Ein Teil der verbotenen Schriften sind hauptsachlich polemische Streitschriften gegen die Sozial- d e m o k r a t i e. Die Sozialdemokratie bedarf aber der Hilfe durch den Staatsgerichtshof nicht. Sie wird der kommuni- stifchen Schaumschlägerei weit leichter Herr werben, wenn diese nicht mit dem Glorienschein des Märtyrertums umgeben wird. Eine Schrift gegen die Dawes-Gesetze ist nach der Denkschrift verboten worden unter besonderer Bezugnahme auf folgenden Absatz des Vorwortes: .Und ist dies der Pazifismus, das.neue Zeitalter des Dauerfriedens". dos uns der.Vorwärts" als Folge de» Dawes- plans verhieß?, fragen die anderen. In der Tot. Arbeiter, An- gestellte. Beamte. Ihr seid von der Sozialdemokratie belogen worden. Sie selbst hat der Regierung Luther in den Sattel geholfen und diese Regierung denkt nicht daran. Frieden zu halten. Ihr Außenminister bietet Deutschland der Tntente als Lands- knecht an gegen das russische Arbeiter- und Baucrnlond.* Das sind für jeden handgreifliche gegen die Sozialdemo- kratie gerichtete Unwahrheiten. Aber glaubt irgend jemand im Lande, irgendeinen Kommunisten in seiner Ueberzeugung wankend zu machen, wenn gegen solche polemischen Unwahr- heiten mit dem vormärzlichen Geschütz der Beschlagnahme und des Verbots vorgegangen wird? Das Buch eines Dr. Greiner über den..Großen Bauernkrieg von 1525 bis 1926" ist vom Landgericht II Berlin ganz im Stile des Staatsgerichtshofes wegen Gefahr der ..Lorbereitung zum Bürgerkrieg" verboten worden mit fol- gendem klassischen Satz in der Begründung: .£!« Gefahr kann angesichts der unverkennbaren zurzeit vielfach ungünstigen wirtschaftlichen Loge der Klasse der kleinen Bauern als eine in ferner Zukunft liegende nicht angesehen werden." Wie anders dringt dies Wort doch auf uns ein, als jene Cntschuldigungssätze des Staatsgerichtshofes für„Wiking" und„Olympia "! In Erinnerung ist noch die Derurteilung des Schauspielers Gärtner wegen Vorbereitung zum Hochverrat und wegen Verstoßes gegen das Republikschutzgesetz. Gärtner hatte bei einer kommunistischen Revolutionsfeier in Stuttgart revolutionäre Dichtungen von Herwegh , Mackay, Steinbach u. a. vorgetragen. Dafür wurde er zu einem Jahr drei Monaten Gefängnis verurteilt, denn nach Ansicht des Reichs- anwalts sei die Kommunistische Partei „eine g e- Heime und staatsfeindliche Verbindung Im Sinne des 8 VII, 4 des Gesetzes zum Schutze der Republik"! Als besonders hochverräterisch zitiert das Urteil die von Gärtner vorgetragene Strophe von Walter Steinbach: .Doch e i n ft Ihr Herren, einstens wird«» tagen. Dann bricht der Freiheit erstes Morgenrot Au» Zuchthauszcllen in das Heim der Rot; Dann löst sich Tat aus ungestümem Drang, lind unser Stöhnen wird Triumphgesang..." Der Ausdruck solcher Zukunftshoffnungen mag. wie der Staatsgerichtshof sagt, unter dem„Deckmantel der Kunst vorgenommene Propagierung der Parteiziel«" sein. Aber seit wann ist die deklamatorische..Propagierung der Parteiziele" oerboten und mit Freiheitsstrafe bedroht? Uebrigens gibt es in der deutschen Literatur Berse von ganz ähnlicher Gefährlichkeit. Z. B. diese: Denn schneller als ein Botensegel fliegt, Soll euch die Botschaft unsres Siegs erreichen, lind seht Ihr leuchten die willkommnen Flammen, Denn auf die Feinde stürzt ein Wetterstrahl Und brecht den Bau der Tyrannen zusammen! Will der Staatsgerichtshof oder der ihm entsprechend« Reichsgerichtssenat auch diese Zeilen als hochverräterisch brandmarken, wenn sie vor einem größeren Publikum vor- getragen werden? Er könnte sich sehr viel Arbeit damit machen. Wir können ihm den Verfasser nennen: Es ist
Friedrich v. Schiller, weiland Professor an der Uni- versität Jena ! Die Stelle ist zu finden in einem nicht ganz unbekannten Drama, das sich /.Wilhelm Tell " benennt und bis in die vierziger Jahre des vorigen Jahrhunderts am Hof- theater in Berlin als„revolutionäres" Stück verpönt war. Nicht einmal die gleichnamige Oper Rossinis durfte dort das Rampenlicht erblick-n. ohne daß der Geßler in einen franzö' sifchen Marschall und der Tell in— Andreas Hofer um- gewandelt wurde.. Die deutsche Justiz zum Schutz der Republik hätte also erhabene Lorbilder, wenn sie dem„Tell" den Prozeß machen wollte. Freilich versteht sie auch so ihr Geschäft, acht Jahre nach dem 9. November die Zeiten des Vormärz wieder auf- leben zu lassen. Daß sie Bücher beschlagnahmt wegen„hochverräterischer" Zitate von Karl Marc und Friedrich Engels , ist nur ein weiterer Beleg für die UnHaltbarkeit ihres Wirkens. Wann endlich wird sie einsehen, daß durch die politischen Prozesse gegen Kommunisten der Republik nicht gedient, son- dern nur Haß und Erbitterung groß gezogen wird? Wir können den Vormärz in unseren nachnovemberlichen Zeiten nicht mehr brauchen. Die Kommun'ftsscbe Partei— ohne Ideal, ohne Richtung, ohne positives Wollen— ist, wie alle Ereignisse zeigen, in geistiger Auflösung begriffen. Die vor- märzliche Justiz gegen ihre Anhänger Ist aber geeignet, diese Auflösung aufzuhallen. Denn gegen sie empört sich das Rechtsgefühl der Massen, auch derer, die Innerlich mit dem kommunistischen Schaukelspiel längst fertig sind.
tzetze als Prinzip. Politische Wrundsätze Nebensache. Die Hetze ist das Lebenselement der Deutschnationalen. Gestern hetzte der.L o k a l- A n z e i g e r" gegen das franzö- sische Volk, weil in Germersheim die schwarzrotgoldene Fahne mit Füßen getreten worden ist. Die Fahne ist das höchste, was die Nation kennt! Wer Schwarzrotgold beleidigt, be- leidigt das deutsche Volk! Die Nation darf nicht ruhen, bis diese Schmach gerochen ist! Heute hetzt die ,K r e u z- Z e i t u n g" gegen das Reichs- finanzministerium, weil es angeordnet hat, daß reichseigene Gebäude schwarzrotgold flaggen sollen. Höhnend schreibt die .Kreuz-Zei tung":„Schwarzrot g e l b als Mietver- tragsparagraph." Gestern war Schwarzrotgold die höchste Ehre der Nation, heute ist es eine verächtlich« Sache, die man ablehnen muß. Die Hetze aber bleibt, gestern und heute, und mit der Hetze die abgrundtiefe Berlogenhcit.
Ein �lbschieüsgruß von Külz . Landespolizelberordnung bricht Ncichsrecht. Herr Külz, der acschäftsführende Reichsminister des Innern hat auf eine Anfrage der Kommunisten im Reichstag über das Verbot des Potemkin-Films in Bayern und Württemberg eine Antwort ertellt, die den Mann in seiner ganzen Glorie zeigt:' »Die bayerische Regierung hat mir mitgeteilt, daß sie ein allgemeine» Verbot der Vorführung de» Bildstreifens»Das Jahr lS0S(Panzerkreuzer Potemkin )" nicht erlassen habe. Nach Mitteilung der württembergischen Regierung»st auch keine Anweisung an die Polizeibehörden ergangen, den Bildstreifen zu verbieten. Der Bildstreifen wird vielmehr in Bictiz- heim öffentlich vorgeführt. Auch ich würde ein allgemeines Verbot des von der Film- oberprüfftelle zugelassenen Bildstreifens oder eine allgemeine An- Weisung des behaupteten Inhalts mit dem Reichslichtspiel- gesetz nicht für vereinbar halten. Die Berantwor- tung dafür, daß ein ortspolizeiliches Einschreiten in
jedem der vorgekommenen Fälle zu? Aufrechterhaltimg der Sfftttb lichen Ruhe und Ordnung geboten war. mußichdenbeiden Landesregierungen überlassen. Sie werden die An- ordnungen der ihnen unterstellten Behörden daraufhin zu überprüfen haben, ob dies« bei Würdigung der örtlichen Verhältnisse in ihrer Besorgnis um die Ausrechterhaltung der Ruhe und Ordnung nicht zu weit gegangen sind. Die bayerische und die württembergische Regierung sind von mir ersucht worden, in eine solche Nachprüfung einzutreten und gegebenenfalls Abhilfe zu schasfen. gez. Külz ." Diesem ehemaligen Reichsminister des Innern und demo- kratisch.'n Parteimitglied täte ein Kolleg über das Abc der deutschen Verfassung not. Er scheint nicht zu wissen, daß es eine Reichsverfassung, daß es Grundrechte der Reichs- Verfassung gibt, daß es sich um eine B e r f a f s ung s v e r- letzung handelt. Das wäre noch schöner wenn vielleicht nächstens eine bayerische Polizeibehörde zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Ruhe die Grundrechte der Verfassung außer Kraft setzen könnte.
Deutstbnationale Stänkere: in Riga . Eine Berichtigung Dr. Kösters. Daß In Riga als Gesandter der deutschen Republik der Sozial- deinokrat Dr. K ö st e r und damit ein überzeugter Republikaner sitzt. das ist den reaktlonären Elementen der deutschen Kolonie in Riga schon längst ein Dorn im Auge. Eine muntere Hetze gegen den republikanischen Gesandten ist im Gange, die von der Berliner Rechtspresse eifrig unterstützt wird. Die.Lreuz-Zeiwng" ist insolge- dessen genötigt, eine Berichtigung Köster» abzudrucken, au« der u. a. folgendes hervorgeht. Der reichsdeutsche Unterstützungsoerein hatte aus Anlaß des Flaggenerlasses ein Iubeltelegramm an den Reichs- Präsidenten losgelassen, worauf Köster den Vorstand ersuchte, die Eintracht in diesem statutarisch unpositischen Verein nicht durch politische Kundgebungen zu stören. Daraufhin lehnte es der Derein ab, sich be! der B e r f a s s u n g s f e I e r in der Gesandtschast ver- treten zu lassen. Der Gesandt« trat nun— und damit hat er hundertmal recht gehabt— au» dem Verein aus. Entgegen den deutschnationalen Behauptungen wurden durch diese und ähnlich: Vorfälle die Unterstützungen, die die Gesandtschaft bedürftigen Reichsdeutschen auszahlt, nicht berührt. Die„Äreuz-Zeitung" hat die Dreiftlgkelt, in denunziatorifcher Absicht zu behaupten. Köster habe in der Affäre des Flaggenerlasses „Stellung gegen seinen höchsten Vorgesetzten, den Reichspräsidenten ". genommen. Köster hat aber, wie au» seiner Darstellung hervorgeht. durch den Schritt, den er beim schwarzweißroten Unterstützungs- verein unternahm, überhaupt nicht„Stellung genommen", sondern sich nur dagegen gewendet, daß sich der unpolitische Verein in politische Angelegenheiten einmischt. Der Fall ist überaus lehrreich. Denn er zeigt, wie ein deutscher Auslandsvertreter aussehen muß, wenn er vor Intrigen der Deutsch - nationalen sicher sein will. Au» diesem Gesichtspunkt kann man nur bedauern, daß die Rechtspresse zu„Beschwerden" über die Bot- schafter und Gesandten der Republik so selten Gelegenheit hat!
Deuischn all oval« und völkische.— Wie Herr v. Groefe im „Deutschen Tageblatt" mi' teilt, wollten die Völkischen im Reibxtag ein« Interpellation gegen den Hamburger Senat einbringen und er- baten von den Deutschnationalen die dazu nötigen Unterschrist:». Graf Westarp erklärt« jedoch, daß diese Unterfchriften nicht gegeben werden können, da die Völkischen die Deutschnationalen dauernd in agitatorischer Weis« angreifen. XCulle— Grütle-Lehder. Das völkische„Deu's.che Tageblatt" gibt «n« Mittellung des Untersuchungsrichters an W u l l e wieder, wo- nach die Vorunrersuchung gegen Ihn(wegen d:r Beschuldigungen Grütte-Lehders) am 22. Dezember geschloffen sei und daß die Akten an die Staatsanwaltschaft zurückgegeben wurde». Diese wird sich nun schlüssig zu»Nochen haben, ob sie d!« Eröffnung des Hauptverfahrens oder noch weiter« Beroeiserhebimg in der Voruntersuchung beantragen will.
Heut abenö... Heut abend sind alle Mensihen gut. Zeder denkt, wie er andern ein Liebes tut. 3m milden Strahle der welhaachlskerzen Beginnen zu schmelzen vereiste Herzeit. Alaslre Gesichter, verbiklerl, verhärmt. hat der Schimmer auf einmal erhellt und erwärmt. Hände, verkrampft sonst in starrem Begehren. Oeffaen sich freudig und wollen sich leeren. Liebe blüht aus in der Lichterslul— heut abend sind alle Menschen gut. heul abend sind alle Menschen froh. Sindersubel steigt lichterloh. Sorgen, die alltags die herzen zerfreffen. Stnd für Stunden verscheucht und vergessen. heimlich hegen ein neues hoffen. Dt« der Blitzschlag de» Schicksal» getroffen. Anders, vom Glänze der Kerzen erhellt. Blickt das eiserne Antlitz der well. Voller Güte, nicht grausam und roh: heut abend sind alle Menschen froh. And morgen?— So tragt den weihaachlsschei» Auch ln den grauen Alllag hinein! Seih gut! Seid froh! So wird aus Erden Da» Paradies schon Wahrheit werden! Paul Mochmann. Aktuelle Politik auf öer Sühne. Zlllc» Romain»'„Diktator". Dem Lessing-Theater hat der französische Dichter Jute» Romains ein schönes Weihnachtsgeschenk gemacht. Sein Schau» spiel«Der Diktator" führt mitten hinein in Tagessram:n der Politik. Es ist merkwürdig: Bor mehr als fünfzehn Jahren hat er da» Stück angelegt und greift doch zielsicher ein Thema der Gegemvart, das im Brennpunkt de, Interesses liegt. Das Wort �politisch Lied ein garstig Lied" trifft auch für das Drama nicht zu. Es Ist eine nachdenkliche, mit Spannung geladene Komödie, die lange im Zuschauer nachklingt. Der Sozialist Denis hat das Ministerium gestürzt. Die Massen jubeln ihm zu. Rur sein Freund Fereol, der Aktivist, der Mann der Tat, oertraut ihm nicht ganz. Nie ist das arbeitende Volk seinem Freiheitsziel so nahe gewesen wie setzt. Wird Denis das Signal zum Losschlagen geben? Den!» ist bedachtiger. Er wird zum König gerufen werden, wird da» Terrain sondieren und den Weg wählen, der ihm taktisch der richtigst« scheint. In der Audienz überfällt den Smlalisten etwa» Unerwartetes: der König bietet ihm die Minister- prajidenfscholt an.(Diese Szene de» französischen Autors hat«inen besonderen Reiz. Der König trägt ZIvUkleidung und redet auch durchaus vernünftig. Uns Deutschen fällt das als etwas Ungewohntes
auf.) Hier beginnt der Konflikt. Soll der Sozialist die Macht aus- nutzen, die ihm setzt in den Schoß fällt, soll er seine Ziele in ruhiger Entwicklung allmählich zu verwirklichen suchen oder soll er die be- stehend« Ordnung zerschlagen, das Chaos benutzen und dem Prole- tariat sofort die Gewalt überantworten? Die alle Frag«: Evolution oder Revolution trennt die Freunde Denis und Fereol. Denis ent- scheidet sich für Evolution. Er nimmt die Ministerpräsidentschait an. Aber Fereol. der trotz feines Mißtrauens feinen alten Kampf- genossen liebt, will Ihn vor dem Abtrünnigwerden bewahren und unterstützt ihn auf seine Weise. Er entsacht überall Streiks: Meuterei bricht aus. Das Chaos ist da. Jetzt wird Denis, so hofft Fereol. die Diktatur des Proletariats errichten. Aber da packt den Ministerpräsidenten der Ernst der Verantwortung. Run muß er die Ordnung aufrecht erhallen, um jeden Preis, auch wenn er-n den Ruf eines Verräters an der Sache de« Volkes kommt. Er macht sich zum Diktator und läßt den einstigen Freund Fereol ver- haften. Das ist die stärkste Szene des Schauspiels: er will seinen Genossen verstehen lehren, was es heißt, Verantwortung tragen, Blutvergießen oerhindern, Ordnung schaffen. Und ol» er feine flammende Selbstverteidigung beendet hat, da erwidert ihm gebrochen Fereol:.Ich sehe, du bist ein verlorener Mann." Als völlig Der- elnfamter führt Denis feine schwere Aufgabe weiter durch. Ein nachdenkliche» Stück. Es Ist gleichgültig, ob Romains, der Dertünder des Unanimismus, der Massenseele, im.Diktator" seinen programmatischen Anschauungen treu bleibt. Es Ist gleichgültig, wem der Dichter recht gibt, dem Evolutionär oder dem radikalen Aktivisten. Im Gegenteil, es ist ein Reiz, daß beide mit gleicher Ueberzeugungskraft reden. Dos Stück ist bestimmt nicht für die Ewigkeit geschrieben. Wenn es auf die Zuschauer nachhaltend«, ja begeisternde Wirkung ausübt, so liegt es nicht zuletzt an der glänzenden Inszenierung durch Karl Heinz Martin . Albert B a s s e rm a n n gibt den Evolutionär Denis hinreißend. Es acht von ihm eine bezwingende Gewalt aus, so daß die geschossene Figur noch jahrelang haften bleibt. Den Akti- visten Fereol spielt Walter F r a n ck In der Maske eines Asketen, eindringlich, unheimlich, ober in etwas zu kleinem Format. Als König bewundern wir wieder die chcvalereske Art des eleganten Kurt G ö jr In«Inn Nebenrolle fäll» Szöke S z a k a l l durch originelle Eharokterlflerungekunst auf. Sibylle Binder , Fron- ziska K I n z und Werner H o l l m a n n konnten sich ebenfalls für den begeisterten Beifall bedanken, den das ergriffene Publikum dank- bar spendete. Ernst Degner.
Berliner Thealer:»Rur du!" Walter Bramme, der mit seinen eigenen Operetten nicht viel Glück hat. tippte als Theater- dlreklvr auf den opollonischen Kollegen Waller Kollo und sagte: .Rur du!" Und hatte Glück. Die beiden Nummern.Nur du" und.Schatz, mach's Bett". Texte au» der hochpoetischen Aber Willi Kollo « und Bruno Hardt-Wardens. schlugen ein. Kollo schreibt nicht mehr als notwendig, an Stücken, an Einlagen, er ist auch fein und reif als Instrumentator geworden und geht, obgleich sämtliche Melodien Urväter haben, doch am Banalen und Veralteten vorbei. Uebrigens macht weder hier noch ionstwo die Musik den Erfolg einer Operette. Sondern der zweite Spielakt, und in diesem die eine zwerchfellerschütternde, ungeheuer koniische Szene, In der ein als Ungar verkleideter Siegfried Arno Klavier spielt. Wer hier
noch japsen kann, sei beneidet. Das Stück dreht sich um eine.alte Tante", die aber jung und fesch ist. um ihren Neffen, der den Sekretär spielt, während die Tonte zu Besuch kommt, um Lieb- schasten, schöne Beine, Iunggesellendurcheinander. Den Vogel schießen diesmal die Männer ab, Oskar K o r l w e i», die Liebenswürdigkeit und ewige Iungenoerlegenheit in Person, der temperamenivollc Artur Hell und Karl N e i s s e r als Diener seiner Herren unb als Herr seiner Diener(Regisseur des Ganzen). Helene 2 a r n a y trägt Kostüme mit Grazie und spielt die elegante Frau fast zu elegant(im Hausbctrieb), Helene Krätz ist am tollsten in der Ungarnparodie. Hans Julius S a l t e r hielt dos gute Ensemble (so etwa» gibt e, nur in der Operette) fest zusammen. K. 6. Ein neue» Opereetkentheater. Da» Zentraltheater hat unter Robert Winterbergs Leitung nun wieder feine Pforten geöffnet. Mit der Operette„Der Trompeter vom Rhein " bat es wahrscheinlich ein Zugstück erwischt, wenigstens für so lange Zelt, wie E o r n e l i s B r o n s g e e st den zuckersüßen Trompeter so ausgezeichnet singt und fo nett spielt. Ueberhaupt ist die Besetzung des Stücke» überraschend gut. Else K n e p e l ist eine stimmlich und mimisch trefflich« Darstellerin der Maria. Iosephine Klein, Helmuth K r a u ß. Ellen Geyer, Leopold H a i n i s ch und die übrigen geben gleichsylle gute Leistungen. Der Ehor, sonst recht lebendig, wird noch lernen, das Fridolinlied nicht wie ein Gesangverein abzustngen. Auch sonst werden wahrscheinlich und hoffentlich noch einiae Korrekturen vorgenommen werden. Man wird auch vor allen Dingen einige böse„Witze" verschwinden lallen. Eornelis Bronsgeest und August Neidhardt sollten ihr Textbuch dormishin einmal gründlich revidieren. Oder ist etwa Victor von Scheffel , der im Programm an erster Stelle gc-t nannte Verfasser, dafür verantwortlich? Man liest dort mit Er- staunen, daß die Operette von Victor von Scheffel , von Eornelis Dronsgecst und August Neidhardt herrührt. Sollte dieser Sckiesfel mit dem Dichter identisch sein, der, wie man hört, zurzeit ein Lust- spiel„Ekkehard" unter der Feder hat? Die Musik lehnt sich sehr stark an Neßlers Oper„Trompeter von Söcking ««" an. Robert Winterberg Hot sie annehmbar für dieses neue Textbuch zu- rechtgeschneidert, und von Karl S a l o w wurde sie geschickt instru- mentiert. Das Zentrallheater bietet sich nach dem Umbau in recht freund- ltcher Zlufmachung dar. Alle» ist auf Farbe eingestellt. Die Bühne hat neben anderen technischen Neuanlagen einen über 18 Meter hohen Rundhorizont erhalten. Tes.
Ilravlo-deraalloiluagev. Täglich-.Di« Insel der verlorenen Menichen"— t7u. 0):.Der®o6n der Berge*.— 15 nB): .Nordlandsahrer".— Dienstag. (S):,Ipazi«rgänge durchs GlaShauS". Bant Brunn* Marionetten• lheatee Münchner Künstler, ftitrlftrftm- tmmm 232( Zezeslion», bat all Seibnachtlprogramm dnS Krippeniplel täglich 5 und bl/t Udr auf dem Tpielvtan.®rof PocciS.Zaubergei gewird in villig neuer Ausstattung vnrderellet. Die Niodowieck.Ausstelinng de« KupserNIchkabinett» wird geichlossen. An idre Stelle tritt«ine Ausstellung von venezianischen Zeichnungen des IL. Jahrhundert«.