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Nr. 4* 44.?ahrgaag
1« Beilage öes vorwärts
dteastog, 4.5«»uarl427
3m Dienste der Volksgesundheit. Ein neues Genesungsheim der AOK. Berlin  .
heit roetter chr Ziel verfolgen in der richtigen Erkenntnis, daß nicht nur, Krankheiten zu hellen, ihre Aufgabe ist, sondern noch mehr. Krankheiten zu oerhüten. Die Krankenkassen haben allen Anlaß, sich der dauernden Mehrung ihrer Heime zu freuen. Und die Allgemeine Ortskrankentasse Berlin darf stolz fein auf ihr neues schönes Heim in Oberschreiberhau.
Die großen Krankentaffe» fetze» chre Bemühungen fort, sich eigene Genesungs- und Erholungsheim« für chre Mitglieder zu schaffen. Die Allgemeine Ortstrankenkasse Berlin. die seit langem auf diesem Gebiet mit bestem Erfolg arbeitel« hat ihren bereits acht Heimen jetzt ein neunte» hinzu- gefügt. In Oberschreiberhau sRiesengebirge) hat sie das Porlhotel angekauft, das über dem Ort am Bergeshang in etwa 700 Meter Seehöhe liegt, und hat das Haus zu einem neuen Ge- ncsungsheim für Mitglieder der Kaste umgestaltet. Aus dem früher recht nüchternen Gebäude hat Baumeister Albert Gottheiner  (Berlin  ) ein wirkliches Hei« zu machen verstanden, dessen freundlich ausgestattet« Schlafzinn»« und Ausenthaltsräume den Pfleglingen eine wohltuende Behaglich- kell bieten werden. Für KS Pfleglinge(40 Frauen und ZS Männer) find teils Einzelzimmer, teils Limmer mit je zwei Lette», einige auch mit drei Letten, emgerichtet worden. Man hat da» trübselige Grau der früheren Hotelzimmer durch helle und heller« Farben er- setzt. DieMalerhütteBerlinhot hier eine sehr schöne Arbell geleistet, an d« die Znsasten ihr« Freude hoben werden. Diesem Heim fehlt ganz der Eindruck des Kosernenmüßigen. der sonst in An. stallen nicht immer völl'g vermieden wird. Die Ausstattung der reichlich bemessenen gememschafUichen Aufenthallsräume ist so, daß sie auch verwöhnt« Gäste besriodigen kann. Auf guten Wandschmuck hat man bejonderen Wert gelegt, auch wird man in diesen Räumen mögllchst das ganz« Jahr hindurch es nicht an dem anheimelnden Schmuck lebender Blumen fehlen losten. Für lesefreudige und bildungseifnge Heiminfasten wird hier noch ein« kleine Bibliothek aufgestellt werden. Auch die Nebenräume sind mit groß« Sorgsall behandell worden. Die Küchc ist mll all dem ausgerüstet, was man in wirtschofllicher und hygienischer Hinsicht von einer modernen Anstaltsküche fordern muß. Das Haus hat Wasserleitung, Kanali­sation. Dampfheizung, elektrische Beleuchtung. Dieses von einer Oberin geleitete Heim ist für erholungo- bedürftige Pfleglinge bestllnint, denen das Gebirgs- kli wa dienlich ist. Der Aufenthalt soll in d» Regel vier Wochen dauern, wovon man bei der günstigen Höhenlage des Ortes und des Heims schon einen sehr merklichen Gewinn für die Pfleglinge er- warten darf. Aufgenonunen werden Genesend«, die durch längere Ärankhell geschwächt sind, auch Blutarme, Unterernährte. Herz- leidende. Neivose. Bon der Aufnahme sind ousgeschlossen Personen, dt« an ansteckenden Krankheiten leiden. Zur gestindheillichen Förde­rung der Pfleglinge hat das Haus ein« gut ausgestattete Badeeinrich- tnng. Hier werden medlzinische Bäder gegeben. Kohlensäure-, Sauer- stosf-, Fichtennadel., Lohtonninbäder usw. Geschützte Liegehallen, je eine für Frauen und Männer, werden im Winter wie im/Sommer fleißig benutzt werden. Das Haus und dl« Liegehallen sind von einem Garten umgeben, außerdem gehört zu dem Heim ein kleiner Part mit Teich. Ein im Ort wohnender Arzt wird die Heiminfasten betreuen und täglich für sie im Heim eine Sprechstunde haben. In dem sertiggestclllen neuen Heim wurde vor Neujahr eine kleine Eimoeihuogsfeiec veranstaltet. An ihr nahmen tell Mitglieder des Vorstandes der Allgeinemen Ortstrankenkasse. des Ausschusses und der Derwallung sowie der Chefarzt, Vertreter des Versicherungsamts Berlin  , des Berbandes der Krankenkasten Berlins  , des Hauptoerbandes Deut- scher Ärankenkasten. des Verbandes schlesischer Krankenkassen, Ber- treter van Berliner   Gewerkschaften und vom AfA-Bund. Mitglieder der Gememdverwaltimg von Oberschreiberhau und der Kreis-
arzt. D««OS.  -Vorsitzende Nürnberg   gedachte i» fem« An- sprach« des früheren langjährigen Direktors Albert Sohn, der vor kurzem gestorben ist. Hauptsächlich ihm habe die AOK. es zu danken, daß sie in der Schaffung cigener Heime sovorangeschrittenist. Die AOK. kann, hob Gen. Nürnberg  hervor, auf sehr gute Erfolge ihrer Heime hinweisen, und sie wird unter der jetzigen Leitung aus diesem Wege fort- schreiten. Bürgermeist« S t a e ck e l- Oberschreiberhau beglück- wünschte die AOK zu dem gelungenen Werk. Im Namen der Per- waltung dankte der jetzige Direktor Julius Cohn   dem Bau- meifter und seinen Mitarbeitern. Glückwünsche de» Versicherung«- amts Berlin   überbrachte Stadtrat T r e i t« l. Bei d« Besichtigung des Heims durch die Gäste fanden die Lehagllchbell d« Räume und die Zweckmaßlgtett der Einrichtungen des Heims allgememen Bei- fall. Unter Aufwendung mäßig« GeSanittel ist hier mit fachkundiger Umsicht und gutem Geschmack eine Anstalt geschaffen worden, die trotz aller notwendigen Einfachheit und Schlichthell sich durch Ge- diegenhett und Schönhell auszeichnet. Do» neu« Heim wird am Januar feine Pforten für die erst« Pflegling« öffnen. Die Lllgemelne Ortskrankenkasfe Berlin hat mll diesem neunten Heim die Gesamtzahl der Plätze, die sie für Er- holungsbedürftig« b«eithSlt. auf rund S00 gesteigert. Zur Verfügung stehen ihr jetzt die folgenden eigeuenHeime: Lungenheilstätte in Müllrose  (Forst bei Frontfurt a. d. O.) mll 100 Betten für Männer und Frauen. Sanatorium.Waldfrieden' in Buckow  (Märkische Schweiz) mll 64 Betten für«hc�ungsbÄwrftige und genesend« Frauen. Sanatorium.Zum Gutenberg' in Kudowa  (Schlesien  )«rll 42 Dellen für herz- und nervenkrank« Männer und Frauen. Stahl- und Eisenmoorbad Doberan  (Mecklenburg  ) mll S4 Bellen für Männer und Frauen, die an Rheumatismus   od« an Krankheiten d« Haut. d« Knochen und der Muskeln leiden, Genesungsheim.Saxonia' tn Flinsb«g(Isergebirge  ) mll 42 Betten für herz, und nervenkraute Frauen. Erholungsheim ,n Groß-Tabarz(Thüringen  ) mll 2S Letten für erholungsbedürftige Frauen, Ostseekurheim In Swinemünde   mit 70 Betten für Männer und Frauen, die an Herzkrankhellen, Nerven- krankheiten und Kranthellen der oberen Luftwege leiden, Kinderheil- ställe Luisenthal  (Thüringen  ) mit 40 Betten für Kind« der Kassen- mllglied«, Genesungsheim in Oberschreib«hau mll KS Betten für genesende und erholungsbedürftig« Mann« und Frauen. Da» sind zusammen 502 Betten in neun eigenen Heimen. Dazu kommen noch etwa 100 Letten, die von der AOK. Berlin   In Anstalten ander» Kasten od« in Privatsanatorien belegt werden, in der Lungenheilstätte Krummhübel  , im Lad Lippspring«, im Sa- natorium des bayerischen Kastenoerband«« in Kissingen  , in der An- stall von Prof Pannwitz in Hohenlychen. in den drei Anstalten von Dr. Lewald, Dr. Köbisch und Dr. Sprengel in Obernigk   bei Breslau  . Im ganzen kann jetzt die AOK. jederzeit 6 0 0 B e t t e n belegt haben, so daß sie in einem Jahr wohl 6000 Mitgliedern oder mehr die Wohltat einerBerschickung gewähren kann. Eine statt- liche Leistung! Eine gesetzliche Verpflichtung zu solcher Heilfürsorge besteht für die Krankentasten nicht. Aber gut geleitete Krankentosten legen immer mehr Wert auf diesen wichtigen Zweig ihrer Tätigkeit, und besonders die AOK Berlin bemüht sich, die Heilfürforg« immer weiter auszubauen. Von übelwollenden Gegnern der Krankenkasten wird ihnen sogar diese in ooltsgesundheit- licher wie auch in volkswirtschaftlicher Hinsicht höchst dankenswerte Fürsorgearbeit. die vielen Tausenden tranker, kränklicher oder schwächlicher Mitglieder ihre Arbeits- und Erwerbsfähigkell wiedergibt, als ein Zuviel angekreidet. Unbeirrt werden aber die Krankenkasten im Dienste der Volksgesund-
die Serliner Staütspnoöe macht Witze. Na. seien Sie so gut! Eine so fromm«, ernst« und auf Repu­tation habende Protestantische Kirchenbehörd« macht doch keine Witze. Doch! Die ernstesten Menschen machen oft die besten Witze. Aller- dings mll seltenen Ausnahmen unfreiwillige.--- . Die Berlin  « Stadtsynode hat sich zu einem solchen Witz die Weihnachtszeit ausgesucht. Seit dem vorigen Jahrhundert siitd in Versammlungen und in den Spalten desVorwärts' immer wieder Beschwerden laut geworden über die heillos« Wirtschaft in den Kirchen- resp. Kassenbüchern der Kirch«. Leute. die manchmal schon vor Jahrzehnten ans der Kirche ausgeschieden waren, bekamen Aufforderungen zur Zahlung von Kirchensteuern, ja sogar Androhungen von Pfändungen. Alle Kritiken und Annage- lungen waren erfolglos. Jetzt endlich soll, wie es scheint, Wandel geschasten werden. Der geschästsführend« Ausschuß der Berlin  « Stadtsykiade oersendet die im.vorwärts' schon erwähnten Frage- bogen üb« den aus der Kirch« erfolgten Austritt. WahUps erhallen Leute dieses Zirkular zugeschickt, di« nicht nur vor Jahrzehnten aus der Kirche ausgeschieden sind, sondern diesen Austrllt auch schon wi«d«holl der Kirche nachgewiesen hoben. Man kann nur annehmen, daß die Kirche beim Einwohnermeldeamt alle Dissidenten heraus- schreibt und ohne Unterschied diesen das Zirkular zuschickt. Das Tollste ist. daß auch Personen dieses Rundschreiben erhalten, die nie einer Kirch« angehört haben, da ihr« Ellern   schon lange vor Geburt d« Kind« ausgeschieden waren. Aber nun kommt d« r W i tz des geschäftsführenden Ausschusses der Stadtsynode. Unser Genosse Adolph Hoffmann  , der seit 40 Iahren den Kamps gegen eine anmaßend« Kirche in all« Oeffent- lichkeit geführt hat, erhall vierzig Jahre nach seinem Austritt(M. De­zember 1886 beim Amtsgericht Halle a. d. S.) ebenfalls«in solches Zirkular! Wenn j« ei» Mensch von der Stadtsvnode gehaßt, verfolgt und vttiästert ist, so der Sozialdemokrat, Atheist, langjährige Leiter der Freireligiösen Gemeinde zu Berlin   und Reoolutions- Kultus- minister, wegen dessen Kirchenaustrittspropagonda bei fast allen Tagungen der Stadtsynode Gottes Fluch auf diesen Teufelsbraten herabgefleht wurde. Wir wollen gern anerkennend feststellen, daß die sozialdemokratische Erziehung doch schon sichtbare Erfolge aui- zuweisen hat, denn aus der Drohung mit dem Steuer-Cxekutor ist eme Anfrage geworden, und sogar ein gedrucktes Freikuvert liegt bei. In weichem Zustande aber, fragen wir wiederum, müssen sich Mit- flliedslisten und Kastenbücher der Kirche befinden, wenn man einen o von der Kirche verfolgten polizei- und gerichtsbekannten Atheisten an feinem 40. Austrillsjubiläum zur Kirchensteuer oeranlagen will. Ihn, einen Mann, der ein ganzes Jahrzehnt die Gerichte, darunter Sei mal das höchste preußische Gericht, das Kammergericht, be- äftlat«, well er fein« acht Kinder unter den Kullusmiuisteril von Z e d li tz. Bosse, usw. vom Religionsunterricht der Schule zurück- behielt! In zwei Kammergerichtsurteilen, die wegen ihrer Gegensätze großes Aufsehen erregten, wurde der nachgewiesen« Kirchenrni stritt festgestellt. Das braucht natürlich die Berliner   Stadtsynod« nicht zu wissen. Daß sie aber einem Manne, der nach Aufhebtzng des Sozia- listengesetzcs wieder nach Berlin   zog und seit 34 Jahren im Bereich der Berliner   Stadtsynode wohnt, 34 Jahre keine Kirchensteuer ab- oerlangt hat, läßt, um mit dem längst zu Asche gewordenen sozial- demokratischen Abgeordneten Sabor zu reden,t i ef b l i ck e n?!' Was für«ine Teufelswirtschast muß in den KastenrSumen und Büchern der Berlin  « Synode herrschen! Mühte da der Herrgott nicht wirtlich mal Pech und Schwesel hinein regne» lassen, um eine neue Ordnung zu schaffen, was bei den alten schweinsledernen Schwarten naih solchen Leistungen auch einem vereideten Bücher- revisor unmöglich sein dürfte? Aber noch eins! Ein Dissident, der 40 Jahre in den amtlichen Listen als solcher geführt wird, ist unglaubwürdig. Er soll den Nachweis seines Austritts nochmals bei der Snnodc führen. Dem- jenigen, der sich in diesen Listen als evangelisch eingetragen hat. glaubt die Synode aufs Wort und sie schickt ihm den Steuerzellel. Ja, auch bei der lutherischen Kirche hat Tetz?! heute noch recht: Wenn's Geld im Kasten klingt.. Einem Dissidenten traut die
Die Vunöer öer Klara van tzaag. 53s van Johannes Vuchholtz. Aus dem Dänischen übersetzt von Erwin Magnus  . Verbringst du deine ganze Zeit damit, Sivert?' .Ich tue es nicht gratis. Nören macht mich dafür bei Minna Lund beliebt. Sie findet mich schon prachwoll und will von mir singen lernen.' Der Vater war in der Ziegelei gewesen. Er wurde gleich belebt, als er hörte, daß es der Tag des Gartenfestes ffei. Wir müssen hin,' sagte er und riß sich vor dem Spiegel graue Haare aus dem Bart. .La. und man sagt,' sagte die Mutter,, daß es obendrein heute abend Feuerwerk gibt, weil ein Jubiläum oder so was ist.' Um halb acht zog die Familie ab. Sie schlug den Weg über den Strand ein. Der Regen hatte sich gelegt. Im Westen war die ganze Himmelswölbung rot. Das Wasser und der feuchte Tang atmeten ihren fruchtbaren Salzduft in den Abend. Spielende kleine Wellen eilten heim ins Bett. Emanuel nahm hin und wieder einen glatten Stein prüfend in die Hand und ließ ihn wie einen freigelassenen Vogel über das Wasser fliegen. Weit draußen berührte er die Wells mit feinen kleinen Füßen, einmal, zweimal, viele Male hinter- «inander. Ja.' sagte Sivert.es gibt nicht deinesgleichen. Du bist ein Großer in feder Art Steinwnrf!' Emanuel ließ unbeirrt feine Steine fliegen. S vsrt fuhr fort:.�Du bist ein Wunder aber.. Emanuel sah auf: er hatte diesen Rachsatz erwartet: er interessierte ihn mehr, als das aufdringliche Lob. . Aber,' sagte Sivert und lächelte wie im Traum,heute und d'e letzte Nacht habe ich dich doch übertroffsnl' üstprin hast du mich üliertroffen?' Heute nacht habe ich Minna Lunds Liebe he-wungen heute habe ich mich in einer aparten Stellung photogra- phieren lassen.' .Last du wirklich mit ihr getanzt?' Ob ich ies tatl Sie ljat fast die ganze Nacht den Arm tun meinen Kragen gelegt. Ich mag nicht mehr von dem Unsinn hören,' sagte Emanuel und suchte sich einen neuen Stein. Da sagte Sivert mit einem Seufzer:.La, dann will ich dir nur sagen, bah es meine unerschütterliche Absicht»«,
sowohl mit ihr zu tanzen, wie um sie zu freien. Als sie aber mit dem Ingenieur angestiegen kam, faßte ich einen anderen und besseren Entschluß.' Du gingst nach Haus«.' Ja, aber erst stellte ich mich skeptisch mit betrübt ab- wandtem Gesicht volle fünf Minuten vor sie hin. Dann ging ich, ohne Rücksicht auf meine fast unbenutzte Tanzkarte. Jetzt habe ich ihr noch dazu fünf Kronen für ein Dutzend Photo- graphien von mir geopfert' Die tosten doch wohl nicht mehr als vier bei Ciermann?' Er verlangte eine Krone extra, um mich in den Schau- kästen zu hängen. Da will ich sie als Wahrzeichen und Warnung an mich gemahnen. Der Kasten hängt ja gerade ihrem Fenster gegenüber." Emanuel lachte und warf«inen Stein. Dann ging er ein Weilchen gesetzt weiter, als er ober einen Seeigel sah, der Im Tang angespült war, beugte er sich aus Knabengewohnheit nieder und stecktcke ihn in die Tasche. Was willst du damit?' Emanuel wurde verlegen: er wußte wirtlich auch nicht. was ein Bankbeamter mit einem Seeigel sollte. Um sich ober nicht zu verraten, machte er seinen Fund zu etwas großem und einzig Dastehenden, das viel Geld wert war. Vielleicht." sagte er.schenke ich ihn einem Museum. Sieh, seine Stacheln sind zu einem feinen Muster geordnet, und weißt du. daß seine Augen in einem Kranz um das After- loch sitzen?" Um das Afterloch? So einen Igel habe ich noch nie gesehen." Seeigel, sa. Aber du kannst dir denken, daß er dadurch etwas selten wird." .La, wir haben seltene Leute," sagt« Sivert philosophisch. ..Sie wollen, daß man mit einem Gurt im Rücken und einem Fernglas auf drei Beinen herumläuft. Wenn Ich aber fetzt mit meinem lächerlich traurigen Gesicht im Photogravhen- kosten sitze, dann wird es mir schon glücken, ihre Augen in die rechte Rick>tung zu schrauben. NSml'ch mitten auf mich." Die Eltern, die vorangegangen waren, blieben stehen und winkten. Doit, wo sie standen, mußte man aus den Hang hinauf, der an Staatsrots Garten entlang lief. Schon hier standen ein paar Zuschauer, aber es waren ganz gewöhnliche Leute, die besseren Klassen begannen erst ganz oben am Bahn. hofsweg, wo es einen freien Blick über den Garten nach dem erleuchteten Haufe gab. Drinnen, auf den Gartenwegen, gingen zwei Männer mit Klapplettern und zündeten die bunten Laternen an.
Cgholms schlössen sich still der langen Menschenreihe an. die schon da war: sie legten wie die andern die Hände auf den, Heckendraht und warteten geduldig, daß etwas geschehen sollte. Die Dunkelheit begann sich zu verdichten. Ueber dem Bclt war die Röte einer tiefen, duickelblauen Farbe gewichen. Seht, gerade wie ein Schiff," flüsterte die Mutter. Wo?" Staatsrats Schloß Haus, meine ich. Seht, es segelt mit all den vielen Lichtem auf uns zu.' Ja, das konnte Egholm gut sehen. Er stand lange da und belustigte sich heimlich, Indem er es segeln ließ. Wenn er die Augen schloß und sie wieder öffnete, war es näher gekommen. i Jetzt speisten sie wohl drinnen. Rur   die aufwartenden Mädchen und Frauen glitten hin und wieder an den Scheiben vorbei. Sie wurden von den Zuschauern draußen stark beneidet. Hört, jetzt wurde drinnen gesungen. Die Leute summten den Refrain:Und das fei zu Ehren...'. Ihnen schien, daß auch ihnen auf diese Weise ein Gericht von der Tafel geboten würde. Auf einmal lärmten die Stühle andauernd, und gesegnete Mahlzeit, gesegnete Mahlzeit wurde unaufhörlich gesagt. Gleichzeitig wurde die Balkontür geöffnet und es ertönten Freudenrufe, denn jetzt lagen alle Wege des Gartens feuerpunktiert in rot, gelb, grün und blau da, als ob eine Glückespinne ihr tauperlenfchimmerndes Netz über alles ge- warfen hätte, was Staatsrats gehörte. Die ersten Paare fegten die Treppe herunter, die kies- bestreuten Wege entlang und über die zärtlich geschnittenen Rasenplätze. Junge Rufe ertönten unter den Säumen. Einer der Herren pflückte eine rote Papierlaterne. Alle Damen entzündeten ihre Zigaretten daran. Der breite Gartenweg führte nach rechts, und er war ja durch diese Hunderte von Lichtbojen bezeichnet, so daß niemand den Kurs verlieren konnte. Und doch geschah es, daß zuerst ein langer, etwas vornübsrgebeugtsr Herr und später eine aufrechte, ziemlich hochgewachsene Dame in Rosa auf den falschen Weg nach links tns Dunkel einbogen, beide sogar schneller als irgendeiner von den anderen. Hast du sie gesehen?" flüsterte Elvert. Sie? Wen?" Minna und dann Nören. Sie schlichen in der Dunkelheit herum. Ich finde, das ist ein recht guter Einfall von ihnen.' .Außerordentlich zweckmäßig," sagte Emanuel. (Fortsetzung folgt.)