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Landesverteidigung und Abrüstung.

Coolidges redet vom Frieden.

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Ende Dezember 1776 überfiel Washington , der Führer der amerikanischen Aufständischen, die zwischen New York und Phila­ delphia liegende Stadt Trenton am Delawarefluß und nahm die 1300 Mann englischer Kolonialtruppen es waren meist von ihren deutschen Landesherren verkaufte Hessen gefangen. Die 150. Wiederkehr dieses siegreichen Kampfes wurde gestern begangen. Der Präsident der Vereinigten Staaten Coolidge versammelte die Gouver­neure der dreizehn Staaten, die ein halbes Jahr vor der Schlacht die Unabhängigkeitserklärung gegen England und 13 Jahre später die Gründung der Vereinigten Staaten beschlossen hatten, zu einem Festmahl um sich, um den endgültigen Verlust der Kolonie für England und den Anfang ihrer Selbständigkeit gebührend zu feiern. Coolidge erklärte in seinem Rückblid: Amerika ist heute ebenso wie damals fest entschlossen, Herr feines eigenen Schicksals und Richter seines eigenen Handelns zu sein." Nach dieser historischen Begründung für ihren Selbständigkeitswillen wandte fich Coolidge zur zufünftigen Politik der Bereinigten Staaten:

Washington und die Patrioten seiner Tage wollten den Frieden, und wir wollen den Frieden auch Sie mußten große Opfer bringen und auch wir können entsprechenden Opfern nicht entgehen, sei es zur Beschaffung einer ausreichenden Landesverteidi gung, sei es durch internationale Verträge zur Be­schränkung der Stärke unserer Militärmacht. Ich glaube nicht, daß wir die Friedenspolitik durch eine Rückkehr zum Wettrüften fördern können. Obgleich ich für ein startes Heer und für eine starte Marine eintrete, bin ich doch gegen jeden Versuch, die ameri­tanische Nation zu militarisieren. Wo immer diese Methode bis in ihre letzten Konsequenzen durchgeführt worden ist, hat sie sich stets als völliger Fehlschlag erwiesen. Wir können der Menschheit feinen besseren Dienst erweisen, als unseren ganzen Einfluß dahin aufzubieten, die Welt von einem Rückfall in dieses verheerende System abzuhalten. Die gegenseitigen internationalen Be­ziehungen sind viel zu fehr auf Furcht begründet. Die Na­tionen freuen sich der Tatsache, daß sie ihren Mut durch gegenseitiges Bekämpfen beweisen können. Wann wird die Zeit kommen, wo sie den Mut haben, einander zu vertrauen? Die Welt hat sich bemüht, Fortschritte in dieser Richtung zu machen, die alte Theorie des ausschließlichen Berlaffens auf die Gewalt aufzugeben und sich mehr von der Bernunft leiten zu lassen. Wir sind in Gefahr, zu de: alten Formel zurückzukehren. Wir können dem neuen Prinzip nicht Geltung verfchaffen, wenn wir nicht zu opfern bereit sind und den Mut, zu unserer Ueberzeugung zu stehen, haben. Ich glaube, die Vereinigten Staaten find stark und tapfer genug, um uns durch unser eigenes unabhängiges Vorgehen einer abermaligen Beherrs schung der Welt durch den militärischen Geist zu widersetzen."

Erfüllt von dem Geiste der Ahnen und ihren erhabenen Inspi­rationen scheint Coolidge die Landung seiner Truppen in Nicaragua vor wenigen Tagen ganz vergessen zu haben. Ganz Süd- und Mittelamerika wird spöttisch die Taten und die Phrasen der Vereinigten Staaten miteinander vergleichen. Coolidge beklagt, daß die internationalen Beziehungen noch zu sehr auf gegenseitiger Furcht beruhen. Die amerikanischen Gewehre, Kanonen und Truppen in Nicaragua haben mehr Furcht und Miß­trauen verbreitet, als noch so schöne Redewendungen ihres Ober­befehlshaber wieder zerstreuen fönnen.

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Die konservativen Truppen, zu deren Schutz die amerikanischen Truppen in Nicaragua gelandet wurden, sind vollständig geschlagen worden. Die Liberalen nahmen viertausend von ihnen gefangen. Die neue liberale Regierung protestierte in Washington gegen die Intervention.

Englands Chinapolitik und die Mächte. London hofft auf ein Zusammengehen. Die Kanton­regierung lehnt ab.- Tschangtiolin Herr von Peking .

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London , 30. Dezember. ( EP.) Im Mittelpunkt des politischen Interesses steht immer noch die Wirkung des englischen Memo randums an China auf die übrigen Signatarmächte des Washing­ toner Abkommens. Das Hauptinteresse aller Besprechungen fonzen triert sich auf ein Zusammengehen zwischen Amerika und Eng land auf der Basis des Memorandums, das der Kernpunkt für die weitere Entwicklung der Angelegenheit und der Haltung der übrigen Mächte sein müsse. Man erwartet in London eine offizielle Er­flärung aus Washington und hofft, daß diese auf Japan und als Folge hiervon auch auf Frankreich einen gewissen Einfluß aus­üben werde. Bon Italien und Holland steht die Antwort noch aus. Im übrigen bemüht sich die englische Breffe eifrig, den britischen Standpunkt gegenüber der französischen und anderweitigen Auf­faffungen zu erläutern.

Aus Hantau wird berichtet, daß die Kantonregierung es voraus­fichtlich ablehnen wird, irgendwie Verhandlungen auf der Basis des englischen Memorandums aufzunehmen. Sie verlangt vielmehr vollständige 3ollautonomie sowie die Abschaffung einseitiger Berträge als Mindestforderung.

Tokio meldet, daß nach dort vorliegenden Nachrichten Tschangtfolin nach seiner Ankunft in Bering Aufenthalt in dem alten kaiserlichen Palast genommen hat und als Dittator auftritt. In Tokio habe niemand das geringste Zutrauen zu Tschangtsolin, und die Blätter geben der Regierung den Rat, Vereinbarungen mit ig ben sta

Wupeifu zu treffen.

Das Militärregiment in Litauen .

Die vier Kommunisten doch hingerichtet. Nach dem Todesurteil des Kriegsgerichts gegen vier Kommu nisten hatte der Ministerpräsident Woldemares erklärt, er habe die Berurteilten begnadigt. Jezt wird amtlich zugegeben, daß die Todes­urteile vollstreckt wurden.

Entweder hat sich die Militärjustiz um den Gnadenakt des Ministerpräsidenten nicht gefümmert, oder dieser hat durch den Ein­spruch der Militärs den Gnadenerlaß zurückgezogen, wenn er über haupt gewagt hat, ihn zu unterzeichnen. Schon die absolute Un ficherheit, mit der Woldemares über die Ausweisung der deut­ schen Rebatteure in Memel sich äußerte, zeigte, wie sehr er sich in der Hand der Militärs fühlt. Dieser Vorfall zeigt von neuem, daß in Litauen sich die Militärdiktatur nur parla. mentarisch verkleidet.

Zum Chef des Generalstabes der litauischen Armee hat sich der Borsitzende des Zentralausschusses der Schaula Sajunga, des Schüzenverbandes, Oberst Dutantas, ernennen lassen. Die italienische Regierung beabsichtigt, laut einer Mitteilung ihres Gesandten in den baltischen Staaten, in Kowno eine eigene Gesandtschaft einzurichten.(!)

Keine australische Gesandtschaft in Amerifa. Der von der Reichskonferenz über Amerika nach Australien zurückreisende Ministerpräsident Bruce erklärte, daß Australien feine eigene Ge­fandtschaft in Washington brauche, da es durch die britische Gesandt. fchaft ausgezeichnet vertreten sei.

Neujahrsgeschenk für Berlin .

Einheitsfahrscheine für Straßenbahn, Hochbahn und Omnibus.

Einschränkung der Neujahrsgelder?

Die schon seit längerer Zeit geforderte und auch geplante Ber-| schen Stellen. Das Ergebnis hierüber wird zur gegebenen Bett mit­einheitlichung der Tarife der Berliner Verkehrsunternehmen wird geteilt werden." nunmehr, wie wir in Bestätigung der von anderer Seite veröffent lichten Mitteilungen erfahren, zum neuen Jahre der Verwirklichung entgegengeführt werden. Die Forderung, für alle Berliner Verkehrs­mittel, vorläufig mit Ausnahme der Stadt-, Ring- und Vorortbahn, einen einheitlichen Umsteigefahrschein zu schaffen und auf diese Weise die Zersplitterung des Berliner Berfehrs zu be­seitigen, ist nunmehr vom Berliner Magistrat aufgegriffen worden, und der neue Verkehrsdezernent der Stadt Berlin , Stadtrat Ge­noffe Reuter, hat eine Denkschrift ausgearbeitet, in der Bor­schläge für die Organisation einer Verkehrsvereinheitlichung der Reichshauptstadt unterbreitet werden Diese Denkschrift ist vor einigen Tagen den übrigen Mitgliedern des Magistrats zur vertrau­lichen Begutachtung übermittelt worden. Falls sich das Magistrats­follegium mit den Richtlinien einverstanden erklären wird, was faum zu bezweifeln ist, soll der Plan bereits in der nächsten Woche in der Verkehrsdeputation eingehend erörtert werden. Die Vorarbeiten sollen nach Möglichkeit so gefördert werden, daß der Magistrat der Etadtverordnetenversammlung bereits zu ihrer ersten Sitzung im neuen Jahre, am 13. Januar, eine entsprechende Vorlage unter­breiten wird. Gleichzeitig mit der Schaffung eines Einheitsfahr scheines für die Berliner Verkehrsanstalten ist geplant, die nunmehr im Besitz der Stadt befindliche Straßenbahn, Hochbahn und Omnibus­gesellschaft auch organisatorisch unter eine einheitliche 3entralleitung zusammenzufassen. Wir werden über diese Veränderungen im Berliner Verkehrswesen noch ausführlich berichten.

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Bon zuständiger Stelle wird zu diesen Nachrichten folgendes verbreitet: Die von nichtamtlicher Stelle verbreiteten Meldungen über die zukünftige Tarifgestaltung der Berkehrsunternehmungen find verfrüht und unrichtig. Sie sind derzeit Gegenstand ein gehender Beratungen der verschiedenen zuständigen städtis

Kein Eisenbahnattentat!

Falsche Gerüchte über einen D- Zug- Unfall.

Ein kleiner Unfall, der gestern abend den D 3ug Köln­Berlin betraf, war Anlaß zu Gerüchten über ein Eisenbahn attentat in der Nähe von Zehlendorf . Nach Ermittlungen der Polizei handelt es sich um folgendes:

An der Seehofbrücke zwischen Zehlendorf - Mitte und Behlendorf- Ost in der Nähe des Bahnhofes Zehlendorf- West be gegneten sich der Kölner D- 3ug 31 und der Berliner Borertzug 466, der nach Werder fährt. Eine Tür dieses Vor­ortzuges war aufgegangen, streifte den D- 3ug und wurde abgerissen. An beiden Zügen wurden mehrere Fenster scheiben zertrümmert. Einige Fahrgäste erlitten durch Glassplitter leichte Berlegungen. Es entstand das Gerücht, daß in verbrecherischer Absicht eine Schienenfarre auf die Gleise gestellt worden sei. Kriminalbeamte der Polizeiämter Zehlen dorf und Lichterfelde konnten sich erst heute morgen an Ort und worden war. Die Untersuchungen, die sie an Ort und Stelle Stelle begeben, weil die Kriminalpolizei gestern nicht benachrichtigt mit Beamten der Eisenbahnüberwachungsabteilung vornahmen, er: gaben bereits, daß die Schienenkarte nicht zu einem Anschlag auf die Gleise gebracht, sondern von Eisenbahnarbeitern stehen gelaffen worden war. Sie war bereits rechtzeitig von kontrollierenden Eisen­bahnbeamten beiseite gebracht worden, so daß sie bei dem Berfall gar nicht in Betracht kommt. Die Lichterfelder Kriminalpolizei geht noch dem Gerücht nach, daß bereits vor einigen Tagen auf Lichterfelber Gebiet eine Karre auf den Schienen gelegen habe. Nach allem, was bisher festgestellt werden konnte, ist von einem Attentat keine Rede.

Dachstuhlbrand in Schöneberg .

Mehrere Löschzüge der Feuerwehr wurden heute vormittag gegen % 411 Uhr nach der Schwäbischen Str. 30 zu Schöneberg gerufen, wo ein Teil des Dachstuhles in Flammen stand. Das Feuer war aus noch unbekannter Ursache in der Waschküche zum Ausbruch gefommen, in der allerlei Gerümpel lagerte. Als der erste Löschzug eintraf, hatte das cuer bereits auf den Dachstuhl übergegriffen. Ueber die völlig ver quafmten Treppenhäuser fonnten die Mannschaften nur mit Rauchschuhmasten versehen nach oben vordringen. Es mußte aus mehreren Schlauchleitungen Wasser gegeben werden. Es gelang, das Feuer einzufreisen und ein Ueber­greifen auf die übrigen Teile des großen Eckhausdachstuhles zu ver­hindern. Die Aufräumungsarbeiten dauerten bis gegen 2 Uhr nach­mittags.

Das schüchterne Schneiderlein.

Meuse R. tam aus Rumänien nach Berlin , um sich hier in der Kunst der Zuschneiderei zu vervollkommnen. In seinem Baß stand zu lesen: Aufenthaltserlaubnis für 40 Tage von der Grenzüber schreitung an gerechnet, jedoch nicht länger als bis zum 20. Oktober. Mieuse überschritt die Grenze am 27. August. Am 19. Oktober begab er sich aufs Revier und bat um Aufenthaltsverlängerung, da er mit seinem Zuschneiderkursus noch nicht fertig war. Er dachte bei fich: Wenn der Aufenthalt nicht länger als bis zum 20. Oftober währen darf, so genügt es, am 19. zur Polizei zu gehen und die Verlängerung zu erhalten. Der Polizeibeamte verstand aber besser Deutsch zu lesen als der kleine Meuse . Er rechnete nach und fand, daß die 40 Tage, vom 27. August gerechnet, bereits am 6. Oktober abgelaufen waren. So behielt er den Baß gleich da; Meuse erhielt aber einen Strafbefehl von 200 m. 200 M. Bezahlen fonnte er nicht, weil er das Geld dazu nicht hatte; nach Hause fahren fonnte er nicht, weil er fein Ausreisevisum erhielt. Hier bleiben tonnte er auch nicht, weil er fein Geld zum Unterhalt besaß. Er reichte deshalb eine Beschwerde dem Richter, ein. Dieser war ein einsichtiger Mann. Er schickte Baß und Atten an das Fremdenamt, damit es bie Angelegenheit überprüfe, ben Strafbefehl aufhebe und Meuse das Ausreisevisum erteile, und erhielt beides ohne Bescheid zurüd. Und so stand Meuse vor einigen Tagen von dem Amtsgericht Charlottenburg . Als Dolmetscher war der Zahnarzt Jankel B. er| Schienen, deutscher Staatsangehöriger und Renner der rumänischer Sprache. 3war mußte er den Eid leisten, daß er getreulich alles übersehen würde, was Meuse ihm auf Rumänisch sagen und der Richter den Angeflagten fragen würde. In Wirklichkeit verteidigte er aber seinen Klienten mit so großer Redegewandtheit, daß weder der Richter noch Meuse überhaupt zu Worte tommen fonnten ( Man kann wohl sagen: wenn dieser Zahnarzt ebenso gut seine Zahnkranken behandelt, wie er in diesem Falle den Berteidiger spielte, so dürften seine Batienten mit ihm wohl zufrieden fein.) mit einem Bort, er machte seine Sache so gut, daß die Strafe auf 10 M. herabgemindert wurde. Die Geschichte wäre sehr lustig, wenn sie nicht auch einen bedenklichen Hintergrund aufwiese: War es wirklich sozial empfindend, ein armes Schneiderlein mit einem Strafmandat von 200 m. zu belasten; hätte es dem Fremdenamt nicht ohne weiteres einleuchten müssen, daß dieser in der deutschen Sprache und im Großstadtleben gleich schlecht bewanderte junge iMensch einfach seinen Baß falsch gelesen hatte?

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Eine Sitte, die in unsere Zeit nicht mehr gut hinein paßt, ist die Einforderung von Neujahrsgeld. Sie war jahrzehntelang zu einer umfangreichen Bettelei und deshalb zu einer argen Belästigung aller Personen, denen man mit fanftem Druck Geld abnehmen wollte, ausgeartet. Gewisse Kreiſe fanden sich sogar schon mehrere Tage heimfen, und auch Schwindler machten sich das zunuzte. Von der vor Neujahr ein, um Geld für eine vergnügliche Silvesterfeier einzu­heruntergeleierten Neujahrsgratulation wußte das Herz natürlich gar nichts. Dem Gratulanten war es ja so gleichgültig, wie es dem Angratulierten im neuen Jahre ergehe. Wenn nur flingende Münzey dabei abfiel! Man gab nicht gern, aber man gab, um sich nicht in der Nachbarschaft bereden zu lassen. Bis die Geber fich endlich doch zugefnöpfter zeigten und die Einstellung oder wenigstens Ein­Jetzt sind auch die Müllfahrer schränkung der Unfitte forderten. aus den Kreisen der Neujahrsgratulanten gezogen worden. Die fordern von Neujahrsgeld untersagt. Viele Hausportiers verzichten. Berliner Müllabfuhr- Aktiengesellschaft hat ihrer Belegschaft das Ein­schon freiwillig auf das Ansprechen von Tür zu Tür, weil sie das Kleinmieter, besonders die Erwerbslofen, nicht einmal die Miete Entwürdigende solcher Bettelei fühlen. Sie wissen ja auch, daß piele bezahlen können und daher gewiß keine Ursache haben, Geld zu ver­Wer seinem Hausreiniger eine Erkenntlichkeit bezeigen. schenken. will, fann es auch ohne die papierene Gratulation

Etwas anders ist, wenigstens heutzutage noch, das Gratu lieren der Zeitungsfrauen zu beurteilen. Sie find in Wind und Wetter schon auf den Beinen, wenn die Großstadt noch in tiefem Schlafe liegt. Welche liebe Not haben sie oft, um in das verschlossene Haus hineinzugelangen und feine Zeit zu verlieren! Wie oft müssen sie vergebens anflopfen, um das Bezugsgeld zu er halten! Und wie oft werden sie angeschnauzt, wenn die Zeitung nicht ganz pünktlich durch den Brieffpaft gesteckt wird! Da kann man schon gern ein übriges tun und ein paar Groschen springen lassen. Hoffentlich kommt bald eine Zeit, in der es möglich ist, auch den Zeitungsträgern diesen Gang zu ersparen.

Das Ende der ewigen Buddelei. Einheitliche Ausführung von Straßenbauarbeiten.

Zur Versorgung Berlins liegen Hunderttausende von

Rilometern an Rohrleitungen und Rabeln in den Straßen. Die Länge der Straßenbahngleise entspricht der Strede von Königsberg bis Köln , die der Straßen selbst nahezu der dreifachen Strecke. Diese wenigen Angaben zeigen, welche Bedeutung gerade die Bauarbeiten in Straßen und auf Bläzen haben, jene berüchtigte ,, Buddelei", die seit Jahren die Kritik der An­wohner und Bassanten herausgefordert und zu velen Glossie­rungen in der Presse geführt hat. In der Nachkriegszeit häuften sich diese Arbeiten sowohl örtlich wie zeitlich in besonderem Maße, was seinen Grund darin hatte, daß in den Kriegsjahren alle Unter­haltungs-, Erneuerungs- und Erweiterungsarbeiten auf das äußerste eingeschränkt waren. Die finanziellen Schwierigkeiten der Inflations. zeit machten hierbei jedes planmäßige Arbeiten unmöglich. Nachdem die in der Kriegszeit unterlassenen Arbeiten jetzt zum größten Teil nachgeholt find, sollen die Arbeiten auf und unnüße Buddelei soll aufhören. Es soll in Zukunft nicht mehr der in der Straße wieder planmäßig zusammengefaßt werden. Jeden Fall eintreten, daß, wenn z. B. die Gasverwaltung die Straße, hat! aufreißen und wieder in Ordnung bringen laffen, acht Tage später etwa die Reichspoft fommt, die soeben in Ordnung gebrachte abermals aufreißt und tagelang in Unordnung beläßt. Um derartige Vor­kommnisse unmöglich zu machen, sind von der Straßenbau­polizei Grundfäße für die zeitlich einheitliche Ausführung von Bauarbeiten auf Straßenland" erlassen worden. Danach müssen alle städtischen und außerstädtischen Berwaltungen bis zum 15. November jeden Jahres ihre im folgenden Rechnungsjahre vorgesehenen Ar­beiten bei ihr anmelden. Die Bezirksstraßenbaupolizeiverwaltungen stellen diese Arbeiten zu einheitlichen Jahresbauplänen zusammen, die ihrerseits von der zentralen Straßenbaupolizei an den Bezirksgrenzen und mit Rücksicht auf den Verkehr in den Durch­gangsstraßen in Uebereinstimmung gebracht werden. Alle Ber­waltungen, wie Stadtentwässerung, Gas- und Wasser, Elettrizitäts­werfe, Reichspoſt, Feuerwehr, Notruf- A.- G. usw.) sind verpflichtet, nach diesem Gesamtplan ihre Arbeiten vorzunehmen. Von dieser Maßnahme ist nicht nur eine schnellere und reibungslosere, fondern auch eine wirtschaftlichere Durchführung der Straßenbauarbeiten zu auch eine wirtschaftlichere Durchführung der Straßenbauarbeiten zu

erwarten.

Warten wir ab, wie sich diese ausgezeichneten Grundsätze in der Bragis auswirken und bewähren werden.

Der Hamburger Raubmörder in Berlin .

Vor einiger Zeit wurde in Hamburg ein Kaufmann Hamecher ermordet und beraubt. 3wei der Täter sizen schon länger hinter Schloß und Riegel, der dritte betrog die beiden um die Beute, indem er in Hannover mit dem Koffer, der die ge­raubten Sachen enthielt, verschwand und nach Berlin fuhr. Dieser dritte Mann verkaufte in zwei Geschäften in der Friedrichstraße zwei der geraubten Ringe, bevor das Berbrechen hier noch bekannt war. Die fortgesetzten Ermittlungen der hiesigen Kriminalpolizei ergaben jetzt, daß er auch den dritten Ring, aus dem er die Steine heraus­gebrochen hatte, in Berlin zu Geld gemacht hat, und zwar in einem fleiren Goldwarengeschäft in der Brunnenstraße, auch schon am 30. November. Auch hier mies er sich mit Papieren auf den Namen des Ermordeten, auf denen er das Geburtsdatum gefälscht hatte, aus. Trotz aller Bemühungen ist es noch nicht gelungen, den Namen des Bielgesuchten festzustellen. In Hamburg hat er sich meistens" Peter", aber auch Eugen" genannt. Unter diesen Namen ist er in homosexuellen Kreisen in Berlin aufgetreten. Seinen Fa­miliennamen tennt aber auch hier niemand. Mitteilungen zur Ent laroung und Ergreifung des Verbrechers nimmt nach wie vor die Mordinspektion A im Zimmer 104 des Polizeipräsidiums entgegen. Waffer statt Sprit.

Bor einiger Zeit erschienen in Tages- und Fachzeitungen Chiffre inferate, in denen neutraler Branntwein zum Preise von 3,60 Mart pro Liter angeboten wurde. Bei den Nachforschungen nach dem Ursprung dieser Anzeigen stellte die Bollfahndungsstelle beim Zoll­grenzkommissariat Berlin fest, daß der Aufgeber als ein gewisser Emil Eichler, Königswusterhausen, firmierte und angeblich Weine und Spirituosen en gros lieferte. Der Name des Inhabers der Firma ist unbekannt. Die Firmenbogen enthielten Bankverbindungen, Post­schednummer und Ausweis Nr. 19 des Zollamtes Königswusterhausen. Die Offerten, welche die Firma abgab, waren faufmännisch einwand­frei, doch hatte sie, wie von der Zollfahndungsstelle festgestellt wurde, die Absicht, nicht Sprit, fondern Wasser zu liefern. Der Firmen­inhaber bestellte bei einer Faßfabrit eine größere Anzahl Fässer, welche etwa 1 Meter lang Blechröhren in der Stärke des Faßspundes von 6% Bentimeter enthielten. Dem Faßfabrikanten erklärte er, es handele sich um ein patentiertes Verfahren zur Vernichtung von Un­geziefer. Als der Firmeninhaber merkte, daß die Fahndungsstelle Wind von seinen Betrugsabsichten habe, suchte er das Weite, und die Beamten fanden das Nest leer.