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tag und Reichstat sämtlich einverstanden über die Berfaffungs­mäßigkeit eines Gesetzes, so besteht bei dieser Einigkeit politisch so verschieden gearteten Stellen eine so starke Bermutung für die Verfassungsmäßigkeit, daß Zweifel irgendeines Amts­richters daran, auch wenn sie vom Oberlandesgericht geteilt werden, nicht zu dem in jedem Falle die Rechtssicherheit er schütternden Berfahren vor dem Staatsgerichtshof führen dürfen.

Bedenken weckt ferner die Vorschrift des Entwurfes, daß dem Staatsgerichtshof die Entscheidung auch darüber zustehen foll, ob ein Gesetzrechtsgültig zustande gekommen ist". Das könnte dahin ausgelegt werden, daß etwa auch die im Ein­verständnis mit dem Sigungsvorstand getroffene Feststellung des Reichstagspräsidenten, bei einer Abstimmung habe die Mehrheit oder die qualifizierte Mehrheit der Abgeordneten gestanden, vom Staatsgerichtshof etwa durch Zeugenvers nehmung nachgeprüft werden könnte, rein innere Ber hältnisse des parlamentarischen Betriebes also unter die Kontrolle außerparlamen tarischer Instanzen gestellt würden.

Schließlich ist es eine Lüde des Entwurfs, daß er wohl im Falle der Verkündung eines verfassungswidrigen Gesetzes, nicht aber im Falle der nichtverkündung eines vorgeblich verfassungswidrigen Ge= seges durch die Regierung das Verfahren vor dem Staatsgerichtshof zuläßt. Man fann bei unseren Parteiverhältnissen nicht einwenden, einer Regierung, die ein von der Mehrheit des Reichstags angenommenes Gesetz nicht verkünde, werde das Vertrauen entzogen werden- es ist nicht sicher, daß sich die Mehrheit, die das Gesetz abgelehnt hat, auch zum Sturz der Regierung zusammenfindet. Deshalb muß die durch§ 7 eröffnete Möglichkeit, schon über die Ber­faffungsmäßigkeit noch nicht verfündeter Gefeße ein Gutachten des Staatsgerichtshofs herbeizuführen, nicht nur dem Reichs präsidenten und der Reichsregierung, sondern auch der Minderheit des Reichstags und des Reichsrats gewährt

werden.

Das Zentrum gegen Curtius.

Für die Große Koalition.

Die Reichstagsfraktion des Zentrums tritt, wie schon gemeldet, heute abend zusammen. Nach dem Verlauf der Sigung, die der Fraktionsvorstand gestern abgehalten hat, ist anzunehmen, daß die Kandidatur Curtius heute abend erledigt sein wird. Im Anschluß an das Communiqué über die gestrige Sigung, wonach der Vorstand gegen Curtius schwere außen- und innenpolitische Bedenken" hat, führt die " Germania  " aus:

wir hören, wird auch Abg. Genoffe Riedzialfowiti. Chef­rebatteur des polnisch- sozialistischen Zentralorgans Robotnit". Warschau  , an dieser Feier teilnehmen, ebenso Abg. Genosse Otto Bauer   Wien   für unsere deutschösterreichische Bruderpartei.

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Warschauer   Befürchtungen.

Warschau  , 11. Januar.  ( DE.) Wie verlautet, ist die polnische Regierung eifrig bemüht, durch den französischen   Botschafter in Paris   die Ansicht zu verbreiten, daß von den deutschen   Ost­festungen Kriegsgefahr drohe, weil die deutschen   Mili­taristen" bei einem Ueberfall auf Bolen" sich auf diese Befestigungen stützen fönnten. Auch von angeblich dort angesammeltem Kriegs­Die Bedenken, auf die im obigen Communiqué des Fraktionsmaterial für die Russen ist die Rede und im Zusammenhang borstandes der Zentrumspartei   Bezug genommen wird, sind dieselben, damit läßt man wieder einmal die Sowjetarmee als drohendes bie wir an dieser Stelle schon des öfteren ausgeführt haben. Sie Gespenst auftauchen. Die von der Sowjetregierung bereits denen­matter find sowohl außen. wie innenpolitischer Natur. In außenpolitischer tierten Nachrichten über Zusammenziehung von Truppen an der Hinsicht beziehen sie sich auf das absolute Fehlen jeder Ge- Westgrenze der Sowjetunion   tischen die polnischen Pilsudski  - Blätter währ für die Fortführung der Außenpolitit in auch jetzt noch auf. für bie Fortführung der Außenpolitit in auch jetzt noch auf. bem Geiste, der sie seit Jahren erfolgreich beherrscht hat und der nach der festen Ueberzeugung des Zentrums auch weiterhin mas gebend fein muß, wenn die Zukunft die Früchte zeitigen foll, die man von ihr erhofft. Und was die Innenpolitik angeht, so brauchen wir nur an die fozial. wirtschaftspolitischen materien zu erinnern, die den Reichstag in der nächsten Zeit beschäftigen werden. Daß es möglich ist, diese Frage mit dem von Dr. Curtius beabsichtigten Kabinett zu lösen, glaubt das 3entrum nicht. Die innen und außenpolitischen Bedenken, die der Fraktionsvorstand der Zentrumspartei   hier noch einmal in den Bordergrund gestellt hat, erscheinen angesichts des Berhaltens der Deutschnationalen Volkspartei   in den letzten Monaten geradezu unüberwindbar; andererseits aber will es uns scheinen, als ob bei allfeitiger vernünftiger Behandlung auch noch andere Möglichkeiten der Lösung der Krise gegeben wären. Die Auffaffung des Zentrums geht nach wie vor bahin, daß die Lösung der Schwierig feiten, in denen wir uns jetzt befinden, am besten durch ein 3u­sammenarbeiten ber Parteien von der Deutschen Boltspartei bis zu den Sozialbemotraten erreicht

würde. Mit Recht hat also Genoffe Rofenberg auf die Gefähr lichkeit des Entwurfs hingewiesen. Sie darf aber bei der Un­erläßlichkeit gefehlicher Regelung der einschlägigen Fragen nicht zu feiner Ablebnuna führen, sondern nur zu seiner Um­gestaltung.

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Ein Geßler- Dementi. Fabriziert von Herrn Wilhelm Pieck  . Er gibt Granaten und Giftgas zu. Herr Wilhelm Bied, Mitglied der kommunistischen  Zentrale, schickt uns folgende Bestätigung in Form eines Dementis:

Ich ersuche Sle, in der nach Empfang dieses Briefes erscheinen­den nächsten Nummer des Borwärts" folgende Erklärung auf­zunehmen:

Die in der Abenbausgabe des Borwärts" vom 10. Januar in der Notiz Die Somjetgranaten" enthaltene Behauptung, daß in einer Sigung des Politbureaus der fommunistischen Zentrale der Abg. Pied festgestellt hat, daß die Angaben über die Granaten und Giftgasfabritation in Rußland  und die Munitionstransporte nach Deutschland  auf Tatsachen beruhen", ist eine Büge. Ich habe weder im Bolit bureau, noch an irgendeiner anderen Stelle eine solche Feststellung" über Munitionstransporte gemacht, noch fonnte ich fie

machen, weil sie den Tatsachen nicht entsprechen."

Es ist also wahr, daß Granaten und Giftgas Es ist also wahr, daß Granaten- und Giftgas. fabriten in Gefu- Betrieben in Rußland von Pieck zu gegeben worden sind. Die Munitionstransporte leugnet er hartnäckig in der Deffentlichkeit man darf nicht zuviel auf einmal zugeben.

Im übrigen hat die Berührung mit der, Reichswehr  Früchte getragen. Dieses Pied- Dementi tönnte aus dem Reichswehrministerium stammen.

Musik.

Bon Kurt Offenburg.

von

Benn du zum Tode verurteilt im Gefängnis oder Krankenhaus dia Minuten zähltest, die dich von der schrecklichen Leere des Nichts roch trennen, und du dächtest an den Klang einer Drehorgel einem schmierigen Bettler gedreht, quiefende Wiederholung ver. floffener, abgeleierter Ueberschwenglichkeiten ergriffe dich nicht rafende Sehnsucht nach dem Glück des atmenden Rhythmus Ber­

weile doch

Aus dem Gemurmel des Gebetes am großen Festtage der Juden tönt eine flammende Stimme: die fanatische Erstatit des von Hunger und Gebet entförperten Borfängers, der das Betenninis der Sünde und die Schwüre des Glaubens zu seinem Gott aufschreit, daß die gleichgültige und müde Gemeinde in Angst vor dem Bergelter er­zittert

In trofilosem Verlangen behnt sich das Burlafenfied, das die Wolgamänner singen, wenn sie die schwer beladenen Rähne den Fluß hinaufschleppen, bis endlich eine Einzelstimme den Rhythmus emporwölbt und aus der Dede der Schwermut in den unendlichen Himmel hinaufschwingt...

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In einer fleinen Wirtschaft- matt und schwer verhängt Dom Nebel aus Alkohol, Tabat und billigem Essen hocken fatte, rund: bäuchige Bürger und sinnlich bösende Liebespärchen beifammen. Es ist überflüssig, daß das Musikantenpaar zur Tür hereinkommt. Mit blingelnden Bliden sieht das abgeblühte Beib im dürftigen Butz des nedischen Dirndlfleides zu dem verfoffenen Kert auf, der die Sieh harmonita trägt. Sie fingen Duette von grausiger Verblichenheit, und immer, wenn der Mann den Versuch macht, die Begleitung in der Terz zu nehmen, dann wadelt des Weibes schriller Sopran, daß der Baß sich schleunigst zum Unisono wendet. Müd und zerschlagen fingen fie ihre öden Locklieder. Dann aber, wie er wärmer wird und seine erst noch heifere, verfoffene Stimme fich lösen fühlt, muß das Weib schweigen. Sein Baß ist noch schön in der Mittellage; feine breiten Nüstern blähen sich auf, wenn er einen dunklen und voll vibrierenden Ton ausspinnt; die zerbrochenen Stellen deckt er nicht ohne Geschicklichkeit. Schmalzige Sentimentalität reist zum Lschen. A- ach Gott man trä- ägt, wa- as man nicht ändern ta- an Aber je mehr er ins Singen fommt, um so echter wird feine Musikalität, und siehe! sein Publikum, diese in faules Be­hagen vertrochene Gesellschaft. beginnt aufzutauen. Und wie es flatscht, die Frau mit dem Teller umhergeht, der Künstler einen Schnaps spendiert bekommt, fällt alle Hemmung und Niedrigkeit von ihm ab. Er wandelt fich: Energie und Behemenz spannen bas trübe und schlaffe Geficht, und er singt einen einfältigen und sentimentalen Schlager mit einer Steigerungstraft, die sich erschüttert.

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STOUP

Und wieder siehst du diesen Mann. Bielleicht ist er jung und Don matter Blondheit; aber bu erkennst den Tnpus im Stehgeiger des eleganten Tanzetablissements, deffen ,, beliebte" Kapelle die Leute

und

Die außerordentlichen Schwierigkeiten, die dem Zu­sammenarbeiten der Sozialdemokratie und der Volkspartei entgegenstehen, wird man auch im Zentrum nicht verkennen. Ebenso weiß man dort, daß die Volkspartei zurzeit fester denn je entschlossen ist, das Zustandekommen einer Großen Roalition zu verhindern. Der Beschluß, den das Zentrum heute abend fassen wird, wird daher kaum mehr als negative Bedeutung haben, indem er die Kandidatur Curtius aus schalten wird. Dann erst wird der harte Kampf um die positive Lösung beginnen.

Löbe und Zaleski.

Der Reichstagspräsident in Danzig  . Danzig  , 12. Januar.  ( TU) Reichstagspräsident Löbe sprach gestern abend in Danzig   über den österreichisch- deutschen Anschluß­gedanken. Dem Vortrag wohnten u. a. der Präsident des Senates, Dr. Sahm, und der deutsche   Generalfonsul v. Theermann bei. Cöbe streifte auch die lehte Rede des polnischen Außenministers 3alesti und erklärte: Wir in Deutschland   ebenso wie auch ficher Sie hier in Danzig   sind sehr verwundert über den ungemein drohenden Ton dieser Rede; ich glaube, daß Deutschland   dazu nicht den geringsten Anlaß gegeben hat. Ich kann nur fagen, daß folde drohenden Reden dem Gedanken des Friedens faum dienen. Bei uns denkt tein Mensch an feindselige Hand­lungen gegen Polen  , sondern wir sind überzeugt, daß in beiderseitigem Intereffe die etwa vorhandenen strittigen Fragen auf friedlichem Wege ausgeglichen werden können.

Am 16. b. M. spricht Genosse 2öbe in der westpolnischen Industriestadt Lodz   anläßlich des Jubiläums der Deutschen   Sozialisti schen Arbeitspartei Polens  ; der Reichstagspräsident wird dabei die Frage der dauernden Friedenssicherung in Osteuropa   behandeln. Wie

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anlodt. Auch auf diesem Gesicht sieht man im gedämpften Licht der Alabasterschalen die dämmernde Verwüstung. Die müde, aschgraue Leere der Züge aber erglüht, wenn er spielt: wenn er die Musiter und durch sie den Saal der Tänzer mit seinem rasenden Willen zur Luft aufpeitscht. Auch hier ist das Musikstück das mindeste. Bielleicht hat er nie andere Rumst erlebt, als diese Jimmies und Fortrotts, die er auf seiner Geige anführt. Aber er erfüllt sie mit der Intensität feines Seins, und er verschwendet im Taumel alle Reserven seiner Nerven. Er verzehrt zur Berauschung der parfümier­ten und stockenden Luft und der Seelen dieser Hungrigen und Ueber fatten sein 3ch, so daß nichts mehr übrig bleibt für das Leben seiner Tage, als eine gefühllose und leere Kreatur.

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Wie du versunken am Tische figest und vom Tanz dieser Musit in wirbelnde Berlorenheit gewiegt wirst, schwindet der Saal und die Bracht der falschen Berfer und gleißenden Damaste... Und du bist jählings in einer reinen, weißen Halle. Welche Gehörshalluzination erweckt in dir die Trunkenheit und selige Feierlichkeit des Schlusses der Neunten Symphonie? Brüder überm Sternenzelt.. Und die Melancholie des Burlafenliedes, die Efftatif des Borbeters in der Synagoge, die Wollust des Geigers im Tanzpalast, der rhythmische Schwung des Sängers in der Kneipe, und Weisheit und Bändigung: fie sind in der Beistung des Mannes, der das gewaltige Orchester mit bem leichten Druck, dem faum merkbarem Wint seines Stabes und mit der Gewalt feines formenden Willens zum Leben zwingt.

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Musif ist alles: Erhebung über Nöte des Daseins in eine Sphäre der reinen Erlösung, und Musit ist die Luft der Sinne, baß fie aufbraufen und überschäumen und sich selbst im Rausch zer stören. Aber unbegreifliches Phänomen: so weit entfernt dieses ewig Jenseitige und das rohefte Diesseits von einander find, es geschieht, baß das Blut zu Geist und Geist zu berauschendem Blut wird

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Ein dämonischer Augenblid und die Erhöhung des Gefärms einer Jazzbande reißt deine Geele ins Unermeßliche, und der tanzende Stehgeiger tobt in der Beseffenheit des Gottes. Nur weil der Auf. Ichwung so furz ist, die rauschhafte Minute verfliegt und tobenbe Schlaffheit allzubald die rasch erblühte Seligkeit entleert, glauben wir nicht an die Wirklichkeit der Erfüllung. Und doch wirkt diefelbe Triebfraft in den Fontänen von Seligkeit, die fich im Tanzsaal über uns ergießen, wie in der heiligen" Kunst: in der Leistung des Stünftlers, der alle Hemmungen der Technik überwunden hat, um das Wesentliche in Freiheit fagen zu fönnen.

Bielleicht ist es nur ein fleiner anatomischer Unterschieb im Gehirn, eine Frage der Behartlichkeit. ter Arbeitszähigkeit, die den Meister von dem fleinen Bruder Muifer unterscheidet, der nur minutenlang( und vielleicht nur, weil seine arme Seele von Alkohol und Liebe gespannt ist) das Ewig- Eine erfühlt und aus sich tönen läßt.

Entdeckung unserer götterlosen Gegenwart: daß die Grenze, die vergangene Generationen haarscharf und streng zwischen dem heiligen Land der Kunst und dem Lustgarten des Bergnügens gezogen haben, fließend ist; daß in dem Schnelligkeitstaumel der Motoren, in der legten Kraftleistung der Muskel und in jeder Steigerung deines Seins der gleiche bebende Rhythmus schwingt wie in der Erhöhung der Kunst.

Auch in der soeben abgeschlossenen Tagung des Parteirates der christlich- demokratischen Partei flagten die Redner über die gefähr liche Isolierung Polens   und seine Bedrohung von Osten und von Westen. Dazu komme noch die fühle Zurüdhaltung der baltischen Staaten. Korfanty   äußerte sich ebenso pessimistisch über die wirtschaftliche Lage Bolens. Korfanty   fordert sofortige wirtschaftliche Berständigung mit ben großen Nachbarländern. Polen   sei in Gefahr, in wirtschaftlicher Hinsicht in eine fatastrophale Lage zu geraten", was besonders in den Grenzgebieten wie Oberschlesien   unberechenbare Folgen nach fich ziehen müßte".

and und Wird Wilna   Festung? Wilna  , 11. Januar.  ( DE.) Aus Wilna   eingetroffene Litauer berichten, daß die Polen   eifrig an der Befestigung Wilnas arbeiten. Wilna   foll angeblich in eine Festung verwandelt werden mit 4 Forts, 2 auf jedem Ufer der Wilja.

Ermordung eines Faschistenführers.

Signal für neue Schandtaten?

Rom  , 11. Januar.  ( WIB.) In einem Orte in der Provinz Piacenza   wurde der faschistische Sekretär Cochotto nach einem Streit mit zwei Sozialisten auf seinem Heimwege durch zwei Gewehrschüsse getötet. Die Täter find entflohen.

Faschistischer Größenwahn.

Rom  , 11. Januar.  ( WTB.) Der Generalsekretär der faschistischen Partei gibt bekannt, daß die faschistische Partei nur die faschistischen Studentengruppen anerkenne, die allein autorisiert seien, die italienischen Studenten auf inter  nationalen Beranstaltungen und in ihren Beziehungen zu anderen Studentenverbänden zu vertreten.

Ueber Italien hinaus haben die Oberbanditen Mussolinis noch nicht zu befehlen; solche Organisationen, die sie als alleinberechtigt erklären, sind bei den zivilisierten Menschen schon von vornherein abgemeldet.

Sicherung des Arbeitsfriedens.

Vorschlag Arthur Hendersons.

London  , 12. Januar.  ( EP.) Der Arbeiterführer Arthur Henderson   sprach in Faltirt u. a. über die Notwendigkeit bes industriellen Friedens. Er machte den Vorschlag, daß der Premier­minister den Sprecher des Unterhauses beauftragen möge, eine Konferenz zwischen Bertretern der Gewerkschaften und der Unternehmer einzuberufen. Er erachtet die Frage für reif, eine ständige nationale Behörde einzusetzen, die Vorschläge zur praktischen Regelung der Beziehungen zwischen Unternehmern und Arbeitern machen soll. Dieser Vorschlag Hendersons beruht auf den Arbeiten eines Romitees vom Jahre 1919, das vom Premier­minister Lloyd George   eingefeßt worden war, deffen Empfehlungen aber unter den Tisch fielen.

Rainer Maria Rilke   zum Gedächtnis. Dem fürzlich verstorbenen Dichter widmete in der Buch- und Kunsthandlung Reuß und Pollad Mary Schneider   Braillard eine Stunde des Gedenkens. Paul Balerys und Artur Silbergleits Verse an den Toten, Riltes, Selbstbildnis", seine Dichtung Tod des Dichters" begannen den Abend als feierliches Requiem. Dann gestaltete Mary Schneider   das Werk Rilkes, an wenigen, doch mit großer Liebe und großem Berstehen ausgewählten Werfen. Die Frauen, die toten und boch fo lebendigen Dinge, die Mufit, den großen Dreitlang im Leben biefes Dichters, das so sehr wie faum je ein anderes auf die Harmonie der Schönheit abgestimmt war, ließ fie einer andächtigen Hörerschar ertönen. Mit einer Eindringlichkeit, die man Besessenheit nennen fönnte, wenn diefes Wort einem Rilte- Abend nicht gar so fremd bleiben würde, formte sie die Verse nach, ihren flingenden Melodien ganz hingegeben und doch so, daß man über der Musik der Worte nie ihren Inhalt vergaß. Auch von den legten, in französischer Sprache geschriebenen Dichtungen Rilles hörte man einige. Sie waren voll Schönheit wie alle seine Verse, ein menig müder, älter nur. Wohl auch nicht ganz so intensiv ihn selber wiederklingend wie feine deutschen, doch sicher wert, gehört und geliebt zu werben.

Les.

Reichsvollskunftausstellung. Bekanntlich plant der Reichskunft­wart eine Reichsvollsfunstausstellung, die im ganzen Reiche gezeigt werden foll. Die Borbereitungen für die Ausstellung, die von dem Reichskunftwart Dr. Rebslob getroffen werden, find foweit gebiehen, baß die notwendigen Unterlagen, namentlich über die Höhe der er­forderlichen Mittel usw. in den nächsten Wochen dem Reichstag zu­gehen können.

daß die llebertragung von finematographischen Filmen auf draht­Drahtlose Filmübertragung. Times" meldet aus New York  , lofem Wege eine vollendete Tatsache sei. Dies sei von einem Mit­glieb des Instituts für Radiotechnit in New York Dr. Alexanderson bargetan worden. Mit einem einfachen Apparat habe er auf draht­losem Wege einen Film auf die Leinwand projiziert, der ihn selbst im Gespräch mit Freunden darstellt.

Moderne Kunst und Kunfibefrachtung ist das Thema zweier Licht­bildervorträge, die Brof. er m. Sandluhl auf Einladung der Bo 118. bühne bält. Die erste Veranstaltung findet am Sonnabend, den 15.; abends 8 Ulbr, im Hörsaal des Stunstgewerbemuseums, Prinz Albrechtstraße 7a, statt.

Jm Kaifer- Friedrich- Mufeum beginnt Dr. B. Daum, Dezernent für unit im Bolizeipräsidium, am 16., vorm. 10-11%, Uhr, eine Bortrags­folge von fünf Doppelstunden über die Meisterwerke der Malerei und Plafil.

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Eine Ausstellung von Schülerarbeiten des Kant- Realgymnasiums in Karlshorst   und des Bahn Realgymnasiums in Lichtenberg  , ber Klassen des Malers und Beichenlehrers Sugo andel ist vom 17. ab in der Kunstausstellung Der Sturm", Potsdamer Str. 134a, zu sehen.. Berner neue Aquarelle und Zeichnungen von Hugo Scheiber  - Budapest  .

Der Ball des Tichechoslowakischen Silfsvereins findet Sonnabeod, den 45. d. M., im Hotel Kaiserhof statt.