Das Urteil im Brandstiftungsprozeß Fuchs. gegriffen. Natürlich fehlte es bei Betrachtung der deutschen inner. Handtasche, eilte die Treppe hinunter und zum Hause hinaus und
Ein Jahr drei Monate Gefängnis.
politischen Situation
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die alte tommunistische Leier- nicht an unbegründeten und gehässigen Angriffen gegen die SPD . Führer", die dem Agitationsbedürfnis einer ebenso hemmungslosen wie unreifen Berleumdungstaktik entspringen. Die Demonstrationen verpufften vollkommen wirkungslos. Der fluge und überlegende Teil der Berliner Arbeiterschaft weiß es längst, daß, abgesehen von der Bedeutungslosigkeit dieſes Kommunis: mus überhaupt, mit derartigen„ Demonstrationen" nichts erreicht und nichts gewonnen wird.
Liebestragödie in Karlshorst .
Mord und Selbstmord.
war bereits fpurlos verschwunden, bevor sich die Beraubte noch von ihrem Schreck erholt hatte. Der Räuber ist etwa 35 bis 40 Jahre alt, hat dünnes dunkelblondes Haar mit einer ziemlich großen Glaze und trug einen dunklen Ulster, einen blaugrauen Seidenschal und gestreifte Beinkleider. Er wird ohne Zweifel ver fuchen, feine Beute zu Geld zu machen. Politik und Moral.
Nach dreitägiger Verhandlung kam das Schwurgericht I unter Borsiz von Landgerichtsdirektor Marschner auf Grund eines von der Anklagebehörde geführten Indizienbeweises zu der Verurteilung des Junglehrers Alfred Fuchs wegen versuchter Brandstiftung in Tateinheit mit fahrlässiger Tötung und versuchten Betruges zu einem Jahr drei Monaten Gefängnis, unter Anrechnung von drei Wochen Untersuchungshaft. Der Angeklagte sei zweifellos ein Mann, bei dem man sich einer solchen Tat nicht versehen könnte. Das Gericht hätte ihn auch nie verurteilt, wenn auch nur 1 Proz. einer anderen Lösung als durch Brandstiftung Eine blutige Liebestragödie spielte sich gestern nachmittag um möglich gewesen wäre. Die drei getrennten Brandherde, bei denen 25 Uhr in der Trestomallee 85 zu Karlshorst ab. Der es tatsächlich von innen aus den Schränken heraus brannte, 25jährige Schlosser Hans Mig aus der Grimmstr. 27 zu Berlin hälte. Für Fr. W. Förster ist die Moral das unbedingt Primäre schließen eine Selbstentzündung aus und lassen allein gab auf seine 30jährige Geliebte, die Hausangestellte Frieda auf Brandlegung schließen, die mur von dem Angeklagten ausgegangen.örpel, mehrere Schüffe ab, die auf der Stelle tödlich sein kann. Das Gericht erließ Haftbefehl gegen den Angeklagten. wirften. Dann tötete er sich selbst durch einen Schuß in die Schläfe. Juſtizrat Bronker bot eine erhöhte Kaution an, und das Gericht M., der mit Fräulein B. ein Verhältnis unterhielt, das in legter erklärte, daß der Angeklagte aus der Haft entlassen werden würde, Beit sehr getrübt war, erschien gestern nachmittag in Karlshorst , um sobald der Vater zu der bereits gestellten Raution von 1500 m. den gleichen Betrag nochmals als Sicherheitsleistung bei der Gerichts Waschküche beschäftigt sei, begab er fich unauffällig nach oben. Nach eine Unterredung herbeizuführen. Als er erfuhr, daß die M. in der fasse eingezahlt habe. Vorläufig wurde der Angeklagte ins Untereinem Wortwechsel 30g mig eine Mehrlade pistole hervor fuchungsgefängnis abgeführt. und gab auf seine Geliebte drei Schüsse ab, die in Kopf und Brust drangen und ihren sofortigen Tod herbeiführten. Als M. fah, was er angerichtet hatte, jagte er sich eine Rugel in die Schläfe. Die Leichen wurden beschlagnahmt und nach der Leichenhalle in der Bornißstraße gebracht.
Unser juristischer Mitarbeiter schreibt uns zu dem Prozeß: Die Feuerwehrfachverständigen hatten mit absoluter Bestimmt heit die drei fünstlichen Brandherde festgestellt. Niemand anders als F. fonnte sie verursacht haben. Um so tomplizierter erschien aber die Persönlichkeit des Angeflagten. Nichts deutete darauf hin, daß er zu einem derartigen Verbrechen fähig sei; feine Kollegen gaben ihm das beste Zeugnis. Und doch ist an diesem Junglehrer etwas, was zu denken gibt. Er sehnte sich aus den kleinen Verhältnissen heraus. Das wird der Grund seines Verbrechens gewesen sein. Er glaubte, in sich plöglich Geschäftstalente entdeckt zu haben und beurlaubte sich im Jahre 1922 ohne Gehalt. Mit gepumptem Geld faufte er zwei Lebensmittelgeschäfte und versuchte sich nebenbei auch im Ankauf von Altmetall; die Inflation mit den leichten Verdienstmöglichkeiten war wohl dem Lehrer zu Kopf gestiegen. Der Erfolg war eine Schuldenlaft, die Rückkehr zum Lehramt, die Verpfändung seines Gehaltes. Trotzdem gefiel er sich in seiner breiten Lebensweise. Schließlich wußte er fich nicht mehr zu helfen; er mußte unbedingt eine größere Summe Geldes in die Hände bekommen. Da mag er wohl auf die Idee der Brandstiftung verfallen sein. F. verteidigte sich vor Gericht menig bescheiden. Er beteuerte immer wieder seine Unschuld; das schuldete er schließlich seinem Ruf und seinen Kollegen. Er zog es vor, auf Grund eines Indizienbeweises verurteilt zu werden, als geständig zu sein; da konnte er immer noch den Unschuldigen spielen.
Schwerer Gerüsteinsturz.
Vier Maler abgestürzt und schwer verlett. Ein folgenschweres Unglüd ereignete sich gestern nachmittag gegen 44 Uhr in einer Wagenhalle des Betriebsbahn hofes 15 der Aboag in der Belforter Straße 19.
Ein Raubüberfall vor der Aufklärung?
Nach einer Meldung aus Stettin scheint der Raubüberfall bei Bühlsdorf feiner Aufklärung entgegen zu gehen. Wie erinnerlich, wurde am 4. Dezember vorigen Jahres in den Vormittagsstunden eine Witwe Frau Anna Mauris chat in ihrem Landhaus in Zühlsdorf überfallen, schwer verletzt und beraubt. Der Verdacht der Täterschaft lenkte sich auf einen Mann, der bei der Frau vorgesprochen und sich für einen Vertreter eines Berliner Ber Iages ausgegeben hatte. Als er dann wiederkam, schlug er sie mit einer schweren Spiritusflasche zu Boden, durchwühlte alle Kästen und fand schließlich 10 Mart, mit denen er flüchtete. Die Ermitt lungen der Kriminalpolizei lenkten den Verdacht auf Grund der Beschreibungen, die die wiederhergestellte Frau ihr geben fonnte, auf einen Akquisiteur Ernst M., der in Berlin ansässig ist. Seit dem Ueberfall in Zühlsdorf war er jedoch nicht in seine Wohnung zurückgekehrt. Auf Grund der ausgesandten Fahndungsdepeschen wurde M. gestern mittag auf dem Postamt I in Stettin , wo er seine Eingänge abholen wollte, erkannt und feſtgenommen. Er bestreitet, den Raubüberfall verübt zu haben, wird aber nach Berlin gebracht und zur völligen Klärung der Frau Maurischat gegenübergestellt werden.
Von Rauchgasen erstickt.
Im Hörsaal I der Deutschen Hochschule für Politik sprach am Sonnabend abend Profeffor Scheler Köln über Politik und Moral". Nach allgemeineren Definitionen der Begriff Politik und Moral und ihrer Beziehungen zueinander( Moral beruht auf Machtverhältnissen",„ der Staat bestimmt, was gut und schlecht ist") behandelte Scheller die einzelnen Doktrinen der Staats- und Moralauffassung, indem er sie in ihren Hauptpunkten objektiv herausin der Politik, alle Politik ist ihm den sittlichen Regeln unterstellt. Dagegen sagt Machiavelli , Lüge ist Lüge, aber du darfst lügen. hier zeigt sich ein völliger Dualismus zwischen Politik und Moral Die Moral ist für Machiavelli in jeder Beziehung der Politik untergeordnet und, wenn die„ Staatsnotwendigkeiten" es erfordern, traste Theorie ohne jeglichen Kurswert. Scheller streifte auch kurz Doktrin betont die Moralität des Klassenkampfes, der auf der enddie sogenannte Negativpolitik( Ghandi !), die ihm das interessanteste Phänomen neuer politischer Willensbildung ist. Die sozialistische lichen moralischen Orientierung von Staat und Gesellschaft fußt. Schließlich entwickelte der Vortragende seine eigene These, daß die Politik feinerlei Arten des Sittengesetzes untersteht und völlig autonom handelt. Der zweite Teil des Bortrages galt der kritischen Stellungnahme zu den verschiedenen Thesen.
Einen tragischen Tod fand unser Parteigenosse, der Buchdrucker Johannes Hegemann, Möckernstr. 81. Als er sich in der Silvesternacht von seiner Arbeitsstätte, der Norddeutschen Buchdruckerei A.-G., auf dem Heimwege befand, wurde er in unmittelbarer Nähe seiner Wohnung von einem Kraftwagen überfahren. In besinnungslosem Zustande wurde er ins Elisabeth Krankenhaus gebracht. Ohne die Besinnung wiedererlangt zu haben, hat er am Donnerstag die Augen für immer geschlossen. Genoffe Hegemann stand im 60. Lebensjahre und in wenigen Tagen sind 25 Jahre verflessen, seit er sich der Sozialdemokratischen Partei angeschlossen hat. Die 40. Abteilung hat eines ihrer treuesten und rührigsten Mitglieder verloren.
U
nachmittag gegen 45 Uhr von mehreren Seiten zu gleicher Zeit Dachstuhlbrand in Berlin O. Die Feuerwehr wurde gestern nach der Koch hann str. 25 gerufen, wo Teile des Seitenflügelund Quergebäudedachstuhles in Flammen standen. Vier Löschzüge unter Leitung des Baurats Müller eilten an die Brandstelle. Erst nach über einstündigem Wassergeben war die Hauptgefahr beseitigt.
Ein beklagenswerter Unglücksfall ereignete sich gestern mittag auf der Wannseebahnstrede. Dort wurde dicht am Bahnübergang des Dahlemer Wegs zwischen den Stationen Lichterfelde - Weft und Zehlendorf - Mitte ein zunächst unbekannter Knabe mit schweren Kopfverletzungen sterbend aufgefunden. Ehe noch ein Arzt zur Stelle sein konnte, war das Kind verschieden. Es gelang auch im Laufe des Nachmittags, den fleinen Toten festzustellen. Es ist ein 9 Jahre alter Konstantin Ullrich, der bei seinen Eltern in der Ansbacher Straße 40 wohnte. Der Knabe war am Sonnabend zu seiner Tante nach Werder gefahren und war von der
Vier Maler, die auf einem Gerüst standen, das in sich zusammen Wirtschaft führt. Als die Tochter gestern abend von einer Besor. Dame in den 11- Uhr- 3ug nach Berlin gesetzt worden. Allem An
brach, wurden hierbei mehr oder minder schwer verletzt.
In der Wagenhalle werden gegenwärtig Maler.
arbeiten ausgeführt. Zu diesem Zweck wurde ein Hängegerüst angebracht ist und auf dem 6 Maler beschäftigt waren. Während Der Arbeit brach das Gerüst plötzlich zusammen. Zwei Malern ge lang es, noch geistesgegenwärtig auf ein nebenstehendes Gerüst über zuspringen, die anderen vier jedoch stürzten in die Tiefe, wo fie mit Brüchen und inneren Berlegungen zum Teil bewußtios liegen blieben. Der 21jährige Maler Otto Lud aus der Finnländischen Straße 11 zog sich einen Rippenbruch zu. Der 53jährige Maler Franz Perschke, der in Ketschendorf bei Fürstenwalde wohnt, erlitt eine schwere Kopfverlegung. Der 49jährige Maler Max Wölfe aus der Niederwallstr. 21 zog fich einen schweren Oberschenkelbruch zu. Am glimpf lichsten fam der 41jährige Albert Stolz aus der Memeler Straße 12 davon, der einen Knöchelbruch erlitt. Die vier Verletzten wurden in das Weißenseer Krankenhaus geschafft. Zum Glück besteht bei keinem der Verunglückten Lebensgefahr. Die Schuldfrage fonnte bisher noch nicht einwandfrei geflärt werden, es besteht aber die Vermutung, daß das Gerüst überlastet war.
errichtet, das in einer Höhe von etwa 5 Metern über dem Erdboden
Der Ruhlebener Brandstifter verhaftet.
Der Stallmann Johann Rothmeier, der nach der Brandstiftung auf der Trabrennbahn Ruhleben spurlos verschwunden war, wurde noch im Laufe des gestrigen Vormittags von der Spandauer Kriminalpolizei ermittelt und festgenommen. Blutüberströmt wurde er in einem Wärterhäuschen auf einer Wiese, die an die Rennbahn angrenzt, entdeckt. Rothmeier gibt die Brandlegung ohne weiteres zu. Wie er sagt, handelte er aus Wut. Er hatte an seinen Trainer eine Forderung von noch 220 M. und wollte sein Geld wieder haben, um nach dem Verlassen des Krankenhauses in seine bayerische Heimat zurückzukehren. Auch am Sonntag hatte er wieder nur einen fleinen Erfolg, indem er 10 M. auf Abschlag erhielt. Das ärgerte ihn um so mehr, als andere Stalleute, die er angeborgt hatte, auf Rückgabe drängten. In seiner Wut wollte er irgend etwas unternehmen. Se fam er auf den Gedanken, den Stallboden mit seinen Vorräten in Brand zu stecken und sich dann selbst das Leben zu nehmen. Er stieg hinauf, legte Feuer an und schlug sich mit einem Hammer, den er auf dem Boden fund, vor und auf den Kopf, um fich jo zu betäuben und in die Flammen zu fallen. Trotz wieder holter Hiebe aber blieb er bei Bewußtsein. Der beißende Rauch trieb ihn vom Boden wieder hinunter. Blutüberströmt ging er zu den anderen Stalleuten, rief ihnen zu, was er angerichtet hatt, schlug fich noch ein paarmal vor den Kopf und machte sich jetzt davon, ohne daß die Kollegen in der Aufregung sahen, wohin er sich wandte. In dem Wasser an der Wiese wollte er baden und sich reinigen. Weil es ihm aber doch zu falt war, so tam er gleich wieder heraus, vertroch sich in dem Bärterhäuschen, das in der Nähe des Wassers steht, um sich hier zunächst versteckt zu halten. Er wurde zu einem Arzte gebracht. Nachdem ihm dieser die Kopfverlegungen verbunden hatte, brachte man den Verletzten als Gefangenen nach dem Lazarett des Gerichtsgefängnisses. Eine allgemeine Nervenkrankheit fonnte der Arzt nicht feststellen. Rothmeier hat sich wohl in einem plötzlichen Anfall von maßleser Wut übermannen lassen.
Kommunistendemonstrationen.
Nach einer mehrwöchigen Erholungspause haben die Kommu nisten ihre politischen Spaziergänge" zur revolutionären Ertüchtigung ihrer Parteigänger wieder aufgenommen. Mehrere Demonstrationen der KPD. fanden gestern abend unter mäßiger Beteiligung statt. KPD. , Rote Fronttämpfer, die Jung fommunisten und der Rote Frauen- und Mädchenbund hatten ihre Anhänger auf 26 Uhr in den Humboldthain, auf die Weberwiese und den Winterfeldt play gerufen, um gegen die litauischen Henter, den Koalitionsschacher, die imperialistischen Kriegstreiber und für Reichstagsauflösung" zu demonstrieren. Die Kommunisten merken gar nicht, wie sehr das an sich so wirkungsvolle politische Mittel des Massenaufmarsches" durch diese Art Demonstriererei abgeſtumpft und entwertet wird. In den Zügen wurden Transparente, Fahnen und Schilder getragen. Die Polizei hatte Sicherungen getroffen, um Reibereien zu vermeiden. In den Ansprachen der fommunistischen Redner wurden die litauische Faschistenregierung und ihre Terrorakte gegen die Linksoppofitionellen mit Recht scharf an
Ein schweres Brandunglüd, dem ein 76jähriger Greis zum Opfer fiel, ereignete sich gestern abend gegen 8 Uhr in der Linienftraße 122. Im zweiten Stockwerk des Quergebäudes wohnt der 76jährige Renter Glahn zusammen mit einer Tochter, die die gung heimfehrte, fand sie das Zimmer, in dem der Bater frant an einigen Stellen, Glahn selbst lag leblos am Fußboden. im Belt lag, ganz mit Rauch angefüllt. Das Bett glimmte belebungsversuche an, die aber ohne Erfolg blieben. Vermutlich ist Die Feuerwehr wurde sofort hinzugerufen und stellte Wiederdas Bett durch ein nebenstehendes brennendes Licht in Brand ge raten. Der alte Mann hat noch versucht das Freie zu gewinnen, ist aber infolge der Raucheinwirkung bewußtics zu Boden gesunken und den Rauchgasen zum Opfer gefallen. Eine goldene Handtasche geraubt.
Sonnabendabend in einem Haus Unter den Linden an der Ein sorgfältig vorbereiteter Raub wurde am vergangenen Ecke der Charlottenstraße verübt. Eine Dame machte vor einigen Tagen durch ein Zeitungsinserat bekannt, daß sie eine goldene Handtasche mit Brillanten zu verfaufen beabsichtige. Am Sonnabendabend erschien bei ihr ein Mann in mittleren Jahren, der sich als Juwelier Kaufmann" vorstellte und erzählte, daß er in der Friedrichstraße ein Geschäft habe. Den Preis von über 3000 Mart fand er nicht zu hoch. Das Geschäft sollte gleich abgeschlossen werden. Die Dame übergab denn auch die kostbare Tasche ihrer Tochter, die sie mit Raufmann" zusammen seinem Käufer vorlegen sollte. Beide fuhren nach den Linden und hier führte der Juwelier die junge Dame in den ersten Stod eines Eckhauses an der Charlottenstraße. Es entstand nun ein Hin und Her, weil der Juwelier die Tasche gerne haben und die junge Dame sie nicht aus der Hand geben wollte. Während beide auf dem Korridor auf und abgingen, entriß ihr der Juwelier" plöglich die
Funkwinkel.
Am Sonntag setzte Dr. Hellmut Faltenfeld seine Ausführungen über" Die Philosophie Rants" fort, in denen er mit Glück versucht, das schwierige Thema der Kantschen Philosophie allgemeinverständlich zu behandeln. Recht gut gelingt die populäre Darstellung auch Dr. C. Kastner, der über„ Die Schneedecke im Gebirge" sprach. Das„ Deutsche Volkslied", das Dr. Leo pold Hirschberg an musikalischen Beispielen erläuterte, fand hoffentlich die verdiente Aufmerksamkeit der Hörer. Die Stunde der Lebenden war diesmal der Literatur, den Schriftstellern Mar Hermann- Neiße und Friz Walter Bischoff gewidmet. Das Beste des Tages brachte die Abendveranstaltung. Blech dirigierte an diesem Wagner- Abend, der Opern- und Opernvorspiele gab und zeigte wieder, welche fünstlerischen Kräfte, leider eft nicht genug gewürdigt, in dem Berliner Funkorchester schlummern.
Der Montag ließ aufmerken durch den Titel eines Bortrages angekündigt hatte. Leider blieb es wieder das frisch- fromm- fröhliche " Die Lebenskunst der Hausfrau", den Juliane Richert Gartenlaubengeschwätz. Die Mutter, die sechs Kinder zwar nicht ausreichend satt machen, aber doch Lebensfünstlerin sein tann, sein soll schwebten der Rednerin vor. Man erfuhr, daß es Lebensuntunst ist oder sein soll, nach acht Tagen bereits wieder Kalbsfritaffee auf den Tisch zu bringen, wenn man es vor acht Tagen gehabt hat. Mar Ehrlich verplauderte nett und belanglos eine Nachmittagshalbestunde und das Etté- Kammerorchester, das sich endgültig zu dem Programmtitel" Unser Salonalbum" entschließen sollte, sorgte für den musikalischen Verlauf des Nachmittags. Weiß man am Berliner Funksender nicht, daß der unvermeidliche Eröffnungsmarsch schon durch seinen Titel" Feuert los!" bei vielen Funkhörern schmerzhafte Empfindungen auslöste. Auch der Abend, auf allerdings etwas höherem Niveau, bot ven 410 Uhr Salonmufit. Solche Gaben verkitschter Musik, verkitscht durch die Art der Zusammenstellung und durch oft unzulängliche Ausführung, find aber trotz einzelner beachtenswerter Nummern für Funkhörer von einigem Geschmack auf die Dauer unerträglich und verleiden ihnen die Freude am Rundfunk. Leichte Musik kann, soll und muß auch verbreitet werden, ebenso leichte Plauderei und ähnliches. Aber man gebe diesen Dingen nicht gewaltsam einen Bildungsanstrich, sondern lasse sie scheinen, was sie sind. Und vor allen Dingen: Man gebe nicht zu viel.
scheine war die Tür des Abteils nicht fest geschlossen und obachtungen des Vorfalles nimmt das Polizeiamt Zehlendorf , Alſenprang auf, als das Kind fich dagegen lehnte. Mitteilungen über Be
straße 62, entgegen.
und politischen Umschwung spricht die Reichstagsabgeordnete Dr. Elſe Lüders Ueber Minna Cauer und Walter Rathenau , ihre Stellung zum Krieg am Dienstag, den 11. Januar 1927, abends 7 Uhr im Sozialwissenschafte lichen Stlub, Berlin SW., Wilhelmstr. 48.
Der falsche Hohenzollernprinz. Sonderehrung der Kölner Karnevalsgesellschaften.
Köln , 10. Januar. ( Eigener Drahtbericht.) Im Verlauf der weiteren Vernehmung des falschen Hohenzollernprinzen durch die Kölner Kriminalpolizei gab Domela an, daß er anfänglich die Absicht gehabt habe, eine Vortragstournee durch Frankreich unternehmen zu wollen, um gegen entsprechende Vergütung seine Erlebnisse in Mitteldeutschland vorzutragen. Im Werbebureau der Fremdenlegion wurde ihm jedoch gesagt, daß das Werbebureau eine derartige Vortragsreise nicht vorbereiten und durchführen könne. Da Domela fürchten mußte, von der deutschen Polizei gefaßt zu werden, entschloß er sich dann für die Fremdenlegion. Ein anderer Angeworbener, den die auf die Ergreifung Domelas ausgesetzte Be lohnung reizte, machte dann in Euskirchen der Kriminalpolizei unauffällig Mitteilung, worauf die Verhaftung erfolgen fonnte. Die Kölner Karnevalsgesellschaften haben sich, wie zu erwarten war, den wijzigen Stoff. den ihnen Domela mit feinen Streichen geliefert hat, nicht entgehen lassen, Bereits am Sonntag traten in verschiedenen Herrensitzungen größerer Kölner Gesellschaften als Baron von Korff usw. auf und entfesselten st ür- mische Heiterfeit. Wie unser Parteiblatt in Köln mitteilt, beschlossen die Karnevalsgesellschaften, Domela in Anerkennung seiner Verdienste um den Kölner Karneval die seidene Müze und die dazu gehörenden Karnevalsorden der Gesellschaften zu überreichen. Karnevalsorden gebühren in erster Linie den mitteldeutschen Blamierten.
Der Todschlag an dem Arzt Gerlach.
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Fünf Jahre Zuchthaus für den Täter. Stettin , 10. Januar. ( TU.) Das hiesige Schwurgericht verhandelte heute gegen die Brüder Walter und Wilhelm Scholz aus Ahlbed wegen Totschlags an dem Arzt Dr. Gerlach aus Berlin Zehlendorf . Die Tat war in der Nacht vom 7. zum 8. August in der Nähe des Strandes zu Heringsdorf und Ahlbec verübt worden. Der Staatsanwalt beantragte ein Jahr Gefängnis für den 20jährigen Walter Scholz wegen Körperverletzung mit Todesfall; das Schwurgericht setzte jedoch eine Strafe von fünf Jahren zuchthaus fest, da es annahm, daß der Angeklagte bewußt dem Berfolger eine schwere Verletzung beibringen wollte. Das Urteil gegen Wilhelm Scholz lautete auf drei Monate Gefängnis.
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Die Katastrophe im Laurier- Lichtspieltheater. Montreal , 10. Januar. Die Zahl der bei der Katastrophe im Laurier Lichtspieltheater ums Leben gekommenen Personen wird heute amtlich auf 76 angegeben; 35 verletzte Rinder befinden sich in den Krankenhäusern; sie sind außer Lebensgefahr. Die Ueberlebenden geben ergreifende Schilderungen von den Vorgängen bei der Katastrophe und den Kampf der Zuschauer um den Weg ins Freie. Ein 10 Jahre alter Knabe erzählt, daß er gerade an einer Stelle des lustigen Films, bei der alles lachte, Flammen und Rauch bemerkte. Die Anwesenden eilten in wildem Gedränge von der Galerie dem Ausgange zu. Er selbst troch inmitten der Menge, die kämpfend die Treppe zu erreichen suchte, über die zu Boden Getretenen nach dem Ausgange. Ein anderer Knabe schilderte, wie er auf der Treppe zu Boden gerissen wurde und dann auf den Leichen dreier Knaben, während noch sechs Verletzte über ihm lagen, ausharren mußte, bis die Polizei ihn rettete.
Raubüberfall auf eine amerikanische Bank. In Tulsa im Staate Oflahama überfielen sechs Banditen die Staatsbank. Sie schossen den Bankpräsidenten und Kassierer nieder und raubten 50 000 Dollar.