Nr. 597 43.Jahrgang vid
5. Beilage des Vorwärts
Benn ein kommunistisch erleuchtetes Hirn auf den verblüffenden Gedanken verfallen ist, daß Emil Ludwigs Buch über Wilhelm den Nichtschweiger die Zurückführung dieses Hohenzollern auf seinen Thron vorbereiten folle, so hat das Wert auch in der sozialdemokratischen erfahren, es nicht den
400 000 Talern ein und nach 1870 den Sachsenwald, der auf drei Millionen Taler geschätzt wird, und als die Krise am Horizont aufzieht, die ihn vom Stuhle der Macht schleudern foll, vergißt er in allem Sturm der Gefühle nicht, seine Pensionsansprüche feststellen zu lassen.
Auch sonst empfindet er nicht deutsch im„ völkischen" Sinne. Er hält weder die Deutschen für das auserwählte Volf der Erde noch die anderen Bölfer für minderwertig, und nicht einmal vor den Juden schlägt er drei Kreuze.
Sonntag, 19. Dezember 1926
Dem zweiten Wilhelm hält er gar, um ihm mittelbar seine eigene Meinung unter die Nase zu reiben, das Urteil des 3aren vor:„ Er ist verrückt und ein unerzogener Knabe!", und als es zum Bruch gekommen ist, hat er all diesen Leuten gegenüber nur das Gefühl des Göz von Berlichingen im Fenster, auch den Kaiser nehme ich nicht aus" auch ER fann ihn...!
Kein Wunder, daß ob solcher Erfahrungen die Ueber= zeugung des Siebzehnjährigen, daß die Republik die vernünftigste Staatsform sei", später noch manchmal seine von Familie und Klaffe überkommene Königstreue durchbricht. Als
Quadern, bes hiſtoriſchen materialismus, untermauert fel. Arbeiter Kultur- Kartell Groß- Berlin Bittoria an, daß„ in Ermangelung eines Königs", das heißt:
sei.
Solche Unbedingtheit erinnert freilich einigermaßen an die Fabel vom Ralifen Omar, der die hochberühmte Bibliothek von Alexandria dem Feuer überantwortete, weil all ihre Bücher dem Koran entweder entsprächen oder widersprächen, also entweder überflüssig oder schädlich seien. Aber so sehr die marristische Geschichtsauffassung für die Erkenntnis histo rischer Borgänge entscheidend ist, so sehr läßt sich auch aus anderen Darstellungen etwas lernen, und Ludwigs WilhelmCharakteristik hat sicher das Verdienst, daß vielen politisch Gleichgültigen über die Monarchie und ihren letzten Bertreter ein Seifensieder aufgegangen ist. Wie in jenem Wert will Ludwig in seinem neuesten Buch„ B is mard, Geschichte eines Rämpfers"( Ernst Rowohlt Verlag, Berlin ) feine Historienmalerei, sondern ein Porträt geben, und was man im einzelnen auch gegen seine Pinselführung einwenden mag. Behntausende, die den Reichsgründer von 1871 nur als starres Standbild fannten, sehen ihn jetzt zum erstenmal als lebendigen Menschen vor sich
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Höchstens noch das Lied von Fridericus pfeifen die Schwarz- Weiß- Rottehlchen so ausdauernd wie das von Bismard, und im besonderen treiben die ,, völkischen Windjaden" mit dem ,, Alten aus dem Sachsenwalde" ihren Gößendienst; ein Bismard muß her und die+++ Judenrepublik" in Scherben hauen- Heil! Unentwegt sehen diese einfachen Gemüter in jenem mur eine Steigerung ihres eigenen Ich: den ,, eifernen Kangler", die germanische Redengestalt", den Genius teutonischen Kampfeszorns"; fie fehen gerade die Rüraffierstiefel und zur Not den Küraffierhelm, aber nicht die Stirn, die er bedeckt. Denn Bismard, wie ihn Ludwig an
Sonntag, den 26. Dezember 1926, vormittage 11 Uhr, im Großen Schauspielhaus, Karlstraße
Proletarische Feierstunde
Weihenacht Freudentag
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Dichtung für Sprechchor mit Musit, Gesang u. Tanz von Franz Rothenfelder Mitwirkende: Der Sprechchor für profetarische Feierstunden unter Leitung von Albert Florath . Einzelsprecher: Heinrich Witte, Wolf ruh, Walter Werner, Elfa Wagner, sämtlich vom Staatstheater. Tanzgruppe. Musikalische Leitung: Rapellmeister Wolfgang Beller
Eintrittspreis 1 Mart.
Montag, den 27. Dezember 1926, abends 7½ Uhr, im großen Gaal der Philharmonie, Bernburger Straße 2. Arbeiter: Sinfonie: Konzert
mit dem Philharmonischen Orchester unter Leitung von Jascha Horenstein
1. Brandenburgisches Konzert Nr. 3 2. Sinfonie in C- Dur( Jupiter) 3. Pacific 231
4. Till Gulenspiegels luftige Streiche
Preis der Eintrittstarte 1,50 Mart
eines Mannes, der König zu sein versteht, die nächste Generation in Deutschland leicht republikanisch werden könne; 1870, nachdem Wilhelm I. den annegionsmütigen Generälen zum Sieg über den Kanzler verholfen hat, fnirscht er: Als Royalist bin ich in den Krieg gezogen, aber, anders fomme ich heraus!"; in den achtziger Jahren noch wendet er sich gegen die Monarchie: Man hat nicht bloß mit dem Monarchen zu tun, sondern mit seiner Frau, vielleicht auch seiner Mätreffe, dem ganzen Hofgesindel", und als er fest davon durchdrungen ist, daß Wilhelm II. Deutschland in Gruno und Boden ruinieren werde, rechnet er mit der Möglichkeit einer späteren neuen Ruhmeszeit, dann freilich auf der Basis der Republik !"
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Wenn sich wegen solcher Aeußerungen Bismard auch nicht unter die geistigen Ahnherren der deutschen Republik einreihen läßt, so ist er doch kein Hurra Royalist im Kriegervereinssinne und, was Ludwigs Buch eindringlich zu Gemüt führt, überhaupt anders als die billigen Delbrucke, die die fehr Ludwig das schillernd Dämonische, das abenteuerlich schwarzweißrote Propaganda von ihm verbreitet. Aber so Geniale dieses zerrissenen Gemüts hervorzuheben versteht, so wenig gelingt es ihm, die Politik des waghalsigen Glücksspielers und rücksichtslosen Gewaltmenschen zu perklären. Ueber sie gilt nach der Katastrophe von 1918 mehr denn je das Urteil Friedrichs III.: Bismard hat uns groß und Sympathien der Welt und unser gutes Gewiffen.... Wie mächtig gemacht, aber er raubte uns unsere Freunde, die schwierig wird es sein, die blinde Anbetung der rohen Gewalt und des äußeren Erfolges zu bekämpfen!"
der Hand unanfechtbarer Urkunden malt, ist ganz und gar ſten und liebenswürdigsten Menschen und bedauert jebesmal Vorträge, Vereine und Versammlungen.
nicht aus einem Guß und unkompliziert, sondern durchaus ein Mensch mit seinem Widerspruch. Troß seiner maffigen Geftalt gleicht er nicht einer fnorrigen Eiche, sondern ist ein Neurasthenifer mit ungemein reizbaren Nerven. Melancholische Anwandlungen und hysterische Angstvorstellungen find ihm nicht fremd, und die Tränen figen ihm locker. Nicht nur, wenn sich seinem politischen Wollen Widerstand entgegenstellt, schüttelt ihn ein Weinkrampf, sondern er droht auch unter schluchzenden Tränen" mit Selbstmord, um seinen Sohn Herbert von einer unerwünschten Heirat abzuhalten. Merger und 3orn wie leicht ärgert er sich und zürnt!- schlagen fich ihm fofort auf ben Magen oder äußern sich in neuralgischen Gesichtsschmerzen, und wenn der mehr als Siebzigjährige dem Fürsten Hohenlohe den Eindruck eines geistig nicht ganz gefunden Mannes" macht, so erscheint er schon anfangs der sechziger Jahre als Ministerpräsident feiner Umgebung mitunter ,, mie nicht ganz zurechnungsfähig, und er selbst spricht einmal die Befürchtung aus, daß er wie Friedrich Wilhelm IV. , also im Wahnsinn enden werde.
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Reichsbanner Schwarz- Rot- Gold.
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Dem Banfier Bleichröder überträgt er Generalvoll macht zur selbständigen Anlage feines Vermögens, den Dr. Cohen hat er durch Jahr und Tag als sehr geschäßten Hausarzt um sich, Lassalle nennt er einen der geistreichdas Ende ihrer stundenlangen Unterredungen, den Reichs tagspräsidenten Simson lobt er als einen von reinster Vaterlandsliebe getragenen Mann, ein edles Gefäß, in dem stets die lautersten Empfindungen zusammengeströmt find", und dem britischen Minister Disraeli oder Beacons field( B. A. Cohnfeld macht der Wiz daraus) bleibt er zeitlebens befreundet. Ja, mehr! Er wünscht, ähnlich wie Mietzsche, die Kreuzung des Adels mit Juden und zählt eine Reihe aristokratischer Häuser auf, deren jüdische Verbindungen ,, alles ganz gescheite, nette Leute" erzeugt hätten, und rühmt, daß die Juden in der Mischung der verschiedenen deutschen Stämme einen gewissen Mousseur" brächten, den man nicht unterschätzen solle. Die Kreuzzeitung " entblödet sich denn nicht, mit seinen brandmarkenden Worten, die schändlichsten und lügenhaftesten Verle u mbungen" gegen ihn zu schleudern. Der schöne Satz: „ Es gibt fast feinen Fehler, deffen sich die gegenwärtige Re- Desember, fire bride Chose Mebungsfande in benulen gierung nicht schon schuldig gemacht hätte, bloß um ihre standalösen Beziehungen 3 น Berliner Finanziers zu verstecken", ist kein Anwurf der Deutschen Zeitung" gegen die Judenrepublik", sondern ein Rotspritzer der Reichsglocke" gegen Bismard!
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