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Die gefährliche Rüstungsbeschränkung." Wilhelms Souveränitätsfimmel wollte nichts mit ihr zu tun haben.

In der Schlußabteilung der großen Attenpublikation des Aus­wärtigen Amtes werden soeben Dokumente über Englands legten Versuch einer Flottenverständigung mit Deutschland   veröffentlicht. Am 26. März 1913 wies der damalige erste Lord der Admiralität, der heutige Finanzminister, Winston Churchill   bei der Budgetberatung auf die allgemeine Zunahme der Marineausgaben hin und wiederholte den Vorschlag eines Flotten­feierjahres, ein Appell ,,, der an alle Länder gerichtet sei, aber an feines in einer aufrichtigeren Weise als an den großen Nachbar jenseits der Nordsee". Bierzehn Tage später winfte Bethmann Hollweg   im Reichstag mit den Schwierigkeiten dieses Vorschlags ab. ,, Wir können abwarten, ob die englische   Regierung mit tonkreten Borschlägen hervortreten wolle." Auch in England war der Wider­hall des Vorschlages nicht sehr lebhaft. Churchill   kam erst am 13. Dt­tober in Manchester   öffentlich darauf zurüd, erklärte aber, die eng Tische Regierung beabsichtige nicht, in der Frage Schritte zu tun, wenn die deutsche Regierung es nicht für amedmäßig halte, denn sie müsse den Anschein vermeiden, als ob sie für sich selbst den Lorbeer eines Vorschlages zur Rüstungseinschränkung anstrebe, um damit Deutschland   in die Zwangslage einer Ablehnung zu versetzen.

Doch wollte der Gedanke eines Flottenfeierjahres nicht ver stummen. Schließlich ergriff die deutsche Regierung die Initiative, ihn zu vernichten. Am 4. Februar 1914 äußerte fich Tirpik im Reichshaushaltsausschuß darüber, worauf Edward Grey   durch den englischen Botschafter in Berlin   um die Uebermittlung feiner Dar­legungen bat. Bethmann Hollweg   mollte Gren erklären, daß die kaiserliche Regierung zur Prüfung jedes Vorschlags bereit sei, den ihr die englische   Regierung amtlich zweds Ein­schränkung der Ausgaben für Rüstungszwede machen werde, daß sie den vom Minister Churchill   propagierten Ge­danken eines Rüstungsfeierjahres prattich nicht für durchführbar halte, daß fie aber der englischen   Regierung die Entscheidung darüber ganz überlassen müsse, ob sie mit einer ent­fprechenden Anregung an uns hervortreten wolle". Dies war Wilhelm zu matt. Er war für die praktische Ablehnung des eng­lischen Vorschlages, aber er wollte feine prinzipielle Ber. handlungsbereitschaft. Er erklärte rund heraus:

Ich will das ganze, endlose, gefährliche Kapitel der Rüstungsbeschräntung möglichst nicht noch einmal auf­gerollt haben. So oder so fommt es doch schließlich auf einen Einspruch Englands in mein(!) Recht ber Bemessung der für Deutschland   nötigen Seemacht heraus, sowie am Ende auf einen Verfuch zum Brechieren( Beeinträchtigen) des Flotten gefeges."

Eo fiel die Antwort der Regierung an Grey negativ aus. Der Plan einer Rüstungspause war erledigt.

feine Angst,

Englands Wille zur Rüftungsverminderung war nur allzu schwach gewesen. Berdiente es doch als Seerüftungsliefe rant der halben Welt allzu gut an den international steigenden Ausgaben. Selber in dem Wahn des Bettrüstens be­fangen, ristierte es nicht einmal, ernsthafte Vorschläge zu machen, obschon es damit den deutschen   Militarismus in eine üble diplomatisch­politische Position bringen und Triumphe leicht hätte einheimsen Pönnen. Wilhelms Souveränitätsfimmel daß ihm das Ausland in seinen Flottenbau hätte hineinreden fönnen verdarb vollends die ersten Anfäße einer deutsch  - eng­lischen Flottenverständigung. Der deutsche Gegenvorschlag, die Stärke der deutschen   und englischen Linienschiffsgeschwader im Verhältnis von 5 zu 8 festzulegen, war so gut darauf berechnet, daß er nicht ernst genommen werden würde, wie der englische, eine Bause im Flottenbau eintreten zu lassen. Keinerlei Rüstungs­verständigung kam zustande, und wenige Monate später entlud fich der Rüstungswahnsinn der Großmächte im Weltfrieg.

Der Souveränitätsfimmel der Sowjetunion  . Steffin, 30. November.  ( BTB.) Auf eine radiotelegraphische Anfrage der Dftfeezeitung" an den russischen Außenkommiffar Tschitscherin   über das Thema Rußland Völkerbund" funkte Tschitscherin   auf der Reise von Leningrad   nach Deutschland  von Bord des Dampfers Wartburg  ": Sowjet- Union läßt ihre Handlungsfreiheit nicht unterbinden. Andere tönnen fun, was sie wollen. Wir bleiben frei. gez. Tschitscherin."( Sich nicht dreinreden lassen, das ist der Grundgedante der kommunistischen  Außenpolitik, die von internationaler Staatenorganisation so wenig begriffen hat wie weiland Wilhelm II.   Die Red.)

Außenpolitische Debatte in Paris  .

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Die Regierung schweigt noch.

Paris  , 30. November.  ( Eigener Drahtbericht.) Die Kammer hat in einer Nachtsizung die Beratung des Haushalts des Ministeriums des Auswärtigen begonnen. Im Laufe der Aussprache kam es zu einer interessanten Erörterung nahezu sämtlicher Probleme der internationalen Bolitik. Die Diskussion eröffnete der Kommunist Cachin, der den Völkerbund als, ein Gebilde des neuen Imperialismus bezeichnete; er stelle eher eine Gefahr für den Frieden als einen Friedensschutz dar. Auch in der deutsch   französischen   Annäherung sieht Cachin nur eine neue Kriegsgefahr. Der Sozialist Fontanier verteidigte demgegenüber das Werk des Völkerbundes und er innerte daran, daß die Sozialistische Partei von Anfang an für die Räumung der Rheinlande, allgemeine Abrüftung und fofortige Rege lung des Dawes Problems eingetreten set. Er gab der Hoffnung Ausdrud, daß die Regierung alle Kräfte anwenden werde, um im Laufe der nächsten Besprechung zu einer wirklichen Annäherung mit Deutschland   zu fommen. Auch der Radikale Berthod unterstrich die Notwendigkeit einer deutsch  - französischen Annäherung.

Eine Politik des wahren Friedens sei nur möglich bei gegenseitigent Vertrauen. Nachdem noch der Radikale Milhaud sich im selben Sinne ausgesprochen und Gehier als einen guten mit arbeiter" Strejemanns bezeichnet hatte, wurde die Aussprache auf Dienstag vertagt.

Der Juwelenraub in der Tauenhienstraße.

Spruch vor dem Richter.

Die große Sensation" des ebenso unerhört dreisten wie erfolg| ihn aus. Nach Abschluß der Schule wechselte er häufig die Stel­reichen Raubüberfalls Johannes Spruchs am hellichten Tage auf lungen. Sein Wunsch, Büchsenmacher zu werden, stieß auf Wider­den Juwelierladen in der Tauengienstraße am 25. September d. 3. stand des Vaters. Als dann die Russen tamen, mußte er mit seiner findet, wie bereits berichtet, heute seinen vorläufigen Abschluß vor Familie Kattomig verlassen. Er hielt sich in verschiedenen Orten dem erweiterten Schöffengericht Charlottenburg  . Trotzdem es auf und kam schließlich zu den Grenadieren. Mit größter Ausführ­bekanntgegeben war, daß der Zutritt in die Gerichtsverhandlungen lichkeit und auf eine lächerlich kindische Art erzählt er von seiner Teilnahme am Kriege. Dann erzählte er die verschiedensten aben­nur auf Grund besonderer Eintrittskarten erfolgen würde, war der teuerlichen Ereignisse seines Lebens: Im Jahre 1917 Selbstmord­Andrang von Zuhörern und Schauluftigen sehr groß. Umfangreiche versuch und Desertion, im Jahre 1920 dringt er in das Absperrungsmaßregeln trugen dafür Sorge, daß Unbefugte nicht in Amtsziminer des französischen   Generals in Kattowiz und hält eine das Gerichtsgebäude drangen. Ansprache an das Volk vor der Theatertreppe. Im Jahre 1921 begeht er wieder einen Selbstmordversuch in Gegenwart feiner Kufine, in die er verlieb ist, im Jahre 1922 trägt er sich mit Plänen, schwerbewaffnet einen D- 3ug zu berauben, um seine Rufine entführen zu fönnen. Im Jahre 1923 begeht er einen Einbruch und im Jahre 1925 siedelt er schließlich nach Berlin   über, die vorläufige Bernehmung des Angeklagten. Seine Schwester wo er fich anfangs als Straßenhändler betätigt. Damit schließt Charlotte sollte anfangs Lehrerin werden und hat auch eine Präparandenschule besucht. Im Jahre 1916 wurde fie aber am Reichstelegraphenamt angestellt, half vom Jahre 1921 an ihrer Mutter im Haushalt und zog im Jahre 1925 zusammen mit ihren Eltern nach Berlin  . Hier wohnte sie später zusammen mit ihrem Freund. Die dritte Angeklagte, die Film statistin Ring­3hr Vater ist Gewerkschaftssekretär in Köln  . Sie hatte sich als hausen, gab zur Person an, im Jahre 1902 geboren zu sein. Tänzerin ausgebildet, arbeitete aber später als Filmstatistin. Sett etwa 1% Jahren ist sie verlobt und hat gelegentlich eines Zanfes mit ihrem Verlobten Spruch in einem Café tennengelernt. Nach­dem nun alle drei Angeklagten vernommen find, schreitet der Vor­fißende zur Bernehmung des Angeklagten über

Die Unflage gegen Spruch lautet nur auf Raub mit Verwendung von Waffen. Die Auflage wegen Mordverfuches und wegen Bergehens gegen das Spreng­fioffgesetz hat die Staatsanwaltschaft fallen laffen. Es mußte zu gegeben werden, daß die Behauptung Spruchs, er habe absichtlich Denn Spruch, der beim Militär zu den besten Schüßen gehörte, nach der Wand gezielt und mir Schreckschüsse abgegeben, richtig sei. hätte zweifelsohne jemand von den im Juwelierladen Anwesenden treffen fönnen, wenn er dies gewollt hätte. Desgleichen fonnte auch feine Verlegung des Sprengstoffgefeges festgestellt werden, denn die von ihm zur Detonation verwendeten Explosionsstoffe haben sich bei der Untersuchung als gewöhnliche Feuerwerks or per herausgestellt. Außer Spruch fizen auf der Anflagebant Ringhausen. Sie sind wegen Hehlerei angeflagt. Den feine Schwester Charlotte Spruch und die Filmstatistin Vorsiz führt Landgerichtsdirektor Dr. Crohne. Die Anklage ver­tritt der Staatsanwaltschaftsrat Schwieger. Die Geschwister Spruch werden vom Rechtsanwalt Dr. Herbert Fuchs und die Film statistin Ringhausen vom Rechtsanwalt Dr. Ludwig Meyer vertreten.

Der Angeklagte Spruch betrat zu Beginn der Sigung freude. ftrahlend den Gerichtssaal. Auch während seiner Bernehmung ver­läßt ihn keinen Augenblick die lustige Stimmung. Unter den Zeugen fich bereit, auszusagen, die zweite verweigerte die Aussage. Bor befanden sich auch seine Mutter und Schwester. Die erstere erklärte Eintritt in die Bernehmung des Angeflagten wandte der Vorsitzende sich an die Berichterstatter mit der Bitte, ihre Berichte im Interesse der ohnehin gefährdeten Jugend fachlich zu halten. Gerade der Fall Spruch beweise, welche Bedeutung in seinem Leben die Sensations luft gespielt habe. Der Vorsitzende rügte ferner den gestrigen Artikel Berteidigers zustandegekommen sei. Es folgt nun in der Montagspost", der unter Mißbrauch der Schuhschrift des

die Bernehmung des Angeklagten,

Der

der bereits einmal in Breslau   wegen schweren Diebstahls zu Jahren Gefängnis und ein anderes Mal im Jahre 1924 zu zwei Monaten wegen Zuhälterei verurteilt worden war. Angeklagte Spruch ist im Jahre 1897 in Ratibor   geboren. Getni Vater war Vertreter und hatte in Tarnowiß ein großes Geschäft. Die Schule besuchte er in Rönigshütte und in Kattowiß. Lachend, mit sichtlicher Freude an der Knabenerinnerung und mit großer Selbstgefälligkeit erzählt er von seinen Jugendstreichen. Ebenjo lächelnd schilderte er den Selbstmordversuch, den er, ge­reizt durch die Zornesausbrüche feines Baters, im 12. Lebensjahr begehen mollte. Ein besonderer Hang zum Phantastischen zeichnete

"

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Spitzenschau.

,, Unter der Schirmherrschaft ihrer t. t. Hoheit der Frau Kron­prinzessin Das klingt doch schon nach was! Die hohe Frau ist der Schußengel" des Bereins zur Förderung deutscher Spigen kunst. In den Räumen der Deutschen Spizenschule am Wittenbergplak lud man zur diesjährigen Weihnachts aus stellung. Meisterwerke weiblicher Handarbeitskunst fann man hier bewundern. Kostbare Tischdecken in Filet und feinstem Klöppel, Deckchen in Tüll- und Nadelstich, Wäsche in einfachem und Wickel­Ajour, Kragen, Täschchen, alles von einer unendlich zarten Schön heit in Muster und Ausführung. Dafür aber auch die Preise, Mahl­zeit! Eine Tischdecke schon verkauft toftet die Kleinigkeit von 260 Mt., einfache Tischgedede 50 Mt. und so fort mit Grazie. Also, die Rehrfeite aus? Woher bezieht man all die hübschen Dinge, die Hände weg! Alles nur für bessere Herrschaften". Und wie sieht das behagliche Neftchen so nett schmücken? Klöppelarbeit aus dem Erzgebirge   und die ganz feinen, so unendlich mühsamen Stickerei arbeiten von einer Bartheit, daß man den einzelnen Stich faum mit freiem Auge erkennen fann, werden in der bayerischen Oberpfalz  , in Oberfranken   und Hannover   verfertigt. ,, Ach, das Elend bei den Leuten ist ja zu groß," meint eine der Bereinsdamen". Und was bezahlt man ihnen? Ganze 15 bis fogar 30 Pf. pro Stunde! Ja, ja, man tut was man faun!!!

Benn aljo so cin armes Menschenfind Stunde um Stunde in gebückter Haftung Stich an Stich reiht und sich zum Schluß die müden, schmerzenden Augen reibt, dann hat es ungefähr einen Tagesverdienst von einer ganzen Mart und darüber zu verzeichnen. Hier prangen, schön gruppiert, all ihre Früchte mühsamster Arbeit und rastlosen Fleißes. Man sett der erstklassigen Qualität ent­sprechend erstklassige" Berkaufspreise fest und es wird gekauft. Bielleicht kommt dann noch Gräfin Kleds und Frau von Schnurz und wählt mit schnüffelnder Nase ein oder das andere Stück. Man beschäftigt" doch die Leute und bezahlt" fie dafür. Was soll man noch tun.

Und dieser Art Wohltätigkeit" hat noch niemand den Garaus gemacht!

Paul Michelet gestorben.

Montag, den 29. November, nachmittags 3 Uhr, gestorben. M. ist Der Ehrenbürger der Stadt Berlin   Paul Michelet ist am am 26. Oftober 1835 in Berlin   geboren. Er trat schen in jungen Jahren als Mitglied von Boreinschätzungs- und Wohlfahrtskommis­fionen in den ehrenamtlichen Dienst Berlins  . Im Jahre 1888 wurde er Mitglied der Berliner Stadtverordnetenversammlung, der er mehr als 30 Jahre angehörte und zu deren Vorsteher man ihn im Jahre 1908 wählte. Der Magiftrat wird in seiner morgigen Sigung über die Beteiligung der städtischen Körperschaften an der Trauerfeier be­schließen. Die Beiseßung erfolgt am Donnerstag nachmittag auf dem Kirchhof der Französischen   Gemeinde in der Liefenstraße.

dem von der Lessing- Hochschule veranstalteten Byflus Was wollen Reichstanzler a. D. Dr. Wirth in der Leffing- Hochschule. In die Barteien?", wird am heutigen Dienstag, abends 8% Uhr, Reichskanzler a. D. Dr. Josef Birth über Wesen und Ziele ber Deutschen Zentrumspartei  " fprechen. Der Vortrag Karten find an der Abendkaffe erhältlich.

findet im Plenarjaal des Reichswirtschaftsrats, Bellevueftr. 15, statt.

Gegen das Schmuß- und Schundgefeß!

Mexikanischer Grenzzwischenfall. Amerika   nennt die Räuber Agrarkommunisten. Brownsville  ( Texas  ), 30. November.  ( TB.) Merikanische Agrarfommunist en versuchten sich der auf merikanischem Am Dienstag, den 30. November, abends 8 Uhr, im großen Gebiet gelegenen amerikanischen   Farm Matamoros zu be mächtigen. Dabei wurden acht Perfonen getötet und drei verlegt.

Saale des Lehrervereinshauses, Alexanderplatz  :

Alle Angreifer wurden von den zur Hilfeleistung herbeigelten Gr. öffentl. Kundgebung!

Truppen gefangen genommen.

Der folgefagte König von Rumänien lebt wieder auf. Er hatte bereits eine Unterredung mit seinem Ministerpräsidenten. Zu den Enttäuschten gehört auch seine Gattin, die auf der Heimreise von Amerita erklärte, sie würde Regentin von Rumänien   werden.

Tagesordnung: Gegen die Kulturreaktion in Deutschland  ! Fort mit dem Schmuh- und Schundgeseh! Redner: Dr. Kurt Löwenstein­Berlin, M.d R., Toni Pfälff- München, M.d.R., Karl Schred- Bielefe d, M.d.R. Männer und Frauen, erscheint in Massen! Auf zum Proteft! Bezirksverband Berlin   der SPD  .

Einzelheiten der Tat.

In seiner albernen Weise erzählt der Angeklagte mit weitausholen Berlin   mißliebig ist unb er sich deshalb mit Plänen trug, zu etwas den Gesten, immer wieder findisch lachend, wie ihm sein Leben in Großem und zur Berühmtheit zu gelangen. Er dachte daran, Sportler, Künstler oder Politiker zu werden. Zu allem fühlte er aber doch keine Eignung. So glaubte er, daß ihm nur der Weg des Abenteurers blieb. Mitte Juli will er nun zufällig an einer Halte­stelle der Straßenbahn das Gespräch zweier Schupobeamten belauscht haben, die über die Große internationale Polizeiausstellung und ben Internationalen Polizeitongreß, der im September stattfinden sollte, sprachen. Nun tam ihm der Gedanke: Das wäre eine Idee, gerade im Augenblick der Polizeiausstellung etwas zu unternehmen, was noch nie dagewesen, was die ganze Welt auf den Kopf stellen würde. Nach langem hin und her fam ihm der Plan, einen Jumelenraub zu begehen. Sollte ihm das Unter­nehmen nicht gelingen, so hatte er vor, sich selbst zu er. schießen. Sollte es ihm aber gelingen, so wäre er der ge­machte Mann". Alle Zeitungen wären voll von seinem Aben teuer gewesen. Acht Tage lang wollte er dann die Polizei an der Nase herumführen, ihr Binfe geben, die auf seine Spur weifen und schließlich nach seiner Berhaftung erst langsam mit der Wah:- heit herauskommen.

Fabrikfeuer in der Hollmannstraße.

Ein großes Fabriffeuer, das in verhältnismäßig furzer Seit einen 25 Meter langen, im Erdgeschoß gelegenen Fabrikraum und die darüberliegende erste Etage, in der eine Korfenfabrik unterge­bracht ist, vernichtete, beschäftigte heute früh gegen 45 Uhr vier Löschzüge der Feuerwehr in der Hollmannstr. 32. Wir erfahren hierzu folgendes: Im zweiten Quergebäude des Hauses Hollmann­ftraße 32 find mehrere Geschäfts- und Fabrikräume. Im Erdgeschoß ist der Verpackungs- und Versandraum der Feinbaumaschinen A.-G., in dem hochwertige Sprechmaschinen lagerten. Heute früh entstand in diesem Raum aus bisher noch nicht geklärter Ursache Feuer, das fich sehr schnell ausbreitete und an dem leicht brennbaren Material, Holzwolle, Sprechmaschinengehäusen usw. reiche Nahrung fand. Als lichterloh. Die Feuerwehr wurde alarmiert, die nach kurzer Zeit das Feuer bemerkt wurde, brannte ein Teil des Raumes bereits unter Leitung des Baurats Papte an der Brandftelle erschien. Der erſte und zweite Hof waren derart verqualmt, daß die Wehrleute zum Teil mit Rauchschutzgeräten vorgehen mußten. Ueber eine mechanische Leiter und vom Hof aus wurde das Feuer aus mehreren Schlauchleitungen bekämpft. Es fonnte aber nicht mehr verhindert werden, daß auch der darüberliegende Fabrikraum in der ersten Etage, in der Korfen fabriziert werden, von den Flammen erfaßt wurde. Die Dede in der ganzen Ausdehnung brannte durch. Erst nach mehr als zweistündiger Tätigkeit war die Hauptgefahr be seitigt. Eine Brandwache verblieb noch bis 8 Uhr morgens an der Brandstelle. Der Schaden, den allein die Feinbaumaschinen A.-G. erlitten hat, ist sehr beträchtlich. Zum größten Teil sind hochwertige Sprechmaschinengehäuse, die aus teuren ausländischen Hölzern her­gestellt werden, ein Raub der Flammen geworden. Der Schaden beträgt hier allein etwa 30 000 bis 35 000 m. Auch der Schaden, den die Korkenfabrik durch das Feuer erlitten hat, dürfte sich weit über 10 000 m. beziffern. Bedauerlicherweise ereignete fich heute vormittag um 10 Uhr auf der Brandstelle noch ein schwerer Unfall. Die etwa 18jährige Arbeiterin Lucie Magel aus der Alexandrinenstraße beging die Unvorsichtigkeit, über die verkohlten Bohlen hinwegzulaufen. Sie brach ein und stürzte aus etwa 6 Meter Höhe in die Tiefe, wo sie schwer perlegt bemußtlos liegen blieb. Die Berunglückte wurde durch einen Wagen des Bustand ist bedenklich. städtischen Rettungsamtes in das Urbahnkrankenhaus gebracht, ihr

Die Wahlen zum Studentenausschuß an der Handelshochschule brachten einen bemerkenswerten Erfolg des Republita­nischen Blods". Abgegebene Stimmen 911, Gesamtzahl der Size 35. Es erhielten: 1. Großdeutscher Einheitsblock( bürgerlich) 354 Stimmen( 14), 2. Nationale Lifte 34 Stimmen( 1), 3. Re­publitanischer Blod" 151 Stimmen( 6), 4. Rationaler Ring ( Corporationen) 296 Stimmen( 11), 5. Bölkisch- Sozialer Block 76 Stimmen( 3). Unter den sechs gewählten Republikanern befinden fich zwei Genoffen der Vereinigung sozialdemokratischer Studenten". wollen sich an den Genoffen Adolf Biertel, Berlin   D. 112, Schreiner­Republikanische Wähler, die mit unserer Bewegung sympathifieren, Straße 38, wenden.

Sozialistische Arbeiterjugend Gr.- Berlin

Achtung, Berichtigung! Generalprobe zum Schmökerspiel morgen, mitte woch( nicht beute), 7 Uhr. im Großen Gaal ber Neuen Welt", Hasenheide. Reltbehnen und Beltstöde mitbringen.

Geschäftliche Mitteilungen.

Rabilaler Preisabbau für Schuhe bringt das bekannte Großdetail- Schuh­Lokal Behrnbt. Die neu aufgefüllten Riefenläger biefer Firma bringen über 500 Sorten Damen  -, Serren- und Kinderschuhe von elegantesten Modeschlagern bis zu den foliden Straßenschuhen, au billigen Preisen. Wir weisen noch auf das heutige Inferat hin. Die Firma hat ihre Berkäufshäuser nur: Ming­Straße 25, Ede Dragoner Straße, und Rottbuffer Damm 13, Ede Schönleinstraße.

Das altbekannte Spezialhaus für elegante Serren- und Knabenbekleidung.

G. Jofeph, Schöneberg  , Sauptftz. 1, Ede Grunewaldstraße, veranstaltet in diefer Woche einen gana befonders günftigen Bertauf in Ulftern und Baletots.

Diefelben find ber neuesten Mode entsprechend aus nur guten Qualitäten ausgeführt und besonders preismert,( Siehe Saferat.)