinne streichelt. Man meint schließlich doch, daß hier eine große geistige und schau- spielerische Intelligenz am Werke ist. Uebrigens wirkt jede starke Kunst mit solchen Mitteln. M. H. Kindernachmittag im Theaker am Schifsbauerdamm. Auch die Volksbühne bringt alljährlich zur Winterszeit den Kindern ihre Märchenaufführung. Diesmal heißt sie u m st i- B u m st i",«in Zaubermärchen mit Gesang und Tanz in sechs Bildern. T i l l a B u n z l und Erhard Siedel haben mit Ausschmückungen und Zusätzen das alte Märchen von Rumpelstilzchen bühnengerecht um- gearbeitet. Sehr hübsch gelungen wirkt gleich das erste Bild, das von der Wahrheit zum Märchen überleitet Vor der allen Mühle werden die Gestalten des Märchenbuchs lebendig, das dem Müller- burschen Peter das ferne Wunderland verheißt. Der trottelhafte Mörchenkönig Fridolin und sein ganzer Hofstaat, darunter der böse Zauberer Humsii-Bumsti als Minister, ziehen unter dem Jubel der kleinen Zuschauer auf, um ihnen dann ihre Geschichte vorzuspielen, die recht lustig, aber auch ein wenig verworren und ein wenig gruselig ist, wie sich's für ein richtiges Märchen gehört. Nur im Zouberwald dürste es etwas weniger gespenstisch zugehen: die Aller- kleinsten kriegten es mit der Angst, als sich zu dem schwarzen Zau- derer und der bösen Spinn-Hexe auch noch ein Chor von Toten- gebeinen im Hintergründe einfand. Man täte also gut, künftig aus diese schauerliche Schar zu verzichten. Nützlich wäre es auch, wenn nian die Musik vor den einzelnen Bildern etwas kürzen würde, da hier trotz aller geräuschvollen Erziehungsversuche Erwachsener die Geduld der Kleinen nicht immer standhalten kann. Damit wäre auch eine wünschenswerte Kürzung des Stücke» erreicht, das von drei bis sechs Uhr zu lange dauert«. Für die sehr nette Ausführung zeich-. nete Viktor Schwannecke verantwortlich, der auch den wampigen, schlampigen, lustigen König Fridolin darstellte. Auch sonst wirkten gute Kräfte mit: Armin Schweizer. Gustav Roos, Grete Bäck, um nur einige zu nennen. Mit den Rollen der beiden Müllerskinder fanden sich Erika Helmke und Karl Balhaus. zwei sehr jugendliche Darsteller, recht zu- friedcnstcllend ab. Die meiste Freude ober bereitete den Kindern der Zauberer Hokus-Pokus, ArthurWright. Tes. rle Kflnsllertoerkbils« veranstaltet vom 10. 23. Dezember im B e r I i n e r R a t b a u S eine Rupr-dbtschau-. Zur ÜluS'levung aelan»e» KunN- werke bi» zu einem VerkanfZVreiS von 300 M. sür jede» Verl . ZlZbere SZebinaunacrt zu-riahrcn in der Künstlcrwerkhilsc, Schöncbcrg. NcueS Ralbau», Zimmer 327. -Summen der Völker in cl-derv" Unter diesem Titel findet am 27. abeud' 8 Ubr. imHerrenbau«-In Laul- und Llldtbild-Dortrag von Wilbelm Doegen zum Besten der Sonntagikonzerte sür die StrSsge- sangenen statt. Ttntritt 3 Mk. Swrm.Au»stellnaa. Di- ersten känstlerifchen Beziehungen nack dem Kriege mit Jugollatoieu werden durch die Dezember-Aujstellunq de» Sturm ..Zunosiawiiche Kunst, Slowenischer Klub der Jungen", ausgenommen. Di- l-röstnllng findet am 30. November, nachmittags S Uhr, in Anwesenheit he« jugoslawische« Gesandten statt.

Gattenmorö aus Eifersucht. Die Ehefrau in der Wohnung des Nebenbuhlers erschossen.

Große Ausregung verursachte heule in den frühen Morgen- stunden ein Schwerverbrechea in der Mulackstraße. in der Nähe des alten Scheunenvierlels im Zentrum der Stadt, hier wohnt in dem Hause Nr. 35 Im dritten Stock sür sich allein ein Händler Otto lZerndk, ein den Behörden nicht unbekannter Mann, der mit Goldwaren. Brillanten und allem möglichen Ge- schäfte macht und In der Kriegszeil auch mit Brotkarten handelte. Er besitzt ein geräumiges Borderzimmer, das er gut und nett ein­gerichtet hat. hier pflegte er nicht selten Liebschaften zu empfangen. Zu seinen Freundinnen gehörte auch die ZS Zahre alte Ehesrau Frieda Borchert, geb. Rennemann, deren Mann ihm ebenfalls gut bekannt ist. Als Berndt gestern abend wieder Frau Borchert bei sich empfing, drang der Ehemann der Borchert in die Wohnung ein und erschoß, nach einem kurzem Wortwechsel mit Berndt. seine-Frau. während sich Berndt noch rechtzeitig in Sicher- heit bringen konnte. Gestern abend war Frau Borchert von einem Gastwirt in der Karlstraße zu einer Geburtstagsfeier eingeladen. Nach einer Zecherei rief sie von dort aus Berndt. von dem sie wußte, daß er sich in einem Verein aushiell, durch den Fernsprecher an und bat ihn, sie abzuholen. Berndt tat das auch, brachte sie aber nicht nach der Ackerstraße, sondern nahm sie in seine Wohnuno in der Mulackstraße mit. Hier kam das Paar gegen 3 Uhr früh an. Borchert, der feine Frau zu Haufe vergeblich erwartet hatte, erfuhr nun, daß sie mit Berndt nach der Mulackstraße gegangen war und inacht« sich auf, um sie heimzuholen. Als es gegen i'A Uhr an Berndts Wohnung klopfte, wußten dieser und seine Begleiterin gleich, wer draußen war. Frau Borchert, die nur mit dem Hemd und einem geblümien Kimono bekleidet mar, kroch eiligst unter das Bett. Ihre anderen Sachen stopfte Berndt in seinen Schrank. Dann öffnete er und tat, als ob er von der Frau nichts wisse. Borchert ließ sich aber nicht täuschen. Er begann das Zimmer zu durchsuchen, und als er in dem Schrank die Kleider seiner Frau entdeckte, stürzte er sich auf Berndt, verprügelte ihn, zog seinen Re- volver und drohte, alle zu erschießen. Berndt sah bald, daß er seinem großen, kräftigen Gegner nicht gewachsen war, zog sich rasch einen Mantel über das Hemd, eilte hinaus und wartete auf dem Hofe das weiter« ab. Borchert suchte nun weiter, fand seine Frau unter dem Bett, zog sie hervor, warf sie über das Bett und gab drei Schüsse aus sie ab. Die Nachbor trauten sich nicht ein- zugreifen, weil sie wußten, daß der gewalttätige Borchert den Lärm verursachte. Er oerließ, nachdem er die Schüsse abgefeuert hatte, laut schreiend die Wohnung und verschwand. »Ich habe sie erschossen, ich habe meine Friedet erschossen!" schrie er auf. Die Nachbarn glaubten, daß er nicht nur sein« Frau,

sondern auch Berndt getötet habe. Erst jetzt traute man sich hervor und benachrichtigte das 7. Revier. Dieses gab die Meldung an die Mordkommission weiter, und alsbald erschienen der Chef der Krimi- nalpolizei, Regierungsdirektor Dr. Weiß, der Leiter der Mord- inspektion Kriniinalrat Gennat und die Kommissare der Mordkom- Mission Werneburg und Erdmann mit dem Gerichtsarzt Professor Slrauch und ihren Beamten. Berndt hatte sich nach der Flucht seines Gegners ebenfalls in seine Wohnung hinaufbegeben und sich angezogen. In dem sonst so ordentlichen Zimmer sah es jetzt wüst aus. In dem Kampf zwischen Berndt und Borchert waren Tische und Stühle umgefallen, Geschirr zertrümmert und in Scherben umher- geworfen. Frau Borchert lag kol aus dem Bell. Wie Professor Dr. Strauch mitteilte, hatte alle drei Nah- schösse sie tödlich getroffen. Eine Kugel war eine Hand- breit hinter dem linken Ohr in den Kopf eingedrungen, eine zweite hatte den Kopf unter dein Ohr getroffen und durchbohrt, die dritte war auf der anderen Seite eingedrungen. Nach Ausnahme und photographischer Festlegung des Befundes wurde die beschlagnahmte Leiche nach dem Schauhguse gebracht. Berndt und andere Zeugen wurden alsbald im Polizeipräsidium vernommen. Borchert ist flüchtig und noch nicht ermittest.

Die Sitte um Zeuer. Ueberfallen und auf das Eisenbahngleis geworfen. Ein Ucberfall von ungewöhnlicher Roheit wurde in der oer- gangenen Nacht um Zlü Uhr auf der D u n ck e r b r ü ck e im Nord- osten der Stadt verübt. Als der 3l Jahre alte Arbeiter Harry K. aus der Kopenhagener Straße vom Nachtdienst nach Haus« ging, traten auf der Dunckerbrücke drei junge Burschen an ihn heran und boten ihn um Feuer. K. war vorsichtig und miß- trauisch: die Gestalten erschienen ihm verdächtig. Er entsprach ihrer verfänglichen Bitte nicht und wollte rasch weitergehen. Da fielen alle drei über ihn her. Wahrscheinlich hasten sie es zunächst auf einen Raub abgesehen gehabt. Jetzt aber packten sie K.. hoben ihn hoch und warfen ihn über das Geländer der Brücke auf die Geleise der Ringbahn hinab, wo er hilflos und schwer verletzt liegen blieb. Zum Glück fanden ihn Streckenarbeiter aus, bevor noch ein Zug kam. und brachten ihn nach dem Krankenhaus am Friedrichshain . Der Ueberfallen« liegt so schwer darmeder, daß er nur ganz kurz verhört werden tonnte. Die Wegelagerer sind ihm ganz unbekannt, beschreiben kann er sie nichc. Mitteilungen zur Aufklärung nimmt das Raubdezernat im Zimmer 80 des Poli- zeipräsidiums entgegen.

Skaüemiker unö Republik. Eine Kundgebung der freiheitliche« Profefforeu. Das Deutsche Friedenskartell hatte In das ehemalige Herrenhaus«ine stark besucht« Kundgebung einberufen, in der zu dem ThemaDie Kulturaufgaben des deutschen Akademikers" Stel- lung genommen wurde. Die Quintessenz der Beranstastung war eine entschiedene Absage an das Studententum nationa- listischer Couleur und ein starkes Bekenntnis für eine soziale, pazi- sistisch und republikanisch eingestellt« Studentenbewegung. Die erste Rednerin, Gräfin zu Dohna , schilderte ihre Eindrücke anläßlich der Genfer Völkerbundstagnng und versicherte, daß sie der festen Ueberzeugung sei, die Welt stände am Grab« der deutsch -französischen Feindschaft. Professor H o b o h m entgegnete auf die verlogene nationalistische Phrase, den Pazifisten fehle es an patriotischer Ge- sinnung. Kann man vergessen, daß hunderttausende Sozialdemo- traten im Kriege fielen? Der Kampf aber um die Seele der ata- demischcn Jugend muß das interessierte Bürgertum in der Haupt- fache allein aussechten. Denn es muß leider festgestellt werden, daß im vorigen Semester von 31 000 Studenten nur 425 aus A r- beitersamilten kamen. Gras Arco beleuchtete die pazi- fistische Idee vom Standpunkt der Technik und führte des näheren aus. wie sehr die ins Raffinierte gesteigerte Entwicklung der Gift- gastechnik zur Konsolidierung der Friedensidee beitrage. Professor Quidde führte aus, daß die Jugend, insbesondere die akademische Jugend, die Avantgarde der Friedensidee sein müsse. Immerhin sollten wir versuchen, die Psyche der in Opposition zum neuen Staat stehenden Majorität der akademischen Jugend zu verstehen. Wir sind jetzt in den Völkerbund aufgenommen. Köln ist geräumt, die Frühräumung der Rheinlande steht immerhin in Aussicht. Der Ab- bau des Hasses also, der aus der ganzen Linie erfolgt, ist die t ö d- l i ch st e Waffe gegen die Argumente der 5i«tzer, die die Herzen der Jugend mit Revancheideen vergiften. Als Professor W e st p h a l davon sprach, daß man auch verstehen müsse, mit Kindern sür Hel- den des Totschlags zu schwärmen, und al» geeignetes pazifistisches Lehrmittel für Leonidas von den Termopylen plädierte, regte sich heftiger Widerspruch eines Teiles der Versammlung. Professor Veit Valentin ging auf die Entwicklung des Akademikertums und seiner Einstellung zum Staate ein. Er erinnerte daran, welchen Verfolgungen freiheitliche Professoren früher ausgesetzt waren. Der letzte Redner, Genosse O e st r e i ch, betonte, daß er der Entwicklung des akademischen Nachwuchses mit größtem Pessimismus gegenüber- stände. Die Realisierung des Kommersbuches war friiher die eigene Lebensaufgabe der Sausstudenten. Sie ist es leider zum großen Teil auch heute noch. Lassen wir den Leuten die Liebe zur Ver- gangenheit, aber erziehen wir sie vor allen Dingen zu einer weit innigeren Liebe zur Zukunft. Prof. Oeftreich schloß unter starkem Beifall mit der Aufforderung, nicht nur mit schönen Worten, son- dern durch die Tat sür die Heranbildung einer ideenbewuß- ten Jugend Sorge zu tragen. Weitere Erfolge der Reichsbannerwerbewoche. Eine gut besuchte Werbeversammlung des Reichs- banners fand am Mittwoch in Friedrichshagen statt. Voran ging ein Umzug durch die Straßen Friedrichshagens. Di« Ansprache >>ielt Kamerad Rave von der Demokratischen Partei. Er führte aus: Wir werben sür das Reichsbanner, um die Säumigen aus- zurütteln und alle Republikaner und Friedenssreunde zusammen- zufassen. Die Farben Schwarzweißrot sind durch die Rathenau - und Fememörder beschmutzt und werden nie wieder die deutschen Farben werden. In der Versammlung wurden 35 Neuaufnahmen abgegeben. Der Kreisverein Wilmersdorf veranstaltete gestern abend eine Kundgebung in den Iohann-Georg- lZ ä l e n. in der Kamerad Polizeioberst a. D. G. Krüger zu den versammelten sprach. Die Dersammlunq war gut besucht, vor ollem waren die Aichönger der republikanischen Parteien sehr zahl- reich erschienen. Kamerad B i e r m a n n sprach über die Arbeiten des Reichsbanners und forderte die Versammellen auf, diese Front der republikanischen Schutztruppe durch ihren Bestritt noch zu stärken. Es wurde eine stattliche Anzahl neuer Mitglieder in der Bersamm- lung gewonnen._ voppelfelbstmord eines Ehepaares. In ihrer Wohnung in der Buchholzer Straße 6 wurden der 57jährige Produktenhändler W i l- Helm H o f f m a n n und dessen 54jährige Ehesrau Anna in ihrem mit Gas angefüllten Schlafzimmer leblos aufgesunti«n. Ein hinzu-

geruscner Arzt konnte nur noch den bereits vor mehreren Stunde» eingetretenen Tod feststellen. Aus hinterlassen«!' Briefen geht un- zweiselhast hervor, daß die Eheleute gemeinsam in den Tod gegangen sind. Der Grund zu dem Berzweislungsschritt ist aber unbekannt. (Ein Baldnr-winlerfest veranstaltet die GrüneHcimat(E.V.). Gesellschaft für Erholungs- und Heimstätten, am Sonntag, dem 28. November, im Bankettsnal nebst anschließendem Blauen Saal des Lehrervereinshauses(Alexandcrplatz). Ansang Pnntt 6 Uhr.

Der wanüernüe Derg. Ein Torf unter Stein- und Schlamm-Masseu begraben. Bereits in der INorgennummer hallen wir mitgeleitt. daß nach einer Meldung aus Nizza das Dorf Rocqucbllliere, das 15 Kilometer von Nizza entfernt liegt, infolge eines Erdrussches, der durch wolkenbrucharligen Regen der letzten Tage verursacht wurde. verschüttet worden ist. Die Wehten Nachrichten lassen leider keinen Zweifel darüber, daß es sich um eine außerordentlich schwere Kata­strophe handelt, denn es sind bis jetzt bereits 2 5 Tot« zu verzeich­nen. Das Unglück entstand dadurch, daß zunächst infolge der hefli- gen Regensälle der letzten Tage sich ein großer Riß von clwa einem Kilometer Länge oberhalb des Dorfe» in der Erde zeigte, wodurch eine Geröllhalde zum Rutschen gebracht wurde. Eine riesige Stein- und Schlammasse drang in das Dorf ein und zermalmte die Gebäude wie Karlenhäuser. Mehrere worden sogar in den benachbarten Fluß gedrängt. Die Ret.ungsarbeiken gestalten sich außerordentlich schwierig, da bei Graboersuchen sofort Wasser und Schlamm zum Vorschein kommen. Das benachbarte Dorf Belvcdere wurde ebenfalls geräumt. Zm Dorfe S i j i t haben mehrere Häuser Risse erhalten, von der Garnison Nizza sind hilsstruppen abgesandt worden. Die vcpartemcntsbehörden haben sich ebenfalls an die Unglücksfielle begeben. Der Prozest gegen die Teltower Posträuber. Leipzig . 25. November.(TU.) Vor dem vierten Strafsenat des Reichsgerichts haben sich heute Paul Göriß aus Braun- schweig, der mit 12 Iahren Zuchthaus vorbestrafte Klempner Paul E i ck aus Spandau und der Schmied Paul Franke aus Braunschweig , der insgesamt 14 Vorstrafen hat, wegen Vor« bereitung zum Hochverrat und Raub zu verantworten. Die Angeklagten haben am 15. Februar 1923 das Postamt in Teltow ausgeraubt. Den anwesenden Beamten hatten sie erklärt, ihnen passiere nichts, sie beschlagnahmten nur im Namen des Volkes und der Revolution. Die Verbrecher erklären, daß sie die Tat zwecks Beschaffung der Mittel zu einem Ausstand gegen die d- zeitige Gesellschaftsordnung begangen hätten. Ein Bolkshotel in Hamburg . Das mit Hilfe des hamburgischen Staates von den Hamburger freien Gewerkschaften am Nagelsweg 1014 in Hamburg erbaute Voltshotel, das sich H e i m ft ä t t e s iir rei­fende Arbeiter, Angestellte und Beamte nennt, ist fertiggestellt und wurde am 24. November 1920 in Betrieb genommen. Es soll insbesondere zuziehenden auswärtigen Arbeitskräften die Mögliä?- keit einer einwanhjreicn Untertunst im hamburgischen Wirtschaft?- gebiet geben. Der Hamburger Senat hat in Verbindung mit der hamburgischen Bürgerschaft zur Bestreitung der erforderlichen Bau- kosten, die zusammen über 2 Millionen Mark betragen, ein Dar- lehen von rund 1500 000 M. gewährt. Das 10 Stockwerke(ein- schließlich Keller) hohe Gebäude enthält über 13 0 Zimmer mit einem und zwei Betten. Außerdem befinden sich in den oberen Geschossen für mehr als 5 0 Jugendlich« Unterkunftsmöglich- ketten in Zimmern mit zwei Betten, die dem Jugendamt zur Der- fügnng gestellt wurden. Jedes Zimmer hat fließendes kaltes und warmes Wasser, Zentralheizung und eingebaute Schränke. Tagesaufenthollsräume, Schreibzimmer, Arbeitszimmer, ein Lesesaal. Einzel- und Gemeinschaftsbäder sind mit«ingebaut. Für den Sommer ist auch ein Dachgarten vorgesehen. Dem Einkommen der reisenden Arbeller, Angestellten und Be- amten entsprechend sind die Preise niedrig gehalten. Di« Heim- statte bietet von 1 M. aufwärts eine gute Unterkunstsmöglichkeit.