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Sonntag

28. November 1926

Aus der Film- Welt

Lügenheze gegen einen, Hetzfilm"

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Man braucht nicht gerade überzeugter Freund von Mostaus Politik zu sein: man fann sogar prinzipieller Gegner der dort her­gestellten politischen Filme sein eines aber sollte man im Kampfe gegen diese Filme doch nicht außer acht gelassen: die Wahr­heit! Geradezu widerlich mutet die fast verabredet erscheinende Hetze der Berliner Rechtsblätter gegen das jüngst erschienene Gos­fino- Werk Der schwarze Sonntag" an. Dieser Film hat in der deutschen Bearbeitung, die, wie wir wissen, von einem politi­fchen Gegner der Kommunisten besorgt worden war, eine geradezu radikale Beseitigung aller eventuell noch vorhandenen kommunisti­ schen Schärfen erfahren. Der letzte Akt des Originals, der Gapon als Volksverräter hinstellt und in dem er von Revolutionären aufgehängt wird, ist völlig verschwunden, eben weil geschichtlich Gapons Stellung nicht genügend feststeht. Damit ist die Haupttendenz der russischen Arbeit sowieso verschwunden.

Die deutsche Form ist, wie auch der Sachverständige des Aus­märtigen Amtes, Geh. Regierungsrat von anggrießer vor der Filmprüfstelle begutachtete, eine rein geschichtliche Wiedergabe russischer Ereignisse. Nirgendwo zeigt sich eine Parallele mit deut­scher Politik. Wenn bei der Uraufführung kommunistische Trupps an sich harmlose Stellen durch demonstrativen Beifall oder auch Pfeifen tendenziös heraushoben, so haben sie der künstlerischen Arbeit einen Bärendienst geleistet. Wirklich skandalös aber find die Lügen, die tags darauf in ihren spaltenlangen Kritiken bewußt die Rechtspresse ausstreute. Den Bogel schießt im ,, Lokal- Anzeiger" vom 19. Novem­her Herr Hussong ab. So schreibt er u. a.: Aber faum schlug vor dem ersten Kommunistenschuß der erste Polizist seinen Todes- Purzelbaum..."," dann ein Kommunistenschuß... oder ein Bolschewistensäbel, unter frenetischem Beifall umgedreht im Gedärme eines Polizisten, des Polizisten, der Polizei schlechthin."

Aehnlich äußern sich fast alle Blätter der übrigen Rechtspresse; fo z. B. die Börsenzeitung ", wo Herr Frizz Olimsty davon zu be richten weiß, daß sich die russischen Arbeiter auf die Soldaten warfen und daß Soldaten von der Uebermacht entwaffnet und mißhandelt wurden. Zehntausende haben in den letzten Tagen diesen Film ge­sehen. Es ist weder zu Ruheftörungen gekommen, noch wird irgend ein Beschauer festgestellt haben, wo derartige Greueltaten" der russischen Arbeiter im Film vorkommen. Nur die Herren Kritifer der Rechtspresse wollten oder mußten sie sehen. Da fa ch li che Gründe gegen die wirkliche historische Darstellung nicht vorzubringen maren, griff man bewußt zu Lügen. Die Absicht wird flar, wenn man das gesetzwidrige Vorgehen der bayerischen Polizei dagegen hält. Man hatte in München den Film noch nicht gesehen, aber man verbot ihn, sicherlich geftüßt, auf diesen Lügenfeldzug. Man wünscht eben teine proletarischen Filme, mögen sie auch tausendmal die Wahrheit sagen.

Die Filme der Woche.

, Der Sohn der Berge." ( Oswaldlichtspiele.)

Wir haben so viel vom Raukasus, von der Großartigkeit und Wildheit seiner Berge, von der Schönheit und Naturwüchsigkeit seiner Bewohner gehört und gelesen, daß es für Westeuropa ein ausgezeichneter Gedante des russischen Gostinos war, ein fesselndes Gemälde des Kautafus im Film zu geben. Ganz natürlich fand sich als leitende Idee der Kampf der eingeborenen Bevölkerung gegen die russische Unterjochung, die im vorigen Jahrhundert vor fich ging. Sa- ur ist der Held und Vorfämpfer seines Stammes, der hoch oben im Rautasus in altgewohnter Einfachheit lebt. Er nimmt den Kampf mit dem russischen Gouverneur, dem reichen Fürsten Kibirom, auf, weil er von ihm persönlich beleidigt ist und weil er den Mut hat, für einen gepeinigten Bolfsgenossen einzustehen. Nun entwickelt sich ein Kleinkrieg zwischen der bewaffneten russischen Macht( Polizei und Kosaken) und dem fühnen Sa- ur, der zum Aus­gestoßenen, zum Räuber wird( Abrek), aber Hilfe und Gefolgschaft unter seinen Genossen findet. Auf der einen Seite wird die Bruta­lität der russischen Unterdrücker gezeigt, die Schuldlose strafen und in haft führen, auf der anderen die Kühnheit, ja Berwegenheit und die außerordentliche Gewandtheit der Räuber im Reiten und Kämpfen. Rein wie zufällig werden die Sitten und Gebräuche des mohammedanischen Bergstammes uns im Laufe der Handlung vor Augen geführt. Die große erhabene Natur der Landschaft mit den steilen Bergen und reißenden Gewässern bildet den Hintergrund. Das Dorf ist der Schauplah der Vorgänge. So ist alles echt: die Darsteller scheinen aus den Eingeborenen genommen zu sein, und selbst wenn Bestajem, der den Sa- ur verkörpert, fein Raufafier ist, so ist er sicher der denkbar beste Sohn der Berge". Nie hat man bei ihm den Eindruck des Gemachten und Gespielten. Er ist ein Meister in allen Künsten der Bergbewohner, ein Reiter, der mit feinem Pferde verwachsen ist, ein Schüße und ein Tänzer nach den Herzen seiner Genossen. Abenteuerliche Zwischenfälle und tolle Szenen beleben die Handlung. Einmal wird der Gouverneur in seinem Hause überfallen und im Pferdestall angebunden, aber schließlich stellt sich der edle Räuber, der natürlich ein Hort der Armen und Unterdrückten ist, selbst, als sein ganzes Heimatdorf mit dem Untergang bedroht ist. Er macht zur Bedingung, daß er nicht gehängt, sondern erschossen wird. Aber die Russen halten ihr Wort nicht. Schon schmiert der Henter das Seil, da erbittet sich Sa- ur als leyte Gunst einen Tanz, und wie er immer wirbelnd herummirbelt, erfährt er von einem treuen Genossen, daß seine Kameraden zur Befreiung zur Stelle sind, und auf ein gegebenes Zeichen werden wirklich die Soldaten überrumpelt, und die Flucht Sa- ur im eigenen Haufe im Zweikampf tötet. Das Schlußbild gelingt. Dann erfolgt die Abrechnung mit dem Gouverneur, den zeigt, wie die Schar der Räuber davonzieht in die Weiten des Raufafus, wo sie Unterschlupf und Rettung finden wird. flüssig, zu sagen, daß auch die anderen besonders hervortretenden Personen außerordentlich echt und natürlich wirken, vorzüglich Fatima, die Schwester Sa- urs und der Fürst Kibirom. Prächtig sind die Aufnahmen, die Land und Leute wunderbar wiedergeben, und nur ein Wunsch bleibt noch zu erfüllen, daß der Ablauf des Films durch einige Rürzungen dramatischer merbe. D.

Die Wallfahrt eines Herzens." ( Mozartfaal.)

leber­

Hier zeigt sich die Problematit des nordischen Films. Man merkt störende Längen faum, wenn es sich um die schwedische Erde handelt. Menschen und Milieu verwachsen zu einer untrennbaren Einheit, anders liegt der Fall aber, wenn entfernte Gegenden in den Rahmen der Handlung gezogen werden. In diesem Augenblick emp­findet man plöglich, daß das Tempo versagt und daß es weder den Darstellern noch der Regie restlos gelingt, den Reichtum und die psychologischen Feinheiten der Dichtung ins Filmische zu über­tragen. Der zweite Teil von Selma Lagerlöfs Jerufalem"

spielt hauptsächlich im Orient. Gertrud, des Schulmeisters Tochter und Ingmars Geliebte, ist nach Jerusalem gereift, ihr Geist ist zer: rüttet, in einem Derwisch glaubt sie Jesus zu erblicken, und sie wird erst von diesem Wahn erlöst, als Ingmar, der ihr aus Schweden nachgereist ist, beweist, daß es sich hier um einen höchst irdischen Menschen handelt. Der Bearbeiter und Regisseur Gustav Molan der entgeht der Gefahr, bei der Schilderung dieses orientalischen Milieus zu sehr ins uferlos Breite zu geraten, aber in der fremd­artigen Umgebung enthüllt sich, daß diese Lagerlöfschen Menschen nur Getriebene find ohne Initiative und Wollen. Eine andere Frage ist es, ob derartige Gestalten für den Film geeignet sind. Jedoch man übersieht diese Unausgeglichenheiten, wenn die Hand lung wieder im Norden spielt. Ingmar muß nach Schweden zurück­fehren. Gertrud geheilt, begleitet ihn. Und zu Hause erwartet ihn fein Weib Labro, das er zu lieben gelernt hat. Sie hat in seiner Abwesenheit einem Knaben das Leben gegeben und fürchtet, daß auf ihm der alte Fluch ihres Geschlechts liege, blind und schwach­finnig zu werden. Darum setzt sie das Kind aus. Wundervoll ist diese Szene, wenn Labro sich den Abhang herabtastet, der See liegt ruhig da, nur in seiner Mitte fräuseln sich die Wellen. Hier unter­streicht die Szenerie die Erregung der Menschen. Und dann findet sich Ingmar in seinem Hause wieder, er sieht sein Kind, das der alte Knecht im letzten Augenblid rettete. In dieser Szene wie auch in der, wo sich die beiden Gatten wiedersehen, erreicht die Regie größtes Format, vermeidet jede Rührseligkeit. Hinzukommt, daß die beiden Hauptdarsteller Jenny Hasselquist und Lars Hansson weit über sich hinauswachsen. Hansson, ehemals ein vollendeter Gösta Berling, vielleicht zu feingliedrig und zu zergrübelt für diesen Bauern, den einst Sjöström erdnäher spielte, verlief jede Spur von Theater, und Jenny Hasselquists herb umrissene Labro gibt hier stärksten Ausdrud. Mag manches stören, mögen Längen er­müden, man hört nur auf die süße, schwermütige Melodie, die aus diesem verinnerlichten Geschehen flingt. 3u erwähnen ist noch die zarte Mona Martenson, die der irrsinnigen Gertrud den gläu bigen, visionären Blick verleiht. Das Ergebnis: ein Film, in dem sich die ganze stille und ausgeglichene Kultur der Skandinaven spiegelt. F. S.

Schah, mach' kaffe." ( Marmorhaus.)

Bellage des Vorwärts

bekommt, mit dem sie ein prima Modehaus aufzumachen gedenkt. Die Oswalda ist wirklich reizend. Sie ist luftig und ausgelaffen und weiß natürlich als Pfeudogräfin die prachtvollen Kostume ausge zeichnet zur Geltung zu bringen. Aber für ein eine ganze Vorstellung füllendes Stück reicht das Manuskript in feiner Weise aus und die Handlung ist zudem von einer Unwahrscheinlichkeit, wie man sie faum beim Schwank noch erträgt. Filmisch kommen unter der Regie von Constantin David allerdings mancherlei komische Wirkungen heraus, wenn auch hier in den Terten vieles alter Baster ist. Erster Klasse ist eine Fahrt auf der Nutschbahn im Lunapark. An Milieus werden geboten: die Arbeitsstätte der Plättmamsells und ein vor­nehmer Madesalon, in dem ganz nett allerlei Typen aus dieser Branche vorgeführt werden( auch sieht man natürlich sehr schöne Beine). Eine Szene im Wannseebad darf nicht fehlen. Die Haupt­sache spielt sich aber in Zimmer 221 des Hotel Bristol ab. In diesem Zimmer hat die Plättmamfell ihr Dasein begonnen, als ihre Mutter, die jetzige behäbige Gemüsehändlerin( von der Lydia Potechina mit drastischem Humor gespielt) Zimmermädchen im besagten Hotel war. Der andere Partner, den sie für einen Grafen Radebeul hielt, ist natürlich nur ein Herr Graf aus Radebeul gewesen. Aber so ist das Leben nun einmal im Film. Jedenfalls ist es sehr lustig anzusehen, wie die Plättmamfell sich als Gräfin ausgibt und ihren ungetreuen Verehrer, den Kurt Bois als richtiges Konfektions­früchtchen sehr wißig charakterisiert, so zu dressieren weiß, daß das gute Ende, die Heirat, sicher ist, auch als sich das ganze Märchen in Wohlgefallen auflöst. Gute Typen gaben Garrison( der Besizer des Modesalons), Falkenstein( der Trottel aus Radebeul ). Aber man hat sie in ähnlichen Rollen schon öfter gesehen.

Der Rhein ."

-1.

( Sonderaufführung in den Kammerlichtspielen.) Man könnte diese unerbauliche Angelegenheit am besten mit Stillschweigen übergehen, handelte es sich nicht um einen Propa­gandafilm, den die Reichszentrale für deutsche Ber­fehrswerbung hergestellt und vermutlich aus öffentlichen Mitteln finanziert hat. Diese Behörde stellte sich zuerst durch einen veritablen Generaldirektor vor, um sodann Herrn Direktor Josef

azuma geladenes, nachſichtiges

Siegfried Arno hat eine unglaublich lange Nafe, Siegfried Arno hat unmögliche Beine, er versteht, beide Schönheitsfehler für Komit und Groteste auszunuzen und bleibt trotzdem ein seelenvoller Darsteller. Darum ist es wirklich kein Wunder, daß er schnell zum Filmliebling emporstieg. Er unterhält das Publikum, er unterhält es gut, dennoch reicht diese Unterhaltungsfunft nicht für einen ganzen Film aus. Und es war ein böser Fehler, Siegfried Arno auch noch Ehemann, der rechtzeitig in eine Firma heiratete, um sie vor dem eine Doppelrolle spielen zu lassen. Er ist nicht nur der tölpelhafte durch sein forsches Auftreten dem Ehepaar endlich zu seinen Flitter­durch sein forsches Auftreten dem Ehepaar endlich zu seinen Flitter Zusammenbruch zu retten; er ist auch noch der Doppelgänger, der wochen verhilft. Doch ist der Doppelgänger feinem Mädel gegen über, einer Apachin, ein Waschlappen. Se hat man fast von der ersten bis zur legten Szene das gleiche Thema, das dem Haupt­darsteller nicht Spielmöglichkeit genug erschloß. Felix Baschs Regie gelang es nicht, die Langeweile zu bannen, obwohl die tem­peramentvolle Ossi Oswalda die Frau war, die erobert werden mußte. Borzüglich war Hans Albers als ein stets in schöner Pose verharrender Angestellter aus der Konfektion, der Wert darauf legt, fein Mensch, sondern eine Modepuppe zu sein. Er spielte fo ge­schickt, daß die Anhimmelei des dummen Frauchens nicht unver ständlich blieb. Gute, sichere Darsteller wie Lydia Potichina, Rosa Baletti und Paul Morgan bewährten sich in fleinen Rollen, doch selbst die besten Schauspieler tönnen, wenn manuskript und Regie versagen, einen Erfolg nicht erzwingen.

, Gräfin Plättmamfell."

( UT. Kurfürstendamm.)

e. b.

Die Hauptsache bei diesem Film ist Offi Oswalda, die hierin Gelegenheit hat, von einer Blättmamfell zu einer angeblichen Gräfin zu avancieren und dann, als es mit der gräflichen Herrlichkeit zu Ende ist, doch den vielgeliebten Modezeichner und Bouffierstengel

DER

SOHNDER BERGE

( Abrek Sa- ur)

A

Der erste Original Kaukasische Film

im Prometheus- Verleih

Ein erschütterndes Gemälde aus dem Befreiungskampf des kaukasischen Volkes A

Uraufführung

Täglich der große Erfolg: Richard- Oswald - Lichtspiele, Kantstr. 163 Kristall- Palast, Prinzen- Allee 1/6 Turma- Palast, Schöneberg , Hauptstr. 144 Städtisches Lichtspielhaus, Neukölln, Bergstraße 147.

mehr als eine halbe Stunde lang mit gründlichen Darlegungen über die Langweiligkeit der gewohnten Natur- und Landschaftsfilme öden artigen Film gänzlich von Künstlerhand" gestalten und aus nicht zu lassen. Nun aber sei der Versuch gemacht worden, einen der­zufallsmäßigen, sondern komponierten" Aufnahmen bestehen zu laffen. Die derart mit Borschußlorbeeren umwundene Künstler­hand" des Herrn E. M. Schumacher( feltsame Namensgleichheit!) manifestierte sich schließlich in einem allerdings sehr eigenartigen Film, der von Anfang bis zu Ende handgepinfelt und nichts weiter ist, wie eine lange Serie von malerischen" Ansichtspostkarten, von Rheinstrom ohne strömende Bewegung, mit lediglich aufgemaltem zurechtgestellten und frisierten Stimmungsprofpetten im Range etwa der üblichen Bildreklamen für Bäder und Hotels. Ein Film vom Wasser, das ist wahrlich ein Unikum! Zwischendurch einige etwas Schwarzwälderuhren oder gelegentlich des Kölner Doms ein gotisches hübscher gelungene Trid- Intermezzi: durcheinander pendelnde Arabeskenspiel. Und ein paar Silhoutteneinlagen, die etwa die Sage

vom Mäuseturm oder von der Loreley illustrieren, nicht schlechter, aber auch nicht besser gemacht als die bekannten Pinschewer- Reflame­tönnen natürlich nichts Wesentliches bessern an einem so von Grund filme. Diese verfälschten Lotte Reiniger und Ruttmann - Effekte

aus verfehltem Machwerk.

, Der Meineidsbauer." ( Emeltapalaft.)

-

Wdt.

Der Film ist aus dem bekanntesten der Anzengruberschen Werte nach bewährten Mustern geformt. Der Kreuzhofbauer hat einen Meineid geleistet, um in den Besitz des Hofes zu gelangen. Er ist ein arger Bösewicht, der seines Bruders Testament, das dessen findergefegnete Herzliebste vor einer ungewissen Zukunft bewahren foll, heimlich still und leise dém Kaminfeuer anvertraut. Leider ertappt ihn sein Sprößling bei dieser unchristlichen Handlung. Dein Kreuzhofbauer geht die Geschichte aufs Gemüt und er wird seines Lebens nicht recht froh. Schließlich erlöst ihn ein wohltätiger Bliz aus diesem Jammertal und seiner Schuld. Solche Bauerntragödien wirken nur durch das erdhaft Urwüchsige von Sprache und Spiel. Daven war aber leider in diesem Film nichts zu spüren. Mag sein, daß das fehlende Wort die Wirkung beeinträchtigte. Diese Bauern maren jedenfalls feine Bauern. Sie trugen mohl ein Aelplerfostüm, aber es saß nicht. Die Frauen ließen allzu sehr merken, daß sie gewohnt waren, in Schuhen mit hohen Hacken zu trippeln; fie waren entweder Salon- Deandin", oder sie spielten sich auf die getränkte Leberwurst aus. Das Ganze ist so zuckersüß aufgemacht, daß jede dramatische Wirkung verloren geht. Es trieft von Gemüt. Das Anzengrubersche Stück ist ja ohnedies nicht mehr ganz frisch, aber dieser Film wird ihm bestimmt nicht zu neuem Leben per­k. helfen.

720

Der Herr des Todes."

( 21. T. Tauenhienpalast.)

Eine Militärgeschichte von Karl Rosner , die sich mit der sogenannten Offiziersehre beschäftigt, wurde, vermischt mit Charleston, Filmsentimentalität, Firmenreklamen und einer den Amerikanern nachgeäfften Sensation als Film aufgezogen. Die Damen, es handelte sich gleich um drei neue Stars, taten albern. Frizz Solm hingegen ( auch ein neuer Mann) hat eine Ahnung von Darstellungskunst, doch wurde ihm nicht die geringste Gelegenheit geboten, sie zu verwerten. Der Regisseur Hans Steinhoff sollte erst einmal Milieustudien machen, bevor er an einen Film geht. Als er diesen Film drehte, scheint er tatsächlich der Meinung gewesen zu sein, der, Columbus" fahre von Bremen - Stadt ab, und zwar bei Hillmanns Hotel vor der Tür. Wenn es mit den deutschen Filmen so weiter geht, müssen mir bald den Amerikanern feierlichste Abbitte tun, weil wir bislang inumer meinten, nur fie verständen sich auf den regelrechten Kitsch.

Die Ufa- Wochenschau bewies wieder, daß für sie geschickte Operateure in aller Welt viel Sehenswertes einfangen.. c. b

Kinderfino im Mozart - Saal Else Simon als Märchenfee be­grüßt die fröhliche Schar und fündigt ihr Herrliches an, wenn sie nur zuerst hübsch singen will. Aus der Leinwand erschienen die Terte und gleich gibt es Chor mit Drchefterbegleitung. Dann der Zauberer Fanta, der sich einen Gehilfen als Demonstrations. objeft heraufholt; aber warum hat er den Frad an, statt wie ein richtiger Myftifag auszusehen? Ein luftig gezeichneter Trickfilm vom Kater Felix auf der Wohnungssuche. Dann kommt er selbst, der Kater, mit einer Höschendame als musikalisches Clomspaar. Jetzt aber gaufeln die Himmelssterne durch den Saal, nur etwas zu lange, so daß unsere berlinischen Funkfinder Zeit haben, die optische Wunder­mache zu ergründen. Nun aber das Hauptstück: Tischlein deck dich" im mehraftigen Großfilm, trefflich dargestellt, mit wunder­schönen Bildern von Wald, Lichtung und Altstadt, von Else Simons Verschen erläutert, so daß die Schriftbänder wegbleiben. Der Kindernachmittag ist recht gelungen, und die zwei Weihnachtsmänneg am Tor unten haben nicht zuviel versprochen.