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Um die Autonomie Elsaß - Lothringens . Scharfe Gegensätze in der Liga für Menschenrechte.

Paris , 28. Dezember. ( Eigener Drahtbericht.) Die Franzō­fische Liga für Menschenrechte" beschäftigte sich auf ihrem diesjährigen Weihnachtsfongreß in Meg besonders mit der elfah- lothrin­gischen Frage. Berichterstatter war der Elsässer und Sozialist Grumbach, der in einem langen Vortrag sich über die ganzen verwickelten Fragen des Verwaltungssystems im übrigen Frankreich und von der in erster Linie daraus abzuleitenden Autonomisten bewegung erging. Der Bericht Grumbachs war sehr optimistisch gehalten. Von der Vorausseßung ausgehend, daß die Oppositions bewegung eine Stüße im elfäffischen Klerifalismus habe, kam der Redner zu dem Schluß, daß nur eine schnelle Verbindung der Berwaltung von Elsaß- Lothringen mit der im übrigen Frant­reich der Autonomistenbewegung die Spize abbrechen könne. Jede Schwächlichkeit Frankreichs auf diesem Gebiet wäre ebenso in frane zösischem, wie im Interesse des Weltfriedens schädlich; denn eine Minderheitenfragen in internationalem Sinne gäbe es in Elsaß Lothringen nicht. Nichts wäre nach Ansicht des Berichterstatters gefährlicher als irgendein Entgegenkommen auf verwaltungsted nischem Gebiet, der Autonomiſtenbewegung Borschub zu leisten.

Mehrere Rebner widersprachen den sezialistischen Aus­führungen auf das heftigste; viele teilten die Auffaffung Grum bachs über die Autonomistenbewegung in Elsaß- Lothringen nicht. Speziell Weill wies darauf hin, daß diese Bewegung sofort mit der Rückkehr der Verwaltung der Lothringischen Provinzen an Frankreich im Jahre 1918 eingesetzt habe, daß diese Bewegung also feineswegs als Reaktion gegen das Linksregime in Frankreich nach den Wahlen vom 11. Mai angesehen werden dürfe. Es sei also falsch, den elsässi­schen Klerikalismus allein für die Autonomistenbewegung berant­wortlich machen zu wollen. Sie habe ohne Zweifel viel tiefere, teils fulturelle Gründe, denen Frankreich nicht entgegen­treten, sondern denen es Rechnung tragen müsse. Der Redner forderte bann, speziell auf verwaltungstechnischem Gebiet, ein Entgegenkommen der französischen Regierung und ent­feffelte einen Tumult in der Versammlung, als er ein Eingehen auf die elsaß - lothringischen Wünsche in der Frage der Laiengesetzgebung verlangte.

In der Abstimmung über den von Grumbach im Namen des Bentralfomitees eingebrachten Bericht über die Frage Elsaß Lothringen wurden 1500 dafür und 48 Stimmen dagegen ab gegeben. Der Kongreß verlangte über den Bericht von Grumbach hinaus, daß die deutsche Sprache bei Gerichtsverhand. [ ungen in gewissen Fällen 3 u gelassen sein solle.

Starke Einwanderung nach Frankreich . Paris , 28. Dezember. ( WTB.) Das Ministerium des Innern veröffentlicht das Ergebnis der im März 1926 vorgenom­menen Bolkszählung. Danach beläuft sich die zu diesem Zeitpunkt festgestellte Zahl der in Frankreich ansässigen Personen auf 40 740 000, davon 38 245 000 Franzosen und 2498 000 Ausländer Bei der voraufgegangenen Bolkszählung am 5. März 1921 war die Zahl der in Frankreich wohnhaften Bersonen mit 39 209 666 fest gestellt worden. Von dem Bevölterungszuwachs von rund eineinhalb Millionen Einwohnern entfallen etwa eine halbe Million auf die Franzosen und mehr als eine Million auf die

Ausländer.

Das am dichtesten bevölferte Departement, das der Seine, wird Don 4 630 000 Personen bewohnt, davon 4 200 000 Franzosen und 430 000 Ausländer.

Gegen die ungeregelte Einwanderung. Paris , 28. Dezember. ( Eigener Drahtbericht.) Der gestrige zweite Tag des Kongresses der Liga für Menschenrechte hat sich mit der Frage der Ausländer in Frankreich befaßt. Mehrere Red­Ker verlangten die Regelung der Einwanderung in Frankreich ähnlich derjenigen in den Bereinigten Staaten, da Frankreich das zweite Einwanderungsland nach den Vereinigten Staaten darstelle und die Einwanderung keinerlei gefeßlichen Formalitäten unter­worfen set. Es wurde eine Resolution angenommen, welche die Schaffung eines Naturalisations- und eines Einwanderuns amtes in Frankreich vorsieht.

Dann ging der Kongreß zur Diskussion der Gefahren des Faschismus über. Er beschloß endlich, den nächsten Kongreß am 14. Juli in Paris abzuhalten.

Um die Erledigung der Reffpunte. Paris , 28. Oftober.( WTB.) Die in der französischen Preffe rerbreitete Nachricht, General von Paweliz habe einen Brief an den Vorsitzenden des Interalliierten Militärkomitees in Versailles , Marschall Foch, gerichtet, fann als nicht den Tatsachen entsprechend bezeichnet werden. Dagegen fann berichtet werden, daß alle Fragen, die sich auf die Entwaffnung beziehen und die mit der Botschafter fonferenz zu regeln waren, bis auf die 3 wet strittigen Fragen betreffend die öftlichen Befestigungen und das Kriegs­material geregelt find, und daß ein amtlicher Notenaustausch hier über schon erfolgt ist und zum Teil im Augenblick durchgeführt wird. General von Pawelsz wird in den ersten Januartagen in Paris eintreffen und die Verhandlungen mit den militärischen Sachver. ständigen und mit der Botschafterkonferenz über die beiden noch zu erledigenden Fragen fortsetzen. In französischen beteiligten Kreisen nimmt man an, daß eine Einigung über diese beiden Buntte mit der Botschafterkonferenz bis zu dem festgesetzten Termin, dem 31. Januar, erfolgen tann, so daß der Völkerbundsrat jedenfalls feine Veranlassung haben wird, sich hiermit zu beschäftigen.

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England drängt auf Schuldenregelung. Frankreich soll endlich ratifizieren.

bondo Opfer der Glätte.

Ueber 50 Personen verlegt. Das rettende Glatteis.

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Etwas unerwartet ist über Nacht Tauwetter eingetreten.| Der Fahrgast und der Chauffeur wurden erheblich verlegt und in Während das Thermometer noch gegen 1 Uhr Temperaturen unter das Elisabeth- Krankenhaus geschafft. Wenn auch der Witterungs. 0 Grad anzeigte, stieg die Quecksilbersäule wenige Stunden später umschlag etwas überraschend gekommen ist, kann den Hauseigen über den Gefrierpunkt. Ein feiner Sprühregen rieselte hernieder. tümern der Vorwurf nicht erspart bleiben, daß sie zum größten Die Kälte des Erdbodens verwandelte Straßen und Bürgersteige in eil ihrer Steuerpflicht nicht nachgefommen sind. spiegelblanke Flächen. Bon allen Seiten wird dieser Uebelstand bemängelt. Es muß Nichtbeachtung erhebliche Geldstrafen voraussieht. dringend an die polizeiliche Streuporschrift erinnert werden, die bei

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Als heute früh Arbeiter und Angestellte zu ihren Arbeitsstätten gingen, mußten sie das schönste Glatteis überwinden. Eine große 3ahl von Stürzen ereignete sich schon in den frühesten Morgen­stunden. Auf den Rettungsstellen wurden fortlaufend Verletzte ein­geliefert, die ein Opfer der Glätte geworden waren und sich erheb­liche Verlegungen zugezogen hatten. Allein auf der Rettungsstelle Friedrich- Straße zu Charlottenburg wurden je in der Bad und Winsstraße und in der Kaiser echs Berunglüdte behandelt, die Arm, Beinbrüche, Kopfverlegungen und ähnliches erlitten hatten. Auch auf allen übrigen Rettungsstellen wurden Glätteopfer" mit mehr oder minder schweren Berletzungen behandelt. Im Westender Krankenhaus fanden vier, im Krankenhaus am Friedrichshain drei und im Elifabeth Krankenhaus zwei Personen Aufnahme, die fich schwere Brüche zugezogen hatten. Insgesamt nahmen bis in die Mittagsstunden etwa 50 Personen die Hilfe der Rettungs­ſtellen in Anspruch. Hinzu kommen noch zahlreiche Ber­begaben. Auch die Feuerwehr mußte wiederholt eingreifen, unglückte, die sich in privatärztliche Behandlung um zu Fall gekommene Pferde aufzurichten und durch die Glätte ein Kraftwagen infolge der Glätte gegen einen Baum. entstandene Verkehrshindernisse zu beseitigen. Im Tiergarten fuhr

Der schadhafte Ofen.

Feuer in drei Stockwerken.

Schwere Arbeit hatte die Feuerwehr heute früh um 26 Uhr in der Beuthstraße 15 zu bewältigen. Im dritten Stockwerk des Seitenflügels war Feuer ausgebrochen, das sich in furzer Zeit durch die Deden bis zur ersten Etage durchfraß. durch die Deden bis zur ersten Etage durchfraß. Geschäftsräume. Hausbewohner nahmen furz vor 46 Uhr starten Im Seitenflügel des genannter Grundstücks sind hauptsächlich Brandgeruch und einen Feuerschein wahr. Die Feuerwehr wurde herbeigerufen, die unter Leitung des Baurats Me user er­schien. Ueber die völlig verqalmten Treppen drangen die Löschmann fchaften, mit Rauchschußgeräten versehen, zur dritten Etage vor. Die Türen murder aufgeschlagen, der Raum, in dem eine Schirm fabrit untergebracht ist, war ausgebrannt. Das Feuer hatte bereits die Deden zum zweiten und ersten Stod, in dem sich eine Knopffabrik und ein Rechtsanwaltsbureau befanden, durchgefressen. Es wurde aus mehreren Schlauchleitungen längere Zeit Waffer ge­geben. Zum Glück befanden sich in allen von dem Feuer erfaßten Räumen nur wenig brennbare Sachen, die Folgen wären im anderen Falle unübersehbar gewesen. Als weiterer Glüdsumſtand ist anzu­sprechen, daß das Feuer nicht nach dem vierten Stockwerf übergriff, wo sich die Portierwohnung befindet. Erst um 410 Uhr vormittags, also nach ziemlich viereinhalbstündiger Tätigkeit, rüdte bie Feuer wehr ab. Die Entstehungsursache ist wahrscheinlich ein schat hafter Ofen, aus dem glimmende Kohlenstüdchen fieler und einen davorliegenden fleinen Breßtohlenvorrat in Brand setzten.

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Die Blätte, die heute in den frühen Morgenstunden vielen Menschen sehr übel mitspielte, tam einem Hühnerdieb in Nieder­ schöneweide höchst gelegen. Ein Polizeioberwachtmeister vom schweren Rucksack beladen nach dem Bahnhof Niederschöneweide zu 234. Revier beobachtete um 5 Uhr einen Mann, der mit einem ging. Als er ihn stellen wollte, um den Sad zu untersuchen, warf ihn der Verdächtige ihm vor die Füße, drehte sich um und lief davon. Bei der Glätte tam der Beamte zu Fall, gab aber noch ein paar Schüffe hinter dem Fliehenden her ab. Dieser schrie auf, muß also wohl getroffen worden sein. Trogbem aber lief er weiter und enttam. Der Sad enthielt 10 frisch geschlachtete Hühner und ein Kaninchen. Die Kriminalpolizei des Reviers stellte fest, daß bei einem Direktor der Kuhnheimschen Fabrit 20 Hühner und mehrere Kaninchen im Stall abgeschlachtet und gestohlen worden schon vorher weggeschafft oder die ganze Beute mit einem auch noch waren. Entweder hat der entkommene Dieb einen Teil der Beute unbekannten Helfershelfer geteilt. Wahrscheinlich wird sich der Ent­polizei im Berliner Polizeipräsidium oder auf dem 234. Revier. tommene irgendwo verbinden lassen. Mitteilungen an die Kriminal­

Teil mit unendlichem Fleiß und viel Liebe felbst zufammen gezimmert. Die Musit spielte dann fröhliche Weisen, und man faß noch lange gemütlich beisammen.

Gegen den Silvesterunfug. Polizeiliche Maßnahmen zur Einschränkung.

Der Polizeipräsident teilt mit: In den letzten Jahren hat sich in steigendem Maße die Unfitte eingebürgert, in der Silvesternacht auf Straßen und Pläzen Feuerwerksförper abzubrennen. Hierdurch sind ständig zahlreiche Unfälle verursacht worden. Es wird daher im Hinblick auf den bevorstehenden Silvestertag darauf hingewiesen, daß das Abbrennen von Feuerwerts= törpern auf Straßen und Pläßen, aus Senstern und auf Balfonen nach§ 144 der Straßenpolizeiverordnung vom 25. Januar 1917 verboten und strafbar ist. Da vor allem auch Jugend­liche mit Feuerwerksförpern vielfach leichtsinnig umgehen, wird allen Aufsichts- und Erziehungsberechtigten hierdurch besonders nahegelegt, diesem gefährlichen Treiben der Jugendlichen ihre Aufmerksamkeit zu schenken und dagegen einzuschreiten. Der Straßenaufsichtsdienst der Schuhpolizei wird in diesem Jahre durch umfangreiche tri­minalpolizeiliche Streifen verstärft werden. Die Be­amten haben Anweisung erhalten, gegen den Unfug, Feuerwerts förper in der Silvesternacht abzubrennen, unnachsichtlich einzu schreiten.

Ueber die Maßnahmen der Polizei in der Silvester. nacht erfahren wir, daß die Polizei selbstverständlich bem besonderen Anlaß durchaus Rechnung tragen und auch, soweit es mit der Auf­Das Metropol- Theater unter Geschäftsaufsicht. rechterhaltung der öffentlichen Ruhe und Sicherheit vereinbar ist, den harmlosen Aeußerungen der Lebensfreude und eines fröhlichen leber­Wie erst jetzt bekannt wird, ist unmittelbar vor Weihnachten mutes feine engen Schranken ziehen wird, daß aber andererseits auf Antrag der Metropol- Theater- Attiengesellschaft die Geschäfts Ausschreitungen in der Silvesternacht unbedingt verhindert aufficht über das Unternehmen verhängt worden. Wir erfahren werden müssen. Zu diesem Zwed wird der polizeiliche Straßendienst hierzu, daß es sich hierbei angeblich nur um eine kurzfristige, auf wesentlich verstärkt und insbesondere von Kraftwagen- und Radfahr­einige Wochen berechnete Maßnahme zur Sicherung der Liegenstreifen ausgiebig Gebrauch gemacht werden. Für den besonderen schaften der Gesellschaft handeln soll, und daß die Aussicht besteht, Schuß des Bannkreises sind entsprechende Maßnahmen ge­daß die finanziellen Schwierigkeiten in den nächsten troffen worden, vor allen Dingen wird darauf geachtet werden, daß Monaten, wohl auch dank des Erfolges der neuen Kalman­die Straßendämme für den Verkehr freigehalten werden. Ansammlun Operette, behoben sein werden. Die Hauptschuld an der jetzigen gen werden zerstreut. Gegen den Unfug des Abbrennens von Feuer­fritischen Lage der beliebten Bühne foll neben dem schlechten Ges werkskörpern und gegen Musilaufführungen auf den Straßen wird schäftsgang in dem jetzt abgelaufenen Jahre ein mit der Stadt Berlin um Hauszinssteuerbeträge von einigen 100 000 gefährlichen Unfug, Feuerwerkskörper aus Wohnungen auf die Straße Mart geführter Prozeß tragen, ben das Metropol- Theater ver zu werfen, durch den in der vorigen Silvesternacht zahlreiche Per­loren hat. fonen zu Schaden gekommen sind, wird die Polizei mit allen Mitteln unterdrücken. Schließlich wird die Polizei ihr Augenmert darauf richten, daß 3usammenstöße verschiedener politischer Organifa tionen unter allen Umständen verhindert werben.

Lärmszenen beim Emdenfilm.

Bei der Vorführung des Emden "-Films im Emelta Palast am Kurfürstendamm 68 tam es am gestrigen Montag abend zum Ende der Borstellung gegen 11 Uhr zu stürmischen Lärme izenen, die schließlich vor dem Filmtheater zu einer ernstlichen politischen Schlägerei ausarteten und das Eingreifen der Polizei not wendig machten. Die Zwischenfälle wurden dadurch verursacht, daß drei junge Leute heftige Protestrufe ertönen Iteßen, als gegen Ende des Films das Bild der neuen Emden sichtbar wurde, die die schwarz­weißrote Flagge hißte, während die Begleitorchefter das ftandalöse Flaggenlied Stolz weht die Flagge Schwarzweißrot" intonierte. Die Protestierenden nefen u. a.:" Wo bleibt die Gösch?", und es entstand schließlich eine Kontroverse mit einem Nationalisten, der die junge Leute beschimpfte und u. a. Laufebengels" nannte. Der Streit und die politischen Auseinanderseßungen fanden vor dem Theater ihre Fortjeßung und es entwickelte sich schließlich zwischen den Streitenben eine Schlägerei. Die Polizei mußte eingreifen und zehn Personen nach ber Mommsenwache zur Feststellung der Bersonalien bringen. Die Schlägeret auf dem Kurfürstendamm hatte eine riesige Menschenmenge herbeigelockt, die gleichfalls Don der dann nicht mehr gekommen. Polizei zerstreut werden mußte. Zu weiteren Zwischenfällen ist es

Zu den Zwischenfällen bei der Vorführung des Emden - Filmes erfahren wir noch von der Leitung des Emelta- Balastes, daß von der Münchener Direktion der Emella- Filmgesellschaft die Anordnung getroffen war, daß beim Hissen der Flagge auf der neuen Emden auf der Leinwand von dem Orchester das Flaggenlied Stolz weht die Flagge Schwarzweißrot" gespielt werden müsse. Die Berliner Leitung hatte ich, weil sie auf Grund dieser Anordnung Swischen fälle bei der Borführung des Films befürchtete, nach München ge­Films, d. h. eine Beseitigung der Flaggenhissung zu erreichen. Bon München her fam aber die Weisung, daß das Flaggenlied gespielt und der Film unverkürzt laufen müsse. Infolge der gestrigen Zwischenfälle soll nun, wie wir hören, das Flaggenlieb nicht mehr gespielt und der Film in verfürzter Form vorgeführt werden. Eine Maßnahme, zu der sich die Direktion schon lange hätte entschließen müssen, da es ihr ja nicht unbekannt war, daß sich das Berliner Publitum nicht nur aus Schwarzweißroten zusammenfeßt.

Condon, 28. Dezember. ( WTB.) Der diplomatische Korre- wandt, um eine Aufhebung dieser Anordnung und eine Kürzung des fpondent des Daily Telegraph " meldet: Der erhebliche Rüdgang in den Einnahmen des Landes( durch die Folgen der Berg arbeiteraussperrung) zwingt das britische Schazamt dazu, eine feftere Haltung als bisher gegenüber den Regierungen ein­zunehmen, die bisher ihre Schulden an England noch nicht fundiert haben. Churchill hat seinen letzten Besuch in Paris dazu benutzt, Poincaré aufzusuchen und in formell und bistret anzu­deuten, daß Großbritannien eine baldige Ratifizierung des Abkommens zwischen Churchill und Caillaug vom Jahre 1925 durch Frankreich erwarte. Es hat sich aber als unmöglich heraus­geftellt, Poincaré zu einer endgültigen Antwort zu veranlassen. Weiter hofft man in London , daß Belgrad . nachdem jetzt cine neue Regierung in Jugoslawien am Ruder ist, nunmehr ernstlich an Fundierungsverhandlungen herangehen werde. Die Berhand fungen mit Griechenland machen feine Fortschritte. Was die Bortugiesen anbetrifft, deren Delegation jest hier eingetroffen ist, so rechnen sie anscheinend auf Annullierung von etwa 75 Broz. ihrer Schulden.

Kleingärtners Weihnachten. In den Pharu själen, Müller. ftraße, feierten die Kleingärtner der Kolonie Schillerhöhe" Weihnachten. Sämtliche Kolonisten mit Familie waren erschienen. Weihnachtslieder, vom Chor der Kolonisten gesungen, leiteten die Feier ein. Dann kam ein Weihnachtsspiel, dargestellt von Kindern der Kleingärtner, vom Weihnachtsfest des armen Kindes, das arg umhergestoßen wird und schließlich doch bei guten Menschen ein schönes Weihnachtsfest verleben darf Darauf fang der Männerchor Bleibtreu Waldesrauschen". Zum Schluß folgte die Bescherung on 400 Rindern. An endlosen Gabentischen waren all die müglichen und füßen Dinge aufgebaut, darunter Spielsachen, zum

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in jedem Falle unnachsichtlich eingeschritten. Auch den gemein­

Der rasende Liebhaber.

Eine furchtbare Eifersuchtstragödie spielte sich heute vormittag gegen 10 Uhr in dem Hause Liebenwalder Straße 34 ab. Der 32jährige Konditor Walter Schmidt, der in der Kirchstraße 2 in Moacit wohnt, gab auf seine frühere Berlobte, die 35 Jahre alte Elife Hoffmann aus einer Mehrladepistole drei Schüsse ab und sagte sich selbst eine Rugel in bie Schläfe. Der Täter war mit Fräulein Schmidt längere Zeit verlobt. Das Verhältnis war in letzter Zeit sehr getrübt; die Ber­lebte schien ihre Gunft einem anderen Berehrer zugewandt zu haben. Das 3erwürfnis spiẞte fich so zu, daß es vor etwa 14 Tagen zu einer Entlobung tam. Schmidt, dem die Angelegenheit sehr zu Herzen ging, suchte wiederholt eine Aussöhnung herbeizuführen.

Er hatte jedoch keinen Erfolg. Auch heute vormittag erschien er wieder bei feiner früheren Verlobten, die in der Liebenwalder Straße 34, Ede Hennigsdorfer Straße, ein 3igarrengeschäft hat. Wieder versuchte Schmidt, Fräulein H. umzustimmen. Als sie auch jetzt wieder bei ihrer Weigerung verharrte, geriet Sch. in maßlofe bie Erregung, zog eine Mehrladepistole hervor und gab Schüsse auf fie ab. Einer traf die Brust, ein anderer die Hüfte, der dritte blieb im Oberschenkel stecken Schwerverleẞt brach die Getroffene zusammen. Dann richtete der Täter die Waffe gegen fich selbst. Er war sofort tot. Fräulein H. wurde in das Birchom Krantenhaus gebracht; an ihrem Aufkommen wird gezweifelt Eine zehnköpfige Familie ermordet.

Auf einem Gut in der Nähe von Farwell wurden nach einer Meldung aus London der Gutsbesiger George Fassei! und seine Gattin im großen Saale des Herrenhauses ermordet aufgefunden Kurz darauf wurden in einem Schuppen die Leichen der acht Kinder des Ehepaares entdeckt. Alle zehn Leichen wiesen deutliche Bürgemale auf. Man glaubt, daß der Schwiegervater des Gutsbesigers ber Urheber der schredlichen Tat iſt.

Strandung eines deutschen Frachtdampfers. Der große Fracht­dampfer" Elise Schulze" aus Emden ist, nach einer Meldung aus Oslo , am Auslauf des Trondhjemfjordes gestrandet. Die Be jagung ist von Bord gegangen. Es ist zweifelhaft, ob das Schiff zu retten ist. Zwei Bergungsdampfer sind an die Stran bungsstelle abgegangen. Die Elise Schulze" war in Ballast von Rotterdam nach Narwit unterwegs, um Erz zu laden.

Sechs Millionen für das Begräbnis des Mikado. Die japanische Regierung fordert in einer Borlage an das Barlament rund 6 Mil­lionen Mart zur Beftreitung der Kosten für die Begräbnisfeierlich teiten des verstorbenen Mikado.