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Reichswehr lebendig sind. Für grundfäßlich demokratisches Denken ist ein derartiger Zustand unerträglich. Wer es duldet und deckt, daß so undemokratische, so verfassungswidrige Ten­denzen in der Reichswehr sich breit machen, der verläßt die Ebene des einwandfreien Bekenntnisses zur parlamentarisch­demokratischen Verfassung. Sein politisches Denken entartet nach jener Richtung hin, die ihre schärfste und extremste Aus­prägung im Faschismus gefunden hat.

Es handelt sich darum heute nicht nur um eine Atmosphäre des Mißtrauens gegenüber der Reichswehr , wie Herr Geßler sich ausdrückt. Es handelt sich nicht darum,

unbegründetes Mißtrauen durch Erklärungen zu zer streuen. Es handelt sich um die Frage, ob der Wille besteht, den mit der Verfassung nicht zu vereinbarenden Tendenzen in der Reichswehr entgegenzutreten, und also um eine Krise für Herrn Geßler selbst.

Das Gesez zur Bekämpfung von Schmut und Schund, das Herr Külz verantwortet und verteidigt, ist umstritten. Die Sozialdemokratie sieht in diesem Gesetz einen Verstoß gegen die Verfassung, die jede Zensur verbietet, eine Einengung der Grundrechte, ein Aufleben des Geistes der Bevormundung, der geistigen Gängelung, des vormärz­lichen Polizeigeistes.

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Warum das so wird von den Freunden des Gesetzes entgegengehalten es handelt sich nur um Einengung schmuzig- spekulativer Afterliteratur, mur um den Schutz der Jugend vor Schmutz und Schund, nur um Bekämpfung tapi­talistischer Auswüchse. Nehmen wir an, es herrsche Ueber­einstimmung darüber, daß er bekämpft werden müsse ist dies Gesetz denn ein geeignetes Mittel?

Man wird mit diesem Gesetz nicht verhindern können, daß Angebot und Nachfrage zusammenkommen. Man wird nicht verhindern können, daß spekulatives Angebot Nachfrage er­zeugt. Man wird nur die Preise steigern. Man wird vor allem das lebel nicht an der Wurzel fassen auf der Seite der Nachfrage, die durch die sozialen Schäden unserer Zeit bedingt wird. Man fann nicht durch ein Kleinhandelsgefeh Kultur­schäden bekämpfen. Das Gesetz zeugt darum von einer merk­würdigen Blindheit gegenüber den Zusammenhängen zwischen Schmuk und Schund und der Kultur von heute. Es zeugt von Unfähigkeit, die Wirkungen einer gesetzgeberischen Aktion vorauszusehen- Dor allem aber von einer grenzenlosen Ueberschäzung der Macht des Gesetzgebers. Man hat in der Partei des Reichsinnenministers ein sehr feines Gefühl von den Grenzen der Macht des Gesetzgebers, wenn es sich um die Betonung des Staatswillens gegenüber der Wirtschaft handelt, man zieht auf diesein Gebiete der Macht des Gesetzgebers unübersteigbare grundsäßliche Grenzen. Wie merkwürdig, daß Herr Külz und seine Parteifreunde, die das Schmutz- und Schundgesetz verteidigen, sich hier auf fulturellem Gebiete bar allen feinen Gefühls für die Grenzen des Möglichen und Erreichbaren

zeigen!

Aber die Vorausfehung, doß llebereinstimmung über den Begriff Schmutz und Schund herrsche, ist falsch. Rein, es besteht gar feine Uebereinstimmung. Darum mag das Geseh eine schöne Geste derer sein, die damit ernstlich glauben, der Jugend helfen zu können, ein Ausdruck der Empörung gegen wirklichen Schmutz und Schund, ein Aus­drud guten Willens aber Gesetze werden nicht gemacht, um guten Willen gepaart mit Hilflosigkeit zu démon­strieren. Geseze wirken, und es fragt sich, wie sie wirken. Dies Gesetz wird dem Mißbrauch Tor und Tür öffnen- einem von manchem der parlamentarischen Verteidiger dieses Gesetzes auf der Rechten gewollten Mißbrauch. Die Beschlüsse des Ausschusses und der Beginn der Spezialberatung haben Beweise für den Verdacht geliefert. Die wahre Wirkung des Gesetzes wird sein: die Spekulation mit wahrem Schmutz und

Menschheit.

Bon Frant Crane, New York . Worin besteht meine gerühmte Unabhängigkeit? Ich bin von allem und jedem abhängig, von Menschen und Dingen. Ich gehe mit der Menge. Ich bin in der Menschenpresse festgeklemmt.

Alle meine Vorfahren haben mir etwas hinterlassen. Nicht Geld noch Gut, aber tiefere Kräfte und Fähigkeiten. Was ich meinen Charakter oder meine Natur nenne, besteht aus unendlich vielen Teilchen und Anlagen jener, deren Blut in meinen Adern kreist. Ein fleiner Same Trägheit stammt von diesem Großvater, ein Körnchen Verschwendungssucht von jenem. Irgendeine entfernte Großmutter hat mich vielleicht mit der Furcht vor Pferden oder mit der Liebe zu Hunden begabt. Es tann in mir ein Stück Gesetz­losigkeit stecken, das von einem Vorfahren stammt, der ein Seeräuber, und ein bißchen Frömmigkeit von einem anderen, der ein Heiliger war.

Und so geht auch alles von mir auf meine Kinder über und besprenkelt die Kinder meiner Kinder mit einem Tupfen von Kraft oder Schwäche. Ich bin zwischen Vorfahren und Nachkommen gesät. Ich bin ein Tropfen in einem fließenden Strom, ein Molekül in einem Berge, eine Zelle in einem großen Baum.

Die Worte, in denen ich denke, sind nicht die meinen. Sie gehören der. Menschheit an. Millionen von Menschen haben sie geschaffen, geprägt, sie sind geworden wie ein Korallenriff, in das meine Gedanken hineinfriechen.

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Meine Gesten, die Art, wie ich mich gebe, meine Umgangs­formen, meine sogenannten Eigenheiten ich habe sie alle geborgt. Religion ist nicht so sehr eine persönliche als eine Sache der Gemeinschaft. Du bist Jude, weil du als Jude geboren wurdest. Aus dem gleichen Grunde bist du Katholik, Presbyterianer, Mohammedaner, Buddhist oder Mormone. Wenn wir ins Leben treten, finden wir diese Zellen im Bienenkorbe der Menschheit schon npr und friechen hinein.

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Der junge Liebhaber bildet sich ein, fein Mensch vor ihm hätte seine Bein, und sein Entzücken gefühlt und doch wiederholt die Natur in ihm nur die Empfindungen, die sie schon in Myriaden anderer Menschen erzeugt hat.

Nach dem Wort Burkes besteht die. Gesellschaft aus jenen, die leben, aus jenen, die tot sind und aus jenen, die noch geboren werden.

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Was ich meine Meinung nenne wieviel davon ist nichts als Echo? Meinungen find ansteckend wie Masern oder die Pocken. Unsere Begriffe von Kunst, Literatur, Politit, Moral die Masse hat fie ausgesondert, wir haben sie von der Masse. Originelle Ideen? Wo willst du fie finden? Alle Ideen, die es gibt, sind schon da treiben im Meer der Ideen. Ich, eine Auster, nehme einige davon in mir auf und bezeichne sie als die meinen. Ja, selbst die Worte des Baterunser wurden auf talmudische Quellen zurüdgeführt:

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Schund wird unter der Decke im Keller felt über der Dede aber drosselt eine neu erstandene Zensur unter Gesichtspunkten, die mit der geographischen Lage wechseln, das geistige Leben und das freie literarische Schaffen. Politische und konfessio­nelle Gegnerschaft, Muckertum und geistige Zurückgeblieben­heit können sich nach Laune austoben. Diesem Zustand gegen­über hatte die vormärzliche Zensur das Gute, daß sie wenig= stens nach einigermaßen einheitlichen Gesichtspunkten gehand­habt wurde.

Ein Parteifreund des Innenministers Rülz hat aus­

geführt, die letzte Stellungnahme zu diesem Gesez sei eine persönliche Gewissensangelegenheit. Diese Formulierung fommt verdächtig nahe an den Streit darüber heran, wer moralischer seider, der das Gesetz ablehnt, oder der, der es annimmt. Nein, es handelt sich um eine Frage der Staats­flugheit, die sowohl die Grenzen der Macht des Gesetzgebers auf fulturellem Gebiete wie die wahren, nicht die erhofften Wirfungen eines Gefeßes abzuwägen versteht. Es handelt sich um die Weltanschauungsfrage, ob man in das Gebiet der Kunst, der Literatur, des freien schöpferischen Geistes mit staat­licher Macht regulierend und zensurierend, wertend und unter­drückend eingreifen darf. Es handelt sich um die Frage, ob in der demokratischen Republit ein Polizeigesetz geschaffen werden soll, das im Kaiserreich in einem Sturm der Ent­rüstung scheiterte. Allerdings: wenn ihr's nicht fühlt, ihr werdet's nicht erjagen.

Uns scheint, die demokratischen Freunde dieses Gesetzes halten nicht viel auf die besten Traditionen des Liberalismus! So wenig, daß man angesichts der Tatsache, daß ein demo­fratischer Minister dies Gesetz durchdrücken will, von einer Entartung des liberalen Denkens sprechen muß. Heute wie im Jahre 1900 gilt das Wort Hans Delbrücks: Kunst, Wissen schaft und Bildung haben sich in Deutschland unter die Fittiche der Sozialdemokratie flüchten müssen!" Und die besten Tradi­tionen des Liberalismus dazu!

ordnung des Jahres 1923 nur in einigen Nebenpunkten zu ändern. Es erscheint uns insbesondere völlig unzulänglich, wenn man statt eines gesetzgeberischen Eingriffs nur die Schlichter anweisen will, schrittweise auf eine Verkürzung der Arbeitszeit hinzuwirken. Auf diesem Wege kommt man nicht zum Ziel.

Die Sozialdemokratie wird deshalb in den Verhandlungen am Dienstag eine flare Stellungnahme von der Reichsregie­rung zu dem Vorschlag der Gewerkschaften verlangen. Ergibt fich, daß Reichsregierung und Regierungsparteien nicht ge­neigt sind, ausreichende Zugeständnisse bei der Berkürzung der Arbeitszeit und der Bekämpfung des lleberstundenunwesens zu machen, so wird die sozialdemokratische Reichstagsfraktion vor der Aufgabe stehen, eine Stellungnahme des Reichstages herbeizuführen.

Schütz fliegt.

Aus der Kommunistischen Partei ausgeschloffen.

Der kommunistische Reichstagsabgeordnete Schütz ist wegen seiner Zugehörigkeit zur Opposition aus der Kommunistischen Partei ausgeschlossen worden. Er wurde gestern aus einer Aus­schußsizung, an der er noch für die fommunistische Reichstagsfraktion teilnahm, wegen dieses Ausschlusses herausgerufen und durch einen derzeit nech zur offiziellen Partei zugehörigen Abgeordneten ersetzt.

Münchener Polizeiwillkür.

Verbot einer kommunistischen Versammlung.

Die Polizeidirektion München hat wieder einmal eine geplante öffentliche tommunistische Volksversammlung. ver. boten. In der Begründung des Berbots wird u. a. ausgeführt, daß angesichts der betannten Einstellung des die Bersammlung" einberufenen kommunistischen Leiters zu erwarten sei, daß die Versammlung rein fommunistischen Zweden diene und damit auf einen gewaltsamen Umst urz. der bestehenden Ordnung gerichtet sei.

Es gibt in Deutschland feinen Ausnahmezustand und feine ver botenen Parteien. Die Polizei hat infolgedessen fein Recht eine politische Versammlung, die für die Ziele einer Partei werben jon,

Die Sozialdemokratie fordert Klärung der Verhältnisse in der Reichswehr . Sie tämpft gegen das Schmutz- und Schundgesetz. Es ist eine nachdenkliche Sache, daß dabei in der Rülz steht. Eine nachdenkliche Sache- nicht für die Sozial- tung der Einberufer nicht paffe. Das ganze Borgehen der Münchener anderen Front einerseits Herr Geßler, anderseits Herr

demokratie!

Regelung der Arbeitszeit.

Die Stellung der Sozialdemokratie. Der Sozialdemokratische Pressedienst meldet:

Die Mitteilungen der bürgerlichen Bresse, daß bereits am Freitag Besprechungen des Reichskanzlers mit der Sozial­demokratie über ein Arbeitszeitgesetz stattgefunden haben, sind unrichtig. Die Besprechung ist auf den Dienstag anberaumt worden. Es ist anzunehmen, daß die Reichs­regierung inzwischen das Arbeitsschußgesez veröffentlicht, in dem die Bestimmungen über die Regelung der Arbeitszeit enthalten sind. Soweit man sie fennt, dürften sie aber fa um eine geeignete Grundlage zu erfolg. reichen Verhandlungen abgeben. Gegenüber dem ursprüng­lichen Entwurf der Reichsregierung bedeutet der neue Ent­wurf eine erhebliche Berschlechterung.

zu verbieten und noch dazu mit der Begründung, daß ihr die Rich­

Polizei ist nicht nur verfassungswidrig, sondern auch einer verantwortlichen Behörde unwürdig. Wohin soll es führen, wenn in einem demokratischen Staate die Frage, ob politische Ber­sammlungen abgehalten werden dürfen, von der Parteimeinung einzelner Behörden abhängig gemacht wird?

Leider hat der Staatsgerichtshof durch sein einseitiges Borgehen gegen kommunistische Schriften den Weg zu Auffassungen geebnet, wie sie jetzt in München den Beschlüssen der Polizei zu­grundegelegt werden. Aber wo bleibt das Reich sinnenmini. fterium? Will es sich weiter mit Schmutz und Schund und den so hochwichtigen Ordensfragen beschäftigen, dabei aber untättg zu sehen, wie in einzelnen Teilen des Reiches. das Reichsrecht gea brochen. wird?

Wir stehen gewiß außer jedem Verdacht, den kommunistischen Radaufimmel als ein Glück für die deutsche Arbeiterschaft zu be trachten. Die Tätigkeit der Münchener Polizei ist aber eher geeignet, der morfchen Partei noch Arbeiter zuzutreiben, anstatt die Reinigung der politischen Atmosphäre zu fördern.

Krupps Kreditgesuch. Die Reichsregierung hat zu dem Kreditgesuch der Firma Friedrich Krupp A.-G. bis jezt noch keine Stellung genommen. Wie verlautet, ist auch für die nächsten Tage mit einer Entscheidung über das Kreditgesuch noch nicht zu rechnen.

Wenn die Gewerkschaften aller Richtungen ein Notgeseh zur Arbeitszeit verlangt haben, so vor allem deshalb, weil der ungeheure Mißbrauch mit Ueberstunden sowohl die Zahl der Arbeitslosen vermehrt als auch die Wirtschaftskrise erschwert. Deshalb muß darauf bestanden werden, daß vor der Erledi­gung des Arbeitsschutzgesetzes, die viele Monate dauern fann, die Bestimmungen über die Arbeitszeit sofort revi Der Bund für europäische Berständigung hat in einer gutbe diert werden. Es genügt auch nicht, wie es der Absicht der suchten Presseversammlung ein Berliner Pressekomitee für euro­Reichsregierung zu entsprechen scheint, die Arbeitszeitver- päische Verständigung gebildet.

Der Tautropfen schlüpft ins leuchtende Meer!" Der Strom der Menschheit hat seinen Ursprung im Unendlichen und strömt ins Unendliche zurück.

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Wie wir uns, im Vorübergehen, in einem seltsamen Egoismus. gefallen! Wir brüsten uns, gestikulieren und reden von uns und dem unserigen um zuletzt doch den Katarakt hinunter zu müssen, der, unaufhörlich wie der Niagara, im Unbekannten mündet. ( Deutsch von M. Hayet.)

Arbeitslos.

Manchen Tag verträumen wir auf Brücken. Welch Bedrücken,

wenn die Wellen schnellen Laufs zerrinnen. So zerfließen, so entrinnen

unsre Tage in den leeren Raum der Zeit. Bitterfeit

heißt unser Fluß,

Warten, Warten unser Muß.

Morgens

wir am Fenster stehen, sehen Kommen, Gehen

zwischen Ruh und Schicht.

Uns ruft die Fabrifsirene nicht.

Müssen zuschau'n wie aus Schweiß und Mühn Blumen des Geborgenfeins erblühn.

Arbeit ist gewiß ein Joch,

ach, wie gerne trügen wir es doch, ach, wie gerne trügen wir die Plage, statt der aufgezwungnen toten Feiertage.

Mittags

focht das Mahl der Mangel,

steht der Hunger zwischen Tür und Angei. Jeden Abend, Schaffenden die Raft, sigt bei uns der träge Gram zu Gast. Nacht ist tiefe, dunkle Kluft.

Weh, wenn uns der grelle Morgen ruft, wiederum zum Bettelgang verdammt: Arbeitsamt! Arbeitsamt!

Unfre Wünsche

bauen täglich Brücken

und wir blicken

unverwandt ins Wellenspiel.

Naht, entfernt sich unser Ziel?

Wer ermißt, was uns an Leid geschieht? Ist's der Fluß, der da von dannen zieht? Stein um Stein zum Sand zerrieben.

wer erreicht die Mündung, wer wird abgetrieben? Wissen wir's, im Strudel eingeteilt? Ahnt die Welle, warum sie enteilt...? Julius 3erfaß­

München.

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H. G. Wells' Weltgeschichte auf dem Scheiterhaufen. Der Ruhm der Londoner Buchhändler, die des englischen Romandichters und Sozialisten H. G. Wells Werte nebst denen anderer Autoren, u. a. auch Bernard Shaws und Anatol Frances, auf den Inder letzten, ist zwar mager gegen die Verdienste der deutschen Autoren des Schund- und Schmuzgesehentwurfes, verblaßt aber gänzlich gegen den Eifer amerikanischer Reverends. Die sind doch die Tüchtigeren, die verstecken nicht im Keller( zum Verkauf von hinten­herum), was die Religion gefährdet und die Ruhe des Spießbürgers, sondern die bauen Scheiterhaufen davon und zünden sie auch an. Harley, in Kentucky , USA. , ist ein freundliches Städtchen, das Mastochsen züchtet und sich außerdem eines herbstlichen literari­schen Autodafés rühmen darf. Sein Prediger J. K. Black- bei uns hieß er Schwarz! richtete es ihm mit den bekannten Grund­linien der Weltgeschichte" von Wells, dem Roman Grens Bis zum letzten Manne", einem Pafet Spielfarten und etlichen Nummern des demokratischen Louisviller Courier" aus. Alle diese Erzeugnisse des literarischen und graphischen Gewerbes waren nach feiner Meinung vergiftet" und nicht geeignet, gelesen zu werden". Also: der Mann ist gut und würde bei uns sicherlich die her vorragende Zierde einer Prüfstelle auf Grund des Gesezentwurfes gegen Schmutz und Schund werden. Einmal ist er eine Persönlich­feit im Sinne des Artikels 137 der Reichsverfassung, nämlich Be­amter einer Religionsgemeinschaft, und zum anderen auch sonst ge­finnungstüchtig. So recht ein Mann nach dem Herzen des Demo­traten Külz, für den auch sonst der Schmutz- und Schundgesetz­entwurf nur ein harmloses Stück bedruckten Papieres darstellen foll. Man hat zu Paris auch einmal die Schriften von Rousseau und Voltaire öffentlich verbrannt. Das war vor zweihundert Jahren. Wir können nicht finden, daß sich seitdem viel geändert hätte. In England private Muckerzensur, in Amerika öffentliche Volksbe­lustigungen daraus und bei uns der umfassendere Versuch der Er­dolchung des Geistes von hinten. Unterschiede des Grades, nicht der Art.

Die 100. Aufführung von Paul Raynals Das Grabmal des unbekannten Soldafen in der Inszenierung von Berthold Biertel findet am Dienstag im Theater am Schiffbauerdamm mit Erifa Meingast, Ernst Karchow und Robert Müller statt.

Das Theater der kleinen veranstaltet Montag 4 Uhr eine Schüler aufführung von Dornröschen" zu billigen Preisen( von 50 Bf. an). Im Deutschen Theater findet Mittwoch die Erstaufführung des Weib­nachtsmärchens Der Weihnachtsstern" von Sverre Brandt statt. Es wird Mittwoch und Sonnabend nachmittag und Sonntag vormittag wiederholt. Bon Börne bis Kerr. Anschließend an den Vortrag, den Karl Brinizer Dienstag, 8 Uhr, im August- Förster- Saal, Keithstr. 11, über deutsche Feuilletonisten hält, wird Gad Shelaso Feuilletons von Börne, Heine, Altenberg , Polgar, Hildenbrandt und Kerr lesen.

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Rund um den Schund! Freitag, den 3. Dezember 1926, abends 7 Uhr, Neue Welt", Hafenheide, wird von Hans Reimann , Erich Weinert und Bünther Plaut die Große Schundschau" veranstaltet, Unter Mitwirkung der Spielgemeinschaft Berliner Arbeiterjugend und Jung­fozialisten, des Trommlertorps Wild West", der Jazzband Immer feste druff!" und des Reierfastenmanns vom Kieg" wird das Schmökerspiel von Franz Dsterroth, Am Marterpfahl der Siour oder ein Mädchenraub im Wilden Westen " aufgeführt. Karten zu 50 Bf. durch: Buchhandlung Diet, Lindenstr. 2 Boltsbühnenbuchhandlung, Köpenider Straße 68- Horsch, Engelufer Buch Landsgemeindehaus, Neue Schönhauser Straße 8 bandlung des ADGB. , Wallstraße Fadelstuben, Klosterstraße- Dreis Ringe- Haus, Fischerstraße Abendtaffe

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