Sonnabend 1$. Dezember 2926
Unterhaltung unö �Vilsen
öeNage des vorwärt»
-> Frei ist öer öursth! Schmutz- und schuadfreier Gesellschaftsromau ia siebev Kapiteln. Von hadwiga Kurz-Ztlalheur. (Schluß.) VI. Fest steht und treu... Noch in den Abendstunden desselben löge» huschte durch die wie im Dornröschenschlaf verträumte ehemalig« Residenz«in Nirrende» Raunen. Und richtig begaben sich pünktlich um sieben Uhr der Herr Etaatsanwaltschastsrat Leols, Herr Dr. med. Bärbchen sowie Herr v. Sechzehnender nach dem„Preußischen Löwen', wo sie der Bor - sitzende des Kegelklubs„Borussia', Herr Oberpostsekretär Zwiebel- back, zu einer vertraulichen Besprechung in das Cliambrezäparee geladen hatte. Getrennt waren sie marschiert, aber vereint schlugen sie jetzt die Hocken zusammen, als sie einander ansichtig wurden. Herr Oberpostsekretär Zwiebelback,«in Mann von echtem Kleinkaliber- schrol und ebenso von echtem Korn, welchselbigen er den modischen Bolschewistenschnaps Allosch vorzog, empfing die Herren mit sorglich gefurchter Miene. Seiner diplomatischen Courtoisie gelang es. die Herren treubrüderlich an einen Tisch zu bringen, zu welchem er ohne Umstände das Wort ergriff. „Meine Herren, ich habe Sie hergebeten in einer ganz persön- lichen Sache, die aber geeignet ist, die uns allen am Herzen ruhenden vaterländischen Belange aus dos Schwerste zu verletzen bzw. zu kom- promittieren. Ich brauche Ihnen, den zunächst Beteiligten, wohl n..,t zu sagen, wa, man einem Ondit zufolg« seit heut« morgen In Potsdams Straßen über Sie, die prominentesten Vertreter des ker- nigen Deutschtums, sagt. Aber bedenken Sie eine», meine Herren. bedenken Sie. daß von dem Gerücht der Straße bis zu den radikalen Rotationsmoschinen nur ein Schritt ist. Bedenken Sie, was. e radikale Presse mit den Belanglosigkeiten, die Herrn o. Sechzehnender und Herrn Staatsanwaltschastsrat Leols trennen, ansangen wird. Bedenken Sie auch, Herr Doktor Bärbchen, in wie g hässiger Weise man aufbauschen wird, daß Sie mit Ihren Dienstboten in Cr- ziehungsfragen nicht konform gehen. Bedenken und bedenken Sie doch, ich beschwöre Sie bei den Gebeinen, die drüben in der Garnison- kirche liegen und uns heilig sind, mit welchem Eifer die schreibseligen Judenlümmels über diese persönlichsten Dinge hersallen werden, wie sich die rote Presie das gefundene Fresien aus den langen Juden- fingern saugen würde. Reichen wir uns doch die Hände zum Rüth- schwur, lasten wir da» Vergangene vergessen sein, und erkennen wir an. daß hier wieder einmal aus einer Mücke ein Hornberger Schießen gemacht wurde.' Di« anfänglich zornmütig geröteten Augen der drei Herren ver» leren nach und nach jede Schärfe. Staatsanwaltschastsrat Leols war der erste, der den Bann de, feierlichen Schweigens brach, indem er erklärte: „Wenn auch schweren Herzen», so soll mir doch für das Baterland keine Wurst zu teuer sein. Ich gebe hiermit mein Chrenwort, sowohl al» Mensch, als auch als Akademiker, Offizier der Reserve und Staat». jurift, daß ich bei Frau o. Sechzehnender nie wieder einen Besuch machen.werde, der vom roten Janhagel irgendwie mißdeutet werden konnte. Unnötig, zu versichern, daß ich der Ehr« der gnädigen Frau nicht zu nah« getreten bin.' Diese? wahrhast männlich erfrischenden Erklärung schloß sich Herr o. Sechzehnender vollinhaltlich an, indem er hinzufügt«, daß er bei genauester Untersuchung die Reputation seiner Gemahlin voll» kommen intakt befunden habe, wie schon au, der Bemerkung seines Herrn Vorredners hervorging«. Auch Herr Doktor Bärbchen, auf so wahrhast schön« Weise bei seiner deutschen Mannesehr« gepackt versicherte unumwunden, daß er zum mindesten allenfalsige Alimente zahlen werde,.denn.' so schloß er: „Wer da, dreisorbig« Band der Hercynen trug, bleibt Ehrenmann und korrekt bi» zum letzten Atemzug!' „Korrekt! Korrekt! Korrekt!' so«choten al»«in wahrhaft pot». damlicher Rütlischwur die Stimmen der drei anderen Herren das rührende Bekenntnis. VII. Still« Nacht, heilig« Nacht! Bim Bam. Bim Dam. Bim Bam Bum! So dröhnten am heiligen Abend die Weihnachtsglocken durch da» festlich erleuchtete Potsdam . Hier und da sah man«Mg noch das gewöhnlicher« Poll «cht« Silbertannen oder dick« Geschenkpaket« durch den weihnachtlich unter den Füßen knirschenden Schnee nach ihren traulichen Hütten schleppen, wo im rotglühenden Ostn schon gar lustig die Bratäpfel schmorten. Nicht ganz so lärmvoll ging es in den von den höheren Ständen, die so naturgemäß weniger zum Festefeiern aufgelegt sind, bewohnten Vierteln zu. Erst in den späteren Abendstunden sammelte sich im einfach geschmückten Salon des v. Sechzehnenderschen Hauses jene klein« Gesellschaft, die wir nun genugsam kennengelernt haben. Herr Oberpostsekretär Zwiebelback hatte seinen Kinderchen Teutogund« und Eieghart ausnahmsweise zeitig beschert, um als erster bei v Sechzehnenders«inzutressen. wo die kühl-stolze aber blendend schöne Gestoll Bertas v. Sechzehnender die Honneurs de» Hause» machte. Doktor Bärbchen und Staatsanwaltschastsrat Leolf kamen wenig später, und zwar gerade, al» Herr v. Sechzehnender in das Be- scherungszmrmer gegangen war, um dort dl« entzückenden Lichter de» duftenden Tannenbaumes anzuzünden. Welche Gelegenheit Herr Leolf benutzt«, der Dame des Hauses beim Handküsse zuzuflüstern: „Du Lühe —*• Frau v. Sechzehnender zeigte sich aber ihrer deutschen Frauengröß« gewachsen, indem sie den Casanovling anzischte:„Mein Herr— wenn Du nicht vorsichtig bist, verdirbst Du alle»!' Bald saß man um die dampfend« Punschbowl« und leert««In« Flasche„Veuve Cliquot* nach der anderen, die wahrhaft«, gemütlich«. deutsche Weihnachtszauberstimmung emsig verbreitend. Bergest«» wurden bald Hader und Zorn, überhaupt all« Kleinlichkett, und jeder schüttet« srohbewegt den anderen sein volles Herz au». Herr Doktor Bärbchen stellte in Abrede, daß er jemals in Beziehung zu der vulgären Person seiner Haushälterin gestanden habe, kein Mensch soll« ihm mehr damit kommen, zumal da nun feit dem letzten Monats- wechfel feststünde, daß«in« eventuell« Fortpflanzung ihrer Rast« nicht in Frage käme. Stootsanwallschaftsrat Leols gab seinen Freunden unter dem Siegel der Verschwiegenheit kund, daß er für sein« Der- dienst« im letzten politischen Prozeß am ersten Januar bestimmt zum Oberstaatsanwalt befördert werden würde. Ein« ungehemmt« festliche Stimmung aber kam erst auf, als Herr o. Sechzehnender unter dem brennenden Lichterbaum seiner Gattin«in Schmuckstück umhängt«, daß sich als ein« Medaille erwies, die der gnädigen Frau als Zeichen äußerer Anerkennung seitens des Germanischen Frauenbundes �Deutsch« Frauen, deutsch « Treue' soeben überwiesen worden war.
Tränen der Rührung, deren sich weder die wetterharten, schlacht- erprobten Männer noch die stnnig-keusche Frau schämten, glommen in den Augen dieses sestlichen Kreises auf, als sie rückwärtsblickend sehen konnten, wie sichtbarlich Gott, der Herr, doch alles zum Besten füget. Traulich umschlungen umstanden sie den schimmernden Kerzenbaum und sangen au» vollem Herzen: Christ, der Retter ist da!
?n flagranti ertappt!
Was Scheiüemanns Neüe enthüllte!
Seelisches Leben öer Tiere. Don Dr. Tonst anze Glaser, Wien . Die methodische Erforschung des Seelenlebens der Tiere geht von amerikanischen und englischen Psychologen aus, die den Der- such machten, das Gesamtverholten von Tieren genauer Beobachtung zu unterziehen. Die wistenschostlich« Psychologie-- bis dahin gab es nur«ine solch« des Menschen— bedient« sich vor allem ver Selbstbeobachtung und Selbstbesinnung, da auch beim Experiment(der künstlich hergestellten Situation) die Versuchsperson auf Grund von Selbstbeobachtung Aussogen zu machen hatte. Und auch dort, wo der Deelenforscher das Bewußtsein anderer beobachten wollte, wurde schließlich die Deutung aus Grund von Einfühlung. die aber wieder nur durch Zurückführen aus eigenes seelische» Erleben möglich war, vorgenommen. Selbstbeobachtung war so Ausgang». punkt und Endstation aller Seelensorjchung. weim man von einigen apparativen Borrichiungcn absieht, aus den«« man Aufschluß über Reuknonsgaschwindigkeit und ähnliche psychophysische Teilfunktionm erhalten konnte. Dadurch war es aber unmöglich. Aussagen über nichtmenschliches Bewußtsein zu machen, die mehr als vermensch. lichende Spielereien hätten sein können. Der Amerikaner Thom- dik« und die englischen Behaviouristen(Anhänger der Lehre vom Verhalte») Lloyd Morgan und Iamiings haben nun um die Wende des Jahrhunderts begonnen, ihr Augenmerk auf das Gesamt- oerhalten der Tiere zu lenken und diese» auf Derhallung» einheilen zurückzuführen. Allerdings ist man hier zunächst versucht, Friedrich Albert Langes Ausspruch von der„Psychologie ohne Seele' dahin zu variieren, daß es sich hier um«ine„Psychologie ohne leelisch« Erscheinungen' handle. Die Ergebnist« dieser Methode, die sich deutsch « Gelehrte zu eigen machten, sprechen aber für sie.— In den Iahren ISll bis ISIS wurde in Teneriffa von der preußischen Akademie der Wissenschaften«ine Schimpansenvcrsuchsstation unter- halten, über die W. Köhler in seinen„Intelligenzprüsungen an Anthropoiden'(Menschenaffen) berichtet. Do» Verhallen der Tier« bei nestellten Aufgaben, wie solch« Ihnen auch im Leben in der Sreiheit vielsach erwachsen, wurde genau beobachtet und registriert. abei handelt es sich um«in Finden von Lösungen, also um Per»
die da» Tier vom Gitter au» sehen, zu der es aber nur aus dem Umweg durch«ine hinter ihm gelegene Käfigtür und um den Käflg herunioehend gelangen konnte, hereinzuholen. Auch Hund« lösten diese Ausgabe, während Hühner dazu nicht mehr imstande waren. Schmieriger schon war es. sich«in Ziel, das außerhalb des go- schloiienen Käiigs lag und mit den Armen nicht erreichbar war, zu verschossen. Stöcke, die im Köiig lagen, wurden bald zu Hilfe genommen, als„Werkzeug' benützt, wenn sie sich in derselben Richtung wie da» Ziel befanden also vom Tiere mit diesem zusammen gesehen werden konnten. Lagen sie in einer Eck« so schien es schwerer auf ihre Verwendbarkeit zu kommen. War dies« aber einmal entdeckt, so wurden sie herbeigeholt, wo immer sie sich be- fanden. In ähnlicher Weis« wurden Decken, Lappen, Stäbe ver» wendet. Die Tiere rissen sogar Zweige von einem im Hintergrund de» Käfig» stehenden Baum ab und benützten sie zur Armoerlänge- rung. Eine andere Situation lag vor, wenn ein Körbchen von der Decke herabhing, in dem sich«in« Frucht befand. Waren Stöcke zur Hand, so wurde solang« auf dos Körbchen geschlagen, bi» die Frücht heraus fiel. Fehlten diese, standen aber Kisten im Raum. so wurden sie unter das Ziel geschoben und übereinander getürmt, der„Bau' vorsichtig erstiegen und das Ziel heruntergeholt. Auch wenn die Kisten fehlten, wußten die Schimpansen sich zu helsen. Der durch den Raum gehende Dersucheleiter oder Wärter wurde bei der Hand genommen, trotz seine» Sträubens unter das Ziel gezerrt und al» Leiter benützt. Ebenso versuchte Sultan, der intelligenteste der Affen, der immer als erster die Aufgaben löste,«inen Kollegen zu benützen, der aber seine Absicht nicht verstand oder sich nicht al» Leiter gebrauchen lasten wollte. Der Deckel der Abflußgrub«, der mit Eisenriegeln verschlossen war wuichc von den Tieren beseitigt, und als der Berschluß noch fester gemocht worden war, wurde ein Stock benütz!: der„Hebel' war entdeckt. Getränke wurden mit Strohhalmen aus einer Trinkschale„ausgelosiell'. Ein bei einzelnen Schimvansen, so der fleißigen Ehika, beliebte» Spiel war der Kletterlprung: sie erkletterte«inen mit den Händen gehallenen Stock und sprang schnell ab, bevor derselbe noch umfallen konnte. Da» Spiel ging in Ernst über, sobald der Klettersprung zum Herunter- holen eines Ziele» verwendet wurde. Zu bestimmten Zeiten wurden besondere Spiele bevorzugt. E» entsallete sich so etwas wie Sport oder Mode. Zeitweilig war das Fischen sehr beliebt. Mit den aus dem Gitter hinausgehaltenen Holmen, die vorher abgeleckt worden waren, standen die Schim» pansen und harrten der Ameisenzüge. Oder da» Malen wurde M�de: mll Ton wurde dann alles angemall. Zeitweilig wurden Kostümfeste mit Hilfe bunter Lappen aufgeführt.— Die Tier« boten ei» ganz anderes BUd, je nachdem sie nur jpielle» oder mll der
Lösung einer Aufgabe beschäftigt waren Eine große Rolle bei ihren Leistungen spielte das optische Moment. Schon früher wurde hervor- gehoben, daß Stöcke, oie mit dem Ziel nicht zusammen gesehen werden konnten, nicht so leicht als Werkzeug benützt wurden. Steht nun ein Tisch fest in einer Ecke, so kommt der Schimpanse nicht daraus, ihn als Werkzeug zu verwenden, auch wenn er sonst keinen brauchbaren Gegenstand findet. Er wird dann nicht als„einzeln existierend' aufgeiaßt.„Es gibt eine Art optischer Festigkeit,' sagt Köhler,„die das Abtrennen als Berstandesleistung ebenso erschwert, wie die stärksten Nägel das praktische Losreißen verhindern.' Das genaue Studium bestätigt auch die von Tierliebhabern oft gemachte Beobachtung von der Derschiedenheit der tierischen Individualitäten. Wer kennt nicht au» dem Umgang mit Hunden beispielsweise die großen Unterschied« ihrer Charakter« und ihrer Intelligenz. Im hochbegabten und leicht reizbaren Sultan, der Wutansälle bekommt, wenn chm nicht sofort alles gelingt, dem tückischen, bösartigen Grande, der Hühner heranlockt, um sie zu quälen, der dummen, gutmütigen Rona, die das Geflügel füttert und die kleine Koto betreut, dagegen alles versucht, ohne je zu einem Ziel zu kommen, der Sportsdame Ehika und der.rätjelhaft' bleibenden Tercera haben wir ganz verschieden« eigenartige Persönlichkeiten vor un». Geben Köhlers Untersuchungen ein Bild von den geistigen der Schimpansen, wie es sich im Wertzeuggebrauch,
�. uen usw. offenbart, und von«inigen sozialen Erscheinungen ihres Lebens in Spiel, Mode, Sport, so gewinnen wir aus den Beobach- tungen Schjelderupp-Ebbes Aufschluß über andere Bereiche de» sozialen Verhaltens von Tieren. — So fand dieser Forscher, daß sich auf einem Hühnerhose nach kurzer Zeit eine Rangordnung herausbildet, derzusolge ein Huhn nach einem zweiten hackt, während dieses zwar ein drittes hocken, nicht aber seine Angreiferin zurück- hacken darf: dos gehackte Huhn huckt jetzt das nächste, wieder nicht die Angreiserin, Schjelderupp-Ebbe nennt da» eine Hackliste im Dreieck. Nur zuweilen findet Auflehung eines untergeordneten Individuums statt, dann wird durch Kamps das für die Zukunst wieder bindende Derhällnis entschieden. Das gesellige Leben der Tiere in Herden, Schwärmen, Staaten, Rudeln, das frühere Forscher au» der Familie abzuleiten suchten, beruht nach neuerer Auffassung auf einem eigenen sozialen Trieb. A l v e r d e s unterscheidet in seiner Tiersoziologie solitäre (einsame) und gesellige Tiere, zu denen nur die höchst entwickelten Tierarten: Tintenfische, Insekten, Wirbelliere gehören. Das Bedürs- ni» nach gemeinsamem Leben mit ihren Arkgenosten ist bei diesen Tieren so entwickelt, daß«» sie gelegentlich sogar dazu treibt. günstigere Lebensumstände mit schlechteren zu vertauschen. Während e» bei einsamen Tieren nur zu„Ansammlungen' kommt(Mücken, Schmetterlingen an einer Lichtquelle, Toiengräbern an Mäuse- leichen, Blattläusen aus Blättern usw.), bilden sich bei sozialen Tieren, die durch Zufall zusammengeführt werden, bald die mannig- fachst«» Beziehungen: Führer- und Anhänaertiim, Schutzverhältnis (Krapotkins gegenseitige Hils«), Spiel- und Kompfgemeinschasten heraus.— Die Staatenbildungen der Insekten haben seit langem die Forscher beschäftigt: ihr» Ergebniste sind in weite Kreise ge- drungen. Bekannte Darstellungen in leicht faßlicher Form sind Maurice Maeterlinck »„Leben der Bienen' und Bonsel,„Biene Mosa'.— Der Fortpflanzung», und Brutpflegeinsrinkt führt zu den verschiedensten Formen der Eheschließung und, im Fall« sich beide Ellernteile oder einer derselben der Aufzucht der Jungen wid- met, zu Ellernfamilien, Boter« und Mutterfamilien. Vom regel- losen Geschlechtsverkehr an. der sehr setten ist und sich vorwiegend nur bei solitären Tieren sindet, kommen alle möglichen Geschlecht»' beziehuneen vor, ähnlich wie sie das Studium der primitiven Völker aufgedeckt hat. Einehe und Blelweiberei, Dauereh« und Laichehe (sie überdauert nicht«ine Fortpflcmzungeperiode) usw., und zwo» sowohl bei einsamem Leben wie auch innerhalb der Herde. So hat jeder Hahn seinen Harem, während der Horemsbcsiüstand der männlichen Tiere bei den in Herden lebenden Zebras, siavaiiruhp, Makaten(einer Affenart) gewahrt bleibt. Besonder» bemerkenswert ist es. daß sich die Geschlechter mancher Tierorten, di, in Saison, he leben, nach der Fortvslanzung trennen und männlich» und weiblich« Verbände bilden. Bei Wildschwein. Edelhirsch und Dammbirsch werden die in einem Verband lebenden Weibcben bis zum nächsten Frühling von den Jungen begleitet: so entstehen Mütterberden. während die jüngeren zeugungsfähigen Männcbcn sich zu Männer- rudeln zusammenschließen und die älteren Männchen einsiedlerisch leben. Hier werden wir an Männer- und Frauenhäuser bei manchen Naturvölkern erinnert. Die genaue Beobachtuna der Tiere gibt so in vielen Fällen Auf- schluß über rein aeistige Fähigkeiten in intellektueller und sozialer Hinsicht, die durch Bewußtsein»so rschung nicht hätte gewonnen werden können._ Sauernhochzeiten im Mittelalter. Festlichkeiten im 14. bis well hinein in das 18. Jahrhundert zeichnen sich au, durch di« Unmengen an Gerichten und Getränken. die von den tneist recht zahlreichen Gästen verzehrt wurden. Das war nicht bloß der Fall bei den fürstlichen Esten und Gelagen,»ne sie z. B. August der Stark« von Sachsen vielfach«ranstalle!«, auch die Junker und nach ihnen die reichen Bauern protzten bei festlichen Geleaenheiten mit großen Mengen von Speisen aller Art, di« sie auf den Tisch brachten. Der Geschmack war noch roh. unenttvickell, für kulinarische Senüst« feinerer Art noch wenig Verständnis. Ueber ein« Bauernhochzeit im 14. Jahrhundert berichtet uns«In Gedicht„Don Metzans Hochzeit'. Der junge Maier Börsihi will feine Liebste heiraten. Der alt« Rudung fragt die beiden, ob sie«inander zur Eh« nehmen wollen, und als sie das bejahen, ist die Ehe geschlossen„ohne Schüler und Pfassen'. Sie bringt mit drei Bienen- stöck«, eine Stute,«inen Dock, ein Kalb,«in« halbe Kuh und etliche Ferkel. Er sichert ihr ein Iuchart Landes mit Flachs besät,«inen Malter Hafer, zoxi Schaf«, einen Hahn und 14 Hühner und«in Pfund Pfennige zu. Noch am selben Abend beginnt di« Hochzeit w Lärschl» Haus«. Hier stillen die GSsl« ihren Hirnger zuerst mit Weißbrot. Dann be- kommen sie einen Kübel mit Hirse. Zwischendurch wird tapfer gezecht und auch dem Spielmann tvird fest« zug«tru»ck«n. damit er nicht müde wird. Da» zweit« Gericht, Rüben mll Speck belegt, findet großen Beifall und man ißt, daß der Bart vom Schmalze trieft, und beim Lochen fallen ihnen die Speckbrocken aus d>« Knie. Wenn auch dies« Schüsseln geleert sind, kommt da, Brautmus und der Braten auf den Tisch. Daneben gibt«» noch Würste. Di« Tafel wird dann auf- gehoben. Die Gesellschaft ist nun in der heitersten Laune. Am nächsten Morgen schenkt Bärschi seiner jungen Frau als Morgengabe«in Mutterschwein. Später kommen die Dauern mll Trommelschall und Querpseisenklana, um die Eheleute nach der Kirche zu begleiten. Dann geht der Zug wieder zurück in» Hochzeitshaus und das Schmausen beginnt von neuem. E» gibt Kraut. Erbsen. Linsen und Würste, und so stopfen sie sich voll, daß manchem der Gürtel platzt. Natürlich wird dazu ordentlich getrunken. Nach der Mahlzeit setzen sich dl« vornehmsten Bauern zur Braut und sammeln die Hoch- z«!:sgab«n für sie ein. Der«ine gibt Geld, der ander««in Tuch oder Hausgerät,«inen Melkkübel,«wen Krug, einen Spiegel oder«Inen Komm usw. Auch der Spielmann wird beschenkt. Dieser spielt dann unter der Linde zum Ton., aus. Da springen die Bauern, daß Ihnen das Stroh aus den Stieseln fällt. Schließlich gibt'» auch Streit, und die Bauern gehen mit den Schwertern aufeinander los. Das Fechten dauert fort, bis dl« anderen sich w, Mittel legen und Frieden gebieten. Dam, wird wieder Freunttschasi getrunken. H. P.