sozialdenwlralischsn Blatte im Kohlenrevier sich„hindurch-redigirt" hatte, ist jetzt auf gemäßigt konservativem Standpunktangelangt und redigirt und verlegt zusammen mit seiner Frau dieviel mit kirchlichen Dingen sich befassende„Schiersteiner Zeitung".Wenn's so weiter geht, wird Herr Jeup, der eine zeitlang mitdem Befähigungsnachweis zum Anarchisten sich abmühte, wohlbald wieder in den allein seligmachenden Schooß des Zentrumszurückkehren, von dem er ausgegangen ist.Es thut uns leid, der„Elberfelder Zeitung" ihre Illusionrauben zu müssen, Jeup ist nicht aus dem„Schooß des Zeulrums"hervorgegangen, sondern dieses Kuckucksei ist im nationalliberalenNeste ausgehecki worden und zwar war es die gut national-liberale„Halle'sche Zeitung", in der er sich seine ersten journa-listischen Sporen verdient hatte. Da Jeup jetzt ein hoch-konser-vativ-christliches Blatt herausgiebt und redigirt, wird er ja baldbei seiner ersten Liebe wieder angelangt sein."—politische Aebetchchk.Berlin, 30. August.Herr von Koller ist ein gelehriger Schüller Puttkamer's,das zeigt auch die Festsetzung des Termins der DortmunderNachwahl. Dieselbe ist, wie schon telegraphisch gemeldetwurde, auf den 25. Oktober angesetzt. Das Mandat istseit dem 24. Mai d. I. erledigt, am 28. August, also mehrals ein Vierteljahr nachher wird erst die Neuwahl ausge-schrieben. Das Reglement zur Ausführung des Wahl-gesetzes für den Reichstag bestimmt freilich in Z 34Alinea 1:Im Falle der Ablehnung, oder wenn der Reichstag dieWahl für ungiltig erklärt, hat die zuständige Behörde soforteine neue Wahl zu veranlassen.und in Alinea 3 desselben Paragraphen heißt es:In gleicher Weise ist zu verfahren, wenn für aus-geschiedene Mitglieder des Reichstageswährend des Laufes derselben Legislaturperioden Ersatz-wählen stattfinden.Herr von Köller ist in der Auslegung dieses Para-graphen der Schüler Puttkamer's, auch er kehrtesich nicht an diese Bestimmung und entschuldigte sichdamit, daß das Wort sofort verschieden aufgefaßt werdenkann. Arme, ungebildete Proletarier haben sich an dasTüpfelchen über dem i in den Gesetzen zn halten, Exzellenzenhaben auch hier mehr Freiheit.Die eigenartige Gesetzesanslegung ist übrigens wiederein Beweis für die Bedeutung der Sozialdemokratie, fürdie Früchte, die der Essener Meineidsprozeß gezeitigt hat.Man hat Furcht, daß nun erst recht der Kandidat derSozialdemokratie aus der Urne als Sieger hervorgehenwird, man sucht Zeit zu gewinnen nach dem Spruche:Kommt Zeit, kommt Rath. Uns wird die Verlegung desWahltermins nicht schaden, im Gegeutheil, wir werden dieZeit für die Agitation zum Aerger unserer Gegner ganzausnutzen.—Ter Magdeburger Anarchistenprozeß kommt geradezu rechter Zeit. Verbunden mit dem Essener Mein-eidsprozeß, den er trefflich ergänzt, giebt er ein Bildder in leitenden Kreisen herrschenden Anschannngen, wie escharakteristischer nicht gedacht werden kann. In Essen derGedanke, daß der Sozialdemokrat als ein rechtloses Wesenuntergeordneter Art zu betrachten und behandeln ist— inMagdeburg der Gedanke, daß es nothwendig ist, zur Ab-schreckung des Bürgerthums das Gespenst des Anarchismuszu pflegen, und mit Hilfe von Lockspitzeln ein paar harm-lose Schwachköpfe zu furchtbaren, den Staat und die Gesell-schaft bedrohenden Verschwörern zu machen.Wir können uns nur freuen, daß diese zwei Prozessein einem Augenblick aufgeführt worden sind, wo die Staats-streich-Umstürzler einen neuen Feldzug für.Religion, Ord-nung und Sitte" in Szene setzen wollen.Eine bessere Waffe als diese zwei Prozesse konnten derdeutschen Sozialdemokratie von ihren Feinden nicht geliefertwerden. Und wir werden die Waffe zu benutzen wissen.—Eine Hohenzollern-Legeude perdu. Die„GeraerZeitung" bringt jetzt den Bericht, den sie im Jahre 1793über die angebliche Kabiuctsordre des preußischen KönigsFriedrich Wilhelms des Dritten veröffentlicht hatte. Erlautete:„Merkwürdige Kabinetsordre Sr. jetzt-regierenden Maj. von Preußen. Vor kurzein erließder König eine herrliche Kabinetsordre an denFeldmarschall von Möllendorf, wegen des Verhältnisses desMilitärs zu dem sZivilstande. Der König sagte, er habemißfällig vernehmen müssen, wie besonders junge Offiziere Vor-züge ihres Standes vor den Zivilbeainten behaupten wollten. Erwerde da dem Militär sein Ansehen geltend niachen, wo es ihmwesentliche Vortheile zu wege bringe, und das wäre auf denSchauplätzen des Kriegs, wo sie ihre Mitbürger mit Leib undLeben zu vertheidigen hätten;„allein im übrigen,fährt Er fort, muß sich nie ein Soldat, wesStandes er sey, unter st ehe n, einen meinerBürger zu brusquiren; sie sind es, nicht ich,die die Armeen unterhalten; in ihrem Brotesteht das Heer der meinem Befehl anvertrautenTruppen; und Arrest, Cassation und Todesstrafe werdennach Verhältniß die Folgen seyn, die jeder Contravenient vonmeiner unbeweglichen Strenge zu gewärtigen hat." So sprichtdieser anbetungswürdige Monarch, nach dem Inhalte mehrererNachrichten aus Berlin, und 800 000 Menschen zittern vor deinernsten Jüngling! die Kabinetsordre ist von seinereigenen Hand."Der Herausgeber der„Geraer Zeitung" mußte dieNachricht„auf Veraulassung eines verehrlichen Stadtpräsidiiin Berlin" für unecht erklären und veröffentlichte zugleichfolgende, aus Emmerich, 26. Januar 1798 datirte Mit-theiluug der„Goth. polit. Ztg.":„Vor drei Tagen erschien hier unvermuthet eine in derjetzigen Lage der Dinge üuserst auffallende Königl. Cabinetsordre.Allein bald hernach, als jedoch schon einige tausend Abschriften in die Welt versann dt waren, erfuhrman, daß selbige falsch und untergeschoben sey. Auchhat man schon in Cleve den Verfasser davon entdeckt, der seineJugendstreiche nicht so gar leicht büsen dürfte."Schade, daß man den Namen des Braven nicht kennt,der durch seiuen„Jugendstreich" den preußischen König andie einfache Menschenpflicht erinnerte, dem Uebermuth desEamaschenritterthums ein Ende zu machen.9 9Deutsches Reich.— Zum Torpedo-Unglück wird uns aus Kiel ge-schrieben:Der Ihnen telegraphisch gemeldete Unglücksfall ist der erstein seiner Art, von dem die deutsche Marine betroffen wurde,nachdem vor einiger Zeit die französische von dem gleichenSchicksal betroffen wurde. Wahrscheinlich ist das Steuer in Un-ordnnng gerathen, sodaß das Boot quer vor die See zu liegenkam, die durch einen furchtbaren Nordwest-Sturm so hoch standund das Boot kenterte. Tie drei Geretteten haben entwederaußerhalb des Kommandothurmes oder oben in demselben ge-standen und sind in die See geworfen worden. Die übrige Be-satzung war sämmtlich unter Deck und ist mit dem Schiff in dieTiefe gegangen. Der Unfall beweist von neuem, daß die Tor-pedoboote auf hoher See durchaus nicht allzu seetüchtig sind undalsdann für die Besatzung außerordentlich gefährlich werdenkönnen.—— Heeresergänzung durch Inserate. DaßEhen heute nicht mehr im Himmel, sondern in den Inseraten-spalte» der Zeitungen geschlossen werden, ist bekannt; daß aberunser 5iriegshcer Soldaten durch Zeitungsinserate sucht, das wardoch noch nicht dagewesen. In Paderborn wurde hiermit dererste Versuch gemacht. Das dort liegende Husarenregiment Ssucht durch Inserate in den Zeitungen öS Freiwillige zum Dienst-antritt am 1. Oktober. Diese neueste Form des Heerersatzes mußuns unbesiegbar machen.—— Zur Organisation des Handwerks. Der„Vorsitzende des Zentral- Ausschusses der vereinigten Jnnuugs-verbände Deutschlands" versendet folgende Berichtigung an diePresse:In dem Abdrucke der Grundzüge über die Organisation desHandwerks ist in dem von der Regelung des Lehrlingswesenshandelnden Abschnitte ein Jrrthnm insofern unterlaufen, als esdaselbst unter II Ziffer 2 a heißt:(Lehrlinge dürfen halten die,welche)„im Anschlüsse daran eine Gesellenprüfung und Meister-Uebergangszeit bestanden haben." Die Worte„und Meister-Uebergangszcit" sind, weil irrthümlich aufgenommen, zu streichen.— Zur Währungsfrage. Von der Regierung ist,wie von hier der„Franks. Zettung" gemeldet wird, in Aussichtgenommen, unter Zuziehung von Sachverständigen in konimissari-schen Verhandlungen darüber zu beeathen, ob nicht auch inDeutschland, wie dies in Oesterreich- Ungarn und in de» Ver-einigten Staaten von Nordamerika bereits geschieht, der Edel-Metallverbrauch für Zwecke der Industrie zum Gegenstande amt-licher Erhebungen zu machen sein möchte. Die Handelskammern,in deren Bezirke die Edelmetallwaaren-Jndustrie betrieben wird.sind vom Handelsminister daher ersucht worden,, ihm bald einigeheimische, zur Zuziehung als Sachverständige geeignete Personennamhaft zn machen.—— Sedanfcierin hessische»Staatsbetrieben.Wie die„Darmstädter Zeitung" erfährt, wird am diesjährigenSedantage in allen fiskalischen Staatsbetrieben den Kriegs-Veteranen von 1870/71 der ganze Tag ohne Verkürzung desArbeitslohnes freigegeben.—Schweiz.— Tellfeier. Aus Z ü r i ch wird uns geschrieben:Während das offizielle Deutschland in der Erinnerung an dieblutigen Tage von 1870/71 schwelgt und alte Leidenschaften undden Chauvinismus wieder wachruft, feiert man in der Schweizdie Personifikation der Vvlksfreihcit, den Befreier von Tyrannenund Blutsaugern, den sagenumwobenen Helden WilhelmTell. In Altorf, dem Hauptorte des Kantons Uri,wurde ihm am 23. August ein neues, in Erz ge-gossenes Denkmal gesetzt, zu welchem Akte sich Vertretungen aus der ganzen Schweiz, auch von feiten desVundesrathcs einfanden. Eine Tellfeier in unseren Tagen istangesichts der volksfeindlichen Strömungen und Handlungen ingewissen Ländern ein beachtenswerthes Ereigniß, bei dem manwohl auch gern wieder zum Schiller'schen Drama greift und liest,daß eine Grenze Tyrannenmacht hat und daß die Menschen-rechte ewig und unveräußerlich sind. Die herrschenden Klassenkönnen viel aus Schiller lernen und sie hätten auch das Lernensehr, sehr nothwendig.—Frankreich.— Der Gemeinderath von Marseille, der denBourgeoisblättern von hüben und drüben schon so viel Kummerbereitet, hat ihnen, wie uns aus Paris unterm 29. August ge-schrieben wird, abermals wieder Ursache zu jammern gegeben.Im Einklänge mit seinen Wählern hat er nämlich in seinerletzten Sitzung einen Antrag angenommen, der dahin geht, inseinem nächsten Budget eine Summe von 70 000 Fr. als Eni-schädigung für die Gemeinderäthe einzutragen, was, da derGemeinderath außer seinem Bürgermeister Dr. Flaissiöres 8S Mitglieder zählt, 2000 Fr. pro Mitglied und pro Jahr ausmacht.Nicht genug daran, hat er auch noch zu gunsten der Streikendenvon Carmaux eine Summe von 1000 Fr. volirt und schließlichnoch einen Wunschantrag angenommen, daß der Eisenbahn- undKanaltransport als öffentlicher Dienst auf Rechnung und zumVortheile der Nation organisirt werden solle. Das ist denn auchdes Schrecklichen gar zu viel auf einmal!—Belgien.— Die Bankrotterklärung der christlichenS o z i a l i st e n. Der Abbö D'Haens hatte unter dem Namenchristlich- demokratische Partei eine Organisation katholischerArbeiter gegen die Sozialdemokratie geschaffen. Eine zeitlangnahm er den christlichen Sozialismus so ernst, daß die Regierung,die Bischöfe und vor allem die ultramontanen Unternehmer dieSache tragisch nahmen. Sie setzten zuerst dem Abbo durch diegeistlichen Behörden, dann durch den Papst selbst zu. Eine zeit-lang schien er sich nicht unterwerfen zu wollen; nun wird aberaus Brüssel gemeldet, daß Abbe D'Haens einem Mitarbeiter des„Journal de Bruxelles" erklärt hat, daß er sich den Wünschendes Papstes unterworfen und daß er seine Parteigenossen ersuchthabe, das gleiche zu thun und sich in der Polemik zu mäßigen.Damit ist der christliche Sozialismus zu den Tobte» geworfen,dank dem mit der Großbourgeoisie solidarischen Papst und denBischöfen.Die belgischen Arbeiter werden aber aus diesem hoch-interessanten Vorgange ersehen, daß sie sich nur aus sich selbstverlassen dürfen, daß sie alle zur Sozialdemokratie stoßenmüssen.—Rußland.— Abschaffung des Eideszwanges fürZeugen in Rußland. Während i» Deutschland für dieZeugen vor dem Gerichte ein Eideszwang besteht, welcher unterUmständen zu so schweren Folgen führen kann, wie die€ in Esse»der Fall war, ist das barbarische Rußland schon so weit vor-geschritten, daß dort jetzt überhaupt jeder, der einen Eid alsZeuge nicht leisten will, dies auch nicht zu thun braucht.Es geschah öfters vor russischen Gerichten, daß Anhängereiniger im Volke verbreiteten Sekten, welche den Eid als etwasvon Gott Verbotenes betrachten, und ihn verweigerten. AuchAnhänger von Tolstoi weigerten sich, den Eid zu leisten unterHinweis auf die Worte im Evangelium:„Du sollst nicht schwören.Deine Rede sei: ja, ja, nein, nein."Früher wurden solche Personen, die sich weigerten, vorGericht den Zeugcncid zu leisten, für Nichterfüllung der gesetz-lichen Forderungen von den Behörden bestrast. Vor kurzer Zeitentschied aber der Senat, als höchste Gerichtsinstanz, auf Antragdes Oberstaatsanwaltes Koni, daß die Personen, welche sichweigern, den Zeugeneid zu leisten, vom Gerichte ohne Eid alsZeugen verhört werden sollen, ohne für die Verweigerung desEides eine Strafe zu gewärtigen.—— N i h i l i st e n f n r ch t. Der russische„Regierungsbote"veröffentlicht, wie wir dem„B. B.-C." entnehmen, einen vomZaren Nikolaus II. genehmigten Vorschlag des Ministeriums desInnern, den kleinen Belagerungszustand in den GouvernementsPetersburg, Moskau, Charkow, Kiew, Podolien und Volhynien,sowie in den Städten Rostow am Don, Taganrog, Nachitschewan,Nikolajew und Kronstadt noch auf ein Jahr zu verlängern.Der kleine Belagerungszustand, welcher in Rußland„ver-schärfter Sicherheitsdienst" heißt, wurde in den genanntenGouvernements in der Blüthezeit des Nihilismus eingeführt.Seit damals sind mehr als fünfzehn Jahre ver« strichenund doch findet es die russische Regierung noch jetzt fürnothwendig, denselben zu verlängern. Offenbar hat die russischeRegierung triftige Gründe, an dem Fortbestande des„ver-schärften Sicherheitsdienstes" festzuhalten.—Kuba.— Der spanische Krieasminister ordnete an, daßbinnen 12 Tagen 2S000 Mann Reservetruppen mobilisirt undkouzentrirt werden, um vor Ablauf eines Monats nach Kubaeingeschifft zu werden. Ein Versuch der republikanischen Partei,die Mobilisirung zu verhindern, ijt mißglückt. Ferner ordnetedie Regierung den Ankauf von 22 000 Mausergewehren und 8000Karabinern an.Pslrkei�MÄchvichken.Die Agrarkommissio» wird drei Tage vor dem Parteitag,Donnerstag, den 3. Oktober, in Breslau zusammentreten.Innerhalb der Kommission wird über den Antrag des GenossenQ u a r ck abgestimmt werden, dem Genossen Schippe! dasKorreferat für den Parteitag zu ertheilen.Agrarprogramm. Die Meinung der Sozialdemokratie vonH ö ch st a. M. wurde in einer Parteiversammlung zu Nied,wo Brühne gesprochen hatte, einstimmig wie folgt formulirt:„In Erwägung, daß das Erfurter Parteiprogramm in klarerForm alle Forderungen der Sozialdemokratie enthält, welche zurAgitation für die ländliche und industrielle Bevölkerungnöthig sind, kann die Parteiversammlung in den Vorschlägen derAgrarkommission, zur Abänderung des Parteiprogramms.eine Verbesserung nicht erblicken und ersucht die Delegirtenzum Breslauer Parteitage, diese Aenderung des Parteiprogrammsabzulehnen."Auf der Parteikonferenz für den 10. sächsischen Reichstags-Wahlkreis, Nossen-Roßwein, die in Döbeln abgehaltenwurde, erklärte G r ü n b e r g aus Hartha die Annahme des Agrar-Programms für unmöglich. Hesse aus Döbeln, Finde-w i r t h, Werner aus Leisnig und Z e i l e r t aus Roßweinsprachen ebenfalls gegen das Agrarprogramm. Beiden letzterenRednern gefiel aber der Ton nicht, i» dem bisweilen über dieVorschläge gesprochen werde.Im Sozialdemokratischen Arbeiterverein der Dresdener Vor-stadt Striesen vertrat das Mitglied der Agrarkommission,Schulze aus Cossebaude, durchgehends die Vorschläge der Agrar-kommission gegen die dagegen besonders in der Presse erhobenenEinwände. Er meinte, die Vorschläge seien konform dem zweitenTheile unseres jetzigen Programms. Inder sehr lebhaften Debattewiderlegten P lorin und Pgötz die Ausführungen des Refe-renten, während Lorenz die Vorschläge nicht gleich so saus kaoouabgethan wissen wollte, da sie manchen guten Gedanken in sich hätten.Man sollte sich mit dieser Frage etwas näher zu beschäftigensuchen. Von W e g e s s e r wurde folgende Resolution ein-gebracht:„Die Versammlung kann sich auf keinen Fall mit denVorschlägen der Agrarkommission einverstanden erklären, indemdieselben einen Fortschritt in der Parteibewegung nicht herbei-zuführen im stände sind." Lorenz brachte folgende Resolutionein:„Die Versammlung lehnt es ab, sich jetzt schon in derAgrarfrage zu binden. Sie hält die Frage noch für wenig ge-klärt und behält sich ihre Entschließung darum noch vor."Diese Resolution wurde einstimmig angenommen.In Hof faßte in einer Parteiversammlung der ReferentRedakteur S t ü ck l e n sein Urtheil über den Entwurf dahin zu-sammen, daß ein Theil der aufgestellten Punkte, weil mit unserenPrinzipien im Widerspruch stehend, sofort zu verwerfen sei, einanderer Theil gar nicht besonders betont zu werden brauche unddaß der Rest schließlich recht wohl angenommen werden könne.Nachdem aber damit nichts vollendetes geleistet sei, wäre esbesser, den Entwurf in seiner jetzigen Form überhaupt abzu-lehnen.' Daß sich die Partei mit der Agrarbewegung zu be-schäftigen habe, stehe außer allem Zweifel; ob aber ein Agrar-Programm geschaffen werden könne, das für ganz Deutschlandpaßt, das wage er zu bezweifeln. Die Verschiedenartigkeit derAgrarverhältnisse sei zu groß, als daß alles in eine Schablone gepreßtwerden könne. Das habe man augenscheinlich mit dem vorliegen-den Entwurf versucht, und so wäre der„Thurmbau zu Babel"fertig. In Bayern sei es recht wohl möglich, den kleinen Bauerzu gewinnen, weil in den meisten Theilen Bayerns der kleineund mittlere Grundbesitz noch vorherrschend fei. Die Bauern-agitation, die in der jüngsten Zeit in Oberfranken betriebenwerde, habe den Beweis geliefert, daß die Bauern, wenn ihnenunsere Bestrebungen nur richtig klargelegt werden, für uns auchmit dem jetzigen Programm zu haben sind. Nach längerer Debattewurde folgende Resolution gefaßt:„Die Parteiversammlung er-klärt sich mit den Ausführungen des Referenten einverstanden.Sie erkennt die Nothwcndigkeit bestimmter Agrarforderungenseitens der Sozialdemokratie im Prinzip an, verwirst jedoch denvorliegenden Entwurf in seiner jetzigen Gestalt."Die Parteigenossen des Wahlkreises Calbe- AfcherS-leben hielten ihre diesjährige Parteikonferenz amSonntag in B a r b y ab. Bor Eintritt in die Tagesordnungehrte die Versammlung das Andenken unseres unvergeßlichenFriedrich Engels durch Erheben von den Sitze».Den wichtigsten Punkt der Tagesordnung bildete die Be-rathung des Agrarprogramms. Nachdem GenosseG. Keßler aus Berlin, der an der Konferenz theilnahm,darüber einen mit Beifall aufgenommenen Vortrag gehalten unddie Genossen G r e i n e r aus Aschersleben und Trautweinaus Quedlinburg sich in seinem Sinne geäußert hatten, wurdefolgende Resolution einstimmig angenommen:„Die Parteiversamm-lung des Wahlkreises Calbe-Ascherslebe» beschließt: das Agrarpro-gramm, welches die vom Parteitage der sozialdemokratischen ParteiDeutschlands eingesetzte Agrarkommission vorgelegt hat, eignetsich nicht zur Aufnahme in das Programmunserer Partei. Die Versammlung hält es vielmehr fürnothwendig und zweckmäßig, daß die Landagitation sich in ersterLinie an das Landproletariat, an die ländlichen Arbeiterwendet. Dazu ist erforderlich, daß der auf dem Parteitage zuHalle dem Parteivorstande zur Erwägung überwiesene Antrag:„Es ist Pflicht der Reichstags-Fraktion, dahin zu wirken, daßdie ländlichen Arbeiter auch der Gewerbe-Ordnung unterstelltund die Gesinde-Ordnungen der Einzelstaaten aufgehoben werden"(siehe Protokoll über die Verhandl. des Parteitags zu Halle S. 254),von dem Parteitag in Breslau dem Vorstande mit dem Austragüberwiesen werde, daß er in nächster Reichstags-Sesston daraufbezügliche parlamentarische Schritte ins Werk setze, welche gleichwie bei der Umsturzvorlage durch allgemeine Protest-Versamm-lungen ihre Einleitung finden."Zu Delegirten für den Parteitag wurden gewählt:G. Keßler- Berlin und Aug. Traut wein- Quedlinburg.als Ersatzmann Rob. Greiner- Aschersleben.-£ Zum Schlußsprach die Versammlung unter stürmischem Bravo den ins Zucht-haus geschickten Bergleuten Schröder und Genossen ihre volleSympathie aus, dabei versprechend, für die Familien der In-haftirten thatkräftig einzutreten. Mit einem Hoch auf die völker-befreiende Sozialdemokratie wurde die sehr zahlreich besuchteParteikonferenz geschlossen.Von der Agitation. Reichs- und Landtags-AbgeordneterWilhelm Stolle aus Gesau in Sachsen beginnt MitteSeptember eine Agitationstour durch Unterfranken.Die Parteigenossen in Rostock stellen auf dem in Lübeckstattfindenden mecklenburg-lübeckischen Parteitage folgende Anträge:1. Der Parteitag wolle alle Delegirten verpflichten, daß diese sichdas Sammeln von statistischem Material über Lohn- undArbeitsverhältnisse auf dem Lande auf das