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wieder Knochen zutage, ohne daß sich jemand um den Fund fümmerte. Nach dem neuesten Gerücht sollen in dem Keller finnische Offi­ziere ermordet worden sein. Damit hat es folgende Be wandtnis. Ein Mann in Helsingfors las in der Zeitung von dem Knochenfund in der Landsberger Straße. Das veranlaßte ihn, an die Berliner Kriminalpolizei zu schreiben, was ihm ein Freund ein mal erzählt habe. Dieser Freund sei, wann sagt er nicht, vom Alexanderplatz mit einem Landsmann oftwärts gegangen. In einem Laden hätten sie Zigarren gekauft. Dabei sei von Anwesenden beobachtet worden, daß einer von ihnen eine dicke Brieftasche besaß. Ein Mann habe über sie, die beiden Finnen, herfallen wollen, um die Tasche zu rauben. Sie hätten aber ihre langen finnischen Messer gezogen, die Leute damit in Schach gehalten und so unangefochten den Laden verlassen können. Diese ganze phantastische Geschichte ist natürlich so unglaubwürdig wie nur möglich.

Tag für Tag das gleiche Spiel.

Kontrollmädchen vor dem Einzelrichter.

Berliner Verkehr im Jahre 1926.

1457 Millionen Fahrgäste.

Nach den Ermittlungen des Deutschen Berkehrsdienstes" find im Jahre 1926 von den Berliner Verkehrsgesellschaften( von Stadt, Ring- und Borortbahn, Straßenbahn, Hoch- und Untergrundbahn, Omnibus) zirka 1457 millionen Fahrgäste befördert worden. Von dieser Zahl entfällt der größte Teil auf die Straßenbahn mit 813,4 millionen Fahrgästen, nach Schäßung ungefähr 369 Millionen Fahrgäste auf die Stadt, Ring­und Vorortbahn, 163 Millionen auf die Hoch- und Unter­grundbahn und 112,4 millionen auf den Omnibus. Gegenüber dem Jahre 1925, in dem der Gesamtverkehr 1442,6 Millionen Per­fonen betrug, ist der Verkehr im Jahre 1926 nur um den ver­hältnismäßig geringen Betrag von rund 15 Millionen Fahr: gästen gestiegen.

Ein Säugling hat sich an seiner ertranften Mutter angeftedt. In einem anderen Fall läßt der batteriologische Fund auf Typhus ertrantung schließen. Die im Anfang der Epidemte ertranften Patienten werden jetzt nach und nach als geheilt entlaffen.

Das Hochwasser der Havel .

Potsdamer Parks überschwemmt.

Vor kurzem berichtete der Vorwärts" über die fatastrophalen barnim und in Zehdenick im Kreise Templin . Er stellte fest, daß hier von den verantwortlichen Regierungsstellen mit geradezu unglaub licher Leichtfertigkeit gehandelt worden ist. Nun fommen Nachrichten aus anderen Teilen der Havel , die befürchten lassen, daß in abseh barer Zeit die Vernachlässigung der Havel noch weitere Folgen nadp sich ziehen wird. So wird aus Potsdam folgendes berichtet:

Birkungen des Havelhochwassers bei Liebenwalde im Kreise Nieder­

Tag für Tag das gleiche Spiel: 10, 15, 20, 30 Kontrollmädchen mährend mit 109,5 Millionen Fahrgästen der Monat Februar Havel ihre Wellen über die Raimauern. Der Stand an

vor dem Einzelrichter! Bersäumte Gestellungstage, Betreten ver­botener Straßen, Unfug und dergleichen mehr. In monotoner Gleichförmigkeit folgen die Verhandlungen, jede von der Dauer einer Minute. Die Haftstrafen werden ohne Widerspruch angenommen. Die Angeklagten haben in der Regel alle Borstel­lungen von bürgerlicher Moral über Bord geworfen und hier ist nichts mehr zu retten. Beide Parteien, Richter wie Angeklagte, betrachten das Ganze als eine Formalität, die erledigt werden muß. Je schneller, desto besser. Für sie ist die kleine Haftstrafe nur ein Geschäftsrisiko, an dem nichts zu ändern ist.

Die Mädchen aber, die noch nicht unter Kontrolle stehen und wegen gewerbsmäßiger Unzucht angeklagt find, werden einzeln vorgeführt. Diesmal sind es nur zwei. Die eine ist 30 Jahre alt. Im Jahre 1921 ist sie bereits einmal von der Sitterpolizei ein­geliefert worden. Seitdem find fünf Jahre verflossen. Sie hat gearbeitet und sich redlich ihr Brot verdient. Dann wurde sie arbeitslos und lernte einen jungen Menschen kennen, der auf ihre Kosten leben wollte. Und so suchte sie Herrenbekanntschaften und lieferte ihrem Freund das verdiente Geld ab. Der Sitten­beamte traf sie auf dem Stettiner Bahnhof, als fie mit ihrem Freund" an einem Tisch sizend friedlich thre Zigarette rauchte. Er nahm sie mit urd freimütig erzählte sie von sich alles, was man zu hören wünschte. llnd was man zu hören befam, war schlimm genug. Ihr Tun wird nun vom Richter mit drei Wochen Saft quittiert. Die Strafe braucht das Mädchen aber noch nicht zu verbüßen. Sie wird der Frauenhilfsstelle zugeführt, die sich ihrer annehmen soll und den Versuch machen wird, ihr nach Unter­bringung in einem Heim Arbeit zu besorgen. Bewährt sie sich im Laufe von 1% Jahren, so pird sie begnadigt. Der zweite Fall ist komplizierter. Die Hedwig G. ist erst 21 Jahre alt. Sie foll zur Krankenstation, da sie geschlechtstrant ist. Am 11. Of­tober stand fie bereits einmal vor dem Einzelrichter. Damals er­hielt sie Bewährungsfrist und wurde der Frauenhilfsstelle zugeführt. Gie mollte sich aber nicht helfen lassen und lernte am 11. November eiren Geschäftsreisenden kennen. Aber nur zu schnell hatte er genug non ihr und da blieb ihr nichts übrig so glaubte sie wenigstens jeden Abend andere Herrenbekanntschaften zu suchen. Bei einer Polizeirazzia wurde sie in einem Hotel zwangseestellt. Die Frauen: hilfsstelle legt feinen Wert mehr auf die Zuführung des Mädchens. Der Richter will es trotzdem versuchen. Das Urteil lautet auch in diesem Falle auf drei Wochen Haft. Das Mädchen kommt auf die Krankenstation und von dort wird sie der Frauenhilfsstelle zugeführt. Die Frage der Bewährungsfrist bleibt offer. Tag für Tag das gleiche Spiel!

JAC

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Auch ein Ausschluß der Oeffentlichkeit. Einen originellen Trick hatte sich ein Angeklagter erfonnen, um peinliche Grörterungen über sein geschäftliches und privates Leben unliebjamen Ohren vorzuenthalten. Zusammen mit zwei anderen war er vor dem Großen Schöffengericht Berlin- Tempelhof wegen Betruges angeklagt, weil die drei die Deffentlichkeit nicht weiter interessierende Unehrlichkeiten bei der Verwaltung von Häusern be­gangen haben sollten. Augenscheinlich muß der eine von ihnen große Scheu vor den bösen Zungen und dem Gerede seiner engeren Mit­bürger, deren Anwesenheit als Zuhörer drohte, gehabt haben, denn er hatte auf eigenartige Weise einen Ausschluß der Deffent lichkeit oder wenigstens ihre Beschränkung beschlossen. Um dies zu erreichen, hatte er einer Anzahl Arbeitsloser, genügend groß, um den Zuhörerraum des Sigungsfaales völlig zu füllen, gegen ein Entgelt von je drei Mark den Auftrag gegeben, seiner Ver­handlung als Zuhörer beizuwohnen. Instruktionsgemäß hatten sich diese Leute rechtzeitig dicht gedrängt als erste vor dem Sigungssaal aufgestellt. Als dann die Sigung eröffnet und die Saaltür auf gemacht wurde, ergriffen sie fofort von allen verfügbaren Pläßen Besitz so daß fein anderer mehr in den Saal hineingelangen fonnte. Es war ein höchst komisches Bild, als die jungen Leute, durchweg der unverkennbare Typ von Arbeitslosen, im Gänsemarsch eintraten, und im Gegensatz zu den sonst immer neugierigen Gesichtern der üblichen Kiminalstudenten sich mit ernster Miene wie im Bewußtsein einer übernommenen Arbeit hinsezten. Durch die Beschwerde eines ver­drängten Interessenten" tam die Sache zur Kenntnis des Gerichts, das sich wie alle anderen der Heiterkeit nicht enthalten fonnte. Land­gerichtsdirektor Dr. Laschke rief deshalb einen der merkwürdigen Zu härer vor und fragte ihn, ob er zu dem Besuch gegen drei Mart Honorar beauftragt worden wäre, was jedoch vorsichtigerweise ver­neint wurde. Deshalb blieb nichts weiter übrig, als vorläufig die Leute im Besitz der Bläge zu lassen. Nach Schluß der Sigung harrte dann des Auftraggebers eine unangenehme Ueberraschung auf der Straße. Als er das Gerichtsgebäude verlassen hatte, umringten ihn plötzlich die Arbeitslosen und erklärten ihm daß ihr Bertrauens­mann mit dem Rest des Arbeitslohnes durchgegan­gen wäre. Um sicher zu sein, daß sie ihre Arbeit leisteten, hatte der Auftraggeber den Arbeitslosen nur ein Angeld gegeben, und den Rest einem gewählten Bertrauensmann ausgehändigt. Bohl oder übel mußte er jegt noch einmal zahlen. Am gestrigen zweiten Ber­handlungstage mißglückte ihm sein nochmals versuchter Trid, denn por ber Saaltür waren zwei Schupoleute postiert, die vorzeitige An­Sammlungen verhinderten.

Berliner Einbrecher in Havelberg .

Einen großen und erfolgreichen Beutezug unternahmen Berliner Geschäftseinbrecher in der vergangenen Nacht in Havelberg . Dort brachen sie bei der Seiden- und Konfektionsfirma von Schulze in der Steinstraße ein und erbeuteten für 25 000 Mart Seiden­stoffe aller Art, Strickjacken, Strümpfe usw. Der Einbruch wurde bald entdeckt, und es wurde festgestellt, daß die Verbrecher mit dem Berliner Frühzuge aus Havelberg abgefahren waren. Die hiesige Kriminalpolizei, die von der Havelberger Behörde alsbald benach richtigt wurde, besegte die Bahnhöfe und beobachtete die einlaufen­den Züge, fand aber feine Spur der Verbrecher. Diese haben ohne 3weifel schon auf einer Borstation mit ihrer Beute den Zug ver­laffen, um sie auf Ummegen nach Berlin zu bringen.

Um 1,60 Mart. Ein schwerer Raubüberfall, der auf eine 67 Jahre alte Frau Auguste Schmidt in Lichtenberg verübt wurde, beschäftigt feit acht Tagen die Revier- und Kriminalpolizei Frau Schmidt hauft für sich allein in einer Wohnlaube auf dem Grund­ftüd Goethestraße 30. 2m 30. Dezember wurde sie von einem Manne überfallen, der von ihr die Herausgabe ihres Geldes verlangte. Mit norgehaltenem Revolver durchsuchte er die Wohnung und fand 1,60 mart am Fußende im Bett verstedt. Die Enttäuschung ner­segte ihn in eine solche But, daß er eine fleine Betroleum lampe, die brennend auf dem Tische stand, ergriff und auf den Fußboden warf. Zum Glud erlosch das Licht schon, bevor die Bompe in Stüde ging. Jezt lief der Räuber davon. Die Hilferufe Der Beraubten nerhalben umgehört, meil niemand in der Nähe mar,

Der Monat mit dem lebhaftesten Berfehr war der Oktober, in dem 128,6 Millionen beförderte Fahrgäste erreicht wurden, als fürzester Monat den schwächsten Berfehr zeigt. Auf der Straßenbahn war, wie im Gesamtverkehr, der Oktober mit Straßenbahn war, wie im Gesamtverkehr, der Oktober mit

Jungsozialisten!

In der Gesamtveranstaltung heute, Freitag, den 7. Januar, abends 7, Uhr in der Aula des Friedrich- Buhelm- Gymnasiums, Kochstr. 13, spricht Genosse Professor Max Adler Bien über das Thema: Grundsägliches zur fozialistischen Erziehung. Alle Brurpen der Jung­sozialisten und der SAZ. beteiligen fich daran. Gäste find willlonumen.

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Neue Menschen".

" Bei den Dampferanlegestellen in Potsdam schlägt jetzt die Potsdamer Pegel betrug am 6. Januar 1,70 Meter, damit ist Mitte leres Hochwasser"( 1,68 meter) bereits um eine Kleinigkeit über­schritten. Beim Wasserbauamt hält man die Höhe des Wasserstandes für weniger beachtlich", als die ungewöhnlich lange Dauer der hohen Begelnotierung, die für das Frühjahr manches befürchten läßt. Mit der Havel ist auch das Grundwasser in Bots­dam außerordentlich gestiegen. So bildet der Schul­garten beim Heiligen See " eine einzige Wasserfläche, in der sich Bäume und Bänke friedlich spiegeln. Im Part Chara Lottenhof sind die meisten Wege gesperrt. Der Schafgraben" ist übervoll, der stille Teich" ist sogar übergetreten und überflutet die angrenzenden Wiesenwege. Sogar die sonst nur vom Frühjahrsa hochwasser überschwemmten Parkwege find unbenutzbar. Zahlreiche Bootshäuser am Havelstrand zwischen Spandau und Botsdam find von der Ueberschwemmung ebenfalls hart bedroht."

72,6 Millionen Fahrgästen der verkehrsreichste, in gleicher Weise der Februar mit 59,7 millionen Fahrgästen der verfehrsschwächste. Die hoch und Untergrundbahnen zeiger mit 16,8 Millionen Fahrgästen im Dezember das Marimum und im Juli mit 11 Millionen Fahrgästen das Minimum. Die Stadt, Ring- und Borortbahnen erreichten die höchste Verkehrs­Die Tatsache, daß das Havelwasser sozusagen vor den Augen ziffer im Monat mai mit 34,9 millionen Fahrgästen. Für der zuständigen Behörden in Botsdam täglich steigt und den Omnibus war der Dezember mit 10,75 millionen gepflegte Barts in Seen verwandelt, läßt hoffen, daß sich die in Fahrgästen der verkehrsreichste Monat, der Januar mit 7,4 Mil- Frage kommenden Stellen nun endlich sehr angelegentlich mit der lionen Fahrgästen der verfehrsschwächste. Gegenüber 76,4 Mil- Abhilfe dieses Mißstandes, der zum Himmel schreit, befassen werden. lionen Fahrgästen im Jahre 1925 wurden mit Autos 1926 112,4 Sollte das Wasserbauamt die Dinge in der Tat für meniger beachi­Millionen befördert. Es ist also beim Omnibus eine Berkehrssteige- lich" halten, so wäre es sehr angebracht, diese Dienststelle mit anderen rung von fast 50 Broz. zu verzeichnen. Die Straßenbahn beförderte meniger ruhigen" Leuten zu besezen. Die Regierung darf sicher im Jahre 1926 zirka 40 Millionen Fahrgäste mehr als 1925. Bei sein, daß die Angriffe in der Deffentlichkeit wegen dieses Standals der Hoch- und Untergrundbahn und bei der Stadt, Ring- und Vor- nicht eher aufhören werden, bevor sie gründlich für Abhilfe gesorgt ortbahn ist ein Rückgang eingetreten. Die Zahl der jährlichen hat. Möge das Projekt Havelregulierung auch Millionen tosten. Fahrten auf den Kopf der Bevölkerung bezogen, beträgt Sie müssen aufgebracht werden, wenn der Schaden diese Summe wenn man eine Kopfzahl von 4 Millioner zugrunde legt nicht um ein Bielfaches übertreffen soll. Im übrigen wird die dem­für 1926 etwa 365 gegenüber 360 für 1925 und 343 nächst im Landtag zu erwartende Debatte über diese Dinge Gelegen für 1924. heit zu einer hoffentlich sehr gründlichen Abrechnung geben.

500 Elektrodroschken für Berlin .

Seit einiger Zeit sieht man im Berliner Verkehr gelegentlich elektrisch betriebene Kleindroschten für zwei Fahrgäste. Wie wir hierzu erfahren, werden innerhalb eines Monats in Berlin 125 dieser Elektrodroschten zum Motorradtarif in den Verkehr genommen werden. Eine weitere Einstellung bis zu 500 Stück diefer fleinen, cleftrisch betriebenen Droschten ist vorge­sehen. Die Elektrodroschte ist ein schnellaufendes Kraftfahrzeug neueſter Konstruktion nach den Plänen des verstorbenen Direktors der AEG., Geheimrat Klingenberg. Bei der Konstruktion ist besonderer Wert auf geringes Gewicht gelegt worden, so daß der Wagen infolge verhältnismäßig geringer Betriebskosten zwei Fahr gäfte zum Motorradtarif befördern kann. Als ein Vorzug für den Großstadtverkehr erscheint es, daß die Bauart dem Wagen ein schnelles Anfahren ermöglicht. Auch die hygienischen Vorteile der Geruch und Geräuschlosigkeit sind gewiß für die Deffentlichkeit nicht gleichgültig. Durch die Strombeschaffung wird der einheimischen Elektrizitätswirtschaft neue Beschäftigungsmöglichkeit gegeben. Durch Leuchtgas vergiftet.

Mieter des Hauses Lange Straße 24 nahmen gestern nachmittag auf dem Treppenflur starten Gasgeruch wahr, der aus der Wohnung der 64jährigen Witwe Sophie Heidrich drang. Als auf wiederholte Klopf- und Klingelzelchen niemand öffnete, wurde die Polizei benachrichtigt, die sich gewaltsam Einlaß verschaffte. In dem völlig mit Gas angefüllten Wohnzimmer fand man Frau H. leblos auf. Ein bei ihr wohnender Untermieter, der 65jährige Kellner Friedrich Fechner, war ebenfalls durch die Ein­wirkung der Gase bewußtlos geworden. Der sofort hinzugezogene Arzt der Rettungsstelle 15 fonnte bei beiden nur den Tod feststellen. Nach dem Befund liegt wahrscheinlich ein Unglüdsfall vor. Der Gashahn war nur halb geschlossen, so daß größere Mengen Gas ungehindert ausströmen konnten. Die Leichen wurden beschlagnahmt und in das Schauhaus geschafft.

Zwei neue Typhusfälle in Potsdam . Nachdem in den letzten zwei Wochen keine neuen Typhuserkrankungen in Potsdam zu melden waren, ist in dieser Woche ein seltener Fall hier aufgetreten.

Funkwinkel.

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Im Rahmen der Vortragsreihe Mensch und Arbeit hielt Hermann Hente einen Bortrag Die Zahlen reden mit dem Untertitel Der Bantangestellte bei der Arbeit". Leider hörte man nur sehr unpersönliche fachlich gewiß interessante Ausführungen über den Arbeitsgang in einer Großbant. Im Zusammenhang mit dem daß die Anforderung von Lehrlingen im Banfgewerbe größer sei Abbau der Arbeitsträfte im Bantgamerbe bemerkte der Vortragende, als in allen Handwerken zusammen. Oft sei aber der Tag, an dem der Lehrling ausgelernt habe, auch der lezte, an dem er im Bant­fach beschäftigt sei. Der Vortragende fah darin einen Beweis mangelnder Befähigung zum Bantgewerbe"(!) und empfahl Berufs­beratungsämtern, durch schärfere Auswahl vor solchen Enttäuschun­gen zu schüßen. Hier lag der Schluß wohl näher, daß es sich um eine glatte Ausnußung jugendlicher Arbeitsfräfte handle, die selbst bei glänzender Befähigung für das Bankfach in dem angeforderten Maße gar nicht auf die Dauer Verwendung finden können. leber Fragen des Arbeitsrechts von praktischer Bedeutung" sprach Dr. Hans Ehlert, der in seinem Vortrag wert­volle fachliche und juristische Ratschläge gab. Dr. Wilhelm Ber­telsmann, der Leiter der wärmetechnischen Abteilung der Ber­liner Städtischen Gaswerke hielt einen Bortrag über die Brenn­stoffwirtschaft in Haus und Gewerbe, indem er auf die Vorteile der Kohlenstaubfeuerung und der Gasfeuerung hinwies. Die fehr rationelle Kohlenftaubfeuerung, wie sie das Großkraftwert Rum. melsburg anwendet, ist nur im Großbetrieb möglich. Im Klein­betrieb wie im Haushalt fomme an ihrer Stelle die Gasfeuerung in Frage, deren Rugen der Vortragende an verschiedenen Beispielen und Zahlen zu erläutern versuchte. Dr. Hans Martin Elster gedachte Charlotte D. Steins anläßlich ihres hundertsten Todestages. Er zeichnete von ihr etwa das Porträt, das aus Lite raturgeschichten für den Schulgebrauch bekannt ist. Fast schien es, als fürchte Dr. Elfter, Frau v. Stein herabzusehen, wenn er zu geben würde, daß zwischen Goethe und der Frau v. Stein ein regel. rechtes Liebesverhältnis bestanden hat, das die Goethe- Forschung lange Zeit verkennen wollte Der Abend brachte Opern- und Ballett­mufit, an Stelle des. Leider verhinderten Selmar Meŋrowitz von Bruno Seibler- Windler birigiert in guter Ausführung.

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Waffernot in Faltenberg. Die andauernden Niederschläge haben in Faltenberg bei Grünau zu einer wachsenden Kala­mität geführt. Das gesamte Niederschlagswasser vom Höhen­gelände des Falkenbergs findet in dem sogenannten Plumbengraben Aufnahme. Dieser ist aber seit Jahren nicht gereinigt und völlig verschlammt. Sein natürlicher Abfluß in den Teltomfanalfunktioniert nicht. So ist der Graben übersättigt. Jetzt stehen die Wiesen schon unter Wasser. Der Grundwasserspiegel steigt von Stunde zu Stunde und überflutet die Keller der anliegenden. Wohnstätten. Der Verwaltungsbezirk Treptow hatte bereits die Mittel für die Regulierung des Plumben­grabens beschlossen. Warum die Arbeiten bisher nichtaus­geführt wurden, ist unerfindlich. Wenn unberechenbarer Schaden vermieden werden soll, muß schnell Abhilfe geschaffen werden.

Der Prozeß gegen die Ehe".

Ein Freispruch.

Im Berlag Enje, Berlin W. 62, erscheint jeit Juli 1926 eine neue Zeitschrift Die Ehe ". Das Blatt ist hübsch ausgestattet, zeigt geschmackvolle Illustrationen und weist eine ganze Reihe von Auf­fäßen aus der Feder bekannter Sexualforscher und Aerzte auf. Die Beitschrift hält auch, was sie in ihrer Programmnummer versprach: Sie sorgt für Aufklärung über das Triebleben des Menschen, propa­giert eine neue Ehefultur, setzt sich für eine Cherechtsreform ein, redet dem Ausbau von Eheberatungsstellen das Wort usw. Eine Reihe von Aerzten hat sich bereit erklärt, die Abonnenten der Ehe" für billiges Geld zu beraten, man findet im Blatte die Aufzählung der kostenlosen Eheberatungs- und Mütterberatungsstellen in den verschiedenen Städten. Eine besondere Ede ist für Anfragen und Antworten bestimmt. Der schriftliche Verkehr mit den Lesern ist sehr rege.

Soweit ging alles gut. Die Abonnentenzahl wuchs, der Einzel­der Staatsanwaltschaft eine Beunruhigung. Ein Artikel über Ge­pertrieb nahm zu. Die Septembernummer verursachte aber plöglich fühlstälte der Frau" und eine Zuschrift über Flagellan tismus" hatten es ihr angetan. Der Artikel schilderte in sachlicher Weise, wie die Gefühlskälte der Frau immer wieder zur Ehezer­rüttung führe und wie der Mann dieser Erscheinung wenig Ver­ständnis entgegenbringe. In der Zuschrift erzählte ein unglüdlich Beranlagter sein Leiden. Es wurde Antflage erhoben und nun hatte fich der verantwortliche Redakteur Edgar Schulz vor dem Schöffengericht Schöneberg wegen Verbreitung unzüchtiger Schriften laut§ 184 zu verantworten. Der Staatsanwalt erklärte, daß der Inhalt beider infriminierter Artikel an und für sich nicht unzüchtig sei, in ein wissenschaftliches Buch auch gut passen würde, nicht jedoch in den Rahmen dieser Zeitschrift. Rechtsanwalt Bahn hielt dem entgegen, daß die Zeitschrift allein schon durch die Namen ihrer Mitarbeiter die Ernstlichkeit ihrer Absichten verbürge, daß der Massenlejer feine Bücher taufe und daß Artikel, Abbrud in einer so fachlich gehaltenen Zeitschrift wie die Ghe die an und für sich nicht unzüchtig seien, dieses auch nicht durch würden. Daß gerade der Artikel über die Gefühlstälte der Frau von den Leserinnen ernst aufgefaßt murde, beweisen die Briefe, die die Redaktion nach seinem Abbrud erhalten habe. Das Gericht stellte sich auf den Standpuntt des Verteidigers. Der Vorsitzende, Landgerichtsrat Schent, erklärte in der Urteils begründung, daß man von der Zeitschrift den Eindruck erhalte, daß sie aufklärend wirken wolle; dieses sei auch äußerst zeitgemäß, da, daß heutige Geschlecht in sexueller Beziehung aufgeklärt sein will. Im Rahmen dieses Blattes tonnten somit auch weder der Artikel noch die Zuschrift über Masochismus auf normal empfindende Menschen unzüchtig wirken. Aus diesem Grunde sei der Angeklagte freizusprechen. Zum Urteil fann man mit den Worten des Richters selbst sagen, es entspricht in dem gleichen Maße dem Zeit­geist wie die Zeitschrift Die Ehe " selbst.

Großfener im New Yorker Hafen.

Auf dem im Hafen von New York liegenden Governore. Island , das mehrere tausend Soldaten beherbergt, mütete gestern ein Großfeuer, durch das sechs Baraden, 20 Schuppen und andere Gebäude sowie große Militärbestände vernichtet wurden. 15 Per­fonen wurden verwundet

Eine Familientragödie. Nach einer Meldung aus Magdeburg versuchte in dem benachbarten Gerbstedt der Gastwirt Gustan Mainzer feine Ehefrau mit einem Beil zu er. schlagen. Als der erwachsene Sohn dazwischentrat, schlug der Bater auch auf diesen ein, der Sohn aber hieb mit einem Stüd Holz den Bater auf den Kopf und zertrümmerte ihm Die Schöbelbede. Der Bater arb turz darauf.