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und nirgends mit dem Erdboden verhaftet ift. Mir fagen gwed| müßig, schlicht, materialgerecht und deswegen gut. Gebäude mie das Rammergericht in der Berliner Lindenstraße, oder das ehemalige Kommandantenhaus, später Stadtgericht, in Botsdam in der Linden straße, ein Rohziegelbau mit grauem Haustein untermischt, find geradezu vorbildlich. Dem Sohn war das nicht pruntvoll, nicht großartig genug. Durch seine friegerischen Erfolge verblendet, wollte er aus Potsdam eine Ruliffe für seine Schlöffer machen. Die fleinen Bürgersleute, die die Kosten für den Kriegsruhm ihres Königs aufzubringen hatten, sollten in italienischen Baläften wohnen, und damit wenigstens der Anschein ermedt wurde, als bestünde ganz Potsdam aus solchen Patrizierpalästen, wurden den Fachwerthäusern auf föniglichen Befehl Fassaden vorgeflebt, für die die Bauten der italienischen Spätrenaissance, des Palladio und seiner Schule, als Borbild dienten. Das war, auf gut Deutsch gesagt, Ritsch. Der König vergaß, daß weber die flimatischen Verhältnisse der Mart fich für hohe Balaftfenster und Portale eigneten, Formen, die für südliche Verhältnisse geschaffen waren- noch das Material. Bas für Marmor gedacht war, fonnte nicht, ohne dem Fluch der Lächer. lichkeit zu verfallen, in Stud nachgeahmt werden. Und schließlich entsprach die Fassadeneinteilung feineswegs der Geschoßhöhe im Innern des Hauses. Noch heute gibt es im alten Botsbam Zimmer, in benen man, wenn man lesen will, auf dem Bauch am Fußboden liegen muß. Alles den schönen friderizianischen Faffaden zuliebe. Der einzige überragende Architekt, den der König besessen hat, Knobelsdorff, der Erbauer des Berliner Opernhauses, wurde, weil er sich weigerte, diesen Schwindel mitzumachen, in die Wüste gejagt. Friderifus ist von 1750 ab fein eigener Architekt gewejen. Mit dem Neuen Balais" im Bart von Sanssouci , das er selber als Brahlerei" bezeichnet hat eine Beahlerei für 12 Millionen Taler feiner Untertanen! ist er denn auch in bedenkliche Nähe feines Nachfolgers Willi gerüdt. Warum wird dieser ganz flare und jedermann, der Augen im Ropfe hat, überzeugende Tatbestand nicht endlich einmal ein gestanden? Aber da werden in einem neuen, hübsch ausgestatteten und im allgemeinen nicht ohne Sachkunde geschriebenen Büchlein des Deutschen Kunstverlags Potsdamer Baukunft von Hans Kania wieder die alten Phrasen von dem König als Künstler" neu aufgewärmt: als wäre Friedrich der Architekt, Knobelsdorff nur der Handlanger gewesen. Für den erschreckenden Verfall der Architektur unter Knobelsdorffs Nachfolgern: unter Gon­tard, Boumann , Unger, Menger, scheint Kania feinen Blick zu haben. Und während die früheren Meister, die unter Friedrich Wilhelm I. gearbeitet haben, ganz flüchtig abgetan werden, macht der Verfasser ben allerdings start mißglückten Bersuch, die Hohenzollern des 19. Jahrhunderts als große Kunstfreunde und Architekten hinzu. stellen. Bon Friedrich Wilhelm III. heißt es:" Das damalige Preußen war arm, die Aufgaben des Tages erforderten alle Kräfte; es ist eigentlich erstaunlich, daß unter so schwierigen Umständen noch soviel für die Kunst getan werden fonnte Die Kunstpflege troh solcher Hindernisse ist ein Ehrentitel Breußens, ein Ehren. titel des sonst so nüchtern prattischen Königs Friedrich Wilhelm III. " Gleich hinterher aber wird ge schildert, wie der nüchtern- praktische oder sagen wir ruhig: blöde König dem großen Schintel fein geniales Projeft für die Nikolaikirche in Grund und Boden verpfuscht hat. So was nennt sich dann Ehrentite!".

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Noch abgeschmackter aber ist der Bersuch, den verrückten Friedrich Wilhelm IV. als baufünstlerisches Genie hinzustellen. Für den per nünftigen Betrachter ist seine wilde Sucht, bald Römisch- Antifes, bald Renaissance, bald Byzantinisches oder Gotisches zu fopieren, nur das Symptom eines ruhelos frankhaften Gehirns, genau wie diese Bau mut später noch hemmungsloser bei Ludwig II. von Bayern auftritt. Nach dem Tode Schinkels( 1840) mar Friedrich Wilhelm viel­fach mehr auf sich selbst angewiesen, einen ganz ebenbürtigen Freund fand er unter den Architetten nicht". Und weiter:" Es ehrt den Fürsten , daß bei seiner vornehmen Gesinnung es nie zu einem 3usammenstoß mit den Architetten fam."

Esehrt" aber ben Herrn Rania nicht, die Kunft aus der Safalen­perfpeftine zu betrachten. Denn er muß selber eingestehen, daß der Romantifer auf dem Königsthron so gefchmadlos war, Schornsteine als Burgtürme und flaffische Randelaber, die Borsigsche Dampf­maschine für die Wasserwerte in Sanssouci gar als Moschee zu mastieren mit dem Schornstein als Minaret. Und dieser jämmer. liche Dilettant war so Dornehm, fich erst mit einem Schinkel herumzuschlagen! Man mundert ich denn freilich nicht mehr, wenn der übelfte wilhelminische Sund: die Kasernen, die Boft, die Striegsschule auf den Brauhausberge, das Kaiser- Wilhelm- Dent mal auf der Langen Brüde mohlwollen begutachtet, ja jogar gelobt merden. Raschdorffs Berliner Dom hat ausdrucksvolle Hoch renaissanceformen und fo fort.

Bann werden wir von dieser Sorte Runstschrift ftellerei endlich erlöst?

Winterschlaf und Winterschläfer.

Bon Dr. M. Rammner, Leipzig .

3weifellos eine der mertmürbigften Ampaffungen an winter. fiche Rätte und Nahrungsmangel ftellt die Fähigkeit einer Anzahl Don Säugetieren bar, in einen schlafähnlichen Zustand zu verfallen, in welchem sie monatelang ausharren und alle Nöte des Winters leicht überstehen können. Der echte Winterschlaf, der sich nur bei gewissen Säugetieren findet, ift eine Erscheinung, welche die Forscher ichon lange beschäftigt und welche noch viele ungelöste Rätsel in fich birgt. Denn es ist eineswegs nur ein einfacher Schlafzustand, in ben die Tiere zu Beginn der falten Jahreszeit verfallen; vielmehr erleiben alle Lebensprozesse eine vollständige Umstellung, wie sie sich im Schlaf niemals beobachten laffen. Es besteht also höchstens äußerlich eine Aehnlichkeit zwischen Winterschlaf und normalem Schlaf; ihrem Wesen nach find die beiden Erscheinungen vonein anber gänzlich verschieben. Denn im gewöhnlichen Schlaf erholen fich die Organismen von den Anstrengungen, denen sie ausgesetzt maren, ihr erschöpftes Nervensystem wird durch den Ruhezustand erfrischt und zu neuer Arbeit befähigt; die Ermattung ist es ja auch, welche vor allem den Eintritt des Schlafes herbeiführt. Ganz anders liegen die Dinge beim echten Winterschlaf. Hier läuft das Ein treten des Ruhezustandes mit einem allmählichen, recht starten Sinten der Körpertemperatur parallel, durch welches die Tiere lang fam in einen Starrezustand geraten. Mit der Temperaturabnahme ift eine ungemeine Verlangfamung der Lebensprozesse verbunden, die allein es erst ermöglicht, daß die Tiere monatelang ohne Nahrungsaufnahme eriftieren fönnen. Starte Abkühlung und Ber langfamung des Stoffwechsels sind also die Merkmale, burch welche ein Winterschläfer ausgezeichnet ist. Die Abnahme der Körpertemperatur ist auf ein Bersagen der Temperaturregulierung zurückzuführen. Bekanntlich sind ja die Säugetiere und Bögel als fog. Warmblüter in der Lage, eine fon stante Rörpertemperatur einzuhalten. Zahlreiche Schutzvorrichtungen, die ganz mechanisch zu wirten beginnen, wenn die Körpertemperatur sehr steigt oder fällt, verhindert ein starkes Schwanken der Innen­temperatur. Diese Temperaturregulierung funktioniert nun bei den Winterschläfern, zu welchen bei uns vor allem Murmeltier, Igel, Fledermaus, Hamster, Siebenschläfer, Ziesel und Haselmaus gehören, schon im Sommer nicht richtig. Denn man hat beobachtet, daß ihre Eigentemperatur je nach den Witterungsverhältnissen zwischen 34 und 41 Grab Celfius schwankt, während die anderen Warmblüter unter allen Umständen eine mittlere Rörpertemperatur einhalten. In der fallen Jahreszeit versagt die Temperaturregulierung voll tommen, und zwar scheint der Anlaß dazu von einem besonderen Gehirnzentrum auszugehen. Die Tiere, die sich natürlich in möglichst geschützte Verstecke zurüdgezogen haben, nehmen jezt die Temperatur ihrer Umgebung an. Ein Winterschläfer hat also feine tonstante Rörpertemperatur. Darin verhalten sich die Winterschläfer ähnlich

wie die sog. wechselarmen Tiere, zu welchen die Fische, Frösche, Et dechsen, Schlangen usw. gehören. Diese Aehnlichkeit ist sogar recht weitgehend. Man fann& B. einem schlafenden Murmeltier das Herz herausschneiden; es schlägt dann genau wie ein herausge schnittenes Froschherz noch stundenlang weiter, was bei anderen Säugetieren durchaus nicht der Fall ist.

Infolge der starten Abkühlung sind alle Lebenserscheinungen auf ein Mindestmaß herabgefeßt. Die Berbrennungsvorgänge sinken auf ein 3wanzigstel des Bachzustandes, die Aufnahme von Sauer­stoff ist auch zwanzigmal geringer, die Rohlensäureabgabe jogar neunzigmal geringer als im Sommer. Manche Forscher vergleichen daher den Winterschlaf mit einer Art Rohlensäurenartose; in der Tat hat ja der Winterschlaf gewisse Aehnlichkeiten mit einer gering­fügigen Erftidung. Die Atmung ist sehr verlangsamt und seht zeit­weise überhaupt aus; das Herz macht in der Minute nur drei bis vier Schläge, die genügen, um den Kreislauf gerade noch aufrecht zu erhalten. Diese verminderte Stoffwechseltätigteit macht es ver ständlich, daß die schlafenden Tiere gegen Gifte faft unempfindlich find. Man fann sie auch stundenlang im luftleeren Raum halten, ohne daß sie den geringsten Schaden nehmen. Wie sehr der herab­gefeßte Stoffwechselbetrieb das Ertragen abweichender Zustände er. möglicht, zeigt ein Experiment von Bernard an Bögeln in recht ein­drucksvoller Weise. Bögel halten bekanntlich niemals Winterschlaf. Entweder suchen fie mildere Gegenden auf, oder sie sind infolge ihrer Ernährungsweise und der hohen Körpertemperatur imstande, jeder Kälte zu trogen. Bernard gelang es, Bögel in einen Zustand zu versezen, der als beginnender Winterschlaf zu bezeichnen ist. Er gewöhnte fie nämlich langsam an immer dünnere Luft, so daß sie es schließlich in einer Luft aushielten, in welcher frisch eingebrachte Bögel augenblicklich erstichten. Die Lebenstätigkeiten dieser einge wöhnten Bögel waren wie bei beginnendem Winterschlaf herabge. fegt, vor allem war die Temperatur von 41 auf 31 Grad gesunken! Nur deshalb fonnten sie die abnormen Zustände aushalten.

Der Winterschlaf dauert beim Murmeltier fast ein halbes Jahr, bei Igel und Ziesel drei bis vier Monate, und bei den übrigen Winterschläfern zwei bis drei Monate Diese Zeit wird aber nicht in einem Zuge durchschlafen. Vielmehr machen diese Tiere mehrmals auf, vor allem dann, wenn die Temperatur zu start gesunken ist, damit sie sich durch Bewegung etwas erwärmen. Obwohl sie feine Nahrung aufnehmen, fommt es doch gelegentlich vor, daß sie eine Gewichtszunahme zeigen. Diese ist durch innere Brozesse zu er flären, indem das reichlich im Sommer angelegte Fett in Glykogen verwandelt wird.

Das Erwachen aus dem Winterschlaf ist ein ziemlich stürmischer Borgang. Die erhöhte Außentemperatur übt auf das schlafende Tier einen Reiz aus, der zum Erwachen führt. Die Rörpertemperatur steigt geradezu rafend in furzer Zeit um 20 bis 30 Grad Celsius. Bei einer Fledermaus murde in einer Biertelstunde eine Temperatur­zunahme von 22 Grad Celsius beobachtet. Dieser Borgang ist von Fiebererscheinungen, Schüttelf: oft usw. begleitet, welche auf die plöglich einsetzenden stürmischen Stoffwechselprozesse zurückzuführen find. Zuerst erwacht der Borderförper, und allmählich folgt der interförper nach. So fann es geschehen, daß ein erwachtes Tier mit noch steifen Hinterbeinen davonzuhumpeln versucht. Man fann dieses Erwachen auch künstlich durch entsprechende Temperatur­steigerung herbeiführen; immer stellen sich dann aber schwere Störungen ein, da den Tieren die Schlafdauer offenbar erblich ein­geprägt ist. Ebenso verfallen sie ja auch in der Gefangenschaft meist in den Winterschlaf, auch wenn sie Temperatur oder Nahrungs mangel nicht dazu zwingen.

Der Wunschzettel. Eine neue Puppe brauchst du nicht," erklärt die Mutter ihrem fechsjährigen Töchterchen, das ihr den Weihnachts. wunschzettel überreicht. Deine alte Puppe ist noch sehr instand." Ja, Mama," antwortet die Kleine, ich bin ja auch noch sehr gut instand, und doch hat dir Papa ein neues Mädchen geschenkt."

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