Die wahren Dolchstößler.
Kühlmann stellt die Oberste Heeresleitung und die
Dynastien bloß.
Der 4. Unterausschuß des Untersuchungsausschusses des Reichstags für die Friedensmöglichkeiten von 1917 fette am Freitag vormittag die Vernehmung des Staatssekretärs a. D. v. Kühlmann über sein Verhältnis zum Siebenerausschuß und anderen Barlamen. tariern in jener Zeit fort Auch Reichskanzler a. D. Michaelis ist wieder als Zeuge erschienen.
Der Borsigende Abg Dr. Philipp( Dnat.) fragt zunächst, ob bei den Verhandlungen über die Friedensattion des Bapstes der faiferlichen Regierung der Inhalt des Londoner Bertrages Dom 26. Mai 1915 bekannt gewesen sei, der dem Eintritt Italiens in den Krieg vorausging.
publicá juris geworden.
Staatsfefretär v. Kühlmann erwidert darauf: Nein, dieser Bertrag ist erst durch die russischen Veröffentligungen Ferner möchte Dr. Philipp näheres wissen über die Beziehungen zwischen dem Auswärtigen Amt bzw. dem Reichskanzler und dem Abgeordneten Erzberger .
Reichskanzler a. D. Dr. Michaelis erklärt darauf: Als ich das Reichskanzleramt übernommen hatte, fam Erzberger zu mir und fragte mich, ob feine Stellung im Auswärtigen Amt dieselbe bleiben würde wie unter meinen Vorgängern. Mir war das Maß feiner Mitwirkung nicht bekannt. Ich mußte mich erst erkundigen, und es wurde mir gefagt, Erzberger hätte eine Vertrauens stellung, die nicht ohne weiteres zurückgezogen werden könnte, wenn auch hier und da Bedenken geäußert wurden. Ich habe in diefer und jener Beziehung Alenderungen eintreten laffen. So habe ich die allgemeine Erlaubnis für Erzberger, Reisen ins Ausland zu unternehmen, in eine spezielle umgewandelt, so daß für jede einzelne Reise die Zustimmung des Reichskanzlers erforderlich war.
Daß Erzbergers Beziehungen zum Batitan besonders eng waren, bewies folgender Vorgang: Ehe ich den Brief des Nuntius Pacelli vom 30. August amtlich vorgelegt erhielt, fam Crzberger aus dem Auswärtigen Amt zu mir und fragte mich, ob ich diesen Brief des Nuntius bekommen hätte. Er sei außerordentlich wichtig. Kurz darauf wurde mir der Brief dann amtlich vorgelegt. Hieraus habe ich zweifellos mit Recht entnommen, daß Erzberger von der Absendung dieses Briefes des Nuntius Pacelli an das Auswärtige Amt kenntnis hatte, die meiner persönlichen Kenntnis vorauslief. Im übrigen kann ich über das Maß der Befugnisse, die Erzberger eingeräumt waren, und über die Art und Weise, wie er sie ausgeübt hat, aus eigener Kenntnis nichts Näheres sagen.
Dr. Philipp: Auch der Referent des Auswärtigen Amts hat den Brief nicht rechtzeitig bekommen und hat sich erst auf Nach frage Erzbergers auf die Suche begeben. Das läßt Rüdfchlüsse auf ein gewiffes fompliziertes Verfahren zwischen dem Aus wärtigen Amt und der Reichskanzlei ziehen, die für unsere Beurteilung der Verhältnisse nicht ohne Interesse sind.
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Staatssekretär v. Kühlmann: In der Zeit, die unsere Unterfuchung umfaßt, hat Erzberger eine weitgehende Vertrauensstellung besessen, welche schon aus dem Regime Bethmann- Hollweg über nommen war. Erzberger hatte umfangreiche Bureaus in der Budapester Straße, welche aus Reichsmitteln, soweit ich damals unterrichtet worden bin, unterhalten wurden, und er hat in Informations- und Propagandadienst eine große Rolle gespielt. Wie im einzelnen die Fäden gelaufen sind, entzieht sich meiner Kenntnis. Ich selbst habe nur von Fall zu Fall mit den Herren des Barlaments persönliche Fühlung genommen, die Parlamentarier standen aber mehr oder weniger in fortlaufendem Gedankenaustausch mit den Referenten des Auswärtigen Amts.
licht worden?
Der Chauffeurmord aufgeklärt.
Die drei Mörder verhaftet.
Ueberraschend schnell ist das furchtbare Verbrechen auf der Chauffee von Seehausen durch das schnelle Eingreifen der Ortspolizeibehörden aufgeklärt worden. Die im Auto geflüchteten drei Verbrecher fonnten verfolgt und ergriffen werden. Es find ein 20 Jahre alter Arbeiter Kurt Marschewski, ein gebürtiger Berliner , ein 22 Jahre alter Zahntechnifer Erich Ober, der ebenfalls aus Berlin stammt und ein 21 Jahre alter aus Saarbrüden gebürtiger Ernst Plathe, der wie Ober die Zahntechnik erlernt hat.
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in Seehausen ein Kaufhaus auszuplündern und ihre Beute mit Die drei Burschen hatten große Dinge vor. Sie beabsichtigten, einem Auto wegzuschaffen. Sie wollten sich nach Berlin wenden und hier einen großen Schlag" einen Bantraub verüben. Gestern nachmittag erschienen alle drei bei dem Autobesiter Günther, um einen seiner Wagen zu mieten. Der Sohn des Fuhrhalters, der 20 Jahre alte Chauffeur Karl Günther, follte sie fahren. Zunächst ging es durch die Ortschaften Falkenberg und Lichterfelde . Unterwegs kehrten die drei Burschen in mehreren Günther zum Trinken zu veranlassen. Von Lichterfelde aus sollte Gastwirtschaften ein und tranten. Sie versuchten auch, den jungen die Fahrt weiter nach Werben gehen.
Der Sohn des Amtsvorstehers, der sich am Abend zufällig im Garten befand, jah einen Kraftwagen vorüberfahren und hörte gleich darauf einen Schuß fallen. Er lief erschreckt an den Zaun, sah
Nochmals Juwelenräuber Spruch.
Die Berufung verworfen.
Die Berufungsverhandlung in Sachen des„ Märchenprinzen“ Spruch ist geradezu mit einer märchenhaften Geschwindigkeit anberaumt worden. Erst vor drei Wochen hat der erste Prozeß statt gefunden. Sonst ist aber am heutigen Prozeß gar nichts mehr sensationell.
Auf den Angeklagten Spruch scheint das Zuchthausurteil wie ein Reulenschlag gewirkt zu haben. Es wird ihm wohl zum erstenmal zum Bewußtsein gekommen sein, daß das Leben etwas mehr als eine Bühne für seine Eitelkeit ist. So sitzt er heute während der Berlesung des Urteils, den Kopf tief hinter die Barriere gebeugt: er fühlt sich nicht mehr als Held und hält nicht mehr siegesbewußt unter seinem“ Publikum Umschau. Es ist das übliche reuige Sündergesicht. Seine Stimmung wird verständlich, als sofort nach Berlesen des Urteils Rechtsanwalt Fuchs die Erklärung abgibt, daß er auf ausdrücklichen Wunsch des Angeklagten die Berufung zurückzieht, soweit sie sich auf Raub und Nötigung erstreckt. Somit gibt sich Spruch mit der Strafe von fünf Jahren Buchthaus zufrieden. Er hält aber die Berufung aufrecht, sofern er wegen unbefugten Waffenbefizes mit der Absicht der Gewaltanwendung zu einem Jahr Gefängnis verurteilt worden ist. Es ist klar, daß der Umstand, daß der Staatsanwalt auch Berufung eingelegt hat, zu dieser Einschränkung der Berufung Spruchs geführt hat. Es lag Gefahr vor, daß die Straffammer die Strafe nech erhöhen würde. Nun, da der Angeklagte sich mit der Zuchthausstrafe zufrieden gegeben hat, zog auch der Staatsanwalt in gleichem Maße seine Berufung zurüd.
Als bann die Angeklagte Ringhausen, ihr galantes Abenteuer mit Spruch erzählt, wie er im Hotel ganz uneigennützig, ohne irgend. fette und mit der brillantenbesetzten Armbanduhr beschentte, taut einen Gegendienst von ihr empfangen zu haben, sie mit der PerlenSpruch ein wenig auf und fizt beluftigt und schmunzelnd da. Die fleine Filmstatistin aber spielt ihre Rolle der Naiven im Gerichtsfaal sehr gut: Perlenketten tragen ja heutzutage alle Damen; weshalb follte sie sich da nicht von einem reichen Kaufmann beschenken lassen? und schließlich brauchten ja die Perlen und die Brillanten nicht echt gewesen zu sein. Daß sie nicht echt seien, habe auch ihr„ Bräutigam" geglaubt, der heute übrigens auch als Beuge erschienen ist. Seine Aussage entbehrt nicht eines gewissen Humors. Er hatte sich am Abend vorher mit seiner„ Braut" gezanft, sie war auf und davon gegangen und ist erst am anderen Morgen früh zurückgekehrt. Zuerst fagte er ihr nichts, dann gab er ihr eine Ohrfeige und prüfte die Sachen, die sie mitgebracht hatte. Er fand, daß sie„ Tinneff" seien.
das Auto halten und einen Mann die Maschine von neuem anturbeln. Ein zweiter taumelte aus dem Wagen her= aus. Der junge Mann eilte hinzu, um seine Hilfe anzubieten. Jetzt raste der Wagen davon und ließ den Taumelnden zurück. Mit dem Ausruf:„ Sie haben mich erschossen! Ich bin Karl Günther!" Con des Amtsvorstehers brachte den Erschossenen in das väterliche brach der im Stich Gelassene im Chauffeegraben zusammen. Der mit dem Wagen nach Werben weitergefahren und bis Raebel Haus. Jede Hilfe tam aber zu spät. Die Mörder waren inzwischen getommen. Hier führt gewöhnlich eine Wagenfähre über die Elbe, stand ein Aufenthalt, der für die Flüchtigen verhängnisvoll die aber im Augenblick ihrer Ankunft nicht zur Stelle war. So entwurde. Im Orte war eine Gerichtstommission mit einem Auto anwesend. Als nun die telephonische Meldung von dem Morde einlief, nahm auch die Kommission sofort die Verfolgung auf. Die Mörder, die den weiteren Fluchtweg versperrt sahen, wagten nicht, länger zu warten und fuhren auf einen Seitenweg, wo sie sich verirrten. So verpaßte das Auto der Gerichtskommission sie. In Klein- Hindenburg bei Osterburg wurden die Mordbuben dann von nur dem Eingreifen der Beamten haben sie es zu verdanken, daß einem Landjäger angehalten und festgenommen. sie von den herbeigeeilten Bauern, die von dem Morde gehört hatten, nicht gelyncht wurden. Der Abtransport der Verbrecher in das Gerichtsgefängnis in Stendal erfolgte in dem Auto der Gerichtskommission.
Die verschwundenen Akten. Weitere Feststellungen.
Das Ermittlungsverfahren gegen Beamte der Staatsanwaltschaft wegen Beseitigung von Akten zieht immer weitere Kreise. Die Ermittlungen werden an drei verschiedenen Stellen gleichzeitig geführt, beim Polizeipräsidium, beim Amtsgericht Mitte und bei der Staatsanwaltschaft I. Die Leitung des Gesamtverfahrens liegt in den Händen des Ersten Staatsanwalts beim Landgericht I, des Oberstaatsanwalts Binder.
Heute wurde wiederum eine ganze Anzahl von Justizbeamten aus den verschiedensten Dezernaten und Sekretariaten zur Ver nehmung vorgeladen. Der frühere Assessor bei der Staatsanwaltschaft Dr. Schott, der bereits vor etwa zwei Jahren wegen Betruges und Untreue zu Gefängnisstrafe verurteilt wurde, ist auch in diese dunkle Affäre mitverwickelt. Er wurde heute dem Amts gericht Mitte vorgeführt und nach längerer Vernehmung in Haft genommen. Es war bekannt, daß man in Verbrecherfreisen davon gesprochen hat, man könne durch einen Staatsanwalt etwas machen. Dr. Schott hatte, während er Beamter der Staatsanwaltschaft war, eine Art Doppelleben geführt. In Moabit vertrat er als Mitglied der Staatsanwaltschaft die Anklagen und bereitete die Strafver fahren bis zur Anklage vor. In seinem Privatleben lebte er jedoch auf sehr großem Fuße und hatte gute gesellschaftliche Beziehungen. Daneben aber hatte er auch Verbindung mit gewissen Verbrecher und Zuhälterklubs, und es scheint nunmehr, als ob er diesen Kreisen besonders gefällig gewesen ist. In erster Reihe werden die Klubs " Libelle" und" Roland" genannt, dieselben, zu denen auch dem gestern verhafteten Rechtsanwalt Dr. Ludwig Meyer Bezie hungen nachgesagt werden. Die gegen Dr. Schott erhobenen Beschuldigungen hinsichtlich seiner Beziehung zu den beiden Klubs sind aber älteren Datums, als die von Rechtsanwalt Dr. Mener.
Das Schicksal des Dr. Meyer wird in Moabiter Richter- und Angewissermaßen in die Sache hineingeschliddert" ist. waltskreisen allgemein bedauert. Er gilt als ein anständiger, fleißi ger Mann, der aber sehr gutmütig und charakterschwach ist und
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Herr Dr. Löwenthal, der angeblich seine Braris an Dr. Mener abgegeben hatte, hat diese nicht aus Krankheitsrücksichten aufgegeben. Er ist vielmehr zur Industrie- und Handelsbank A.-G. übergegan gen. Außerdem ist der verhaftete Justizoberfekretär Rossel drei Jahre bei Herrn Dr. Löwenthal ohne Genehmigung des Landgerichtspräsidenten tätig gewesen.
Inwieweit Nachrichten und Verbindungen zwischen Erzberger und der Kurie getauscht worden sind, entzieht sich selbstverständlich unserer Kenntnis, zumal Erzberger diese Dinge ffreng vertraulich behandelle und auch wohl behandeln mußte. Borfizender Abg. Dr. Philipp: Warum ist die amtliche Mote auf die päpstliche Aktion nicht veröffent. Zeuge Staatssekretär v. Kühlmann: Die Veröffentlichungsfrage war schwierig. Einesteils lag der Wunsch der Kurie vor, zunächst nicht zu veröffentlichen. Anderenteils sprachen natürlich für uns innenpolitische Momente von entscheidendem Gewicht für die Veröffentlichung. Damals hatte sich ein heftiger Kampf entHie Friedensresolution, hie AntiFriedensresolution! Die Männer der Friedensresolution Friedensresolution! Die Männer der Friedensresolution murden von der Gegenseite aufs schärfste angegriffen und wehrten fich mit großer Energie ihrer Haut. Das gab eine Spannung im offentlichen Leben, die dahin führte, daß jede Erwähnung der Friedensresolution sofort im Hause eine sehr gefte i gerte Temperatur zur Folge hatte. Kurz vorher hatte eine Scharfe Debatte stattgefunden zwischen dem Reichskanzler michaelis und der Mehrheit, insonderheit mit dem Abgeordneten Ebert. Für uns war es eine Kriegsnotwendigkeit, mit der Majorität des Reichstages, insbesondere mit der Linken dauernd zus doyer des Staatsanwalts verwarf es beide Berufungen. früh vom Landgerichtsdirektor Dr. Schulze das Urteil des famemnzuarbeiten.
Wäre damals in irgendeinem Stadium die Sozialdemokratie abgesprengt worden, so wäre der Krieg viel rascher und viel unglüdlicher beendet worden als heute. Nur so war es möglich, die Arbeiterschaft, die breiten Maffen soweit zusammenzuhalten, daß eine Weiterführung der Arbeiten überhaupt möglich war. Deshalb habe ich auch troh großer politischer Bedenken mich entschlossen, in vorsichtiger diplomatischer Weise mitteilungen dem Abgeordneten Scheidemann zu machen, die ich einer anderen Seite nicht gemacht habe. Deshalb konnten wir dem Drängen der Mehrheitsparteien, das Bekenntnis der Regierung zur Friedensresolution zu veröffentlichen, nicht widerstreben. ( Die Sigung geht weiter.)
Hochschulstudium für Volksschullehrer.
Ein Lehrerbildungsgesetz in Hamburg . Hamburg , 16. Dezember. ( Eigener Drahtbericht.) Die Ham, burger Bürgerschaft hat das neue Lehrerbildungsgesetz in namentlicher Abstimmung mit 109 gegen 23 Stimmen in erster und zweiter Lesung angenommen. Die Annahme des Gesetzes, gegen das nur die Deutschnationalen stimmten, bedeutet einen starken Erfolg der fortschrittlichen hamburgischen Schulpolitik, die von dem sozialdemokratischen Schulfenator Krause seit dem Jahre 1919 tonsequent betrieben wird. Neben den Demokraten und Sozialdemokraten, die als Befürworter der neuen Lehrerbildung in Frage tommen, stimmten auch die Kommunisten, die Völkischen und die anfänglich sich sehr sträubenden Volksparteiler dem Gesetz zu.
Das Gesetz sieht für alle Volksschullehrer in Zukunft ein mindestens sechssemestriges Universitätsstudium vor. Durch Angliederung eines pädagogischen Institutes an die Universität soll den Lehrerstudenten die besondere fachliche Ausbildung ermöglicht werden. Ferner sollen die Lehrerstudenten durch Hospitantenkurse an den Schulen praktischen Anschauungs unterricht erhalten. Um auch Minderbemittelten das Studium zu ermöglichen. sollen die bisherigen weitreichenden Stipendien für die Besucher höherer Schulen erweitert und auch an Lehrerstudenten gewährt werden.
Das Gesetz tritt am 1. April 1927 in Kraft.
Der Luftpoffverkehr ruht an beiden Weihnachtsfeiertagen, am Neujahrstag und am 2. Januar( Sonntag), weil an diesen Tagen feine Flüge verkehren.
Das Gericht ließ sich jedoch weder von den Ausführungen des Angeklagten Spruch noch in der Beweisaufnahme im Falle der Ringhausen eines Besseren belehren. Im Einklang mit dem Plä
Es fand, daß die Gewaltanwendung mittels des Spruch gehörigen Revolvers in dessen Absicht lag, daß er ja außerdem auch dem Schmiedepaul zur Anschaffung eines zweiten Revolvers das Geld gegeben habe. Die Strafe, auf die das erste Urteil erkannt habe, entspreche auch völlig der verbrecherischen Anlage des Spruch. Die Angeklagte Ringhausen, die ja unter Strafaussetzung zu nur drei Monaten verurteilt worden war, hat die Strafe verdient. Sie habe sich sagen müssen, daß die Schmuckstücke, die sie unter diesen Umständen erhielt, nicht aus reellen Quellen stammen konnten. Also blieb es bei dem alten Urteil.
Berlin foll Marx und Lassalle ehren.
Der Magistrat hat vor einigen Tagen beschlossen, Gedent. tafeln für den Philosophen Fichte, den Komponisten Men delssohn und den Musiker Joachim an Berliner Häusern anbringen zu lassen, in denen diese Großen gewohnt haben. Inzwischen hat die Stadtverordnetenversammlung, wie bereits gemeldet wurde, den Antrag der sozialdemokratischen Stadtverordnetenfraktion angenommen, der den Magistrat an die Pflicht einer gleichen Ehrung für Karl Marg und Ferdinand Lassalle erinnert. Der Magistrat wird hoffentlich nicht zögern, diesem Beschluß baldigst zuzustimmen und ihn auszuführen. Er wird, wenn er Marg und Lasalle ehrt, sich selber ehren.
Pferd und Hund
Auf recht sonderbare Art verunglückten heute vormittag zwei straße 136 hate eine Speditionsfirma ihre Stallungen. Ein Feuerwehrleute. Auf dem Hof des Grundstückes WrangelPferd, das vor einen Wagen geschirrt werden sollte, scheute, stürzte in die Dunggrube und drohte zu versinken. Die Feuerwehr wurde sofort benachrichtigt, die einen Gerätewagen an die unfallstelle entsandte. Mit Winden und Gurten wurde versucht, das Tier plöglich ein größerer Hofhund über den Feuerwehrmann aus seiner gefahrvollen Lage zu befreien. Mitten bei der Arbeit fiel Big in die Wade bei. R. wurde an Ort und Stelle verbunden. König von der Luisenstadtmache her und brachte ihm einen tiefen Unmittelbar darauf kam der Oberfeuerwehrmann Ballner von derselben Feuerwache schwer zu Schaden. Beim Bergen des Pferdes schlug das geängstigte Tier mit den Beinen um fich und Ballner wurde von einem Huf am Knie getroffen. Mit einer schweren Kniegelentverftauch una mußte er in das Bethanien- Krankenhaus geschafft werden. Das Pferd aber wurde wohlbehalten ans ¡ Tageslicht befördert.
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Besserung im Befinden des Genossen Zubeil. Gen. Zubeil hat eine gute Nacht verbracht. Er ist bei Bewußt fein. Eine leichte Besserung ist, wie uns aus dem Urbantranfenhaus mitgeteilt wird, unverkennbar.
Das Urteil im Holzmannprozeß.
In dem Prozeß gegen Michael Holzmann wurde heute Schöffengerichts verkündet. Michael Holzmann wurde verurteilt megen Bestechung des Regierungsrats Bartels und des Kriminalbeamten Rothe unter Einbeziehung der gegen ihn in der Straffache Kutister und Genofien erkannten Strafe von 1 Jahr 6 Monaten zu einer Besamtstrafe von 2 Jahren Gefängnis, 15 Monate 2 Wochen wurden durch die Untersuchungshaft als verbüßt erklärt. Von der Anklage der Erpressung an Iwan Kutister wurde Holzmann freigesprochen. Das Verfahren wegen versuchten Betruges bei dem Osramgeschäft und weegn vollendeten Betruges im Falle des Hanauer Lagers wurde auf Antrag der Staatsanwaltschaft vorläufig eingestellt. Die Haftbefehle wurden aufgehoben, jedoch bleibt Holzmann weiter im Gefängnis, da er sich bereits in Strafhaft befindet.
„ Volt und Zeit", unsere illustrierte Wochenschrift, liegt der heutigen Bostauflage bei.
Karten zur Trauerfeier für Genoffen Albert Kohn find bei der Allgemeinen Ortstrantentaffe, C2, Klosterstr. 71/72, zu haben.
Ausstellung von Schülerarbeiten. Die 37. Bolfschule Berlin- Lichtenberg, Margitr. 12, Leiter Genosse Reftor Priebe, veranstaltet am Sonnabend, den 18. Dezember, 5-9 Uhr und Sonntag, den 19. Dezember, von 11 bis 7 Uhr, eine Ausstellung von Schülerarbeiten. Zum Besuch sind alle Eltern und Freunde der weltlichen Schule herzlich eingeladen.
Genoffe Kurt Kahnt, Hagelberger Str. 40, bittet uns mitzuteilen, daß er mit dem im Abendblatt vom 14. Dezember 1926 genannten Kassendefraudanten gleichen Namens und Alters niat identisch ist. Führungen durch Alt- Berlin. Die Idee, die Heimatliebe durch Bes fichtigung des ältesten Berlins zu stärken, bat erfreulicherweise einen so großen Antlang gefunden, wie er faum zu erwarten war. Vor Weihnachten findet die lebte Führung durch die ältesten und längst ver gessenen intel Berlins am Sonntag, den 19. Dezember, statt und zwar wie bisher unter der bewährten Leitung des Schriftstellers Georg Bamberger, Treffpunkt: 1,11 Uhr auf dem Spittelmarkt, Ausgang Untergrundbahn . Teilnahme 50 Pf. Verkaufsstellen: Buchhandlung Dobbertin , Hauptstr. 140; Nitolaische Buchhandlung, Rheinstrage 65; Poftfarten- und Bhotoverlag, Berlin C. 2, Poststr. 12.
Freireligiöse Gemeinde. Sonntag, vormittags 11 Uhr, Pappelallee 15, Bortrag des Herrn A. Domdey: Der Wahrheitsgehalt religiöser Formen. Harmonium: Weihnachtslieder.
Geschäftliche Mitteilungen.
Jm Bolksfilmhaus, Neukölln, Bergstr. 147 gelangt der Großfilm aus der Inflation: Die treudlose Gasse am Freitag, Sonnabend und Sonntag zur Aufführung Siehe heutige Anzeige.
Berantwortlich für Bolitik: Dr. Curt Gener; Wirtschaft: Artur Saternus; Gewerkschaftsbewegung: S. Steiner; Feuilleton : R. S. Döscher: Lokales und Sonstiges: Friz Karstädt; Anzeigen: Th. Glode; sämtlich in Berlin . Berlag: Borwärts- Berlag G. m. b. s.. Berlin . Druck: Borwärts- Buchdruckerei und Verlagsanstalt Paul Singer u. Co. Berlin SW 68, Lindenstraße 3. Hierzu 1 Beilage.