Befund ist genaues noch nicht zu erfahren geivcseu, doch sollniittleriveile gegen den betreffenden Gefreiten die Untersuchungeingeleitet sein.Unter dem tverdnchte des GnttemnordeS ist amDonnerstag der herrschaftliche Kutsck>er Hermann S t a d i e zuLinde bei Päivesin im Kreise Westhavelland verhaftet worden.Stadie, der erst 20 Jahre alt ist und sich am 23. Dezember v. I.mit seiner 3 Jahre älteren Ehefrau verheirathet hat, erschoß die-selbe am Mittwoch Abend mittels einer Jagdflinte, die mitRehposten geladen war. Die Kugel drang der Frau durchsHerz und führte den sofortigen Tod herbei. Die Frau befandsich im schwangeren Zustande und sah im nächste»Monate ihrer Entbindung entgegen. Verschiedene Umständescheinen den Anschein zu erwecken, daß das Ehelebe» nicht glück-lich niid Stadie seiner Frau bereits überdrüssig war. Er be-hauptet zwar, daß er seine Frau nur aus Unvorsichtigkeit er-schössen habe, indem er das vermeintlich ungeladene Gewehr aufseine Frau anlegte und losdrückte, indessen stößt diese Behauptungaus schwere Bedenken. Die Klärung der Sachlage muß derUntersuchung vorbehalten bleiben. Stadie wurde durch den be-rittenen Gendarmen von Pävesin verhastet und in das Amts-gerichtsgesängniß in Brandenburg a. H. abgeliesert.lieber einen Mißstand, der sich in der Nähe vieler Ge-meiudeschulen bemerkbar macht, wird uns lebhaft Klage geführt.Die kleinen Knaben und Mädchen dürsen, wenn sie nach Hausegehen, nicht mehr die BedürsnißanstaUen der Schulen beiiutzen,so daß stets nach Schulschluß ganze Reihen von Kinder beiderleiGeschlechts ihre Bedürfnisse auf der Straße befriedigen. Machtschon dieses einen in jeder Beziehung unangenehmen Eindruck,so wird dieser noch verstärkt, wenn, wie es bei manchen Schuleninfolge von Beschwerden der Nachbarn geschieht, einige größereKnaben beauftragt sind, die Kleinen au der Verunreinigung derStraße zu verhindern. Mit Püffen und Fauststößen werden die armenKinder, die wohl oft das Ende der Stunde sehnsüchtig erwarten,über die Straße gejagt, worauf sie ihr Geschäft in einer anderenStraße verrichten. Das ganze widerwärtige Treiben gewährteinen geradezu ekelhaften Anblick. Sollte es sich wirklich nichtermöglichen lassen, daß die natürlichen Bedürfnisse in den dazubestimmten Anstalten der Schule besriedigt werden, auch wenn dieItinder keinen weiteren Unterricht mehr haben? Wir meinen,daß das wirklich nicht schwer durchzuführen wäre und halten esfür keine» Nachtheil, wenn zu diesem Behufe die letzte Stundefünf Minuten von der Unterrichtszeit verlöre, oder falls dies«icht angeht, wenn ihr fünf Minuten zugesetzt werden müßtenFreibier? Der Oekonom der Brauerei Oswald Berlinertheilt uns mit, daß sich das von ihm gegebene Freibier nuraus die Veteranen von 1870—71 bezieht.Ob da nun jeder, der ein Glas Bier haben will, denMilitärpaß vorlegen muß, wissen wir nicht. Uebrigens scheintdie Besorgnis, daß ganz Berlin in die Brunnenstraße ziehenwerde, um Freibier von Berliner zu holen, sehr groß gewesenzu sein.Eine EntfiihrungSgeschichte beschäftigte einer Lokal-korrespondenz zufolge die hiesige Polizei. Die Witlwe Senge-busch, Bärwaldstr. 12, hatte seit dem I. Juli einen Schriftsetzermit seinen drei Kindern in Pflege. Am 15. d. M. kündigte derManu. Am letzten Dienstag hat nun die Sengebufch, währendder Vater, der an demselben Tag ausziehen wollte, seiner Be-schästigunz nachgegangen war, die drei Kinder entführt. Aufdem Polizeibureau gab die Sengebusch die Entführung derKinder zu, verweigerte aber jede Auskunft über deren Verbleid.Es sind zwei Mädchen im Alter von S>/z und i'/s Jahren undein Knaben von acht Monaten.Wege» MordeS aiigekfagt ist die Ehefrau Ida Frank,welche am 21. Mai d. I. sich und ihre beiden Kinderchen in derWaldemarstr. 14 belegenen Wohnung durch Kohlendunst zu ver-giften suchte. Die Angeklagte benutzte die Abwesenheit ihresMannes, der sich in Moabit aus Arbeit befand, um in derWohnung einen Eiiner aufzustellen, der mit glühenden Preß-kohlen angefüllt war. Durch den aus den Wohnräumen heraus-dringenden Qualm wurden die Hausbewohner aufmerksam ge-macht, man sprengte die Thür und fand am Boden leblos liegendzieren die Fenster. Prächtige Skulpturen schmücken allerwärtsden Jnnenraum. So ist besonders erwähnenswerth einhoher, überlebensgroßer marmorgcmeißclter Christus inder Mitte des Altars mit dem symbolischen Ange Gottesdarüber; und gerade gegenüber, als Erinnernng an dieSchäbigkeit der Berliner Stadtverordneten am 2. Mai diesesJahres ein R e l i e f aus grauem Sandstein mit folgenderInschrift:Was für Kameele einst gewesendie Väter unserer grössten Stadt!2. V. 1895.Keine dreimallinnderttansend Mark.Ruppig!Das Relief, das wir oben im Bilde wiedergeben, befindet sich im Jnnenraum über dem zur linken Handgelegenen der drei Eingangsportale, die von Westen her indie Kirche führen. Es stellt Jakob und Rebecca amBrunnen vor, die Kanicele tränkend, die rings herum imSande liegen. Die Schrift ist theils in den Felsen desBrunnens, theils in den Saum der Kameeldecke gehauen,allerdings nur flach, so daß man sich schon mit einemOpernglas bewaffnen muß, um sie zu lesen. Rebeccaauf dem Bilde repräsentirt die K l e r i s e i, die aus demBrunnen der christlichen Liebe schöpft, um allen, die davontrinken, das ewige Heil zu verschaffen. Jakob ist GrasMirbach, der mit dem frommen, selig machenden Wässer-lein, das aus dem Aegirsgestein träufelt, die BerlinerStadtverordneten tränken wollte. Und die umherliegendenK a m e e l e, ja, das sind eben die— K a m ee l e. Die Nebenthür,die mittlere von den dreien, ist gekrönt mit einem Bild-werk, das zwei Engel darstellt, in ihrer Mitte dasC h r i st n s s ch ä f l e i n mit dem Kreuz. Die dritteThür ist bis jetzt nur überdacht von einem rohen Sand-steinblock, in den hoffentlich ein ebenso schönes Bildgemeißelt wird, wie die links gelegene Thür eins trägt.Man sieht, es gicbt in dieser christlichen Kirche garmanche Sehenswürdigkeit und gar absonderliche Zusammen-stellungen. Aber die Gottlosen im Lande, denen ja die Religionerhalten werden soll, werden sich baß verwundern, daß esLeute giebl, die es mit ihrer Frömmigkeit vereinenkönnen, in der„heiligen christlichen Kirche", dicht neben dasangeblich heiligste, einen— schlechten Witz in die Quadernmeißeln zu lassen. Das ist nicht„Gotteslästerung",das ist genial!Hoffentlich bekommen diejenigen unserer Stadtverord-neten, die an der Einiveihung der„Kaiser Wilhelm-Gedächtniß-Kirche", im Kreise der Fürstlichkeiten und derhöchsten Würdenträger, theilnehmen dürfen, diese Nummernoch so zeitig zu Gesicht, um sich bei der Gelegenheit auchgleich einmal die bewußten Kameele auf ihre Portrait-ä h n l i ch k e i t anzusehen.die Angeklagte, sowie den fünfjährigen Sohn Fritz und dasTöchterchen Gretchen im Alter von 3 Monaten. Während dieMutter mit ihrem Sohne nach dem Krankenhause am Urban ge-schafft und beide daselbst wieder geheilt wurden, waren dieWiederbelebungsversuche an dem Töchterchen, welche ein Arztsofort vorgenonnnen hatte, vergeblich. Wegen Mordes ist nundie Anklage erhoben und wird die Frank am 17. d. M. durchden Rechtsanwalt Dr. Herzfeld vor dem hiesigen Schwurgerichtevertheidigt werden. Eine Freisprechung scheint nicht ausgeschlossen, da die Angellagle ein unheilbares Leiden hat undvollständig von Melancholie befallen ist, so daß es sehr zweifel-Haft erscheint, ob sie vorsätzlich und mit Ueberleguug die Thatbegangen hat.Durch Sturz a«S dem Fenster hat sich heute früh schonwieder eine Person geiödtet. Um 1 Uhr in der Nacht kam inder Gartenstraße 15 ans einem Fenster des vierten Stockes derKörper eines jungen Mädchens auf die Straße herabgeflogen.Ein Schutzmann hob ihn auf und brachte ihn nach derCharitee. Die Schwerverletzte war aber schon bei ihrerAufnahme dem Tode nahe und verschied bald darauf.Dem Selbstmord liegt ein Liebeshandel zu gründe.Das Mädchen, die 19 jährige Louise Fuhrmann, deren Eltern inBerleberg wohnen, war nach Berlin geschickt worden, damit siesich hier als Verkäuferin ausbilde. Statt dessen aber wurde sieKellnerin. In einer Wirthschast lernte die Fuhrmann einenjungen Mann kennen, und aus der Bekanntschaft entspann sichein Liebesverhältnis. Als der Geliebte dasselbe lösen wollte,nahm sich das Mädchen dies so sehr zu Herzen, daß es nichtlänger leben wollte und sich zum Fenster hinausstürzte.Verhaftet wegen Verdachts drS Verbrechens gegendas Leben wurde vor einigen Tagen die Hebeamme S. i» derSchwedterstraße. An eine andere Hebeamme gleichen Namens,welche in derselben Straße wohnt, gelaugte durch die Postein Brief, in welchem uiitgetheilt wurde, daß„dieSache schief ginge, weil andere Personen davon Windbekommen hätten, und nun eine Denunziation beabsichtigten.Das Mädchen wüßte aber Bescheid und würde so und soaussage», und sollte bei eventueller Vernehmung die Hebeamme ihre Aussage danach richten". Da der Frau S. derBrief völlig unverständlich war, sah sie sich die Adresse nochmals genauer an, und entdeckte nun, daß der Brief garnicht ansie, sondern an die gleichnamige Kollegin gerichtet war. Nunmehr machte Frau S. der Polizei Anzeige von dem Vorfall, undalsbald erfolgte die Verhaftung der richtigen Adressatin desBriefes.Polizeibericht. Am 30. v. M. morgens stürzte im Thier-garten beim Floraplatz ein Rentier mit dem Pferde. Er scheintinnere Verletzungen erlitten zu haben.— An der Köpnickerbrückefiel nachmittags ein achtjähriger Knabe beim Spielen in denLouisenstädtischen Kanal und ertrank. Ein Barbier hatte, ob-wohl er des Schwimmens vollständig unkundig ist. den Knabe»zu retten versucht. Er verlor jedoch bald den Boden unter denFüßen und wäre wahrscheinlich ebenfalls ertrunken, wennnicht ein Schutzmann in voller Uniform nachgesprungenwäre und den bereits Bewußtlosen so lange über Wassergehalten hätte, bis ein Kahn herbeikam, der beide auf-nahm.— Beim Abbrechen eines zur Vornahme von Belastungs-proben auf einem Grundstücke in der Magazinstraße errichtetenGewölbes stürzte infolge fZusammenbruchs zweier Pfeiler einschwerer eiserner Träger herunter, erschlug einen Arbeiter undfügte einem zweiten eine leichte Verletzung an der Brust zu.—Abends wurde ein lljähriges Mädchen in der Lothringer-straße durch einen Geschäftswagen überfahren und amUnterschenkel erheblich verletzt.— In der Wohnung einesSchneiders in der Prinzenstraße fand infolge Zlufgießensvon Spiritus auf eine brennende Spiritus- Glühlampeeine Explosion statt, bei der der Wohnungsinhaber leichteVerletzungen erlitt, während seine zweijährige Tochter schwereBrandwunden davontrug.— Am Schlüterstege sprang abendsein Mann in der Absicht, sich zu ertränken, in die Spree, wurdejedoch noch lebend aus dem Wasser gezogen.— In der Nachtzum 31. v. M. stürzte sich eine Kellnerin aus dem Fenster ihrerim vierten Stocke eines Hanfes in der Gartenftrnße helegenenWohnung auf den Bürgersteig hinab und zog sich so schwereVerletzungen zu, daß sie bald darauf starb.— Im Laufe desTages fanden vier unbedeutende Feuer statt.WitternngSiibersicht vom 31. August 1895.Wetter-Prognose für Tonntag, 1. Teptember 1895.Ein wenig kahleres, vielfach heiteres. jedoch unbeständigesWetter mit einzelne» Regenschauern und frischen westliche»Winden.Berliner Wetterbure au.Thvskev.Friedrich- Wilhelmstädtisches Theater. Die Reise nachdem Mars. Erste Aufführung am 30. August.(Erstes Gastspielder Schauspiel-Gesellschaft„Die Liliputaner".) Ein Ausstattungsstück Jules Verne'scher Art mit Ballets, reichen phawtastischen Dekorationen, seltsamen Kostümen und putzigenSchauspielern, den in Berlin nicht unbekannten Liliputanernwurde als„Reise auf den Mars" dem Publikum des FriedrichWilhelmstädtischen Theaters, unter dem sich neben Erwachsenenleider auch kleine Kinder befanden, vorgeführt. Den Text, derfür das Stück gänzlich nebensächlich ist, zu erzädlen, können wir unsersparen, ist er doch blos ein nebensächliches Verbindungsglied zwischenden Dekorationen und Ballets. Hie und da kam auch ein guter Witzvor, der dann vom dankbaren Publikum bejubelt wurde. DieDekorationen und Kostüme waren sehr hübsch, die Lichteffekteganz prächtig, die Ballets scheinen die Kenner auch vollkommenbefriedigt zu haben. Aber es wäre Unrecht, nicht auchder schauspielerischen Leistungen neben all' dem Glanz derDekorateure, Schneider und Maschinisten lobend zu gedenken. Unterde» putzigen Liliputanern gab es treffliche Schauspieler, direktschlecht spielte niemand aus dem kleinen Volke, wir hehen be-sonders die Leistungen der Herren Ring, Zink, Edert und vonFräulein Görner hervor.—».GeriÜzks�ZeLkung.Nachklänge von der Maifeier. Vor der II. Ferien-Straskammer am Landgericht I standen beute die GenossenB l a n r o ck und H u p p k e wegen„Verächtlichmachung vonStaatseinrichtungen", die sie durch ihre Reden in der Mai-Versammlung der Maurer verübt habe» sollen; dererstere ist außerdem noch wegen Beleidigung der Polizeiangeklagt. Ten Vorsitz in der Brausewetter-Kammer führte HerrLandgerichts. Direktor Lindenberg, die Anklagebehörde vertritt derStaatsanwalt Dr. Borchardt.— Am I. Mai fand bei Gründelin der Brunnenstraße eine öffentliche Maurerversammlung statt,wo ein der Bedeutung des Tages entsprechendes Referat gehaltenwurde. Vlaurock kam gleich hinter dem Vortragenden zum Wortund kritisirte im Verlauf seiner Ausführungen die Behandlungder Arbeiter bei dem großen Zicgelarbeiterstreik in Oesterreichund in den sizilianischen Schwefelgruben. In der An-klageschrift wird behauptet, daß er darauf die Kon-signirnng des Militärs bei der Maifeier in unzulässigerWeise besprochen und in„höhnender" Weise hinzugefügt habe.daß unsere(die deutsche) Regierung viel besser sei. Die Be-leidigung der Berliner Polizeiverwaltung wird darin gefunden,daß der Redner behauptet haben soll, die Polizei beschütze dasBauschwindlerthum. Die Anklage gegen Huppke beziehtsich darauf, daß letzterer der Ziegierung vorgeworfenhaben soll, Isis begünstige ans egoistischen Motiven die Preis-treiberei der Petroleum-Spekulanten und„verhetze" dieKlassen u. s. w.Die Beweisaufnahme begann mit der Vernehmung desPolizeilieutenanls S ch m i d t, der die Versammlung seinerzeitüberwacht hatte. Ter Zeuge kann ans dem Gedächtnis nichtsbekunden, er bezieht sich auf seinen Bericht, den er seiner vor-gesetzten Behörde eingereicht hatte. Danach soll B. geäußerthaben:„Die Polizei tritt zum Schutze der Bauschwindlerein. wenn dieselben die Arbeiter nicht bezahlen wollen,"auf weiteres Befragen bemerkt der Zeuge, daß der Angeklagte H.in„fanatischer", unklarer Weise seine Ansichten entwickelt habe,welche ihm so gefährlich erschienen seien, daß er die einzelnenSätze genau notirt habe. Auf die Frage des Vertheidigers,ob er stenographire, bemerkt der Beamte, daß er davon seitlängerer Zeit abgekommen sei, weil er„schlechte Erfahrungen"damit gemacht habe. Polizei-Anwärter Klawitter, der zweite„überwachende" Beamte, kann sich aus Bestinimtes nicht erinnern.Er ist bereit, zu beschwören, daß der Bericht des LieutenantsSchmidt richtig ist.— Vors.: Darauf können mir uns hier nichteinlassen. Mehrere Versammlungstheilnehnier sagen überein-stimmend auS, daß die Reden der Angeklagten den von der Anklage-bchörde angenommenen Sinn nicht gehabt hätten; aufs ent-schiedenste wird bestritten, daß die Wendung Blaurock's, wo erdie Neigung der deutschen Negierung zu Provokalionen der Arbeiterverneint hat, ironisch gemeint gewesen ist. Ein Bauunternehmer M.,dergleichfalls als Zeuge geladen war, gab dem Gerichtshofe Auf»klärung darüber, daß sast immer die Polizei als Schutzgeist vonden gewissenlosen Bauspekulanten herbeigerufen werde, wenndiese Konflikte mit ihren Arbeitern wegen Nichtzahlung desLohnes ic. befürchten.Das Plaidoyer des Staatsanwalts wirkte überraschend da-durch, daß der Herr gleich von vornherein den Grund-satz ausstellte, daß in diesem Falle lediglich denAussagen der überwachenden Beamten Glauben bei-gemessen werden könne. Es leiten ihn dazu verschiedeneGründe: Die höhere Intelligenz, die langjährige Thätigleit alsBeamter, die Bekundung, daß derselbe seinen Bericht bald nachder Versammlung fertig gestellt l>at lind endlich— die„innereWahrscheinlichkeit". Weshalb gerade dieser letzte Einwand ge-macht wurde, legte der Redner leider nicht in genügender Klar-heit dar. Der Krieg, über den Huppke sich miß-billigend ausgesprochen hat, ist für den Herrn Staats-anmalt„gewissermaßen auch eine Anordnung der Obrig-keil" und darum fällt die darauf bezügliche Redewendungauch unter den Begriff des Z 131. Zuletzt erhob der Vertreterder Staatsanwaltschaft noch den schweren Vorwurf gegenVlaurock, daß er Geschäftssozialist sei und nur aus egoistischemInteresse die Maurervcrfammlung, die ihn nickts anging, besuchthabe. In überzeugender Weise wies der letztere diese Be-schuldigung zurück. Der Staatsanwalt beantragte gegen Blaurockdrei Monate und gegen Huppke zwei Wochen Gefängniß.Der Verlheidiger, Rechtsanwalt Leopold Kotz ging auf dieBegründung der Anklage ausführlich ein und widerlegte Punktfür Punkt der fiaatsanwaltschaftlichen Deduktionen. Er wiesnach, daß der Paragraph auf die inkriminirten Ausdrücke gar-nicht anwendbar ist und plädirte für Freisprechung.— Nach ein-ständiger Berathung verkündete der Vorsitzende das llrtheil da-hin, daß der Angeklagte B l a u r o ck gänzlich freizu sprachenund der Angeklagte Huppke zu einer Geld st rase von50 M. verurlheilt sei. Der Gerichtshof hat geglaubt,hieß es in der Begründung, daß er sich darumnur an den Bericht des Polizeilieutenants halten konnte,weil sich das Bild der Vorgänge im Geiste der Zeugen durchdie lange Zwischenzeit dermaßen abgeschwächt habe, daß sichnichts Positives mehr feststellen lasse. Trotzdem sei auffFreisprechnugbei B. erkannt, da eine Kritik, wie dieser sie geübt, weder unterden Z 131 noch unter den Beleidigungsparagraphen falle. BeiH., dessen Auslassungen zum theil den Thalsachen direkt wider-sprächen, habe man strafmildernd in betracht gezogen, daß erlebhaften Temperaments und bisher noch unbestraft sei.Gegen einen höchst gefährlichen Menschen, den Sckmh-macher Karl Küster, hatte das Schöffengericht eine Anklagewegen verleumderischer Beleidigung zu verhandeln. Am 7. Juninachmittags kam zu einem im Osten wohnenden Arzt ein ihn»bis dahin unbekanntes kleines Mädchen, welches aus die Fragenach seinem Begehr antwortete:„Ich weiß nicht" und schüchternan der Stubenthür stehen blieb. Wenige Augenblicke darauftrat ein Mann ein und erhob die schwere Beschuldigunggegen den Arzt, daß er mit dem Kinde unzüchtige Hand-lungen vorgenommen und zu diesem Behuse das Kindschon zu verschiedenen Malen in seine Wohnung gelockt habe.An der Beschuldigung war kein wahres Wort. Der Angeklagtehat sie aber offenbar in ganz systematischer Weise zu verbrecheri-schon Zwecken erhoben, denn wie vor Gericht festgestellt wurde,hat er dasselbe Manöver an demselben Tage noch bei zweianderen Herren versucht. Der Gerichtshof hielt das Vorgehendes Angeklagten für ein besonders strafwürdiges und gemein-gefährliches und verurtheille ihn deshalb zu e i n e m I a h rGefängniß.Briefkasten der Expedition.Für die Familien der im Essener MeineidSprozestVernrtheilten gingen bei uns ferner ein:G. B. 20,—. F. S. 1-,„Skatklub Schnitt", Trittelwitz 8,—.Postschaffner Lehmann 1,—. Ueberschuß v. d. Stammgästen beiSasse's Hochzeit d. Schwahn 12,75. Rother aus der KaiserstraßeI,—. Trotz Staatsanwalt und Münter hungern doch nicht EureKinder, 3 Genossen der Zuchthäusler I. Rate 6,—. U> bekannt0,50. Parteigenossen in Gera 49,95. Kowalski, Zossen 2.93.Görlitzer Genossen durch Wünsch 49,95. Glatzel, Stull-gart 9,95. Nobel, Berlin 2,95. Kommis P. E. 1,—.Patrioten von S. u. H. 4,30. W. Wöllmer's Messingabtheilung4.65. F. Schiefer, Steglitz, bei der Beerdigung gesammelt 2,—.1 Maurer 0,50. Ein Laubenbesitzer in Ripdorf 3,—. ZahlabendStadtbezirk 180a. 1,20. Gesammelt von dem männlichen Personalder Luxuspapierfabrik Hagelberg mit einigen Ausnahmen 4,10.Dem langen Gustav zum Aerger, die Buchbinder Etallschrciber-straße 3,50. Unlerwasserstr. 6 1,—. Personal der BuchdruckereiStrauß 19,25.Summa 209,00 M. Bereits quittirt 2564,34 M., in Summa2773,34 M.Berichtigung: In der vorgestrigen Quittung muß es heißen:Verein der Zink gießer und Slürzer, nicht Zinugießer.