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Die Kundgebungen de fim Grabe 5ritz Zubeils. Zwischen den Gräbern von Luise Z I e tz und Ignaz Auer  ruht nunmehr auch Fritz Zubeil  . Viele hunderte waren gestern hinousgepilgert zum Zentralfriedhof in Friedrichs- f e l d e, wo die Asche des Genossen Zubeil der Erde übergeben wurde. Mit umflorten Fahnen ruckten die Abordnungen der Partei heran. Die Kameradschaften Kreuzberg  , Lichtenberg   und Prenzlauer Berg   des Reichsbonners Schwarz-Rot-Gold folgten, die.Banner gesenkt, den sozialistischen   Kämpfer, den Mann des Volkes zu ehren. Kaum konnte der Platz die Menge der Erschienenen fassen, immer neue Scharen strömen heran, das offene Grab ist links und recht? von einem Fahnenwall flankiert, von dem die schwarzen Trauer- bänder wie eine ernste Mahnung niederrieseln. Als die Urne mit den Aschenresten in das Erdreich sinkt, ertönen drei dumpfe Trommel- Wirbel, die Häupter entblößen sich, die geneigten Fahnen winken den Abschiedsgrutz. Dann spricht Genosse K ü n st l e r warm« Worte des Gedenkens. Auf historischen Boden, so führte er aus, geben wir den sterblichen Ueberresten unseres Berliner   Parteiführers die letzte Ehre. Er hat die Ruhe wahrlich verdient. 79 Jahre stand Zubeil im Leben, mehr als Jahre diente er in unermüdlicher Aufopfe- rung der Sache des Volkes, stand er in vorderster Linie im Be> freiungskampse des Proletariats. Nicht umsonst ist das Wirken dieses immer lebendigen Kämpfers gewesen. Tausende und aber Tausende sind trotz strömenden Regens vom Urbankrankenhaus durch die ganze Stadt bis zum Krematorium Gerichtstraße gezogen: ein Beweis für die hohe Liebe und Verehrung, die die Berliner   Arbeiter- Massenihrem Fritz* entgegenbrachten. Von der alten Garde stirbt einer nach dem anderen, nach Liebknecht, Singer, Stadthagen  , Fischer nun Fritz Zubeil  . Daß wir Jungen das Banner der großen sozio- listischen Idee hochhalten wollen bis zum letzten Atemzuge, getreu wie sie, ist unser heiligstes Vermächtnis an die großen Toten. So wie sie wollen wir ein Leben des Kampfes führen, unermüdlich tätig für die Sache der Menschheit bis zur letzten Stunde. Der Vor- sitzende des<5. Kreises, Genosse Schweikhardt, sprach Erinne- rungswort« an den engeren Kampf- und Arbeitskameraden. Zubeil war im 6. Kreis organisiert. Er sprach von seiner unermüdlichen Kampffreudigkeit, seiner edlen Gesinnung, seiner Treue den Idealen der Jugend gegenüber. Wir wollen weiterkämpfen, damit das Wirk- lichkeit werde, was Genosse Zubeil so heiß herbeigesehnt Hot! Endlich sprach Robinson vom Reichsbanner dem Kameraden Zubeil Worte des Dankes Ins Grab nach. Das Lied vom guten Kameraden schloß die würdige Feier. Noch viele blieben in stillem Gedenken am Grabstein zurück, der mit Kränzen in den roten und schwarzrat- goldenen Farben überreich geschmückt war. Die Einigung üer IreiSenker. Am Sonnabend hatten der V er ein der Freidenker für Feuerbestattung und die Gemeinschaft proletari- scher Freidenker in getrennten Generalversammlungen die letzten Beschlüsse zur Einigung gefaßt. Gestern tagte im Herrenhaus die gemeinsame Generalversammlung. , Der Sitzungssaal des Herrenhauses war in schlichtem Grün ge- halten und mit roten Bannern geschmückt. Bis aus den letzten Platz waren die Tribünen von Genossen besetzt, die der Einigungsfeier beiwohnen wollten. Der Vertreter des Exekutivkomitees der Jnter- nationale der proletarischen Freidenker, Genosse Hartwig- Brünn, führte den Borsitz. In einer kurzen Aussprache wies Ge- nosse Hartwig auf die Bedeutung der Einigung der prole- tarischen Freidenker hin. Die Krise des Christentums weist auch den proletarischen Freidenkern große Aufgaben zu. Im Zeitalter der Kulturreoktipn, der Schund- und Schmutzgcsetzc könne nur eine einige proletarische Freidenkerorganisation die gewaltigen Aufgaben der' Niederringung der Reaktion leisten. Als Vertreter der aus- ländischen Freidenkerorganisationen sprach als erster vomBund
; gestrigen Sonntags. der Gottlosen* S u k a t s ch c w s k i, der in seiner Ansprache auf die Kulturreaktion in Litauen   hinwies. Genosse F r a n tz l- Wien sprach als Generalsekretär des JPF. seine Freude darüber aus, daß endlich die Stunde der Einigung gekommen sei. Vom deutschen  Monistenbund sprach Genosse Professor H e r r m a n n, und vom Volksbund für Geistesarbeit Genosse Peter. Im Namen der Kommunistischen Partei begrüßte der Abgeordnete S t ö ck e r die Versammlung. Die Parteien waren zur Generalversammlung nicht eingeladen. Erst in der Versammlung selbst wurde dieser Fehler bemerkt. Nachdem der Sozialdemokratischen Partei nicht die Möglichkeit gegeben war, de» Einigungskongreß zu begrüßen, hätte die Versammlungsleitung auch dem Kommunisten Stöcker nicht das Wort geben dürsen. Nachdem die Vertreter der Freidenker- und der Monistenjugend betont hatten, daß auch die Jugend sich einigen wolle, gaben Genosse R ü ck e r t für den Verein der Freidenker für Feuerbestattung und K o ck l i tz von der Gemeinschaft proletarischer Freidenker die Erklärung ab, daß die Gencralversanimlungen der Organisationen die Beschlüsse zur Einigung gefaßt haben. Jubelnde Zustimmung folgte den Worten der beiden Ver- treter. Genosse Hartwig-Brünn vollzog nach diesen Erklärungen die Einigung. In einer kurzen, temperamentvollen Ansprache wies Genosse Hartwig auf die Ausgaben des neuen Bundes hin. Mit dem Gesang der Internationale- wurde die Versammlung geschlossen, die allen unvergeßlich bleiben wird, die an den großen Knlturaufgabc» der Arbeiterschaft mitarbeiten. Der Auftakt zum Mieterprotest. Als Auftakt zu den großen Protestkundgebungen der Geschäfts- raummieter, die sich in ihrer Existenz bedroht fühlen, fand gester» im Clou eine-Versammlung statt, in der die Entrüstung über die Mietpreissteigerungen stürmsich zum Ausdruck kam. Besonders hart werden durch die neuen Bestimmungen, durch die die gewerbliche» sowie die großen Wohnungen pus der Wohnungszwangswirtschast herausgenommen werden, di« kleinen Ladeninhaber betroffen. Ihnen kann zum 1. April d. I. von dem Vermieter gekündigt werden. Viele von ihnen find in ihrer Eristenz bedroht, da gerade in der Zeit der Wirtschaftskrise und infolge der mangelnden Kaufkraft der Masien ihre Einnahmen nicht hoch genug sind, um den Anforde- rungen der Hausbesitzer Rechnung zu tragen. In der Versamm- lung im Clou wurden zahlreich« Beispiele dafür angeführt, in welcher Weise sich der Mietwucher unter dem Schutz der gesetzliche» Bestimmungen auszuwirken vermag. Am Kurfürstendamm   sind Mietestcigerungen bis zu S50 P r oz. festgestellt worden. Große Firmen versuchen durch Ueberbietung von Ladenmieten in den Besitz größerer Geschäftsräume zu gelangen, und anderes mehr. In der Versammlung wurde aufgefordert, die Parteien zur Rechen- schast zu ziehen, die für diese neuen Bestimmungen verantwortlich zu machen seien. Ob dieser Aufforderung nachgekommen wird, dürste bei der politischen Einstellung zahlreicher Gcschästsleut« mehr als fraglich sein. Gerade die Wirtschostspartei hat ihren Einfluß den Geschäftsleuten zu verdanken: zum Lohn dafür tritt sie denn auch für den Abbau der Wohnungszwangswirtschast ein. Große Ent- rüstung rief in der Versammlung noch hervor, daß der Minister H i r t s i e f e r, der seinerzeit erklärt hatte, daß man den Abbau der Wohnuugzzwangswirtschaft wieder rückgängig machen werde, wenn bei dein ersten Versuch übermäßig hohe Mieten gefordert werden, nicht daran denke, diese Bestimmungen zurückzuziehen.. Eine Resolution, die gegen die neuen Bestimmungen protestiert, wurde einstimmig angenommen. Am nächsten Sonntag finden die großen Kund- gedungen derjenigen Verbände statt, die vor all«m anderen be- rufen sind, die Interessen der Mieter in westestem Umfange zu ver- treten. Man darf hoffen, daß dadurch der Protestaktion die größte Stoßkraft gegeben wird.
Iohirnps letzter Streich." Ein Kompagnon des Pseudo-Willy. Dem Naturell eines Teils ihrer Leserschaft sich anpassend, liebt es dieDeutsche Zeitung*, ab und zu mit sensationell auf- gemachten Kriminolhistörchen aufzuwarten. Und so bringt sie denn unter dem lockenden TitelJohnnys letzter Streich* di« Geschichte eines gewissen John Alderson, alias Bicomte Dary, Königs der Gentlemendiebe*, wie Sodensterns Blatt im Stil der Nat-Pinkerton-Hefte schreibt. Wir erfahren, wie Johnny, wieder einmal gewohnheitsgemäßGast im Palast eines der höchsten 400 von New Port", eine wertvolle Perlenschnur stahl, dies« zu ver- kaufen suchte, dabei aber gefaßt und von der Jury zu 1 9-Ja h r« n Zuchthaus verurteilt wurde. Di«Deutsche Zeitung" fährt fort: Johnnys Laufbahn ist vorläufig beendet. Die Londoner  , New Porter, Chikagoer Gesellschaft atmet auf: ein Vampir ist von ihr genommen. Sie hält sich errötend die Hände vor d a s G e s i ch t:... sie hat ihn in ihrer Mitte geduldet, für voll gerechnet, gehätschelt, verwöhnt, umschwärmt! Dieser Dieb war der Liebling ihrer Damen. Peinliche Geschichte!... Man möchte in die Erde sinken.... Aber man entschuldigt sich. G r o ß a r t i. ger Kerl dieser V i k o m t e. Wer hätte ihm widerstehen können? Seine hohe aristokransche Gestalt war stets mit peinlich- fter Sorgfalt nach der neuesten Mode gekleidet, im Auge trug er das Einglas. So stand er vor ihnen. Bitte! Was wollt ihr? Sic wollten nichts, als es sich zur Ehre schätzen, den Herrn vikomke gastlich bei sich auszunehmen. Herr Bikomte! O Herr Vikomte!* So berichtet dieDeutsche Zeitung* aus Amerika  . Aber, ihr Herren um Sodenstern:Warum in die Ferne schweifen? Seht, das Gute liegt so nah!" Ihr brauchtet euch doch nur in Erfurt  , Weimar   und Gotha   zu erkundigen. Auch da atmet die söge- nannteGesellschaft* der monarchistischen obersten Vierhundert auf. Denn auch da hieß es:GroßartigerKerl dieser leib­haftige Hohenzollerl* Keiner tonnte ihm widerstehen, man hätschelte, verwöhnte, umschwärmte ihn. Ehrfürchtig flüsterte man, ganz wie bei Johnny:Königliche HoheitI O Königliche Hoheit!*, bis man sich endlicherrötend die Hände vors Gesicht hiett", weil der Staatsanwalt eingegriffen und außer dem falschen Äaisersproh auch die sagen wir schonend mangelnde Intelligenz deutfchnationaler Untertanen und Hofschranzen entlarvt hatte. Selbarone an öie ßront! Die Demokraten gegen Coolidge  . Washinglon. 19. Januar.  (WTB.) Im Senat griffen die De- m o k r a t e n die Polttik der Regierung in Mexiko   und Nicaragua  an. Die Debatte eröffnete Senator R e e d, der die Berichte über Erklärungen eines Vertreters des Weißen Hauses   als Mystifi- k a t i on e n bezeichnete. Der Demokrat H e f l i n richtete an den Präsidenten die Warnung, die Regierung möge nicht das amerikanische   Volk im Interesse der Oelbarone in einen Krieg hinein- gleiten lassen. Der Demokrat W h e e l e r erklärte, die Vereinigten Staaten unterd rückten Nicaragua  . Shipstead(Far- mer- und Arbeiterpartei) erklärte, wenn das Land in einen Krieg solle, so müsse der Kongreß wissen, aus welchem Grunde. Hierauf verteidigten zwei der Regierungspartei angehörige Sena- toren die Politik de» Präsidenten Coolidge  . C u r t i s(Republi- kaner) bat die Senatoren, zunächst mit ihrer Meinung zurückzuhalten, bis Staatssekretär Kellog in der nächsten Woche im Auswärtigen Ausschuß über die Angelegenheit berichtet habe. Der Republikaner  E d i g e fragte, ob die Kritiker nicht daran glaubten, daß es sich um den Schutz des Lebens und Eigentums amerikanischer Staats- angehöriger handele. Der Demokrat Huddleston führte aus: Es gibt Interessenten in den Vereinigten Staaten  , die seit Jahren versuchen, sich in den Besitz der Oel  - und Bergwerksschätze Mexikos   zu setzen. Diese Leute beobachten in keiner Weise die Pflichten diesem Lande gegenüber, das eine jüngere Schwesternation ist. Es ist falsch und böswillig, wenn das Staatsdepartement den Versuch macht, den Eindruck zu erwecken, als ob Mexiko   den Bolschc- wismus nach Nicaragua   verpflanzen wolle. Dioz, der konfervakive Führer in Nicaragua  , ist ein Werkzeug der New-Porker Bankiers. Man muß befürchten, daß di« amerikanischen Streikräfte in den Ge- wässern von Nicaragua   schließlich eine Situation herbeiführen wer- den, die den Krieg mit Mexiko   zur Folge hat und außerdem in den latein-amerikanischen Ländern eine Stimmung gegen die Vereinigten Staaten   schafft. Wenn wir den Krieg bekommen sollten, so werde ich vorschlagen, Coolidge   und Kellogg   an die Front zu schicken. Auch Harst, McLeans und die Oelbarone werde ich zu dem Dienst in der Front vorschlagen. Als Huddleston erklärte, die amerikanische   Politik in Nicaragua   sei von Selbstsucht ge­leitet, fragte der Demokrat Moore: Ist die Politik der Vereinigten Staaten   nicht ebenso auch anderen Staaten gegenüber durch der- artige Motive bestimmt? « Erklärungen öes prästüenten Calles. New Park. 19. Januar.  (WTB.) Wie aus Mexiko   gemeldet wird, hat Präsident Calles einer Gruppe amerikanischer Schriftsteller, Geistlicher und Geschäftsleute, die zu dem besonderen Zweck, die Schwierigkeiten zwischen Mexiko   und den Vereinigten Staaten   zu untersuchen, nach Mexiko   gekommen waren, erklärt, er sei bereit, die anläßlich der neuen Petroleumgesetze Mexikos   mit der Washingtoner   Regierung entstandenen Schwierigkeiten dem Haager Schiedsgericht zu unterbreiten, wenn dies der einzige Weg sei, eine größere Drohung für Mexiko   zu vermeiden. Der Präsident gab der Meinung Ausdruck, daß die Zurückziehung der Anerkennung seiner Regierung durch die Dereinigten Staaten den unmittelbaren Ausbruch der Revolution in Mexiko   zur Folge haben und von seinen Feinden als Ermuttgung hierzu ange- sehen werden würde. Er hob hervor, daß die Ueberweisung der Angelegenheit an das Haager Gericht ohnehin eine Gesährdung der Souveränität Mexikos   bedeute. Der Präsident gob zu, daß revolutionäre Bestrebungen bereits am Werke seien, doch würden diese von der Regierung unterdrückt und die Schuldigen bestraft. Die Petroleumgesellschasten erlitten »ach den neuen gesetzlichen Regelungen keinen Schaden. Diejenigen, die ihren Besitz vor löl? erworben hätten, könnten ihn auf 59 Jahre pachten und nach dieser Zeit die Pacht für weiter« 39 Jahre erneuern. Bezüglich Nicaraguas   erinnerte der Präsident an die Ge- schichte des Landes, um seine Ansicht zu bekräftigen, daß die An- spruche Diaz' als konservativer Präsident ungerechtfertigt seien. Es würde sonst zwei Regierungen in Nicaragua   geben, eine Regierung der Gewalt und Ungesetzlichkeit und eine der Gesetzmäßigkeit. Mexiko   hat die Regierung der Gesetzmäßigkeit aner- kannt, erklärt der Präsident, Amerika   die der Gewalt, das Ist alles.
Sranüftistung in Nuhleben. Der Brandstifter in den Flammen umgekommen? Ein größerer Brand zerstörte gestern abend den Boden über einem Stallgebäude auf der Rennbahn Ruhleben. Ein 28 Jahre alter Stallmann R o t h m e i e r, der in Ruhleben beschäftigt war, muhte vor einiger Zeit eines Augenleidens wegen ein Kronkenhaus aufsuchen. Am Sonnabend wurde er entlassen. Er äußerte im Laufe des gestrigen Tages wiederholt, daßetwas passieren" werde. Abends gegen 7 Uhr kam Rothmeier mit stark olutenden Kopfverletzungen auf die S t a l l w a ch e und rief:Rettet, was Ihr retten könnt! I ch h a b e a n g e st e ck t!" Die Stalleute entdeck­ten, daß die Futteroorräte auf dem Boden an mehreren Stellen brannten, versuchten selbst zu löschen, riefen die Feuerwehr und retteten unterdessen 18 Pferd«, die in den Stallungen untergebracht waren. Die Spandauer   Feuerwehr kam mit einem Zuge angerückt und hatte eine Stunde zu tun,� bis der Brand gelöscht war. Roth- meier war inzwischen verschwunden. Man rechnet auch mit der Möglichkeit, daß er wieder auf den Boden gestiegen ist, um i n d e n Flammen den Tod zu suchen. Bisher aber ist auch hier nichts von ihm gefunden. Ein gefährliches Feuer kam heute früh gegen �8 Uhr in den Fabrikräumen der Lederwarenfirma Sch. in der Alexandrinen- straße 37a zum Ausbruch. Als das Feuer bemerkt wurde, hatte es bereits große Ausdehnung angenommen. Die Feuerwehr er- schien unter Leitung des Baurates Papke mit mehreren Lösch- zügen. Inzwischen hatten die Flammen die Decke durchgesressen und den darüberliegenden Dachstuhl ergriffen. Die Treppenhäuser waren derart verqualmt, daß es den Mannschaften nur mit Schutzmasken möglich war, nach oben vorzudringen, lieber zwei mechanische Leitern wurde fast eine Stunde lang aus mehreren Schlauchleitungen Wasser gegeben. Die Ausräumungsarbeiten dauerten mehrere Sttinden. Die Enfftehungsursache tonnte noch nicht festgestellt werden._ Ein unglaublicher Roheitsakt. Einen bösen Streich, der leicht ein schlimmes Ende hätte nehme» können, spielten am Sonnabend nachmittag gegen 4 Uhr mehrere junge Burschen einem löjährigen Lehrling Erich K. aus der Kameruner Straße. Er sollte im Auftrag- seines Lehrherrn ein kleines Boot, das auf dem Stichkanal am Charlottenburger   Schloß lag, ausbessern. Während er noch bei seiner Beschäftigung war, kamen vier junge Burschen heran, hänselten ihn und ver- langten endlich, daß er sie spazieren fahr«. Der Lehrling lehnte das ob. Jetzt sprangen die Burschen kurzerhand zu ihm in das Boot hinein. Während zwei den Lehrling festhielten, stießen die beiden anderen es vom Wasser ab. In der Mitte des Kanals warfen die Bengcls den Lehrling ins Wasser, ruderten ans Land, stiegen aus und rannten davon. Um den unglücklichen Jungen und das abtreibende Boot kümmerten sie sich nicht im geringsten. Es gelang«1K. ans Ufer zu schwimmen. Schiffer, die den Vorgang beobachtet hatten, waren inzwischen mit ihren Booten herbei- gekommen und standen dem Jungen bei. Sie holten auch das ab- getriebene Boot zurück. Leider ist es noch nicht gelungen, die Strolche zu ermitteln. Zugzusammenftoß am Lehrter Bahnhof  . In unmittelbarer Nähe des Lehrter Bahnhofs kam es am Sonntag früh kurz vor X19 Uhr zu einem Zusammenstoß zwi- schen zwei Lokoinotiven, wobei eine Maschine entgleiste und sich quer über die Schienen legte. Das Stadtbahngleis wurde durch den Vorfall in Ricktung Charlottenburg Schlesischer Bahnhof gesperrt, der Verkehr jedoch durch Umleitung, über die Ferngleise aufrechterhalten. Wie tr-ir von der Reichsbahndirektion erfahren,
überfuhr morgens um 1.27 Uhr der von Charlottenburg   kommende Arbestszug 43 126 das Einfahrtssignal auf Gleis 3 und fuhr einer auf Weiche 4 gerade ausfahrenden Reservelokomotioe in die Flanke. Die Lokomotive des Arbeitszuges entgleiste mit allen Achsen, ebonso ein folgender Güterwagen. Die Reservelokomotioe wurde nur un- erheblich beschädigt. Glücklicherweise wurde niemand verletzt. Im Laufe des Vormittags konnte der Schaden behoben und die Gleise freigegeben werden.
In öer fremden Wohnung. Mord»»nd Selbstmordversuch einer Mutter. Eine Familientragödie spielte sich in der vergangenen Nacht in dem Hause Berliner Straße 194 zu Charlottenburg  ob. Dieses gehört einem Herrn Handel, der nervenkrank ist und eine Zeitlang in einer Anstalt war. Vor den Feiertagen verließ er die Anstalt, um zu seiner 36 Jahre alten Frau Martha und dem 14 Jahre alten Sohne Heinz zurückzukehren.-Er hotte das Un- glück, hinzufallen und sich einen Schädelbruch zuzuziehen. An dieser schweren Verletzung liegt er in der Wohnung des Vorderhauses- in ärztlicher Behandlung. Seine Frau, auf deren Wunsch er heim- gekehrt war, ließ zu ihrer Unterstützung eine Schwester aus Schlesien  kommen. Die reiste gestern abend wieder ab. Das Mißgefchick scheint die Frau so schwer bedrückt zu haben, daß sie beschloßt a u s dem Leben zu scheiden und ihren Sohn in de» Tod mitzunehmen. In der vergangenen Nacht, nach der Abreise der Schwester, begab sie sich mit dein Sohne um 2 Uhr nach einer Wohnung des Gartenhauses, deren Inhaber verreist ist und ihr die Schlüssel übergeben hatte. Heute morgen nahm«in Mädchen aus dem Hause, das c-n dieser Wohnung vorbeikam, Gasgeruch wahr. Man hörte auch Stöhnen in der Wohnung. Man rief das Ueber- fallkommando und die Kriminalpolizei.. Die Beamten öffneten die Tür und fanden Frau Handel und ihren Sohn in den mit Gas a»- gefüllten Räumen besinnungslos auf dem Fußboden liegen. Die Charlottenburger   Feuerwehr machte Wiederbelebungsversuche, und brachte Mutter und Sohn nach dem Krankenhause, ebenso de» Mann, der nicht ohne Pflege im Hause allein bleibe» konnte.
Selbstmord ciner Fünfzehnjährigen. Die läjährige Haustochter Lotte Waurich aus der Tulpenstr. 19 wurde t o t aufgesunden. Sie hat ihrem Leben durch Einatmen von Leuchtgas ein Ende gemacht. Das Motiv ist unbekannt. Der Nachlwächter im Sack. Ein vielbesprochener Ulk wurde von einigen Burschen in einer kleinen deutschböhmische» Gemeinde bei L u d i tz t. B. zum Gaudium von jung alt durchgeführt. Der Nachtwächter, ein Freund des Alkohols, wurde tüchtig betrunken gemacht, dann wurde er, als er schnarchte, in einen großen Kor»sack gesteckt und in einer Scheune abgesetzt. Beim Ge- meindevorstande gab es später ein weniger lustiges Nachspiel, das auch für den Nachtwächter nicht angenehm sein dürfte. vorlräg« Im Außeninstliut der Technischen Hochschul«. Im Außen- institut der Technischen Hochschule   in Cbarloilcnbnig. Berliner Straße I7l, werden im ersten Viertcljabr 1927 folgende BortranSreihen abgehalten werden: I. Metalle und Melallprüsung. insbesondere in der Elektrotechnik: 8 Vorträge, Montag« 68 Uhr. Hörsaal E.B. 801; Beginn 10. Januar. 2. Wtssenschaftliche Mathematik und höhere Schulen: 4 Vorträge. Dienstag« S 8 Uhr. Hörsaal H. 233; Beginn 25. Januar. 3. Techniiche Sonder- bedürsnisse im Ausland: 8 Vorträge, Mittwochs L 8 Uhr, Hörsaal 120 H.; Beginn 12. Januar. 4. Technische Filme: 3 Vorführungen, Donnerstag» 68 Uhr, Hörsaal E. B. 301; 20. Januar, 3. und 17. Februar. 5. An­wendung de« Flugzeug«: b Vorträge, Beflkhtigungen ürit Auslosung von Freiflügen: Freitag« 6 8 Uhr, Hörsaal 358 H.: Beginn am 21. Januar. Programme, Einlaßkarten, Auskunft im AußeninstituI Zimmer 138, bei Frl. Koch, Telephon Stemplatz 9000.
Denkmirlsschänder. In der Nemahrsnacht wurde das Erzbcrger- Rathenau-Ebert-Denkmal auf dem Hohenstein bei Watter restlos mit roter Farbe beschmutzt. Am Sonntag fand deshalb eine große Protestkundgebung von 2999 Reichsbannerleuten statt,