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Ein Schlag ins Wasser.

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Große Ereignisse werfen schon lange ihre Schatten voraus baher kein Wunder, daß man sich den Kopf zerbricht, wie die halbe Weltausstellung, die Internationale " von 1930, eigentlich aussehen soll. Prof. Bruno Möhring hat nun, wie mitgeteilt, in einer Fachversammlung den Plan zur Debatte gestellt, neben der in der Neuen Stadt" verkörperten Bauausstellung eine Schau der Geisteswissenschaften aller Völker zu schaffen. Eine Ausstellung der Geiftigkeit, die von allen Universitätsstädten der Welt beschickt werden sollte.

Abgesehen davon, daß diese Geistigkeit sich einmal durch Vor­träge, denen nur ein fleiner Teil des Publikums folgen fann, ein andermal durch Tabellen u. dgl. tote Dinge verförpern läßt, ist dieser Gedanke, soweit er sich auf die Berücksichtigung der deutschen Universitäten bezieht, von vornherein von der Hand zu weisen. Das fehlte gerade noch, diesen Herren Professoren, die immer noch in stattlicher Anzahl nicht wissen, wie die deutsche Reichsflagge aus­sieht, und ihren hakenkreuzgeschmückten Studenten( Siegreich wollen wir Frankreich schlagen") eine direkte Beteiligung an diesem, in so eminenter Weise dem Friedensgedanken dienenden Werk zuzuweisen. Ihnen eine solche Gelegenheit zu geben, das republikanische Deutsch­ land vor der ganzen Welt herabzusetzen, wäre eine Dummheit sondergleichen, und es steht zu hoffen, daß diejenigen Faktoren, die fich die Leitung nicht soweit aus den Händen winden lassen, daß sie für die Kosten aufkommen, also doch wohl Staat und Kommunen, stumm zusehen müßten, wie der teutonische Mut sich an Phrasen berauscht, die für jedes feinere Ohr den bekannten Unterton haben. Reden und Taten aus der Universitätswelt heraus haben nicht nur die Arbeiter, sondern weite Kreise des Bürgertums mit Zorn dar­über erfüllt, daß jene ernst hochgehaltenen Symbole geistiger Frei heit zu Sinnbildern reaktionärer Hoffnungen geworden sind. So­lange die Mehrheit der Professoren und der Studenten sich nicht von dem nationalistischen Irrwahn lossagt, wird man ihnen ein Mandat, im Namen des deutschen Volkes zu reden, nicht zuerkennen fönnen. Wir waren Monarchisten dieses von Stresemann geprägte Wort ist in das Bewußtsein der Universitätsherren noch nicht genügend eingedrungen.

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Kritik, wird man sagen, ist leicht aber besser machen? Nun, der Möhringsche Gedanke, der toten Masse, genannt neue Stadt, etwas Lebendes entgegenzusehen, fann sehr leicht in die Tat per­wandelt werden, wenn man sich entschließt, das Volkslebender einzelnen Nationen und darin ihre heimatliche kunstgewerb liche Tätigkeit zur Schau zu bringen. Das würde werftätige An­gehörige der fremden Bölker mit den Repräsentanten unserer fünstlerisch gegliederten Arbeit zusammenführen und vor allem dem Bublifum vorführen, daß da hinter den Bergen auch noch andere zivilisatorisch wichtige Kräfte lebendig sind. Und daneben fönnte Und daneben fönnte in Vorträgen, Musik und Theateraufführungen, Volksfesten u. dgl. eine Buntheit der Belehrung und des Vergnügens erzielt werden, die die Schaffung eines Ausstellungsrummelplakes überflüssig machen würde. Feste feiern warum nicht nach einem Zeitraum der Erholung von 12 Jahren, aber diese Festatmosphäre sollte nicht von niedrigen Spekulationen entweiht werden.

Ein geistvoller Engländer hat schon vor dem Kriege gesagt, unsere trüb gewordene Zeit brauche einen Bergnügungsminister nehmen wir diesen Gedanken auf und bauen das Werk in jenem fröhlichen und reinlichen Geist aus, den die moderne Kultur­bewegung in allen Ländern aufweist. Für Roethe- Geister und Hannover - Hakenkreuzler ist aber bei der Errichtung eines solchen Friedenswerkes fein Plazz!

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Bluttat eines Epileptikers. Auch eine Folge des Wohnungselends. Bor dem Landgericht I fand gestern unter Vorsitz von Land gerichtsdirektor Marschner ein Totschlagsprozeß gegen ben 61 Jahre alten Gozialrentner& e Ich statt, der am 23. März den Händler Salli Dannenberg niedergeschossen, deffen Bater, den Glasermeister Mar Dannenberg durch Schläge auf den Kopf mit dem Revolver schwer verletzt und eine Frau Bogel mit Erschießen bedroht hat. Den Anlaß zu der unseligen Tat bildeten Streitig teiten der Mietsparteien in einer gemeinschaft. lichen Wohnung Höchste Straße 22. Der Angeklagte ist ein stumpfsinniger Greis, der von Jugend auf an epileptischen Krämpfen leidet, feit über 20 Jahren arbeitsunfähig ist und als Sozialrentner lebt. Er gilt als ein sehr streitsüchtiger Mensch und scheint sich darüber besonders geärgert zu haben, daß bei den Dannen­bergs abends viel musiziert und gesungen wurde. In höchster Erregung sprach er immer von dem Gesindel, das ihn fortwährend gequält habe. An dem verhängnisvollen Tage sei er von Bater, Sohn und Schwiegertochter Dannenberg auf dem Flur überfallen worden und habe aus Notwehr zur Waffe gegriffen. Die Beugen stellten den Borfall anders dar, und sie behaupteten, daß sie von dem Angeklagten angegriffen worden seien. Nachdem Kelch Salli Dannenberg erschossen hatte, zertrümmerte er mit einem Beil die Türfüllung des Zimmers, in dem das Ehepaar Bogel wohnte und wollte auf Frau Bogel schießen, die sich zu ihrem Glück verstecken fonnte. Andererseits brachte Rechtsanwalt Dr. Fren Beweis dafür, daß Salli Dannenberg ebenfalls ein sehr gewalt tätiger Mensch gewesen war. Es wurden auf Antrag des Berteidigers zwei Polizeibeamte vernommen, von denen der eine bekundete, daß Dannenberg gedroht hatte: Warte nur, wenn die Kommunisten kommen, hängst du als erster am Laternenpfahl." Der andere Beamte fagte aus, daß Danenberg, ein Ausländer, ihm bei einer Festnahme an die Rehle gesprungen und mit den Worten ,, deutsches Schwein" beschimpft habe. Nach dem Gutachten von Prof. Dr. Fränkel ist der Angeklagte ein belasteter Epileptifer, bei dem man in der Gereiztheit eine Affefthandlung annehmen muß, die durch lang aufgehäuften Groll ausgelöst worden ist. Da er sich aber aller Einzelheiten erinnert, fommt ein epileptischer Dämmerzustand nicht in Frage.

Das Landgericht fam zu folgendem Urteil: Karl Kelch wird wegen vorfäßlicher Tötung, fahrläffiger Rörperverlegung und Nötigung zu 2 Jahren 8 Monaten Gefängnis verurteilt unter An­rechnung von 8 Monaten Untersuchungshaft. Als Milderungs­grund für die folgenschwere Tat fah das Gericht an, daß der An­geflagte ein Epileptiker ist und von leicht reizbarer Natur. Er hatte sich in seinen Aerger hineingelebt und war zum Teil auch von der anderen Seite schwer gereizt worden.

Die Einheitsfront" bei den Freidenkern.

Aus der Freiden terversammlung in Neukölln, über die wir bereits am Mittwochmorgen berichteten, geht uns noch eine die Kommunisten fennzeichnende Schilderung zu. Wie den Kommunisten überall da, wo sie nicht die Mehrheit zu haben glauben, mit einem Male das Herz für die Einheitsfront schlägt, so bieten sie auch bei den Wahlen von Delegierten zur be­vorstehenden Reichskonferenz wieder dieses Schauspiel. In der Neu­föllner Versammlung trat, schreibt man uns, der Kommunist Rintorf zum Zweck der Aufstellung einer Liste nach der Parteienstärke an die Bezirksleitung heran, doch wurde ihm das abgelehnt, weil nach den Richtlinien des Vereins die Bezirksleitung keine Parteipolitit treiben darf. Während noch verhandelt wurde, flatterte schon die Borschlagsliste des als entschiedenen Freidenker sich gebenden Kom munisten auf den Tisch des Vorstandes und nachher durch den Saal zur Verwirrung der Mitglieder Auf der einen Seite ver han belte man, auf der anderen Seite bereitete man schon den Treubruch vor, und der verhandelnde Rintorf selber war APD.- Spizenkandidat. Die Borschlagsliste der Frei denterfunktionäre Neuköllns, in der Mitglieder aller Parteien vertreten sind, ist aus geheimer Abstimmung der Funt tionäre hervorgegangen. Sie fand auch in der Versammlung das Bertrauen und den Beifall der Mitglieder, von denen 1600 dafür und nur wenige dagegen stimmten. Solange die

Forderung, daß aus der Freibenterbewegung die Gegenfäße der poli-| tischen Parteien verschwinden sollen, gerade von den Rom = munisten nicht erfüllt wird und sie ihre in den Gewerkschaften und in der Konsumgenossenschaft versuchte 3 er störungs arbeit auch unter den Freidenfern treiben wollen, müssen alle ehrlich den­fenden Sozialisten ihnen entgegentreten. Die Genossen und Ge­nofsinnen werden in Zukunft bei Freidenferdelegiertenwahlen auf der Hut sein und die sich ihnen als Vertreter empfehlenden Personen genau daraufhin ansehen, ob sie es mit der Freidenkerorganisation ehrlich meinen.

Ausdehnung des Moabiter Skandals. Neue Belastungen und Verhaftungen von Justiz­beamten.

Die Aufsehen erregende Aftenbeseitigungsaffäre im Moabiter Kriminalgericht nimmt immer größeren Umfang an, und es erweckt den Eindruck, als ob ein größerer kreis von Justizbe­amten von den Unregelmäßigkeiten gewußt und in die Angelegenheit verwickelt worden ist. Unter dem Verdacht, an den Akiendiebstählen mitbeteiligt zu sein, find im Laufe des gestrigen Vor­mittags weitere vier Justizwachtmeister den Unter­fuchungsbehörden zur Bernehmung vorgeführt worden. Einer dieser Beamten, ein Justizwachtmeister vom Land­worden, da er unter dem dringenden Verdacht der Mittäterschaft steht. gericht III, ist sicherem Bernehmen nach ebenfalls verhaftet Auch die übrigen drzi Beamten scheinen reichlich belastet zu sein, so daß mit noch weiteren Verhaftungen zu rechnen sein dürfte. Der mit der Untersuchung der Angelegenheit, die in Moabit das allergrößte Auffehen erregt und zu umfangreichen Ermittlungen geführt hat, betraute Kriminalfommissar wahrt mit Rücksicht auf die noch unge­flärten Zusammenhänge und die weitere Entwicklung der Angelegen­heit über die Einzelheiten noch strengstes Stillschweigen, wie auch die heit über die Einzelheiten noch strengstes Stillschweigen, wie auch die Staatsanwaltschaft jede Auskunft über den bisherigen Umfang der Beschuldigungen gegen weitere Juftizbeamte ablehnt.

Wie wir zu der Affäre des Rechtsanwalts Dr. Ludwig Meyer noch erfahren, war der Verteidiger infolge kleiner Gefällig feiten, die er seinen Mandanten gutmütigerweise im Untersuchungs­gefängnis gewährte, und die zunächst durchaus keine strafbaren Hand­lungen darstellten, so in die Gewalt dieser Schwerverbrecherkreise ge­raten, daß er in letzter Zeit in zahlreichen Fällen diese Leute gratis verteidigen mußte und schließlich diesen verbrecherischen An­hang nicht mehr von sich abschütteln konnte. Rechtsanwalt Dr. Ludwig Meyer hatte sich zuerst dazu hergegeben, für die Verbrecher im Unter­fuchungsgefängnis einen Rasfiber mitzunehmen oder ihnen 3ica­retten zuzusteden, Handlungen weniger schweren Charakters, die ihm wohl zunächst nur eine Rüge des Gefängnisvorstandes eingebracht haben würden. Nach und nach geriet er, der als gutmütiger, aber charakterschwacher Mensch gekennzeichnet wird, völlig in die and jener Verbrechertreise, die ihn schließlich auch zu direkt strafbaren Handlungen zu bewegen wußten. In letzter Zeit war es in Anwalts- und Richterkreisen schon aufgefallen, daß Dr. Lud­wig Meyer fast ausschließlich Schwerverbrecher und 3u hälter verteidigte, deren Vertretung ihm ursprünglich manchmal als Offizialverteidiger übertragen worden war. Für die Aftenbeseitigung, die einen beträchtlichen Umfang haben soll, wurden den schuldigen Sekretären Beträge von etwa 100 Mart zur Ver­fügung gestellt, und Dr. Meyer soll in einigen Fällen das aus den Berbrechertreisen stammende Geld an die Justizbeamten, mit denen e: sehr bekannt war, übermittelt haben. Die Angelegenheit, die schon geraume Zeit spielt, wurde dadurch entdeckt, daß der verhaftete Pahlte am Sonntag in feinen Diensträumen erschien, obwohl er gar nicht Sonntagsdienst hatte, und sich dort an den Aften zu schaffen machte. Die zurückliegenden Fälle konnten die beiden beschuldigten Beamten dadurch ausführen, daß sie die fraglichen Atten einfach von anderen Kollegen anforderten und sie dann, wenn sie ihnen gut Die Er­gläubig ausgehändigt wurden, verfchwinden ließen. mittlungen erftreden sich auch darauf, ob etwa die anderen Beamten, die den schuldigen Beamten die Akten verschiedentlich auslieferten, nicht die nötige Vorsicht haben walten lassen, oder gar von den eigen­artigen Beziehungen gewußt haben.

R.-A. Dr. Georg Löwenthal bittet uns mitzuteilen, daß er nicht mit dem R.-A. Dr. Löwenthal indentisch ist, dessen Braris Dr. Ludwig Meyer übernommen hat.

Stand der Scharlacherkrankungen in Berlin .

In den Nachkriegsjahren hatten die Scharlacherkrankungen in Berlin einen ganz erheblichen Rückgang aufzuweisen. Die niedrigste Jahresziffer wurde 1923 mit 1933 Fällen erreicht. Seit diesem Jahre weisen die Scharlacherkrankungen eine langfame, aber deutliche Zu nahme auf. Sie betrugen 1924 3170 Fälle, 1925 4156 Fälle, bis zum 1. Dezember 1926 find bereits 5602 Fälle befannt geworden. Die Zunahme des letzten Jahres konzentriert sich auf die Herbstmonate seit August. In diesen Monaten hat die Zahl der Erkrankungen etwa den dopelten Umfang wie in den entsprechenden Monaten des Vorjahres. November und Dezember weisen einen leichten Rückgang auf, doch ist nicht mit Sicherheit darauf zu rechnen, daß dieser Rück­gang ein dauernder sein wird. Erfahrungsgemäß verläuft die Seuchenkurve des Scharlachs in Wellenbewegungen, die alle 10 bis 15 Jahre etwa zu einem stärkeren Aufstieg führen. Ob der Höhe punkt eines solchen Aufstieges bereits jetzt erreicht ist, läßt sich nach epidemiologischen Erfahrungen bisher nicht mit Sicherheit sagen. Der Berlauf des Scharlachs ist im allgemeinen gutartig, die Sterb lichfeit gering. Schuftlassen sind nur ganz vereinzelt zur Schließung gekommen.

Die Sonderbeihilfen für Bedürftige.

Das Städtische Nachrichtenamt teilt mit: Dem Vernehmen nach beschließt der Reichstag erst am 17. Dezember 1926 in dritter Lesung über die Gewährung von Weihnachtsbeihilfen an Sozial­und Kleinrentner und an Erwerbslose aus Reichsmitteln. Die städtischen Stellen können erst nach Eingang der Ausführungs­bestimmungen des Reichs darüber beschließen, in welchem Umfange Weihnachtsbeihilfen für die von der Reichsbewilligung nicht er­faßten bedürftigen Personengruppen aus städtischen Mitteln ge­währt werden. Deshalb wird leider voraussichtlich die Auszahlung Der Beihilfen an die durch die Wohlfahrtsämter und kommissionen betreuten Personen in Berlin vor Weihnachten technisch nicht möglich sein. Es bedarf aber wohl keines Hinweises, daß sämtliche in Frage kommenden Stellen der städtischen Verwaltung mit allen Kräften bemüht find, die Auszahlung soweit irgend möglich zu beschleunigen.

Achtung, Nachwahlen zum Elternbeirat!

Als am 6. Juni in Groß- Berlin die Elternbeiratswahlen statt­fanden, beteiligten sich auch die drei verschiedenen Richtungen durch Kandidatenaufstellung bei der Knabenschule in Friedrichs hagen. Der in der Mehrheit bürgerlich zusammengesezte Wahl­vorstand erklärte die Listen Schulaufbau" und Kind in Not" für ungültig und die Kandidaten der christlich- unpoliti­schen Liste als gewählt. Hiergegen wurde bei der Schulaufsichts­behörde Einspruch erhoben, die diesem auch stattgab und einen neuen Wahltermin im Monat August anberaumte. Das paßte aber den Bürgerlichen nicht, die sich des ungestörten Beisammenseins unter sich erfreuten. Sie legten beim Minister für Volksbildung Beschwerde ein, der zwei Tage vor der Wahl die Aussehung des Wahltermins verfügte. Jetzt ist nun die Beschwerde der Bürgerlichen zurück­gewiesen und die Wahl zum 19. Dezember anberaumt wor­den. Die Elternschaft der SPD. und KPD. hat sich auf einen gemeinsamen Wahlvorschlag Einheitsliste gegen Schulreaktion" geeinigt. Die Wahl findet am Sonntag in der Zeit von 9 bis 3 Uhr in der Turnhalle der Schule in der Kirchstraße flatt. Die Elternschaft muß nicht nur felbft zur Wahl

gehen, sondern auch sich an den Wahlarbeiten am Sonntag betelfiger Nachwahlen zum Elternbeirat finden auch an der 30. Ge meindeschule, Rüdersdorfer Straße 4-5, und 138. Ge­meindeschule, Mühlenstraße 50, am Sonntag, den 19. De zember, von 9 bis 5 Uhr statt. Besonders an der 30. Gemeinde­schule hat ein lebhafter Wahlkampf eingesetzt, denn hier gilt es, die frühere christliche Vorherrschaft unbedingt zu brechen. Die Christlich- Unpolitischen hatten im Sommer d. I. versucht, mit allen Mitteln den Genossen Zacharias von der Schule zu verdrängen, indem sie seine Bestätigung als Rektor verhindern wollten ihnen die richtige Antwort zu geben und den letzten säumigen Wähler an die Urne zu bringen, ist es nötig, daß sich noch un bedingt Genossen zur Wahlhilfe zur Verfügung stellen. Meldungen am Tage der Wahl von 9 bis 5 Uhr in der Schule Rüdersdorfer Straße 4-5.

Ein königstreuer Gemeindevorsteher.

Um

Der Gemeindevorsteher Richter in Mahlow hatte sich vor dem erweiterten Schöffengericht Berlin- Tempelhof wegen öffent­licher Beleidigung zu verantworten. Als Gemeindevorsteher hatte der Angeklagte dem Kohlenhändler Ruß gegenüber, der irgend­eine Bescheinigung von ihm erbat, erwidert: ,, So, dazu bin ich wohl gut genug, aber mit den Spizbuben da unterschreiben, das können Sie." Richter wies dabei mit der Hand auf die nebenan ausliegende ifte zum Voltsbegehren auf Enteignung der auf Antrag des Redakteurs Splettstößer, der zu den Unterzeichnern Fürsten hin Ein Teil der Berliner Presse hatte sich seinerzeit mit diesem Vorfall bereits beschäftigt. Die Staatsanwaltschaft hatte gehörte und der sich wegen der Aeußerung beleidigt fühlte, das Strafverfahren wegen Beleidigung gegen Richter ein­geleitet. Im Termin vor dem Schöffengericht wurde er aber frei. gesprochen, da in der Hauptsache die bei der Gemeinde beschäf tigten Zeugen, Hilfsarbeiter Heine und Krüger, im Gegensatz zu Rust nichts gehört haben wollten, und da nicht festgestellt werden konnte, daß zur Zeit der Beschimpfung Sp. fich bereits in die Liste eingetragen hatte. Die Staatsanwaltschaft hatte 100 m. Geldstrafe eventuell 10 Tage Gefängnis beantragt. Der Verteidiger des Angeklagten, der durch seine unrühmliche Rolle bei der Fürsten­abfindung im Rechtsausschuß befanntgewordene Abg. Everling, verlangte die Anwendung des§ 193 StrGB.( Wahrnehmung be rechtigter Interessen) und erbot sich schließlich auch zur Führung des Wahrheitsbeweises. In seinen Darlegungen verstieg er sich zu einem höchst pathetischen Schlußsaß, der etwa folgenden Wortlaut hatte:" Der Herr Angeklagte ist tönigstreu und steht in persönlicher Beziehung zu Sr. Raiser­lichen Hoheit dem Kronprinzen, bei deffen Regiment er Offizier war. Ihn, den Angeklagten, beseelten daher tiefere Gefühle, die ihn berechtigen, das Aufwertungsbegehren scharf zu bekämpfen." Muß es gleich der Revolver sein?

Ein Kriminalassistent ging in der Nacht zum Freitag, furz vor 1 Uhr, die Oranienstraße entlang. Ein vor ihm gehender Mann fühlte fich offenbar von ihm verfolgt und stellte ihn zur Rede. Bei dem sich entspinnenden Wortwechsel kam es zu Tätlichkeiten, in deren Verlauf der Beamte sich veranlaßt fah, einen Schredschuß ab zugeben. Als dieser dann keinen Erfolg hatte, versuchte er, ihn durch einen Schuß in die hand lampfunfähig zu machen. Zufällig aber bückte sich der Mann in diesem Augenblick, und die Rugel fraf ihn am Hinterkopf. Der Verletzte wurde sofort nach der nächsten Rettungsstelle gebracht. Hier erwies sich die Bunde als nicht gefährlich. Der Mann konnte, nachdem er einen Verband erhalten hatte, nach Hause entlassen werden. Ob der Beamte zu Recht von der Schußwaffe Gebrauch gemacht hat, wird von der zuständigen Stelle nachgeprüft.

200 Proz. Jahreszinsen.

Der Darlehensschwindel steht wieder in voller Blüte, wie die immer häufiger stattfindenden Prozesse dieser Art zeigen. Der frühere Juſtizoberfekretär Kurt K. hatte sich wegen fortgefeßten Betruges in über 50 Fällen vor dem Schöffengericht Berlin­Schöneberg zu verantworten, R. war infolge seiner Ehescheidung in Schulden geraten und nahm nun Darlehen auf, die er sich durch Beitungsinserate verschaffte und auch immer leicht erhielt, weil er fich als Beamter in fester Stellung ausgab, obwohl er bereits ab­gebaut war. Je mehr seine Schulden anwuchsen, um so mehr Dar­lehen ließ er sich geben. Allmählich war dadurch die Schuldenlast so groß geworden, daß er sich keinen Rat mehr wußte und flüchtig wurde. Er stellte sich dann aber der Behörde. Das Gericht nahm als Milderungsgrund für ihn an, daß seine Gläubiger ihm durchschnittlich über 200 Pro3. Jahreszinsen ab­genommen hätten und er gezwungen war, diese ungeheuren Wucher zinsen zu zahlen. Nur deshalb kam er mit acht Monaten Gefängnis davon. Neues Filmatelier in Babelsberg .

Um nicht auf die kostspieligen Außenbauten angewiesen zu sein, hat die Ulfa auf ihrem Gelände in Neubabelsberg ein neues Riesenatelier erbauen lassen. In ihm können zu jeder Tages- und Nachtzeit und vor allen Dingen völlig unabhängig von der Witte­rung, Aufnahmen erfolgen. Die neue Aufnahmehalle, die auf An­regung des Ufa - Direktors Grau und nach dem Entwurf des Archi­tekten Carl Stahl- Urach gebaut wurde, ist 123,50 Meter lang, 56 Meter breit und bis zu den Laufstegen 14 Meter hoch. Durch verschiebbare, ausgemauerte Wände ist die Halle unterteilt, folglich können, ohne daß gegenseitige Störungen erfolgen, mehrere Großfilme und fleinere Filme zu gleicher Zeit gedreht werden. An der Ostseite zwischen den vorgebauten Kopfhallen befinden sich im Obergeschoß 40 Garderobenräume, 10 Räume für Bor.

,, Gut gewaschen- leicht frisiert"

lautet die selbstverständliche Regel für die Pflege des anmutigen Bubikopfes mit dem seidenglänzenden, schön sitzenden Haar. Hieraus ergibt sich, daß bei der Bubifrisur das Pflegemittel die entscheidende Rolle spielt. Die regelmäßige wöchentliche Haarwäsche mit Pixavon gibt dem Haar schimmernden Glanz, lockere Fülle und weiche Schmiegsam­keit, die wichtigsten Vorbedingungen für die jugendlich- kleidsame Frisur der eleganten

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