Ausfpracheabende des Hauptgesundheitsamtes. Das Haupt gesundheitsamt der Stadt Berlin veranstaltet im Laufe dieses Winters eine Reihe von Ausspracheabenden, die den Zweck haben, die Er= gebnisse der Wissenschaft vom Standpunkt der praktischen Gesundheitsfürsorge zu bewerten, um hierdurch Unterlagen für die Ausgestaltung der weiteren Arbeit des Amtes selbst zu erhalten. Der erste Ausspracheabend findet| Mittwoch, 1. Dezember, 8 Uhr, im Hygienischen Institut, Dorotheen ſtraße 28a, statt. Es wird sprechen: Reg.- Med.- Rat Dr. Böhm, Leiter der Krüppelfürsorgestelle 7, über das Thema Reform des Schulturnens oder Schulfonderturnen" auf Grund der Ergebnisse des Kölner Orthopäden- Kongresses 1926.
Zur Explosion auf der Zeche de Wendel.
Der amtliche Bericht- 6 Tote.
Die Zahl der Toten des Grubenunglücks auf 3e che de Bendel ift inzwischen auf 6 gestiegen, da drei der Schwerverletzten im Kranfenhaus gestorben find. Im übrigen stellt sich die Zahl der Schwer= verlegten nunmehr auf 17. Nach Angabe der Grubenverwaltung ist der Brand durch Selbstentzündung der Kohle entstanden, dem eine Schlagwetter- und Kohlenstauberplosion folgte. Wie der Betriebsrat angibt, soll auf dem Unglücksflöz bereits seit einem Jahr ein Grubenbrand bestehen. Auch das ganze Grubenfeld wird als sogenanntes Störungsgebiet bezeichnet, da hier die meisten Schlagwetter auftreten. In der Unglücksnacht war entgegen der Forderung des Betriebsrates, feine Ueberschichten zu verfahren, zum erstenmal eine solche befohlen worden.
Nach den amtlichen Untersuchungen steht bereits fest, daß zwei zeitlich getrennte Explosionen aufgetreten find. Ueber den Hergang im einzelnen ist bisher Folgendes bekannt: Während der Mittagsschicht des 27. November hat sich in dem Unfallbetriebe das Gebirge plötzlich gesetzt. Der Steiger der Mittagsschicht, der den Betrieb sofort befuhr, konnte nichts Besonderes feststellen. In der darauffolgenden Schicht trat dann plöglich gegen 11 Uhr die erste Explosion ein; die zweite Explosion ereignete sich einige Stunden später bei den sofort aufgenommenen Bergungs- und Rettungsarbeiten. Sämtliche Tote und Berlegte sind geborgen. Da die Umgebung der Explosionsstelle in Brand geraten ist, soll das Explosionsfeld abgedämmt werden. Die Abdämmung ist im einzelnen Strom bereits fertiggestellt.
Meuterei im Lüneburger Zuchthaus .
Ueberfall auf einen Oberwachtmeister. Lüneburg , 29. November. ( TU.) In dem hiesigen Zuchthaus wurde der erst seit furzem amtierende Oberwachtmeister Meyer II das Opfer einer umfangreichen Meuterei, an der etwa 20 Gefangene Anteil hatten. In der Abteilung für Tütenkleberei, in der sich 52 3 uchthausinjassen befanden, wurde Meyer, als er mit einem der Sträflinge sprach, von einem anderen überfallen und durch Schläge mit einem harten Gegenstand auf Kopf und Rüden derartig mißhandelt, daß er besinnungslos wurde. Wieder zu sich gekommen, wollte Meyer fich mit seinen Waffen wehren, wurde nun aber auch von anderen Gefangenen zurüd
Strafe verbüßen sollten. Unter diesen Bofen befand sich bezeich nenderweise auch ein früherer preußischer Polizeimachtmeister Hugo Friedberg, der ebenfalls wegen Spionage zugunsten Bolens zu einer langjährigen Strafe verurteilt worden war. Bier Gefangene, die wegen Kriminalverbrechens Strafen zu verbüßen hatten, sind dabei gleichfalls entwichen. Die Polizeibehörden in Oberschlesien fahnden nun nach diesen vier Verbrechern, da die anderen mit dem Kraftwagen die Grenze passiert haben. Von den polnischen Behörden ist troz mehrfacher Anfrage aus Kattowiz nur die lafenische Mitteilung eingegangen, daß die Grenzstellen fein Auto passiert hat, eine Behauptung, die den Tatsachen entspricht, da die Flüchtigen an einer unbewachten Stelle hinübergewechselt sind.
gehalten, die ihn an der Kehle würgten. Schließlich gelang es ihm, Vorträge, Vereine und Versammlungen. mit großer Mühe ins Freie zu kommen, was dadurch erschwert wurde, daß die Gefangenen die Alarmglode außer Funktion gesetzt hatten.
Befreiung politischer Gefangener in Gleiwik. Wieder einmal ist hier eine Duplizität der Ereignisse" feftzustellen, denn fast zu derselben Zeit fand im Gerichtsgefängnis in Gleiwig ein Ueberfall von zehn Sträf lingen auf zwei Gefängnisbeamte statt, wobei ein Beamter mittag ein großes achtfiziges Auto über die polnische Grenze nach erschossen wurde. Wie jetzt festgestellt ist, war am Sonntag Gleiwit gekommen, in dem fünf Männer saßen, die auch die Befreiung durchführten. Es wurden zehn Gefangene befreit, und zwar sechs Polen und vier Deutsche herausgeholt, in den Kraftwagen gesetzt. Der Wagen fuhr, ohne daß die nahegelegene Polizeiwache etwas bemerkt hätte. in schnellstem Tempo aus der Stadt wieder über die Grenze. Der zweite Justizwachtmeister hatte jedoch die polnischen Räuber erkannt und so gelang es, Auf schlüsse über die Motive der Befreier zu erlangen. Die Polen wurden angeführt von einem gewissen Smolta, der wegen Spionage zugunsten Polens im Ratiborer Gefängnis saß und vor einem halben Jahr nach Stettin übergeführt werden follte. Auf dem Wege dorthin gelang es ihm, zu fliehen und die polnische Grenze zu überschreiten. Smolta ist ein in Polen nicht unbekannter Infurgentenführer, der munmehr noch fünf andere Polen befreit hat, die gleichfalls wegen Spionage verurteilt worden waren und in Ratibor ihre
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