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Der Prinz auf Wiereland.

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Unter diesem Titel ist auf dem Büchermarkt ein Buch von 427( 1) Seiten aufgetaucht, in welchem ein Pseudonymus Baron Hermelin, angeblich aus Amsterdam den fünfjährigen Aufenthalt des deutschen Ertronprinzen auf der holländischen Insel Wieringen zu schildern unternimmt. In der Form eines Schlüsselromans. Aber die Schlüssel sind sehr primitiv, die Namen der handelnden Personen find faum verändert, schließlich trägt der Umschlag des Buches ein Bild des Prinzen, wie er an der Meerestküste sigt, das Land der Breußen mit der Seele suchend. Das Buch wird von seinem Ver­leger( Hugo Steinitz, Berlin W. 35) als außerordentlich sensationell bezeichnet. Also sehen wir zu, was es bringt:

Beginn: 1. Dezember 1918. Der Prinz ist auf niederländisches Gebiet übergetreten. Wir sehen das Umeinanderlaufen und die Auf­regung der Beamten des für den Uebergangsort zuständigen deut­ichen Konsulates, unter welchen eine hübsche, elegante, blonde Sekretärin ist, die vom Verfasser mit großer Sympathie, ja mit Liebe geschildert wird.( Bruno, merffte was?)

Der Prinz mit Gefolge wird Gaft eines Grafenschlosses mit gleichfalls schöner blonder Schloßherrin. Mehrtägige Verhandlungen mit der niederländischen Regierung. Abreise nach Wiereland ( Wieringen).

Nun werden wir in die primitiven Verhältnisse der Insel ein­geführt, unter denen ein Bring ja gar nicht leben fann. Wir lernen Land, Leute und prinzliche Unterkunft fennen und verfolgen mit fichtlichem Interesse, wie auch ein deutscher Legationsrat eintrifft, welcher von der deutschen Gesandtschaft die Verzichtsurkunde mit bringt, die der Prinz unterschreiben soll. Das übliche Beileid des Ueberbringers.

Es folgt ein fröhliches Eheleben in Biereland, in dessen Rausch alle früheren Konnerionen( abgesehen von einer einzigen neuen) verschwinden, und ausführlich beschrieben, wie der Prinz in seiner Totenkopfhufarenuniform dem Begräbnis des alten Bürgermeisters beiwohnt. In seiner Einsamkeit hat der Prinz auch Visionen: er sieht Friedrich den Großen auf seinen Krückstod gelehnt. Der bohrt mit seinem Krückstock eine lange Reihe fleiner Löcher in den losen Sand, und dann sagt er in fühler Haltung: Es muß von neuem gesät werden, die Ernte aber ist für spätere Geschlechter." In den nun folgenden Seiten wird versucht, den Erkaiser dem menschlichen Berstehen näher zu bringen, auch Emil Ludwig be tommt sein Lob wegen seiner zutreffenden Ausführungen und Hollstein wird gekennzeichnet als politisches Reptil, das unbeschreib­liches Unheil angerichtet habe, lauter Dinge, die wir aus den großen Memoirenwerten fennen.

Der Tot seiner Mutter, der den Prinzen nun wieder in das Schloß seines Vaters, dieses Mal nach Doorn , ruft, läßt in seinem Herzen ein tiefes tindliches Empfinden aufquellen, das auch auf Wieringen noch lange anhält. Dort hat sich auch ein alter deutscher Soldat in verschliffener Uniform eingefunden, mit dem der Prinz sich anfreundet und vor dem er innerlich falutiert: die weit, weit fort waren und dabei fühlte er, was einer unserer Er gab ihm die Hand, doch war es wie ein Händedrud an viele, jüngsten Dichter so treffend ausdrückt:

Mein Bruder, fomm her, und reich mir deine Hand, Gemeinsam bauen wir das deutsche Vaterland."

Nun tommt die merkwürdige Episode, in der angeblich der Kleritalismus in Gestalt eines holländischen Aristokraten in Ber­bindung mit dem Wierunger Raplan, einem Jesuitenpater, den Ber­such macht, auf den Prinzen Einfluß zu gewinnen, um ihm dafür die Unterstützung der Kirche für seine Zwecke in Aussicht zu stellen. Doch der Prinz wußte, daß die Liebe und das Vertrauen eines Das Angebot wird von dem Prinzen mit With und Ironie abge­Bolles nicht von einem Fezen Papier abhängig waren, und erwiesen.( Referent ist überzeugt, daß die Kirche damals und sonst unterschreibt leicht und sicher.( 3um Teufel, daß mir hierbei der viel zu flug mar, um auf Nieten zu setzen.) olle Roman Die Sagoborussen" von Gregor Samarom immer wieder einfällt: ein Bring und ein Korpsftudent unterschreiben immer leicht und sicher.)

Man installiert sich langsam auf der Insel und tommt mit den Bewohnern in ein recht erträgliches, ja freundschaftliches Verhältnis. ( Elende" gibt es dort offenbar nicht!) Der Urgroßvater war sogar Bonner Borusse, ihr Großvater Bonner Husar gemesen!

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Nach einigen kleinen Eskapaden, welche die Aufmerksamkeit des Bürgermeisters und Regierungstommiffars auf sich gezogen und zu übrigens freundschaftlichen Auseinandersetzungen mit dem Prinzen geführt haben, findet der letztere, daß es doch ein un­möglicher Zustand sei, wenn er, ein Mann in der Bollkraft seiner Jahre, wie ein Mönch leben solle. Der intelligente Adjutant ahnt diesen Wunsch und schlägt vor, für den Prinzen eine ständige Sefretärin zu nehmen. Aber sie muß danach sein," sagt der Prinz, ,, wenn es nicht sehr bald schief gehen soll."

Also, Adjutant ab nach dem valutaverdorbenen Deutschland , Inserat im Berliner Tageblatt, Hunderte von Angeboten und ( denken Sie, Frau Courths Mahler !) Angebot und Bild der schönen blonden deutschen Konsulatssekretärin, die wir schon kennen. Hurra! Hurra! Hurra! Engagiert.

Die neue Sekretärin erhält ein schönes Zimmer im Nebenge bäude der prinzlichen Wohnung und eine elektrische Klingel teilt ihr mit, wann sie zum Dienst kommen soll.

Die Krankheit seiner Mutter ruft den Prinzen plößlich nach Amerongen. Wir sehen, wie sich der alte Herr dort eingerichtet hat und von seinen Illusionen immer noch nicht ablassen kann.

Das Erwachen( des deutschen Voltes), führt der Ertaiser aus, mird langsam vor sich gehen, aber dann wird das deutsche Volt nach seinen Fürsten rufen. Auf den Prinzen Mar von Baden fallen böse Seitenhiebe, aber auch Ludendorff kommt nicht gut weg. Der junge Herr gaudiert sich über seinen Papa, als dieser die Aus­grabungen von Babylon wieder einmal zum Vortragsthema des Abends macht.

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Es kommt zur Wiederverheiratung des Erkaisers. Der Prinz ist in außergewöhnlicher Stimmung. Seine Umgebung macht sich auf etwas ganz Sonderbares gefaßt. Er ruft: Er heiratet wieder, was sagen Sie dazu? er heiratet wieder!" Er fühlt sich wie zwanzig Jahre diese perrudte 3 wiebell!"" Aber wer den, um Gotteswillen," sagte die Bürgermeisterin und rang die Hände, doch nicht der Major von Bühler?!" Wilhelm Rer mein Bater," sagte der Prinz mit Pathos. Mit wem denn, doch nicht mit Frau von Rochow?" " Nein," sagte der Prinz, mit Hermine Reuß , der verwitweten Prinzessin Schönaich."

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st sie eine interessante Frau, eine ältere Dame?" Interessant schon, mit einem Auge sieht sie etwas schräg ins Gelände, aber alt ist sie nicht und dumm erst recht nicht. Mit der fann mein Vater was erleben! Die hört nicht stillschweigend zu, wenn er zum fünfundzwanzigsten Male Vortrag über die babylonischen Ausgrabungen hält."

Nach Wieringen tommen immer wieder einzelne Brominente; die früheren Zeiten und die Wiederherstellung der Monarchie sind die Themata, über die man spricht und fingt. Auch die Abfindungs­frage taucht schon auf. Und schließlich fommt die Erlaubnis zur Rückkehr nach Deutschland . Abschied von der Sekretärin. Und in wenigen Tagen folgt die Abreise, welche die Entente erst erfährt, als der Prinz schon über die Grenze ist. Der Adjutant bringt schließlich die Sekretärin nach Amsterdam ; leider vergißt er in der Aufregung, ihr den letzten Gruß Seiner Königlichen Hoheit aus­zuhändigen. Wir lesen dann von Gasvergiftung Rettung im letzten Augenblic schließlich Reise an die Riviera.( D, Gregor Samarom!)

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Was soll nun dieses Buch? Ist es ein Sensationsroman oder ein Memoirenbuch, geschrieben von einem Dritten, der Wahrheit und Dichtung durcheinanderbrachte? Ich glaube, daß es feins von beiden

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ist. Ein Holländer hat es auch sicher nicht geschrieben: man lefe mur das zeitweise schnoddrige Berliner Deutsch und das gelegentliche preußische Französisch! Das Mamuskript hat Holland nie gesehen. Es handelt sich vielmehr um ein Propagandabuch der Monar­chisten, herausgegeben von einer erfronprinzlichen Pressestelle. Unter der anlockenden Maske der Liebenswürdigkeit und Offenheit, die man längst fennt, werden die Seitensprünge der Hohenthurner" preisgegeben, um die Beliebtheit der Hohenzollern zu heben. Waid­mannsheil! Dr. E. M.

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Schulreformer vor 150 Jahren.

Bon Dr. Willi Blumenthal

Die Lobredner der alten Zeit mit ihrer Ablehnung aller Neuerungen und Fortschritte auf kulturellem Gebiet sollten sich ein wenig mehr bei der großen Lehrmeisterin der Menschheit, der Ges schichte, umsehen. Auch jene Pädagogen, die alle Schulreform­bestrebungen der Gegenwart als republikanisches Teufelswerk ver schreien möchten und sich so gern hinter vergilbten Büchern ver= Geschichte der Pädagogit, beffer Bescheid wissen. Dann würden sie schanzen, müßten eigentlich in ihrem ureigensten Gebiet, in der Johann Bernhard Basedow fennen, der von 1723-1790 gelebt hat und als pädagogischer Umstürzler an Radikalismus unsere entschiedenen Schulreformer noch übertrifft. Als Sohn eines Perückenmachers geboren, beschäftigte er sich früh mit Erziehungs­fragen und legte schon in jungen Jahren eine Schrift vor: Bon richten." der ungebräuchlichen, aber besten Methode, die Jugend zu unter­Erziehungs- und Unterrichtswesens hinaus. Durch private Samm­Seine Pläne gingen auf eine völlige Umwälzung des fungen begüterter Leute, die sich für seine Absichten begeisterten, famen schnell 15 000 Taler zusammen, die es ihm ermöglichten, seine Reformpläne zu verwirklichen. Er errichtete in Dessau das Philantropin", ein Erziehungsheim, das bald in der ganzen zivili­fierten Welt von sich reden machte. Hier brachte dieser geniale Mann zusammen mit bedeutenden Helfern wie Wolfe, Salzmann und Campe seine Ideen zur Ausführung. Der" Philantropin" tann in seinem Erziehungsplan mit den heutigen Landerziehungsheimen verglichen werden. Einer seiner Leitsätze lautete: Im Menschen ist zunächst das rein Menschliche zu bilden, so daß er sich als Welt= bürger fühlt." Großer Wert wurde auf die körperliche Aus­bildung der Zöglinge gelegt: In einheitlicher, leichter Kleidung, mit abgeschnittenem Haar und freiem Hals gingen Knaben und Mädchen des Philantropins umher und wurden von allen anderen Kindern wie Wundertiere angestaunt. Der Unterricht wurde leicht und an genehm, fast wie Spielerei betrieben, fremde Sprachen durch llm gang und Unterhaltung bald erlernt. Besonders interessant ist es auch, daß der Religionsunterricht in der Anstalt ohne Rücksicht auf eine bestimmte Konfession erteilt wurde. An Stelle der Dogmen überlieferung traten Fragen allgemein sittlicher Natur. Selbsts verständlich waren förperliche Züchtigungen, aber auch alle sonstigen Bestrafungen streng verpönt. Die" Bhilantropen" waren ausgezeich nete Psychologen und erreichten alles durch Erweckung des Ehr­geizes, durch Appell an die Vernunft der Kinder. Selbst die Ab­schlußprüfung war fein Examen in unserem Sinne, sondern ein großes, öffentliches Fest, bei dem sich die Kenntnisse der Schüler gut bewährten. Basedows Tochter, die bei dieser Prüfung vor­geführt wurde, sprach schon mit fünf Jahren fließend französisch und fogar lateinisch. Selbstverständlich fehlte es diesen Vorfämpfern einer neuen Kulturidee nicht an Gegnern, die besonders unter den kirchlichen Würdenträgern zu suchen waren. Man sette dem großen Menschenfreund Basedow derart zu, daß er das von ihm gegründete " Philantropin" verlassen mußte und sich schließlich perärgert von der Welt zurückzog. Bor seinem Tode bestimmte er noch, daß seine Leiche zum Nutzen der Menschheit seziert werden sollte. Bekanntlich find auch Goethe und Basedow zusammengetroffen. In Dichtung und Wahrheit " hat er uns ein anschauliches Bild von dem seltenen, prophetischen" Manne gegeben.

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