Einzelbild herunterladen
 
Sonnemmtergang in öen Tropen Von Andrea» Lahko. I. Seit«lf Stund«, glüht auf den Rasenplatz desColombo Club' vor meinem Fenster die Sonne. Gan� ohne Schotten zu werfen. unwirklich stehen Bäume, Häuser, Wagen und Menschen in der weihen, reglosen Hitze, die ein zu niedrig gesponmer Himmel gerade auf dieses Fleckchen Erde   herabzupressen scheint. Im Zimmer ist es finster, der elektrische Fächer surrt ohne Pause: zwischen dem sleinerncn Fußboden und der gekalkten Zinnnerdecke eingesangen, brütet eine erstickende Mischung aus Dampfbad und Gewitterschwüle und drück, den Gast aus kühleren Zonen zersließeiid auf das seuchte Bettuch. So vergeht der Tag, von der zehnten Morgenstunde bis gegen fünf Uhr abends, bald dösend im glühenden Würfel des Moskitonetzes, bald in verzweifelter Pendelbewegung durch den dunklen Raum. Drängt die lechzende Erwartung des Sonnenunter- ganges an den Spalt im Fensterladen, dann taumelt der Vorwitzige geblendet zurück, ins Hirn getroffen von de» spitzen Pfeilen des gleißenden Lichts. Cupreoup rascal" denkupfernen Schurken" nennen die Eingeborenen die Sonne, die Wohltäterin, die den vielfach überein- ander gelegten Teppich einer verschwenderisch üppigen Vegetation unter ihre Füße breitet, das Zeltdach des Palmenwaldes über ihre Häupter spannt, dainit sie ihr Leben, unbeschuht und unbekleidet, wie Glashauspflanze» verwöhnt, verbringen können.Luprecnis rascal" die Nährmutter, die in alle Wurzeln und Früchte, ja in die Rinde der Bäume selbst soviel Saft und Duft und Süße und Nährkraft treibt, daß Hunger und Durst zu stillen ein Handgriff ins Dickicht genügt,kupferner Schurke"!... Die Sonne, die wir monatelang entbehren, heiß zurücksehnen, besorgt um ihre Wieder- kehr hinter unsere» Feldern verschwinden sehen, hier ist ihr Niedergong die Erlösung, das Leben beginnt, wenn sie Abschied nimmt, genau wie bei uns alles erst erwacht, wenn sie von drüben, wo man sie einenSchurken" schilt, zu uns Stiefkindern herüber- lugt, kühl gegen unsere Liebe, die ihr ouf Knien dankt. II. Wie aus farblosem Glas geschnitten stehen die Palmen vor dem Klubhaus am anderen Ende des Platzes. Eine gemalte Schnee- landschaft, von dem weißen Licht der Bogenlampe übergrevt, so hängt die Esplanade in dem Rohmen der schmalen Spalte, reglos und leb- los, wie ein Bild. Ganz selten nur rollt der dunkle Fleck einer Rikscha durch die Leere, ein Geschäftsmann, den unerbittlicher Zwang in die Glut hinaustrieb, stürzt unter in der Halle an die Vor und erliegt der tückischen Abkühlung eines Eisgetränkes. Sei» Kuli wartet feuchtglänzend vor der Auffahrtsrampe des Hotels, betäubt wie eiu getroffener Boxer gegen das hohe Wagenrad gelehnt und den Späher am Fenster durchrieselt wie eine Heilsbotschaft die Beobachtung: der schwarze Halbkreis, den der Kopf des Rastenden aus die Erde zeichnet, falle schon einige Zentimeter von seinen Sohlen entfernt nieder... Wenn der Schreitende nicht mehr auf den Schatten seines Kopfes treten muß, dann ist die Erlösung nahe! Einmal auf der schiefen Ebene angelangt, gerät die Sonne rasch ins Stürzen, und in die aus- gebrannte Landschaft kehrt Leben und Farbe zurück Der grau- glitzernde Rasenplatz beginnt zu ergrünen, die Kronen der Palmen verlieren den gläsernen Glanz, wo tagsüber das schneidend scharfe Licht ein« sablos leuchtende Glasur über Pflanzen und Bäume breitete, erstrahlt da? bunt gemusterte Gewebe der Tropenflora. Bald schütten auch die Häufer die erlösten Märtyrer des Tages in tadellos weihen Anzügen und duftigen Toiletten auf die Esplanade hinaus. Dem Einzüge der Mächtigen voraus eilen hurtige nackte Hungen  , huschen wie Wiesel über den Rasen, treiben Pflöcke ein und spannen Netze, bereiten die Kricket- und Tennisplätze vor für die weißen Götter, die im Goldglanze der untergehenden Sonne, am Rande des aufatmenden Ozeans. Bälle schleudern, in breiten Korb stählen ihren Tee trinken, von Pferden oder Eingeborenen gezogen über die Esplanade fahren, als Herolde ihres eigenen Reichtums. Ein Stück Europa  , von exotischen Kulisfen umrahmt, lebt aus vor dem KlubhäuSchcn und auf dem raten Strandwege, ein« verkrampfte Imitation des Hyde Park oder des Bois de Boülagne, bereichert um den bronzenen Ton der nackten Läufer, den weißen Kaftan der be- dienenden Singholefen, die im Bewußtsein ihrer Würde andächtig den Tee zelebrieren, brennrote Schärpen um die mädchenhaft schlanken Hüften, das lange Haar zum Knoten geschlungen und mit einem Schildpattkamni(der ihre höhere Kaste kündet) am Hinterkopfe aus- gest?ckt. Heber den quirlcndwcißen Gischt der übervölkerten Promenade huscht beglückend ein leiser Abendhauch, sacht die grstoute Lebens- freudc, die einem ganzen Tage seine Essenz in zwci Stunden aus- pressen muß, zu der hastenden Intensität dieser Fieberzone an. Auch nie feinen Finger der Palmenblätter greifen zitternd vor Lust in den erbleichenden Abendhiinmel. der olle Tönungen seiner Bläue in xascher Folge auf die straffgesponntc Seide des Meeres malt, bis der stürzende Ball alle milden Farben verjagt und quer in das Bild eine brennend« Straße schneidet, die nach dem Westen, nach der , Heimat, führt.-- Ein gieriges Verlangen, ganz Auge zu werden, jede einzelne Sekunde bewußt genießend in sich aufzunehmen, erfaßt den Europäek! Wie Kenner den edlen Wein zwischen Zunge und Gaumen festhalten und dann erst langsam durch die Kehle rieseln lassen, so ähnlich, tropfenweise, wird das kurze Glück dieser Stunde, die karge Atempause zwischen der Flammenglut des Tages und der knstenveii Schwüle der Nacht, mit ollen Sinnen umspannt. Besorgt, und doch wie von Hoffnung festgehalten, als könnte es den Sturz hemmen, hängt das Auge an dem kederenden Kreis, der erschreckend rasch abwärts gleitet und im Untertauchen die ganze grenzenlose Wasserfläche mit dem zuckenden, qualmenden Rot erlöschender Fackeln überzieht. Wenn die glühende Scheibe, in der Mitte entzweigeschnitten, mit der verschwundenen Hälft« schon die Spitze des Eifeltunnes ver­goldet, während ihre letzten Strahlen noch das fashinable Bild zwischen Klubhaus und Esplanade beleuchten, in diesen wenigen Mi- nuten steht die Sonne gleichzeitig beide Erdhälftei, den Gewohnheiten und Interessen des weißen Mannes unterworfen, den ganzen über- reich bedachten Süden vor den Wagen des ungeliebten Europa   ge- spannt. III. Kaum eine Viertelstunde weit trabt der Kuli von der Esplanade weg, dann ist alle Schminke aus dem Antlitz des Tropenabends verschwunden, und der selige Frieden der Singholesendörfer rollt wie ein Märchenfilm vorbei. Schnurgerade läuft die breite Straße durch den Kokoswold, dicke Keulen aus goldenem Licht fallen zwischen den turmhohen Stämmen auf die offenen Hütten nieder, die, eng aneinandergereiht, ein wenig an die Verkaufsbuden unserer Jahr- Märkte erinnern. Je zwei Bambusstäbe, vorne hoher als rückwärts, tragen, tief in die bräune Erde gerammt, ein Dach aus Palmen- blättern. Ein Kreisrund aus Sternen, darüber ein Kupferkesiel für die tägliche Reisspeise, in der Mitte eine Kokosmatte, dos ist die ganz« Inneneinrichtung", die in zahllosen Wiederholungen beide Seiten der Straße säumt. Kein Schloß, keine«. nicht einmal ei» Vor. J
hang, sorglos der Neugier preisgegeben, spieß sich da, ganze Siebes dieser Eingeborenen in aller Oeffentlichkeit ab. Rur um die Hellig- tümer werden hohe weißgekalkte Mauern errichtet, die primitiv« Buddhastatue vor dem Treiben der Außenwelt abzusondern. Nirgends sieht man, unseren Kruzifixen ähnlich, den Helligcn irgendwie frei an den Waldrand gestellt, hier, wo die Häuser keine Mauern haben, muß dos liebersinnliche herausgehoben werden aus dem Alltag, der es hüllenlos umdrängt. Dumpfe, summende Gongschläge durchschwingen immer dichter den Wald, daß die Rikscha wie unter einem Gewölbe aus Tönen icllt. In Zwischenräumen von kaum fünf Minuten blitzt immer wieder das Weiß derDagaba" durch dos satte Grün des Urwalds, und die Gongschläge werden lauter und dringender,>« länger die Schatten der hohen Bäume sich dehnen. Freundlich fletschen die Gläubigen die Zähne, treten achtungsvoll beiseite, wenn der mächtige Sahib aus Europa   ihren Tempel mit seinem Besuche beehrt. Ein- fach und ohne Geheimnisse ist auch chr Gottesdienst, genau wie ihr Leben, nichts gibt es, was sie zu verbergen wünschen. Duftende Lotosblüten, kindisch wie Zinnsoldaten auf einem Brettchen in Reihen gelegt, das ist das ewig gleich« Opfer, das groß und klein, hoch und nieder in anmutiger Verbeugung Buddha zu Füßen legt. Wer seinem Tagesverdienste die besonder« Ausgabe abknausern kann, kauft auch»och einige Räucherkerzchen und entzündet sie neben der Opfergabe, um die Aufmerksamkeit des Himmels aus seine Neinen Wünsche zu lenken. Ist so alle Sorge der Allmacht aufgeladen, ellen sie erleichtert, wie Kinder nach der Schule, schnatternd nach Hause, kauen, in jeder 5)ütte um den Kessel voll Curry-Reis, bis der schwere schwarze Samtoorhang der Tropennacht vor ihre offenen Hütten niederwallt. Nackt, wie sie den Tag verlebten, strecken sie sich auf die Matte hin, ohne Angst vor Räubern, di« ihnen nur das wirklich nackte Leben nehmen könnten, beschützt von ihrer Einfalt, die an einer Handvoll Reis und einem Lendenschurz Genüge hat.--- Gleich dem rissigen Gewölbe einer alten Kathedrale schwebt hoch oben das Schwarz der Palmenkrvnen, durchslimmert vvn dem Ge- dränge fremder Sternenbilder: und es ist als strömte ein seltsames Gefühl, eine niegekannie Mischung aus Scham und Andacht, auf den weißen Gast nieder, wenn die Rikscha aus dem lauen, duftenden Dunkel des Urwalds hinaus in das Bogenlicht der Esplanade rollt! Patzig, eine Zitadelle der Tyrannei, ragt der lichterbesäte Riesen- block des Hotels vor dem finsteren Grund des schlafenden Meeres aus. Ein würgender, feuriger Atem schlägt aus dem mächtigen Mauerwürfel, wie wenn olles auf dieser entgegengesetzten Erd- halste aus dem Kopse stehen müßte, strömt die lähmende Schwüle unseres Gewitterhimmels hier aus der Erde auf. Was immer über Tag leichten Schutz gegen die Sonne gewährt«, saugt nun rächend die Kühle in sich ein und haucht den heißen, feuchten Dunst seiner Poren in die Nacht. Der leise, spielerische Gedanke, der lockend« Verdacht an das Wirken einer ausgleichenden Gerechtigkeit läßt sich nicht gan,z verdrängen.  --- Selten nur verläßt der weiße Sahib bei Tag das künstliche Dunkel seiner Geschäfts- und Wohnräume, wagt sich kaum aus dem Bereiche des elektrischen Fans oder derPunkoh", die an einem Seile, das durch die Mauer geht, draußen, zwischen das Feuer der Sonne und die nickstrahlende Glut der Ziegel geklemmt, ein Kuli bis Sonnenuntergang in steter Bewegung erhalten muß. Der glückliche Singhalese, in eine Heimat hineingeboren, die Nahrung gibt, ohne Arbeit zu fordern, mußte Fleiß und Ausdauer der kühlen Zone erlernen, während der Europäer, überwältigt von dem flammenden Tropenhimmel, nur vierundeinhalb Tage der'Woche seinen Geschäften widmet, und dem trägen, schleppenden Tempo des ungedrillten Farbigen verfällt. Bei Nacht aber ruht der Kuli, der triefend vor dem Wagen des Sahib lief, seine Punkah zog, für ihn den Tee pflückte oder die Reis- ballen auf seine Schiffe schleppte, wie ein Kind, an der Mutter Knie geschmiegt, frei unter den tauscnchten Schleiern des Waldes, der Sahib hingegen dient, bei Musik und Whiski  , im Schweiße seines ganzen Körpers demVergnügen", das ja seiner Arbeit erst einen Sinn geben muß! Die keuchende Brust hinter den Panzer der gestärkten Hemdbrust gezwängt, den würgenden Griff des steifen Kragens um den Hals, so plagt der weiße Herr sich bis Mitternacht, und schiebt dann seinen armen Leib selbst in den Backofen hinein, den er eigens errichten ließ, wie eine ungeheure Schachtel, berufen, die marternde Glut des Tages aufzuheben für die unabwälzbare, unbedingt persönliche Arbeitsleistung der-- Nachtruhe!
der silberne Kasten. Von Erik Zuel. (Aus dem Dänischen   übersetzt von David Luschnat.) Sie waren Brüder der«ine war Pastor, der andere man nannte ihn Dichter. Das paßt« gut, denn er lebt« wie die Vögel unter dem Himmel, sammelt« nicht in die Scheuern. Dem Pastor gehörte«in großes Haus im Kirchspiel, da hatte er sein« eigene Wohnung im ersten Stock, sehr komfortabel und an- heimelnd, außerdem, wie es sich gehört und geziemt, Geld auf seinem Bankkonto. Der Pastor war«in guter Mensch, Iter   so gut seines Amte» waltet« und seine Pflichten erfüllt«, daß die Bewohner des Kirchspiel» fanden, er verdiene«in« Belohnung. Sie sammelten für ein« Ehrengabe auch di« Aermsten steuerten dazu bei:«ine alt« Frau versagte sich jedoch«in« ganze Woche hin- durch ihren Morgenkasfee, um bei der Ehrung des Pastors mit dabei sein zu können. « Ein großer Kosten au» gediegenem Silber wurde Seiner Ehr- würden durch gewählt« Vertreter der Gemeinde überreicht. Der Kasten mar dazu bestimmt, die.Havannazigarren des Postors auf- zubewahren. Der kostbar« Gegenstand wurde aus einem blankpolierten Mahagonietisch aufgestellt. Der Pastor hatte ihn täglich vor Augen, oft strich er mit der Hand über die gehämmert« Deckelplatt« und freut« sich an der hübschen Gabe. Kam dann Besuch, uni Trauung, Kindtaus« oder Begräbnis an- znmelden, so konnte es geschehen, daß der Pastor ein« Zigarre aus dem Kaste» anbot, gleichgültig, ob es«in gutgekleideter Besucher war oder nur eins der gering bemittelten Gemeindeglieder, denn der Pastor ivar«in Mann, der in dieser Beziehung keinen Unterschied machte. Wenn der Dichter, vielleicht einmal im Jahr, nach der Stadt kam, in der sein Bruder Pastor war. ging er gern hin und besuchte ihn. Sie sprachen zusammen vom Wind und vom Wetter, beide waren friedliche Naturen. Der Pastor berührt« die Arbeiten des Dichters mit keinem Wort, und der Dichter kritisierte di« Predigten des Pastor» nicht, von denen er schließlich ebenso wenig Kenntnis hatte wie der Pastor von den Gedichten. Als der Dichter wisder einmal zum Besuch war, wurde ihm auch «ine Havanna aüs dem silbernen Kasten angeboten. Er bekam die Herkunft zu erfahren. Wirkliche Freude log in der Stimm« des Pastors, als er von der Ehrengabe der Gemeinde berichtete. Der Dichter wog den Kasten in der Hand, stand und wog ihn, schätzt« chn ab:Fünfhundert Kronen Silber." (Eine Wolle verdüsterte die Stint de» Pastor». �Du bist immer j
so materialistisch.* 9r nahm 5nt Kasten ans 8» Hand des Bruder«, stellt« ihn auf den Tisch und trocknete ihn umständlich mit seinem weißen, leinenen Toschentuch ob. Der Dichter zuckte die Achseln. Kurz darauf ging er. Er ging heim in sein Zimmer, nahm Tintenfaß, Feder und Papier. Obwohl es kalt war, merkte er nichts davon, er hatte die Idee zu einer kleinen Geschichte. Er schrieb und schrieb, arbeitete die halb« Nacht als er fertig war, steckte er dos Manuskript in«ine» Briefumschlag und sandte «z dem Redakteur. Einig« Zeit danach stand eine klein«, rührende Erzählung in einer von den Zeitungen der Stadt. Sie trug die Ueberschrist: Das Scherflein der Witwe." Dies war nun ein« Zeitung, die nicht in das Haus des Pastors zu kommen pflegte, dagegen ihren Weg in die kleinen Häuser fand, und eines schöne» Tages las sie die arme alte Frau, di« ihr Scherflein zu dem Silberkosten des Pastors gegeben hatte. Natürlich stand nichts von ihr oder ihrem Vormittagskaffe« darin, den sie sich versagt hatte, um mit unter den Gebern zu sein, aber es schien doch so, als ob von ihr di« Rede sei aber dann stand da in der Erzählung, daß der Pastor den schweren Silberkasten genommen hätte und ihn hätte umschmelzen lassen, um für das Geld Nahrungsmittel für di« Hungernden und Brennmaterial für all«, di« in kalten Stuben saßen, gekauft hätte. Diese Erzählung gab der armen alten Frau Stoff zum Grübeln. Es wurde«in ungewöhnlich strenger Winter, dazu kam Teuerung. Der Pastor mußte sogar sein« Ersparnisie ouf der Bank angreifen, um seine Zimmer behaglich warm zu bekommen, denn di« Kohlen waren für ihn ebenso im Preis gestiegen wie für andere, di« etwas hatten, um«inzukaufen. Der Dichter und die alte Frau waren unter denen, die kein« Mittel hatten, um Kohlen einzukaufen. Die alte Frau war zu schwach zum Arbeiten, u»d die Erzählungen des Dichters wurden, im Gegensatz zu den Predigten des Pastors, geringer honoriert, eben auf Grund der Teuerung. Es kam so, daß die beiden zufällig beim Pastor zusammentrafen. Der Pastor war freundlich gegen beide seinen Bruder kannte er natürlich, die alt« Frau dagegen mußte Namen und Wohnsitz angeben ja, sie gehört« zu seinem Kirchspiel. Der Alten und des Dichters Augen begegneten sich ouf dem Wege zum Silberkasten, den der Postor hervorholt«, um seinem Bruder «in« Havanna anzubieten. Mein Gott, der Pastor hat ihn noch der Pastor hat chn also nicht verkauft!" rief di« Alte aus. Der Pastor stutzte.Was meint Madame Andersen?" Er sah sie scharf an. Sie reichte ihm di« Zeitung mit der kleinen Erzählung. Dos Scherflein der Witwe" los er. Na. dos klang ja onnehmbar. Cr überflog di« Erzählung, wurde rot und bleich und verlegen zwei Anfangsbuchstaben standen unter der Novell  «, die er wohl konnte. Er gab Madame Andersen die Zeitung zurück. Nein, ich sehe ja, daß der Pastor es nicht verkauft hat, dos Ehrengeschenk, nein gewiß nicht, nein. Das wäre vielleicht auch nicht recht gewesen?" Nein, dys wäre es nicht, Madame Andersen!" Man hört«, daß dies die feste Ueberzeugung des Pastors war. Madame Andersen wußte kaum, wie sieGuten Tag" sagt« und zur Tür hinauskam. Als der Pastor und der Dichter allein waren, schwiegen sie «in« Weil«. Der Pastor stand da und sah zum Fenster hinaus. W>« konntest du?" unterbrach er die Still«. Was denn?" fragte der Dichter. Die Erzählung von dem silbernen Kasten schreiben." Dem Dichter ging ein Licht auf. Als ich damals bei dir war, als du mir den Kasten zeigtest, hatte ich weder Geld noch erwas zu«sien. Du gabst mir Stoff, ich bekam das Honorar für di« Erzählung." Materialist!" rief der Pastor, feine Stimm« zitterte. Er drehte sich zu dem Dichter um, sah jedoch nicht das Lächeln um den Mund des Dichters. Materialist!" wiederholte er in gerechtem Zorn.
5euer und Lorbenspiel öer Diamanten. Bekanntlich besitzt nur«ine sehr geringe Anzahl der gefundenen Rohdiomanten die Eignung dazu, sich durch zweckentsprechendes Schleifen in«inen Brillanten oerwandeln zu lassen. Die große Menge der unreinen»stücke, die sich für Schmuckzwecke nicht eignen, wird zu Diamantstaub verarbeitet, der in verhältnismäßig großen Mengen zu industriellen Zwecken, vor allem aber zur Diamant- Ichleifere-, selbst verwendet wird. Feuer und Farbenspiel des Brillanten hängen aber nicht nur von der Reinheit und Farbe des Steines selbst, sondern im höchsten Maße von der Form ab, die ihnen durch den Schliff gegeben wird, d. h. von der Verhältnis- mäßigen Größe der verschiedenenFacetten" und von den Winkeln, in denen sie zueinander stehen. Hierbei sind zweierlei Schlifsormen, sachtechnischSchnitte" genannt, besonders beliebt und verbreitet: derRosen- oder Rosettenschnitt" und derBrlllantschnitt". Der crstere eignet sich vor allem für sehr flache Steine, die bei der Aus- sührung des eigentlichen Brillantschnitts zuviel Abfall liefern, also einen zu hohen Größe- und Gewichtsverlust erleiden würden. Da- gegen liefert der Brillontschliff die weitaus besseren optischen Wir- kungen, und zwar speziell in der jetzt allgemein üblichen Art des dreifachen Brillantschnittes", der 57 Facetten besitzt, von denen 33 den Oberteil, d. h. den Teil des Brillanten bilden, der in der Fassung dem Licht direkt ausgesetzt wird, während die 24 den linier- teil begrenzenden Facetten nicht sichtbar sind und nur die Reflex- Wirkungen, d. h. dos Feuer und Farbenspiel des Obertells ver- stärken. Die Winkel und die relativen Größen der Facetten dieses drei­fachen Brillantschnities sind im Laufe der Zeit vielfach abgeändert worden. Geübte Schleifer gestalten den Schliff ausschließlich nach Augenmaß und auf Grund langjähriger Uebung und Erfahrung. Run hat Prof. Johnsen von der Berliner   Universität kürzlich rein rechnerisch ermittelt, welche Winkel und relativen Größen die Fo- cetten des üblichen dreifachen Brillantschnittes haben müssen, uni das Höchstmaß von Brillanz, d. h. von Feuer und Farbenspiel zu er- reichen. Er ist dabei zu Resultaten gekommen, die ziemlich erheblich von den bisher geübten Methoden abweichen. Zugleich hat Johnsen einen Apparat erfunden, rnU dem man nicht nur die Güte der Brillanz von Brillanten und anderen Edelsteinen nachprüfen, sondern auch Imitationen sofort von Brillanten unterscheiden kami. Der Apparat bezeichnet sich als Brillantoskop und dürfte geeignet sein, die Methodik und damit auch die Resultate der Brillantschleiferci bc- deutend zu verbessern.___ welches sind die sturmfestcsten Bäume? Nach eingehenden und jahrelangen Beobachtung:» haben sich als die sturinfejcesten Bäume die Eibe, Lqrche und Eiche erwiesen. Nach ihnen kommen sodann der Reihe nach: Lind«, Ahorn. Eiche, Mine, Akazie, Hain  , und Rot- buche, Erle, B'rke, Weide und Bavpcl. Die geringste W'b-rstonds- kroit gegen Sturmbruch zeigen Kiefer, Tanne und Fichte. Bei diesen Feststellungen muß man allerdings auch in Betracht ziehen, ob die betreffenden Bäume flach oder ties im Boden wurzeln, jerner ab der Boden flachgiündig oder tiefgründig ist. Die SturmsejUgleit wird bei den Bäumen in der Regel auch durch ihre Lage bedingt, indem freistehende Baume immer widerstandsfähiger sind, als Bäume m dicht« Beständen, in denen sie sich nicht voll auswachsen konnten.