weiterem Aufstieg zu verlegen, ist troß seiner überaus regen| erhalten. Nach diesem Zurückzieher muß der Wert der anund geschickten, technisch hervorragenden Werbearbeit nicht geblichen Indiskretion bezweifelt werden. erreicht worden.
Die von M.- Gladbach aus gelehrten und geleiteten Arbeiter waren auch eingeschworen auf die Ablehnung des Klaffenkampfes. Sie haben ihn, gezwungen durch die Verhältnisse, doch üben lernen müssen, und Prälat Pieper, das geistige Oberhaupt des Volksvereins, muß heute den klassenfämpferischen Sozialismus zu Hilfe rufen, weil ohne ihn eine höhere Lebensgemeinschaft, wie sie auch den christlichen Arbeitern vorschwebt, nicht herbeizuführen ist. Und noch eine dritte Wandlung ist erfolgt. In katholischen Blättern und Reden hat es lange gespuft von der Einbildung, daß es so etwas wie ein christlich gesinntes Rapital gebe, und daß der christliche Kapitalist den sozialen Forderungen christlicher Arbeiter gewiß entgegenkommen werde. Dieser Einbildung, wenn sie überhaupt noch bestand, macht Pieper ein Ende,
indem er schreibt, daß
,, alles Betonen der sozial bindenden Heilkraft der Religion Christi so lange bloßes Reden und bloßer Lufthieb ist, als nicht hinzukommt die Erweckung der Religion Christi, der Religion der Gottesliebe und Bruderliebe, zunächst in den Herzen, dann in dem tätigen Leben der Bekenner des Christentums. Diese handeln zumeist noch als Individualisten, als Ich menschen im menschlichen Zusammenleben. Das heißt: sie
leben unreligiös."
Wer die Arbeiterbewegung, namentlich im Westen Deutschlands , in den letzten Jahrzehnten beobachtet hat, wird mir zustimmen, wenn ich sage, daß die Wandlung im Verhältnis der freien und der christlichen Gewerkschaften etwa Don 1913 bis 1920 viel größer und auffallender ist, als die Wandlung von 1920 bis 1930 sein würde, wenn sich bis dahin die Einigung der beiden Richtungen zu einer geschlossenen Arbeiterbewegung vollzöge.
Grütte- Lehders angeblicher Widerruf. Neue Behauptungen. Und das Justizminifterium? Eine Berliner Gerichtstorrespondenz meldet:
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Im Anschluß an unfere Meldung über die Zurüdnahme der belastenden Behauptungen gegen die völkischen Führer Wulle, Kube und Ahlemann durch Grütte- Lehder erfahren wir noch, daß der letztere sich bereits längere Zeit vor seiner Ronfrontierung mit dem Abgeordneten Wulle, den er sehr schwer belastet hatte, zu einem Widerruf seiner Angaben bequemt hatte. Bor 14 Tagen erfolgte dann seine Gegenüberstellung mit Bulle, bei der GrütteLehder diesen Widerruf ausdrücklich aufrecht erhielt und zu Protokoll gab, es sei ihm unerklärlich, wie er seinerzeit zu seiner Auffassung gekommen sein konnte. Er hielt nur noch daran fest, daß Wulle ihm das Einsetzen des Rollkommandos gegen Müller- Dammers, den Grütte- Lehder später ermordert hat, empfohlen habe, während der Abgeordnete das energisch bestreitet.
Aus der zweiten Hälfte der Meldung geht hervor, daß nach dem Urheber der angeblichen Indiskretion geforscht wird. zu gleicher Zeit aber wird das Spiel fortgesetzt. Unter diesen Umständen ist das Schweigen des preußischen Justiz ministeriums unverantwortlich. Es ist nicht nur verpflichtet, nach dem Urheber des Treibens zu forschen, sondern auch der Deffentlichkeit zu sagen, wie die Dinge liegen.
Infanteriegewehre bei völkischen„ Sport"-Gruppen.
Die polizeilichen Erhebungen über den Waffenbesitz des inzwischen aufgelösten Vereins Olympia find abgeschlossen. Nach den dieser Berein im Herbst 1924 im Besitz von etwa 50 Jn Befundungen eines ehemaligen Borstandsmitgliedes der Olympia ift Bekundungen eines ehemaligen Vorstandsmitgliedes der Olympia ift fanteriegewehren, Mode 11 98, gewesen, die von dem ehemaligen Schußregiment Berlin stammten. Auf Beranlassung der Leitung der Olympia wurden diese Waffen zu ihrem Schießwart, einem Bapierhändler im Berliner Besten, gebracht und nach einem vom Dlympiabureau ausgearbeiteten Berteilungsplan auf Die einzelnen Sportgruppen verteilt, um die Mitglieder im Gebrauch dieser Schußwaffe zur Wehrhaftmachung gegen den äußeren Feind" auszubilden. Einige Mitglieder der Sportgruppen haben bestätigt, solche Gewehre aus dem Papiergeschäft abgeholt und in die Versammlungslotale ihrer Gruppe transportiert zu haben. Auch der damalige Leiter der Olympia hat zugegeben, daß vor ein bis zwei Jahren Gewehre im Besitz von Olympiamitgliedern gewesen seien. Sie feien aber mit seiner Zustimmung eingesammelt und an eine„ behördliche Stelle" abgeliefert worden.
Wie wir dazu erfahren, ist diese behördliche Stelle, an die der Herr v. Lud die Waffen hat abliefern lassen, durchaus nicht etwa das Berliner Polizeipräsidium. Bir vermuten vielmehr, daß es eine jener bekannten Außenstellen des Geßlerschen Betriebes sein wird.
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Zweierlei Maß?
Wie ein Disziplinargericht eine Beleidigung Eberts
ahndete.
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Der Rektor Heinrich Bohnenkamp in Minden hatte als Lehrer beim Unterricht in der Fortbildungsschule am 24. Juli 1923 bei Erörterung über die Verfassung über den Reichs präsidenten und feine Gattin, nach Angabe mehrerer Schüler, beleidigende Wize erzählt, so u. a., daß der Reichspräsident bei einer Fahrt in einem Speisewagen gezeigt habe, daß er nicht mit Meffer und Gabel umzugehen verstehe, daß seine Frau mir" und mich" verwechsele und Fremdwörter unrichtig anwende. Herr Bohnenkamp hatte hinzugefügt, daß er zwar nicht wisse, ob diese Wize wahr seien, aber man fönne es dem Reichspräsidenten als früheren Sattler auch nicht übel nehmen, wenn es so wäre.
Im übrigen soll jetzt festgestellt werden, von welcher Seite in dieser Angelegenheit das Schweigen gebrochen worden ist, das Landgerichtsrat Ohnesorge, der diesen Fall seit sieben Monaten bearbeitet, allen Beteiligten im Interesse einer ungestörten Unter- schaft verurteilte ihn die große Straffammer des Landgerichtes suchung auferlegt hatte. Von den völfischen Führern wird hierzu erklärt, daß sie sich strikt an dieses Schweigegebot gehalten hätten und daß die betreffenden Mitteilungen, die noch unrichtiger weise den Oberstaatsanwalt Gethe mit hineingezogen hatten, von anderer Seite fommen müßten.
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Die Meldung der Korrespondenz bedeutet eine wesentliche Einschränkung der ersten. Während es zunächst hieß, Grütte- Lehder habe in allen Bunften wider rufen und fei Wulle gegenüber völlig zusammengebrochen, wird jetzt behauptet, Grütte- Lehder habe die schwerbelastende Aussage, nach der er durch Bulle zum Fememord angestiftet wurde, troß der Konfrontation aufrecht
Der Filmtanz.
Bon John Schitowsti.
Der gefilmte Tanz, der nach irgendeiner für die Bühne geschaffenen Tanzkomposition aufgenommen wird, unterscheidet sich grundsäglich vom Filmtanz. Der gefilmte Tanz fann wertvoll als Dokument fein. Er gibt dem Sachverständigen eine Borstellung von der Natur des Originaltanzes, nach dem er hergestellt wurde. Indem er die individuelle Leistung, die charakteristische künstlerische Gestaltung festhält, ergänzt er die Tanzschrift, die den allgemeinen Grund- und Aufriß der Kompofition firiert. Ein Kunsterlebnis, einen Kunstgenuß aber schafft er nicht. Die Fehler und Mängel der photographischen Perspettive verhindern es. Jede Bewegung, die den Körper vom Auge des Beschauers entfernt oder ihn näher führt, erscheint im Kinobild schneller, als sie in Wirklichkeit stattfand. Dadurch wird der Rhythmus der Bewegung aufs empfindlichste gestört. Dieser Rhythmus aber ist die Seele des Tanzes. Ein Tanz, der im Film als Kunstwert wirken foll, unterliegt daher gewiffen Beschränkungen, die der gewöhnliche Bühnentanz nicht kennt. Der Filmtanz darf nicht in die Tiefe des Raumes gehen, sondern muß sich möglichst in Relief- Form entwickeln.
Die Tänzerin Leni Riefenstahl , die in dem neuen Ufa Film ,, Der heilige Berg" den ersten fonsequenten Versuch zur Schöpfung eines Filmtanzes macht, hat dieser elementarsten und wichtigsten Forderung zielficher genügt. Sie hat z. B. ihre Traumblüte", die wir von der Tanzbühne her fennen, für die Kinoperspektive umgestaltet. Die Bewegung geht jetzt ausschließlich von links nach rechts oder umgekehrt, fie vermeidet jede Entwicklung in die Tiefe des Raumes. So bleibt, obwohl die äußere Form vielfach verändert ist, der ursprüngliche Rhythmus gewahrt. Und da die Romposition in dem wundervollen Zusammenfalten zur Schlußattitude gipfelt, so entsteht ein vollendetes Kunstwert, dessen Wirkung der des ursprünglichen Bühnentanzes mindestens gleichkommt. Sind dem Filmtanz nach dieser Richtung hin Schranken gezogen, die ihn gegenüber dem Bühnentang benachteiligen, so bieten sich ihm andererseits fünstlerische Möglichkeiten, die diefem unerreichbar sind. In erster Linie durch die Benutzung der Zeitlupe. Mit ihrer Hilfe lassen sich im Film Sprünge, Schritte und Schwünge produzieren, die in ihrer Befreiung von aller Erdenschwere, im langsamen Schweben und Wandeln durch die Luft den Charakter des Ueberirdischen tragen. Dieses Hilfsmittel wird in den Tänzen des Heiligen Berges" wiederholt angewandt. So im Tanz um das Meer" und in dem Hymnus an die Freude". Leider nicht in der ,, Traumblüte", die mit ihrem sanften Aufsteigen, ihrem grenzenlofen Ausbreiten im Raum, mit ihrem treifelnden Schweben, mit ihrem Leitmotiv ,, Los vom Boden! Bos von der Schwere!" ganz besonders dafür geeignet erscheint.
Aus der Einschaltung der Zeitlupe erwachsen der tompofitorischen Tätigkeit des Tänzers große Schwierigkeiten. Die Birkung der per langfamten Bewegung läßt sich nicht aus dem Originaltanz erkennen. Sie an vastandesgemäß faltuliert, berechnet werden. Erst der Film kann dann zeigen, ob die Kalkulation richtig war, ob der Rhythmus der Zeitlupenbewegung organisch aus dem Rhythmus der
Genosse Ebert hatte gegen Herrn Bohnenkamp Strafantrag wegen Beleidigung gestellt. Das Schöffengericht Minden sprach ihn am 15. Mai 1924 frei. Auf Berufung der StaatsanwaltBielefeld am 10. Oktober 1924 wegen Beleidigung zu einer Geldstrafe Hamm entschieb am 13. Mai 1925, daß das angefochtene Urteil bevon 500 Mart. Bohnenkamp legte Revision ein, das Oberlandesgericht züglich des Strafausspruches aufzuheben und die Sache an die Bor instanz zurückzuweisen fei. Infolge des Todes des Genossen Ebert wurde das Berfahren gegen Bohnenkamp durch Beschluß der Ferienftraflammer in Bielefeld vom 7. September 1925 auf Antrag der Staatsanwaltschaft eingestellt, da es unter das preußische Gesetz über die Gewährung von Straffreiheit vom 21. Auguſt 1925 fiel.
Das Disziplinarverfahren fiel nicht unter das Amnestiegesetz und nahm deshalb seinen Fortgang. Am 26. November 1926 hatte fich Bohnenkamp daher vor dem von der Regierung in Minden gebildeten Disziplinargericht zu verantworten. Er wurde
Gesamtkomposition erwächst und sich ihm harmonisch eingliedert. Das ergibt ganz neue Grundlagen und Voraussetzungen des tänzerischen Schaffens, und erst durch mannigfache praktische Erfahrung fann hier die rechte Methode gefunden werden. Allerdings traten die eigent nicht in Erscheinung, weil die Partien, die in normalem Tempo und die, die in Zeitlupentempo gebracht wurden, stets als gesonderte
Bilder erschienen. Das Problem, beide Tempi miteinander zu ver binden, harrt noch der Lösung.
bleibt eine Tat von historischer Bedeutung. Auch wenn er noch Der erste flare Verfuch, einen stilreinen Filmtanz zu schaffen, können, sich nicht restlos einstellte. Daß er im ,, Heiligen Berg" das feineswegs fein Ziel erreichte und die Wirkung, die er hätte auslösen Biel noch nicht erreichte, lag an der traditionellen Dekonomie der einen einzigen Tanz von Anfang bis zu Ende ungestört durchführen Filmaufmachung, die mit einzelnen kurzen Bildern arbeitet und nicht ließ. Sie zerschnitt und unterbrach die Tänze und ließ feinen Rhythmus voll ausflingen. Und da die Unterbrechung der Tänze durch mehr oder weniger gewaltige Naturschauspiele oder spannend dramatische Szenenbilder stattfand, fo fonnten die Tänze nicht zur rechten Geltung kommen, ihre Wirkung mußte in diesem Stilwirrwarr verblassen. Der Filmtanz mit seiner unübersehbaren Fülle von neuen im Rahmen eines ftilreinen Films, in dem die zarten, überirdischen tünstlerischen Ausdrudsmöglichkeiten fann fich restlos entfalten nur Schönheiten des Tanzes den tragenden Mittelpunft etwa einer Märchenhandlung bilden. Und er wird seine fünstlerische Bollendung und Gipfelung bann erreichen, wenn auch die begleitende Handlung nicht naturalistisch schauspielerisch, sondern in den abstrakten Formen des modernen Tanzstiles gehalten ist. Hoffen wir, daß der Künstlerin, die den ersten Schritt zu diesem Ziel gemacht hat, bald Gelegenheit gegeben wird, unter günstigeren Bedingungen neues zu schaffen und das begonnene Wert zum glücklichen Abschluß zu führen.
Hoerth, Direktor der Staatsoper. Der bisherige Oberregiffeur der Staatsoper, Prof. Dr. Franz Ludwig Hoerth , ist vom Kultusminister zum Direktor der Staatsoper Unter den Linden er
nannt woorden.
ich in den letzten Wochen an Anschlagfäulen oder Rinos die Bilder Zum schwarzen Sonntag. Ein Genosse schreibt uns: So oft com schwarzen Sonntag in Rußland sah, kam mir die Erinnerung an einen Tag meiner aftiven Dienstzeit.
Es war am 21. Januar 1906. Better Wilhelm einen Besuch abstatten. Die Berliner Arbeiterschaft Der letzte Zar wollte seinem hatte beschloffen, gegen die Anwesenheit des Blutzaren zu demontrieren. Diese Demonstration hatte natürlich dem Friedenskaiser einen solchen Schred eingejagt, daß er wohl schon die Revolution gefommen glaubte. Für alle Fälle wurde am Sonntag, den 21. Januar 1906, in unserer Kaserne, Eisenbahn- Regiment II, Schöneberg , feinem Mann Sonntagsurlaub gegeben. Dafür war alles in fieberhafter Tätigkeit. Vormittags gab es durch Offiziere Instruftionen über Waffengebrauch, Berhaftung usw. Sogar die Batronen waren bereitgestellt. Es war alles in Alarmbereitschaft. Sämtliche Dffiziere waren zur Stelle. Nach dem Mittagessen wurde jeder Stube aus Kantinen oder Kompagniemittein Bier gestiftet.
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für schuldig erklärt, durch Erzählung von Wizen über den vera ftorbenen Reichspräsidenten bei Erteilung des Unterrichtes die Pflichten verletzt zu haben, die ihm das Amt des Lehrers auferlegt, Bohnenkamp wurde von dem Disziplinargericht zu einer Geld. 100 Mart( in Worten: Einhundert strafe von marf) und zur Tragung der Kosten verurteilt. Wird gegen dieses unerhört milde Urteil Berufung eingelegt werden? Zu welchem Strafmaß wäre der Lehrer Bohnenkamp verurteilt worden, wenn er über den Reichspräsidenten von Hindenburg ähnliche Witze erzählt hätte?
Große Koalition oder Rechtsblock?
Eine warnende Zentrumsstimme.
Köln , 21. Dezember.( Eigener Drahtbericht.) Das offizielle schreibt am Montag abend in bezug auf die Regierungskrise:„ Es gab Kölner Zentrumsblatt, Die Rheinische Volkswacht", Rölner fchon einmal eine schwere Krise zwischen der Wählerschaft und der Fraktion, damals, als die Fraktion mit Um fall in die Rechts regierung ging. Man täusche fich in Berlin nicht: Die Wiederkehr einer solchen Krise würde tatastrophale Berhältnisse schaffen. Wir haben ernsteste Sorge."
Onol Hie Kaste- Hie Volk!
Jungdeutscher Orden gegen Offiziersbund. Der Bizefanzler des Jung deutschen Ordens gibt auf bie Berfemung Mahrauns durch den Deutschen Offiziersbund eine Erwiderung, in der es heißt:
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,, Es ist leider nicht das erstemal im Laufe der letzten Jahre, daß deutsche Offiziere Stellung nehmen gegen alte Kameraden. Aber. es zeigt aufs neue und in voller Schärfe, daß Alter und Instintilosigkeit sich naturgegeben auflehnen gegen die jungHie Kaste- Hie Bolt! In frischen Triebe des Werdenden diesem Augenblic spreche ich als Offizier des ehemaligen faijer lichen Heeres zu meinen alten Kameraden und als Angehöriger der Leitung des Jungdeutschen Ordens zu den jungdeutschen Offizieren. Ich tue dies im Namen unseres gegenwärtig auf Urlaub befindlichen jungdeutschen Bruders, des Generalleutnants Salzena berg; und ich weiß, daß ich auch im Namen der übrigen im Jungdeutschen Orden befindlichen, teilweise an Rang und Dienstalter weit älteren Offizieren der alten Armee sprechen fann, wenn ich dent Generalangriff des Deutschen Offizierbundes gegen Artur Mahraun mit tiefster Entrüstung und Empörung zurückweise. Ich habe heute schweren Herzens meinen Austritt aus dem Deutschen . Offiziers bund vollzogen. Ich trenne mich damit nicht von dem Geist des alten Offizierkorps, das den Immortellenkranz treuefter Pflichterfüllung in Frieden und Krieg um die Schläfe trägt. Aber ich trenne mich mit vollem Bewußtsein von einer Standesgenossenschaft, die das Wehen einer neuen Zeit nicht verspürt, und die in völliger Berkennung volklicher Aufgaben sich anmaßt, den Schulmeister der Nation zu spielen."
Entspricht das Schreiben des Bizetanzlers der Stimmung im Jungdeutschen Orden, dann richtet sich die gehässige Waffe, mit der der Offiziersbund Mahraun zur Strede zu bringen hoffte, gegen den Bund selbst. Es ist schon lange kein Geheimnis mehr, daß das Heer der Unzufriedenen im Deutschen Offiziersbund sehr groß iſt.
Die neuesten Sozialverräter.
Und Agenten der Bourgeoisie dazu. Das Effi- Urteil gegen Ruth Fischer und Genossen lautet: ,, den Ausschluß Maslows, Ruth Fischers, Urbahns, Scholems, Schwans aus der KPD . und aus der Komintern zu bestätigen;
alle bewußten, der Sache des Kommunismus ergebenen Parteis mitglieder aufzufordern, jebe politische und organisatori= sche Verbindung mit diesen Agenten des Klassen. feindes abzulehnen und sie ebenso rücksichtslos zu befämpfen wie alle anderen Sozialverräter."
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Agent der Bourgeoisie, Sozialverräter es lebe die geschwollene nächste Phrase im Dienste der Propaganda der russischen Regierung.
Da das Freibier aber nicht ausreichte, um den Furor teutonicus zu erzeugen, mußten wir Refruten für Unteroffiziere und sogenannte alte Knochen" von Zeit zu Zeit neuen Stoff aus der Kantine holen. Der Erfolg blieb natürlich nicht aus. Im Laufe des Nachmittags war alles in der nötigen Stimmung. Die Unteroffiziere und allen Leute tranfen aus Aerger darüber, daß sie keinen Sonntagsurlaub bekommen hatten und wir Rekruten machten die Mode mit. Zum
Schluß war alles schwer betrunken. So wie es in unserer Kaserne zuging, wird es auch in den anderen Regimentern in Berlin gewesen nirgends zu Reibereien gekommen ist, sonst hätten wir einen sein. Nur der Disziplin der Arbeiterschaft ist es zu danken, daß es schwarzen Sonntag gehabt, der den russischen weit übertroffen hätte.
..Spätherbstblüten". Eine literarische Weihnachtsgabe von Einafter" Torturen", der das Verhör eines unschuldig des Mordes spannend erzählte Flugabenteuer In höheren Regionen" und der Adolph Hoffmann . Verse und Prosa. Im Mittelpunkt das dichten. Schlichtempfundene Naturstimmungen, wie das Ostergedicht Berdächtigten zum Thema hat. Daneben eine bunte Fülle von GeBeden" von den Menschen, Bilanzen, Käferlein, die alle am Oftertag beim Auferstehen dabei sein wollen. Oder das frische Liebeslied
"
Ich und mein Lieb". Oder die Verse Zu meiner Einäscherung" mit der letztwilligen Berfügung:
Und was dann an Asche übrig bleibt, Berstreut im Blumengarten, Hier will ich bis zur Frühlingszeit Der Auferstehung warten.
Und wenn's dann blühet, duftet, singt, Naturkraft heiliges Walten,
Wenn fed eines Bögleins Lied erflingt, Bin ich's. Kann den Schnabel nicht halten. Kampfluft des alten Streiters in Versen wie Michel, reiß die Augen auf!" Golgatha", Krieg!". Und über allem, wie eine goldene Wolke schwebend, die unversiegbare Lust am Leben, Lieben und Lachen:
Humor laßt walten Bei Jungen und Alten, Und lacht man sich tot, Ist aus alle Not.
Das mit Bildern von Willi Steinert hübsch ausgestattete Büchlein ist zum Preise von 1,50 M. beim Verfasser, Berlin D17, Koppenstr. 6, zu beziehen. Es wird vielen unserer Leser ein willtommenes Weihnachtspräfent fein.
Mag- Liebermann- Ausstellung der fademie der Künste. Die Preußische Akademie der Künste wird ihren Präsidenten Prof. Mar Liebermann aus Anlag feines 80. Geburtstages im nächsten Jahr durch eine Ausstellung: feiner Werke ehren. Die Ausstellung wird voraussichtlich im Juni nächsten Jahres eröffnet werden.
Hilfe der Rodefeller Stiftung ausgerüstet werden und wird demnächst Eine Expedition zur Erforschung der australischen Ureinwohner ist mit Adelaide verlassen. Die Ureinwohner Australiens sterben nämlich aus oder verwandeln sich so schnell unter europäischem Einfluß, daß nur noch wenige Jahre bleiben, um diese intereffanten Stämme genau zu erforschen.