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Existenzsicherung der Reichswehrsoldaten.

Auch eine Seite des Heeresersatzes.

Aus Anlaß der Teilnahme des Egkronprinzensohnes an den diesjährigen Manövern der Reichswehr beschäftigt man sich wieder einmal mit der Frage der Heeresergänzung, also der Frage des Ersatzes der Reichswehr . Es ist daher an der Zeit, diese Frage auch einmal, losgelöst von politischen Erwägungen, unter Gesichtspunkten zu behandeln, die leider allzu häufig mißachtet oder als nebensächlich behandelt werden, obschon sie außerordentlich be= deutungsvoll find. Dazu wird uns von fundiger Seite geschrieben: Der Staatsbürger, der Neigung und Eignung zum Dienst in der heutigen Wehrmacht befißt, muß sich zu zwölfjährigem un­unterbrochenen Soldatfein verpflichten. Das heutige durch den Friedensvertrag uns aufgezwungene System verlangt von den Freiwilligen Aufgabe persönlicher Freiheiten( Kasernierung, unbe­dingten Gehorsam, Heirat nur mit Erlaubnis usw.) sowie vorüber­gehende Aufgabe staatsbürgerlicher Rechte( politische Betätigung, Bahlrecht, Koalitionsfreiheit). Wenn der junge schulentlassene Mann im Alter von 18 bis 20 Jahren in die Wehrmacht eintritt und nach zwölfjähriger Dienstzeit, also im Alter von 30 bis 32 Jahren wieder ins zivile Leben zurücktreten muß, dann werden natürlich von ihm oder seinen Ratgebern vor dem Eintritt bestimmte Ueberlegungen

angestellt.

Diese Ueberlegungen find ganz einfach: Was wird aus mir, wenn ich aus der Wehrmacht wieder ausscheiden muß? Eine Verlängerung der Dienstzeit ist aus militärpolitischen Gründen nicht möglich. Es mag sein, daß in Zeiten großer Ar­beitslosigkeit sich alle möglichen Elemente zum Dienst in der Wehr­macht drängen. Diese aber werden, wenn sie sehen, daß draußen die Wirtschaft wieder in Blüte steht, mit allen Mitteln versuchen, aus der Wehrmacht wieder herauszufommen und bilden somit eine ständige Gefahr für den Bestand einer guten Truppe. Aufrecht, gerade und unbeeinflußt wird nur der Soldat seine Pflicht tun, der weiß, daß am Ende seiner Dienstzeit über seiner weiteren Eristenz fein großes Fragezeichen steht.

Die Reichsregierung hat mit den militärischen Stellen die Wichtigkeit dieser Existenzsicherung auch seit langem anerkannt und bemüht sich, den Soldaten

den Weg ins zivile Leben

für die Zeit nach dem Ausscheiden zu erleichtern. Einmal gibt sie den dafür geeigneten und den dies wünschenden Soldaten Gelegen­heit, sich in ihrem etwaigen früheren Beruf( handwerksmäßigen, landwirtschaftlichen oder kaufmännischen) auch während der Dienst­zeit weiter auszubilden. Vom 5. Dienstjahr ab erhält nämlich der Wehrmachtangehörige einen Unterricht, der für alle Soldaten Dienst, also Pflichtunterricht ist. Neben der Vermittlung allgemeinen Wissens erhalten die vorhin genannten Soldaten praktische Ausbildung in den Heereshandwerkstätten oder in den in Frage kommenden Schulabteilungen, in denen dieses spezielle Wissen vermittelt wird. Nach dem Ausscheiden können diese Sol­daten dann, gestützt auf die während der Militärdienstzeit durch­geführte praktische und theoretische Ausbildung und mit Hilfe der ihnen zustehenden Geldabfindung versuchen, im freien Erwerbsleben weiterzukommen.

Die Erfahrungen mit dieser Art Existenzsicherung sind aller­dings nicht sehr verlockend. Abgesehen davon, daß der nach der Dienstzeit auf den Arbeitsmarkt tretende Wehrmachtangehörige das Heer der Arbeitslosen noch vermehrt, lehren die Ereignisse leider, daß der dem Wirtschaftsleben während zwölf langer Jahre entzogene Staatsbürger die für den Kampf im Wirtschaftsleben nun einmal notwendigen Voraussetzungen nicht in dem Maße befizt, um erfolgreich, d. h. wettbewerbsfähig fon­furrieren zu können. Im übrigen scheint es auch wenig zweckmäßig, fich auf dem Umwege über die Wehrmacht für den freien Beruf aus­bilben zu wollen. Wer Techniker, Handwerker, Landwirt oder Kauf­mann werden will, verbleibt wohl am besten in diesem Beruf, wenn er vollkommen wettbewerbsfähig bleiben will.

Nach dem vorhin Gesagten ist es begreiflich, daß das Bestreben der Mehrzahl der in die Wehrmacht eintretenden jungen Leute ist, nach Ablauf der Dienstzeit an anderer Stelle im Staate

Sind die Autodroschken schuld? Unfallstatistik. Uniform. Fahrzonen.

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Nach der Statistik ereigneten sich in den Monaten Juli, August und September in Berlin 3628 Verkehrsun fälle. Die meisten entfallen auf die Personenkraftwagen. Dabei ist der Anteil der Kraftdroschten gleich dem Anteil der Privatwagen, obwohl es neben 50 000 Brivatwagen nur etwa 7000 Droschten gibt. Eine Kraftdroschke richtet soviel Unheil an wie sieben Brivatwagen. Boraus erklärt sich diese Tatsache? Ein einziger Blid auf die Straßen Berlins zeigt uns, daß troz der verhältnismäßig fleinen Zahl sich mehr Droschten im Verkehr bewegen als Privatwagen. Eine Droschte ist meist Tag und Nacht auf der Straße und erreicht wahrscheinlich die fiebenfache Anzahl der Fahrkilometer gegenüber dem Privatwagen. Also bei Lichte besehen, verursachen die Kraft­droschten nicht mehr Unfälle als die Privatwagen.

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Der§ 16 schreibt den Droschfenführern einen bestimmten Anzug vor ganz wie beim Kommiß. Auch beim Erscheinen vor der Polizeibehörde muß dieser Anzug getragen werden, wenn diese die Anlegung des Dienstanzugs anordnet." Beim Hantieren am Wagen beschmußt sich der Fahrer naturgemäß; aber alle Bekleidungsstücke müssen sauber sein", schreibt die Droschtenordnung vor. Keinem Fahrer kann man zumuten, sich amei Garnituren eine zum Dienst, die andere beim Erscheinen auf dem Verkehrsamt zu halten. Man kann auch feinem Menschen zumuten, in einem abgetragenen, von Del beschmutzten Anzug eine Reise von einem abgelegenen Vorort nach dem Ber­fehrsamt in Charlottenburg zu machen. Was soll eine Bestimmung, die kein Mensch einhalten kann. In jedem Berkehrsunternehmen liefert der Unternehmer die vorgeschriebene Bekleidung. Im Droichtengewerbe ist das bisher nicht üblich gewesen und dem Fahrer ist es erst recht unmöglich, sich vorschriftsmäßig einzufleiden.

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3ur Regelung der Fahrpreise für Droschten ist das Gebiet der Stadt Berlin in drei Fahrzonen eingeteilt, wobei die dritte Bone alle Außenbezirte umfaßt. Bei Fahrten von Zone I nach Zone III wird beim Uebergang in diese Zone auf erhöhte Zare umgeschaltet; das spricht die Polizeiverordnung vom 27. Novem­ber 1925 flar aus. Unflar ist aber die Bestimmung über Fahrten, die innerhalb der Zone III begonnen und beendet werden. Der§ 3 sagt: Diese Tage( gemeint ist Tare I) findet Anwendung bei Be förderung von ein bis zwei erwachsenen Personen innerhalb des auf dem amtlichen Wegemesser als 3one I und Zone II bezeichneten Gebietes und im Gebiet des Polizeiamtes Spandau und Zehlendorf oder eines anderen Verwaltungsbezirks der Zone III, sofern die Fahrt innerhalb dieser Bezirke begonnen und beendet wird."§ 4 spricht von Tare Il und lautet:" Diese Tare hat Anwendung zu finden bei Beförderung von ein bis zwei erwachsenen Personen innerhalb der Zone III, ferner bei Beförderung von drei und mehr Berfonen innerhalb des Giebetes der Zonen I und II und im Ge­biete des Polizeiamtes Spandau und Zehlendorf oder eines anderen Verwaltungsbezirkes der Zone III, sofern die Fahrt innerhalb diefer Bezirke begonnen und beendet wird." Der Fahrer kann sich den besten Baragraph aussuchen der Fahrgast ebenfalls. Sie werden Dabet aber nie einig werden.

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Radio bei der Eisenbahn.

An den Signal- und Sicherheitseinrichtungen für den Zugverkehr im Bezirk der Reichsbahndirektion Berlin werden ständig Ber besserungen und Neuerungen durchgeführt. Bon den rund 600 Stellwerken im Bezirk sind im Laufe dieses Jahres 10 er­Berwendung zu finden. Die militärischen Behörden tragen diesem neuert worden, und im nächsten Jahre soll die Zahl dieser Neue­Bestreben dadurch Rechnung, daß sie einmal durch gefeßliche Vor- rungen noch heraufgesetzt werden. Selbsttätige Bloc. schriften die Anstellungsbehörden veranlassen, ihre freien Beamten- ignale sind auf der elektrischen Vorortstrecke Berlin Potsdamer und neuerdings auch Angestelltenstellen zum Teil mit ausgeschiedenen Ringbahnhof- Lichterfelde - Ost eingebaut porden, die verfucd; smeise in diesen Tagen in Betrieb genommen werden. Auf der elektrischen Soldaten zu besetzen. Nun könnte hier mit Recht, besonders von den für die Personalpolitik verantwortlichen Stellen eingewendet werden, Vorortstrecke nach Bernau sind die Einfahrtsignale mit Fahr­daß die Tatsache der Dienstleistung in der Wehrmacht noch lange perren versehen worden, die ein selbsttätiges Halten des Zuges feine Eignung für den Beamtenberuf bedeute. Das ist durchaus bei Haltstellung des Signals bewirken. Auf dem Rangierbahn­richtig. Die militärischen Behörden versuchen daher, den Soldaten hof Bantom ist neuerdings zur besseren Berständigung zwischen schon während seiner Dienstzeit für den von ihm begehrten späte- Lokomotivführer und Rangierleiter eine Radioanlage ein­ren Beamten beruf vorzubilden. Zu diesem Zwecke erhalten gerichtet worden. diese Soldaten gleichfalls vom 5. Dienstjahre ab planmäßig Unter- Neue Rundfunksender in Stuttgart und Freiburg . richt in allen Fächern des allgemeinen Wissens. Auch dieser Unter­richt ist obligatorisch, und am Ende des 8. Dienstjahres wird in einer Prüfung der Bildungs- und Wissensstand ermittelt. Die Befähigten unter diesen Schülern fönnen dann an dem Unterricht der Oberstufe teilnehmen und erhalten weiter im 9. bis 12. Dienst­jahre planmäßig Unterricht, in welchem neben der Bertiefung des allgemeinen Bissens Unterricht in fogenannten höheren Lehrfächern und in solchen Fächern erteilt wird, die für den späteren Beamten­beruf nußbringend sein können. An höheren Lehrfächern wird ge­lehrt: Mathematit, eine Fremdsprache, Wirtschafts- und Kultur­geschichte, Wirtschaftsgeographie, Volkswirtschaftslehre, Gesetzes: tunde, Staats- und Berwaltungstunde, Phyfit und Chemie sowie Kurzschrift und Maschineschreiben.

Im legten Dienstjahr müssen dann beide Schülergruppen an einer Abschlußprüfung teilnehmen, in der im Beisein von Behörden vertretern nachgeprüft wird, ob sie den für den Beamtenberuf not­wendigen Bildungs- und Wissensstand erreicht haben. Für die Ober­ſtufe heißt diese Prüfung, Abschlußprüfung II" und für die übrigen Schüler Abschlußprüfung I". Die Schüler der Unterstufe müssen im legten Dienstjahr an einem Wiederholungskursus teilnehmen. Nach den

Vereinbarungen mit den Reichs-, Länder- und Gemeindebehörden und den Körperschaften der Gemeindebehörden gelten diese Abschluß­prüfungen als Nachweis der allgemeinen Bildung, und zwar Sie Abschlußprüfung I für alle Beamtenlaufbahnen bis Gruppe V und die Abschlußprüfung II außerdem für den gehobenen mittleren Dienst.

Vor kurzem wurden die neuen Rundfunksender Stutt­ gart und Freiburg und zwei Besprechungsräume des Süd­deutschen Rundfunks Stuttgart" in Mannheim und Karls= uhe feierlich dem Betrieb übergeben. Der Süddeutsche Rund­funt" hat in Degerloch bei Stuttgart eine großzügige Anlage mit wei je 100 Metern hohen Funttürmen gestellt, von denen aus die Wellen sich über das gesamte Gebiet erstrecken. Das Funkwesen hat damit in Südwestdeutschland einen bemerkenswerten Fortschritt gemacht. Revolveranschlag auf einen Meister.

Neunkirchen ( Saar ), 4. Dezember. ( WTB.) Auf der Schladen­halde des Neunkirchener Eisenwerts gab gestern ein Hüttenarbeiter U. mehrere Revolverschüsse auf einen Meister ab, mit dem er auf gespanntem Fuße lebte. Der Meister fonnte von einem anderen Arbeiter rechtzeitig gewarnt werden und davonlaufen. Er stürzte zu Boden, so daß die Schüsse ihn nicht trafen. U. glaubte, daß er den Meister getötet habe, begab sich in den Aufenthaltsraum des Werkes und tötete sich durch einen Schuß in den Kopf. Der Meister ist unverlegt geblieben. Die Arbeiter des Hochofenwerkes legten die Arbeit sofort nieder, nahmen fie aber wieder auf, als ihnen eine strenge Untersuchung der An­gelegenheit zugesagt wurde.

fich am 1. Juli stattfindenden Zählung im Deutschen Reich ist die Jetzt 544 000 Kraftfahrzeuge in Deutschland . Nach der alljähr 3ahl der Kraftfahrzeuge von 425 790 in 1925 auf 544 894, also um rund 25 Broz. gestiegen. An erster Stelle stehen die Groß fraft­räder mit 236 387( 1925: 161 508), dann folgen Personenkraft ( 13 794) Droschten und Omnibusse im öffentlichen Verkehr enthalten. wagen mit 206 456( 1925: 174 665), in dieser Bahl sind 20 392 10 263( 7731) und Feuerlöschwagen und Straßenreinigungsmaschinen Lastkraftwagen waren am Stichtage 90 019( 80 363), Bugmaschinen 1769( 1523) vorhanden.

Schnee im Schwarzwald . Bei einer Temperatur von minus 6 Grad ist gestern und im Laufe der vergangenen Nacht über dem üblichen Schwarzwald bis zu 400 Meter hinab neuer Schneefall niedergegangen.

Schneefall auch in Oberschlesien . Im Laufe der heutigen Nacht in Oberschlesien Schneefall eingetreten. Die Schneehöhe be­trägt etwa 10 Bentimeter bei 0 Grad.

solcher kommt und Beamter werden möchte; er ist, wie vorhin Es ist also nicht so, daß der ausscheidende Soldat mur als bargelegt, in umfassendster Weise für den Beamtendienst vorbereitet nachweisen, ob und wie weit er den an einen Beamtenanwärter 31 und kann während der von den Behörden zu fordernden Probezeit stellenden Anforderungen genügt. Man muß ferner bedenken, die im reiferen Lebensalter der Ausbildung oblagen. daß es sich bei den ausscheidenden Soldaten um Menschen handelt, Außerdem dürften diese Beamtenanwärter mit durchaus gefestigtem Charakter, also mit Eigenschaften zu den Behörden kommen, die für den Beamtendienst unerläßliche Boraussetzung find. Wenn also die Behörden die gesetzlichen Verpflichtungen zur Uebernahme ausscheidender Soldaten, nach dem Ausscheiden Ber - ist forgungsanwärter" genannt, ausführen helfen, dann schädigen sie feinesfalls die Interessen ihrer Berwaltung, sondern sie helfen an der Erfüllung von Staatsnotwendigkeiten mitarbeiten, die von höchster Bedeutung find. Es ist klar, daß ohne Existenz sicherung die Erfahfrage für die Reichswehr nicht ein­wandfrei werden kann: Es sei denn, daß man auf hochwertige Freiwillige verzichtet. Staatsbürger mit idealer Gesinnung und sonstigen guten Qualitäten sowie ihre verantwortungsbewußte Rat geber fönnen den Eintritt in die Wehrmacht nicht empfehlen, wenn gestellt ist. So notwendig die Neugestaltung des Werbesystems für die Existenzsicherung für die Zeit nach dem Ausscheiden in Frage 40 Jahre Gewerkschaftsarbeit. die Reichswehr ist, um die Republikanisierung des Vom Brauer zum Lebensmittel- und Getränkearbeiter­Heeres zu sichern, so notwendig ist auch die Vorsorge für den weiteren Lebenslauf derer, die zwölf Jahre ihrer besten Ent­wicklungszeit sich dem Beruf des Soldaten der Republik widmen.

Die Mahlsdorfer protestieren.

Am 19. November erschien in der Bresse die Nachricht, daß die Stadtbahn nur bis Kaulsdorf elektrisiert werden würde. Aus diesem Grunde hatte die Gemeinnügige Siedlungse genossenschaft Lichtenberger Gartenheim" eine Protestfundgebung im Restaurant Anders in Mahlsdorf einbe­rufen, in der der Vorsitzende der Siedlungsgenossenschaft, Genoffe Gierschner, und Stadtverordneter Genosse Käming gegen diese Bestimmung der Deutschen Reichsbahngesellschaft Stellung nahmen. Sie führten aus: Der Bahnhof Mahlsdorf reicht für den augenblicklich start gesteigerten Verkehr überhaupt nicht aus. Eine Berkehrszählung ergab, daß durchschnittlich am Tage 4500 Fahr­gäste nach Berlin und 4700 von Berlin den Bahnhof benutten. Der Bahnhof ist aber in einer Zeit erbaut worden, als Mahlsdorf nur 800 Einwohner hatte und nicht annähernd 10 000 wie heute und im Sommer sogar 15 000. Schon vor längerer Zeit hat sich Mahise dorf an die Eisenbahn um Behebung dieses Uebels gewandt und wurde natürlich auf die Elektrifierung vertröstet. Mit dem Umbau des Bahnhofs ist aber noch ein anderes wichtiges Moment verknüpft. Es fehlt in Mahlsdorf eine Unterführung. Die Eisenbahn schneidet die drei Hauptstraßen, von denen die Bahnhofstraße außerordent­lich verkehrsreich geworden ist. Bei diesem starten Verkehr sowohl auf der Straße wie auf der Eisenbahn können sich sehr leicht unglücksfälle ereignen, vor allem aber fann bei dem jezigen Zustand die Straßenbahnlinie von Köpenick nicht nach den Siedlungen im Der Vorschlag. die gesamte Bororiftrede bis Strausberg - Rüdersdorf zu elektrisieren und viergleifig einzurichten, ist verworfen worden. Proteste haben bis jetzt wenig genügt, man hofft jedoch, daß die Stadtverordnetenversammlung die Wünsche der Mahlsdorfer unter­stützen wird. Am Schluß der Versammlung wurde eine Resolution angenommen, in der dringend die Elektrisierung der Bahn, der Umbau des Bahnhofs und der Bau einer Unterführung gefordert wird. Die Reichsbahn muß die bisherige stiefmütterliche Behand lung der Berkehrsregelung des Berliner Ostens im Interesse einer der Volksgesundheit dienenden Siedlungspolitik aufgeben.

Einbrecher im Bezirksamt Wedding .

Auf Schreibmaschinen hatten es Einbrecher abgesehen, die heute früh dem Bezirksamt Wedding in der Exerzi erftr. 11a einen unerbetenen Besuch machten. Ein Wächter der Machbereit schaft Groß- Berlin sah auf seinem Rundgang in früher Morgen. stunde, daß die Tür des Hauses offen stand. Er schöpfte Verdacht, benachrichtigte den Hauswart sowie das 48. Polizeirevier und suchte mit dem Hauswart das Grundstück ab. Es zeigte sich, daß Ein­brecher die Räume im 1., 2. und 3. Stock durchsucht und aus dem Jugendamt bereits vier Schreibmaschinen herausgeholt und in einem anderen Raume zum Mitnehmen verpackt hatten. Als die Einbrecher sich von den beiden Männern und den hinzugekommenen Belizeibeamten entdeckt sahen, ließen sie die Beute im Stich, ers brachen die Bodentür und entflohen über die Dächer. Sie sind noch nicht ermittelt.

Reichskanzler Marg wird anläßlich des Empfangs des Ver­eins Berliner Preffe am Sonntag, den 5. Dezember, im Reichstagsgebäude das Wort nehmen. Die Rede des Reichstanzlers, die in der Zeit von 7,10 bis 7.40 Uhr nachmittags ge­halten wird, mird von der Funfftumbe Berlin übertragen,

Unwetter in Mittel- und Südfrankreich . Die gestern in Mittel­und Südfrankreich wütenden Stürme haben an verschiedenen Stellen billiere sind nach Meldungen aus Nizza gestern zwei weitere großen Schaden angerichtet. In der Nähe von Roque= Erdrutsche erfolgt. Die Eisenbahnstrecke Paris - Toulose ist bet Pont du Boulon 14 Kilometer von Brive in einer Länge von 300 Meter durch Erdsenkungen infolge der starken Regengüsse be­schädigt worden. Aehnliches wird aus anderen Gegenden gemeldet.

verband.

Der Ortsverein Berlin des Verbandes der Lebensmittel- und Getränkearbeiter feiert heute abend im Saalbau Friedrichs­hain sein 40. Stiftungsfest. Die Berliner Brauer­gefellen hatten schon im Jahre 1874 einen Verein gegründet, der allerdings mur die gegenseitige Unter­Brauer bei st ühung der Krankheiten und besonderen Motfällen bezweckte. Wenn auch der Verein keine Kampfziele hatte, so war seine Gründung doch ein Zeichen für das ermachende Soli­baritätsgefühl der Arbeiter in der Brauindustrie. Diese Vereinigung löfte sich bald wieder auf.

1884 regten sich die Berliner Brauer wieder und faßten in einer Versammlung am 26. Dezember den Beschluß, einen neuen Verein zu gründen. Am 3. Januar erfolgte in einer von 300 Brauern besuchten Versammlung die offizielle Gründung des Berliner Bierbrauergesellenvereins". Bald entstanden in ande­ren Städten Deutschlands ähnliche Vereine, die sich als Glieder eines Verbandes betrachten, als dessen Vorstand sie den Borstand des Berliner Bierbrauergesellenvereins ansahen. Auf einem Dele­giertentag am 17. August 1885 in den Räumen der Philharmonie wurde der Allgemeine Brauerverband" gegründet, der feinen Siz ebenfalls in Berlin hatte.

Infolge von Differenzen mit der Redaktion der Verbandszeitung und wegen anderer Meinungsverschiedenheiten, die auch auf dem Delegiertentage in Dresden , 1886, nicht beigelegt werden konnten, erklärte am 6. September des gleichen Jahres der Berliner Bier­brauergefellenverein seinen Austritt aus dem Allgemeinen Brauerverband.

Eine fleine Anzahl von Vereinsmitgliedern, die mit dieser Stellungnahme ihres Bereinsvorstandes nicht einverstanden waren und an der zentralen Organisationsform festhalten wollten, grün­deten am 4. Dezember 1886 einen Berliner Gauverein, der sofort dem Allgemeinen Brauerverband beitrat. Vorsitzender des Gau vereins wurde der Gastwirt Baul Hilpert, dessen Wert eigent­lich die Gründung des Vereins war. Es ist vornehmlich das Ver­dienst des Berliner Gauvereins, daß sich der Allgemeine Brauer­verband von der zünstlerischen Bereinsmeierei ab- und der modernen Arbeiterbewegung zuwandte.

Im April 1893 gründete sich in Berlin ein Verein der Brauerei­hilfsarbeiter, der Ende Oktober 1898 zum 2fffgemeinen Brauer­verband übertrat und in ihm eine besondere Sektion bildete, die sich erst am 1. Januar 1909 mit der Sektion I( Brauer) zu einer gemeinsamen Ortsverwaltung verschmolz.

Bei der gemeinschaftlichen Generalversammlung im Januar 1909 murde der bisherige Schriftführer der Berliner Zentralstelle, Genosse Hodapp, einstimmig zum ersten Vorsitzenden gewählt, welches Amt er noch heute bekleidet. Im Jahre 1910 fam die Ber­schmelzung mit den Mühlenarbeitern. Alle Bewegungen auf­zuzählen, die die Organisation im Laufe der vier Jahrzehnte zur Verbesserung der Lohn- und Arbeitsbedingungen der Brauerei­arbeiter geführt hat. würde in diesem Zusammenhang zu weit führen. Erwähnt sei nur, daß es der Organisation schon vor dem Kriege gelang, für das Maschinenpersonal in den Brauereien und die Flaschenkellereiarbeiter in der Nachtschicht den Achtstunden­tag tariflich festzulegen.

Heute ist in allen Tarifverträgen die vom Berliner Orts­verein des Verbandes der Lebensmittel- und Getränkearbeiter welchen Namen sich die Organisation auf dem Verbandstag in Dresden im Jahre 1922 gab abgeschlossen find, der Acht= stundentag verantert. Der Krieg brachte für die Organisa­tion wie für alle Verbände einen starten Rückschlag. Zählte der Berliner Ortsverein am 30 Juni 1914 fchon 5032 Mitglieder, so ging diese Zahl bis zum 1. Ottober 1917 auf 1522 zurück. Nach dem Anschwellen der Mitgliederzahl auf 6907 bis zum Ende des