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staunlich ist, daß er wohl den Rang verlor, aber nur ein Viertel der Pensionsbezüge wurde ihm gestrichen. Gajda ist kein General mehr, aber drei Viertel der Pension eines Generals hat man ihm belassen. Zur Bekleidung seiner militärischen Würde wurde er für unwürdig befunden, doch für würdig, den Großteil des Versorgungsgenusses weiter zu empfangen. Das ist der Mann, den der tschechoslowakischen Faschis- mus für geeignet hält, Diktator der Tschechoslowakei   zu werden, den auch Dr. Kramarsch, der Führer der Partei des tschechischen Bankkapitals, für geeignet hielt, der Bollstrecker seines Machtruhms zu fein! Dr. Kramarsch und seine Partei wurden in ihrer Vorliebe für die von ihnen aufgepäppelte faschistische Bewegung in der letzten Zeit wesentlich abgekühlt. Das hat der letzte Faschistcnkongreß mit seinem Beschluß auf Unabhängigkeitserklärung getan. Das bedeutet, daß die Faschisten bei den nächsten Wahle nmit eigenen Kandidaten aufzutreten beabsichtigen. Damit hat der Faschismus für die Kramarschsche Nationaldemokratische Par- tci, die in ihm ein Stärkungsmittel für ihre schütteren Batail. lone sah. seinen Zauber verloren. Herrn Dr. Kramarschs großer Lebensschmerz ist e?, daß er nur über eine kleine, seinen Ambitionen durchaus nicht genügende Partei das Szepter schwingt. Seinen Ehrgeiz und noch mehr seinen Rachedurst zu stillen er fühlt sich als der von der Nation unverstandene Mann, braucht er eine große Partei, wes- halb er neben anderem auch den Faschismus als Stärkungs­mittel zu verwenden suchte. Das Mittel schien erfolgver- heißend, denn in der ersten Zeit lief dem Faschismus neben einer Schar unklarer Pubertätsjünglinge auch alles zu, was hier seinen ungestillten Ehrgeiz zu befriedigen, oder sonstwie Beute zu machen hoffte. Diese Elemente sahen in der Ab- hängigkeit von den Nationaldemokraten ein Hindernis für die Erfüllung ihrer Wünsche, darum sagten sie sich von ihren bisherigen Näbrvätern los und stellten sich auf eigene Füße. Slber gerade dieser Schritt, auf den Gajdas Kumpane ihre Erwartungen setzen, dürste gar bald ihre Hoffnungen knicken. Unterstützt vom Gelde des tschechischen Finanzkapitals, ge- fördert von der mächtigen Presse des Bürgertums und geschützt durch einige der Regierungsparteien, die den Faschismus als D r o b m i t t c l in der Reserve hielten, hatte der tschecho- slowakische Faselsismus noch einige Aussicht, eine gewisie Rolle zu spielen: auf sich allein angewiesen, wird die Giftpflanze wohl bald verdorren. Allein auf die zwei Augen des ab- getakelten Generals Gajda gestellt, wird bewirken, daß seinem Glücke bald das unrühmliche Ende folgt.
Die Sowjetgranaten. Tie KPT. wird von der KZlPT. gestellt. Der geschäftsführende Hauptausschuß der Kommunisti- sch.n Arbeiierpartei richtet in derKommunistischen Arbeiter- zeitung", Nr. 2, einen Offenen Brief an die Zen- trale der KPD. über die Sowjetgranaten. Es heißt darin: Die wichtigste Frage für das revolutionäre Proletariat jedoch ist: ist es wahr, daß die deutsche Bourgeoisie im Einverständnis mit der russischen Regierung sich von privatkapitalistischen Firmen eine Kriegsind u st rie aus russischem Boden zum Zweck ihrer Bewaffnung bauen ließ? r Wir behaupten auf Grund von Dokumenten, die eure Presse totschweigt, sowie auf Grund ihrer eigenen Zugeständnisie. daß die Bewaffnung der deutschen   Konterrevolution durch Rußland  , wo ihre Kriegsindustrie ist,«ine Tatsache i st." Es folgt eine Reihe von Beweisen, die unter folgenden Gesichtspunkten gruppiert sind: 1. Geständnisse der deutschen  Bourgcoisie, 2. Geständnisse der KPD  . und bolschewistischen Presse, 3. die Ausrüstung Deutschlands   durch Rußland   ist
eine Selbstverständlichkeit nach dem Programm der Kam- intern und KPD  . Zum Schluß heißt es: Trotz der Unbestreitbarkeit dieser Tatsachen leugnet eure Presse, an der Spitze dieRote Fahne  ", sie. Sie leugnet sie, weil eingestehen bedeutet, den konterrevolutionären Charakter der russischen Außenpolitik zu ent- hüllen: sie leugnet sie, weil eingestehen bedeutet, den revolutio- nären Arbeitern zu sagen, daß das heutige Rußland nicht das Ruß- land von 1917 ist." DieRote Fahne  " wird weiter lügen mit vollem Be­wußtsein. Nachdem in einer Sitzung des Politbureaus der kommunistischen   Zentrale der Abg. Pieck festgestellt hat, daß die Angaben über die Granaten- und Giftgasfabrikation in Rußland   und die Munitionstransporte nach Deutschland  auf Tatsache beruhen, erfolgen die Ableugnungsversuche wider besseres Wissen._ Hcuc Knoll-Effekte. Politische AuSschlachtung des Barmat- Prozesses Wahllügen gegen die Sozialdemokratie. Der B a r m a t- R u m m e l, der zum Kampf um die Reichspräsidentschaft von den Deutschnationalen veranstaltet wurde, um E b e r t unmöglich zu machen, soll jetzt, da endlich der jahrelang angekündigte Prozeß gegen Barmat beginnt, in vergrößertem Maßstabe wieder aufleben. Zweck: Bor- bereitung der Reichstagswahl gegen die Sozialdemokratie! An dienationale" Provinzpresse ergeht von einem in weitesten Kreisen unbekanten Korrespondenzbureau das fol- gende Angebot zum Barmat-Prozeß: Deutscher   Pressedien st Berlin   SW 11. S. Januar 1927. G. m b. H. Großbeerenstraß« 5. Sehr geehrte Schriftleitung! Am 11. Januar beginnt der Barmat-Prozeß. Er kann die Sozialdemokratie erschüttern, wenn die Presseergebnisse ein- heitlich ausgewertet werden. Bei der parlamentarischen Untersuchung gab es eine uferlose und dazu meist unklar« Nachrichten- Häufung, die auf die Dauer die Leser irreführt, kopfscheu macht und dann ermüdet. Man muß das Wesentliche heraus- heben, kurz, aber interessant und dazu sachlich so erschöpfend, daß den Vertuschern das Ablenken diesmal nicht gelingt. Die Nachrichtenbureous, die täglich ohne Wahl Wichtiges und Unwichtiges hintereinander monoton wiedergeben, können das nicht. Auch die Berliner   Vertretungen der Blätter im Reich« sind an dauernder Berichterstattung in diesem Sinn« durch anderweitige Auf- gaben behindert. Die Möglichkeil baldiger Neuwahlen macht es aber besonders notwendig, den Prozeß fachmännisch auszuwerten, wir hoben uns entschlossen, den besten Senner der Materie mit der Leitung einer besonderen fortlausenden Berichterstattung über den Prozeß und die politisch-parlamentarischen Begleiterscheinungen zu betrauen. Die Zeitungen brauchen dann keinen anderen Bericht. Sie sparen Raum; denn sie werden zwar täglich bedient, nötigenfalls spallenlong, ober an Tagen, an denen nur Gleichgültiges passiert, sollen auch unsere Mitteilungen auf das Aeu Herst« beschränkt fein. Um die Teilnahme der Leser dauernd wach zu erhalten, werden unsere Bericht« nicht farblos, sondern häufig in der Art eines Stimmungsbildes lebendig gehalten fein... Mit der Bitte um freundliche umgehende Zusage oder Ab- lehnung hochachtungsvoll Deutscher Presiedienst Redaktion. I. 21.: A. Japs. Derbeste Kenner der Materie"? Wer ist das? Wer hat ein Interesse daran, die Lügenflut wieder auf- z u w ü h l e n, die seinerzeit sich wie ein Sturzbach über ganz Deutschland   ergoß? Der Assessor Kußmann hat sich zwar wiederholt gerühmt, daß er vorzügliche Leistungen imTheatervormachen" aufzu-
weisen habe. Aber er ist doch jetzt als Auftvertungsrichter in Pankow   beschäftigt und dürfte kaum Urlaub bekommen, um täglich den Barmat-Prozeß zu besuchen. Bleibt noch jener Hauptmann" K l u g e- K n o l l, der seinerzeit den ganzen Feldzug aus dem Verborgenen leitete, bis wir ihn entlarvten. Er hatte einPressebureau" aus dem Boden gestampft und die deutschnationalen Blätter spielten mit ihm ein abgekarte- tes Spiel. Ist er es, der jetzt auf dem Umwege über den herzlich unbedeutendenDeutschen Pressedienst" alsbester Kenner der Materie" sich in empfehlende Erinerungen bringen läßt? Auf jeden Fall sei jetzt schon darauf hingewiesen, daß die nicht farblosen", sondernlebendigen" Schilderungen des Ehrenmannes in demDeutschen Pressedienst" nach eigenem Geständnis nicht den Zweck haben, der Wahrheit zu dienen, sondern die Sozialdemokratie zuerschüttern". Aber daran haben sich schon Stärkere vergeblich versucht!
Schanghai   rechnet mit üer Uebergabe. 40000 Ausländer erwarten die Kantonarmee. Schanghai  . 19. Januar.  (EP.) In Schanghai   sind die ersten Transporte europäischer Flüchtlinge aus Hankau   und anderen Städten des Dangtsekiangs eingetroffen. Sie bestanden aus S0 Amerikanern und SSV Engländern, meist Familien von Kauf- lcuten und Missionaren. Man rechnet damit, daß sich Schanghai  demnächst in ähnlicher Lage befinden wird wie Hankau. An- gesichts der Unmöglichkeit, die in Schanghai   ansässigen 49 000 Aus- länder abzutransportieren, haben die englischen Konsuln dringende Anfragen an ihre Regierung gerichtet und militärischen Schutz er- beten. In der Uangtsemündung liegen zurzeit fünf Zerstörer vor Anker. In Hongkong   sind drei englische Kreuzer eingetroffen. Der englische   KreuzerPittsburg  " und zwei Zerstörerflottillen wer- den erwartet. Er oerlautet, daß I a p a n seine Marinestreitträfte in Nagasaki   mobilisiere, um sie nötigenfalls nach China   zu senden. Mottenverstärkunge« in China  . London  . 10. Januar.  (EP.) Die englische Admiralität hat ange- ordnet, daß zwei in Malta   liegende Kanonenboote, die früher auf der Donau   Verwendung fanden, nach Ostasien   abgehen sollen. In Schanghai   sind ein englisches Flugzeugmutterschiff und ein Kreuzer sowie ein englischer Zerstörer angekommen. Die Ameri- kaner haben weitere fünf Zerstörer gesandt. Deutsche   Waffenlieferungen an die Generäle? London  , 10. Januar. Reuter meldet aus Kiautfchou, daß ein Fleischtransportdampfer der Rickmers-Schiffahrtsgefellschaft dort mit einer für General Fung Seng bestimmten Ladung von Waffen und Muni tion aus Deutschland   eingetroffen sei. Die Be- Hörden hätten festgestellt, daß der Dampfer gegen 3000 aus Deutsch  - land stammende Kisten mit Waffen und Munition mit Bestimmungs- ort Futschau mit sich führe. vor üem Vormarsch öer Generäle. London  . 10. Januar.  (WTB.) Marschall Tschangtsolins Stabs- chef hat mitgeteill, der Feldzug der Alliierten gegen die Kantonesen habe begonnen: Marschall Wupeifus Streitkräfte in Honan   hätten zwei entscheidend« Siegs errungen. Des kantonfreundlichen Generals Fengyuhsiangs erster Unter- fühver, General Chang-Chi-Chiang, hat Tschangtsolin unter Ver- rot aller militärischen Pläne Generals Fengs feine Unterwerfung angeboten. Amerika   zum Eingriff bereit. Paris  . 10. Januar.  (WTB.) WieNew York Herald  " aus Washington   berichtet, wurde vom amerikanischen   Staatsdepar- tement bekanntgegeben, daß die Vereinigten Staaten   bereit feien. Land- und Seestreitkräfte in China   zu landen, um die amerikanischen   Bürger zu schützen.
Renaiffance-Theater. ..haus Herzenstod" von Bernard Shaw  . Oskar Kaufmann   hat einen Stall in ein Salontheater verwandelt. Das Renaiffancetheater war baulich so heruntergekommen, daß man es kaum noch wagte, sich auf den zer- brochenen Stühlen niederzulassen. Dab«i tonnt« man sehen, daß der Raum des Hausts eigentlich wohlgegliedert war. Das war der Slrchitekt Kaufmann nun zustand« bracht«, ist ein erfreuliches Kunst« stück. Der Baumeister konnte offenbor tief in die Kasse greifen, mit kostbaren Hölzern die verschimmelten Wände bekleiden, leuchtendes Perlmutter in den schönen Palisander einsetzen lassen und Wände und Zuschauerraum mit einer Meng« angenehmen Lichtes über- schwemmen. 6S0 Menschen können jeden Abend in diesem Theater sitzen. Also müssen diese wenigen Leute viel Geld ausbringen, damit das Theater existieren kann. Denn der Direktor ist ein ehrgeiziger Mann, wenigstens soweit es sich um die berühmten Namen der Schauspieler handelt. Di« Nationalökonomie, die dieser Theater- Wirtschaft zugrunde gelegt wird, ist etwas abenteuerlich im Jahre 1927, da es auch in Kunstdingen um die Devise gehl: gut« und billige Kunst für die Massen. Trotzdem viel Glück für den mutigen Theodor Taggerl Er ist selber Regisseur für die Komödie, mit der er sein neu geschmücktes Haus«inweiht.Haus Herzenstod" wurde von einem brummigen Bernard Shaw   geschrieben, damals, als er der verblödeten englischen Gesellschaft«inen kleinen, wenn auch blanken Spiegel vorhalten wollte. Das oberflächliche Getriebe, die Pferdeliebe, die anstatt der Menschenliebe englischer National- charakter geworden war, hatte Shaw   besonders bissig gemacht. Und zwischen oll die Weiblein und männlichen Narren, die snobistisch ihr« Renten genießen und nicht auf den Gedanken kommen, daß es auch ernster« Pflichten gibt, stellt er«inen verkaterten und knurrenden Sozialisten, der ollerdings nur darum seinen britischen Landsleuten an den Kragen will, well er sehr pessimistisch durch die Brillengläser guckt. Der Sozialismus, der geredet wird, ist mehr schlechte Laune als guter Marxismus  . Das Stück war noch nicht fertig als der Krieg ausbrach und die ersten Zeppelin« Deutschlands Herrlichkeit in die Weit trugen, indem der Bomenbenwerfer aus der Luft einigen unschuldigen britischen Zivilisten die Köpf« abriß. Dies« etwas niederdrückend« Erfahrung veranlohte Shaw, fein« Komödie gegen die Snobs durch«in Zeppelinabenteuer zu bereichern. Di« närrischen Leckt« werden zwar vor Angst auf den Bauch geschmissen. Als aber das Tedonnsr« in der Luft ausgekracht Hot, verfällt jeder wieder In feine alle Dürftigkeit. Dies« Komödie Shaws ist noch witzig und bitter, wäre sie auch nicht zufammengekittet. Di« Maschinerie des Theatralischen ist nicht recht geölt. Das heißt, der Komödienschreiber Hot mehr gegrübell als so famog gespielt wie er es sonst-konnte. Da es außerdem in Berlin   Sitte geworden ist, Bernard Shaw   mit Benedix zu verwechseln, nimmt man.die Pointen Bernard Shaws  etwas zu sehr im Stil derFliegenden Blätter  ". Man macht aus den Shawfchen Narren Bourgeois und nimmt ihnen die Märchen- hastigkeit, d. h. die entzückende Unwahrscheinlichkeit, mit der sie sich und ihr« Zuschauer amüsieren sollten. Shaw   ist niemals ein
Schwank, er ist immer«in Sinngedicht. Auch in dieser Komödie, mit der das Renaissancetheater geweiht wurde. Hermann Valentin, Theodor Becker, Rudolf Let tinger, Annemarie Steinsieck  , Tilla Durieux   und Roma Bahr spiellen in Gehorsam, so wie der Regisseur ihnen befahl. Also: zu munter, zu eifrig Oskar Blumenthal  , zu unbesorgt um Witz und Ironie. Wae ein außerordentlich gut angezogenes Parkett von Herren und Damen der höchsten Gesellschaft außerordentlich erquickte. Max Hochdorf.  
/lrmut ist ein Laster sagt Shaw   in»Major Barbara". Das Theater am Kurfürstendamm  , in dem am Sonnabend die glanzvolle Premiere des SchauspielsM a I o r Barbara" von Bernard Shaw   stattgefunden bat, sucht sich seine Stücke auf besondere Art aus. Da ist Käthe Dorsch  , Star und 5kassenniagn«t, und für sie muß«ine Komödie gefunden werden. Diesmal ist die Wahl auf Bernard Shaw   gefallen. Das eigentüm- liche Verfahren hat sich durchaus bewährt. Bei Shaw   zieht man nie und bei Käthe Dorsch   fast nie eine Nie!«. Das geno»�20 Jahre alte SchauspielMajor Barbara" gehört mitArzt am Scheidewege" undAndroklus und der Löwe" zu den Komödien des Glaubens, zu den Stücken also, in denen uns Shaw  mit listigem und lustigem Augenzwinkern Weltanschauung kredenzt. Armut ist dos schlimmste oller Verbrechen," sagt Herr Undershaft, der Kanonenkönig, der feine Arbeiter in anständigen Häusern wohnen läßt und ihnen so vernünftige Löhne zahlt, daß sie nicht dazu kam- men, eine von den sieben Todsünden zu begehen. Der selbst- bewußte Schwerindustrielle zählt ihre Beranlasiung an den Fingern auf:Nahrung, Kleidung, Beheizung, Mietzins, Steuer. Anständig- keit und Kinder" und behauptet, nichts kann diese sieben Mühlsteine vom Nacken eines Menschen entfernen als Geld. In der Komödie. in der auch die Heilsarmee   ihren Hieb abkriegt, macht er uns wieder zu unserer Ueberraschung daraus aufmerksam, wie albern Moral- begriffe und Einrichtungen im Grunde sind, die wir bisher als selbstverständlich hingenommen haben. Das ist das Prächtige an der Shawfchen Diktion, daß er seine Lektionen nicht mit erhobenem Paukerfinger, sondern in tändelndem, sckzeinbar oberflächlichem Ton erteilt im Gegensatz zu Henrik Ibsen  , als dessen Nacheiferer Shaw   fälschlich hingestellt wird. Seine Methoden, die Welt zu ge- stalten und die Bewohner froh zu machen, scheinen ganz einfach zu sein. Sie scheinen nur. In Wahrheit dürften Shaws Weltverbesie- rungsvorschläge manche Nuß zu knacken geben. Aber das macht nichts. Show ist Lebensphilosoph  , sprüht von Geist und Witz und das ist der Kern seines Erfolges dazu noch Dramatiker und Dichter. Sein« Stücke leben. Den Heilsarmeesoldaten Major Barbara spielt Käthe Dorsch  . Wieder bewundern wir die Zartheit, das Kinderlachen, die«inschmeichelnd« Stimm«. Wenn auch einig« ihrer Ausdrucks- mittel zum Schema geworden find, wie etwa Himmeln mit den Augen, so freuen wir uns doch über die Innerlichkeit und Natur, die aus jeder ihrer Rollen zu uns sprechen. Auch Klöpfer, der Kanonenkönig, hatte sich diesmal gut im Zaum. Er war das Urbild
der Kraft und Energie, die aus seiner Roll« strahlen sollen. Zwar überschrie er sich am Sonnabend wieder, aber damit konnte man sich bei dem Gewaltmenschen Undershaft gern hinwegsetzen. Johannes Riemann  , Ulrich Bettac  , Ferdinand Bonn  . Fritz Kampers   ganz famos als brutaler Zuhälter Werner Hollmann   und Grete Schert waren sehr luftige Typen aus den verschiedensten Lagern der menschlichen Gesellschaft. Eine schlimm« Fchlbesetzung war nur Frida Richard  , die eine vornehm« Lady spielen sollt«, aber ihr« Roll« als keifenden Rafftetyp ausfaßt«. Di« Regie lag in den bewährten Händen des Karlheinz Martin  . In den Vordergrund seiner Inszenierung stellt« er be- schwingte Lustigkeit, und es gelang ihm auch, aus der nachdenklichen Kcnnodie«in buntschillerndes Lustspiel zu machen. Der dritte Akt spielt in der Kanonensabrik. Wenn der Vorhang aufgeht, ist auf die Zuschauer ein Riesengeschütz gerichtet. Plötzlich schiebt sich das Kanonenrohr teleskopartig vor und hängt drohend über den Köpfen der ersten Reih«. Das ist so lustig wie die anderen Szenenbilder, in denen ihm ebenfalls hübsche Regieeinsäll« gekommen sind. Der Beifall, der noch im zweiten Akt sehr laut und herzlich war, erklang am Schluß nur zögernd. Ernst D« g n e r.
Der Schriftsteller Houston Chambcrlain. der Schwiegersohn Richard Wagners  , ist am Sonntag nachmittag in Bayreuth   g e- starben. Chamberlain erreichte ein Alter von 72 Jahren. Er ist besonders bekannt geworden durch dos zweibändige Werk: Grundlagen des XIX. Jahrhunderts". Sein Ziel war, den Rassen- antisemitismus wissenschaftlich zu verteidigen. Im Kriege gebürdete er sich trotz seiner englischen Herkunft als einer der lautesten Agita- toren der Alldeutschen  . Mit der Republik   hat sich Chamberlain nicht oersöhnen können. Er stellt« sich stets willig dervölkischen' Bewegung zur Verfügung. Lachen links" bringt in seiner neuen Nummer 2 eine große Zahl innenpolitischer und internationaler politischer Probleme im Spiegel der Satire und des politischen Witzes. Westarp stolpert mit seiner Regierungesehnsucht immer über seine eigenen Agitation?- parolen. Külz  , Geßler und andereBerühmtheiten" unseres poli- tischen Lebens liefern reichlich Stoff zu trefflichen Witzen. Die be- kannten ,.Lachen-links"-Zeichner geben gute Illustrationen dazu. Lachen links" kostet pro Nummer 25 Pf. Zu beziehen durch jede Volksbuchhandlung und Postanstalt, oder direkt vom Verlag I. H. W. Dietz Nachf., Berlin   SW. 68, Lindenstr. 3. Man verlange Lachen links" an allen Zeitungskiosken und Bahichofsbuchhano- lungcn.
ver Bund. Veleinigung freiieitlicher SItademiker. E.V., verapitoltet am lZ., abends 8 Ubr, im großen Saal des früheren Herrenhauses einen Vor- tragSabend:»Die Bedeulung einer Akademie für die Eniwicklnng dcS deutschen Geisteslebens". Zur Teilnahme find die freibeillich-republitanisch gefinnlen Akademiker Berlins  , Altakademiler und Studenten, eingeladen. .Zeus  »!«» oo« Sch n. Sch!" Jcnleitg von Schund und Schmud betitelt (ich der Ball der Komiker, der am. in den Gcsamlräumen der Phil­harmonie stattfindet. Im Vorverkaus bis 12. Januar find die Preise der Karlen: Saalkarl- S M., Kllnfllcrtartc 4 2?., ab 12. Januar- Saaltarte 10 2?., KünsUcrkart« 7 2?.