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Kommunisten untereinander.

Aufklärend, lächerlich und unsagbar traurig zugleich. Im Reichstage haben gestern in entscheidender Situation drei Kommunisten gesprochen. Jeder mit einer anderen Mei­nung, jeder gegen den anderen. Es sprach der Abgeordnete Räbel für die offiziellen Kommunisten, es sprach der Abge­ordnete Dr. Schwarz für die Richtung, die der KAP. nahe steht, und es sprach der Abgeordnete Scholem für die offi­zielle Opposition um Ruth Fischer . Daneben gibt es im Reichstag noch zwei kommunistische Richtungen: die um Rorsch und Schlagewerth, und dann Kat, der mit Pfempfert der AAU.( Allgemeine Arbeiter- Union) nahesteht. Der Abgeordnete Rädel wiederholte die offiziellen Lügen der kommunistischen Fraktion über die Sowjetgranaten. Der Abgeordnete Schwarz aber zerstörte das Lügenge­bäude. Die Sowjetgranaten- teine Ueberraschung, nur eine Ronsequenz der Kominternpolitik. Die Erklärungen Bucharins über das Bündnis zwischen der Komintern und der Bourgeoisie, die Erklärungen Klara Bettins im Deutschen Reichstag über die Bundesgenossen schaft der Komintern mit der Reichswehr stehen gegen die offiziellen kommunistischen Lügen auf. Schwarz schenkt ihnen nichts. Haben die Kommunisten nicht eine stille Roali tion mit Cuno gehabt? Herr Schwarz erzählt, im Ruhr­tampf sei ein Redakteur der Roten Fahne" geflogen, weil er geschrieben habe: Fort mit Cuno! Herr Schwarz muß es wiffen. Höhnend spricht er vom Blod von Stalin bis Hindenburg ". Er hätte auch sagen fönnen: Blod Don Stalin bis Stahlhelm. Ungeheuer aufklärend war diese Rede.

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Nun aber dringt Höllein vor aus der Mitte der offi­ziellen Kommunisten. Er schreit: Du gemeines Schwein, du gemeines Schwein!" Nun erhebt sich Scholem , ber dritte fommunistische Redner und erklärt, die offizielle Opposition der Kommunisten sei mit Schwarz nicht einverstanden, son­

dern mit der Komintern .

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Das alles vollzieht sich unter ungeheurem Gelächter der bürgerlichen Parteien. Die Kommunisten raufen, und das Bürgertum grölt vor Bergnügen. Gemeines Schwein! ruft der eine fommunistische Abgeordnete dem anderen zu, der wie er vor zwei Jahren von Arbeitern als fommunisti­scher Abgeordneter gewählt worden ist. Soll das Bürgertum nicht lachen?

Aber dieser Zerfall einer Partei, gepaart mit moralischer Berlumpung, ist von jener graufigen Lächerlichkeit, die eine Tragödie erkennen läßt. Denn auf die Kommunistische Partei haben Arbeiter Hoffnungen gesetzt. Mögen fie auch irren es handelt sich um eine Arbeiterpartei. Hinter der Harlekinade des kommunistischen Spaltungstheaters im Reichstag steht die Tragödie der irrenden und mißbrauchten Arbeiter. Ihre Bertreter im Reichstag, Virtuosen der Zerfleischung der Ar­beiterbewegung, zerreißen sich gegenseitig. Sie schreien fich ihre Niedrigkeit, ihre Schuld ins Gesicht. Eine Stunde des Kampfes gegen die Reaktion, die Geschlossenheit der Arbeiter­bewegung erfordert und die Kommunisten, zerfallen in fünf Richtungen, prügeln sich. Haß, Geschrei, die Fetzen fliegen und das bürgerliche Partett lacht.

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Ein Fortschritt!

Bor allem gibt ble Strafprozeßnovelle den in unter. Juchungshaft Schmachtenden ein wichtiges Rechts­mittel, das dem Unschuldigen schneller als bisher zur Wieder­erlangung der Freiheit verhelfen wird, das Recht nämlich auf eine mündliche Berhandlung zur Nachprüfung richter licher Saftbefehle. Ein Teil der Justizmißstände, die der Fall Höfle enthüllt hat, wird damit aus der Welt gefchafft. Nicht mehr wie bisher, sondern in mündlicher Verhandlung, unter Gegen überstellung der Beschuldigten mit den 3eugen, alfo unter erheblich größeren Rechtsgarantien als bisher wird von jetzt ab über das kostbarste Gut des Menschen, über die persönliche Freiheit entschieden werben. Die sozialdemokratische Reichstagsfraktion kann diese Strafjuftiz reform als ihren Erfolg buchen.

Hohenzollernbesuch in Mexiko .

Und beim Gesandten der Republik ..

In einem begeisterten Artikel berichtet die Kreuz- Zeitung über einen dreiwöchigen Besuch des Prinzen Heinrich von Preußen in Merito. Der Prinz ist an sich ohne Zweifel eine vollkommen gleichgültige Privatperson, deffen ange­nehme wirtschaftliche Berhältnisse den Lugus solcher Reisen gestatten, und die Angelegenheit wäre ohne Interesse, wenn wir nicht in dem Bericht des Junkerblattes diesen bezeichnenden Bassus fänden:

Bring Heinrich stattete zunächst dem deutschen Ge­fandten, Eugen Bill, einen längeren Besuch ab, der von diesem als bald erwidert wurde. Der deutsche Gesandte veranstaltete in der deutschen Gesandtschaft zu Ehren des Prinzen ein Essen."

Da liegt es doch nahe, diese Fragen zu stellen: Bußte der Ge­fandte der deutschen Republit vielleicht nicht, daß der Besuch des Hohenzollernprinzen von reaktionären Mitgliedern der deutschen Rolonie durch einen schwarzweißrot umrandeten Auf­ruf angefündigt wurde, der zugleich einen ehrenden Hinweis auf Wilhelm II. enthielt? Ist ihm weiter unbekannt, daß Heinrich von Preußen im November 1918 der erste Hohenzoller war, der die Republik mit einer 311oyalitätsertlärung bedachte? Weiß er endlich nicht, daß Heinrich seit der Staatsumwälzung auf seinem Schlosse Irenenhof nur mit den reaktionärsten und republitfeindlichsten Kreisen Verbindung hielt? Wenn aber Herr Will, wie beinahe anzunehmen ist, dies alles gewußt hat, wie glaubt er dann als offizieller Vertreter der deutschen Re­publik die amtlichen Ehrungen gerade dieses Mannes ver­antworten zu fönnen?

Reaktionäre Willkür in Braunschweig . Amtsenthebung des Polizeipräsidenten.- Anrufung des Staatsgerichtshofes.

Braunschweig , 17. Dezember. ( Eigener Drahtbericht.) Das braunschweigische Staatsministerium hat am Freitag durch eine Verfügung den der Demokratischen Partei angehörenden Polizei präsidenten von Braunschweig , Haag, sofort feines Boftens enthoben und zum 1. April 1927 feine Pensionierung aus gesprochen. Mit der Vertretung wurde ein der Regierung nahe stehender, politisch rechts eingestellter Oberregierungsrat

betraut.

Das Borgehen der reaktionären Regierung gegen den Polizei Verabschiedung der kleinen Strafprozeßreform. präsidenten steht in engem Zusammenhang mit einem Antrag der In der letzten Stunde vor seinem Auseinandergehen hat der Linksparteien auf Einſegung eines parlamentarischen Unter Reichstag gestern noch die auf Drängen unferer Reichstagsfraftion fu chungsausschusses zur Nachprüfung der Beamtenpolitif. zustande gekommene fleine Strafprozeßreform verab- Dieser Antrag wurde am Freitag mit fnapper Mehrheit von den schiedet, die eine erfreuliche Reform der Strafjustiz bringt. Neben Rechtsparteien abgelehnt. Die sozialdemokratische Fraktion wird Cleineren Verbesserungen der Strafprozeßordnung bringt das neue nunmehr den Staatsgerichtshof zur Entscheidung über die Gefeß die von unserer Partei seit vielen Jahren geforderte Be- Haltung der braunschweigischen Regierung anrufen. Es steht fest, feitigung des 3eugniszwanges der Rebatteure, daß die Amtsentsetzung des Polizeipräsidenten letzten Endes deshalb benen nunmehr endlich das in der Monarchie vergeblich geforderte verfügt wurde, weil der jebige Innenminister selbst Recht eingeräumt ist, über die ihnen anvertrauten Mitteilungen das auf den Bosten rechnet, ehe die Landtagswahlen die Rechts­Zeugnis zu verweigern. regierung hinweggefegt haben.

Prominenzen.

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Konzertumschau von Kurt Singer . Furtwängler, Kleiber, Klemperer, Walter das werden in den nächsten Jahren die Namen sein, um die fich der Kampf der Wagen und Gefänge dreht. Es wird eine Schaufel der Gunst und Mißgunst sein, und in diesen 40 Konzerten großen Stils follen sich die Individualitäten abzeichnen. Hier soll man auch erfahren, was in der Welt der Schaffenden los ist. Der Reichtum an darstellerischen Nüancen ist ungeheuer. Wenn man dagegen das betrachtet, was nun am Ende einer Saison als produktive Leistung, als Erfolg neben der Persönlichkeit des Darstellenden übrig bleibt, jo erschridt man vor der Leere. Ist wirklich die Welt so arm an Talenten, oder ist die Bequemlichkeit unserer Führer noch größer als dieses Manto? Ich glaube an das Lettere, obgleich die komponierende Jugend sich von der großen finfonischen Form, die einen ganzen, abgefchloffenen Charakter verlangt, fortwendet zur Oper, bei der das frische Darauf­Iosmufizieren auf gute Texte, ober zur Rammermusit, wo das Formen mathematischer Gebilde ohne Phantasie möglich ist. Tat­fächlich fann man bis auf zwei oder drei besondere Musikanten alle anderen nicht mehr von einander unterscheiden; nicht einmal die Eroten von den Einheimischen. Bruno Walter , umgeben von dem, was man die gute und reiche Gesellschaft nennt, bringt das Gute und Anerkannte in reicher Ausmünzung seiner persönlichen Werte. Er bleibt dem Experiment fern. er ist der Sache, die er vertritt, bei den oberen Zehntausend sicher. Nichts stört und ver­ändert seine klaffische Linie. Wenn er alfo die Bügel des Pro gramms mit einer Uraufführung von Rotofieff angezogen hat, so weiß man schon vorher, daß teine Gefahr im Anzug ist. Die Symphonie classique" op. 25 dieses modernen Russen ist eine zierliche, selbstzufriedene, frische, melodiöse Arbeit, mehr[ fizziert als geformt, mehr dahingespielt als durchgeführt, heiter, tänzerisch, ein­fach. Bor allem: sie wirkt auf die Naivsten selbst dann, wenn vor­her die Londoner Sinfonie B- Dur von Haydn erklungen ist. Das ist nun ein wahres Wunder an melodiöser Lieblichkeit, an fontra­punktischer Feinarbeit, an beglückendem Humor. Unter Walters Leitung erhält das Werk vertiefte Bedeutung; das Adagio rückt er wie die schwerblütige Einleitung in Beethovens Nähe, und Mozart sche Seele schwingt allenthalben durch. Diesem weifen Stil­empfinden stellt sich plöglich, in der Einleitung zum Beethovenschen Biolinkonzert, eine erschreckende Berirrung des Tempogefühls ent­gegen. Soll dieses Taumeln zwischen den Zeitmaßen Birtuosität sein, soll es Kraft vom Gefühl scheiden? Es ist fast eine Sünde gegen den Geift; auch Kreisler wird in dieses Chaos gerissen, ohne fich genügend zu wehren. Die füße Fülle feines Tons will der Herb­heit des großen ersten Sages um so weniger gerecht werden, als Rünstler und Instrument verstimmt scheinen. Das Berweilen auf Der Kantilene bezaubert nicht wie früher, und erst die Kadenz eigener Brägung, fnifflich und intereffant, gewährt reinen Genuß Beide, Walter wie Kreisler, wurden ausverkauftifsimo gefeiert. Ein anderer Typ von Geiger ist Willi Seß. Es wäre un dankbar, und es wäre sogar ungerecht, ihn unter der Schar derer, die er zur Höhe geführt hat, zu vergessen. Noch immer steht der faft Siebzigjährige seinen Mann. Stolz, wie er dasteht, ist sein Ton,

ebenmäßig, herb, groß, bewußt unelegant, fein Spiel von dem Willen zum bestmöglichen Ausdruck einer Phrase beflügelt, das Einzelne zum Ganzen in Bollendung bindend. Ein männliches, ein charaktervolles Musizieren, wenn er mit Frederic Lamond die D- Moll- Sonate von Brahms spielt. Zwei Künstler, die fern von modernen Sehnsüchten nach Etikettierung noch so altmodisch sind, hinter dem Wert, das sie lieben, zurückzutreten. Ein Parkett von Studierenden, von angehenden Geigern und Bianisten lauscht. Einer fehlte unter den Horchenden und Lernenden: Louis van Laar. Der Tod hat ihm sein Instrument aus der Hand geschlagen, die so gern und so inbrünstig dem Instrument verwachsen war. Ohne daß er noch zur legten Reife gekommen war, ohne daß ihm auch die Blütenträume seines fünstlerischen Lebens gereift waren, ftarb er jung dahin. Ein junger Musiker, bereit, sein ganzes Ich dem Lon seiner Geige anzuvertrauen, oft im Flug der Inspiration der Grenze des Außerordentlichen nahe, oft, im nervösen Tages­betrieb, dem Ordentlichen verhaftet, fand man ihn gerade in Arbeitertreisen stets bereit, zu helfen, wo er fonnte. Man wird den liebenswerten Mann im Konzertleben Berlins trauernd vermiffen. Gisela Binz: ein neuer Name, eine neue Hoffnung. Stellt ihre Jugend mit in die Rechnung ein, nehmt Ungebärdigkeit und Ungleichheit des Spiels als Fehler dieser natürlichen Unreife. Aber laßt euch gleichzeitig paden von dem Draufgängertum einer Bia­nistin, die aus ürinstinkten musikalischer Begnadung heraus die H- Moll- Sonate Chopins nachlebt. Das Largo schwebt mit tiefem Gingen durch den Raum, und das Finale wird zu einem Schluß von faszinierender Macht gesteigert. Auch im stürmischsten Drang zu letter flavieristischer Deutung des herrlichen Stücks bleibt dieses Wesen mädchenhaft. Sie zwingt uns, zu hören, zu folgen. Ein Gewinn im Lotteriespiel der Konzerte.

Der Germersheimer Prozeß.

Die Anklage gegen den Unterleutnant Rouzier.

Vor dem französischen Kriegsgericht zu Landau hat am Freitag der große Prozeß gegen den Unterleutnant Rougier begonnen, der in Germesheim, den deutschen Staats­angehörigen Emil Müller erschossen und sich an den zwei weiteren Deutschen , Joseph Matthes und Richard Holzmann, tätlich vergangen hat. Die Anflageschrift wirft dem Unterleutnant Rouzier vorsätzliche Tötung und vorfäßliche Körperverletzung vor. Rouzier hat sich herauszureden versucht, indem er behauptete, in Notwehr gehandelt zu haben. Die französische Anflageschrift bestreitet das, schlägt aber dem Angeklagten eine goldene Brücke, indem sie erklärt, daß der von Rouzier erst mit der Reitpeitsche geschlagene und gleich darauf angeschossene Richard Holzmann, der ebenfalls von ihm angeschossene Mathes, sowie zwei weitere Deutsche namens Regel und Pächter, eine beleidigende Haltung gegenüber Angehörigen der Besatzungsarmee, besonders gegen Rouzier, ein­genommen haben. Bei Holzmann, der Mitglied des Reichs­banners ist, flingt diese Beschuldigung von vornherein unwahr­scheinlich. Auch bei den anderen wird sie schwer zu beweisen sein, da die Häufung von Gewalttätigkeiten des Rouzier innerhalb meniger Tage mindestens darauf schließen läßt, daß Rouzier ein händelsüchtiger Mann ist. Prozessual wird die Prüfung des Tat bestandes dadurch außerordentlich erschwert, daß die Anklagebehörde die Hauptbelastungszeugen strafbarer Handlun gen beschuldigt und damit den Wert ihrer Zeugenaussagen für das Gericht beeinträchtigt.

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Der erste Verhandlungstag wurde ausgefüllt mit der Verlejung der Anklageschrift und einer Gegendenkschrift des Ver­teidigers. Diese beantragte auch die Zulassung der verletzten Deutschen und der Hinterbliebenen des Müller als Neben­läger, was nach französischem Recht zulässig ist. Das Gericht lehnte jedoch diesen Antrag ab und ging sodann zu einem Einzel­fall über, den Fall Kegel. Es handelt sich dabei um eine Schlägerei bei einem Rirchweihfest. Die Bernehmungen, die in­folge der notwendigen Uebersehungen sehr langsam vor fich gehen, ergeben ein flares Bild. Der ganze Fall steht überdies mit den mich­tigen, dem Prozeß zugrunde liegenden Fällen nur in einem lofen Zusammenhang.

Das wankende System Bazille. Scharfe Auseinandersehungen im württembergischen

Landtag.

Stuttgart , 17. Dezember. ( Eigener Drahtbericht.) In Württem­ berg herrschte seit zehn Tagen politische Hochspannung, weil fich die Regierung Bazille in einer ernsthaften Krise megen ihres Gewerbesteuergesetzes befunden hatte. Der Gesezentwurf hatte im Lande eine Entschließung der Gewerbetreibenden zur Folge. Im Landtag fam es zu stürmischen Auseinander­fegungen, und bei der Abstimmung in der zweiten Lesung blieb die Regierung in der Minderheit, weil sich die eigene Partei des Herrn Bazille spaltete und in ihre beiden Flügel- Bürger­partei und Bauernbund- auseinanderfiel.

In der Zwischenzeit wurde alles unternommen, um die zer­brochene Koalition wieder zu flicken. Das Ergebnis war ein Rompromis sämtlicher Regierungsparteien; dem widerspenstigen Bauernbund wurden auf Kosten der Industrie und des Ge werbes erhebliche 3uge ft ändnisse gemacht. Bazille hielt dann die große Versöhnungsrede und nach einer weiteren heftigen Debatte stimmte der schwarzblaue Blod für das Kompromiß. Dien ganze Affäre hat immerhin wieder bewiesen, daß das System Bazille mürbe und großen Angriffen in der Zukunft nicht mehr gewachsen ist. Die gegenwärtige Regierung hat jedenfalls im Lande feine Mehrheit mehr hinter sich.

Russe Bazlam Maslowski, der mit noch anderen russischen Wegen Spionage in Lettland zum Tode verurteilt wurde der Grenzfoldaten auf lettländisches Gebiet eingedrungen war, wobei der Vorsteher des lettländischen Grenzpostens unter Mitnahme wich­tiger Papiere nach Rußland verschleppt wurde.

Friedel Ullmann debütierte im Blüthner - Saal. Mitglied der Wigman- Tanzgruppe. Hat viel vom Wesen der Meisterin und noch mehr aus Eigenem. Bollendete Technik, die einem ganz per­sönlichen Kunstmillen zwanglos dient. Vor allem( eine Seltenheit) ausbrudsvolle Aktion des überschlanken Rumpfes. Wirksame Profil­stellungen. Schöne, bligartig zudende Uebergänge aus weich ge­führten Schwüngen in edige Spannung. Gotische Linie, Inbrunst, Sehnsucht, Demut, Strenge. Beherrschter Gefühlsüberschwang. Asze­tisches Ringen mit inneren Flammen. Seelischer Minimar. Aber Im Gliederwirbel des Alala", im heiteren Hüpfen des Moderato", im leichten Spiel des Allegretto" technisch zwar bewundernswert, aber nicht sieghaft zu Herzen dringend, meil nicht glaubhaft von Herzen fommend. Hier deutliche Grenze. Frage an die Zukunft: fann die Grenze überwunden und erweitert werden? Wir wollen es hoffen. Im Interesse der ernsten und vornehmen Künstlerin und im Interesse der Kunst, der in dieser Debütantin eine zweifellos starke und eigenartige Begabung erstanden ist. J. S.

Erziehung durch Rundfunk. Die Rundfuntsendestationen in Amerita beginnen jetzt mehr und mehr eine wichtige Rolle in der Erziehung zu spielen. Die meisten Stationen haben eine befondere Stunde des Kindes" oder" Dämmerstunde" eingerichtet, die mit der Aufforderung beginnt, sich selbst zu fontrollieren, ob man sauber gewaschen und gefämmt ist. Ferner werden die Kinder aufgefordert, regelmäßig jede Woche ihre Eindrüde aus dem Programm in einem Brief an den Rundfunkonkel niederzulegen. Wenn die Briefe nicht fauber geschrieben sind, werden die Namen der unglücklichen Misse­täter durch den Rundfunk bekanntgegeben; die Verfasser der besten Briefe dagegen werden von Zeit zu Zeit eingeladen, den Senderaum zu besuchen und dürfen dann selbst ein paar Sätze in den Sender fprechen.

Erwin Body hat diese Zeit des Stürmens hinter sich. Sein Spiel verflärt sich, vergeistigt sich, und vor dem Akademifertum be wahrt ihn sein Temperament. Dem Chavichord entlockt er( bei den Tänzen der Magdalena Bach ) das Bolumen an Ton, das eben erreichbar ist. Biel Eindrud macht das nicht, obschon es historisch interessiert. Im Capriccio Bachs, in Sonaten von Haydn offenbart er den Reiz einer großen mufifalischen Persönlichkeit, die neben der Heerstraße ihren Weg geht und die Musifer von Geschmack anzieht. Hier vertauscht er, ein stilvoller Pianist, das Monotonochord mit dem Flügel. Auch Adi Bernard spielt Bach. Nach ihren Schumann- Soologischer Garten am 29. Januar 1927 statt. Träumereien fonnte man Furcht haben. Aber die Gesundheit, mit der sie das Allegro des D- Moll- Ronzerts anpadt, mit der sie dem Melodischen des Adagio sein Recht gibt, ohne füßlich zu werden, erquickt. Lernt sie, den Atem des Spielens beffer an- und ab­zusehen, ein richtiges Tempo nicht innerlich durch einen Mangel an Cajuren zu verheßen, so wird sie unter den Besten genannt werden. Eduard Morig begleitete( mit Rammerorchester) zwar fachlich gut, erwies sich aber in einer Suite von Krieger als ein recht wenig fagender, noch weniger vermittelnder Solodirigent. Er fehre zur Komposition zurüd, wo er etwas zu sagen weiß.

des Borstandes Oberregiffeur Karl Voigt verpflichtet. Die Bewegungs­übungen bes Sprechchors wird nach wie vor Frau Berthe Trumph leiten.

Als Leifer des Sprechchors der Berliner Bolfsbühne wurde auf Beschluß

plans vom Sonnabend, dem 18. bis Donnerstag, den 23. Dezember, 3m Theater i. d. Königgräßer Straße geht in Abänderung des Spiel Shakespeares Lustspiel was ihr wollt" in Szene.

Der Presseball" findet in den gesamten Räumen des Hauptrestaurants

Das Dresdener Streichquartett musiziert noch immer vor leeren Bänken. Aber es gibt da auch gar nichts anderes zu fehen, als vier Musikanten, die sich redlich um Kunst mühen. Kraft und Leidenschaft, blühender Ton im Ensemble sind selbst dann anzuerkennen, wenn man die fast orchestrale Bravour im Rapter­quintett von Cesar Frand bemängeln muß. Mäßigung tut not.

Wagner- Festspiele in Paris ? Nach einer Bariser Meldung soll der Graf Colloredo gemeinsam mit der Leitung des Grand- Théâtre des Champs. Elysées beabsichtigen, bereits im März fommenden Jabres große Wagner Feftipiele zu organisieren. Als Dirigenten sollen Schall, Kleiber, Blech und Walter bereits gewonnen fein. Geplant ist eine Aufführung des ganzen Nings, anschließend Tannhäuser "," Lohengrin ". Die Meistersinger" und Rienzi ", der in Frankreich bisher noch nicht aufgeführt worden ist.

Ein Denkmal des russischen Zaren in Belgrad . Der verstorbene serbische Politiker Nikola Baschitsch bat ein Legat in Höhe von 800 000 Dinar hinterlassen, das nach seinem Testament bazu bestimmt ist, ein Denkmal des suffischen Baren Nitolaus II. in Belgrad zu errichten. Der Betrag stammt aus den Geldern, die Baschitsch vom Zaren im Jahre 1916. zur Hilfeleistung für das serbische Bolt erhalten hatte.

Weibliche Hochschullehrer. Die Hamburger Schulbehörde plant eine. Brofessur der philosophischen Fakultät mit einer Frau zu besegen. Zu gleicher Zeit wird aus Stiel gemeldet, daß bort Frl. Ermentrube von Rande als erfte Dozentin das Recht erhalten hat, Borlesungen über mittlere und neuere Geschichte zu halten.