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Str. 573 43. Jahrgang

2. Beilage des Vorwärts Sonntag. 5. Dezember 1926

Die Weltlage der Textilindustrie.

Weltwirtschaftliche Umschau.

Subventionen und Kartelle in England.

In der deutschen   Tegtilindustrie ist seit dem Sommer| jüngsten Bericht der" Tertilwoche" zufolge find die Spinnereien duftionsstufen. Die Betriebe arbeiten nur fünf Tage in der Woche, eine starle Belebung eingetreten. Selten war ein Industriezweig bereits für das erste Quartal 1927 feft beschäftigt. von Arbeitslosigkeit und Kurzarbeit derart heimgesucht wie die Textilindustrie in diesem Jahre. Im Monat April waren noch 20 Pro 3. der Mitglieder des Teglilarbeiterverbandes vollarbeitslos, während 52,2 Proz. Kurzarbeiter waren. Seitdem stieg die Beschäftigung von Monat zu Monat. Ende Oktober war tie Zahl der Arbeitslosen auf 11,6 Proz, die der Kurzarbeiter auf 21 Proz. zurückgegangen.

Krise und Aufschwung in Deutschland  .

Für den Umfang der Krise zeugt eine jüngst vom Institut für Konjunkturforschung veröffentlichte Produktionsstatislif im Spina­stoffgewerbe, melche die Produktion der Baumwollspinnereien und -mebereien sowie der Leinenspinnereien und-webereien umfaßt und der zufolge trotz der Belebung der Produktion seit Juli d. I. der Um fang der Produktion in den ersten neun Monaten des laufenden Jahres gegenüber der gleichen Periode des Vorjahres noch um 21 Broz. zurückblieb. Bann zur selben Zeit die Ausfuhr von Tertil. fertigmaren erheblich zunahm, so erfolgte diese aus dem Bertauf von Lägern, deren ruckweise Abstoßung zum Teil auch für die großen Breisschmantungen verantwortlich war. So ist die gegen. So ist die gegen wärtige Konjunkturbelebung durch eine schmerzhafte Hungerfur der Broduktion, mährend der der Bedarf aus alten Borräten be friedigt wurde, erlauft. Allerdings trug auch verstärkte Nachfrage infolge vermehrter Kauffraft zur Belebung der Produktion bei: die infolge des englischen Bergarbeiterstreits erfolgte Abnahme der Ar­beitslosigkeit und Kurzarbeit im Kohlenbergbau und in der Eisen­und Stahlindustrie. die vermehrte Beschäftigung im Baugewerbe usm. haben auch den Tertilmarft günstig beeinflußt.

Das Bekleidungsgewerbe hat die hier geschilderte Konjunktur­Belebung in noch höherem Maße mitgemacht. Der Umjaz im Monal Ottober stieg hier gegenüber September um volle 64 Proz. Dabei spielt die faijonmäßige Belebung eine Rolle. Im Spinnstoffgewerbe erholte sich am raschesten bereits ab Mai die Wollindustrie und die Leinenindustrie, während die Besserung in der Baumwoll. industrie erst im Juli einsekte. Die deutsche Kunst seidenindustrie   wurde von der Krise nicht erheblich betrojjen.

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Rohstoffpreise und Rohstoffversorgung.

Bekanntlich sind die Baumwollpreise infolge der Refordernte in ben legten Wochen gewaltig, sogar unter die Vorfriegspreise, ge­funten. Da die deutschen   Produzenten infolge der Absatzbelebung fich früher eingededt haben, dürfte der Preissturz die deutsche Baumwollverarbeitung erheblich getroffen haben. Daß die Preise für Garne und Gewebe dem Sturz der Weltmarktpreise für Roh baumwolle nicht oder nur menig folgten, wie unsere Graphit zeigt, ift zum Teil auf diefen. Umstand zurückzuführen. Nach englischen Berichten haben sich die deutschen   Baumwoüspinnereien aber jetzt für die ganze Saison mit Rohstoffen versorgt, und einem

Krise der italienischen Baumwollindustrie angesichts der Tatsache, daß diese Industrie sich noch fürzlich in der Zeit einer Hochkonjunktur befand. Durch die Inflation, niedrige Löhne und Kinder­arbeit gelang es ihr, die Ausfuhr ungeheuer zu vermehren, im vergangenen Jahr gegenüber 1913 um fast 70 Broz. In den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres ist aber ein Umschwung eingetreten, ein Ausfuhrrückgang von 36,8 Proz. gegenüber dem Vorjahr, und zwar verteilt sich der Rückgang auf sämtliche Bro­und es soll bald zu einer weiteren Arbeitseinschränkung geschritten werden. Eine sehr scharfe Tertilfrise herrscht in Dänemark  , wo von 23 Baumwollspinnereien in 19 Kurzarbeit eingeführt ist, während zwei Betriebe ſtillgelegt wurden. Im September wurden in der dänischen Baumwollindustrie nur 51 Proz. der üblichen Arbeiter­zahl beschäftigt. Die seitdem eingetretene Besserung hat einen saison­mäßigen Charakter. Die dänische Regierung hat nun die Ber­schmelzung der Baumwollspinnereien in einen Großtruſt an­geregt. Eine Kommission wurde mit der Vorbereitung des Fusions planes betraut. Die Beschäftigung der Baumwollindustrie in der einfuhr beträgt in diesem Land im laufenden Jahr faum mehr als die Hälfte ten wird der franzöfifchen Baumwollinduftrie, im Gegensatz zur italie der vorjährigen. In Polen   ist fürzlich eine erhebliche Besserung der Beschäftigung eingetreten. Die Werterhöhung des französischen   Fran nischen, voraussichtlich zugute fommen, und zwar deshalb, weil die französische   Industrie, anders als die italienische, sich auf den inneren Berbrauch stügt.

Der Kauftraftrückgang innerhalb Englands durch den Kohlenstreit sowie der ägyptischen und südamerikanischen Bevölkerung. welche ihre eigenen Erzeugnisse nicht vorteilhaft verwerten fönnen, unter­bindet troz des Rückgangs der Baumwollpreise den Aufschwung der englischen Baumwollindustrie., Hinzu kommt noch die Ausdehnung des chinesischen   Boykotts der englischen Güter auf Hantau und andere Gebiete, welche von der füdchinesischen Regierung jüngst er­obert wurden. Es wurde angeregt, daß die Spinnereien mit Reichechoslowakei jant seit Januar um 28,5 Proz. Die Baumwoll­Breisen auf Borrat laufen sollen. Auch ist jezt viel vou einer Ra gierungshilfe einige millionen Pfund Baumwolle, zu billigen tionalisierung der englischen Baumwollindustrie, welche feit laufenden Jahr nur 26 Stunden in der Woche gearbeitet hat, die vielen Jahren die organisierte Kurzarbeit. eingeführt und im Rede. Dem steht aber in erster Linie die Weigerung der Fabrikbefizer, entsprechende Abschreibungen an der während Anlagen vorzunehmen, im Wege. Im Auguft haben die Produzenten der Pfundentwertung zu hohen Preisen, erstandenen Fabriten und von Baumwollgarnen sich in ein Preisfartell zusammen­geschlossen. Das Kartell ist nicht voll wirkjam, wed in ihin nur etma 20 Broz der Spindeln vertreten find. Trotzdem vermochte es bereits den Breisrüdgang für Garne und Gewebe, welcher sich aus dem Preissturz ber Baumwolle hätte ergeben sollen, weitgehend dem Preissturz ber Baumwolle hätte ergeben sollen, weitgehend aufzuhalten.

Andere europäische Länder.

Die Baumwollindustrie befindet sich auch noch in einer Anzahl von anderen Ländern im Krisenzustand. Am bezeichnendsten ist die

Die Preisbewegung für

Rohbaumwolle, Baumwollgarn u.Baumwollgewebe

Juli- November 1926

19.00

20

2.1.59

21.56

21.20

20.4

20.66

20.45

in

2.29

2.12

53

2.65

50%

2.60

48

2.64

Z

Rohbaumwolle Bremen, Dollarcents pkg Baumwollgarn Stuttgart  , 20 engl.Trossel Mp.kg Baumwollgewebe Stuttgart, Gretan.88an, Pf.p.m

2.68 16.81

2.64

15.31

49

49 14.51 14.32

1001111111 2.56

13.88

49 2.56 14.16

21. 28. 4. 11. 18. 25. 1. 8. 15. 22. 29. 6. 13. 20. 27. 3. 10. 17. 24.

Juli August September Oktober November

Vereinigte Staaten   und Japan  .

In den Vereinigten Staaten   und in Japan   ist, allerdings aus verschiedenen Gründen, eine lebhafte Konjunktur der Baum mollindustrie zu verzeichnen. In den Bereinigten Staaten nach der großen Rrije von 1921 am spätesten erholt haben, eigentlich gehörte die Baumwollindustrie zu den Gewerbezweigen, welche sich erst in den letzten Monaten des laufenden Jahres. Der Aufschwung ist außer der im allgemeinen gesteigerten Rauftraft der Bevölkerung dem Umstand, zu verdanken, daß sich der Preisrückgang der Roh baumwolle hier sowohl in den Preisen der Garne und Gewebe als auch der Fertigprodukte voll ausgewirkt hat, das heißt zu einer erheblichen Preisfentung führte. Die japanische Bau m mollfonjunktur, die im übrigen in den letzten Monaten etwas nachgelassen hat, ist im Gegensatz zur amerikanischen   Kauftraftsteige rungs eine Ausfuhrtonjunttur. Die Hauptabfaßländer Japans   sind China   und Hinterasien. In letzter Zeit vermochte das japanische Baumwollfapital sogar in Indien   Fuß zu faifen, mo es in Bomban große Unternehmungen auftaufte. In der chine fischen Baumwollindustrie war es bereits seit langer Zeit mit vielen Großunternehmen vertreten. Im ersten Halbjahr 1926 hat Japan  zum ersten Male in der Geschichte eine größere Menge Roh­baumwolle als Großbritannien   verbraucht, obwohl die Zahl seiner Spindeln trotz der Vermehrung um 50 Proz. zwischen 1921 und 1925 faum mehr als 10 Proz. der Spindelzahl in der englischen Baumwollindustrie ausmacht. Während aber die eng­lische Baumwollindustrie im letzten Halbjahr ihre Arbeiter mur 26 Stunden wöchentlich beschäftigte, mar die normale Arbeitswoche in Japan   120 Stunden, das heißt zwei Tagesschichten von je zehn Stunden. So hängt die englische Baumwollfrise zum Teil mit dem riefigen Aufschwung der japanischen Textilindustrie zusammen. A. H.

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